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ihren Schiffen die Flüsse hinauf, plünderten Städte, Kirchen und
Klöster und mißhandelten die Einwohner, ohne daß ein irgend-
wie kräftiger Widerstand ihnen entgegengesetzt wurde. Unter
solchen Umständen erzwangen die Grafen, welche bisher nur kö-
nigliche Vasallen auf Lebenszeit gewesen waren, sich die Erblich-
keit ihrer Grafschaften und Karl der Kahle mußte eine Ver-
sicherung in dieser Rücksicht im Jahre feines Todes unterzeichnen
(877). Das französische Reich wurde unter seine Söhne ge-
thcilt.
Im vorhergehenden Jahre war sein Bruder Ludwig der
Deutsche gestorben (876). Von seinen Söhnen, welche das
deutsche Reich unter sich theilten, überlebte Karl der Dicke
seine Brüder und übernahm die Regierung ihrer Länder. Er
war schon früh zum Kaiser erwählt, und als Frankreichs Thron
im Jahre 884 erledigt war, wurde er auch zum König in die-
sem Reiche gewählt und vereinigte so unter seiner Herrschaft das
ganze Erbe Karls des Großen. Allein das Reich war im
Innern voll Spaltungen, und von allen Seiten von äußeren
Feinden bedroht oder angegriffen; der schwache und träge Kai-
ser hatte keine Macht. Sein feiges Benehmen beim Angriffe
der Normannen auf Paris (885). das glücklich vom Grasen
Odo. Herzog von Isle de France, vertheidigt wurde, veran-
laßtc seine Absetzung, sowohl in Deutschland (887) als in
Frankreich (888). Die französischen Vasallen wählten den Gra-
fen Odo zum Könige, die deutschen den Arnulf von Kärn-
tben, einen Brudersohn des abgcsetzten Kaisers (887).
Das karolingische Reich, das sich in innerer Zer-
splitterung und Auflösung befand, war in noch höherem Grade
von äußeren Gefahren bedroht. Im Süden wurde Frankreich
von den mahomedanischen Arabern, welche mächtige Reiche auf
der pyrenäischen Halbinsel gegründet hatten, angegriffen; die
Küsten wurden von den schrecklichen Normannen umschwärmt;
nördlich von Deutschland wohnten noch die halb heidnischen
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kahle Karl Ludwig_der
Deutsche Ludwig Karl_der_Dicke Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Deutschland Frankreich Frankreich Deutschland
476 — 1100.
17
Dänen und Friesen, ein Schrecken der nördlichen Gränz-
länder; von der Elbe aus, nach Norden und Osten verbreiteten
sich unter verschiedenen Namen die slavischen Völker, welche
gegen das Ende der großen Völkerwanderung (im 5ten und 6ten
Jahrhundert) ihre zahllosen Massen vom Osten vorwärts ge-
walzt und in Mähren ein mächtiges Reich errichtet hatten.
Obwohl Frankreich und Deutschland, jedes für sich
die Oberherrschaft eines Königs anerkannte, war doch die Ge-
walt in den einzelnen Landestheilen in den Händen der Her-
zöge , Bischöfe, Grafen und der übrigen mächtigen Vasallen,
welche die unruhigen Zeiten benutzt hatten, um ihre Macht, der
Krone gegenüber, zu befestigen. Denn in den großen Gefahren,
welche von allen Seiten das Reich bedrohten, waren die mäch-
tigen Vasallen an den Gränzen, des Landes natürliche Verthei-
diger; sie bauten, trotz dem Verbote der Könige, befestigte Bur-
gen, welche einerseits ihnen und ihren Unterthanen zum Schutz
gegen feindliche Einfälle, allein andrerseits ebenfalls zur Sicher-
heit gegen die Eingriffe der Krone in ihre Macht dienten. Auf
diese Weise wurden die einzelnen Landestheile fast ganz unab-
hängig von der Krone.
Frankreich von 88^—1108.
Einer der mächtigsten Vasallen Frankreichs, Graf
Bofo von Provence, ließ sich zum König des cisjuranischen
Burgunds," welches die Provence, Dauphine, Lyo-
nais und Savoyen in sich faßte, erwählen (876). Ungefähr
zur selbigen Zeit bemächtigte Herzog Rudolf Welff sich mit
dem Königsnamen des transjuranischen Burgunds (888). Diese
Reiche, welche (930) durch den Sohn Rudolfs, Rudolf Ii.
unter dem Namen des Königsreichs Are lat (nach der Stadt
Arles benannt) vereinigt wurden, bildeten einen Zwischenstaat
zwischen Frankreich und Deutschland, eine Vormauer für Frank-
reich gegen die Angriffe der Araber vom Süden. Am Fuße
Dohrs Lehrb. der Gesch. des Mittelalters. 2
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Extrahierte Personennamen: Graf
Bofo Rudolf_Welff Rudolf Rudolfs Rudolf_Ii Rudolf Dohrs_Lehrb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Burgunds Burgunds Rudolfs Arles Frankreich Deutschland
50
476—1100
Gestorbenen erben sollte. Allein ^d4n Bestrebungen Emmas
zum Trotze wählten die Engländer den Sohn Knuds aus einer
früheren Ehe, Harald Harefod zum König. Als Harald
Harefod nach einer rühmlosen Regierung 1039 gestorben war,
vereinigte Hardeknud abermals das dänische und englische
Reich. Allein bei dem Tode Hardeknuds (1042) wählten die
Engländer Eduard Confessor (1042—1066) einen jünge-
ren Sohn Ethelreds des Unentschlossenen. Dänemarks Reich
fiel, dem Vergleiche in der Göthaelv zufolge, Magnus dem
Guten zu (1042—1047). "
Eduard der Bekenner (1042 — 1066) war ein un-
tüchtiger König; bei seinen Verwandten in der Normandie, den
Jarlen in Rouen erzogen, mißfiel er seinem Volke, besonders
wegen seiner französisch-normannischen Sitten, und weil er die
Normannen den Angelsachsen vorzog. Der mächtige Jarl God-
win stand an der Spitze der angelsächsischen Parthei und hatte
■ unter der Regierung des schwachen Königs die ganze Gewalt in
Händen. Als Eduard der Bekenner gestorben war, wurde
Godwins Sohn, der milde und volksthümlichc Harald von
der angelsächsischen Parthei zum König erwählt; vergebens
suchte sein Bruder Toste bei dem norwegischen König Harald
Haardcraade Hülfe, um seinem Bruder das Königreich wieder
zu nehmen: Toste und Harald Haarderaade fielen bei
einem Angriffe auf Northumberland in der Schlacht bei Stand-
forbridge (1066). Allein schon segelte die französisch-nor-
mannische Flotte über den Kanal, um mit Harald um
das Königreich England zu kämpfen; denn Wilhelm der
Bastard, Jarl in Rouen, behauptete, vermöge eines Te-
stamentes seines Schwagers Eduard des Bekenners, ein
Recht auf Englands Thron zu haben. Nach hartnäckigem Wi-
derstande wurde Eduard mit seinem Heere bei Hastings
(1066) geschlagen, wo Harald den Heldentod fand und aller
Widerstand gegen den normannischen Eroberer aufhörtc.
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Extrahierte Personennamen: Harald_Harefod Harald
Harefod Eduard_Confessor Eduard Dänemarks Magnus Magnus Eduard Eduard Eduard Harald Harald
Haardcraade_Hülfe Harald_Haarderaade Harald Wilhelm Eduard_des_Bekenners Eduard Eduard Eduard Harald
Extrahierte Ortsnamen: Rouen Northumberland England Rouen Englands
V«
20 476—1100.
mischen, und in dieser Zeit trat Lothringen mit dem deut-
schen Reiche in nähere Verbindung. Dieser Verlust trug noch
mehr dazu bei die Liebe der französischen Vasallen vom karo-
lingischen Geschleckt abzuwenden. Die Macht ging allmählich
auf Hugo des Großen Sohn, Hugo Cap et, über und als
der letzte Karolinge auf Frankreichs Throne, Ludwig fainéant
(986—987) starb, wurde Hugo Capet unter der Bedingung,
die Gerechtsame der geistlichen und weltlichen Vasallen zu bestä-
tigen, zum König erwählt.
Der König von Frankreich Hugo Capet (987—997)
der Stammvater aller Könige, welche nach ihm mehr als 800
Jahre hindurch in Frankreich regiert haben, konnte, was die
Ausdehnung seiner Besitzungen betraf, sich mit den meisten Va-
sallen Frankreichs messen; seine Familie hatte sich als Vor-
kämpfer Frankreichs gegen Deutschland ausgezeichnet, und somit
hatte das Königthum bei seiner Thronbesteigung einen Einfluß
Î -gewonnen, den "er dadurch, daß er die mächtige Geistlichkeit be-
günstigte und den Besitz der Kirchen und Klöster erweiterte,
noch vermehrte. Er bekriegte mit Glück Karl von Lothringen,
den Sohn Ludwigs lloutremers, der seine Ansprüche auf
Frankreichs Thron geltend zu machen suchte; allein die Macht
des Königth-nms über die südfranzösischen Vasallen hatte keine
Bedeutung.
Sein Sohn Robert (997 —1031) war ein unselbstständi-
ger Regent, frommen Uebnngen ergeben, ein Freund der Geist-
lichkeit. Er gehorchte dem Papste, der ihm gebot, sich von
seiner Frau Bertha von Blois scheiden zu lassen, weil seine
Verwandtschaft mit ihr zu nahe war. Der König ehelichte spä-
ter Constanze aus dem Hause Anjou, das zu der Zeit seine
große Macht im westlichen Frankreich begründete. Der König
erbte das Herzogthum Burgund, allein dies mächtige Lehn
wurde nach seinem Tode dem jüngeren Sohne Robert, der
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Extrahierte Personennamen: Hugo Hugo_Cap Ludwig Ludwig Hugo_Capet Hugo_Capet Karl_von_Lothringen Karl Ludwigs Ludwigs Robert_( Bertha_von_Blois Robert
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Frankreichs Frankreich Frankreich Frankreichs Deutschland Frankreichs Frankreich Burgund
476—1100.
Christenthum vorzudringen begann. Jeder freie Mann, welcher
die Mittel hatte sich ein Schiff zum Wikingszuge auszurüsten,
um seine Herrschaft aus dem Meere auszuüben, oder der wegen
seines Reichthums und seiner Freigebigkeit, seiner Tapferkeit
oder Berühmtheit von den freien Bauern zum Häuptling erwählt
war, war König. Allein jeder Mann besaß im klebrigen sein
Landstück frei; die Macht des Königs, auch in seinen eignen
Privatangelegenheiten >var durch die Stimme des freien Mannes
auf dem Thinge beschränkt, und war größer oder geringer, je
nachdem die persönlichen Eigenschaften des Häuptlings beschaffen
waren. Alle solche Kleinstaaten waren von einander unab-
hängig , allein die Möglichkeit einer näheren Verbindung fand
sich in der gemeinsamen Abkunft, der gemeinsamen Sprache, und
den gemeinsamen Beschäftigungen.
In Dänemark wurde diese Vereinigung, theils durch
Gewalt, theils durch Heirath, von Gorm- dem Alten be-
werkstelligt (840—935). Dänemark faßte damals Schonen,
Holland, Blekingen, Seeland, Laland. Falster,
Fühnen und Jütland bis zur Dannevirke, dem von
Gor ms Gemahlin, Thyra, befestigten Grenzwalle, in sich.
Gorm der Alte (840—935) war dem Christenthume
keineswegs gewogen, wurde jedoch vom deutschen Kaiser Hein-
rich dem Vogelfänger gezwungen, es zu dulden. Aus die-
selbe strenge Weise wurde das Christenthum vom deutschen
Kaiser Otto 11 dem Sohne Gorms, Harald Blaatand,
König von Dänemark, von 935 — 985, gepredigt. Als Danne-
virke vom Kaiser in Brand gesteckt war und er darauf bis
zum Liimfjord vordrang, mußte Harald sich taufen lassen und
förderte seit der Zeit selbst das Christenthum. Er stiftete Bi-
ichofssitze in Odense und Roeskilde; in der letzteren Stadt
ing er an, die heilige Dreifaltigkeitskirche zu bauen und seine
irdischen Ueberreste wurden in den Pfeilern der Kirche aufbe-
wahrt. Run singen auch eingeborne Dänen an das Christen-
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Extrahierte Personennamen: Heirath Otto Gorms Harald_Blaatand Harald
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Holland Seeland Gor Odense
1100-1517.
79
fromme Aberglaube des Zeitalters hielt dafür, daß Gott sich zu
Gunsten des Unschuldigen unmittelbar in den Kampf mische.
Gleich zu Anfänge des Zweikampfes zersplitterte Gottfrieds
Schwert an dem Schilde feines Feindes; allein, obwohl der
anwesende Kaiser um dieses Unglückes willen den Kampf beendet
wissen wollte, verlangte Gottfried, im Vertrauen auf feine ge-
rechte Sache, ihn zu vollenden und traf darauf mit feiner zer-
brochenen Waffe feinen Gegner so heftig an der Stirne, daß er
für todt aus den Schranken getragen wurde. Diesen feinen
großen Ruhm als Ritter vermehrte er noch durch Frömmigkeit,
Freigebigkeit und einfache Sitten; feine Gestalt war hoch, stark
und geschmeidig, fein Haar blond, sein Gesicht schön.
Dieser Mann. der die größte Heeresabtheilung in seinem
Gefolge hatte, kann als der Anführer der Kreuzfahrer betrachtet
werden, und an ihn schloß sich eine Schaar vornehmer Kriegs-
leute, deren jeder verdient hätte, ein Heer anzuführen: Robert
von der Normandie, ein Sohn des normannischen Eroberers
Englands, Hugos von Vermandois, Bruders Philipps
I. Königs von Frankreich; Bohemund von Tarent, ein Sohn
Robert Guiseards. des normannischen Herzogs von Neapel
(denn der Vater war bereits gestorben); Gottfrieds Bruder,
Balduin, und viele andere für den Kampf und den Glauben
begeisterte Männer.
Im Frühlinge 1096 wimmelten Städte und Dörfer von
bewaffneten Pilgern, die Felder waren mit Zelten bedeckt und
überall ertönten Lieder zum Preise des Erlösers; viele Familien
hatten all ihr irdisches Hab und Gut verkauft, und schlossen
sich, Groß und Klein, dem Zuge an; ein zweirädriger mit
Ochsen bespannter Wagen trug die Kinder, die Lebensmittel und
nothwendigsten Bedürfnisse. Auch Weiber folgten dem Zuge,
bewaffnet und in Männerkleidung, der Länge des Weges und
der Größe des Unternehmens unkundig, fragten manche bei jeder
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Extrahierte Personennamen: Gottfrieds Gottfried Robert Hugos_von_Vermandois Philipps
I. Robert_Guiseards Gottfrieds Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreich Tarent Neapel
1100—1517.
103
Europa kam, glaubte der große Kaiser sein Leben mit keiner
schöneren That beschließen zu können, als mit der Befreiung der
heiligen Stadt, er gab daher sein heitres, ritterliches Leben aus
um sich Kämpfen und Entbehrungen zur Ehre des Glaubens zu
unterziehen. Er fand auf dem Zuge seinen Tod 119 0 ohne
Jerusalem gesehen zu haben (p. 88). Sein Sohn Heinrich
Vi war schon bei Lebzeiten des Kaisers zum deutschen Könige
erwählt worden und setzte die Pläne seines Vaters zur Erwei-
terung seiner Macht fort. Er suchte die Parthei der Welfen
zu versöhnen, indem er, unter harten Bedingungen, Heinrich
dem Löwen einen Theil derbraunschweigisch-lüneburgischenlande
zurückgab. Nachdem er mit großer Grausamkeit sein Erbrecht
auf Neapel und Sicilien geltend gemacht und sich ihrer 1194
bemächtigt hatte, kehrte er mit Plänen zur Veränderung der
Reichsverfassung nach Deutschland zurück, indem er glaubte, sie
durch seine Macht und seine Reichthümer durchsetzen zu können.
Er erbot sich, für immer Apulien und Sicilien mit dem Reiche
zu vereinigen und erklärte alle Lehen erblich machen zu wollen,
wenn die Fürsten die Kaiserwürde in seiner Familie erblich
machen wollten. Allein dieser Plan scheiterte an dem Freiheits-
gefühle der Fürsten und wurde ebenfalls durch den plötzlichen
Tod des Kaisers auf Sicilien 1197 verhindert.
Sterbend hatte Constantia"ihren stleinen Sohn Friedrich
von Neapel dem Schutze des mächtigen Papstes Innocenz Iii
(1198—1216) übergeben, und mit Freuden übernahmder Papst
die Pflicht der Kirche, die Verwaisten zu beschützen, eine Pflicht,
die ihm diesmal so großen weltlichen Einfluß und gleiche Macht
versprach. Schon früher hatte er den vaterlosen Erben der Ho-
henstaufen mit dem Königreiche Sicilien belehnt; er machte nun
seine Vormundschaft mit Kraft geltend und suchte die mächtigen
Herrn des Reiches zu beugen, die streitenden Welfen und Ghi-
bellinen mit einander auszusöhneu, um im Namen der Kirche
selbst über Alle zu herrschen.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich
Vi Heinrich Heinrich
dem_Löwen Heinrich Friedrich
von_Neapel Friedrich Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Sicilien Deutschland Apulien Sicilien Sicilien Sicilien
142
1100-1517.
Verlegenheit Eduards Iii, die Folge der fortwährenden Kriege
mit Frankreich, die ihn zu solchen Zugeständnissen nöthigte;
denn das Parlament hatte noch viele Kämpfe und Unterdrückungen
zu bestehen, che es unbestritten sein Recht ausüben konnte.
Nach Eduard Ui ward Richard Ii, ein Sohn des schwarzen
Prinzen, König von England (1377—1400). Unter ihm brach
ein ernsthafter Bauernaufstand aus, den die Bedrückung
der Bauern durch den Adel und die harte und rohe Eintreibung
der Steuern veranlaßte; die Bauern eroberten sogar London,
allein als man scheinbar ihre Forderungen bewilligte, und sie die
Waffen niedergelegt hatten, erhob sich der Adel und bestrafte
den Aufstand auf grausame Weise. Richard Ii wurde ab-
gesetzt und von seinem Vetter Heinrich von Lancaster
(dem Iv, 1400 — 1413), der ihm zürnte, weil er ihm sein
väterliches Erbe vorenthielt, getödtet. Die großen Begebenheiten
unter Heinrich V (1413- 1422) in den Kriegen mit Frank-
reich (p. 139) vereinigten den unruhigen Adel zu diesem gemein-
samen Unternehmen, allein als der Krieg aufhörte, brachen
Erbfolgestreitigkelten in der königlichen Familie aus.
Der Sohn Heinrichs V, Heinrich Vi, ließ sich ganz
von seinen Günstlingen und seinem Weibe, der kräftigen Mar-
garetha von Anjou, leiten. Unzufrieden darüber, fühlte
Richard von N o r k sich veranlaßt, seine Ansprüche aus die
Erbfolge, welche schwerer als die des Hauses L a n c a st c r
wögen, geltend zu machen; er stammte nämlich auf mütter-
licher Seite von dem zweiten Sohne Eduards Iii ab (siehe
die Stammtafel p. 141). Er brachte ein Heer gegen den König
auf die Beine und erzwang sich die Regentschaft in England 1455;
seit der Zeit brachen blutige Bürgerkriege (1455—1485),
zwischen der ro tben Rose (Lancaster) und der weißen Rose
(Jork) aus. Richards Sohn, Eduard Iv (1461—1483)
setzte sich nach dem Tode des Vaters durch den Beistand des
Grafen W a r w i ck mit Gewalt auf den Thron. Als er jedoch,
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Extrahierte Personennamen: Eduards_Iii Eduards Eduard_Ui Eduard Richard_Ii Heinrich_von_Lancaster Heinrich Heinrich_V Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_Vi Heinrich Anjou Eduards_Iii Eduards Richards Eduard_Iv Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England London England
1100-1517.
143
unbesonnen wie er war, diesen seinen mächtigen Vasallen be-
leidigte , brachte W a r w i ck ein Heer gegen den König auf die
Beine, und setzte den Heinrich Vi wieder auf den Thron.
Eduard kehrte, unterstützt von seinem Schwager Karl dein Kühnen
von Burgund, wieder zurück; Marwick fiel in der Schlacht
bei Barnct 1471 , und die weiße Rose herrschte wieder.
Eduard ließ den Sohn Heinrichs Vi tobten, der Vater
starb plötzlich im Gefängnisse, viele Adliche der Gegenparthei
wurden hingerichtet, unter andern des Königs eigner Bruder,
Georg von Clarence. Als der König 1483 gestorben war,
mordete sein Bruder Richard In, der Böse, die jungen
Söhne Eduards Iv, um selbst herschcn zu können; er erreichte
seinen Zweck und regierte wie der blutdürstigste Tyrann. Da
landete Heinrich von Richmond, der auf mütterlicher Seite
von Lancaster abstammtc, in England, erhielt viele Anhänger
und schlug bei Bosworth Richard Iii (1485) der selbst
nach wüthendem Widerstande fiel. Dergestalt war Hein-
rich Vii (1485 — 1509) der einzigste männliche Sprößling der
zahlreichen Nachkommen Eduards Iii; das fürstliche Haus
hatte sich selbst nebst einem großen Theile des Adels ausgerot-
tet, welcher daher keine Kraft zum Widerstande gegen die Erwei-
terung der Rechte der Krone hatte; das Parlament war zum
bloßen Werkzeuge der Militairgewalt herabgesunken und hatte bei
jedem Thronwechsel mit gleich großer Bereitwilligkeit einen Lan-
caster oder einen Uork in der Regierung bestätigt. Auch
Heinrich Vii bestieg den Thron mit Hülfe der Waffen und
ließ das Parlament seine Rechte bestätigen, welche er durch eine
Heirath mit Elisabeth, der Tochter Eduards Iv zu ver-
vollständigen suchte. Er herrschte so gut wie unumschränkt,
strafte mit Härte und legte willkührliche Steuern auf. Allein
obwohl auf diese Weise die Regierungsverfassung Englands zu
jener Zeit fast eine unumschränkte Monarchie war, entwickelte sich
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Eduard Eduard Karl_dein_Kühnen
von_Burgund Karl Eduard Eduard Heinrichs Heinrichs Georg_von_Clarence Eduards_Iv Eduards Heinrich_von_Richmond Heinrich Bosworth_Richard_Iii Eduards_Iii Eduards Heinrich_Vii Heinrich Eduards_Iv Eduards
146
1100-1517.
Gegner bei Mühldorf gefangen genommen, (1322); allein
(pater theilte Ludwig von Baiern die königliche Würde mit dem
österreichischen Fürsten (ff 1330).
Allein mitterweile hatte der Papst in Avignon stch in fran-
zösischem Interesse in den deutschen Kaiserstreit gemischt und hatte
Ludwig von Baiern in den Bann gethan. Ludwig appellirte
vom Urtheile des französischen Papstes an eine allgemeine Kirchen-
versammlung , zog nach Italien, ließ sich in Rom als Kaiser
krönen und einen Gcgenpapst erwählen. Der Streit zwischen
dem Kaiser und dem Papste wurde durch heftige Streitschriften
von beiden Seiten fortgesetzt.
Allein als die deutschen Fürsten Deutschlands Freiheit und
Selbstständigkeit gefährdet glaubten, wenn dem französischen Papste
ein Recht eingeräumt würde, sich in die deutsche Königswahl zu
mischen, traten sie zu einem Churvereine in Rhense (1338)
zusammen, woselbst abgemacht wurde, daß die deutsche Kaiser-
wahl durch die deutschen Fürsten allein entschieden werden sollte
und keiner päpstlichen Bestätigung bedürfe. Allein als der Kai-
ser sich bald übermüthig an den Rechten der Kirche vergriff,
bald dcmüthig Versöhnung suchte, verlor er nach und nach allen
Einfluß, und es gelang dem Papste in Avignon einen Theil der
Churstimmen für einen Gegenkaiser Karl von Böhmen, einen
Sohn Königs Johann von Luxemburg zu gewinnen. Dennoch
erhielt Ludwig von Baiern sich bis zu seinem Tode in seiner
Würde (1347); und erst nach demselben wurde Karl Iv aufs
Neue gewählt und gekrönt.
Karl Iv (1347—1378), König von Deutschland und
Böhmen, mit welchem Lande er später Schlesien verband,
errang die Kaiserkrone durch einen Zug nach Italien. In der
goldenen Bulle (1356) ordnete er in Ueberstimmung mit den
Beschlüssen des Churvereins in Rhense die deutsche Königswahl
durch ein Gesetz und stellte die Rechte der Churfürsten, nament-
lich die Untheilbarkeit der Churländer, fest.
¡inrimmmébmi
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Baiern Ludwig Ludwig_von_Baiern Ludwig Ludwig Karl_von_Böhmen Karl Königs_Johann_von Johann Ludwig_von_Baiern Ludwig Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Italien Rom Deutschlands Rhense Avignon Luxemburg Deutschland Italien Rhense