in die Nieberungen herab und beschlossen hier zu bleiben. Es waren die Cherusker — das bedeutet Schwertmänner —, bic bet in langen, unabsehbaren Zügen baherkamen. Auf breiten, mit Rindern bespannten Wagen befanben sich unter einem Zeltdach Weiber, Kinder, Greise und die wenige Habe. Die wasfentragenben Männer gingen ober ritten vorauf, andere bildeten den Schluß. Große Herben von Rinbern, die von Knechten und Mägben ge trieben wurden, führten sie mit sich. Durch den dichten, unwegsamen Urwald ging der Zug nur langsam vorwärts. Oft mußten erst Bäume und Sträucher umgehauen, oft die Angriffe der wilden Tiere abgewehrt werden.
Auf einem freien Platze, der von einem klaren Bächlein durchflossen wurde, schlug eine Anzahl verwandter Familien oder eine Sippe am Abend ein Lager auf. Rund um den Platz herum wurden die Wagen dicht aneinandergereiht aufgestellt, daß sie gleichsam eine Burg bildeten. Dann wurde das Vieh in Hürden getrieben, und nachdem Wachen ausgestellt waren, lagerte sich alles in ^ der Wagenburg, um das Abendbrot zu verzehren. In der Mitte des Platzes brannte ein lustiges Feuer, über dem auf einem Spieße das Hinterteil eines Bären gebraten wurde, den die Männer gestern, als er ein Rind von der Herde rauben wollte, mit ihren Spießen erlegt haben.
Kräftige Gestalten sind es, die sich da gelagert haben, groß und breit. Das goldgelbe Haar fällt lose anf ihre Schultern herab. 3töre Kleidung ist das Fell eines Bären oder eines Auerochsen, die Hörner und die Zähne dieser Tiere geben ihnen ein gefährliches
Aussehen. Neben ihnen in der Erde stecken ihre Waffen, die langen Spieße, und an den Wagen lehnen die Schilde, aus Weidenruten geflochten oder aus dünnem Lindenholz zugeschnitten.
Nachdem alle satt geworden, wickeln sich die Männer und
Jünglinge in ihre Pelze und legen sich um die Feuer oder unter
die Wagen zum Schlafen nieder, während Frauen und Kinder in den Wagen verschwinden.
f Die ersten Ansiedlungen. Da den Cheruskern unsere
Heimat gefiel, so beschlossen sie, sich hier anzusiedeln. Wo ein Quell, ein Feld oder ein Gehölz ihnen geeignet schien, schlugen sie ihre
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Wohnungen auf. Leiter und öoljn, Brüder, Keltern, Dtifel und Neffen: alle zusammen — bic ganze Sippe — fällten die gewaltigen Bäume des Urwaldes, und bald entstanb ein großer lichter Platz. Auf biefem würden nun die Wohnungen für fedes Glieb der ganzen Sippe angelegt. Maurer und Zimmerleute gab es dabei freilich noch nicht, fonbem jeder Familienvater baute mit feinen eigenen Leuten und den Nachbarn fein Haus selber auf. Die rohen Baumstämme würden mit dem einen Ende in die Erbe gegraben und durch Querbalken mit einanber verbuubeu. Oben würden sie durch die Sparren zusammengehalten. Die Fächer in den Wänben würden mit Reisig ausgeflochten und von beiben Seiten mit Lehm überstrichen.
Das Haus unserer Vorfahren bitbete nur einen einzigen Raum, zu dem an der Giebelfeite die große Tür den Eingang bitbete. Dieser Raum hieß Diele. Der Tür gembe gegenüber, am andern Ende der Diele, befanb sich der Herb, der aus rohen Steinen aufgebaut war. An einem eisernen Haken hing über dem Tag und Nacht brennenben Feuer ein eiserner Kessel. Runb um den Herb führten Steinbänke, bic mit Tierfellen belegt waren. Am Herbe war der Aufenthaltsort der Familie. Fenster gab es in den Häuferu nicht, auch keinen Schornstein. Der Rauch zog unter der Decke her nach der Tür zu, aus der er ins Freie schlüpfte. Der Giebel war beshalb aber auch fast vollstänbig geschwärzt bavon. Zu beiben Seiten des Herbes waren Kammern für die Frauen und Kinder angebaut, weiter gab es in dem Haufe keine Räume.
Neben dem Haufe wurden gewöhnlich auch Ställe für das Vieh und ein Vorratsfpeicher angelegt. Um das Wohnhaus herum war ein großer freier Platz, der Hofraum, der von mächtigen Eichen und Linben überschattet würde. Das ganze Gehöft war durch einen Zaun aus biefen Pfählen und durch einen breiten Wassergraben gegen Angriffe der wilben Tiere geschützt. Das Gehöft nebst einem Garten und großen Grasplatze gehörte dem Familienhaupte als freies Eigentum — Allob —, über das niemanb weiter zu bestimmen hatte.
Auf biefe Weise entstaub ein Dorf, das nach dem angesehensten Manne, nach feiner Lage oder nach einem Bache feinen Namen erhielt.
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— li-
ste ihre Götter verehrten, sondern am häuslichen Herde vereinigte sich die ganze Familie zum Opfer und Gebet. Der Hausvater war der Priester, der Herd der Altar, das Haus die Kirche. Außerdem gab es Opferstätten im Walde unter mächtigen Eichen, auf Wiesen, an Quellen, Teichen und Flüssen, auf Bergen und Hügeln, bei großen Steinen und Felsen. Der felsige Hohenstein und der Osterberg (der heutige Paschenberg), die Alte Bückeburg bei Obern-kirchen und die Alte Laufe auf dem Deister waren solche Opferstätten. Aber auch in jedem Dorfe war eine solche Stätte, das war der Tie.
Der mächtigste Gott unserer Vorfahren war Wodan. Er wohnte nach dem Glauben der alten Deutschen in einem jchöncn, herrlichen Saale, der Walhalla. Aus seinem Antlitze strahlte nur ein Auge, die Sonne, um seine Schultern trug er einen blauen Mantel mit goldenen Sternen = der Himmel mit den Sternen, und ein breiter Wolkenhut bedeckte fein Haupt. Vor ihm lagen seine Jagdhunde, zwei Wölfe, und auf seinen Schultern saßen seine Boten, zwei Raben. Auf einem achtbeinigen Roß ritt er durch die Luft. Die Helden, die im Kampfe gefallen waren, kamen in die Walhalla. Mit Wodan zogen sie jeden Tag auf die Jagd, am Abend heilten alle Wunden zugleich, und in Walhalla wurden sie mit Schweinebraten und Milch festlich bewirtet. Der Mittwoch war dem Wodan geweiht. Der Tag heißt heute noch in der englischen Sprache Wodanstag. Um die Zeit des Winteranfanges fuhr Wodan mit dem wilden Heer durch die Lüfte, stürzte im Walde die eilten Bäume um, segnete aber auch Bäume und Fluren zur nächsten Ernte. Die Sage vom roilben Jäger erinnert noch an ihn. (Siehe Anhang 26.)
Wodans Gemahlin war Freia, nach der der Freitag seinen Namen hat. Sie war das Vorbild der Frauen auf Erden. Sie war die Beschützerin des Hauses und spann fleißig am Spinnrocken. Faule Spinnerinnen bestrafte sie, gute belohnte sie (die Sage von Frau Holle).
Wodans Sohn hieß Donar, der Donnerer. Aus seinem roten Barte zuckten die Blitze, seine Hand warf die Donnerkeile zur Erde nieder, und wenn er mit seinem Wagen, der mit eicht
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mann sah, daß sein Bruder nur noch ein Auge hatte. „Ich sehe, daß Du nur noch ein Äuge halt, was hast bu für das verlorene bekommen?" — „Diese golbene 'Kette und die römische Ritterwürbe," entgegnete Flavins stolz. Spöttisch rief Hermann: „Wie leicht ist es boch, ein Knecht zu werben!" — Ergrimmt barüber wollte Flavins nach biesen Worten sich in die Weser werfen, um mit seinem Bruder zu kämpfen, aber die Römer hielten ihn zurück.
f Die Schlacht aus dem Jdistavisusselde. Am fol-genben Tage überschritten die Römer den Fluß und kamen auf das Jbistavisusfelb. Dieses lag zwischen der Weser und den Anhöhen vor bern Süntel. Dort lagerten sie sich. Die römische Reiterei überschritt den Strom weiter aufwärts und würde von den Cheruskern in verstellter Flucht in ein enges Walbtal gelockt und bort fast vollstänbig vernichtet. Am Abeub versammelten sich Hermann und die deutschen Fürsten in einem heiligen Haine — dem Harrl —, um sich durch Opfer die Götter geneigt zu machen und den Sieg zu erflehen. Ihre Völker standen auf den Anhöhen, die sich von Welsede und Rohden bis Weibeck ziehen und auf denen die Dörfer Segelhorst, Barksen, Zersen, Wickbolsen, Bensen, Habbesen und Höfingen liegen. Die Cherusker stauben in der Mitte der Aufstellung, um sich im gegebenen Augenblicke auf die Römer zu stürzen. Am anberen Morgen begann die Schlacht, die vom Morgen bis in die Nacht dauerte. Die Cherusker brachen zu früh los und gerieten in ein furchtbares Handgemenge mit den Römern. Gleichzeitig aber umging' ein Teil der Römer den Finnen- und Schweineberg und fiel den Deutschen in die Seite. Ein Teil der Deutschen konnte sich noch rechtzeitig in die Schluchten des Süntels retten, die Cherusker aber suchten sich stromabwärts durchzuschlagen. Dabei kamen viele um, auch fanden viele ihren Tod in der Weser, die sie zu durchschwimmen suchten, und unter den einstürzenden Ufern des Stromes. Auch Hermann war uerrounbet und geriet in große Gefahr. Um sich unkenntlich zu machen, hatte er fein Gesicht mit seinem Blute bestrichen. Das und sein schnelles Pferb retteten ihn. Auf dem Schlachtfelbe errichteten die Römer einen Hügel als Siegesmal, legten die erbeuteten Waffen barauf und schrieben unten die Namen der besiegten Völker daran. *)
_ *) Die Lage des Jdistavisusfeldes ist zweifelhaft. Ein neuerer Forscher, Professor Knoke, verlegt die Schlacht in die Gegend von Eisbergen.
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Extrahierte Personennamen: Flavins Hermann Hermann Hermann Knoke
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der Mähne, klein aber schnellfüßig. Zu dem spricht er in dieser Gefahr:
„Hengstken spring awer, kriegst'n Spint Hawer, springste nich awer, freitet bi im mi Rawen."
Da schoß das kluge Tier wie ein Pfeil über den Verhau hin
und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück, wo es tot zusammenbrach.
f Das weiße Sachsenroß. Während des Sachsenkrieges irrte einst ein Franke in den düsteren Wäldern der Weser umher. Gar müde und fast gebrochen sieht er endlich am Strande des
Flusses ein Haus. An der Tür desselben ruft er über die lange Diele: „Hallo, ein Fremder bittet um Obdach!" Da erhebt sich hinten am Herde eine mächtige Gestalt, die nähert sich mit stolzem Blick der Türe, sieht lange prüfend den Franken an und spricht: „Kommst du, um Gastfreundschaft zu suchen, so bist du sicher in Sachsenhütten." Darauf führt er den Franken an den Herd, füllt einen Becher, tcinkt und reicht ihn dem Franken. Auch dieser trinkt und gibt ihn zurück. So sitzen sie ernst am friedlichen Herd und jeder bewundert des anderen Heldenglieder. Endlich fängt der
Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! Wenn König Karl wüßte, daß Sachsen viele solcher Helden zum Kampfe stellt, so würde er diesen Kampf bitter beklagen." Schweigend faßt ihn der Sachse an die Hand und führt ihn auf die Wiese, auf der ein weißes Roß weidet.
Als der Franke dieses edle Roß sieht, spricht er voll Freude: „O, laß uns das schöne Roß fangen." Da erwidert der Sachse: „Gefangen hat es noch keiner gesehen, doch wenn ich es rufe, dann kommt es freiwillig." Darauf lockt er es, und siehe, es kommt wiehernd heran. Dann spricht der Sachse: „Siehe, das ist das Bild des freien Sachsenvolkes." Da reicht ihm der Franke die Hand und spricht: „Wahrlich, das war ein schönes Wort zu rechter Zeit, nun will ich dir auch fränkische Großmut zeigen, der Kampf zwischen Franken und Sachsen soll von dieser Stunde an aufhören, * ich vermag über Krieg und Frieden zu gebieten, denn ich bin König Karl genannt." Sofort reicht auch der Sachse dem Franken die
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Extrahierte Personennamen: Franke Karl Karl Franke Karl Karl
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Alle Bestimmungen hierüber wurden in dem sogenannten Meier-
briese festgesetzt.
Die Abgaben. Starb der Hörige, so gehörte ursprünglich seinem Herrn alles bewegliche und unbewegliche Vermögen. Dieses Erbrecht ging später in die Auswahl eines einzigen Stückes über, beim Tode des Mannes wählte sich der Herr das beste Stück Vieh aus, das Be st Haupt, beim Tode der Frau das beste Kleid — Gew and -fall. Eine andere Abgabe war der Zehnte, d. H. der zehnte Teil vom Korn in Garben oder im Sacke, vom Gemüse, Wein, Obst, von Rindern, Pferden, Hühnern, Eiern, Bienen. Viele neue Hofanlagen wurden aus Waldrodungen gewonnen. Von ihnen mußte der sogenannte Rottzehnte entrichtet werden. Für die Benutzung der Viehweide und für den Bedarf an Holz mußten Hühner abgegeben werden. Diese nannte man Rauchhühner, weil sie von jeder Stätte, wo ein Herdfeuer rauchte, entrichtet werden mußten.
Die Herrendienste oder Frohnden waren entweder gemessene, wenn sie 3 Tage in der Woche nach der Wahl des Grundherren währten, oder ungemessene, wenn es dem Herrn freistand, soviel Tage festzusetzen, als ihm nötig schienen. Zu den Frohnden gehörten auch häusliche Dienste, die von den Kindern geleistet werden mußten. Die Jagdfrohnden, bei denen die Hörigen Treiber spielen mußten, wurden besonders gern an Sonn- und Feiertagen angesetzt. Auch die Botenfrohnden (Brieftragen) wurden gern an Sonntagen verlangt. Je nach der Art der Verrichtung gab es Heu-, Ernte-, Dresch-, Pflug-, Spaten-, Fuhr-, Bau-, Hand- und Spann-frohnden. Auch das Zäunemachen, das Sammeln der Schneckenhäuschen (zum Garnwickeln), das^ Tragen der Fräulein nach der Kirche, das Stillen der Frösche und das Flöhesuchen im Bette der Herrschaft gehörte dazu.
Die Herrenrechte. Nur die Grundherren hatten das alleinige Recht, in den Forsten und auf den Gütern der Hörigen die Jagd, in den Flüssen und den Bächen die Fischerei auszuüben. Wurde ein Bäuerlein beim Fischfang betroffen, so lief es Gefahr^ einen Daumen zu verlieren, wurde es bei der Jagd ertappt, so mußte es dies Vergnügen vielleicht mit dem Tode büßen. Den Lehnsleuten war auch verboten, in andern als ihres Lehnsherren
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— 55 —
Minden, der andere nach Hameln. Dem letzteren Teile wurde am Abend des Tages in Oldendorf noch die Bagage abgenommen. Nachdem der Herzog Georg sich bis zum 14. März in Oldendorf aufgehalten hatte, während welcher Zeit Kniephauseu Buckeburg em-nahm, begann er die Belagerung Hamelns.
Die Schlacht bei Oldendorf. Hameln zu entsetzen, vereinigten sich die kaiserlichen Generale Grafmerode, Büninghausen und Gronsfeld in Westfalen und zogen über Minden und Bückeburg auf Hameln los. Am 27. Juni hielt Merode bei der Arensburg Über das Heer Musterung ab und zog dann weiter. Bei Echtringhausen vereinigten sich Merode und Gronsfeld mit dem von Mmden an der Weser hinaufgezogenen Böninghansen. Am Abend bezog Gronsfeld unter der Schaumburg, ^Merode und Böninghansen zwischen Welsede und Rohden ein Lager.
Am 28. Juni kam es bei Oldendorf zwischen den feindlichen Heeren zur Schlacht. Auf die Kunde von der Annäherung der Kaiserlichen hatte Georg, der sich inzwischen mit den hessischen Truppen unter dem General Melander vereinigt hatte, die Belagerung Hamelns unterbrochen, Oldendorf besetzt und die unter seinem Oberbefehl stehenden Truppen,^deren Stärke etwa 15000 Mann betrug, zwischen Oldendorf und Barksen am Rande der von Oldendorf bis über Barksen sich hinziehenden Schlucht in Schlachtaufstellung gebracht. Der linke Flügel unter Kniephar^en stützte sich an Oldendorf, im Zentrum standen die Hessen unter Melander, auf dem rechten Flügel, der sich bis an den Mittelberg ausdehnte, kommandierte Georg. Unter ihm standen die Generale Stahlhanske, von Uslar und Kagge. Merode hatte durch die Truppen Büninghausens Segelhorst besetzen lassen, er selbst stand mit seinen Truppen zwischen Segelhorst und dem Mittelberge, um von hier aus den rechten Flügel des protestantischen Heeres zu umgehen. Der rechte Flügel der Kaiserlichen, der nur aus Kavallerie bestand, wurde geführt vom Oberst von Merode, einem Vetter des Generals. Gronsfeld war, als er am Morgen die Truppen des Herzogs Georg in Schlachtaufstellung gesehen hatte, wieder ins Lager unter der Schaumburg zurückgekehrt.
Um 12 Uhr begann die Schlacht auf dem rechten Flügel der Protestanten. Merode versuchte, diesen zu umgehen und dem Gegner
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Extrahierte Personennamen: Georg Kniephauseu_Buckeburg Hamelns Georg Hamelns Georg Gronsfeld Georg
— 73 —
fallene Burg. Von dieser geht eine Pfad an der Ostendorfer Egge vorbei durch Rosental nach Coverden. Der heißt der Eselspfad. In alter Zeit sollen die Leute in der Burg auf diesem Pfade mit einem Esel von Coverden, was soviel bedeutet wie Kuhhof, täglich die Milch geholt haben.
23.
Der überlistete Wolf.
(Von Herrn Lehrer Grandjot in Benjen.)
Auch in unserer Gegend müssen früher Wölfe gewesen sein, denn am Rotenstein ist noch heute eine Wolfsgrube zu finden. Einst ging eine arme Frau aus Bensen in den Wald, um Holz zu holen. Unterwegs erfaßte sie ein Wolf und schleppte sie nach dem Walde. Da ließ der Wolf die Frau liegen und ging, um seine Jungen zu holen, die im Walde spielten. Unterdessen hing die Frau ihre Kleider an einen Baum und lief davon. Als die Frau eben die Tür ihres Hauses aufmachen wollte, war der Wolf auch schon da, aber es war zu spät, für ihn, als er sie eben greisen wollte, schlug sie die Tür zu. So war der Wolf doch überlistet worden.
24.
Die Frau in der Wolfsgrube.
Zu der Zeit, als noch Wölfe hier hausten, suchte man die Untiere in sogenannten Wolfsgruben zu fangen. Man grub tiefe Löcher in die' Erde, überdeckte sie mit Reisig und band irgend eine Lockspeise darauf. So auch einstmals in Rumbeck. Als Lockmittel kaufte man von einer armen Frau eine alte Gans und band sie auf das Reisig. Die Frau aber dachte, sie wolle sie sich bei Nacht wiederholen. Sie ging also am Abend hin zur Wolfsgrube und suchte die Gans loszumachen. Dabei kam sie aber zu weit auf das dünne Reisig und brach mitsamt der Gans ein. Es dauerte nicht lange, so kam, angelockt durch das ängstliche Schnattern der Gans, auch ein Wolf herbei, der ebenfalls in die Grube hineinstürzte und die Gans verzehrte. Der vor Angst fast vergehenden Frau aber tat er nichts. Am andern Morgen kamen die Bauern aus Rumbeck, um zu sehen, ob sie einen Fang getan hätten. Wie erstaunten sie aber, als sie die Frau und einen Wolf darin fanden. Die Frau wurde unversehrt herausgeholt, den Wolf aber schlugen sie tot.
6
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54
Dritter Teil! Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands.
bemalt. Die Dachfirsten zeigten an beiden Enden hochragende Pferdeköpfe.
Das Dach war aus Stroh, Schilf und Rasenstücken oder auch aus Schindeln
hergestellt. Der Eingang des Hauses befand sich au der Giebelseite. Eme Vor-
halle schützte ihn gegmi Wind und Wetter. Die untere Hälfte der schmalen
und niedrigen Tür hielt man stets geschlossen, damit das im Hause gehaltene
Vieh nicht ins Freie gelangen konnte. Das meiste Vieh befand sich jedoch
auf der Weide, wo es wahrend des ganzen Jahres blieb. Auf die eichene Tür-
schwelle war ein eisernes Huseiseu genagelt. Beim Überschreiten der Schwelle
machten die Bewohner des Hauses wie auch die Gäste über die Brust das
Zeichen eines Hammers, das Duouarszeicheu. Im Innern bildete das Haus
einen einzigen viereckigen Raum, eine ungeteilte Halle. Mächtige Balken stützten
den First des Daches. Der Fußboden war aus gestampftem Lehm hergerichtet.
In der Mitte befand sich die Herdstelle, deren Feuer Tag und Nacht brennend
gehalten wurde. Der Rauch zog durch deu oberen Teil der Tür oder durch
eine über dem Herde angebrachte Luke ab. Ringsum sah man an den Wänden
Bänke angebracht; hinter dem Herde, gegenüber der Tür, befand sich der Platz
des Hausherrn. In der nächsten Umgebung der Wohnstädten standen kleinere
Hütten aus Astwerk und Reisern, und rings um das gauze Hausgruudstück lief
ein Zauu aus Plaukeu oder Flechtwerk.
Die Bewohlier dieser Wohnstätten waren die alten Germanen, unsere
Vorfahren, ein stolzes und kriegslustiges Volk vou hohem Wüchse. Die
starkeli Männer liebten die Jagd urtb den Kampf mit den wilden Tieren des
Waldes; ebenso mntig und unerschrocken waren sie im Kriege. Eine größere
Bedeutuug als der Ackerbau hatte bei den alten Germanen die Viehzucht;
die Gewerbe waren bei ihnen nur wenig entwickelt. Erst durch die Berühruug
mit den Römern, die später das Gebiet auf der liukeu Rheinseite ganz er-
oberten und von dort aus weite Kriegszüge in das östliche Land der Germanen
unternahmen, lernten diese auch den Acker- und Gartenbau, den Gemüse-, Obst-
und Weinbau und die Zweige des Handwerks besser oder ganz neu keuueu.
2. Die Römer am Rhein.
In das Waldland der Germanen drangen die Römer erobernd vor. Zuerst
geschah das in dem Jahrhundert vor Christi Geburt, also vor etwa 2000 Jahreu.
Die Römer, die aus Jtalieu kamen und ihren Namen nach ihrer Hauptstadt
Rom erhalteu hatten, suchten ganz Germanien zu erobern. Der römische
Feldherr Cäsar und andere Feldherren der Römer schlugen mehrmals
Brücken über den Rhein und draugeu in die Walddickichte Germameus vor.
Im Jahre 9 nach Christi Geburt aber besiegte der Cheruskerfürst Hermann
mit seinen tapferen Kriegern die Römer in den Wald schluck) teu des Teuto-
burger Wald esi. Die römischen Legionen wnrden vernichtet, und der Feld-
1 Nach den neuesten Forschungen soll die Schlacht in dem großen Arnsberger Walde
stattgefunden haben, doch ist dies noch nicht sicher bewiesen.
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TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Rheinlands Rhein Christi Rom Germanien Rhein Germameus Christi
58
Dritter Teil- Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands.
einführen. Karl Martell besiegte die mohammedanischen Araber in der
Schlacht bei Tours (spr. tnhr) in Frankreich, und Karl der Große unter-
warf viele Länder und Völker seiller Herrschaft und zugleich dem christlichen
Glauben, indem er überall Bistümer und Klöster gründete.
4. Karl der Große.
Unter beu fränkischen Königen erlebte das Rheinland, nachdem das
glanzvolle Bild der Römerzeit uutergegaugeu war, eine zweite Blüte, besonders
unter dem mächtigen Kaiser Karl dem Großen, der ein großes Reich
schuf und aufs beste verwalten ließ. Karl der Große wohnte meist in Aachen,
dessen warme Quellen er sehr schätzte. Dort hatte er sich eine schöne Pfalz
oder Bnrg und neben dieser ein herrliches Gotteshans erbauen lassen, das be-
rühmte Aachener Münster, das noch heute steht.
Karl der Große hatte einen kräftigen, breiteil Körperbau und war voll her-
vorragender Größe; er maß siebell seiller Füße. Mochte er sitzen oder stehen,
stets bot feine Gestalt eine sehr stattliche und würdige Erscheinung dar. Beständig
übte er sich im Reiten und Jagen, wie es Sitte bei den Franken war. Herrlich war
das Bild des Kaisers, wenn er in voller Kriegsrüstung erschien. In Friedens-
zeiten aber, wenn er in seiner Pfalz zu Aachen weilte, kleidete er sich eiufach.
Karl der Große hat viele siegreiche Kriege geführt, besonders gegen die
Sachsen, die er nach 32jährigem Kampfe endlich unterwarf und zum Christen-
tum bekehrte. Aber mehr noch als für die Rüstung im Kriege war er für die
Arbeit im Frieden besorgt. Überall im Lande ließ er Musterhöfe anlegen,
für bereit Bewirtschaftung sehr genaue und vorzügliche Anordnungen
getroffen waren. Wie die Weinberge zu Pflegen und der Wein zu bereiten,
wieviel Hühner und Gänse auf den Mühlen nnb Gütern zu halten, wie die
Wälder zu pflegen nnb für das Wild Zu sorgen, wie die Wohnungen und Wirt-
schaftsrälime auszustatten, welche Obst- und Gemüsesorten zu ziehen, ferner
wie die Bücher zu führen wären, alles das war den Amtmännern vorgeschrieben.
Besondere Sendboten bereisten die Güter, um dem Kaiser berichten zu können,
ob alles in Ordnung wäre. Ebenso eifrig wie für die Bewirtschaftung des Landes
forgte Karl der Große auch für die Kirchen und Klöster, für die Schulen und
den Unterricht. Als er einmal dem Unterricht einer Schule beiwohnte und
sah, wie wenig die Söhne der Reichen im Vergleich zu den ärmeren Schülern
gelernt hatten, tadelte er jene mit heftigen Worten, diese aber lobte er. So
war Karl in allem ein wahrhaft großer Herrscher. Er starb im Jahre 814,
im 72. Jahre seines Lebens und im 47. seiner Regierung.
5. Die neue Besiedelung des Rheinlands in fränkischer und
späterer Zeit.
Beim Untergang der römischen Herrschaft hatten sich viele Gegenden
Rheinlands entvölkert. Die germanischen Völker, Heereszüge der Fran-
ken, waren mordend, raubend und sengend über den Rhein vorgedrungen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Karl_dem_Großen Karl Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl