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Das Römische Kaiserreich.
Den Versuch, die Reichsgrcnze vom Nieder- und Mittelrhein nach der Elbe zu verschieben, gibt man nach einer schweren Niederlage endgültig aus; die rechtsrheinischen Germanen bleiben in ihrer Hauptmasse frei.
Die Christengemeinden breiten sich trotz ihrer rechtlosen Stellung im Staate und trotz der Verfolgungen durch die kaiserlichen Beamten über das ganze Reichsgebiet ans und gewinnen beständig neue Anhänger.
1. Das Römische Kaiserreich.
§ 1. Die Verfassung. Das römische Kaisertum ist eine Schöpfung des Augustus. Als C. Julius Cäsar Oktaviauus nach der Schlacht bei Aktium die außerordentliche Gewalt, die er etwa fünfzehn Jahre lang innegehabt hatte, niederlegte und dem Gemeinwesen seine Freiheit zurückgab, übertrugen ihm Volk und Senat einen Teil seiner Gewalt von neuem. Er erhielt den Oberbefehl über das Heer und die Flotte und die Verwaltung aller Provinzen, in denen ein Heer stand, ausgenommen Afrika. (Ägypten wurde als kaiserliches Privateigentum behandelt.)
Im Jahre 27 v. Chr. empfing Oktavian den Namen „Augustus", „der Erhabene".
Mehrere Jahre hintereinander wurde er zum Koufttl erwählt, alljährlich zum Tribunen, womit ihm die tribnnizifche Sakrofanktitas erneuert wurde, auch war er Mitglied der obersten Priesterkollegien.
Dem Senate blieb die Verfügung über die Staatskasse, das Ära-riirnt, und die Verwaltung der ihm zuerteilten Provinzen; er nahm an der Beratung der Staatsangelegenheiten und der Gesetzgebung Anteil.
Das Volk übte das Recht aus, die Beamten zu wählen, doch war es an den Vorschlag des Kaisers gebunden, bis. Tiberins auch diesen letzten Rest feiner politischen Aufgaben dem Senate übertrug. Die Reihenfolge der Ämter blieb erhallen, nur waren alle Beamten dem Kaiser untergeordnet.
Augustus nahm den unbeliebten Titel eines Königs nicht an, wollte nichts als der Prinzeps, der erste Bürger, fein, vermied sorgsam wie den Namen so den Schein der Monarchie und hütete sich wohl, die dem Senat verbleibenden Rechte, die keineswegs inhaltlos waren, anzutasten. Es entstand eine Form der Verfassung, die man als Zweiherrfchaft, Herrschaft des Prinzeps und des Senats, bezeichnet hat. In Wahrheit war der Prinzeps das Oberhaupt, hatte die größere Gewalt in den Händen und genoß als Tribun das Recht, gegen jeden Beschluß des Senats fein Veto einzulegen und ihn dadurch aufzuheben.
Allmählich bildeten die Ka.ifer eine besondere Verwaltung ans mit eigener Kaffe, dem Fiskus, und eigenen Beamten, die sie mit Vorliebe dem Ritterstand entnahmen.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Julius_Cäsar_Oktaviauus Cäsar Augustus
164
Das Reich von 1450—1517.
kundig und es fördernd, voll Sinn für Poesie, Kunst und Wissenschaft, dabei in Deutschland sehr beliebt. In seinen politischen Plänen war er ausschließlich Habsburger.
Er vereinigte sämtliche deutsche Besitzungen seines Hauses wieder in seiner Hand, die beiden Österreich, Steiermark, Kärnten, K r a i n, Tirol und die Besitzungen in Schwaben, im Breis ga u und im Sundgau. Wien, das unter Friedrichs Regierung Matthias Corvinns von Ungarn besetzt hatte, brachte er in den Wirren nach des Königs Tode an sich. Er erhielt die Anwartschaft auf die Nachfolge in Böhmen und Ungarn und begründete die habs-bnrgische Weltmacht.
§ 90. Das burgundische Reich und die Gründung der Habsburgischen Weltmacht. Auf dem Boden des ehemaligen Reiches Lothars entstand im 14. und 15. Jahrhundert ein Zwischenreich zwischen Deutschland und Frankreich, das Herzogtum Burgund. Philipp der Kühne, der Sohn Johanns von Frankreich, hatte von seinem Vater das französische Herzogtum Burgund erhalten und mit diesem durch Heirat die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte), Flandern und Artois verbunden. Durch glückliche Ehen und Erbschaften erwarben seine Nachkommen fast die sämtlichen Herzogtümer und Grafschaften in den Niederlanden hinzu. Ihre Einnahmen aus den durch Industrie und Handel blühenden Städten machten sie zu den reichsten Fürsten Europas. Schon Philipp der Gute hatte die Absicht, die gesamten Lande zu einem unabhängigen lothringischen Königreiche zu erheben. Seinem Sohne Karl dem Kühnen schien die Verwirklichung zu gelingen. Er trat mit Kaiser Friedrich Iii. zu Trier in Unterhandlung, forderte die Erhebung zum Könige und bot ihm dafür die Hand seiner Tochter Maria für seinen Sohn Maximilian. Aber die Begegnung führte zu keinem Ergebnis. Durch die Eroberung Lothringens gewann Karl bald darauf die Verbindung zwischen der Nord- und Südhälfte seiner Besitzungen. Doch verfeindete er sich mit allen seinen Nachbarn. 1476 wurde er in der Schweiz von einem eidgenössischen Heere bei Granson geschlagen und erlitt drei Monate später die Niederlage bei Murten. Darauf eroberte Rene von Lothringen sein Land zurück; Karl wandte sich gegen ihn und belagerte Nancy, wurde aber hier von den Schweizern, die zum Entsatz heranrückten, geschlagen und fand den Tod (1477).
Karls Erbschaft versuchte Ludwig Xi. an sich zu ziehen. Frankreich wurde dadurch einen größeren Teil vom Reichsgebiet gewonnen haben, als es in den folgenden zwei Jahrhunderten erobert hat. Maximilian aber trat ihm entgegen, vermählte sich mit Maria und behauptete nach dem Siege bei Guiuegate die Franche-Comte und die Niederlande, nur das Herzogtum Burgund wurde wieder französisch. Nach dem
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Steiermark Schwaben Sundgau Ungarn Deutschland Frankreich Burgund Burgund Burgund Flandern Niederlanden Europas Lothringens Murten Lothringen Karls Frankreich Niederlande Burgund
§ 104.
Der Schmalkaldische Krieg.
189
In Norddeutschland nahmen die großen Fürsten, Heinrich von Sachsen-Meißen und (1539) Joachim Ii. von Brandenburg mit seinem Bruder, dem Markgrafen Hans von Küstrin, die Reformation an. Am Rheine folgte Kurpfalz. Dagegen mißlang der Versuch des Kurfürsten Hermann von Wied, auch im Erzbistum Cöln die lutherische Lehre einzuführen (1543); das Domkapitel und der Rat der Freien Reichsstadt drangen mit ihrem Widerstände durch, besonders als Karl mit Waffengewalt eingriff.
Auf fünf Sechstel der Bevölkerung wurden damals die Evangelischen in Deutschland geschätzt.
Überall ging kirchlicher Besitz in weltliche Hand über; das erste Beispiel der Säkularisation eines geistlichen Fürstentums hatte 1525 auf Luthers Rat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg, gegeben, der das Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelte, sich selbst zum Herzog machte und das Land von der Krone Polen zu Lehen nahm.
2. Die Wiedertäufer in Münster. Trotz der größten Verfolgungen von allen Seiten hatte sich die Sekte der Täufer nach Münzers Tode in aller Stille durch ganz Westdeutschland bis nach den Niederlanden hin verbreitet. Von hier wurde sie nach Münster in Westfalen verpflanzt und gewann unter Leitung von Jan Matthys schließlich die alleinige Herrschaft. Mit der religiösen verband sich eine soziale Umwälzung, der Kommunismus wurde mit Gewalt und unter Vertreibung der Andersgläubigen eingeführt. Nach Matthys' Tode trat Jan Bockelson (aus Leiden) als „König des himmlischen Jerusalem" an die Spitze, unter dessen Willkürherrschaft sich Grausamkeit und Ausschweifung mit dem Spottbilde des angeblichen „Gottesstaates" verbünden. Die Eroberung der Stadt durch den Bischof, den der lutherische Philipp von Hessen unterstützte, machte dent Treiben ein Ende. Die schärfste Verfolgung vernichtete die letzten Reste des Täufertums und der Reformation in den geistlichen Gebieten Westfalens.
§ 104. Der Schmalkaldische Krieg (1546—1547). Im Jahre 1546 kam der Entscheiduugskampf zwischen Karl und den Schmalkaldenern über den Weiterbestand der evangelischen Lehre in Deutschland zum Ausbruch, nachdem er sich seit mehreren Jahren vorbereitet hatte. Mehrere vom Kaiser veranlaßte Religionsgespräche waren immer wieder an der Unvereinbarkeit der Lehren gescheitert und hatten die bestehende Klnft nicht geschlossen, sondern erweitert. So hatten die Schmalkalden er die Reformationsversuche Hermanns von Wied in Cöln unterstützt. Doch hatten sie andererseits dem Kaiser Türkenhilfe bewilligt; die Lage war noch nicht geklärt. Zur Entscheidung aber mußte es kommen, als das vom Papst berufene allgemeine Konzil 1545 in Trient zusammentrat, die Evangelischen aber es zu beschicken sich weigerten.
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§ 105.
Die Fürftenverschwörung unter Moritz von Sachsen.
191
§ 105. Die Fürstenverschwörung unter Moritz von Sachsen. Trotz des Übergewichts, das Kaiser Karl errungen hatte, ist er zu keinem vollen Siege gelangt. Denn erstens vermochte er das Interim, das auch die Fürsten, die nicht zu d°en Schmalkaldenern gehört hatten, erbitterte, nicht durchzuführen, zweitens verfeindete er sich dadurch, daß er die Macht der Fürsten Herabdrücken wollte, alle deutschen Fürsten, auch die katholischen. Endlich aber entzweite er sich mit seinem Bruder Ferdinand über die Nachfolge im Reiche. Zu diesen inneren Schwierigkeiten kamen äußere. Der Friede mit den Türken und dem Könige von Frankreich, der ihm seine Siege in Deutschland ermöglicht hatte, wurde unsicher.
Dazu verschlimmerte sich sein körperliches Leiden. Es war auch ein bedenkliches Anzeichen, daß die Fürsten sich weigerten, seinen Sohn Philipp zu wählen.
Allmählich bildete sich in Norddeutschland eine Fürstenverschwörung gegen ihn, an deren Spitze der bedeutendste der damaligen Reichsfürsten, Moritz von Sachsen, trat. Mit der Achtvollstreckung gegen Magdeburg beauftragt, zog er ein starkes Heer zusammen, das er auch nach der Eroberung der Stadt unter dem Vorwande rückständiger Soldzahlung nicht entließ. Da er sein Ziel, die Kurwürde, erreicht hatte, trat er wieder zu den Gegnern des Kaisers über, ja er schloß mit Heinrich Ii. von Frankreich einen Vertrag, worin er ihm Metz, Toul, Verdun und Cambrai gegen eine Geldunterstützuug in dem bevorstehenden Feldzuge zu Pfandbesitz (als „Reichsvikariat") überließ.
Darauf wandte er sich im Frühjahr 1552 gegen den Kaiser und zwang ihn durch die rasche Erstürmung der Ehrenberger Klause, von Innsbruck über den Brenner nach Villach zu flüchten. Der kranke Kaiser entschloß sich zum Frieden.
Sein Bruder Ferdinand vermittelte den Passauer Vertrag (1552), durch den das Interim abgeschafft und den Anhängern der Augsburgischen Konfession freie Religionsübung bis zu einem allgemeine!. Reichstage bewilligt wurde. Der Landgraf von Hessen erhielt seine Freiheit wieder, wie schon vorher Johann Friedrich aus der Haft entlassen worden war.
Vernichtete der Passauer Vertrag alle bisherigen Erfolge Karls gegen die Evangelischen, so scheiterte auch sein Versuch, das von Franz von Guise zähe verteidigte Metz Heinrich Ii. wieder zu entreißen. Moritz erlebte den Abschluß eines endgültigen Friedens nicht. Sein ehemaliger Bundesgenosse, der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, hatte den Krieg gegen Klöster und Bischöfe in Norddeutschland auf eigene Faust fortgesetzt. Er wurde 1553 von den verbündeten norddeutschen Fürsten bei Sievershausen (unweit Braunschweig) geschlagen, sein Heer auseinandergesprengt und er zur Flucht nach Frankreich genötigt. In dieser Schlacht fiel Moritz, erst 32 Jahre alt.
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210
Die großen Gegensätze vor dein Kriege.
8 11 ö.
§r 115. Die Lage in Europa. 1. Der Westen. In den west-europäischen Staaten hatten die Religionskriege einen Abschluß gefunden, die Machtfragen traten in den Vordergrund.
Spanien hatte mit den Niederlanden nur einen Waffenstillstand, noch keinen Frieden geschlossen, e* hatte also die Entscheidung nur vertagt. Die alten Weltherrschaftsgedanken Karls V. waren in den beiden habsbnrgischeu Monarchien nicht erstorben. War mich Spaniens Macht geschwächt, so schien dafür einer der großen Feinde weniger gefährlich zu sein, die Pforte. Seitdem Solimau 1566 vor Sziget gestorben war, erlahmte die Angrifsskraft der Türken, daher wurden die Kräfte der österreichischen Habsburger für den Westen frei.
Ans feiten der evangelischen Mächte wuchs Macht und Reichtum der Niederlande. Während ihres Unabhängigkeitskrieges war zum erstenmal ein europäischer Krieg in die Kolonien hinübergespielt worden; als Philipp Ii. Portugal erobert hatte, rissen die Niederlande die süd-asiatisch eu Kolonien der Portugiesen an sich. Sie gründeten ihre ostindische Kompanie und überflügelten bald im Welthandel die romanischen Mächte.
In England zeigten die Stuarts wenig Neigung, sich in btt religiösen Kämpfe des Festlandes einzumischen; Jakob I. verfolgte die Puritaner (englische Reformierte, welche die Hochkirche verwarfen und sich der schottischen Presbyterialkirche anschlossen), die nach Nordamerika auswanderten und dort die ersten englischen Niederlassungen gründeten. Sein Sohn Karl I. trachtete nach absoluter Regierung, begünstigte die katholisierenden Kultusformen und stieß je länger je mehr auf den Widerstand des Parlaments, so daß er an einer großen auswärtigen Politik gehindert war.
In Frankreich hatte Heinrich Iv. nach Herstellung des inneren Friedens die Wohlfahrt seiner Untertanen aus jede Weise gefördert. Er nahm in der auswärtigen Politik die alten Ziele der französischen Könige wieder auf, die Macht Frankreichs zu erweitern, die Rheingrenze (wie in gallisch-römischer Zeit) zu gewinnen, die habsburgische Macht nieder» zuwerfen. Für dieses Ziel, die Große ihres Vaterlandes, gewann er alle Franzosen ohne Unterschied der Konfession. Dabei stand er auf der Seite der protestantischen Mächte.
Bereits im Jahre 1610 drohte hier im Westen ein großer Krieg auszubrechen. Damals war der Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden soeben erst geschlossen. Die Grenze zwischen den freien und den spanischen Niederlanden verlief südlich von den drei parallelen Stromläufen der Maas und des Rheines. An ihrer Oftgrenze lagen innerhalb des Reiches fast nur geistliche Gebiete (Trier, Cöln, Münster) und dazwischen die in einer Hand vereinigten Herzogtümer Jülich, Cleve, Berg, zu denen die Grafschaften Mark und Ravensberg in Westfalen
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Zeittafel.
243
1635
1635-1648
1637-1657
1648
Der Prager Sonderfrrede.
Der Schwedisch-französische Krieg.
Ferdinand Iii.
Baner siegt bei Wittstock.
Die schwedischen Generale Baner, Torstens on, Wrangel, Königsmark, die französischen Xurenne und Sonde, der ligistische Johann von Werth.
Westfälischer Friede, geschlossen zu Münster und Osnabrück.
Metz, Toul, Verdun und Teile vom Elsaß kommen an Frankreich. Vorpommern mit den Odermündungen, Wismar und die Stifter Bremen und Verden an Schweden. Die Schweiz und die Niederlande scheiden aus dem Reichs-verbande aus. Das jus pacis et armorum wird den . Reichsständen zugestanden, der Augsburger Reugions-frtede erneuert und erweitert. Frankreich und Schweden übernehmen die Garantie des Friedens.
16*
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Extrahierte Ortsnamen: Wittstock Frankreich Wismar Schweden Niederlande Frankreich Schweden
18
Die Germanen.
germanische Scharen auch schon in vorrömischer Zeit über den Rhein in das Gebiet der Maas und auch wohl das der Mosel ein; indes gingen diese Germanen sprachlich und kulturell im Keltentnm auf. Die Zeit, wann die Germanen zuerst am Rhein erschienen, ist ungewiß.
Sie lebten übrigens schon damals nicht mehr als Nomaden, sondern trieben bereits einen ausgedehnten Ackerbau. Nachdem Cäsar die Sueven zurückgeschlagen und Augustus die während der Bürgerkriege verlorene Rheingrenze wiederhergestellt hatte (in den Jahren 27—25 v. Chr.), wurden sie zu größerer Seßhaftigkeit genötigt.
Staatliche Gliederung. Die unterste Abteilung der Völkerschaft sind die nacy Sippen geordneten Geschlechter; in Geschlechtern siedelt sie sich an, teils in Einzelhöfen, teils in weitläufig angelegten Dörfern.
Eine Schar von hundert oder hundertzwanzig Kriegern bildet die Hundertschaft, die unter Leitung eines eigenen, dem Adel entnommenen Beamten an geheiligter Stätte unter freiem Himmel zum Ding zusammentritt, Recht findet und in gewissem Zeitraum von neuem die Flur aufteilt.
Um Voll- oder Neumond im Frühjahre versammelt sich die ganze Völkerschaft zum echten oder ungebotenen Ding. Dingpflichtig ist jeder Wehrhafte, bewaffnet findet man sich ein. Die vornehmste Opferstätte des Volkes ist Dingstätte. Priester hegen die Versammlung, die sich nach Sippen und Hundertschaften aufstellt. Hier werden Wahlen, Rechtssachen, Beschlüsse über Krieg und Frieden erledigt, die Genehmigung zu Zügen einzelner Fürsten erteilt, die jungen Männer durch Überreichung des Speers wehrhaft gemacht. Verhandlungen der Fürsten, Ältesten und Weisen sind vorausgegangen, der Volksgemeinde wird das Ergebnis ihrer Beratungen mitgeteilt und die Frage an sie gerichtet, ob sie zustimme oder nicht; durch Aneinanderschlagen der Waffen stimmt sie zu, durch Murren lehnt sie ab.
Für den Krieg wird einer der Edeln zum Herzog erwählt; nur bei den Ostgermanen hören wir in der ältesten Zeit von Königen; man entnimmt sie der stirps regia, erhebt den Gewählten auf den Schild und überreicht ihm den Speer als Wahrzeichen seiner Gewalt; aber er hat nicht zu befehlen, er wirkt durch Vorbild, nicht durch Amtsgewalt; man ehrt ihn durch eine freiwillig dargebrachte Gabe.
Die Angesehenen umgeben sich gern mit einem Gefolge, das im Kriege eine Leibwache, im Frieden ein Ehrengeleit bildet. Gefolgschaft beruht auf freiwilligem Vertrage zwischen Herrn und Mann; btefer ist Gehorsam und Treue bis zum Tode fchulbig, jener hat für beit Unterhalt seines Mannes zu sorgen. Wer ein großes Gefolge unterhielt, war beshalb oft zu Beutezügen genötigt.
Kriegswesen. Alle Freien sind wehrpflichtig. 'Im Kriege treten sie nach Sippen und Hundertschaften geordnet zum Heere zusammen. Manchen Stämmen fehlte es nicht an Reiterei; doch lag meist das Schwergewicht im Fußvolk, nur die Häuptlinge mit ihrem Gefolge waren stets beritten; die Streitmacht stellt sich vor dem Kampfe zu einem großen
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144
Die ersten Habsburgischen und luxemburgischen Könige.
Handel und Verkehr erfreuten sich seiner Fürsorge und des von ihm geförderten Rechtsschutzes. Auf sein Betreiben bildeten sich Landfriedens-buudnlsse m größerer Zahl; in Westfalen wurde die Wahrung des ^??„^bdens den Femgerichten, d. h. den altüberkommenen freien Schöffengerichten unter königlichen „Freigrafen", übertragen. (Anderswo war diese Art altgermanischer Rechtspflege längst durch die territorialen Gerichte abgelöst.) Seine Hausmacht, die aus Böhmen und Mähren be-stand, rundete er durch die Erwerbung von Schlesien, der Lausitz, der Mark Brandenburg und einem Teile der Oberpfalz (1373) zu einem großen abgeschlossenen Territorium ab. (Brandenburg erwarb er durch einen Vertrag mit den Wittelsbacher Brüdern Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen.)
Im 14. Jahrhundert wurde Mitteleuropa wiederholt von der Pest heimgesucht. In Deutschland trat der schwarze Tod während der ersten Regierungsjahre Karls am stärksten auf. Da man in der Seuche eine Strafe Gottes für die Sünden der Menschen sah, taten sich Brüder-schojten zusammen (Flagellanten), die durch freiwillig übernommene Bußübungen und Geißelungen seinen Zorn zu beschwichtigen suchten. Anfangs hochangesehen und bewundert, wurden sie später-, nach ihrer Entartung, von den territorialen Gewalten unterdrückt. (Damals kamen die ersten geordneten Apotheken auf.)
§ 79. Der Deutsche Orden und die Hansa. Zwei deutsche Mächte entfalteten zur Zeit Karls an der Ostsee ihre Blüte: der Deutsche Orden und die Hansa.
Das Deutschordensland hatte nach der Eroberung Preußens (1283) sich noch um Pommerellen westlich der Weichsel und durch die Verbindung mit dem Schwertbrüderorden um Kurland, Livland und Estland erweitert. Unter dem Hochmeister Winrich von Kmprode (1351—82) war das Land musterhaft verwaltet, Ackerbau und Handel gediehen; der Orden hatte eine dankbare Aufgabe an der Bekämpfung der noch heidnischen Litauer.
Die Hansa. Unter Hansa versteht man zunächst eine Vereinigung von Großhändlern einer und derselben Stadt zum Zweck des Handelsbetriebes, später die von mehreren Städten. Die deutsche Hansa verfolgte naturgemäß im Anfang nur kaufmännisch-wirtschaftliche Zwecke; aber im Verlaufe ihrer glänzenden Entwicklung ergaben sich gerade hieraus auch politische Aufgaben. Die vereinigten „Gotlandfahrer des Heiligen Römischen Reiches" fuhren schon früh uach Wisby, wo einige dauernd in den Kaufhöfen (Kontoren) blieben, die übrigen als Gäste verweilten. Von hier aus wurde der Peterhof zu Nowgorod am Jlmensee angelegt. Aber noch älter war der unter Führung der Stadt Cöln in London angelegte Handelsplatz der rheinischen Kaufleute, der Stahlhof (bereits im 11. Jahrhundert nachgewiesen).
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Schlesien Brandenburg Brandenburg Mitteleuropa Deutschland Karls Karls Ostsee Kurland Livland Estland Peterhof Jlmensee London Stahlhof
150
Die Konzilien.
§ 82. 83.
2. Die Konzilien.
§ 82. Zustand der Kirche zur Zeit des Schismas. Der lange Aufenthalt der Päpste in Avignon hatte ihr Ansehen und ihren Einfluß aus die weltlichen Angelegenheiten geschwächt. Ferner hatte die Kurie in Avignon, der Einkünfte aus dem Kirchenstaate beraubt, ein großes Besteuerungssystem der einzelnen Kirchen ausgebildet, das je länger je lästiger wurde. Hieraus erklärt sich, daß der Widerspruch gegen die päpstlichen Forderungen in weiten Kreisen Beifall fand und an der Universität Paris gelehrt wurde, daß die Verfassung der Kirche geändert werden müsse. Noch weiter ging der Engländer Wiclef an der Universität Oxford. Er verwarf nicht nur die päpstliche Gewalt, sondern auch mehrere Dogmen und Bestimmungen über die gottesdienstliche Ordnung, da sie mit der Heiligen Schrift nicht im Einklang stünden.
Unerträglich wurden die kirchlichen Zustände- als im Jahre 1377 Gregor Xi. nach Rom übersiedelte und die Kirchenspaltung eintrat, da neben dem Papste in Avignon auch in Rom ein Papst gewählt wurde. Schlimmer wurde die Lage zunächst noch dadurch, daß es seit dem Konzil von Pisa (1409), welches das Schisma hatte beseitigen sollen, sogar drei Päpste gab.
§ 83. Das Konzil zu Konstanz (1414—1418). Im Jahre 1414 trat unter dem Schutze Siegmunds ein Konzil, das äußerlich größte des Mittelalters, in Konstanz zusammen, um das Schisma zu beenden, die hnssitische Lehre zu prüfen und die Reform der Kirche durchzuführen.
Die Reformpartei, an deren Spitze Gerson, der Kanzler der Universität Paris, und der Kardinal Peter d'ailly standen, forderte die Beschränkung der päpstlichen Gewalt durch regelmäßig wiederkehrende Konzilien und Wiederherstellung der Rechte der hohen Prälaten. Sie setzte durch, daß auf dem Konzil nach Nationen und nicht nach Köpfen abgestimmt wurde, und brach damit das Übergewicht der Italiener. Das Konzil drohte nun dem Papste Johann Xxiii., der persönlich anwesend war, mit einem Prozeß, worauf er heimlich im Bunde mit Friedrich von Österreich floh, in der Absicht, durch seine Flucht das Konzil zu sprengen. Dies stellte sich nun über den Papst und setzte ihn ab. Daran änderte auch seine Rückkehr nach Konstanz nichts. Der zweite Papst dankte freiwillig ab, der Widerspruch des dritten wurde nicht beachtet und schließlich Martin V. einstimmig zum Papste erwählt.
Johann Hu s. In Böhmen hatte man gegen kirchliche Mißstände schon geeifert, ehe Hus auftrat. Das Eigentümliche war, daß sich hier die resormatorische Bewegung mit einer national-tschechischen, verband. Die böhmischen Prediger brauchten in Wort und Schrift die tschechische, damals noch literaturlose Sprache. In dem zweisprachigen Lande wurden darum überwiegend die Tschechen Anhänger der Reform und bekämpften die Deutschen, die das alte Kirchentnm verteidigten; es kam so weit, daß Reformatorisch und Tschechisch, Altkirchlich und Deutsch
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Konstantin wird Alleinherrscher.
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Christen fanden, ordnete Decius, von dem Wunsche beseelt, die alte Herrlichkeit des Römertums und die alte Religion wiederherzustellen, ihre Unterdrückung an. Es war die erste planmäßige Verfolgung der Christen. Sie wurden aufgefordert, in den Tempeln zu opfern; wer sich der Ausübung dieser Pflicht durch die Flucht entzog, verlor Vermögen und Bürgerrecht und durfte nicht zurückkehren; die Priester sollten sofort hingerichtet werden. Diese Maßregeln riefen unter den Christen großen Schrecken und arge Verwirrung hervor. Erst nach zehn Jahren hörten die Verfolgungen auf, und es trat eine etwa vierzigjährige Zeit der Ruhe ein.
Damals gewann der Neuplatonismus, der die altheidnische Religion durch eine Verbindung mit der Philosophie neu zu beleben suchte, große Verbreitung.
Vertreter der neuplatonischen Gedanken erlangten Einfluß auf Diokletian, der anfangs dem Christentum«? nicht feindlich gesinnt war, und drängten ihn zu einer neuen Verfolgung. Zunächst wurde das Heer von Christen gereinigt, darauf (303) die Schließung ihrer Kirchen und die Vernichtung der christlichen Schriften, ferner die Verhaftung der Priester befohlen, enblich sollten alle zum Opfer gezwungen werben. Diese Edikte hatten großen Erfolg, und die Zahl der Abtrünnigen war sehr bedeutend. Die Diokletianische Verfolgung war die schwerste von allen; sie ging dem endgültigen Siege unmittelbar voraus.
Konstantin.
§ 17 Konstantin wird Alleinherrscher. Im Jahre 305 legte Diokletian zugleich mit dem Angustus des Westens seine Würde nieder. Damit traten zwei Fragen in den Vordergrund:
1. ob die Reichseinheit erhalten oder ob der Trennung der Ver-' waltnng unter vier Oberhäupter eine Teilung des Reiches folgen würde,
2. ob die Christenverfolgung fortgesetzt werden würde oder nicht.
Zwischen beiden Fragen bestand ein Zusammenhang. In dem Falle
namuch, daß ein Kamps um die Herrschaft ausbrach, war es wahrscheinlich, daß einer der beiden Kämpfenden den Versuch machen würde, die gut organisierten christlichen Gemeinden für sich zu gewinnen; damit wurde die Stellung der Christen im Reiche zu einer Parteisache gemacht.
gebracht Fragen hat Konstantin der Große die Entscheidung
Er hat die Reichseinheit hergestellt und das Christentum zur staatlich anerkannteu Religion erhoben. 1
Zunächst verlief der Regierungswechsel ohne Störung des inneren Fnebens. Die beiden bisherigen Cäsaren. Galerius und Konstantins Chlorus, ruckten, jener im Osten, biefer im Westen, zur Würbe der Augusti auf, es würden zwei neue Cäsaren erhoben und von ihnen aboptiert. In
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Decius Diokletian Konstantin Diokletian Konstantin_der_Große Konstantins_Chlorus