223
steuern zahlte Sachsen an Preußen noch 1 Million
Thaler, tritt der Convention von Hannover bei, stellte
alle gegen Preußen verfügte Handelsbedrückungen ab,
sichert den Preußen die richtige Zahlung ihrer in der
sächsischen Steuer stehenden Capitalien und erhält die
protestantische Religion aufrecht. Noch sollte die Stadt
Fürstenberg nebst Schidlo und dem Oderzoll gegen
Entschädigung abgetreten werde, doch unterblieb dieses. Das
waren die Bedingungen des Friedens, der am 25. Decem-
der zu Dresden geschloffen wurde. So wurde der kurze
Krieg beendigt, der unnützer Weise begonnen und Sachsen
mehrere Tausend Menschen und 5 bis 6 Millionen gekostet,
ohne den mindesten Vortheil zu gewahren.
Kaum war der Friede hergestellt, als Brühl das
sächsische Heer an England überlassen wollte; doch
vermittelte es der Marschall won Sachsen, daß Kur-
sachsen neutral blieb, während Frankreich drei Jahre
lang jährlich zwei Millionen Franken zahlte. Dieses Ab-
kommen gab Gelegenheit zu einer näheren Verbindung mit
Frankreich, deren Folge die Vermählung des Dauphin
(Kronprinzen) von Frankreich mit König August's Ii.
Tochter Maria Josephe i. I. 1747 war, aus welcher
Ehe die drei Könige Ludwig Xvi. Ludwig Xviii.
und Karl X. entsproßen sind. In dem nämlichen Jahre
vermählte sich der Kurfürst Maximilian Joseph von
Bai ern mit der sächsisch en Prinzessin Maria Anna,
und gleich darauf der Kurprinz Friedrich Christian
von Sachsen mit der Prinzessin Maria Antonia von
Baiern, der Tochter Kaiser Kar l's Vii. Diese Vermäh»
lungen gaben wieder die erwünschten Gelegenheiten zu einer
Reihe der prunkvollsten Hoffeste, deren Kosten sich auf Mil-
lionen beliefen, die, da die Staatskassen leer waren, durch
Anleihen und Verpfandungen aufgebracht werden mußten.
So verderblich wie Brühls Politik dem Kurstaake
war, eben so unheilvoll war sein Staatshaushalt. Sein
Dichten und Trachten ging allein darauf, sich bei seinem
Herrn in Gunsten zu erhalten und für den unermeßlichen
Aufwand des Hofes und für seine eigene ungeheuere Ver?
schwendungen Geld zu erpressen; daß er dadurch den Staar
zu Grunde richtete, kümmerte ihn nicht. Damit dem Kö«
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Josephe Maria Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X Karl Maximilian_Joseph_von
Bai Maximilian Maria_Anna Maria Friedrich_Christian
von_Sachsen Friedrich Maria_Antonia_von
Baiern Maria Brühls
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hannover Dresden Sachsen England Sachsen Frankreich Frankreich Frankreich
247
Theodor einen Tausch für B a i e r n an und bot ihm da-
für die östreichischen Niederlande mir Ausnahme
von Namur und Luxemburg an. Der Kurfürst war
es zufrieden, auch hatte Oestreich die Genehmigung Ruß-
lands und Frankreichs dazu erhalten. Abermals trat
aber Friedrich der Große dagegen auf und vermochte
durch seine nachdrücklichen Erklärungen den Kaiser, von
seinem Tauschplane abzustehen. Damit aber dergleichen
Ländertausche und überhaupt keine weitere Beeinträchtig-
ungen deutscher Fürsten von Seiten des Kaisers künftig
mehr stattsinden möchten, schloß der König Friedrich mit
Kursachsen und Kurbraunschweig am 23. Juli
1780 den deutschen Fürstenbund und jedes dieser drei Kur-
häuser verpflichtete sich zur Aufrechthaltung der deutschen
Verfassung, zur Stellung von 120,000 Mann zu Fuß und
3,000 Mann zu Pferd, auch nach Befinden noch mehr,
wenn eine Verletzung der Verfassung stattsinden und durch
friedliche Vorstellungen nicht beseitigt werden sollte. Diesem
Fürstenbunde traten auch die Herzoge von Sachsen, von
Zweibrück en, Braunschweig, Mecklenburg, der
Markgraf von Ansbach, der Landgraf von Hessen-
Ea sse l und der Kurfürst von Mainz bei. Zweimal,,in
den Jahren 1790 und 1792 verwaltete Kurfürst Fried-
rich August bei Erledigung des Kaiserthrons das Reichs-
vicariat, wobei er mit vielem Nachdruck seine Rechte geltend
machte. Bei der 1790 zwischen Oestreich und Preu-
ßen herrschenden Spannung wegen des Türkenkrieges be-
hauptete Kurfürst August die bewaffnete Neutralität. Die
Rüstung verursachte freilich einige Kosten, war aber noth-
wendig, um nicht wehrlos zu seyn, wenn eine oder die an-
dere der streitenden Mächte ein Bündniß hätte erzwingen
wollen. Der Vertrag zu Reichenbach am 27. Juli
1790 endigte diese Besorgnisse.
Kaum war diese Angelegenheit beseitigt, als in Kur-
sachsen Bauerunruhen ausbrachen, die großes Aufsehen
machten und um so unerwarteter kamen, als gerade in
Sachsen das Volk von jeher als ruhig und wohlgesinnt
bekannt war und nie eine Neigung zu Widersetzlichkeit und
gewaltsamer Selbsthilfe gezeigt hatte. Die Veranlassungen
dazu waren folgende. Wie die mehrsten seiner Vorfahren
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich August August
282
Staatsminister von der Reck und der Generalmajor von
Gaudi bekannt machten, daß Preußen, einverstanden
mit Rußland u. Oestreich, Sachsen in Besitz neh-
men würde. Ein leidiger Trost war die Versicherung, daß
Sachsen seine Gerechtsame und Ungetrenntheit behalten und
nie in eine bloße preußische Provinz verwandelt werden
sollte. Wie sehr sich die preußische Landesverwaltung
auch bestrebte, durch Schonung und Milde die Herzen der
Sachsen für sich zu gewinnen, so minderte das die Trauer
des Volkes um den geliebten Landesherrn und über den
Verlust der Unabhängigkeit des Vaterlandes nicht, und die
Anstrengungen, die Napoleons Rückkehr von Elba
nöthig machten, als die Ausrüstung 6 neuer Landwehrregi-^
menter und ein Zwangsanlehn von - Million Thlr. zur
Einlösung der ausgestellten Steueranweisungen, erschienen
nur um so drückender. Alle öffentlichen Aeußerungen der
Sehnsucht seines Volkes nach seinem Könige, alle Bitt-
schriften und Deputationen an die Monarchen und an den
Eongreß zu Wien wurden verhindert, eine Deputation
der Stande an den Kaiser Alexander ward mit Un-
willen zurückgewiesen und auch eine Bittschrift des Heeres
ungnädig ausgenommen und der von allen Sachsen hoch-
geehrte General Le Coq im Frühjahr 1815 nach Sachsen
abgerufen und in eine Festung verwiesen. Als endlich eine
Theilung Sachsens in Vorschlag kam und in Folge der-
selben das Heer getheilt werden sollte, was doch, da die
Theilung noch keineswegs geschehen, voreilig war, so ent-
stand in dem sächsischen Heere deshalb ein Aufstand.
Die sächsischen Krieger, die in Lüttich standen, wurden
von überlegener preußischer Macht umzingelt, entwaff-
net, 6 Grenadiere und 1 Tambour herausgenommen und
erschossen.
König Friedrich August hatte unterdessen in Ber-
lin und Friedrichsfelde sein Unglück mit Muth und
Würde ertragen und alles angewandt um zu seinem Rechte
zu gelangen. Er hatte sich an die Höfe von Paris und
London und an den Wiener Eongreß gewendet und
mit großem Nachdrucke der Besitznahme seines Landes wi-
dersprochen. Eine Entschädigung, die ihm am Rhein und
in Westphalen geboten wurde, wies er standhaft zurück,
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleons Alexander Alexander Friedrich_August Friedrich August Muth
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsen Napoleons Elba Wien Sachsen Sachsen Sachsens Ber- Friedrichsfelde Paris London Rhein
75
Fünfzehntes Capitel.
Das Herzogthum, auch später Kurfürstenthum
Sachsen unter der Herrschaft des Hauses
Aöcanien.
Graf Bern ha rd von Aöcanien hatte nach Hein-
richs des Löwen Sturz i. I.. 1128 zwar den Titel
eines Herzogs von Sachsen und den eines Erzmar-
schalls erhalten, allein es waren damit keine Länder ver-
bunden, und es blieb ungewiß, welche Gebiete das neue
Herzogthum Sachsen ausmachen sollte. Nach Bern-
hards Tode 1211 theilten seine beiden Söhnen sich in
seine Länder, der älteste, Heinrich, nahm die As ca Ni-
schen Erbländer, Al brecht der jüngere erhielt den Her-
zogstitel mit dem Erzmarschallamte und das Gebiet
an der Elbe, den Wittenberger Kreis, welches nach-
mals der Kurkreis hieß. Von der Zeit ist dieses Gebiet
stets für das eigentliche Herzogthum Sachsen gehalten
worden. Lauenburg war, als die Ascanischen Brü-
der theilten. im Dänischen Besitz, und kam, nebst der
Lehnshoheit über Nordalbingen, 1227 nach der Nieder-
lage der Dänen bei Bornhoerede an das Herzogthum
Sachsen.
Nach Herzog Alb rechts I. Tode 1260 theilten des-
sen beide Söhne; Albrecht Ii. nahm Wittenberg,
Johann Lauenburg, Beide stifteten besondere Linien,
Beide führten den Herzogstitel und übten die Lehnshoheit
über die sächsischen Grafen gemeinschaftlich. Auch er-
warben sie zusammen die Burggrafschaft Magdeburg,
zu welcher große Rechte und Einkünfte und beträchtliche
Besitzungen gehörten.- In der Folge besaß aber die Linie
Sachsen-Wittenberg allein das Burggrafthum, auch
brachte Albrecht Ii. 1290 die Grafschaft Brene an
sein Haus. Unter Rudolf I , dem Sohne und Nach-
folger Albrecht Ii. (reg. von 1298 — 1356) erhob sich
1308 ein Streit wegen des Kaiserwahlrechts zwischen bei-
den herzoglichen Linien. Bis dahin hatte es Wittenberg
geübt, nun wollte Lauenburg es auch handhaben, wurde
l
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Albrecht_Ii Albrecht Johann Albrecht_Ii Albrecht Rudolf_I Rudolf Albrecht_Ii Albrecht
264
I?n mit 2 Millionen 319,396 Seelen enthielt und spater
noch durch Abtretungen von Oestreich und Preußen
vergrößert wurde. Dieses neue Herzogthum war durch den
Krieg und die großen Schenkungen an französische
Marschalle völlig ausgesogen, und die Einkünfte, die dem
König als Herzog von Warschau zugewiesen waren,
hat er wohl nie völlig bezogen. Die Erwerbung des
cottbußer Kreises war ein offenbarer Verlust, denn durch
die Abtretung des Amtes Gommern, Ramis und
Elm enan, die Grafschaft B ar b y mit Ausnahme von
Walternienburg, das ganze sächsische Alansfeld
mit Ausnahme von Artern, Vockstadt und Born-
stadt und das Miteigenthum an der Grafschaft Tref-
furt und der Vogtei Dorla, verlor die sächsische
Staatskaffe an 60,000 Thlr. Einkünfte. Die Theilnahme
an der Schutzherrschast über Danzig gewährte nicht nur
keinen Vortheil, sondern mußte auch Sachsen in unange-
nehme Weiterungen mit Preußen bringen. Der einzige
wesentliche Vortheil für Sachsen waren die zollfreien
tandelsstaaten durch das preußische Gebiet zwischen
achsen und Polen. Schon gleich nach Abschluß des
Friedens von Tilsit, vom 13.bis22.Juli, erschien Napo-
leon zu Dresden, und ihm zu Ehren wurde der Orden
her Nautenkrone gestiftet. Vom 11. November bis 27.
December war Friedrich August selbst in seinem neuen
Herzogthum, um die Huldigung zu empfangen. Früher
schon am 2. October 1807 waren alle deutsche Beamte
7000 an der Zahl, der Stellen beraubt worden und dem
unglücklichen Preußen zugewendet worden. Friedrich
August handelte nicht aus eigenem Antriebe so hart, er
war durch den Ariedensschluß und die Verfassung des Her-
zogthums dazu gezwungen worden.
Wie uneigennützig Friedrich August sein neues
Herzogthum verwaltete, geht daraus hervor, daß er nicht
das Mindeste von den ihm ausgesetzten 7 Millionen nach
Sachsen zog, sondern aus eigenem Vermögen fast 5 Mil-
lionen dem warschauer Staatsschatz vorschoß, und end-
lich sogar 2^ Millionen polnischer Gulden aus den
sächsischen Staatskassen nach Warschau sandte, die
erst sein Nackfolger ersetzt erhielt. Eine feindselige Maßre-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
245
Preußen an, doch ohne seine selbstständige Stellung dadurch
auf zu geben. Dazu wurde er durch einen Freundschafts»
dienst bewogen, den Friedrich der Große von Preußen
ihm erwies, denn dieser zeigte ihm geheime Umtriebe an,
die gegen den Kurfürsten an seinem eigenen Hofe ange-
sponnen wurden, auch fühlte Friedrich August sich
von Achtung für den großen König durchdrungen, dessen
Regierung ein Muster von Gerechtigkeit und Weisheit war.
Auch die Vermählung des Kurfürsten mit Maria Au-
guste Amalie, Schwester des Herzogs Karl von
Zwei brücken im Jahr 1769 gab später zu einem innige-
rem Anschlüsse an Preußen die Veranlassung. Uebrigens
war Sachsens Stellung als norddeutscher Staat dazu
geeignet, mit Preußen ein freundschaftliches Benehmen
zu unterhalten. Bald fand sich aber auch eine wichtige
Veranlassung zum Bündnisse zwischen Preußen und
Sachsen.
Am So. December 1777 war der Kurfürst Maximi-
lian Joseph von Baiern kinderlos gestorben und sein
rechtmäßiger Nachfolger der Kurfürst Karl Theodor von
der Pfalz geworden. Diesem war aber, da er selbst,
keine Nachkommen hatte, wenig an der Erbschaft gelegen,
und er sträubte sich also nicht dagegen,, als Oestreich
unter einem nichtigen Vorwände das ganze Kurfürstenthum
Baiern in Besitz nehmen wollte. Dadurch aber wurden
nicht nur die Rechte des Reichs und das Erbrecht des Hau-
ses Zweibrücken verletzt, sondern auch das Gleichgewicht
im Reiche aufgehoben, und Oestreich's Macht auf eine
gefährliche Weise vergrößert. Preußen lehnte sich dage-
gen auf und da Oestreich seine Ansprüche auf Baiern
nicht aufgeben wollte, so rüstete König Friedrich um das
Erbrecht des Herzogs von Zweibrücken mit den Waf-
fen in der Hand zu vertheidigen. Kursachsen hatte
Forderungen auf die Allodialherrschaft des verstorbenen
Kurfürsten von Baiern, dessen Schwester, Maria An-
tonia, August's Mutter war, die ihre Ansprüche an
ihren Sohn abtrat. Dieser hätte, um den Krieg zu ver-
meiden, gern seinen Ansprüchen entsagt, und wtrklich bot
er auch dem Kaiser Joseph die Neutralität an; der for-
derte aber freien Durchzug durch Sachsen, die Verrwn-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_August Friedrich August Maria Maria Amalie Karl_von
Zwei Karl Joseph_von_Baiern Karl_Theodor Karl Oestreich Friedrich Friedrich Maria_An- Maria Joseph
251
26. December 1805 der Kampf zwischen Oe streich und
Frankreich geendigt worden war, erfolgte die völlige Auf-
lösung des deutschen Reichs, indem der Kaiser Napo-
leon am 12. Juli 1806 den Rheinbund stiftete und
am 6. August Kaiser Franz 11. die deutsche Kaiserwür-
de niederlegte. Preußen war schon vorder Stiftung des
Rheinbundes mit Frankreich, welches sein Gebiet
verletzt hatte, in Mißverständnisse verwickelt worden, die
durch die Stiftung des Rheinbundes noch vermehrt wur-
den. Preußen beabsichtigte einen ähnlichen Bund im
nördlichen Deutschland zu stiften, wozu auch Kursach-
scn gehören sollte. Da Frankreich diesem Bunde aber
Hindernisse in den Weg legte und auch außerdem feindseli-
ge Schritte gegen Preußen that, so rüstete sich diese
Macht zum Kriege. Sachsen war durch seine Lage ge-
zwungen, sich an Preußen anzuschließen und 22,000
Mann zu dem preußischen Heere, welches unter dem
Befehle des Fürsten Hohenlohe in Thüringen stand,
stoßen zu lassen. Der Kampf wurde damit eröffnet, daß
der Großherzog von Berg am 8. October den Uebergang
über die Sale bei Saalburg erzwang und die dortste-
henden Preußen und Sachsen zurückwarf. Am folgen-
den Tage mußte sich der preußische General Tauen-
zien, der von den Franzosen umgangen war, mit groß-
ßem Verluste bei S chle iz an der Spitze von 6,000 Pr eu-
ßen und 3,000 Sachsen durchschlagen. Am 10. Octo-
der verlor der Prinz Ludwig von Preußen gegen die
Marschälle Lannes und Augereau bei Saalfeld Sieg
und Leben. Das preußische Heer war nun in allen sei-
nen Stellungen umgangen und verlor am 14. October die
Doppelschlacht bet Jena und Auerstadt, wodurch das
ganze nördliche Deutschland in die Hände der Sieger
siel. In dieser Schlacht geriethen 6000 Sachsen in
französische Gefangenschaft, die übrigen wurden zer-
sprengt. Früher schon hatte Napoleon einen Aufruf
an die Sachsen erlassen, daß sie von Preußen sich
trennen und mit ihm sich vereinigen sollten, jetzt entließ er
.die sächsischen gefangenen Offiziere und Soldaten nach
dem Versprechen, nicht gegen ihn zu dienen, in ihre Hei-
math und ließ dem Kurfürsten die Neutralität anbieten.
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Extrahierte Personennamen: August Franz Franz Ludwig_von_Preußen Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheinbund Rheinbundes Frankreich Deutschland Frankreich Sachsen Saalburg Sachsen Sachsen Saalfeld Jena Deutschland Sachsen
294
Haushaltes, das wurde aber abgeschlagen. Eine Bitte um
Beschleunigung der allgemeinen Gesetzgebung wurde auf die
Zukunft verwiesen. Noch bewilligten die Stande 60,000
Thaler zu einem neuen Universitätsgebäude und 30,000
Thlr. zu einem Denkmal für Friedrich August. Der
Landtag hatte im Ganzen wenig bewirkt, doch vieles Noth-
wendige zur Sprache gebracht. Das Schulwesen blieb nicht
unberücksichtigt; eine Verordnung vom 4. Juli 1829 betraf
die Vorbereitungen der Studirenden zur Universität und
schrieb strengere Prüfungen vor. Die längst geforderte Ver-
besserung der Universitätsverfassung erfolgte, das Vermögen
der Universität wurde festgestellt, eine Behörde zu Entwerf-
ung einer neuen Verfassung niedergesetzt und die Verwal-
tung des Universitätsvermögens den Professoren abgenommen
und einer besondern Behörde zugewiesen.
Wenn in der Wissenschaft und Kunst ein erfreuliches
reges Leben herrschte, so wurde dagegen der zunehmende
Verfall des Handels höchst beunruhigend. Die Grenzen
wurden durch die Nachbarn immer mehr gesperrt, daher
nahm der Transito- und Großhandel immer mehr ab, die
Leipziger Messen wurden immer schlechter, die Gewerbe
sanken, und schon singen viele Voigtländer auszuwan-
dern an. Die Regierung blieb dabei nicht unthätig, sie
ermäßigte das Wegegeleite jährlich um 40,000 Thlr. baute
für 180,000 die Muldenbrücke ohnweit Wurzen und zog
Fabrikherrn und Kaufleute zu Berathungen der Commer-
zien-Deputation, die unter von Lindenau's Vorsitz
nichts unversucht ließ, den Handel wieder zu heben. Um
ihm eine größere Ausdehnung zu gewinnen, schloß Sach-
sen im September 1828 mit Hannover, Kurhessen
den 4 ernestinischen Linien, Braunschweig, Hes-
sen-Homburg, Nassau, Oldenburg, Reuß,
S chwarzburg - Ru dvlsta dt und den freien Städ-
ten Bremen und Frankfurt einen Handelsverein bis
zum 31. Dec. 1834 zum möglichst freien Verkehr sowohl
im Innern unter den Vereinsstaaten, als nach Außen.
Allein dieser Verein zeigte sich bald unzulänglich, da er
durch zwei andere beschränkt wurde, weshalb denn auch die
Regierung nach sorgfältiger Erwägung der Landesinteresten
Anstalten traf, um wegen eines Handelsverkehrs mit Preu-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August
Geographie von Sachsen.
Unser Vaterland heißt Sachsen und liegt ziemlich in der Mitte
von Deutschland. Gegen Morgen oder Ost grenzt es an Preußen
und Böhmen; gegen Mittag oder Süd an Böhmen; gegen Abend
oder West an Preußen, an Weimar, an Altenburg und an die Reu-
ßischen Lande; gegen Mitternacht oder Nord an Preußen. In
der Länge, d. h. von Morgen nach Abend, hat es höchstens 30, und
in der Breite, d. h. von Mitternacht nach Mittag, höchstens 20
Meilen. Im Ganzen beträgt es 271 Quadratmeilen. Unter einer
Quadratmeile versteht man eine Fläche Land, die eine Meile lang und
eine Meile breit ist. Sachsen ist von der Ostsee 40, von der Nordsee
50 und von dem adriatischen Meere 68 geographische Meilen entfernt.
Bis zum Jahre 1815 war unser Vaterland um die Hälfte größer
als jetzt. Denn als unser verstorbener König Friedrich August
nach der Schlacht bei Leipzig den 19. Octbr. 1813 von den Russen,
Preußen und Oesterreichern gefangen worden war, kehrte er zwar zu
seinem Volke am 7. Juni 1815 zurück, allein er hatte die Hälfte seiner
Besitzungen verloren und an den König von Preußen abtreten müssen.
Gegenwärtig wird Sachsen in 4 Kreis-Directionen getheilt,
nämlich in die zu Bautzen, zu Dresden, zu Leipzig und zu
Zwickau. Die letzteren drei Kreis-Directionen nennt man die
Kreislande oder die alten Erblande, weil sie von Alters her
als ein Erbe auf die sächsischen Regenten übergingen. Die Bautzener
Kreis-Direction oder Oberlausitz heißt ein nicht vereinigtes Land,
weil sie erst 1635 im 30jährigen Kriege von Oestereich an Sachsen
kam. Wie fruchtbar Sachsen sei, welche Berge und Flüsse, welche
Städte und Dörfer, welche Fabriken und Manufacturen, welche
Products und Kunstsachen, welche treffliche Anstalten es habe, das
werden wir hören, wenn wir uns mit den einzelnen Theilen des Landes
genauer bekannt machen werden.
Die Zahl der Einwohner bestand nach der Volkszählung von
1661 in 2,225,240, und man rechnet auf
die Dresdener Kreis-Direction 583,213 Seelen
die Leipziger „ „ 506,294 „
die Zwickauer „ „ 827,245 „
die Bautzener „ „ 308,488 „
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August
Geographie von Sachsen.
tlnfci Vaterland heißt Sachsen, das ziemlich in der ,
Mitte von Deutschland liegt. Gegen Morgen oder Ost
grenzt es an Preußen und Böhmen; gegen Mittag oder
Süd an Böhmen; gegen Abend oder West an Preußen,
an Weimar, an Altenburg und an die Reußischen Lande-
gegen Mitternacht oder Nord an Preußen. In der
Lange, d. h. von Morgen nach Abend, hat es höchstens
30 und in der Breite, d. h. von Mitternacht nach Mit-
tag, höchstens 20 Meilen. Im Ganzen beträgt cs 271
Quadratmcilen. Unter einer Q-uadratmeile versteht man
eine Fläche Land, die 1 Meile lang und 1 Meile breit ist.
Bis zum Jahre 1815 war unser Vaterland um die
Hälfte größer, als jetzt. Denn als unser verstorbener
König Friedrich August nach der Schlacht bei Leipzig
den 19. Octobcr 1813 von den Russen, Preußen und
Oesterreichern gefangen worden war, sp kehrte er zwar zu
seinem Volke am 7ten Juni 1815 zurück; allein er hatte
die Hälfte seiner Besitzungen verloren und an den König
von Preußen abtreten müssen.
Gegenwärtig zählt Sachsen nur 5 Kreise, nämlich:
1) die Oberlausitz, 2) den Meißner, 3) den Leip-
ziger, 4) den Erzgebirgifchen und 5) den Voigt-
ländischen Kreis. Die 4 letzteren Kreise nennt man
die Kreis lande oder die alten Erblande, weil sie
von Alters her als ein Erbe auf die sächsischen Regenten
übergingen. Die Obcrlausitz heißt ein nicht vereinigtes
Land, weil sie erst 1635 im 30jährigen Kriege von Oester-
reich an Sachsen kam. Wie fruchtbar Sachsen sey, welche
Berge und Flüsse, welche Städte und Dörfer, welche
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August