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haben, aber sie solle ihn nie ganz abspinnen. Das hat sie denn auch getan, hat gesponnen jahraus, jahrein, und immer war der Wocken voll, und sie bekam soviel Garn, daß sie immer ein Stück vom schönsten^Linnen zum andern legte. Endlich dachte sie aber doch einmal: „Möchtest doch gern wissen, was wohl unter dem
Flachse sitzen mag, daß du ihn nie ganz abspinnen sollst," und ihre Neugier ward immer größer und größer, und dabei spann sie immer schneller und schneller und hatte zuletzt das Ende des Fadens zwischen den Fingern. Aber unter dem Flachs saß nichts am Wocken, und soviel sie denn auch drehte, der ewige Flachs war und blieb fort.
10.
Die Zwerge im Erbserrfelde.
Ein Bauer hatte ein schönes Erbsenfeld, aber als es zur Ernte ging, wurden die Schoten leerer und leerer, und wenn er sich auf die Wacht stellte, um den Dieb zu fangen, hörte er’s rascheln, sah aber niemand. Da nahm er denn einmal seinen Knecht mit hinaus, den ließ er das eine Ende eines Strickes sassen, er aber nahm das andere in die Hand, und so liefen sie das Erbsenfeld auf und nieder und rissen den Zwergen die Nebelkappen ab. Da waren sie gefangen und haben dem Bauer die Erbsen teuer bezahlt, daß sie nur ihre Nebelkappen wiederbekamen, und sowie sie die hatten, hui! waren sie fort.
11.
Der Zwerg und der Bauer.
Mal kommt ein Zwerg zu einem Bauer, sagt ihm, er solle ihm täglich eine Gerstenähre schneiden, es werde sein Schade nicht sein. Da tuts auch der Bauer, geht täglich selber hin und schneidet die Ähre; der Zwerg aber kommt Tag für Tag, nimmt seine Ähre auf den Rücken und nicket damit von dannen; das Vieh des Bauern aber wird von Tag zu Tag größer und fetter, und dabei füttert er es kaum. Mal indessen hat der Bauer keine Zeit, und da schickt er seinen Knecht. Der schneidet auch die Ähre, wie er jedoch den Zwerg so unter derselbeu dahinanken sieht, lacht er ihn aus und sagt, es sei ja nur eine Ähre, unter der brauche er doch nicht so
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Bäche und Flüsse überzogen sich in einer Nacht mit einer dicken Eisdecke, die schnell dicker wurde. Die Menschen jammerten wegen großer Kälte und die sonst so munteren Fischlein des Hollenbaches hatten auch Grund dazu. Als die muntere Forellenschar nach nächtlichen Streifzügen in ihre Höhlungen zurückgekehrt war, da versiegte plötzlich der Quell ihres Lebens. Der Barmannsbrunnen war bis auf den Grund eingefroren, der Augenblick des Vergehens für alle Lebewesen des Baches und doch auch der Erlösung für eine gequälte Menschenseele war da. In fiebernder Eile zerschlug Barmann die dicken Eisplatten des Brunnens, immer fürchtend, der große Augenblick könne nur zu schnell vergehen. Die zerbrochenen Eisstücke füllte er mit dem Marter-siebe aus der Quelle und warf sie auf die Wiese. Pochenden Herzens kam er dem Grunde des Brunnens näher, ob ihn wohl diesesmal seine Hoffnung wieder im Stiche ließ? Er zerschlug die letzte Decke und sah vor sich die schwarze Erde, fest wie die Diele der Scheune. Das letzte Eisstück war aus dem gähnenden Brunnen gefüllt, da zog ein befreiender Hauch durch Baxmanns Seele, der Bannspruch hatte seine Wirkung verloren, er war frei. —
Die stillen Gemüter der Oldendorfer waren aufs höchste erregt, als man die Rückkehr Baxmanns vernahm. Man wollte nun einmal nichts von dem Störenfriede wissen und erinnerte sich deshalb auch nicht mehr des gegebenen Versprechens. Baxmann wurde aufs neue seiner Heimat entführt und an die frühere Stätte seiner Wirksamkeit, an den Brunnen im Totentale festgebannt. Die neue Aufgabe, die man ihm gab, hatte wieder den Brunnen zu leeren, aber nicht mehr mit einem Siebe, sondern mit einem Nähhute sollte er das schwere Werk vollbringen. Das hat denn auch der Heimatlose getreulich versucht, aber es ist ihm bisher nicht gelungen. Er wird wohl die Baxmannsqualen bis ans Ende der Zeiten ertragen müssen. Nur bisweilen ergreift ihn der Mißmut über seine erfolglose Arbeit und Sehnsucht uach den menschlichen Stätten so stark, daß er den Nähhut beiseite wirft und im Walde bergauf und bergab wandert, ähnlich wie Rübezahl im Riesengebirge. Die wunderlichsten Gestalten nimmt er dann an, und wehe dem Menschen, der die Hand gegen ihn erhebt. Als zahmes Reh geht er dem Jäger entgegen, der bei seinem Anblick verwirrt die Büchse senkt, und als
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in die Nieberungen herab und beschlossen hier zu bleiben. Es waren die Cherusker — das bedeutet Schwertmänner —, bic bet in langen, unabsehbaren Zügen baherkamen. Auf breiten, mit Rindern bespannten Wagen befanben sich unter einem Zeltdach Weiber, Kinder, Greise und die wenige Habe. Die wasfentragenben Männer gingen ober ritten vorauf, andere bildeten den Schluß. Große Herben von Rinbern, die von Knechten und Mägben ge trieben wurden, führten sie mit sich. Durch den dichten, unwegsamen Urwald ging der Zug nur langsam vorwärts. Oft mußten erst Bäume und Sträucher umgehauen, oft die Angriffe der wilden Tiere abgewehrt werden.
Auf einem freien Platze, der von einem klaren Bächlein durchflossen wurde, schlug eine Anzahl verwandter Familien oder eine Sippe am Abend ein Lager auf. Rund um den Platz herum wurden die Wagen dicht aneinandergereiht aufgestellt, daß sie gleichsam eine Burg bildeten. Dann wurde das Vieh in Hürden getrieben, und nachdem Wachen ausgestellt waren, lagerte sich alles in ^ der Wagenburg, um das Abendbrot zu verzehren. In der Mitte des Platzes brannte ein lustiges Feuer, über dem auf einem Spieße das Hinterteil eines Bären gebraten wurde, den die Männer gestern, als er ein Rind von der Herde rauben wollte, mit ihren Spießen erlegt haben.
Kräftige Gestalten sind es, die sich da gelagert haben, groß und breit. Das goldgelbe Haar fällt lose anf ihre Schultern herab. 3töre Kleidung ist das Fell eines Bären oder eines Auerochsen, die Hörner und die Zähne dieser Tiere geben ihnen ein gefährliches
Aussehen. Neben ihnen in der Erde stecken ihre Waffen, die langen Spieße, und an den Wagen lehnen die Schilde, aus Weidenruten geflochten oder aus dünnem Lindenholz zugeschnitten.
Nachdem alle satt geworden, wickeln sich die Männer und
Jünglinge in ihre Pelze und legen sich um die Feuer oder unter
die Wagen zum Schlafen nieder, während Frauen und Kinder in den Wagen verschwinden.
f Die ersten Ansiedlungen. Da den Cheruskern unsere
Heimat gefiel, so beschlossen sie, sich hier anzusiedeln. Wo ein Quell, ein Feld oder ein Gehölz ihnen geeignet schien, schlugen sie ihre
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Wohnungen auf. Leiter und öoljn, Brüder, Keltern, Dtifel und Neffen: alle zusammen — bic ganze Sippe — fällten die gewaltigen Bäume des Urwaldes, und bald entstanb ein großer lichter Platz. Auf biefem würden nun die Wohnungen für fedes Glieb der ganzen Sippe angelegt. Maurer und Zimmerleute gab es dabei freilich noch nicht, fonbem jeder Familienvater baute mit feinen eigenen Leuten und den Nachbarn fein Haus selber auf. Die rohen Baumstämme würden mit dem einen Ende in die Erbe gegraben und durch Querbalken mit einanber verbuubeu. Oben würden sie durch die Sparren zusammengehalten. Die Fächer in den Wänben würden mit Reisig ausgeflochten und von beiben Seiten mit Lehm überstrichen.
Das Haus unserer Vorfahren bitbete nur einen einzigen Raum, zu dem an der Giebelfeite die große Tür den Eingang bitbete. Dieser Raum hieß Diele. Der Tür gembe gegenüber, am andern Ende der Diele, befanb sich der Herb, der aus rohen Steinen aufgebaut war. An einem eisernen Haken hing über dem Tag und Nacht brennenben Feuer ein eiserner Kessel. Runb um den Herb führten Steinbänke, bic mit Tierfellen belegt waren. Am Herbe war der Aufenthaltsort der Familie. Fenster gab es in den Häuferu nicht, auch keinen Schornstein. Der Rauch zog unter der Decke her nach der Tür zu, aus der er ins Freie schlüpfte. Der Giebel war beshalb aber auch fast vollstänbig geschwärzt bavon. Zu beiben Seiten des Herbes waren Kammern für die Frauen und Kinder angebaut, weiter gab es in dem Haufe keine Räume.
Neben dem Haufe wurden gewöhnlich auch Ställe für das Vieh und ein Vorratsfpeicher angelegt. Um das Wohnhaus herum war ein großer freier Platz, der Hofraum, der von mächtigen Eichen und Linben überschattet würde. Das ganze Gehöft war durch einen Zaun aus biefen Pfählen und durch einen breiten Wassergraben gegen Angriffe der wilben Tiere geschützt. Das Gehöft nebst einem Garten und großen Grasplatze gehörte dem Familienhaupte als freies Eigentum — Allob —, über das niemanb weiter zu bestimmen hatte.
Auf biefe Weise entstaub ein Dorf, das nach dem angesehensten Manne, nach feiner Lage oder nach einem Bache feinen Namen erhielt.
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ste ihre Götter verehrten, sondern am häuslichen Herde vereinigte sich die ganze Familie zum Opfer und Gebet. Der Hausvater war der Priester, der Herd der Altar, das Haus die Kirche. Außerdem gab es Opferstätten im Walde unter mächtigen Eichen, auf Wiesen, an Quellen, Teichen und Flüssen, auf Bergen und Hügeln, bei großen Steinen und Felsen. Der felsige Hohenstein und der Osterberg (der heutige Paschenberg), die Alte Bückeburg bei Obern-kirchen und die Alte Laufe auf dem Deister waren solche Opferstätten. Aber auch in jedem Dorfe war eine solche Stätte, das war der Tie.
Der mächtigste Gott unserer Vorfahren war Wodan. Er wohnte nach dem Glauben der alten Deutschen in einem jchöncn, herrlichen Saale, der Walhalla. Aus seinem Antlitze strahlte nur ein Auge, die Sonne, um seine Schultern trug er einen blauen Mantel mit goldenen Sternen = der Himmel mit den Sternen, und ein breiter Wolkenhut bedeckte fein Haupt. Vor ihm lagen seine Jagdhunde, zwei Wölfe, und auf seinen Schultern saßen seine Boten, zwei Raben. Auf einem achtbeinigen Roß ritt er durch die Luft. Die Helden, die im Kampfe gefallen waren, kamen in die Walhalla. Mit Wodan zogen sie jeden Tag auf die Jagd, am Abend heilten alle Wunden zugleich, und in Walhalla wurden sie mit Schweinebraten und Milch festlich bewirtet. Der Mittwoch war dem Wodan geweiht. Der Tag heißt heute noch in der englischen Sprache Wodanstag. Um die Zeit des Winteranfanges fuhr Wodan mit dem wilden Heer durch die Lüfte, stürzte im Walde die eilten Bäume um, segnete aber auch Bäume und Fluren zur nächsten Ernte. Die Sage vom roilben Jäger erinnert noch an ihn. (Siehe Anhang 26.)
Wodans Gemahlin war Freia, nach der der Freitag seinen Namen hat. Sie war das Vorbild der Frauen auf Erden. Sie war die Beschützerin des Hauses und spann fleißig am Spinnrocken. Faule Spinnerinnen bestrafte sie, gute belohnte sie (die Sage von Frau Holle).
Wodans Sohn hieß Donar, der Donnerer. Aus seinem roten Barte zuckten die Blitze, seine Hand warf die Donnerkeile zur Erde nieder, und wenn er mit seinem Wagen, der mit eicht
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Ziegenböcken bespannt war, über die Wolken fuhr, dann sagten die Leute auf Erden: Es donnert. Mit einem Hammer spaltete er das Erdreich und machte es fruchtbar. Er war deshalb der Gott des Ackerbaues und der Beschützer der Heimat. Er scheint bei den Cheruskern besonders hoch geehrt worden zu sein, denn ehe sie zur Lchlacht auf dem Jdistavisusfelde sich versammelten, kamen die Führer des Volkes im heiligen Haine des Donar, im Harrl, zusammen, um den Beschützer der Heimat um seinen Schutz gegen die Römer anzuflehen. Auf der Alten Bückeburg wurden ihm bukki = Böcke geopfert. Der herumgetragene Hammer rief die Deutscheu zum Gericht und zum Kampfe. Deshalb war aber auch in alter Zeit der Donnerstag, der nach ihm benannt ist neben dem Dienstag der Gerichtstag.
In unserer Heimat scheint auch die Göttin Ostara sehr verehrt worden zu sein. Sie war die Göttin des Frühlings. Im Frühling loderten deshalb von dai heiligen Bergen — dem Hohenstein, dem Osterberge — die Osterafeuer weit ins Land hinein, unsere heutigen Osterfeuer. Daß sie auf dem Hohenstein verehrt wurde, geht aus einer Tafel hervor, die unter dem Hohenstein einst gefunden worden ist. *)
Den Göttern brachte man Opfer. Man opferte Schafe, Ziegen, Rinder, weiße Pferde oder Getreide, Milch und Honig. Das Blut der Opfertiere wurde in einem Kessel gesammelt. Dann wurde das Volk und der Altar damit besprengt. Das Haupt, die Haut und die Eingeweide wurde zu Ehren der Götter verbrannt, das übrige unter das Volk verteilt und gemeinschaftlich verzehrt. Auch Menschen wurden geopfert, besonders Kriegsgefangene.
Die ganze Natur, Luft und Erde, Baum und Strauch glaubte man bevölkert von Elfen, Nixen, Kobolden, Riesen und Zwergen. Als Elfen bezeichnete man die Lustgeister, Nixen waren die Wassergeister, Kobolde die Hausgeister, die auf dem Herde ihre Wohnung hatten. (Siehe die Sagen über Riesen und Zwerge!)
*) Sie war aus gebranntem Ton und befand sich im Besitze der Familie von Münchhansen. Später kam sie nach Helmstedt, wo sie verschwunden ist. Es befanden sich ans ihr Runen, ein Götzenbild, eine Scheibe und eine hufeisenförmige Figur.
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mann sah, daß sein Bruder nur noch ein Auge hatte. „Ich sehe, daß Du nur noch ein Äuge halt, was hast bu für das verlorene bekommen?" — „Diese golbene 'Kette und die römische Ritterwürbe," entgegnete Flavins stolz. Spöttisch rief Hermann: „Wie leicht ist es boch, ein Knecht zu werben!" — Ergrimmt barüber wollte Flavins nach biesen Worten sich in die Weser werfen, um mit seinem Bruder zu kämpfen, aber die Römer hielten ihn zurück.
f Die Schlacht aus dem Jdistavisusselde. Am fol-genben Tage überschritten die Römer den Fluß und kamen auf das Jbistavisusfelb. Dieses lag zwischen der Weser und den Anhöhen vor bern Süntel. Dort lagerten sie sich. Die römische Reiterei überschritt den Strom weiter aufwärts und würde von den Cheruskern in verstellter Flucht in ein enges Walbtal gelockt und bort fast vollstänbig vernichtet. Am Abeub versammelten sich Hermann und die deutschen Fürsten in einem heiligen Haine — dem Harrl —, um sich durch Opfer die Götter geneigt zu machen und den Sieg zu erflehen. Ihre Völker standen auf den Anhöhen, die sich von Welsede und Rohden bis Weibeck ziehen und auf denen die Dörfer Segelhorst, Barksen, Zersen, Wickbolsen, Bensen, Habbesen und Höfingen liegen. Die Cherusker stauben in der Mitte der Aufstellung, um sich im gegebenen Augenblicke auf die Römer zu stürzen. Am anberen Morgen begann die Schlacht, die vom Morgen bis in die Nacht dauerte. Die Cherusker brachen zu früh los und gerieten in ein furchtbares Handgemenge mit den Römern. Gleichzeitig aber umging' ein Teil der Römer den Finnen- und Schweineberg und fiel den Deutschen in die Seite. Ein Teil der Deutschen konnte sich noch rechtzeitig in die Schluchten des Süntels retten, die Cherusker aber suchten sich stromabwärts durchzuschlagen. Dabei kamen viele um, auch fanden viele ihren Tod in der Weser, die sie zu durchschwimmen suchten, und unter den einstürzenden Ufern des Stromes. Auch Hermann war uerrounbet und geriet in große Gefahr. Um sich unkenntlich zu machen, hatte er fein Gesicht mit seinem Blute bestrichen. Das und sein schnelles Pferb retteten ihn. Auf dem Schlachtfelbe errichteten die Römer einen Hügel als Siegesmal, legten die erbeuteten Waffen barauf und schrieben unten die Namen der besiegten Völker daran. *)
_ *) Die Lage des Jdistavisusfeldes ist zweifelhaft. Ein neuerer Forscher, Professor Knoke, verlegt die Schlacht in die Gegend von Eisbergen.
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Extrahierte Personennamen: Flavins Hermann Hermann Hermann Knoke
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Karl nun in das Land der Ostfalen, die sich ihm bei dem. Dorfe Ohrum an der Oker, nördlich vom Harze, unter ihrem Herzog Hessi unterwarfen. Viele Söhne der ostfälischen Edlen nahm Karl mit, um sie im Frankenlande zu erziehen und als Sicherheit gegen einen Aufstand zu benutzen (Geiseln). Nun zog er zurück nach Westen. Auf diesem Rückzüge kam er auch zum ersten Male in unsere Heimat. Durch den Bukkigau führte eine alte Heerstraße, der Heel-weg (Heerweg) vor dem Santsorde, die von Minden über Bückeburg, Stadthagen und Algesdorf ging und auf der Nordseite des Deisters weiter ostwärts nach der Elbe führte. *) Auf dieser Straße zog Karl nach Westen. Im Bukkigau erschien der Herzog Bruno mit den Engern und gelobte Karl Treue. Auch die Engern mußten Geiseln stellen.
Ein Teil des fränkischen Heeres war nach der Schlacht am Brunsberge am linken Ufer der Weser hinuntergezogen bis nach Lübbecke, nicht weit von Minden, wo es ein Lager aufschlug und Karls Rückkehr aus dem Lande der Ostfalen abwartete. Während die Engern am Bückeberge sich Karl unterwarfen, griffen die Westfalen dieses Lager an und zwangen die Franken, sich zu ergeben.
Nach Karls Rückkehr ins Frankenland erhoben sich aber die unterworfenen Sachsen aufs neue, und Karl mußte noch oft Kriegszüge zu ihnen unternehmen. So kam er 779 noch einmal an die Weser, an der er bei Medosulli ein Lager aufschlug. Wahrscheinlich ist dieser Ort Fuhlen bei Oldendorf. Im folgenden Jahre zog er wieder nach Ostfalen, und auf seinen Befehl erschienen die umwohnenden Sachsen und ließen sich in der Oker taufen. Recht grausam ging es dabei her. Große Haufen wurden von den Franken an den Fluß geführt, ein Bischof weihte das Flußwasser, und dann hieß es: „Vorwärts, da hinein! Und untergetaucht! Als Heiden hinein, als Christen heraus!" Wer nicht untertauchte, weil er die fremde Sprache der Franken und der römischen Priester nicht verstand, wurde erstochen, sodaß das Taufwasser vom Blute dieser ganz
*) Noch heute heißt der Weg, der von der Bücketaler Landwehr zwischen dem Galenberge und dem Deister hindurch nach Klein Nenndorf führt, der Hillweg. So hat sich der Name der alten Heerstraße bis in die heutige Zeit erhalten.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Hessi Karl Karl Karl Karl Bruno Karl_Treue Karl Karls_Rückkehr Karls Karl Karl Karls_Rückkehr Karls Karl Karl Klein_Nenndorf
Extrahierte Ortsnamen: Heerweg Stadthagen Westen Bukkigau Lübbecke Minden Westfalen Medosulli Oldendorf Sachsen Galenberge Hillweg
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der Mähne, klein aber schnellfüßig. Zu dem spricht er in dieser Gefahr:
„Hengstken spring awer, kriegst'n Spint Hawer, springste nich awer, freitet bi im mi Rawen."
Da schoß das kluge Tier wie ein Pfeil über den Verhau hin
und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück, wo es tot zusammenbrach.
f Das weiße Sachsenroß. Während des Sachsenkrieges irrte einst ein Franke in den düsteren Wäldern der Weser umher. Gar müde und fast gebrochen sieht er endlich am Strande des
Flusses ein Haus. An der Tür desselben ruft er über die lange Diele: „Hallo, ein Fremder bittet um Obdach!" Da erhebt sich hinten am Herde eine mächtige Gestalt, die nähert sich mit stolzem Blick der Türe, sieht lange prüfend den Franken an und spricht: „Kommst du, um Gastfreundschaft zu suchen, so bist du sicher in Sachsenhütten." Darauf führt er den Franken an den Herd, füllt einen Becher, tcinkt und reicht ihn dem Franken. Auch dieser trinkt und gibt ihn zurück. So sitzen sie ernst am friedlichen Herd und jeder bewundert des anderen Heldenglieder. Endlich fängt der
Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! Wenn König Karl wüßte, daß Sachsen viele solcher Helden zum Kampfe stellt, so würde er diesen Kampf bitter beklagen." Schweigend faßt ihn der Sachse an die Hand und führt ihn auf die Wiese, auf der ein weißes Roß weidet.
Als der Franke dieses edle Roß sieht, spricht er voll Freude: „O, laß uns das schöne Roß fangen." Da erwidert der Sachse: „Gefangen hat es noch keiner gesehen, doch wenn ich es rufe, dann kommt es freiwillig." Darauf lockt er es, und siehe, es kommt wiehernd heran. Dann spricht der Sachse: „Siehe, das ist das Bild des freien Sachsenvolkes." Da reicht ihm der Franke die Hand und spricht: „Wahrlich, das war ein schönes Wort zu rechter Zeit, nun will ich dir auch fränkische Großmut zeigen, der Kampf zwischen Franken und Sachsen soll von dieser Stunde an aufhören, * ich vermag über Krieg und Frieden zu gebieten, denn ich bin König Karl genannt." Sofort reicht auch der Sachse dem Franken die
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Extrahierte Personennamen: Franke Karl Karl Franke Karl Karl
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Alle Bestimmungen hierüber wurden in dem sogenannten Meier-
briese festgesetzt.
Die Abgaben. Starb der Hörige, so gehörte ursprünglich seinem Herrn alles bewegliche und unbewegliche Vermögen. Dieses Erbrecht ging später in die Auswahl eines einzigen Stückes über, beim Tode des Mannes wählte sich der Herr das beste Stück Vieh aus, das Be st Haupt, beim Tode der Frau das beste Kleid — Gew and -fall. Eine andere Abgabe war der Zehnte, d. H. der zehnte Teil vom Korn in Garben oder im Sacke, vom Gemüse, Wein, Obst, von Rindern, Pferden, Hühnern, Eiern, Bienen. Viele neue Hofanlagen wurden aus Waldrodungen gewonnen. Von ihnen mußte der sogenannte Rottzehnte entrichtet werden. Für die Benutzung der Viehweide und für den Bedarf an Holz mußten Hühner abgegeben werden. Diese nannte man Rauchhühner, weil sie von jeder Stätte, wo ein Herdfeuer rauchte, entrichtet werden mußten.
Die Herrendienste oder Frohnden waren entweder gemessene, wenn sie 3 Tage in der Woche nach der Wahl des Grundherren währten, oder ungemessene, wenn es dem Herrn freistand, soviel Tage festzusetzen, als ihm nötig schienen. Zu den Frohnden gehörten auch häusliche Dienste, die von den Kindern geleistet werden mußten. Die Jagdfrohnden, bei denen die Hörigen Treiber spielen mußten, wurden besonders gern an Sonn- und Feiertagen angesetzt. Auch die Botenfrohnden (Brieftragen) wurden gern an Sonntagen verlangt. Je nach der Art der Verrichtung gab es Heu-, Ernte-, Dresch-, Pflug-, Spaten-, Fuhr-, Bau-, Hand- und Spann-frohnden. Auch das Zäunemachen, das Sammeln der Schneckenhäuschen (zum Garnwickeln), das^ Tragen der Fräulein nach der Kirche, das Stillen der Frösche und das Flöhesuchen im Bette der Herrschaft gehörte dazu.
Die Herrenrechte. Nur die Grundherren hatten das alleinige Recht, in den Forsten und auf den Gütern der Hörigen die Jagd, in den Flüssen und den Bächen die Fischerei auszuüben. Wurde ein Bäuerlein beim Fischfang betroffen, so lief es Gefahr^ einen Daumen zu verlieren, wurde es bei der Jagd ertappt, so mußte es dies Vergnügen vielleicht mit dem Tode büßen. Den Lehnsleuten war auch verboten, in andern als ihres Lehnsherren
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