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1. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 36

1912 - Breslau : Hirt
36 B. Landschaftsgebiete. § 96—98 3. Das Erzgebirgische Becken. § 96. Gebiet. Die Behandlung des Erzgebirgisch en Beckens oder des Zwickau-Chemnitzer Kohlengebietes, wie man diese Landschaft nach ihrem heutigen Zustande treffender auch bezeichnet, rechtfertigt sich durch die gesonderte geologische Stellung dieses Gebietes und durch die wichtige wirt- schaftliche Bedeutung, die es infolge seines Kohlenreichtums durch die hierauf beruhende Industrie erlangt hat. Es wird vom Erzgebirge und Vogtlande sowie vom Sächsischen Berglande ein- geschlossen und besitzt die Gestalt eines Hornes, dessen Spitze bei Hainichen liegt und dessen Basis etwa durch die Landesgrenze von Meerane bis Werdau bestimmt ist. Die Linie Hainichen—frankenberg—ehemnitz—lichtenstein—zwickau bildet die Achse dieses Beckens. § 97. Oberflächenform. Auf einer physikalischen Karte Sachsens hebt sich diese Landschaft nicht als eine besondere Einheit heraus. Sie stellt eine von 8 nach N abfallende, im Mittel 400 m hohe Fläche ohne bedeutende Berge oder Felsbildungen dar. Zwischen den weiten Taleinschnitten der Pleiße, Zwickauer Mulde, Chemnitz und Zschopan, die dies Gebiet durchfliehen, wölben sich rundliche, wellige Rücken, die oft größere oder kleinere Waldbestände tragen. Das Zschopautal ist am Harrasfelsen eng und steilwandig und hier, wie beim Schlosse Lichtenwalde, landschaftlich besonders schön. § 98. Erdgeschichtlicher Aufbau. Durch gewaltige Pressungen und ungeheuren Druck wurden einst die Ränder dieses Ee- bietes aufgewölbt, eine lang- gestreckte Mulde entstand, in der große Schollenver- schiebungen und starke Zer- trümmerung der Gesteine ein- traten. Der Grund dieser Mulde liegt bei Zwickau tiefer als 1000 m. In dieses Becken er- gössen sich nun große Wasser- mengen, die am Abfluß ge- hindert waren. Viel Schlamm, Sand, Geröll und sehr viele Pflanzenreste, besonders der damals üppig wuchernden Schuppen- und Farnbäume, brachten sie mit. Dieses Pflanzenmaterial wurde von Schlamm und Sand zugedeckt und verfiel der Lerkohlung, deren Resultat die Kohlenflöze sind (Fig. 19). Solche Lorgänge wiederholten sich, weshalb man heute bei Zwickau elf Flözgruppen, getrennt von schwachen Ton- und Sandsteinbänken, antrifft in einer durchschnittlichen Gesamtmächtigkeit von 36 in. Später erfolgte eine neue mächtige Auffüllung durch die Gewässer, die Sand und Geröll aus dem Erzgebirge im 8 und dem Granulitgebirge im X herbeiführten. Die so erzeugte gewaltige Decke des Notliegenden beherrscht eigentlich das ganze Gebiet, und der Ackerboden zeigt daher überall rötliche Farbe. Jlor R 19. Schnitt durch ein Kohlenbergwerk, a Förderhaus, b Schacht, c Füllort, d Stollen, Strecke oder Querschlag. e Mundloch der Seitenstollen. f Flöz. R Rotliegendes. Sch Kohlenschiefer. S Kohlensandstein.

2. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 40

1912 - Breslau : Hirt
40 B. Landschaftsgebiete. § 108—110 22. Aus dem Zwickauer Ä o h l e n g e b i e t. Das Bild zeigt uns Kohlenbergwerke in den Zwickauer folge des Kohlenbergbaues sehr rasch vergrößert haben, ebenso wie Planitz, Bockwa, Schedewitz u. a. Hoch auf große Schächte und Stollen hin, und lange Reihen beladener Eisenbahnwagen lassen die 108. Besiedlung. Bei dem stark ausgeprägten industriellen Charakter des Zwickau—chemnitzer Kohlengebietes ist es klar, daß hier eine sehr dichte Bevölkerung anzutreffen sein wird, die sich stark in Städte zusammen- gezogen hat. Häufig siud die Ortschaften fast miteinander verwachsen und bilden große Jndustriesiedluugeu, wie z. B. in dem Mülseugruud^, einem rechten Seitental der Zwickauer Mulde, wo sich 7 Dörfer mit ungefähr 15000 Einwohnern 15 km lang hinziehen. 109. Zur größten Fabrikstadt Sachsens ist Chemnitz^ geworden, das mit den Vororten fast i Mill. Einwohner hat. In dieser Zentrale der Maschinen- und Textilindustrie befinden sich neben vielen Fachschulen auch die Technischen Staatslehranstalten. Den Mittelpunkt des Kohlengebietes bildet Zwickau^ (Bild 22) an der Mulde mit fast 80 000 Einwohnern. Seine günstige Verkehrslage hat es zum Hauptort des west- lichen Beckens werden lassen. Rundum erheben sich die Fördertürme und Halden der Gruben. Große Vororte umgeben die Stadt Zwickau. So haben z. B. allein Nieder- und Oberplanitz zusammen mehr als 20 000 Einwohner. 110. Zusammenfassung. Das flachwellige Land, das im W Sachsens vom Erzgebirge zum Bergland überleitet und geographisch einen Übergangs- charakter hat, trägt die Zeichen eines ausgesprochenen Industriegebietes. Seine Aohlenfchätze, die hier vor allem Eisen- und Textilindustrie gezeitigt haben, ließen es zur dichtest bevölkerten Gegend Sachsens werden. Sied- lungen mit vielen rauchenden Schornsteinen und Felder beherrschen das Bild. 1 D. i. Nebelgruud. 2 D. i. Steinbachsort. 3 D. i. Ort am Windberg.

3. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 52

1912 - Breslau : Hirt
52 B. Landschaftsgebiete. § 141. 142 141. Nahe der sächsisch-böhmischen Grenze ist unterhalb Tetschen—bodenbach der Elb- umschlagplatz Lande zu großer Bedentnng für den Frachtverkehr geworden. Wich- tiger aber ist der Eröbaer Hafen bei Riesa (Bild 33), der Umschlagplatz für die von Hamburg auf der Elbe nach Sachsen eingeführten Waren*. Dn König-Albert-Hafen bei Dresden, der größte Elbhafen Sachsens, dient dem sehr umfänglichen Güter- verkehr der Residenz-. Auch sind mehrere Winterhäfen vorhanden, in denen die Fahrzeuge bei Eisgang und bei Hochfluten Sicherung finden. 33. Kran am Kai des Elbumschlagplatzes Gröba bei Riesa. Wir blicken auf den Hafen, in den die Mündung des Ueinen Flusses Döllnitz umgewandelt ist. Eben werden mittels des fahrbaren Kranes Waren, die in den großen durch Schleppdampfer gezogenen Frachtkähnen elbaufwärts gebracht wurden, vom Schiff in die Hafenbahn verladen, die nun die Güter ihrem Bestimmungsorte zuführt (Leipzig, Chemnitz). Die Bahnfracht für Getreide ist annähernd doppelt, die für Steine dreimal und für Holz gar fünfmal so hoch wie die Fracht auf dem Wasserwege. 142. Zusammenfassung. Die Sächsische Schweiz gehört zu den Zierden der deutschen Mittelgebirge. Aus weitem Ivaldgebiet ragen die grauen Hels- wände auf, überall bieten die steil abfallenden Helsvorfprünge prächtige Hern- sichten, oft schmückt gelber Ginster oder im Spätsommer blühende Beide die Bänge, enge kühle Gründe, geheimnisvolle Schluchten erschließen sich, und das Silberband der Llbe durchzieht in tiefem, vielgewundenem, oft engem u.ale die Landschaft, selbst belebt mit vielen Fahrzeugen, begleitet vom Schienen- weg, auf dem die Schnellzüge des Durchgangsverkehrs und lange Güterzüge unaufhörlich dahinrollen. fehlen auch die Ruinen und Burgen, so übertrifft doch die Elblandschaft vielfach die Rheingegend durch ihre Lieblichkeit, und die Sächsische Schweiz hat einen außerordentlich starken fremden- und Tou- ristenverkehr. 1 Hier werden jährlich allein gegen 200 000 t Getreide und Mehl und gegen 100 000 t Baumwolle umgeschlagen. 2 1908 kamen auf der Elbe in Dresden 700 000 t Güter (einschließlich Floszholz) an, und 123 000 t gingen ab.

4. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 29

1912 - Breslau : Hirt
§ 76—79 2. Das Erzgebirge. 29 Doch währte das Bild nur wenige Jahrhunderte. Der Ertrag vieler §76. Gruben ließ nach. Die Holzfeuerung der Hochöfen und Hämmer lichtete die Wälder so stark, daß bald kein Brennmaterial mehr in der Nähe war und in- folgedessen die Werke zum Stillstand kamen. Heute finden sich nur noch Reste eines einst regen Betriebes. Die Huthäuser sind verfallen, die Halden mit Vegetation überzogen; kein Hochofen brennt in Sachsen mehr, so daß die Roheisenerzeugung ganz aufgehört hat; Pingen^ zeugen von der Menge des geförderten Erzes (Bild 14), die Hammerwerke ruhen, und der einst bedeutende Frohnauer Hammer bei Annaberg (Bild 13) wird in seiner ursprünglichen Form als ein Rest entschwundener Zeiten erhalten. In Annaberg ruht längst der Bergbau völlig. Um Schneeberg sind noch einige Gruben in Betrieb, die Nickel und Wis mut, vor allem aber Kobalt liefern^. Alten- berg und Zinnwald geben heute noch Zinn, das ja sonst nirgends im Deutschen Reiche vorkommt. Doch ist auch darin die fremde Produktion so bedeutend, daß nur die Wolframerze hier den teilweisen Betrieb lohnen15. Um Johanngeorgenstadt wird noch Wismut gefördert4. Der Silberbergbau liegt heute ganz danieder, vor allem infolge des Sinkens der Preises weshalb 1913 die Förderung auf den staatlichen Gruben um Freiberg, die Silber-, Blei-, Arsen-, Schwefel- und Kupfer- erze liefern, eingestellt werden soll. Vielleicht lassen sich einige Gruben auf dem Kamme des Gebirges auf Uranpecherz ausbeuten, da man aus diesem Erze das kostbare Radium gewinnt. Freiberg bildete stets den Mittelpunkt für den Bergbau und besitzt § 77. Sachsens weltberühmte Bergakademie. Ein 14 km langer Kanal, der Rotschönberger Stollen, führt unterirdisch die Grubenwässer zur Triebisch; die 140m hohe Halsbrücker Esse sorgt für möglichste Be- seitigung der schädlichen Rauch- und Gaswirkungen der Werke. In den Muldener Hütten, deren Betrieb weitergehen wird, verarbeitet man schon seit langem neben den sächsischen Erzen weit mehr ausländische. Hier befindet sich Sachsens Münzstätte. Neben zahlreichen Steinbruchsbetrieben auf Granit und Basalt §78. sind Kalkbrüche z. B. bei Lengefeld zu erwähnen. Bedeutend ist die Zöb- litzer Serpentinsteinindustrie. Die Schieferbrüche bei Lößnitz liefern Dachschiefer, sind aber sehr zurückgegangen, da ausländische Schiefer bevorzugt werden. Industrie und Handel. Mit der Besiedlung des Erzgebirges infolge des § 79. Bergbaues zog auch die Landwirtschaft ins Gebirge ein. Als dann der Berg- bau nachließ und ein Uberschuß an Arbeitskräften vorhanden war, und als die Leiden namentlich des Dreißigjährigen Krieges kamen, mußte zur Industrie übergegangen werden. Natürlich boten sich zunächst die mit den vom Lande gebotenen Schätzen zusammenhängenden Industrien dar. 1 Pingen sind trichterförmige Gruben, die durch den Zusammenbruch eines Berg- werks entstanden sind. Die größten Pingen sind die von Altenberg und Ehrenfriedersdorf. ^ Die Gesamtförderung von Schneeberg belief sich 1909 auf 235 t im Werte von rund 400000 Mark. s Altenberg förderte 1909 25 t Zinn und 32 t Wolframerze. 4 1909 wurden 43 t ausgebracht. 5 Der Durchschnittspreis für 1 kg Silber betrug 1872 173 M, 1909 nur noch 73 M.

5. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 51

1912 - Breslau : Hirt
§ 139, 140 5. Das Elbsandsteingebirge. 51 nach 0 oder W von Pirna ans die Sächsische Schweiz (vgl. § 263). Wurden auch in neuerer Zeit mehrere Kunststraßen angelegt, so führt doch auch jetzt noch keine fahr- bare Straße von Sachsen durchweg im Elbtal nach Böhmen. Die Wichtige Eisenbahnlinie Dresden—bodenbach (Berlin— Wien) begleitet von Pirna an auf dem linken Ufer den Strom, ist aber nur durch viele Felsabsprengungen und den Bau langer Ufermauern aus- führbar geworden. Von Schandau zweigt eine Bahn nach Sebnitz ab, die zahlreiche Brücken- und Tunnelbauten nötig machte. 32. Radschleppdampfer mit angehängten Frachtkähnen auf der Bergfahrt bei Dresden. Die Tragfähigkeit der Frachtkähne liegt zwischen 600 t und 1200 t, kann aber nur bei günstigem Wasserstande voll ausgenutzt werden. Die Zugkraft der Schleppdampfer beträgt 25 000 bis 100 000 Zentner bei 4 Km Mindestfahrgeschwindigkeit pro Stunde stromaufwärts. Die Acttenschlepp- dampfer arbeiten sich an einer über Walzen und Zahnräder rasselnden Kette fort, wähtend die Rad- schleppdampfer durch die Drehung der großen Schaufelräder sich fortbewegen. Die Elbe führt als Wasserstraße zwischen zwei dicht bevölkerten § 140. Ländern einen sehr regen Verkehr herbei. Von Leitmeritz bis Mühlberg, mit Dresden als Mittelpunkt, vermitteln schmucke Personendampfer den namentlich zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz leb- haften Verkehr Die Elbe ist die wichtigste Schiffahrtsstraße des Deutschen Reiches und Hamburg an ihr der bedeutendste Ein- und Ausfuhrhafen für überseeische Waren. Dies kommt auch in dem regen Elbverkehr auf der sächsischen Stromstrecke zum Aus- druck (Bild 32). 1908 kamen in Dresden 16 000 Fahrzeuge (Personen- und Schleppdampfer, Kähne, Flöße) an, und 14000 gingen ab. Über die sächsisch-böhmische Zollgrenze werden jähr- lich auf der Elbe etwa 3 Mill. t Waren zu Tal, i Mill. t zu Berg befördert. Zu Tal gehen hauptsächlich Braunkohlen, Holz, Getreide, Obst und Steine, zu Berg Roheisen, Düngemittel sowie Kolonialwaren. Da die größten Elbkähne bei voller Ladung so viel wie ein Güterzug von etwa 40 Wagen fassen, so ist natürlich die Fracht für den Wasser- weg weit billiger als für die Eisenbahn. * Es werden durchschnittlich jährlich mehr als 3 Millionen Personen befördert. 4*

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 1

1880 - Halle : Anton
J. Are affen Deutschen. 1. Unsere Vorfahren wohnten ursprünglich auf dem Hochlande von Mittelasien. Dort, yn den Abhängen des großen Quergebirges, welches Vorder- und Hinterasien scheidet, saßen sie als Glied des großen arischen oder indogermanischen Völkerstammes und weideten die Hserden. Von da ans sind sie in unbekannter Zeit westwärts gezogen und in Europa eingewandert. Vor ihnen hatten schon drei andre Zweige der Arier denselben Weg eingeschlagen: der eine besetzte die südlichen europäischen Halbinseln Griechenland und Italien; der andere — die Kelten — ließ sich im Westen des Erdtheils (— in Gallien, Spanien und Britannien) nieder; der dritte — die Slaven — blieb im östlichen Europa. Die ihnen folgenden Germanen bewohmeu zuerst den Norden (—Skandinavien und die deutsche Nord - und Ostseeküste) und wandten sich später südwärts. Zur Zeit Christi bewohnten sie das Land zwischen Nord- und Ostsee, Weichsel, Donau und Rhein. Ihre westlichen Nachbarn waren die Kelten, ihre östlichen die Slave«, ihre südlichen die Römer. 2. Deutschland besaß um jene Zeit ein rauhes Klima; die Winter waren lang und hart, die Luft feucht und nebelig. So wenigstens wird uns von den Römern erzählt, denen wir die Nachrichten über unsre Vorfahren verdanken, und auf sie mußte allerdings das Land im Gegensatze zu ihrer warmen, sonnigen Heimath einen unfreundlichen Eindruck machen. Der Boden war sumpfig und mit großen Wäldern bedeckt. Einer derselben soll 9 Tagereisen breit und 60 Tagereisen lang gewesen sein. Die Berge lieferten Eisen und Salz. In den Wäldern wuchsen riesige Eichen, Buchen uno Tannen. Mancher dieser Bäume saßte, zum Nachen ausgehöhlt, wohl 30 Menschen. Neben ihnen reiften allerlei Waldbeeren und wildes Obst. Auf den Feldern wurden Hafer und Gerste, Erbsen, Linsen, Bohnen, große Rettige und Flachs erbaut. Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine, Elennthiere und riesige Auerochsen bevölkerten die Wälder; Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und Gänfe wurden als Hausthiere gezogen.

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. III

1880 - Halle : Anton
Vorwort. Unter „elementarem Geschichtsunterrichte" versteht Verf. denjenigen Geschichtsunterricht, welcher in den Mittel- und Oberklassen der Volksschulen, sowie in den Unterklassen höherer Lehranstalten (— also Schülern von 10—14 Jahren —) ertheilt wird. Welchen Stoff hat derselbe zu verarbeiten? Wenn man bedenkt, daß das Kind als Glied einer Nation nur mit der Nation, in der Nation und für die Nation erzogen werden kann, daß also die allgemein menschliche Bildung, mit der es doch der elementare Unterricht allein zu thun hat, nur in nationaler Form angestrebt werden kann und darf, so wird man des Dichters Wort: „Ans Vaterland, ans theure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen!" getrost auch auf den elementaren Geschichtsunterricht anwenden dürfen — das will sagen: Es muß in demselben die vaterländische Geschichte entschieden in den Vordergrund gestellt werden. Zu diesem Satze machen sich indeß zwei ergänzende Bemerkungen nothwendig. Erstens: „Die partikularistische Strömung, welche vor Wiederherstellung eines einigen deutschen Reichs die meisten Gemüther beherrschte, und der mißverstandene didaktische Grundsatz: vom Einzelnen zum Allgemeinen, vom Nahen zum Entfernten! hat mehr und mehr gewöhnt, die specielle Stammesgeschichte einzeln und gesondert und noch dazu vor der deutschen Gesammtgeschichte zu behandeln." Allein weil nicht die erstere, sondern die letztere, überhaupt nicht das die einzelnen Stämme Scheidende, sondern das sie Einigende unsrer Jugend das Nächste und Verständlichste ist; weil ferner die Einzelgeschichte nur als Glied des Ganzen, nur in lebendigem Zusammenhange mit dem Ganzen faßlich und interessant wird und weil enblich einmal mit vollem Ernst baran gegangen werben muß, deutschen Sinn und deutsches Nationalgefühl zu pflegen — deswegen soll der elementare Geschichtsunterricht mit der d eutschen Geschichte beginnen. Freilich soll die specielle Landesgeschichte nicht vernachlässigt und ignorirt, es sollen die in ihr liegenden bedeutungsvollen Momente gewürdigt und in das rechte Licht gestellt werden; allein dies wird vollkommen zweckentsprechend im Nahmen der deutschen Geschichte geschehen können. Zweitens: Die Entwickelung des deutschen Reichs und die Ge-

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 22

1880 - Halle : Anton
22 trieb ihn aus seinem Vaterlande in dieferne. Sein Erstlingsversuch in Friesland mißlang: seine Wirksamkeit blieb ohne Erfolg, und er mußte nach England zurückkehren. Vor seinerzweiten Miss io ns reise ging er nach Rom, um sich der Unterstütz uug des Papstes zu versichern. Dieser wies ihn in das Herz Deutschlands, zu den Thüringern und Hessen. Hier fällte er, um dem Götzendienst ein Ende zu machen, die Donn ereiche bei Geismar (— unweit Fritzlar —). Mit kräftigem Arme schwang er selbst die Axt. Stumm vor Zorn und Entsetzen umstand ihn die heidnische Menge, erwartend, daß Donar mit seinem Blitzstrahl den Frevel rächen werde. Da rauschte es im Wipfel der Eiche, die Blätter schauerten, die zackigen Aeste schlugen knarrend und ächzend zusammen, der mächtige Stamm erkrachte von unten bis oben; mit einem male stürzte die gewaltige Masse zu Boden, die Krone zerbrach, und der Baum zersiel in vier Stücke. Da erkannten die Heiden die Ohnmacht ihrer Götter, und schaarenweise ließen sie sich taufen. An der Stelle der gefällten Eiche errichtete Bonifazius ein Kreuz, aus ihrem Holze erbaute er eine christliche Kapelle. Bonifazius wollte indeß das Christenthum nicht blos verkündigen und ausbreiten, er wollte es vor allen Dingen auch befestigen. Darum gründete er in Thüringen, Heffen und Baiern eine Anzahl Bisthümer oder Bischofssitze. An diesen Bischofssitzen erhob sich zunächst eine Kirche, anfangs aus Holz, später groß und prächtig gebaut und alsdann Dom oder Kathedrale genannt; daneben stand der bischöfliche Palast; um denselben siedelten sich Handwerkerund andre Leute an; fo entstand bald eine Stadt; von hier aus sollte der Bischof das kirchliche Leben in dem ihm zugewiesenen Gebiete beaufsichtigen und pflegen. Zu demselben Zwecke gründete Bonifazius auch Klöster. Die in denselben wohnenden Mönche sollten dem Volke in der Urbarmachung und Bebauung des Landes mit gutem Beispiel vorangehen und es so an ein gesittetes Leben gewöhnen, und durch Bücher-abschreiben und Jugendunterricht sollten sie Bildung verbreiten. Alles kirchliche Leben in Deutschland ordnete er dem Papste zu Rom unter; wen er bekehrte, den verpflichtete er zum Gehorsam gegen jenen. Zum Lohn für solche Thätigkeit wurde er zum Erzbischof von Mainz— und damit zum obersten Geistlichen in Deutschland — erhoben. In hohem Alter ging er noch einmal als Bote des Evangeliums zu den Friesen. Voll Todesahnung hatte er sich zuvor das Leichentuch bereitet, in das er gehüllt sein wollte. Mit großem Erfolge predigte und taufte er. Aber am P fing st feste des Jahres 755 stürmte eine Schaar heidnischer Friesen, die den Stnrz ihrer Götter rächen wollten, auf das Zelt des Bonifazius los. Seine Begleiter griffen zu den Waffen, um ihn zu vertheidigen. Allein Bonifazius

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 105

1880 - Halle : Anton
105 schiedsgruß. Bald erlöste ihn der Tod, und Mathias erbte nun auch die deutsche Kaiserkrone. Unter ihm entzündete sich der Kriegsbrand. Der den evangelischen Böhmen gegebene Majestätsbrief wurde verletzt: eine ihrer Kirchen wurde geschlossen und eine andere niedergerissen. Die böhmischen Protestanten beschwerten sich deswegen beim Kaiser, erhielten aber eine harte Antwort. Dieselbe rief große Erbitterung hervor. Viele meinten, das Schreiben sei gar nicht von Mathias selbst, sondern von den kaiserlichen Räthen zu Prag abgefaßt worden. Darum begaben sich eine Schaar bewaffneter Protestanten auf das Prager Schloß und stellten die Räthe zur Rede. Die trotzige Antwort derselben erhitzte die erregten Gemüther noch mehr, und so warf man die zwei verhaßtesten Räthe sammt ihrem Schreiber nach allböhmischem Gebrauch zum Fenster hinab. 50 Fuß maß die Tiefe, doch blieben alle drei am Leben, da sie auf weichen Schutt fielen und ihre Mäntel die Heftigkeit des Falles milderten. Damit begann im Jahre 1618 der dreißigjährige Krieg. 3. Die Böhmen gingen nun auf dem eingeschlagenen Wege weiter; sie rüsteten sich, um dem Kaiser mit gewasfneter Hand entgegen treten zu können, und die evangelische Union sendete ihnen ein Hilfsheer. Mitten in diesen Wirren starb Mathias, und die deutschekaiserkronegingüberaus seinen Vetter Ferdinand H. (— 1619 —1637). Derselbe war von den Jesuiten erzogen und zu einem erbitterten Feinde der Protestanten gemacht worden. Lieber wollte er gar nicht herrschen als über Ketzer. Von ihm meinten die Böhmen nichts Gutes hoffen zu können; sie erkannten ihn deshalb nicht als ihren König an und beschlossen, einen andern zu wählen. Zuerst boten sie ihre Krone dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg an (— er regierte von 1611 — 1656 —). Dieser aber mochte das gefährliche Geschenk nicht haben und schlug sie aus. Hierauf wählten die Böhmen den jungen Kurfürst Friedrich von der Pfalz, das Haupt der Union. Wohl wurde auch er vielfach gewarnt, aber er folgte den Rathschlägen seiner Gemahlin; die war eine englische Königstochter und wollte auch gern eine Königskrone tragen. So nahm er die Wahl an, er verließ sein schönes Land und zog nach Prag. Beim Abschiede klagte seine alte Mutter: „Jetzt geht die Pfalz nach Böhmen!" Wohl hätte sich nun Friedrich denken können, daß Ferdinand Böhmen ihm nicht ohne Kampf überlassen werde; aber anstatt sich zu rüsten, erfreute er sich in kindlicher Weise des neuen Glanzes und verbrachte seine Zeit mit Gastmählern und Festlichkeiten. Plötzlich erschien der Feind. Maxmilian von Baiern, das Haupt der Liga, brach als Verbündeter des Kaisers in Böhmen ein. Ihn begleitete sein Feldherr Tilly. Von Jesuiten erzogen, wollte derselbe anfangs in den geistlichen Stand eintreten; rechtzeitig indeß noch gab er diesen Plan auf und wählte die kriegerische

10. Länderkunde, Verkehrsgeographie, Elementare mathematische Erdkunde, Allgemeine Erdkunde - S. 57

1911 - Leipzig : Hirt
5. Jnnerasien. — a) Die Randgebirge. 57 Wirtschaftliches. Die von der Küste entfemt wohnende Masse des Volkes nährt sich von Ackerbau (Reis Md 31], Tee [23tld 33], Gerste, Weizen), Seiden- raupenzucht, Viehzucht und Bergbau (Kohlen, Kupfer), dazu von Hausgewerben (Lackwaren, Töpferei). Vom Küstenland aus bahnt sich ein mächtiger und schneller Umschwung zum Großindustriestaat (Baumwoll-, Seiden-, Papier-, Eisen- industrie, Schiffbau) an, der am Welthandel seinen Anteil fordert. Den Verkehr vermitteln wie in Europa hauptsächlich Eisenbahnen, Post und Telegraphen. Siedlungen. f Tokio, d. i. Osthauptstadt, ist in den alten Stadtteilen schmucklos und unansehnlich, von dörflichem Aussehen, in den neuen eine moderne Großstadt. Die Haupthäfen für den Auslandsverkehr sind: das China nahegelegene fnagasäki^ auf Kiuschiu (Bild 34), ffköbe, -s-Osaka, der Hafen von ffkiöto, und ffjoko- häma, der Hafen Tokios, auf Hondö. 5. Jnnerasien. § 44. Jnnerasien ist das zusammenhängende hochgelegene Ge- biet der abflußlosen Wasserbecken und der diesen Raum rings um- wallenden Randgebirge. Die Gewässer der Randgebirge fließen teils nach den Meeren, teils nach den abflußlosen Seen Westasiens ab. a) Die Randgcbirge. Der Himalaja^ reicht vom Durchbruchstale des Indus bis zu dem des Brahmaputra. Er ist reichlich doppelt so lang wie die europäischen Alpen. Durch die Arten der Gesteine, durch die Dreizahl der Ketten (innere Kette, nörd- liche und südliche Vorkette), durch die großartigen Erscheinungen der Vergletscherung und die Verschiedenheit der nördlichen und der südlichen Randlandschaften ist er den Alpen ähnlich. Er unterscheidet sich von ihnen dadurch, daß er für die Ströme nicht die Wasserscheide abgibt, sondern von ihnen nach 8 durchbrochen wird, ferner durch die Armut an Seen und tief eingeschnittenen Pässen. Der Himalaja (Bild 35) ist das höchste Gebirge der Erde. An seiner Südseite erhebt sich der eisumpanzerte Mount Everest smaunt ewereßt] zu 8800 m. Im W zieht ihm parallel die riesige Mauer des Kettengebirges Kara- korüm^, das den zweithöchsten Berg der Erde aufweist, den Godwin Austen [godwm ast'n] (8600 m). Der Karakorüm tritt im W nahe zusammen mit dem Hinduküsch und dem Pamirs einem seenreichen und von breiten Mulden durchzogenen Hochland (5000 m). Auch der Tienschans dessen Ketten fächerartig nach Nw sich öffnen, nähert sich ihm im W. Auch im 0 ist Zentralasien abgeschlossen: 1. durch die meridional strei- chenden Ketten des östlichen Tibet, die sich nach Hinterindien fortsetzen, 2. durch Randgebirge, von denen das Ehingan^fchingän]-Gebirge das längste ist. , Nr. 16. — 2 D. i. Wohnung des Schnees. Wb. Hölze! Nr. 32. — D. i. Schwarzes Gebirge. — * D. i. türkisch = windige hohe Wüste. — 5 5). i. Himmels-
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