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B. Landschaftsgebiete.
§ 92—94
18. Oberrittersgrün bei Schwarzenberg im Erzgebirge. Die Bauweise der Erzgebirgs-
sich eine Ortschaft über ein großes Gebiet erstreckt, wie es unser Bild zeigt. Doch finden sich neben
Reihen- und Straßendörfer, wie sie sich z. B. von Cranzahl her nach Oberwiesental hinaufziehen. Die
einem Holzschutzvorbau vor
§ 92. Zahlreiche Neugründungen veranlagte der Bergbau, worauf häufig schon
die Namen hindeuten*. Diese Siedlungen entstanden da, wo Erzfunde gemacht wurden.
Freilich waren solche Plätze an sich oft wenig zur Anlage einer Ortschaft geeignet, wie
häufig die sehr steilen Strafen und die wenig geschützte Lage auf freier Bergeshöhe
zeigen. Oberwiesental in 93(3 m Höhe ist die höchste Stadt Deutschlands (Bild 8). Das
benachbarte böhmische Bergstädtchen Eottesgab liegt sogar über 1999m hoch. Auf kahler
Höhe ist auch Freiberg2 erbaut, während Halsbrücke und Muldenhütten Tallage haben,
da sie das Muldenwasser brauchen.
Heute sind die altenbergstädte ausgesprocheneindnstrieorte geworden.
§ 93. Die Bevölkerung des Erzgebirges ist infolge der Industrie dichter
als im landwirtschaftlichen Flachland.
Am dichtesten bevölkert sind die Gegenden von Aue und Schneeberg, am schwächsten
die von Altenberg und Frauenstein sowie die Gebiete der großen Waldungen am Kamme.
Im östlichen Erzgebirge trifft man mehr kleinere Orte als im westlichen.
§ 94. Zur größten Stadt des Erzgebirges ist Freiberg geworden (37 990 (5.), die Haupt-
bergstadt Sachsens. Ihr prächtiger Dom mit der „Goldenen Pforte" zeugt von der
Blüte und dem Reichtum Freibergs im Mittelalter. In einer Höhenlage von über
1 Seiffen, Glashütte, Zinnwald, .... berg.
2 Der Ort entstand auf dem vom Landesfürsten (Otto dem Reichen) für den Silber-
bergbau „freigegebenen Berg".
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Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Altenberg Freiberg Otto
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„Herr", sprach der Hirt, „die Raben umkreisen noch die Höhn,
Den Aar, den konnt' ich nimmer, wie weit ich sah, erspähn."
Da seufzte Rothbart düster: „Dann sind's noch hundert Jahr!
Schlaf ein, du müde Seele, noch schläft des Nordens Aar."
Weber.
(Vergl. auch das Gedicht von Rückert „Friedrich Barbarossa.")
Iv. Wohl umgaben Barbarossa und die ihm folgenden Hohenstaufen den deutschen Kaiserthron mit Glanz und Pracht; aber ihre Regierungszeit war zum größten Theil mit Kämpfen in Italien ausgefüllt, und Deutschland ging leer aus. Während jene im fremden Lande ihre Macht ausrecht zu erhalten suchten, herrschte hier die größte Verwirrung. „Es freuten sich die Räuber; die Pflugfchaareu wurden in Schwerter, die Sensen in Lanzen umgewandelt. Keiner war, der nicht Stahl und Stein bei sich trug, um sogleich Feuer und Brand stiften zu können."
Im Jahre 1254 starb der letzte hohenstaufifche Kaiser, Konrad Iv. Er hinterließ ein Söhnlein, Konradin5 das nach des Vaters Tode still und unbemerkt bei feiner Mutter zum Jüngling heranwuchs. 16 Jahr alt, zog Konradin mit feinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien, um feine Erb-läuder, Neapel undsicilien, zurückzuerkämpfen. Ein französischer Prinz, der freche Thronenräuber Karl (— von Anjou —) hatte sie auf Geheiß des Papstes an sich gerissen. Jubelnd empfingen die Römer den jungen Hohenstaufen; grollend aber rief der Papst: „Des Knaben Größe wird vergehn tote Rauch; er zieht gen Apulien zur Schlachtbank".
Bald stand Konradin dem Gegner gegenüber. Die Franzosen wurden geschlagen; aber zu schnell überließen sich die Deutschen der Plünderung des feindlichen Lagers. Aus einem Hinterhalte brach der schlaue Karl noch einmal hervor und schlug sie in die Flucht. Konradin und fein Freund Friedrich flohen dem Meere zu; schon waren sie beinahe in Sicherheit, da verrieth sie ein Edler, der fein ganzes Glück den Hohenstaufen zu verdanken hatte, für schnödes Gold an Karl von Anjou; sie wurden gefangen und vor Gericht gestellt. Alle Richter, mit Ausnahme eines einzigen, sprachen sie frei; Karl folgte der Stimme des Einen und v er urtheilte sie zum Tode. Eilig wurde das Blutgerüst auf dem Markte zu Neapel errichtet. Mit bloßen Füßen und mit aufgestreiften Aermeln erwartete der Henker feine Opfer. Als die Verurtheilten auf dem Schaffet standen, verlas jener ungerechte Richter noch einmal das Todesurtheil. Da ergrimmte sogar Karls Schwiegersohn und rief ihm zu: „Wie darfst du, frecher ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurtheilen?" Und von feinem Schwerte getroffen, sank der Elende blutend zu Boden. Trotzdem aber wurde auf Karls Befehl das Urtheil vollzogen. Konradin umarmte feine Todesgenoffen, hob Arme und Augen gen Himmel und rief: „Jesus Christus, wenn dieser Kelch nicht an mir vorübergehen soll,
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Konrad_Iv Konrad Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_(—_von_Anjou Karl Konradin Karl Karl Konradin Konradin Friedrich Friedrich Karl_von_Anjou Karl Karl Karl Karls_Schwiegersohn Karls Karls Konradin Konradin Christus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Italien Neapel Apulien Neapel Karls
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rum gegen sie zu Felde. Unter seiner Führung drangen die Franken bis zur Raab vor; sie erstürmten den Hauptring der Avaren (— so hießen ihre kreisförmigen aus Baumstämmen und Mauerwerk festgefügten Verschalungen —) und erbeuteten die ungeheuren Schätze, welche die wilden Feinde seit 200 Jahren zusammengeraubt und hier aufgehäuft hatten. Dadurch wurden die Avaren so geschwächt, daß sie bald nachher den benachbarten Slaven zur Beute fielen. Das ihnen abgenommene Land schlug Karl als Ostmark zu seinem Reiche; sie wurde die Grundlage des spätern Oestreichs.
6. Auch mit den Normannen in Dänemark gerieth er in Krieg; er besiegte sie und machte die Eider zum Grenzfluß-
So dehnte sich sein Reich von der Eider bis zum Tiber und Ebro, vom atlantischen Meere bis zur Elbe und Theiß.
7. Zn all seiner Macht und Ehre kam am Ausgauge des achten Jahrhunderts noch eine neue Würde: im Jahre 800 krönte ihn der Papst zum römischen Kaiser.
Als Karl am Weihnachtsfeste in der Peterskirche zu Rom am Altar zum Gebet niederkniete, trat der Papst vor ihn und setzte ihm eine goldene Krone auf das Haupt. Das versammelte Volk aber ries jubelnd: „Heil und Sieg dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten, großen und friedebringenden Kaiser der Römer!" Dreimal wurden diese Worte wiederholt, dann berührte der Papst mit seiner einen Hand den Mund, mit der andern die Hand des Gekrönten, salbte ihn und verbeugte sich gegen ihn.
So wurde das vor 3 24 Iah re n durch einen Deutschen vernichtete römische K a t f c r t h u m durch einen D> c n t = fch en wieder in's Leben gerufen. Karl war nun der höchste Herrscher der Welt und zugleich der oberste Schutzherr der christlichen Kirche in Europa.
Iii. Karl war groß alsregent und alsvater seiner Völker.
1. Die alten Herzogtümer, in denen die Herzöge ziemlich selbständig regiert hatten, lösteer auf und theilte das ganze Reich in Gaue.
Ueber jedem Gaue stand ein vom Kaiser eingesetzter Gaugraf; derselbe hielt, von feinen Schöffen umgeben, an des Kaisers Statt allmonatlich Gericht, erhob die Steuern, hielt auf Ruhe und Ordnung und führte im Kriege den Heerbann.
Markgrafen schützten die Grenzen des Reichs.
Pfalzgrafen verwalteten die königlichen Güter und Paläste (--- die letzteren hießen auch „Pfalzen" —).
Sendgrasen reiften in Karls Aufträge durch dasland, beaufsichtig t e u die Beamten und untersuchten die Zustände.
Karl selbst hielt alljährlich das Maifeld ab. Das war ein im Monat Mai stattfindender Reichstag. In den alten deutschen Volksversammlungen hatte jeder Freie mit berathen und mit be-
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Extrahierte Personennamen: Karl_als_Ostmark Karl Karl_am_Weihnachtsfeste Karl Karl Karl Gott Karl Karl Karl Karls Karl Karl
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Die Bürger trieben vorwiegend Gewerbe und Handel. Diejenigen, welche ein und dasselbe Handwerk betrieben, thaten sich zu Zünften, Gilden oder Innungen zusammen. Dieselben schlossen sich streng unter einander ab; alle, die zu einer Zunft gehörten, bildeten gleichsam ein Ganzes, treu zusammenhaltend in Freud und Leid, mit besonderem Handwertsgruß und Erkennungszeichen ; eine jede Innung hatte ihren Zunftmeister, welcher die althergebrachte Ordnung bei den Versammlungen der Meister und Gesellen sowie bei der Aufnahme neuer Mitglieder aufrecht halten mußte.
3. Ursprünglich gehörten die Städte einem Fürsten, Grafen oder Bischof, auf dessen Grund und Boden sie lagen. Derselbe ließ sich in der Stadt durch einen Voigt oder Burggrafen vertreten, welcher in seinem Namen die ihm zukommenden Rechte ausübte. Später, als die Städte immer reicher und mächtiger wurden, mußten sie oft den Fürsten aus ihren Bedrängnissen helfen und ihnen namentlich gegen die oft übermüthigen Ritter beistehen. Das wollten sie jedoch nicht umsonst thun; sie gewährten ihre Hilfe nur, wenn der Fürst dafür aus eins oder mehrere seiner Rechte verzichtete. So erwarben sie ein solches Recht nach dem andern, und viele wurden am Ende ganz frei. Alsdann gehörten sie als freie Reichsstädte zum deutschen Reiche und st au den unmittelbar unter dem Kaiser.
4. Der wachsende Wohlstand und die zunehmende Freiheit der Städte erregte Neid und Eifersucht der Ritter; darum herrschte zwischen beiden gewöhnlich Feindschaft. Besonders waren es die Raubritter, welche den städtischen Handel zu stören suchten. Ueberhanpt stand damals der Kaufmann überall in Gefahr, beraubt und beschädigt zu werden. Das Handelsschiff, welches an der Klippe zerschellt, der Fracht sahn, welcher aus den Grund gerathen war, der Wagen, dessen Achse die Straße berührt hatte, die vom Wagen herabgefallene Waare — alles das galt nach damaliger Sitte als den Herren und Bewohnern des Landes verfallen. Es war darum nur natürlich, daß sich die .Handel treibenden Städte zu gegenseitigem Schutze verbanden. So schlossen die am Rhein gelegenen einen Bund, welchen man den rheinischen Städtebund Mitte. Derselbe bewaffnete eine Flotte von 600 Schissen mit 10000 Bogenschützen, um den Handel aus dem Rheine sicher zu stellen, und stellte ein Heer von 6000 Reitern nebst dem entsprechenden Fußvolk auf, um den Landhandel zu schützen. — Am mächtigien aber war der Bnnd der norddeutschen Städte, den man die Hansa nannte. 85 Städte traten ihr allmählich bei; das Haupt war Lübeck. So groß war die Macht der Hansa, daß Könige sich um ihre Freundschaft bewarben und daß Norwegen, Schweden und Dänemark wohl 150 Jahre lang sich vor ihr beugen mußten.
5. Durch Gewerbfleiß und Handel gelangten die Städte zu großem Reichthum. Eiue der reichsten Städte war Augsburg, und hier waren es wiederum die Handelshäuser Fug g er und Wel s er, die ungeheure Schätze besaßen. Als armer Webergeselle war der erste Fugger in Augsburg eingewandert; aber durch Fleiß und Geschicklichkeit
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und Wissenschaft; darum nennt man ihn wohl auch den letzten Ritter. Muthig folgte er der flüchtigen Gemse aus die steilsten Alpenhöhen. Dabei verkletterte er sich einst auf der Martinswand bei Innsbruck so, daß man ihn verloren gab; doch eilten noch zur rechten Zeit Bergleute mit Seilen herbei und retteten ihn vom schrecklichen Hungertods. (Vergleiche das Gedicht von Grün „Die Martinswand".)
Tapfer vertheidigte Maxmilian Deutschlands Ehre gegenüber französischer Prahlerei. Als er in Worms Reichstag hielt, erschien auch ein französischer Ritter von riesiger Größe, prahlte mit seiner Körperkraft und forderte jeden Deutschen, der sich mit ihm messen wolle, zum Zweikampfe heraus. Jeder zagte vor solchem Gegner; um so übermüthiger höhnte der Franzose. Da ritt ihm aus der Reihe der Deutschen in glänzender Wnffenrüstung und mit geschlossenem Visir ein Ritter entgegen. Zwar war er um Haupteslänge kleiner als der Franzose, aber nach kurzem Kampfe flog jener besiegt aus dem Sattel in den Sand. Und als nun der Sieger das Visir öffnete, siehe, da war es der Kaiser selbst, „der für Deutschlands Ehre das Schwert gezückt und den höhnenden Franken heimgeschickt, mit Schimpf und Schande beladen" — und mit jubelndem Zuruf begrüßte ihn das dankbare Volk. (Vergl. das entsprechende Gedickt von H. v. Mühten „Es waren viel Fürsten und Ritter zumal rc."). —
3. Großes ist unter Mazmilians Regierung für das innere Wohl Deutschlands geschehen. Ruhe und Ordnung, die unter seinem schwachen und gleichgiltigen Vater gänzlich gewichen waren, hat er dauernd begründet. Wohl waren auch schon früher allerlei Gesetze gegen Raubritter und Friedensbrecher erlassen worden (= Gottessrieden rc.), aber sie hatten nur so lange gegolten, als ein kräftiger Kaiser mit Ernst und Strenge auf ihre Beobachtung hielt.
Im Jahre 1495 machte jedoch Maxmilian auf dem Reichstage zu Worms dem Unwesen des Faustrechts für immer ein Ende, indem er den ewigen Landfrieden einführte. Niemand sollte von nun ab den andern bekriegen, belagern oder berauben; niemand sollte ein Schloß, eine Stadt oder ein Dorf mit Gewalt einnehmen, mit Brand oder auf andre Weise beschädigen; wer es dennoch thun würde, sollte harter Strafe verfallen.
Vielleicht würden die raub - und kriegslustigen Ritter sich auck jetzt dem Gesetze nicht gefügt haben, wenn sie sich hinter den Mauern ihrer Burgen noch so sicher gewußt hätten als früher. Aber die Zeiten waren andre geworden. Schon 150 Jahre zuvor hatte ein deutscher Mönch, Bertholt» Schwarz, das Schießpulver erfunden. In seiner Zelle hatte er Salpeter, Schwefel und Kohle in einem Mörser zerstoßen und unter einander gemischt, alsdann aber auf den Mörser einen Stein gelegt. Zufällig fiel ein Funke in die Mischung; sie entzündete sich und schleuderte den Stein mit großer Gewalt zur Decke des Zimmers empor. So lernte man die Kraft des Pulvers kennen.
Sehr bald kam man auf den Gedanken, sie im Kriege anzuwen-
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eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Boten schicken". Beides war umständlich und das letztere auch sehr kostspielig. Diesem Uebelstande half Maxmilian wenigstens zunächst in etwas ab: er führte das Postwesen, das im benachbarten Frankreich schon seit einer Reihe von Jahren bestanden hatte, auch in Deutschland ein. Die erste Post wurde zwischen Brüssel und Wien angelegt; der Graf von Thurn und Taxis aber, dem der Kaiser die Einrichtung derselben übertrug, wurde zum Generalpostmeister ernannt. — Später ist das Postwesen sehr vervollkommnet worden, und Handel und Verkehr haben aus demselben großen Segen gezogen.
Durch solche Erfindungen und Einrichtungen wurden allmählich alle Verhältnisse umgewandelt und neue Zustände geschaffen. Mit der Regierung Maxmilians schließt darum das Mittelalter; die Thore einer neuen Zeit thuen sich auf; am Eingänge derselben steht die Reformation.
Xv.
Die Information.
i.
Luthers Auftreten.
1. Das Werk der Kirchenreinigung, das Huß und mancher andre fromme Mann vergeblich unternommen hatte, wurde durck Dr. Martin Luther glücklich zu Ende geführt.
Martin Luther wurde am 10. November 1483 als L>ohn eines armen Bergmanns zu Eisleben geboren. In strenger Zucht wuchs der Knabe heran. Er erzählt selbst: „Mein Bater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh und ihm gram ward, und es währte lange, bis er mich wieder zu sich gehöhnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut darnach stoß". — Frühzeitig führte ihn der Vater zur Schule und trug ihn bei schlechtem Wetter und Wege wohl auch selbst auf dem Arme dahin. Da ihm das Lernen nicht schwer fiel, so beschlossen die Eltern, ihn studiren zu lassen, und brachten ihn mit 14 Jahren auf die lateinische Schule — erst nach Magdeburg, später nach Eisenach —, damit er für den Besuch der Universität vorgebildet werde. Durch Singen vor den Thüren reicher Leute erwarb er sich mühsam sein Brot, bis^ ihn eine gutherzige Frau, die sich über fein andächtiges Singen und Beten freute, in ihr Haus aufnahm und unterstützte.
Auf der Universität zu Erfurt, wohin er sich einige Jahre später begab, sollte er nach desvaterswillenrechtswissenschaft studiren. Er that es mit großem Fleiße, allein lieber war ihm ein andres Studium, das der heiligen Schrift, und es war für ihn eine große Freude, als er hier in Erfurt unter den der Universität ge-♦
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den. Aus kurzen Mörsern schleuderte man mit ihrer Hilse große Steinkugeln gegen die Mauern der Städte und Burgen und zertrümmerte dieselben. Später verlängerte man die Mörser zu Kanonen; sie waren aber noch so schwerfällig, daß sie nur mit Mühe fortbewegt werden konnten. Darum erfand man Schießgewehre, die ein einzelner Mann bequem tragen konnte; man nannte sie Donnerbüchsen. Freilich mußten sie noch mit einer Lunte, d. H. mit einem glimmenden Faden abgebrannt werden. Das war unbequem und erschwerte das Zielen. Deshalb versah man endlich die Donnerbüchsen mit einem Schloß; das bestand aus einem Stahlrad, welches an einem Feuerstein Funken schlug, die auf das darunter befindliche Pulver fielen und es entzündeten. Da der Feuerstein in manchen Gegenden auch „Flintstein" genannt wurde, so erhielten nuu die Donnerbüchsen den Namen „Flinten". Später haben die Schießgewehre noch manche andre Verbesserungen erfahren. Sie aber waren es namentlich, die das Ritterthum zum Fall brachten. Was nützte jetzt dem Ritter seine feste Burg? Den Kugeln der Feinde konnte sie doch nicht trotzen. Was nützte ihm seine persönliche Stärke, seine Tapferkeit, fein Muth ? Eines Feiglings Schuß konnte leicht aus weiter Ferne feinem^ Leben ein Ende machen. Darum blieb er lieber ruhig auf seinem Schloß und überließ das Kriegshandwerk denen, die für Lohn oder Sold kämpften, den Soldaten.
4. Sollte aber der zu Worms eingeführte ewige Landfrieden aufrecht erhalten werden, so mußte ein Gerichtshof da sein, bei welchem die, welche sonst in streitigen Fällen zum Schwert gegriffen hatten, ihr Recht suchen konnten. Maxmilian setzte darum ein Re ich ska m m er-gericht ein, welches die Streitigkeiten der Fürsten und Ritter unter einander entscheiden sollte, an welches sich aber auch diejenigen wenden konnten, die mit dem Urtheile der sonstigen Gerichte nicht zufrieden waren. Es wurde anfangs zu Frankfurt am Main eröffnet und hatte zuletzt seinen Sitz zu Wetzlar an der Lahn.
Um aber den Beschlüssen dieses Reichskammergerichts auch Kraft und Nachdruck zu verschaffen, traf Maxmilian noch eine andre Einrichtung. Er theilte ganz Deutschland in zehn Kreise. Jeder Kreis erhielt einen Kreisobersten, welcher den Landfrieden zu überwachen und die Urtheile des Kammergerichts zu vollstrecken hatte.
Die Schweiz, die bis dahin zu Deutschland gehört hatte, mochte freilich von diesen Neuerungen nichts wissen; sie versagte dem Reichskammergerichte ihre Anerkennung, und da Maxmilian nicht im Stande war, sie zum Gehorsam zu zwingen, trennte sie sich ganz vom deutschen Reiche.
5. Noch ein andres großes Verdienst hat sich Maxinilian um Deutschland erworben. Früher war es um die Verbindung der einzelnen Orte nicht gut bestellt. Nur zwischen den größeren Handelsstädten ritten Boten oder fuhren Landkutschen hin und her. Jenen konnte man wohl auch einen Brief mitgeben, diese nahmen wohl auch Reisende und Gepäck mit. „Sollten aber Briese an/Orte gelangen, welche nickt an der Straße lagen, oder waren sie für das Ausland bestimmt, so mußte man
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142 Vom ersten Hohenzollernkaiser.
ist es gelungen, die hei ersehnte Einheit der deutschen Stmme zu erringen.
Noon war ein Pommer und ein gelehrter und tchtiger Offizier; Moltke stand als Mecklenburger zuerst in dnischen Diensten, trat dann ins preuische Heer ein und bildete sich daselbst zum besonnenen und wage-mutigen Schlachtenlenker aus. Bismarck endlich stammte von dem Schlosse Schnhausen in der Mark. Dort ward er am 1. April 1815 geboren. In Berlin besuchte er das Gymnasium, in Gttingen und Berlin studierte er als flotter Bursch die Rechtswissenschaft. Nach kurzer juristischer Ttigkeit verwaltete er einen Teil der vterlichen Rittergter und tat sich in Versammlungen als tchtiger knigstreuer Redner hervor. Spter schickte ihn der König als Gesandten nach Petersburg und Paris und erwhlte ihn endlich zu seinem Minister. Als ein Mann von gewal-tigern, weitblickendem Geiste sah er, da die deutsche Einheit nur durch Blut und Eisen" zu schaffen sei.
In drei groen Kriegen wurde sie erstritten.
1sg4. a) Vom Dnischen Kriege.
Das ohnmchtige und zerrissene Deutschland wurde damals von niemandem gefrchtet. Daher konnte es der dnische König wagen, das deutsche Land Schleswig zu einer dnischen Provinz zu machen. Diese Schmach konnten der König von Preußen und der Kaiser von sterreich sterreich gehrte zum Deutschen Bunde nicht dulden und lieen ihre Heere in dem geraubten Lande einrcken. So kam es im Frhling 1864 zum Kriege.
Erstimnuiig Die Dnen hatten in der Nhe der Ostseekste bei dem Dorfe Dppel Gdjanjen.er e^n feste Schanzen angelegt. Aus ihnen blickten groe Kanonen drohend den Angreifern entgegen. Davor sollten liefe Gruben, Zune aus Stachel-droht und spitzen Pfhlen ein Nahen des Feindes unmglich machen.
Gegen dieses Bollwerk rckte Prinz Friedrich Karl, der Neffe König Wilhelms, mit seinen Preußen heran. Bald donnerten die preuischen Kanonen gegen die Schanzen, während die Pioniere mit Hacke und Spaten tiefe Grben im Zickzack aushoben. Darin waren die preuischen Soldaten vor den dnischen Kugeln sicher. Immer nher wurden diese Laufgrben an die Schanzen herangefhrt. Eines Tages brachen nach heftiger Kanonade 10000 Preußen aus diesen Grben hervor und strmten mit Hurra gegen die Schanzen. Feindliche Grben wurden bersprungen, die Zune mit xten zertrmmert. Emen Palisadenzaun sprengte der Pionier Klinke mit Pulver in die Luft und gab dabei opfermutig sein Leben daran. Nach
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Friedrich_Karl Friedrich Karl König_Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Gttingen Berlin Petersburg Paris Deutschland Dorfe_Dppel_Gdjanjen
Vom ersten Hohenzollernkaiser.
143
kurzer Zeit waren die Schanzen genommen, die Dnen flohen nach der nahen Insel Alfen. Bald nach dem Siege erschien König Wilhelm auf dem Kriegsschauplatze, um seinen braven Truppen zu danken.
Die Dnen dachten jedoch noch nicht an eine Beendigung des Kampfes.
In einer dunkeln Sommernacht ruderten nun die Preußen in groen Booten nach der Insel Alfen hinber und verjagten die berraschten Feinde.
Nun baten die Dnen um Frieden. Er wurde ihnen gewhrt; Schleswig-Holstein wurde wieder deutsches Land.
b) Vom Deutschen Kriege. 18g6
Nicht lange sollte der Friede dauern. Der Kaiser von sterreich mochte es nicht ertragen, da unter den deutschen Fürsten noch einer, der König von Preußen, so mchtig sei wie er; er htte gern das empor-strebende Preußen gedemtigt, wie es einst Maria Theresia tun wollte.
Auch viele andre deutsche Fürsten, wie die von Hannover, Sachsen,
Bayern, Wrttemberg waren dem preuischen Nachbar nicht hold gesinnt.
Das alles sah niemand klarer als der scharfblickende Minister Graf Bismarck. Er riet dem Könige zum Kriege, sterreich msse aus dem Bunde der deutschen Staaten hinausgedrngt werden, nur so knne eine Einigung Deutschlands erfolgen.
Nur schwer war der bejahrte König zu bewegen, gegen den einstigen Bundesgenossen ins Feld zudrcken. Endlich entschlo er sich, im Sommer 1866 brach der Deutsche Krieg los.
Sachsen sowie die meisten Fürsten West- und Sddeutschlands traten auf sterreichs Seite, der König von Preußen stand ziemlich allein.
In grter Eile rckten drei preuische Armeen in Bhmen ein,
dort sollte es zur Entscheidung kommen; eine vierte Armee zog gegen die brigen feindlichen Fürsten im Westen und Sden des Vaterlandes.
König Wilhelm verblieb vorerst noch in Berlin. Da empfing er in der letzten Juniwoche eine Siegesnachricht nach der andern. Anfang Juli eilte er mit Bismarck, Moltke und Noon auf den Kriegsschauplatz und stellte sich an die Spitze seiner braven Truppen.
vsn der Nacht zum 3. Juli beschlo er mit Moltke, am folgenden Schlacht bei Tage eine entscheidende Schlacht zu wagen. Ein Adjutant sprengte in Kniggrsx. der stockdunkeln Nacht durch feindliches Gebiet zu dem weit entfernten Krn-Prmzen mit dem Befehle, da feine Armee in Eilmrschen nach dem Schlachtfelde aufzubrechen habe.
Am nchsten Morgen begann die Schlacht mit gewaltigem Geschtz-kmpf. Der König hielt hoch zu Ro auf einer Anhhe und sah, wie
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Maria_Theresia Maria Theresia Graf_Bismarck Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hannover Sachsen Bayern Wrttemberg Deutschlands Sachsen Berlin Kniggrsx Eilmrschen
I — 26 —
Die Vasallen mußten ihren Lehnsherren Treue geloben und ihnen im Kriege mit berittenen Leuten Heeresfolge leisten. Das Heerwesen wurde dadurch umgewandelt. Neben den zu Fuß fechtenden Bauern zogen die Lehnsleute mit ihren Reisigen ins Feld. Der Belehnte durfte sein Lehen nicht veräußern, wohl aber konnte er Stücke desselben an Untervasallen weiter vergeben.
Zur Zeit Karls des Großen gaben viele freie Bauern ihr Eigentum einem geistlichen oder weltlichen Herrn und nahmen es als Lehen zurück. Bei den vielen Kriegen wurde nämlich die allgemeine Wehrpflicht ohne Sold ebenso drückend wie die Verpflichtung des Freien, bei den Gerichtstagen zu erscheinen; denn während der langen Abwesenheit wurde die Bestellung des Ackers erschwert oder gar unmöglich gemacht. Der Lehnsherr nahm dann seinen Lehnsleuten den Heeresdienst ab und gewährte ihnen zugleich Schutz gegen Gewalttaten mächtiger Nachbarn. Dafür hatten die Bauern eine Abgabe zu entrichten, bestehend in Getreide, Vieh, Geflügel, Wachs, Eiern und dgl. Die Zahl der freien Bauern nahm auf diese Weise bedeutend ab, und der Einfluß des Volkes auf die Geschicke des Staates hörte mehr und mehr auf. Die Macht der großen Grundherren aber wuchs. Die Lehen wurden später sogar erblich und auch die Ämter (eines Grafen oder Schultheißen), die nach und nach mit ihnen verbunden wurden. Das Lehnswesen bildete die Grundlage der mittelalterlichen Staatsverfassung.
814 9. Karls Ende. Im 72. Jahre seines Lebens starb Karl. Sein Leichnam
wurde einbalsamiert und im kaiserlichen Schmucke in der Gruft des Domes zu Aachen beigesetzt.
7* Verfall des ööeltreiches. Gründung des Deutschen Reiches«
1. Entstehung des Deutschen Reiches. Ludwig der Fromme, Karls des Großen Sohn, hatte nicht die Festigkeit des Willens, ein großes Reich zusammenzuhalten. Er ließ sich von der Geistlichkeit leiten. Darüber waren die weltlichen Großen unzufrieden. Mit seinen Söhnen lag er fast während seiner ganzen Regierungszeit in Fehde. Einmal geriet er sogar in ihre Gefangenschaft. So herrschte überall Unordnung. Nach seinem Tode teilten sich feine drei Söhne, fränkischer Sitte solgend, das gewaltige Frankenreich in dem Vertrage zu Ver-
843 duu (843). Lothar bekam neben der Kaiserwürde Italien und einen Strich Landes westlich vom Rhein, der vom Mittelmeere bis zur Nordsee reichte und in der Folge den Namen Lotharingen (Lothringen) erhielt. Karl der Kahle erhielt das Land westlich dieses Landstriches, also hauptsächlich das heutige Frankreich, Ludwig dagegen das Land östlich vom Rhein, dazu die Bistümer Speyer, Worms und Mainz. Durch diese Trennung wurde Deutschland erst ein selbständiges Reich, das sich in Sprache und Sitte immer mehr von seinem westlichen Nachbar, dem heutigen Frankreich, unterschied. In Lothars
870 Gebiet links vom Rhein waren Germanen und Romanen gemischt. 870 fielen . im Vertrage zu Meerseu die germanischen Gebiete: Elsaß, Lothringen und Friesland an Deutschland, das übrige an Frankreich.
2. Zerfall des Reiches. Die Nachfolger Ludwigs des Deutschen waren meist sehr schwache Fürsten. Sie konnten weder Recht und Ordnung im Lande
911 schützen, noch äußere Feinde abwehren. 911 erlosch das Geschlecht der Karolinger. Je mehr die Macht des Königs sank, desto höher stieg die Macht der Großen
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Ludwig Karls Lothar Karl Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Karls Aachen Karls Italien Rhein Nordsee Lothringen Frankreich Rhein Worms Mainz Deutschland Frankreich Rhein Lothringen Friesland Deutschland Frankreich