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1. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 17

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
476 — 1100. 17 Dänen und Friesen, ein Schrecken der nördlichen Gränz- länder; von der Elbe aus, nach Norden und Osten verbreiteten sich unter verschiedenen Namen die slavischen Völker, welche gegen das Ende der großen Völkerwanderung (im 5ten und 6ten Jahrhundert) ihre zahllosen Massen vom Osten vorwärts ge- walzt und in Mähren ein mächtiges Reich errichtet hatten. Obwohl Frankreich und Deutschland, jedes für sich die Oberherrschaft eines Königs anerkannte, war doch die Ge- walt in den einzelnen Landestheilen in den Händen der Her- zöge , Bischöfe, Grafen und der übrigen mächtigen Vasallen, welche die unruhigen Zeiten benutzt hatten, um ihre Macht, der Krone gegenüber, zu befestigen. Denn in den großen Gefahren, welche von allen Seiten das Reich bedrohten, waren die mäch- tigen Vasallen an den Gränzen, des Landes natürliche Verthei- diger; sie bauten, trotz dem Verbote der Könige, befestigte Bur- gen, welche einerseits ihnen und ihren Unterthanen zum Schutz gegen feindliche Einfälle, allein andrerseits ebenfalls zur Sicher- heit gegen die Eingriffe der Krone in ihre Macht dienten. Auf diese Weise wurden die einzelnen Landestheile fast ganz unab- hängig von der Krone. Frankreich von 88^—1108. Einer der mächtigsten Vasallen Frankreichs, Graf Bofo von Provence, ließ sich zum König des cisjuranischen Burgunds," welches die Provence, Dauphine, Lyo- nais und Savoyen in sich faßte, erwählen (876). Ungefähr zur selbigen Zeit bemächtigte Herzog Rudolf Welff sich mit dem Königsnamen des transjuranischen Burgunds (888). Diese Reiche, welche (930) durch den Sohn Rudolfs, Rudolf Ii. unter dem Namen des Königsreichs Are lat (nach der Stadt Arles benannt) vereinigt wurden, bildeten einen Zwischenstaat zwischen Frankreich und Deutschland, eine Vormauer für Frank- reich gegen die Angriffe der Araber vom Süden. Am Fuße Dohrs Lehrb. der Gesch. des Mittelalters. 2

2. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 71

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
476 — 1100. 71 Nach der Ermordung Osmanns (656) kam endlich Ali, der Schwiegersohn des Propheten, zu seinem ihm lange vorent- haltenen Rechte. Allein er wurde 660 getödtet und sein Sohn mußte das Chalifat dem Statthalter in Syrien, Moawyah (660—680) aus dem Hause Ommyah überlassen. Die Haupt- stadt wurde von Mekka nach Damaskus verlegt, welches an- zeigtc, daß das Chalisat nicht mehr seinen Mittelpunkt im heili- gen Boden Arabiens hatte. Allein die Eroberungen hatten ihren Fortgang, und Nordafrika wurde bis zum Oceane bezwun- gen. Der Chalif Al Walid (705—715) eroberte einen großen Thcil von Indien. .Der Statthalter in Afrika, Musa, benutzte die inneren Unruhen im Reiche der Westgothcn in Spanien, um sich dieses schönen Landes zu bemächtigen. Der letzte König der Wcstgothen, Roderich, hatte sich die Unzufriedenheit seiner mächtigen Vasallen und Geistlichen zugezogcu. Um sich zu rächen, riefen sie die Araber in's Land. Der arabische Feldherr Tarik stieg am Fuße des Felsens an's Land, welcher nun eine englische Festung trägt, die nach ihm benannt ist (Gibraltar »: Gebet al Tarik, Tariks Felsen). Sehnsuchtsvoll sah er von Sierra Nevada über das warme schöne Thal hin, welches vom Flusse Guadalquivir durchströmt, von Myrrhen und duftenden Man- delbäumen beschattet wird. Roderich sammelte das Heer der Chri- sten, um Widerstand zu leisten. Bei Xeres de la Frontera, der weinreichen Stadt in Andalusien, wurde im Jahre 711 die blu- tige Schlacht geliefert, welche nach dreitägigem Kampfe Spanien unter die Herrschaft der Araber brachte. Das christliche Heer wurde ver- nichtet, König Roderich ertrank auf der Flucht im Guadalqui- vir, der Strom der Araber wälzte sich über Spanien hin, durch die Pässe der Pyrenäen in Gallien hinein, wo Karl Märtel (p. 9) in der Schlacht bei Poitiers (732) die Pyrenäen zu einer Scheidewand zwischen der muhamedanischen und christlichen Welt machte. Das Haus Ommyah wurde im Jahre 750 von den Abbassiden gestürzt; allein cs rettete sich aus dem

3. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 367

1902 - Altenburg : Bonde
367 beschäftigende Arbeit auf die Bevölkerung Ägyptens und Europas aus- üben mußte, hat sich die Wüste belebt und mit Gärten und Oasen ge- schmückt. Zwei ansehnliche Städte, Port Said und Jsmai'la, sind aus dem Sande erstanden, und über 40000 Menschen haben sich in diesen Ebenen niedergelassen, in die sich sonst der Wanderer nur zagend wagte. Nach Ule. 162. vor Libanon. Für uns sind die beiden Namen „Libanon“ und „Cedern“ unzertrennlich. Seit Menschengedenken aber finden sich Cedern nur noch an einer Stelle, tief im Gebirge, die zu erreichen mit vielen Mühsalen verknüpft ist. — Der Charakter des Gebirges ist sehr mannigfaltig. Die ersten Erhebungen sind mit jungem Pinienwald bepflanzt, in den Mulden dazwischen wachsen Maul- beer- und Feigenbäume. In einer tiefen Schlucht, die einem wilden Alpenthal gleicht, zwängt sich der Beirutfluss durch das harte Gestein. Ode und tot sind die grauen Abhänge; aber auf der Höhe stehen rings blühende Dörfer. Jeder Fleck anbau- fähiger Erde, auch an den steilsten Halden, ist durch Anlegen von Terrassen ausgenutzt und mit Feigen und Heben bepflanzt, das Ganze ein lachendes Bild der Fruchtbarkeit und des Fleisses. Darüber breiten sich, bis weit herunter von Schnee bedeckt, die Häupter des Gebirges, in langen Linien feierlich aufsteigend. Die zackigen Vorberge sind meist mit Klöstern gekrönt. Wir fuhren — erzählt ein Reisender — von Beirut aus auf gut gepflegter Gebirgsstrafse in unzähligen Windungen zur Höhe hinauf. Alle Dörfer sind christlich, die Menschen grüfsen freund- lich. Es war Sonntag, und wir glaubten, ein Sonntagsbild aus den deutschen Bergen vor uns zu haben. Plaudernd, von spielenden Kindern umgeben, safsen sie vor ihren steinernen Häusern, Männer und Frauen, jung und alt im Sonntagsstaat, ein schöner Menschenschlag mit hübsch geschnittenen, ernsten Gesichtern. Alles zeugte von Wohlstand, Bettler sah ich nirgends. All diesen Avohlstand und den Reichtum seiner Thäler und Hügel dankt der Libanon seinen christlichen Bewohnern und dem Umstande, dass die Türken nach dem Christengemetzel von 1860 eine christ- liche V erwaltung in dieser Provinz einsetzen mussten. v. Soden.

4. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 368

1902 - Altenburg : Bonde
368 163. Der See Genezareth. Der See Genezareth ist ein freundlicher Landsee, welcher auch das Galiläische Meer oder der See von Tiberias genannt wird. Er ist 22 km lang und bis zu 11 km breit und bildet eine der anmutigsten Gegenden des Heiligen Landes. Der runde Spiegel eines dunkelblauen Gewässers blickt klar und glanzend zwischen den Bergen hervor; darum nennt ihn der bildersinnige Morgenländer das Auge der Gegend. Im Süden wie im Norden begrenzen ihn fruchtbare Ebenen; im Osten und Westen dagegen umschließen ihn Hiigel und Berge von schönen Formen. Aus ihren steilen, malerischen Schluchten treten rasche Bäche hervor und ergießen sich in das Becken des „Meeres von Galiläa". Zuweilen bringen jäh aus diesen Bergen hervorbrechende Zugwinde und Windwirbel das friedliche Gewässer mit der Gewalt des schweizerischen Föhns in wilden Aufruhr, der aber gewöhnlich sehr bald zur früheren Stille sich besänftigt. Der Reichtum des Galiläischen Sees an treff- lichen Fischen ist sehr groß, sein Wasser rein, kühl und süß, sein Grund und Ufer sandig. Klima und Erdreich der umliegenden Landschaft begünstigen die Pflege der trefflichsten Südfrüchte, der Datteln, Citronen, Pomeranzen, der Trauben und Melonen, wie den Anbau des Getreides und des Indigo; und bei größerer Betriebsamkeit der Menschen würde der tiefe Bergkessel dieses Sees ein natürliches Treibhaus sein, in welchem die edlen Gewächse Ägyptens und selbst Arabiens gedeihen könnten. Dichter Baumwuchs und Buschwerk, mit Saatfeldern wechselnd, um- kränzt das nordwestliche Ufer; „wie ein Morgenrot der Tiefe" ergießt sich das rosenfarbige Blütenmeer der Oleanderbäume über Hügel und Thal; aus den Gebüschen ertönt das Lied der Blaudrossel und der Nachtigall und aus den Felsenhöhlen von Magdala die Stimme der wilden Taube, die hier in Scharen von Hunderten umherfliegt und an den stechapfelförmigen Früchten der Lotosbäume gute Kost hat. In diesem gesegneten Seethale drängte sich sonst eine unermeßliche Volksmenge im rührigsten Verkehre. Blühende Städte und gewerbreiche Flecken samt ihren reizvollen Gärten, Feldern und Obsthainen, welche zu jeder Zeit des Jahres reiche Früchte lieferten, umgürteten im lieb- lichsten Wechsel den See. Gegen zwölfhundert Fischer fanden hier ihre Nahrung; zahlreiche Fahrzeuge, Fischerkähne, lustfahrende Gondeln und Lastschiffe durchkreuzten den Wasserspiegel nach allen Richtungen und machten ihn zum gemeinsamen Tummelplätze aller umliegenden Städte und Dörfer. Jetzt trauert die reizvolle Landschaft wie eine Witwe. Von

5. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 369

1902 - Altenburg : Bonde
369 Kapernaum, „das bis an den Himmel erhoben war", von Chorazin und Bethsaida ist keine Spur zu finden. Die Wälder und Weingärten sind von den Hügeln verschwunden, Palmen-, Feigen- und Olivenbäume stehen nur noch vereinzelt umher; die Balsamstaude, welche vormals die feinsandigen, kiesreichen Ufer des Sees umgrünte, findet sich nirgends mehr, und statt jener Hunderte von Fahrzeugen zieht jetzt ein einziges Boot mit weißem Segel von Zeit zu Zeit seine Furche durch den Spiegel des stillen Gewässers, um von dem östlichen Gestade Holz nach Tiberias herüberzuholen. Bäßler. 164. Kronprinz Friedrich Wilhelm in Jerusalem. Als der Suezkanal nach zehnjähriger Arbeit vollendet war, sollte er am 16. November 1869 in Gegenwart hoher Gäste feierlich eröffnet werden. Der Vizekönig von Ägypten hatte sich entschlossen, die vor- nehmsten und willkommensten Gäste selbst zum Feste einzuladen. So überbrachte er auch dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm persönlich die Einladung, Suez zu besuchen, nach Berlin. Und der Kronprinz nahm sie um so lieber an, als ihm die Reise nach Ägypten die längst er- wünschte Gelegenheit bot, auch Palästina zu besuchen und die geweihten Stätten zu betreten, von welchen ans das Licht des Heils sich über die Welt ergossen hat. Rechtzeitig verließ der Kronprinz Deutschland, um noch vor Einweihung des Suezkanals mit Muße Palästina bereisen zu können. In Jaffa angelangt, wurde der hohe Reisende von einer Abteilung Kavallerie nach Jerusalem geleitet. Eine nicht unfreundliche Straße führt von dem alten Hafenplatz zur Heiligen Stadt. Der Weg ist besät mit größeren und kleineren Ortschaften, deren manche geschichtliche Er- innerungen aufzuweisen haben. In einem Thale unweit von Jerusalem übernachtete der Kronprinz unter einem Zelte. Bei Morgengrauen setzte er die Reise fort. Die Straße steigt hier bald zu einem Hügel hinan, bald senkt sie sich wieder ins Thal. Abermals folgen Berg und Thal, — in diesem soll David gegen Goliath gekämpft haben — bis plötzlich eine mächtige Kirche mit fünf Kuppeln und dahinter der Öl- berg sichtbar werden. Noch sieht man aber Jerusalem selbst nicht. Man durchreitet eine bewohnte Gegend zwischen kleinen Häusern mit den flachen orientalischen Dächern — bei ist man schon an der Ring- mauer angelangt. Das Jaffathor ist offen; man steht ans heiligem Boden. Der Einzug des Kronprinzen ging freilich nicht so einfach von B. V. R. 24

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 373

1902 - Altenburg : Bonde
373 gleicher Höhe mit der Stirn hält und sie dann wagerecht auf die Theetasse legt. Dergleichen hat, wie bemerkt, für den Europäer etwas sehr Auffallendes. Dagegen ist aber auch das Erstaunen der Chinesen nicht gering, wenn sie sehen, wie Europäer zu speisen pflegen. Sie fragen, wie es nur möglich sei, dass wir die Getränke kalt zu uns nehmen; wie wir wohl auf den höchst sonderbaren und ausschweifenden Gedanken ge- kommen seien, unsere Nahrung vermittelst eines Dreizacks in den Mund zu bringen , obendrein auf die Gefahr hin, uns die Lippen zu beschädigen oder gar die Augen auszustechen. Auch finden sie es ausser der Ordnung, dass wir Nüsse und Mandeln mit der Schale auf den Tisch bringen und den Dienern die Arbeit ersparen, die Obstfrüchte zu schälen und das Fleisch zu zerlegen. Ja es ist nicht bloss ein Witzwort, welches man von einem Chinesen erzählt, der darüber erstaunte, die Europäer Billard spielen, Kegel schieben und tanzen zu sehen, und dazu die Bemerkung machte, warum doch wohlhabende Leute eine solche Arbeit nicht lieber ihren Dienern überliessen. v. Scherzer. 166. Bilder aus Japan. 1. Japan ist für den Europäer ein Land, das reich ist an ab- sonderlichen Schönheiten, ein Land, das man lieb gewinnt und in der Erinnerung lieb behält. Wie ragt majestätisch über die Riesenbucht von Jeddo der mächtige, prächtige Fusiyama, jener 4100 m hohe Vulkan in seinem weißen, glitzernden Schneemantel, der ihm wie ein fürstlich Gewand über die platten Schultern wallt! Wie rauschen in den Berg- klüften die Bäche zu Thal mit schaumigem, grünlich schillerndem Wasser; wie wunderbar schön bekleiden jene herrlichen japanischen Riesentannen, untermischt mit stolzen, ernsthaften Cypressen, die Bergwände in lücken- losem Forst! Und im Frühlinge, unten im Süden, wie geht sichs da gut unter den Kamelienbäumen — nicht etwa 60 — 90 cm hohe Bäumchen in Töpfen oder Kübeln, nein, es sind wirkliche Bäume bis zu 13 m hoch, mit starken Ästen, dicht verzweigt; und zwischen den blanken, dunklen, lederartigen Blättern leuchtet und glüht es von unzähligen oft handgroßen Purpnrblüten, während der Fuß des Wanderers auf einen dichten Teppich abgefallener Blumen tritt. Nicht weit davon schaut über die sauber geflochtene Bambushecke eine lange Reihe von Orangenbäumen her, mit großen goldenen Früchten beladen, und hinter

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 383

1902 - Altenburg : Bonde
383 steigt aus dem Meere der herrliche und schön geformte Pie von Fernando Po, auf der anderen ragen, mit üppigem Grün bekleidet, die vulkanischen Gebirge von Kamerun empor, über deren gewaltiger Kette die kahlen Spitzen des „Götterberges" thronen. Das Kamerungebirge bildet die höchste Erhebung in Westafrika, und seine höchste Spitze, die wir den großen Kamerunberg und die Eingebornen Mongo-ma-Loba, d. h. den „Götterberg" nennen, über- ragt alle Berge unserer Heimat. Er ist dagegen niedriger als der Montblanc; denn seine Höhe beträgt etwa 4000 Meter. Das ganze Gebirge ist vulkanischen Ursprunges und besteht aus einer Reihe von etwa 70 Kraterkegeln, die alle wohl schon seit langer Zeit nicht mehr als Vulkane thätig find. Die Hauptschwierigkeiten, mit denen der Reisende zu kämpfen hat, der den großen Kamerunberg besteigen will, bestehen in dem plötzlichen Übergange aus der Treibhaustemperatur des Thales in die Kalte der Berghöhen, in dem Mangel an Führern, in der Unwegsamkeit des Ur- waldes, der zu durchschreiten ist, und in dem Umstande, daß Nahrungs- mittel und Wasser für die ganze Zeit der Besteigung mitgeführt werden müssen. Der erste, dem es gelang, allen diesen Hindernissen zum Trotz die höchste Spitze zu erklimmen, war der englische Reisende Burton. Er bestieg, begleitet von dem deutschen Botaniker Mann und dem Spanier Calvo, im Januar 1862 den Gipfel des Götterberges. Einige Jahre später, am 14. Februar 1879, erreichte der deutsche Naturforscher Flegel, dem sich der Engländer Kirk angeschlossen hatte, dasselbe Ziel. Beide traten ihre Wanderung von Viktoria, einer in sehr schöner, aber höchst ungesunder Gegend gelegenen Niederlassung an der Amboise- bai, an und verfolgten die von Burton früher eingeschlagene Richtung. Die Führer folgten dabei so genau dem von den ersten Besteigern ge- wählten Wege, daß Flegel unterwegs an einem Baume die Zeichen „A. Mann" fand, welche dieser im Jahre 1862 in die Baumrinde ein- geschnitten hatte. Am Fuße der meerumwogten, vielgestaltigen Felsen bis zur Höhe von 800—1000 m zeigt sich das tropische Pflanzen- wachstum in seiner ganzen üppigen Schönheit. Da erfreuen neben den Riesen der tropischen Pflanzenwelt, an denen der Blick mit Staunen emporstrebt, schlanke Palmen mit ihren Federkronen und das herrliche Grün der Bananen und des Pisangs das Auge. Endlose Lianen mit seltsam gefärbten und geformten Blumen und Früchten ranken sich von Baum zu Baum. Hoch in den Zweigen lassen farbenprächtige Vögel ihre Stimme erschallen, unter denen man leicht das Girren der schönen

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 385

1902 - Altenburg : Bonde
385 sich aus, als ob ein russischer Winter bevorstände. Das Thermometer zeigt noch 12—14 0 C, aber es giebt auch kühlere Tage, und allen Ernstes erzählt der Führer den Bergsteigern, daß hier in letzter Regen- zeit ein alter Jäger vor Kälte umgekommen sei. Darum ziehen jetzt die schwarzen Träger dicke wollene Strümpfe und Hosen an, setzen Mützen mit Ohrklappen auf ihr krauses Haupt und vergessen nicht die wollenen Decken. Der Weiße marschiert aber weiter in Flanellhemd und Flanellhose, das zusammengerollte Plaid auf dem Rücken, den Bergstock in der Rechten und eine Flasche Wasser aus der Mannsquelle über der Schulter. Die Graslandschaft ist hier und dort von schmalen Fußpfaden durchkreuzt, es sind Jägerpfade, auf denen man wandert. Bon Zeit zu Zeit springt eine Antilope auf und verschwindet hinter den höher gelegenen Graten. Immer höher hinauf zieht sich diese Bergsteppe; man wandert auf ihr weiter, bis der Abend naht, die Sonne untergeht und neue Rast gehalten wird. In einer Bodenvertiefung, die einigen Schutz gegen den kalten Wind gewährt, wird das Lager aufgeschlagen, und mit Morgengrauen geht es wiederum vorwärts. Nun hört das Gras auf, die Landschaft wird wilder; das Auge erblickt nichts als Lavagerölle und Kraterhöhlen, tiefe Risse und Spalten im Gestein, bedeckt mit Asche und den Wurzelresten der Büschelgräser. An Lavasäulen, an mächtigen Blöcken von wunderlichsten Formen' vorüber führt der Weg bald über Höhen, auf denen ein scharfer Ost- wind weht, und wo es eisig kalt ist, bald durch Kessel und Mulden, wo die Sonne brütet. Die wenigen Sträucher, die noch zu sehen sind, werden immer krüppelhafter, auch die Blumen erscheinen spärlicher, bis endlich nordisches Moos unter dem Äquator zur Herrschaft gelangt und die Lavafelder mit viele Zoll hohem, weichem Polster überzieht. Bald verschwindet der Gipfel des Berges hinter steil aufsteigenden Graten, bald tritt er in den Einschnitten der Schluchten hervor näher und näher. Die schwarzen Träger bleiben zurück, sie fürchten sich vor den Zaubermächten, die droben walten; die Weißen klettern allein empor über Felder mit weichem Moose, über Geröll und Schluchten. Die Geführten trennen sich, um den besten und bequemsten Anstieg zur höchsten Höhe zu finden. Endlich setzt Flegel den Fuß auf die Spitze des Berges. Welcher Rundblick bietet sich hier dem Auge! „Es war ein Bild von mächtig die Seele packender Großartigkeit, das ich da überschaute. Im Westen senkte sich eine ziegelrote Wand in einen tiefen Abgrund, gegenüber lagen zwei gewaltige Kraterschlünde, schwarz und L. V. R. 25

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 388

1902 - Altenburg : Bonde
388 Inseln vorgelagert; unter letzteren ist Sansibar, die aber noch im Besitz der Engländer ist. Der Küstensaum nebst den vorgelagerten Inseln besteht aus Korallenkalk, der durch die Brandung zu einer mächtigen Sandschicht zerrieben worden ist. Dürftiges Gras überzieht die blendendweißen Sanddünen. Den schlammigen Ufersaum aber be- deckt in unentwirrbarem Dickicht die auch im tropischen Westafrika vorhandene Mangrove, eine sonderbar gestaltete baumartige Wasser- pflanze. Auf den höheren Uferböschungen tritt an die Stelle der Sumpf- pflanzen dichter Busch, untermischt mit hohen Bäumen, unter denen besonders die Kokospalme den Vorrang behauptet. 3. Das Hinterland unserer afrikanischen Kolonieen erhebt sich fast wellen- oder terrassenförmig bis zu dem ungeheuer ausgedehnten Tafel- lande von Jnnerafrika. Steppen und Weideland, Urwälder mit dem üppigsten Pflanzenwuchse und fruchtbare Getreidefelder, wüstenartige Wildnisse und ungesunde Dschangeln wechseln miteinander ab. Im Togolande bietet das Agomegebirge mit seinen bis 1000 na ansteigenden, in den grünen Mantel prächtiger Wälder eingehüllten Gipfeln dem in der Sonnenglut der Küste erschlafften Europäer Kühlung und Erfrischung. In Kamerun erhebt sich bis zu einer Höhe von 4000 m der Götterberg. Höher noch steigt der Kilima-Ndscharo in Ostafrika auf. Er ist der höchste Berg des Erdteils, 6000 m hoch, um 1200 m höher als die höchste Spitze Europas. Aber während der Montblanc inmitten der vielen Riesen, die ihn umgeben, gar nicht so hoch erscheint, wie er in der That ist, steigt der Kilima-Ndscharo ohne Vorberge und Übergänge aus der Ebene auf, sichtbar vom Fuße bis zum Gipfel. Auf seinem Haupte trügt er den Winter, zu seinen Füßen herrscht ewiger Sommer, und seine Abhänge prangen im jungen Grün des Frühlings und im reichen Segen des Herbstes. Der ostafrikanischen Landschaft geben die drei großen Seen mit ihrem hellgrünen oder lichtblauen Wasser einen besonderen Reiz. Ein jeder dieser Seen hat seinen besonderen Reichtum: der Nyassa an heftigen Stürmen, die ganz plötzlich aus den steilen Küstengebirgen hervorbrechen, der Tanganjika an schmackhaften Fischen, der Ukerewe an großen und kleinen Inseln. 4. Der Reim der deutschen Kinder: „Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind des guten Gottes Kinder" kann in Afrika nicht gesungen werden; denn da hat der gute Gott nur zwei Kinder: die Regenzeit und die trockene Zeit. Der Eintritt der einen oder der anderen fällt in den verschiedenen Gegenden in verschiedene Monate; als Regel läßt

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 361

1902 - Altenburg : Bonde
361 gestöber. Immer näher sahen sie ihr Ende heranrücken, und doch verließen Mut und Gottvertrauen sie nicht. Man hatte ja noch die Boote; diese wurden mit den geretteten Brettern und Segeln bedeckt, und darunter lagerten sich die Vielgeprüften, nur auf das geringste Maß an Nahrung beschränkt. Der Koch, welcher bei der ganzen Eisfahrt viel Mut bewies, wagte es sogar, in das zerstörte Haus vorzudringen und dort an dem noch stehengebliebenen Herde, neben dem die offene See wlitete, etwas Kaffee zu kochen, welcher die gesunkenen Lebensgeister wieder auffrischte. Die ganze Scholle, auf welcher die vierzehn Männer, die drei Boote und der Rest des von der Hansa geretteten Materials Platz fanden, war nicht größer als ein weiter Tanzsaal. Sie hatte nur noch einen Umfang von etwa 300 Schritten. Aus diesem beschränkten Raume beschloß man, aus den Ruinen des alten ein neues Haus zu bauen, da das Liegen in den Booten, welches fünf Tage währte, allmählich unerträglich wurde. Frisch ging man ans Werk, und allmählich erhoben sich in der Mitte der Scholle die mit Eismörtel aneinandergefügten Kohlenwände. Da es an Baustoff fehlte, siel das neue Haus bedeutend kleiner aus; es war nur gegen 3 m breit und 5 m lang. In dieser Hütte konnten aber nur sechs Personen eng aneinandergepreßt schlafen, die übrigen acht mußten immer noch mit den Booten fürlieb nehmen. Die Kleinheit der Scholle war in den Gegenden der schwimmenden Eisberge übrigens ein entschiedener Vorteil, da sie sich leichter durch die offenen Kanäle hindurchwand und mit nicht so großer Gewalt an ihre Nachbarn anrannte, also auch weniger Gefahr lief, zertrümmert zu werden. Manchmal lag sie zwischen Eisbergen, die sie umgaben wie die hohen Gipfel eines Gebirges ein Thal; dann, wenn es schien, als wollten diese mächtigen Berge über den Schiffbrüchigen zusammenstürzen, öffnete sich wieder ein Kanal, sie glitt zwischen den Riesen hindurch, als würde sie von un- sichtbarer Hand gesteuert; und weiter ging es nach Süden zu. Die Küste war meistens ganz nahe und zwar in der Gegend, in welcher frühere Forscher Eskimos in ziemlicher Anzahl gefunden hatten. Keiner ließ sich indessen blicken, obgleich heute noch dort sicher diese Polar- menschen wohnen, da sie von diesen Gegenden manchmal bis an die West- küste nach den dänischen Niederlassungen hinüberwandern. Noch aber schien der Zeitpunkt nicht gekommen, daß man in den Booten die Scholle hätte verlassen können. Allein bald nahte er. Am 7. Mai 1870 war man bis zum 61. Grade abwärts getrieben, im ganzen 243 Meilen, eine Entfernung, die in gerader Linie etwa so groß ist wie von Berlin nach Konstantinopel. Man wußte nun, daß die Südspitze Grönlands, wo gebildete Menschen wohnen, nicht mehr fern war.
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