Regionen (OPAC): Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
•f6 Geschichtliche Entwicklung.
falens solche errichtete. — Seit dieser Zeit konnten auch Nichtwestfalen aus
dem Reich sich bei einem westfälischen Femgericht als Schöffen einschwören;
der Schöffenbund dehnte sich über das ganze Reich aus; freie Städte, große
Herrn und Fürsten wurden vor die westfälischen Gerichte geladen. — Schließ-
lich mißbrauchten diese ihre Gewalt und wurden den Fürsten sowohl, wie dem
Reichsoberhaupt unbequem; das Reichskammergericht mit der Kreisein-
teilnng, das römische Recht und das erstarkende Reichsfürstentum hat
ihnen im 16. Jahrh. ein Ende bereitet. Später kamen an einzelnen Stühlen
wohl noch Schöffen zusammen, erhoben die alten Gebühren, hielten ein
Mahl und sagten sich die Losung. »Reinir dor feweri« und „Strick Stein
Gras Grein" waren solche geheimnisvolle Losungsworte. Gehalten werden
durfte das Gericht nicht auf kultivierter Erde, nicht auf Garten- und Pflugland,
nicht in Gebäuden, sondern auf „wilder, roher, d. i. roter Erde", an uralter
Malstatt, unter dem Linden-, Eichen-, Hollnnder- oder wilden Birnbaum.
Deshalb hieß und heißt das Gesamtgebiet dieser nur auf „wilder roter
Erde" abzuhaltenden Gerichte, also Westfalen, noch heute das Land der roten
Erde.
Großartigere Geschichtsereignisse aus der Zeit des Mittelalters hat West-
falen sonst nicht zu verzeichnen. Im Ganzen ruhiges Stillleben unter den
Krummstäben, viel heldenhafte Kreuzritter, unter ihnen hervorragend Bernard
von Horstmar. Dann auch sattsam Fehden und Raubrittertum; (noch
Götz von Berlichingen hat in Südwestfalen und Waldeck mit west-
fälischen Raubrittern im Buude die Wucht der eisernen Hand erprobt). Da-
neben aber blühendste Städteentwickelung in den Zeiten der Hansa, vom 13.
bis 16. Jahrhundert. Zum kölnischen Quartier der Hansa mit reichem
Export von Salz, Geweben, Holz- und Metallwaren vornehmlich nach Rußland
(Nowgorod) und England (der hansische Stahlhof in London) gehörten die
Städte! Dortmund, Münster, Minden, Herford, Bielefeld, Waren-
dorf, Soest (das sich 1445 nach gewaltigem Kampfe von Köln loslöste und
unter die Herzöge von Kleve trat), Attendorn, Paderborn, Warburg,
Unna, Lippstadt, Koesfeld u. a. Auch an den Ritterorden und Kauf-
mannsgilden in Preußen, Kurland und Livland find westfälische Ge-
schlechter stark beteiligt gewesen, wie es noch heute die gleichen Namen und
Wappenzeichen erweisen.
3. Neuzeit.
Im 16. Jahrhundert nahmen die Bewohner des Bistums Minden, der
Grafschaften Ravensberg und Mark in überwiegender Mehrheit die Refor-
mation an. Im Bistum Paderborn, im kölnischen Westfalenlande (Graf-
schast Arnsberg und Best Recklinghausen) blieb die katholische Konfession.
In Bistum und Stadt Münster teilte sich die Bewohnerschaft konfessionell;
die Wiedertäufer aus Holland (Jan Bockelsohn von Lehden, ihr König),
verdrängten zeitweilig beide Konfessionen aus der Stadt; nach ihrer Vertrei-
bung 1535 stritten sich noch länger die Katholiken und Protestanten um die
Vorherrschaft, bis die Berufung der Jesuiten und gegen Ende des Jahr-
Hunderts der Sieg des bayrischen Prinzen und Erzbischoss Ernest von Köln
über den protestantischetl/Gegenbischos Gebhard Trnchseß von Waldburg
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Bernard
von_Horstmar Jan_Bockelsohn Ernest_von_Köln
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Berlichingen England London Dortmund Minden Herford Bielefeld Soest Attendorn Paderborn Warburg Unna Lippstadt Kurland Livland Minden Bistum_Paderborn Arnsberg Recklinghausen Holland
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Inhalt: Zeit: Geographie
34 Die Fürstentümer.
Ix. pie Fürstentümer.
1. Das Fürstentum Lippe-Detmold.
Das Fürstentum Lippe-Detmold hat einen Flächeninhalt von 1222 qkm
mit 128400 Ew.. darunter 121000 Ref. und Lutheraner, 5000 Katho
Wen, 2000 Israeliten. Es bildet ein zusammenhängendes Ganzes zwischen dem
linken Weserufer und dem Teutoburger Walde in schöner Abwechselung von Hügel
und Ebene. Die höchsten Erhebungen sind der Köterberg (500m), der Velmer-
stot, (470 m) und die Groteuburg, (390 in) mit dem Hermannsdenkmal (f.
Bild S. 45) bei Detmold. Die Keuperformatiou herrscht im ganzen Lande vor.
Zum Fürstentum Lippe-Detmold gehört als sog. Exklave an der Lippe
das Amt Lipperode-Kappel, unter dem preußischen Amtsgericht Lippstadt.
Von diesem ältesten Besitz des aus der Karolingerzeit stammenden Geschlechts
ist der Name Lippe auf die später erworbeneu Besitzungen zwischen Weser
und Teutoburger Wald übertragen worden.
Das lippische Land berührt mit einer Spitze die Weser, in welche die
andern Flüsse des Landes: Werre, Exter, Kalle sich ergießen; die Emmer
durchfließt den südöstlichen Teil des Fürstentums.
Das Klima ist milde und gesuud, im Mittel 0—4° C. Hauptbeschäftigung
der Bewohner ist Ackerbau und Ziegelbrennerei. Außer Raseneisen, Schwefel-
kies, Braunkohle und Schiefer liefert das Land keine Mineralien. Mineralquellen
find zu Meinberg und Salzuffeln, an letzterem Orte auch eine Saline; auf
den Höhen überall stattlicher Hochwald. Alljährlich ziehen 12 000 Ziegel-
brenner in alle Lande, auch über Deutschland hinaus, und kehren mit reichem
Lohne zurück. Die Industrie beschäftigt sich mit Cigarrenfabrikation, Leinen-
Weberei, Gerberei und Brauerei, aber nur in geringem Umfange. Die
Lemgo er Meerschaumwaren sind weit und von alters her berühmt. Die
Stärkefabrik Hoffmann & Cie. in Salzuffeln ist hervorzuheben, weil sie
die größte dieser Art auf dem Kontinent ist.
Bis 1529, wo die Reformation unter Simon V. Eingang fand, hießen die Herrscher
des Landes Edelherrn, unter diesen großartige Gestalten wie Bernhard I. (1113—1144j,
der dem Geschlechte den Namen von der Lippe zulegte, Bernhard Ii., Hermann Ii., deren
jüngere Brüder mehrfach die deutschen Bischofsstühle, besonders in Münster und Pader-
born, zierten. 1529 nahm Simon V. den Grafentitel an. Dessen Enkel Simon Vi.
(1563—16j3) trat zur reformierten Kirche über. Er ist der Stammvater der beiden
Linien von Lippe. Sein ältester Sohn stiftete die Linie Lippe-Detmold; sein jüngster
nach dem Aussterben der alten Grafen von Schaumburg 1649 die Linie Schaumburg-
Lippe lbückeburg). Im Jahre 1729 wurde Simon Heinrich Adolf in den Reicks-
sürstenstand erhoben und dessen Enkel Leopold 17s9 in dieser Würde bestätigt.
1897 wurde Lippe-Detmold als Rheinbundsstaat souverän und trat 1813 dem deutschen
Bunde bei. Die damalige Fürstin-Witwe Paul ine (f 1822) gab dem Ländchen die
erste Konstitution (Verfassung). Der gegenwärtig regierende Fürst heißt Friedrich
Waldemar, geb. 18. April 1824.
Das ursprüngliche Geschlechtswappen, die „Lippische Rose", ist eine süns-
blätterige rote Rose im silbernen Felde, das jetzige Wappen ein Schild mit
neun Feldern; die Landesfarbe ist Gelb-Rot.
Seit 1786 gilt im Lande Gemeinschaft der Güter unter Ehegatten; bei
den Bauerngütern herrscht Unteilbarkeit und Anerbrecht. Das Fürstentum
bildet einen eignen Landgerichtsbezirk mit dem Sitz des Landgerichtes in
Detmold. Als Oberlandesgericht fungiert laut Vertrag vom 4. Jan. 1879
das preußische Oberlandesgericht in Celle.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Kalle Simon_V. Bernhard_Ii Hermann_Ii Simon_V. Simon_Vi Simon_Heinrich_Adolf Heinrich Adolf Leopold_17s9 Leopold Friedrich
Waldemar Friedrich Jan
Extrahierte Ortsnamen: Köterberg Groteuburg Detmold Lippstadt Meinberg Deutschland Lemgo Schaumburg Detmold Celle
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Inhalt: Zeit: Geographie
16
V. Geschichtliche Entwicklung.
Reich sich bei einem westfälischen Femgericht als Schöffen einschwören; der
Schöffenbund dehnte sich nun über das ganze Reich ans; freie Städte, große
Herren und Fürsten wurden vor die westfälischen Gerichte geladen. Schließ-
lich mißbrauchten diese ihre Gewalt und wurden den Fürsten sowohl wie dem
Reichsoberhaupt unbequem; das Reichskammergericht mit der Kreisein-
teiluug, das römische Recht und das erstarkende Reichsfürstentum hat
ihnen im 16. Jahrh. ein Ende bereitet. Später kamen an einzelnen Stühlen
wohl noch Schöffen zusammen, erhoben die alten Gebühren, hielten ein
Mahl und sagten sich die Losung. »Reinir dor feweri« und „Strick Stein
Gras Grein" waren solche geheimnisvolle Losungsworte. Gehalten werden
durfte das Gericht nicht anf kultivierter Erde, uicht auf Garten- und Pflug-
land, nicht in Gebäuden, sondern auf „wilder, rauher, roher, d. i. roter
Erde", an uralter Malstatt, unter dem Linden-, Eichen-, Holunder- oder
wilden Birnbaum. Deshalb hieß und heißt das Gesamtgebiet dieser nur
auf wilder roter Erde abzuhaltenden Gerichte, also Westfalen, das Land
der roten Erde.
Großartigere Geschichtsereignisse ans der Zeit des Mittelalters hat West-
falen sonst nicht zu verzeichnen. Im ganzen ruhiges Stilleben unter den
Krummstäben, viel heldenhafte Kreuzritter, unter ihnen hervorragend Bernard
von Horstmar. Dann auch sattsam Fehden und Ranbrittertum (noch
Götz vou Berlichiugen hat in Südwestfalen und Waldeck mit West-
Mischen Raubrittern im Bunde die Wucht der eiserneu Hand erprobt). Da-
neben aber blühendste Städteentwicklung in den Zeiten der Hansa, vom 13.
bis 16. Jahrhundert. Zum kölnischen Quartier der Hansa mit reichem
Export von Salz, Geweben, Holz- und Metallwareu vornehmlich nach Rußland
(Nowgorod) und England (der hansische Stahl Hof in London) gehörten die
Städte: Dortmund, Münster, Minden, Herford, Bielefeld, Waren-
dorf, Soest (das sich 1445 nach gewaltigem Kampfe von Köln loslöste und
unter die Herzöge von Kleve trat), Attendorn, Paderborn, Warburg,
Unna, Lippstadt, Koesseld u. a. Auch an den Ritterorden und Kauf-
mauusgildeu iu Preußen, Kurland und Livland sind westfälische Ge-
schlechter stark beteiligt gewesen, wie es noch heute die gleichen Namen und
Wappenzeichen erweisen.
3. Neuzeit.
Im 16. Jahrhundert nahmen die Bewohner des Bistums Minden, der
Grafschaften Ravensberg und Mark in überwiegender Mehrheit die Refor-
mation an. Im Bistum Paderborn, im kölnischen Westfalenlande (Graf-
fchaft Arnsberg und Beste Mecklinghausen) blieb die katholische Konsession.
In Bistum und Stadt Münster teilte sich die Bewohnerschaft konfessionell;
die Wiedertäufer aus Holland (Jan Backelsohn von Leiden, ihr König)
verdrängten zeitweilig beide Konfessionen aus der Stadt; nach ihrer Vertrei-
bnng 1535 stritten sich noch länger die Katholiken und Protestanten um die
Vorherrschaft, bis die Berufung der Jesuiten und gegen Ende des Jahr-
Hunderts der Sieg des bayrischen Prinzen und Erzbischofs Ernst von Köln
über den protestantischen Gegenbischof Gebhard Trnchfeß von Wald bürg
(Gemahlin Agues von Mansfeld^ im Münsterischen, sowie auch im Arns-
bergischen und Paderbornischen das Übergewicht des Katholizismus herbeiführte.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Bernard
von_Horstmar Jan_Backelsohn Ernst_von_Köln Ernst Gebhard_Trnchfeß Agues_von_Mansfeld^
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen England London Dortmund Minden Herford Bielefeld Soest Attendorn Paderborn Warburg Unna Lippstadt Kurland Livland Minden Bistum_Paderborn Arnsberg Holland Münsterischen
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36
Ix. Die Fürstentümer. —
3. Waldeck-Pyrmont.
Beamten, drei in den Städten und sieben von den Ämtern gewählte). Als
oberste Staatsbehörde hat die fürstliche Landesregierung ihren Sitz in Bückeburg.
Die oberste Gerichtsinstanz ist das gemeinsame Oberlandesgericht in Oldenburg.
Das Wappen von Schaumburg bildet innerhalb der umgebenden Wappen-
zeichen von Lippe und Swalenberg ein dreieckiger roter Schild, in den Ecken
je ein Drittel eines silbernen Nesselblattes, zwischen den Silberbalken ans Rot
drei silberne Nägel; es wird gehalten von zwei Eugeln in weißer Gewau-
duug. Der Fürst, gegenwärtig der am 10. Oktober 1846 geborene Fürst
Stephan Albrecht Georg, gehört der reformierten Konfession an. Sein
Bruder Adolf Wilhelm Viktor ist der Gemahl der Prinzessin Viktoria,
Schwager des Deutscheu Kaisers.
3. Das Fürstentum "Maldecd'-pyrmont.
Das Fürstentum besteht aus zwei getrennten Teilen: a. Dem nördlichen
Pyrmont zwischen Weser und Lippe-Detmold, durchflössen von der Emmer,
66 qkm groß mit 8636 Ew.; Stadt Pyrmont, 1483 Ew., a. d. Emmer,
berühmter Kur- und Badeort mit Salz- und Stahlquellen.
b. Einem 70 km von dem ersten entfernten südlichen Teile Waldeck,
zwischen Westfalen und Heffen-Nassan mit 1055 qkm und 49 500 Ew.
Waldeck liegt im sogen. Rheinischen Schiefergebirge mit den hervorragenden
Höhen: Hegekopf 846 m, Ettelberg 834 in und die Hohe Pön 799 m.
Flüsse des Landes sind die Ed er mit der Warbe, Itter und Aar,
ferner die Diemel mit der Twiste, alle zum Flußgebiete der Weser gehörend.
Das Klima ist etwas rauh, doch nicht ungesund. Die Einwohner treiben fast
ausschließlich Landwirtschaft und Viehzucht. (Viehbestand in W. u. Pyrm. 6732
Pferde, 31159 Stück Rindvieh, 38982 Schafe, 40275 Schweine, 10 709 Ziegen.
Die Eisenindustrie ist gering, war früher lebhafter: 1888 3700 t. Gips 2000 t.)
Das Laud teilt sich in 3 Kreise: Twiste-, Eisenberg- und Ederkreis.
Die Fürsten von Waldeck stammen von alten Grafen von Swalenberg, die 1189
als Grafen von Waldeck bezeichnet werden. Graf Friedrich Anton Ulrich wurde 1712
von Kaiser Karl Vi. in den Fürstenstand erhoben. Durch sogen. Akzessionsverträge von
1867, 1877 und 1887 hat der Fürst von Waldeck die Verwaltung an einen von Preußen
gesandten Landesdirektor anf eine bestimmte Anzahl von Jahren übertragen. Auch die
Gerichtsverfassung schließt sich an die preußische. Höchste Instanz für Waldeck-Arolsen
ist das Oberlandesgericht in Kassel, für Waldeck-Pyrmont das in Celle. Die
Amtsgerichte in Arolsen, Kor dach und Wildungen stehen unter dem Landgericht
Kassel, das Amtsgericht in Pyrmont unter dem Landgericht in Hannover.
Desgleichen unterstehen auch die Schulangelegenheiten der Regierung in
Kassel. Durch Militär-Kouventiou gehören die Waldecker zum Xi. Armee-
korps^. Die Landesfarbe sind Schwarz-Rot-Gelb. Das Wappen für
Waldeck-Arolsen ist ein achtstrahliger Stern auf goldenem Grunde, für Waldeck-
Pyrmout ein Ankerkreuz mit Purpurmantel und Fürstenhut. Der regierende
Fürst heißt Friedrich Adolf Hermann, geb. 20. Jan. 1865.
Residenzstadt mit Garnison, Amtsgericht und Realprogymnasium ist Arolsen,
2734 Ew. Die Stadt Korbach, 2610 Ew., hat das Laudesgymnasium mit
Realklassen nud ein Amtsgericht. Wildungen, 3261 Ew., viel besuchter Bade-
ort, exportiert über 2/3 Millionen Flaschen seines heilkräftigen Wassers bis nach
Japan und China.
Eisenbahnverbindung zwischen Warburg und Arolsen und weiterhin
nach Korbach.
1 General-Kommando in Kassel.
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Stephan_Albrecht_Georg Albrecht Adolf_Wilhelm_Viktor Adolf Wilhelm Viktor Viktoria Friedrich_Anton_Ulrich Friedrich Karl_Vi Karl Friedrich_Adolf_Hermann Friedrich Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Bückeburg Oldenburg Schaumburg Swalenberg Westfalen Heffen-Nassan Rheinischen Ettelberg W. Swalenberg Kassel Celle Kassel Pyrmont Hannover Kassel Korbach Japan China Warburg Korbach Kassel
Regionen (OPAC): Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
34
Ix. Die Fürstentümer. — 1. Lippe-Detmold.
Ix. pie Knrstentümer.
1. Das Fürstentum Lippe-Detmold.
Das Fürstentum Lippe-Detmold hat einen Flächeninhalt von 1222 qkm
mit 139 200 Ew., darunter 133000 Evangelische, 5000 Katholiken, 900 Israe-
liten. Es bildet ein zusammenhängendes Ganzes zwischen dem linken Weser-
nser und dem Teutoburger Walde in schöner Abwechslung vou Hügel und
Ebene. Die höchsten Erhebungen sind der Köterberg (500 m), der Belm er-
st ot (470 in) und die Grotenbnrg (390 in) mit dem Hermannsdenkmal
bei Detmold (s. Abb. 18). Die Kenpersormation herrscht im ganzen Lande vor.
Zum Fürstentum Lippe-Detmold gehört als sogen. Exklave das Amt Lippe-
rode-Kappel, an der Lippe, nnter dem prenßischen Amtsgericht Lippstadt.
Von diesem ältesten Besitz des ans der Karolingerzeit stammenden Geschlechts
ist der Name Lippe auf die später erworbenen Besitzungen zwischen Weser
und Teutoburger Wald übertragen worden.
Das lippische Land berührt mit einer Spitze die Weser, in welche die
anderen Flüsse des Landes, Werre, Exter, Kalle, sich ergießen; die Emmer
durchfließt den südöstlichen Teil des Fürstentums.
Das Klima ist mild und gesund, im Mittel 9—4° C. Hauptbeschäftigung
der Bewohner ist Ackerbau und Ziegelbrennerei. Außer Raseueisen, Schwefel-
kies, Braunkohle und Schiefer liefert das Land keine Mineralien. Mineralquellen
sind zu Weinberg und Salzuffeln, an letzterem Orte auch eine Saline; auf
den Höhen überall stattlicher Hochwald. Alljährlich ziehen gegen 12000 Ziegel-
brenner in alle Lande, anch über Deutschland hinaus, und kehren mit reichem
Lohne zurück. Die Industrie beschäftigt sich mit Zigarrenfabrikation, Leinen-
Weberei, Gerberei und Brauerei, aber nur in geringem Umfange. Die
Lemgoer Meerschaumwaren sind weit und von alters her berühmt. Die
Stärkefabrik Hoffmann & Sie. in Salzuffeln ist hervorzuheben, weil sie
die größte dieser Art auf dem Kontinent ist.
Bis 1529, wo die Reformation unter Simon V. Eingang fand, hießen die Herrscher
des Landes Edelherren, unter diesen großartige Gestalten wie Bernhardi. (1113—1144),
der dem Geschlechts den Namen von der Lippe zulegte, Bernhard Ii., Hermann Ii., deren
jüngere Brüder mehrfach die deutschen Bischofsstühle, besonders in Münster und Pader-
dorn, zierten. 1529 nahm Simon V. den Grafentitel an. Dessen Enkel Simon Vi.
(1563—1613) trat zur reformierten Kirche über. Er ist der Stammvater der beiden
Linien von Lippe. Sein ältester Sohn stiftete die Linie Lippe-Detmolds sein jüngster
nach dem Aussterben der alten Grafen von Schaumburg 1649 die Linie Schaum bürg-
Lippe (Bückebnrg). Im Jahre 1720 wurde Simon Heinrich Adolf in den Reichs-
fürstenstand erhoben und dessen Enkel Leopold 1789 in dieser Würde bestätigt.
1807 wurdelippe-Detmold als Rheinbundsstaat souverän und tratl813 dem Deutschenbunde
bei. Die damalige Fürstin-Witwe Pauline «51822) gab dem Lündchen die erste Konstitution
(Verfassung). Der verstorbene Fürst hieß Karl Alexander, geb. 16. Jan. 1831. Sein
Nachfolger ist Fürst Ernst von der Linie Lippe-Biesterfeld.
Das ursprüngliche Geschlechtswappeu, die „Lippische Rose", ist eine fünf-
blättrige rote Rose im silbernen Felde, das jetzige Wappen ein Schild mit
neun Feldern; die Landesfarbe ist Gelb-Rot.
Seit 1786 gilt im Lande Gemeinschaft der Güter nnter Ehegatten; bei
den Bauerngütern herrscht Unteilbarkeit und Anerbrecht. Das Fürstentum
bildet einen eigenen Landgerichtsbezirk mit dem Sitze des Landgerichtes in
Detmold. Als Oberlandesgericht fungiert laut Vertrag vom 4. Jan. 1879
das preußische Oberlaudesgericht iu Celle.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Kalle Simon_V. Bernhard_Ii Hermann_Ii Simon_V. Simon_Vi Simon_Heinrich_Adolf Heinrich Adolf Leopold Leopold Pauline_«51822 Karl_Alexander Karl Alexander Ernst Jan
Extrahierte Ortsnamen: Weser- Köterberg Detmold Lippstadt Weinberg Deutschland Schaumburg Detmold Celle
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Westfalen
— 9 —
heim und auch die Stadt Dortmund, die alte Nebenbuhlerin von Soest, außerdem viele Grafen jener Gegend auf die Seite des Erzbischofs. Die Lage von Soest war äußerst bedenklich. Doch an den festen Mauern der Stadt prallten alle Angriffe ab. Der Erzbischof in seinem Zorne rief endlich die entsetzlichen Scharen der böhmischen Zebracken, die soeben im sächsischen Bruderkriege zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmütigen und dem Herzog Wilhelm auf seiten des letzteren gefochten hatten, zu Hülfe. Unter dem Reichsbanner, das Herzog Wilhelm führte, kamen sie herbei, wie es heißt 60 000 Mann stark. Aber die tapferen Bürger verloren auch jetzt den Mut nicht. Ihre Weiber gossen den stürmenden Scharen, wie es in unseren Quellen heißt, „ein siedendes Gebrodel" auf den Kopf, so daß sie schleunigst den Heimweg suchten. Der Erzbischos, aufs äußerste erschöpft, gab nach; im Friedensschluß (April 1449) blieb Soest unter clevischer Schutzherrschaft. Doch seine Blüte schwand mit der Hansa dahin, seit der Handel andere Bahnen einschlug, und heute erinnern nur noch einzelne Bauten, z. B. die herrliche Wiesenkirche, an die frühere große Zeit.
3. Dortmund und die Veme. Wohl jeder westfälische Knabe hat schon in früher Jugend mit heiliger Scheu von der Veme und ihren Schreckensgerichten gehört. Er weiß vielleicht auch, daß eine der heiligsten Stätten dieses geheimen Gerichts unter einer uralten Linde bei Dortmund war.
In Anknüpfung an das Gerichtsverfahren unserer heidnischen Vorfahren gab es noch zur Zeit Karls des Großen eine Art Volksgerichte unter Leitung der Grafen. Während sich nun diese überall sonst mit der Zeit völlig umgestalteten, erhielten sie sich in Westfalen neben den neuen herrschaftlichen Gerichten in den sogenannten „Freistühlen". Hier sprach ein „Freigraf" mit seinen Schöffen über die dem Stuhle unterworfenen Freien und deren Freihöfe unter Königsschutz Recht. Zwar waren die Freistühle durch Belehnung oder sonstwie an Stifter, Städte u. f. w. gekommen, und diese hatten daher den Stuhlherrn oder Freigrafen zu bestellen, doch war dem König in den meisten Fällen das Recht geblieben, jene mit dem Blutbann, d. h. mit dem Rechte über Leben und Tod, zu belehnen.
Im 13. Jahrhundert nun nahmen gegenüber dem Verfall der höchsten Gewalten die westfälischen Volksgerichte, gewöhnlich Vemgerichte genannt, einen neuen Aufschwung. Sie erweiterten sich unter dem Erzbischof von Köln als Oberstuhlherrn und Stellvertreter des Kaisers zu all-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm Wilhelm Karls
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Westfalen
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westdeutschen Gebieten als Königreich Westfalen unter Napoleons Bruder Jeröme gestellt, der in Kassel residierte. Doch das Jahr 1813 machte dessen Herrschaft ern Ende, und der Wiener Kongreß gab 1815 auch alle die Landesteile an Preußen, die seit 1 81 6 die Provinz W e st f a l e n bilden; seit der Einverleibung Hannovers (1866) endlich ist so gut wie das ganze alte Westfalen land wieder unter einem Herrscher vereinigt.
11. Die beiden Lippe und Waldeck, deren Bewohner wenigstens teilweise westfälischen Stammes sind, bilden allerdings besondere Fürstentümer. Ihre Anfänge reichen schon in das frühere Mittelalter zurück. Ein Graf Hunold von Lippe wird bereits um die Mitte des 10. Jahrh, erwähnt. Graf Bernhard Ii. gehörte zu den bedeutendsten Männern seiner Zeit. Er hatte treu auf feiten Heinrichs des Löwen gekämpft; später machte er sich um die Ausbreitung des Christentums in Livland verdient und starb als Bischof von Semgallen (1224). Graf Simon V. nahm 1528 die lutherische Lehre an; sein Enkel Simon Vi. trat zur reformierten Kirche über. Im 17. Jahrh, begannen die Teilungen des unterdes erweiterten Gebiets. Der jüngste Zweig des Lippeschen Grasengeschlechts erhielt 1640 die Grafschaft Schaumburg. Unter ihren späteren Inhabern ist der bekannteste der kriegstüchtige Bewunderer Friedrichs des Großen, der portugiesische Feldmarschall Friedrich Wilhelm Ernst, in dessen Militärschule auf dem Wilhelmstein auch Scharnhorst vorgebildet wurde. Sein zweiter Nachfolger trat dem Rheinbund bei und nahm den Fürstentitel an.
Die Grafen von Lippe-Detmold waren schon 1720 in den Reichsfürstenstand erhoben worden. Besonders segensreich wurde für das Ländchen die Regentschaft der Fürstin P a u l i n e (1802—20), die noch heute unvergessen ist. 1842 trat Lippe-Detmold dem Zollverein bei; 1866 schloß es sich im Gegensatze zu Lippe-Schaumburg von vornherein an Preußen an.
Als erster Inhaber der Grafschaft Waldeck wird Widukind (um 1189) bezeichnet. Die Teilungen blieben auch hier später nicht aus. Doch 1692 wurde das ganze Ländchen, zu dem unterdes auch Pyrmont gekommen war, wieder v n einigt, und 1712 wurde es zum Fürstentum erhoben. — Fürst Georg Viktor, der schon 1862 eine Militärkonvention mit Preußen geschlossen hatte, überließ diesem 1867 die ganze Verwaltung und behielt sich nur wenige Rechte vor. — Europäischen Ruhm gewann unter den Gliedern dieses Hauses Georg Friedrich von Waldeck. Er gehörte bis 1658 zu den bedeutendsten Staatsmännern und Feldherren des Großen Kurfürsten, verließ
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Westfalen
Tötung eines Menschen, sondern auch aus nächtlichem Diebstahl oder Raub tn einem fremden Hause. Jede Verletzung des Stadt-fnedens wird scharf geahndet. Die meisten Vergehen werden mtt Geldstrafen gesühnt, u. ct. die Führung von falschem Maß oder Gewicht. Ist die Schuld des Verklagten nicht aus anderem Wege bestimmt nachzuweisen, so tritt in erster Linie der Erd aus die Reliquien als Beweismittel ein. Er kann je nach Lage der Sache vom Kläger oder vom Verklagten geleistet werden; doch bedürfen beide in den meisten Fällen Schwurzeugen. Der gerichtliche Zweikampf dagegen wird, wie in allen Stadtrechten, so auch im Soester streng verboten; die Anschauung der Bürger stellt sich also zu der der Ritter in scharfen Gegensatz. Bestechlichkeit der Richter oder Ratsmitglieder wird natürlich besonders scharf bestraft und hat die Ausstoßung des Bestochenen aus dem Rai zur Folge. Das Stadtrecht schließt in sehr bezeichnender Weise mit der feierlichen Erklärung, daß die Bürgermeister, der Rat und, wenn nötig, die ganze Bürgerschaft bereit feien, jeglichen Angriff aus die darin verbrieften Rechte mit aller Entschiedenheit abzuwehren.
Der Stadtrat wurde durch Wahl aus Jahresfrist ausschließlich aus den bevorrechteten Familien gebildet. Er leitete u. a. das städtische Münz- und Zollwesen und überwachte die Zünfte. Dem entsprechend konnte ursprünglich kein Zunstgenosse Ratsmitglied werden; aber später erkämpften sich die Zünfte doch einen Anteil am Stadtregiment. In einer Stadt von so lebhaftem Handelsverkehr, wie ihn damals Soest, als eine der wichtigsten Hansestädte, hatte, war das am allerwenigsten zu hindern.
Der Mut und die kriegerische Tüchtigkeit ihrer Bürger zeigte sich niemals glänzender, als in der „ Soester Fehde" (1444 bis 1449), die zu den rühmlichsten Kämpfen deutscher Städte um ihre Freiheit gehört. Erzbischof Dietrich Ii. von Köln war durch Verschwendung und Fehden in tiefe Schulden geraten und drückte feine Unterthanen durch schwere Steuern. Die Selbstherrlichkeit der Städte, vor allem die von Soest, war ihm ein Dorn im Auge. Die Soester schlossen sich, um ihre Rechte zu wahren, an den alten Feind des Erzbischofs, den Herzog Adolf von Eleve, an und stellten sich unter Vorbehalt ihrer Freiheiten und Rechte als erbunterthänig in feinen Schutz; dafür ward des Herzogs ritterlicher Sohn Johann ihr tapferer Schirmherr. Osnabrück, Münster, Paderbom, Hamm, Lippstadt unterstützten die Nachbarstadt ; dagegen traten Wilhelm Hi. von Sachsen, der Landgras Ludwig von Hessen, der Kurfürst Friedrich Ii. von Brandenburg, die Bischöfe von Münster und Hildes-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
kosungen und Schmeicheleien gelang es endlich, den Affen herunter-
zulocken und ihm das Kind abzunehmen. Ein steinerner Affe,
der früher im Hofraum der alten Burg zu sehen war, erinnerte
an 'diese Begebenheit. Als Prinz Ludwig sieben Jahre alt
war, starb sein Vater und seine Mutter brachte ihu an den
österreichischen Hof, wo er mit seinen Vettern, den Prinzen
Leopold und Friedrich gemeinsam erzogen wurde und besonders
mit Friedrich einen innigen Freundschaftsbund schloß. Ein Streit
Ludwigs mit seinem Bruder Rudolf hatte eine Teilung des
Bayernlandes zur Folge, nach welcher Ludwig den südlichen Teil
mit der Hauptstadt München erhielt. Das Absterben des da-
maligen deutschen Kaisers veranlaßte eine neue Kaiserwahl und
die Stimmen der Wählenden waren geteilt zwischen Ludwig
dem Bayern und Friedrich von Österreich. Diese Wahl hatte
einen Krieg zwischen den beiden Fürsten zur Folge, der zur
Entscheidungsschlacht von Mühldorf führte. Friedrich von Oster-
reich führte sein Heer selbst und kämpfte in prächtiger Rüstung
an der Spitze seines Heeres. „Tut nur wie euer Herr und
Kaiser/' redete er seine Krieger an, „laßt euern Arm nicht
sinken, bis ihr den meinen ruhen seht." Kaiser Ludwig der
Bayer aber hatte den Oberbefehl über die ganze Schar seiner
Getreuen, Ritter und Bürger einem alten erprobten Krieger,
Seyfried von Schweppermann, übertragen. Er selbst kämpfte
inmitten seines Kriegsheeres, in den einfachen Waffenrock eines
Ritters gekleidet. Schweppermanns Umsicht gelang es, das
bayerische Heer so zu stellen, daß die Österreicher Sonne und
Wind im Gesicht hatten und so bedeutend unsicherer und schwerer
kämpften. Der Sieg entschied auch für Ludwig und Friedrich
wurde gefangen vor seinen Vetter gebracht. Die Sage erzählt:
Am Abend nach der Schlacht war es unmöglich, genug Nahrungs-
mittel für die ermüdeten Krieger aufzutreiben, nur eiu Körbchen
voll Eier wurde dem Kaiser gebracht. Dieser verteilte sie mit
den Worten „Jedem ein Ei, dem frommen Schweppermann
aber zwei."
Ter gefangene Friedrich wurde auf die Burg Trausnitz
in der Oberpfalz gebracht, wo er mehrere Jahre blieb und sich
mit dem Schnitzen hölzerner Pfeile die Zeit vertrieb. Ludwig
aber zog wieder in seine getreue Stadt München ein, von den
Bürgern jubelnd empfangen. Den Städten, die ihm tätige
Hilfe geleistet hatten, verlieh er viele Vorrechte und Ehrungen.
Ein schönes Geschenk gab er auch den Bäckern Münchens, die
den Kaiser während der Schlacht aus einer Lebensgefahr er-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Leopold Leopold Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwigs Ludwigs Rudolf Rudolf Ludwig Ludwig Ludwig
dem_Bayern Ludwig Friedrich_von_Österreich Friedrich Friedrich_von_Oster- Friedrich Ludwig_der
Bayer Ludwig Schweppermann Schweppermanns Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Boden in diesem Orte. Im 14. Jahrhundert gehörte Neu-
Hausen, Pullach, Solln, Schwabing, Nymphenburg und Send-
ling zur Kirche in Thalkirchen. In diese Zeit fällt die Er-
bauung einer neuen Kirche. Unter dem Chore der Kirche be-
findet sich eine bemerkenswerte Votivtafel, die von der Gründung
im Jahre 1372 handelt. Eine Sage erzählt, daß bei einem
Streite der Augsburger mit dem Herzoge vou Ober- und
Niederbayern, Stephan Ii., zwei Brüder namens Franenberger,
die in den Diensten des Herzogs standen, bei Thalkirchen in
große Not kamen. Nun gelobten sie, hier eine Kirche und ein
Kloster zu erbauen, wenn sie den Feinden entrinnen könnten.
Dieses geschah. Die Kirche entstand, ein Kloster wurde aber
nicht erbaut. So die Sage. Eine Urkunde aus dem 14. Jahr-
hundert teilt uns aber mit, daß das Kirchlein von dem frommen
Grafen Frauenberger erbaut worden ist.
Thalkirchen war als Wallfahrtsort weit und breit bekannt.
So wissen wir auch, daß der spätere Kurfürst Maximilian I. als
siebenjähriger Knabe mit seinem Erzieher nach Thalkirchen wall-
fahren gegangen ist. Die Schweden zerstörten das Kirchlein und
ein anderes kam an dessen Stelle. Heutzutage wird die Kirche zur
Zeit des Ablasses fleißig besucht, wobei auch das Wirtshaus
mit seinen Bratwürsten nicht vergessen wird.
Bon Thalkirchen führt seit mehreren Jahren eiue Brücke
über die Isar. Man kommt in die Aueu, wo der Zoologische
Garten seinen Platz gefunden hat. Dadurch ist das bisherige
Landschaftsbild wesentlich anders geworden und durch den Besuch
vou tansenden Menschen herrscht jahraus, jahreiu ein lebhaftes
Getriebe. Vor 60 Jahren hatte Thalkirchen erst 473 Einwohner.
Seit eine Eisenbahn ins Isartal fährt, die Zentralfloßlände an-
gelegt und die Straßenbahn bis Neuhofen verlängert wurde, was
in den neunziger Jahren geschah, ist die Einwohnerzahl bis
8000 gestiegen.
Wir verlassen Thalkirchen und kommen bald über die
sogenannte Schiuderbrücke. Sie führt über eiu Wasser, welches
von der Isar abgeleitet wird und durch München läuft. Nun
sind wir wieder in den Jfaranlagen angekommen. Wir sehen
einen Wiesenplatz, auf welchem sich die Friedenseiche befindet.
Diese Eiche wurde nämlich nach dem Friedensschluß im Jahre
1871 gepflanzt. 1871 endigte ein furchtbarer Krieg, den wir
Deutsche mit den Franzosen führen mußten, die uns dazu ge-
zwuugeu hatten. An dem Tage, an dem die Friedenseiche ge-
pflanzt wurde, zogeu alle Schulkinder der Stadt München hinaus
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