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Geschichte der einzelnen Reiche. 481
Widerstand leisteten, in Kurzem Herr von Maccdonien,
eilte, unter dem Vorwände, die Griechen von Gonnatas
zu befreien, in den Peloponnes, unterstützte den Kleony-
mus, der mit seinem Neffen Atrcus um den spartani-
schen Thron stritt, schlug das ihm entgegentretende Heer,
und wurde kaum von Eroberung der nunmehr befestigten
Stadt Sparta abgchaltcn. Allein Gonnatas, schon wie-
der im Besitze Macedoniens, stand mit Truppen vor Ar-
gos. Der epirvtische König rückte, von einer Parrhei
gerufen, bei Nacht in diese Stadt, wo sich ein verworrner
Kampf entspann: wie er gegen einen Argiver, der ihn
verwundet hatte, den Wurfspieß kehrte, schleuderte dessen
Mutter mit beiden Händen einen Ziegelstein vom Dache:
Pyrrhus entsank seinem Rosse und ein Soldat des Gvn-
natas hieb ihn zusammen, 272. Während nun der ma-
cedonische König von des Pyrrhus Sohn Alexander
im eignen Lande bekriegt wurde, erstarkte im Peloponnes
der schon vor mehreren Jahren neugeschloßne Bund der
Achäer. Den früher genannten Städten waren bereits
wieder die übrigen, Aegium, Aegira, Busa, Cerynea, Leon-
tium und Pellene, beigetreten. Ara tu 6, Sohn eines
angesehnen, vom Tyrannen Abantidas erwürgten Si-
cyoniers, deßhalb als Flüchtling in Argos ausgewachsen
und geschworner Feind jeder Gewaltherrschaft, erstieg 250
mit Wenigen in der Morgendämmerung die Mauern
seiner Vaterstadt, nahm die überraschten Söldner des
Despoten Ni kok les gefangen, befreite ohne Blutver-
gießen die Bürgerschaft, und führte sie, um ihrer Frei-
heit einen Halt zu geben, dem Bund der 12 oder eigentlich
10 Städte zu, an dessen Spitze 245 er selbst als Hauptmann
berufen wurde. Im Jahre 243, wo er noch, oder zum
zweitenmal diese Würde bekleidete, erkletterte er in einer
mondhellen Nacht die Burg von Korinth, gewann die
wichtige Stadt ebenfalls für den Bund, und leitete nun, wenn
Bauer's Gesch. I.bd. Zi
J
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Gonnatas Alexander Alexander
Neuntes Hauptstück.
69/»
verfolgt von des Königs Stiefbruder, dem Grafen Kas-
par von Pembroke, gegen die Hauptstadt, machte,
um nicht zwischen zwei Feuer zu gerathen, plötzlich eine
Schwenkung, und gewann bei Mortimerscrvß eine Schlacht,
welche den Königlichen 4000 Mann kostete, und in de-
ren Folge Pembroke's gefangner Vater Owen Tudor
sammt Throgmorton und 7 andern Hauptleuten im Febr.
61 zu Hereford enthauptet wurde. Dafür schlug ein
Hecrhaufe der Königin Margaretha am 18. Febr. bei
St. Albans den Grafen Warwick: Heinrich Vi., als
Gefangner in Warwicks Lager, erhielt endlich wieder die
Freiheit, und zur Vergeltung dessen, was in Hereford
geschehen war, fielen die Häupter Lord Bonvillcs und
Sir Thomas Kyriels. Aber Heinrich vermochte sein
grvßtcutheils ans beutelustigen Gränzanwohnern bestehen-
des Heer so wenig im Zaume zu halten, daß die Bür-
ger Londons und der benachbarten Grafschaften, für
ihr Eigenthnm besorgt, auf Yorks Seite traten. So
gelang es dem mit Warwick vereinigten Grafen Eduard,
am 25. Febr. in London einzuziehen, wo er, da Hein-
rich den Vergleich mit seinem Hause gebrochen und dem-
nach den Thron verwirkt habe, am 4. März sich als König
ausrusen ließ. Allein noch hielten sich die Partheicn
das Gleichgewicht. Begierig, die Sache zur Entscheidung
zu bringen, sammelte Eduard Iv. 49,000 Mann zu
Pontefract; mit 60,000 rückte Sommerfct gegen Ferry-
bridge vor: den 29. März wurde zwischen den Dörfern
Towton und Sa,rton, unter heftigem Schneegestöber, von
9 Uhr Morgens bis Nachmittags 3 Uhr, gefochten;
endlich wichen die Laukastrier: Eduards Leute gaben kei-
nen Pardon, und die Hälfte des feindlichen Heers blieb
auf dem Wahtplatze. Hinrichtungen folgten auch jetzt wieder
dem Kampfe, Der entflohene Heinrich erkaufte durch die
Uebergabe von Berwick den Beistand der Schotten. Hier war
Jakob I., ein tüchtiger, auf Entwilderung seines Volkes
bedachter Fürst, 1437 durch den Grafen von Athol er-
mvrdet worden und 1460 dessen Sohn Jakob Ii., wel-
f 7 - ■ • • ■ - /
• V. . '■ . , .
/
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Mortimerscrvß Owen_Tudor Margaretha Heinrich_Vi Heinrich Bonvillcs Thomas_Kyriels Heinrich Heinrich Eduard Eduard Eduard_Iv Eduard Eduards_Leute Eduards Heinrich Heinrich Jakob_I. Jakob_Ii
440
Sechzehntes Hauptstück.
ist hier nicht von der Zahl des Feinds die Rede,« sprach
er zu den versammelten Generalen und Stabsoffizieren, „noch
von der Wichtigkeit ihres Postens: alles das wird die
Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung
meiner Dispositionen zu überwinden wissen. Wir müssen
siegen, oder vor den Batterien der Ocstrcichcr sterben.
Machen Sie meinen Eütschluß bekannt, bereiten Sie Alle
zu den Auftritten vor, die nun bald folgen werden.
Das Regiment Reiterei, das nicht gleich, wenn es be-
fohlen wird, unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich
nach dex Schlacht abfitzen, und mache es zu einem Gar-
nisonsregimente; das Bataillon Fußvolk, das, cs treffe,
worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert Fah-
nen und Seitengewehre, und ich lasse ihm die Borten von
der Montur abschneiden. Leben Sie wohl, meine Herrn:
in Kurzem haben wir gesiegt, oder wir sehen uns nie
wieder!« Hinter einer Hügelreihe, auf deren Hohe fort-
rückend er selbst den bei Leuthen unweit Breslaus postir«
ten Feind beobachtete, marschierte sein Heer. Wedel
mit den 10 Angriffsbataillvnen des Vorlrabs stand schon
dicht unterhalb der Oestreicher, und noch ahnten Diese
keineswegs die Absicht: lcitersprvssenartig stürmte das
erste Treffen des preussischen rechten Flügels hinan: zur
bestimmten Zeit führte dann Dri esen die Reiterei des lin-
ken Flügels, Friedrich selbst die Mitte der Infanterie
ins Feuer; und als der Feind gegen letztere bei der
Windmühle von Segeschütz ein neues Treffen bildete, kam
ihm Wedel in die Seite und in den Rücken. Dieß ist
die Schlacht bei Leuthen, geliefert den 5. Dez., Nach-
mittags von 1 bis 4 Uhr, ein Meisterstück der Feld--
herrnkunst, eine der schönsten Waffenthaten, von denen
die Geschichte weiß. 21,000 Oestreicher wurden gefangen,
117 Kanonen, 59 Fahnen und Standarten, mehr als
3000 Packwagen erbeutet. Nach 14 Tagen ergab sich
Breslau mit der Kriegskassc, mit 13 Generalen, 686
Offizieren, 17635 Gemeinen. Ueberhaupt hatte der Feind
seit dem 5. Dez. 41,447 Mann und ganz Schlesien ver-
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I
Siebenjähriger Krieg. 46®
feit dem 22. Juni in dem 8 Stunden von Petersburg
entfernten Lustschlosse Oranienbaum. Nur die Orlows
ließ er beobachten, aber durch den Adjutanten Perfi-
livw, der mit ihnen spielte und soff. Am 8. Juli mach-
ten ein Gardist und der Gardehauptmann Jsmailow
bei der Regimentskanzlei Anzeigen: Jener behauptete,
Passek habe im Rausch seltsame Dinge herausgeredet;
Jsmailow erzählte, ein Mensch, der sich auf Passek be-
rief, habe zu ihm gesagt: „wird der Plan bald executirt
werden?" Abends 9 Uhr wurde Passek aus kaiserlichen
Befehl arretirt, jedoch mit dem Beifügen: nach dem
Peter, und Paulsfeste, welches in Rußland damals auf
den 10. Juli neuen Slyls fiel, solle die Untersuchung
Statt haben. Hievon in Kenntnis; gesetzt, eilte Fürstin
Daschkow zu Pauin: „die Umstände haben sich geändert,
die Revolution müsse sogleich beginnen." Panin zögerte:
die Fürstin, als Mann gekleidet, begab sich um Mitter-
nacht auf den gewöhnlichen Sammelplatz der Verschwor,
neu, auf die grüne Brücke beim alten Wintcrpallast,
schickte den Gregor ab, um mit Perfiliow zu zechen,
den Alexis und Bibikvw, um Katharina zu holen, und
gieng nebst einigen Andern zu den Garden. Katharina
war mit dem Kaiser bei einem Feste auf dem Landgut
Gostilitz gewesen, und vor Einbruch der Nacht in ihr
Lustschloß Peterhof unweit Oranienbaum zurückgekommcn.
Nach Peterhvf also sprengte Alexis mit Bibikvw, gieng
durch die unbewachten und unverriegelten Zimmer der
Kaiserin, weckte sie, stog wieder hinunter, und schaffte
eine seit Wochen bereit gehaltne Halbchaise herbei. Zit-
ternd stieg Katharina ein; ihre Kammerfrau Tschere-
kowsky setzte sich neben sie; Alexis kutschierte; Bibi-
kow ritt ihnen zur Seite. Die Damen hatten einen Theil
des Anzugs vergessen: man wurde munter und lachte.
Den 9. Juli, Morgens gegen 7 Uhr, langte Katharina
vor den Kasernen der Garde an: Gregor war schon dort:
3 bestochne Compagnien des Regiments Jsmailow, an
deren Spitze Fürstin Daschkow, empfiengen die Kaiserin:
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Extrahierte Personennamen: Peter Fürstin
Daschkow Gregor Gregor Alexis Katharina Katharina Peterhvf Alexis Katharina Alexis Katharina Gregor Gregor Fürstin_Daschkow
470
Sechzehntes Hauptstück.
sie gieng zu Fuß bei den Garden umher, sprach von Pe-
ters Absicht, ihren Sohn und sie zu beseitigen, schilderte
die Gefahr, welche der griechischen Religion, den Zerfall,
welcher dem ganzen Reich drohe, und bot jeden Zauber
ihrer Gestalt und Beredsamkeit auf. Neugierig, über-
rascht , entzückt drängten sich die Soldaten herzu, Dieser
in Pantoffeln, Jener im bloßen Hemd. Premier-Major
Graf Bruce gewann das semenowsche Garderegiment.
Wie ein Schnecball vergrößerte sich der Haufe. Man
zerriß die preussischen Montirungsstücke, suchte alte, zum
Theil zerlumpte hervor. Um 9 Uhr giengs nach der ka-
sanschcn Kirche: während der getäuschte Erzbischofs Se-
t sch in von Nowgorod Katharina als Vormünderin ih-
res Sohns Paul empfieng, und das Tedeum anstimmte,
wurde sie von Alexis ausserhalb der Kirche als Selbst-
Herrscherin ausgerufen. Im neuen Pallast bemächtigte
sie sich der geheimen Papiere des Kaisers, verfügte sich
dann in den alten, und ließ ihn mit Kanonen umgeben.
Wachposten schnitten die Wege nach Oranienbaum ab.
Viceadmiral Ta.ly sin erbot sich, die Besatzung von
Kronstadt zu gewinnen. Ein Truppencorps sollte die
Straße nach Lievland sperren, und Narwa schließen.
Den Pöbel beschäftigte man durch Gerüchte, die in Um-
lauf gesetzt wurden, und durch ein Trauergefolge, das,
als ob Peter gestorben wäre, in dumpfer Stille einen
Sarg begleitete. In den Kabacken oder Branntweinhäu-
fern, die aus kaiserlichen Magazinen gefüllt werden, konnte
jeder Soldat trinken, soviel er wollte. Auch die Gesand-
ten der gegen Friedrich verbundncn Mächte theilten Brannt.
wein in Fülle aus. Unterdessen war der Kaiser um 1 Uhr von
Oranienbaum nach Peterhvf aufgebrvchen, wo er die Ab-
sicht hatte, mancherlei Vorbereitungen für das Paulsfest
zu treffen. Ein Bauer auf einem elenden Karren schrie
dem Kutscher und den Vorreitern zu: man hielt ihn für
betrunken. In Peterhof wußte Niemand, wo die Kai-
serin scy. Bald kam jener Bauer; cs war ein verklei-
deter Diener des Staatsraths Bressan, den dieser
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Extrahierte Personennamen: Graf_Bruce Katharina Alexis Peter Friedrich Friedrich
472
Sechzehntes Hauptstück.
Zweite!" die Garnison rief Hurrah. Ein Offizier be-
fahl, Peter solle sich entfernen, weil man sonst Feuer
geben würde. »Fliehen Sie nicht,« ermunterte Gudo-
witsch, von Münnich unterstützt, den Monarchen, „sprin-
gen Sie mit mir ans Land, Niemand wird auf Sic
schießen!" Peter ließ dennoch umkehren. „So sebiffcn
wir nach Rewal," sagte Münnich, »wo ein Thcil Ihrer
Flotte ist, besteigen ein Kriegsschiff, segeln nach Pom-
mern , führen die dort stationirte Armee gegen Peters-
burg, und in 6 Wochen liegt Rußland wieder zu Ihren
Füßen." Der Verblendete befahl, bei Oranicnbanm zu
landen, entließ die Wachen, schrieb einen demüthigen
Brief an Katharina, den sie keiner Antwort würdigte,
und dann noch einen zweiten, dessen Uebcrbringer Mi-
chael Jsmailow, obgleich er Peters Vertrauen ge-
noß , für das schändlichste Bubenstück gewonnen wurde.
Man versprach ihm Generalsrang, den Alexandcr-Newsky.
Orden, mehrere tausend Bauern, 20,000 Rubel Gehalt,
wenn er den Kaiser ausliefre. Wirklich beredete er den-
selben, eine schmachvolle Abdankungsurknnde zu unter-
schreiben, trennte hierauf die Russen von den Holsteinern,
entwaffnete die letztern, und fuhr mit dem Fürsten in
einem schmutzigen Wagen nach Peterhof. Katharina, die
sammt der Armee dort angelangt war, gewährte ihrem Ge.
mahl keine Audienz. Im rechten Flügel des Schlosses, bei
offnen Thüren, vor den Augen vieler Neugierigen, mußte
er feine russische Gardeunifvrm ausziehen, und eine Zeit-
lang ohne Stiefel, im bloßen Hemde stehen bleiben.
Man schaffte ihn auf das kaiserliche Landgut Ropscha,
südwärts von Peterhof, wo er ein geräumiges Zimmer
nebst einem Alkoven hatte. Nun beriethen die Or-
lows, was mit ihm zu beginnen sey? Das Volk, an-
fänglich erstaunt und betrogen, zeigte bald Mitleiden
und Zorn: nur eine rasche That schien den Aufruhr ab-
wenden zu können. Am 17. Juli Morgens ritt Alexis
in Gesellschaft seines Vetters Gregor Nikititsch Or-
low und einiger Andern nach Ropscha, spiegelte dem
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Extrahierte Personennamen: Peter Münnich Katharina Peters Katharina Ropscha Alexis Gregor_Nikititsch Gregor
Siebenjähriger Krieg.
445
General Laudon hob eine Zufuhr von 5000 Wagen
auf: unter großen Gefahren trat Friedrich in der Nacht
des 2. Juli den Rückzug an, leitete ihn übrigens ohne
allen Verlust durch böhmisches Gebiet nach Landshut, wo
er ein festes Lager schlug. Indes; hatte Fcrmvr Altpreus-
sen als russische Provinz huldigen lassen, Pommern und
Neumark mit einer Barbarei verwüstet, wider deren
Schilderung sich unsre Feder sträubt. Voll gerechten
Grimms eilte ihm der König mit 14,000 Mann entge-
gen , zog das gegen Schweden ausgestellte Heer des Gra-
sen Dohna an sich, brach die Brücken hinter dem Feinde
ab, verbot seinen Kriegern Pardon zu geben, und lie-
ferte am 25. Aug. mit 57,000 Mann gegen 50,000 die
wilde Schlacht bei Zorndorf, nordwärts von Küstrin.
Morgens 9 Uhr begonnen, währte sie bis 10 Uhr in
der Nacht: Friedrichs linker Flügel wich: Seidlitz mit
der Reiterei hielt den Kampf aufrecht: ein zweiter Schlacht-
tag hätte das Werk krönen sollen; aber den Preussen
gieng der Säneßbedarf aus: sie begnügten sich, unter
Aufopferung von 10,000 Mann 20,000 Russen erwürgt,
die Kriegskasse und 105 Kanonen erbeutet zu haben. Aus
Mangel an Lebensmitteln marschierte dann Fcrmvr über
Landsberg und Polen ins Altpreussische. Der König
wollte, weil die Oestreicher Neisse und Kvsel belagerten,
den Weg nach Görlitz gewinnen; hinter Bautzen aber
lauerte Daun: auf die Langsamkeit seines Gegners bauend,
und getäuscht durch einen falschen Spion, blieb Friedrich
5 Tage in schlecht gedeckter Stellung beim Dorfe Hoch-
kirch: am Morgen des vierten Tags, den 14. Okt., als
es noch dunkel war, schlich Daun herbei, bemächtigte sich
der großen preussischen Batterie, und feuerte vernichtend in
die Hauptgasse des Dorfes. Welch ein Erwachen! Feld-
marschall Keith und 9000 Preussen wurden getödtet; La-
ger und Gepäck sammt 100 'Kanonen fielen in Feindes
Hand. Doch die Geistesgegenwart eines Seidlitz, Re-
tz vw und Sa ld ern, der heitre Muth des Königs selbst
und die schlagfertige Zucht des ganzen Heers sicherte den
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Extrahierte Personennamen: Laudon Friedrich Friedrich Neumark Grimms Friedrichs Friedrich Friedrich Keith
418 '
Zehntes Haupkstäck.
zosen gegen nur 130,000 Nüssen. Benningsen wollte also
zuvorkommen, den Passargcübergang erzwingen, und das
zwischen Passarge und Alle postierte Corps des Marschalls
Ney abschneiden und aufrciben. Allein Ponte Corvo bot
bei Spunden, Soult bei Lvmitten dem russischen Heer
die Stirne, Ney zog sich unter hitzigen Treffen bei Gutt-
stadt und Ankcndorf auf die Position bei Deppen zurück,
und schon am 7. Juni ergriff Napoleon mit vereinter
Kraft die Offensive. Jetzt suchte Benningsen das feste
Lager bei Heilsbcrg wieder auf, und die Schlacht vom
10. Juni endigte damit, daß Marschatt Lannes einen
Sturm auf die Verschanzungen unternahm. Der ruft
sische Feldherr, statt folgenden Tags einen zweiten aus-
zuhalten, beschloß zuerst den Rückmarsch gegen Wehlau
und die Linie des untern Pregels, bald aber, wie er
sah, daß die Franzosen ihm voraus seyen, Ueberfatt und
Aufreibung einzelner Divisionen. Hiezu bot sich am 14.
Juni die Gelegenheit: nur Lannes und Morticr sperrten
den Weg nach Wehlau; aber sie trotzten jedem Angriffe,
bis mehrere Stunden nachher Verstärkung eintraf. Ge-
gen 1 Uhr erschien der Kaiser, nach 3 kamen Ney und
Victor: erst um 5 war die Schlachtlinie vollendet: Lan-
nes in der Mitte, Mortier links, Ney rechts, Victor
und die Garde in der Nachhut: der Feind lehnte seinen
linken Flügel an die Stadt Friedland, während er
den rechten 2 Stunden weit ausdehnte. Da befahl der
Kaiser: „Ney rückt vor, und im Augenblicke, wo er sich
auf den Feind stürzt, verdoppeln die Kanonen der gan-
zen Linie ihr Feuer.» Dies geschah um halb 6 Uhr:
Victor füllte das Terrain, welches Ney räumte, seine
Artillerie unterstützte Neys Bajonette, sein General Du-
pont warf die aus einer Schlucht vorgedrungne Garde
der Russen auseinander, und als der linke Flügel Ben-
ningsens, von Ney überwältigt, Schutz in Friedland such-
te, drangen die Franzosen mit ihm durch die Thore. Nun
rückten auch Mortier und Lannes vor, und schleuderten
3 Divisionen in die Alle, während eine vierte, die sich
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Extrahierte Personennamen: Soult Napoleon Marschatt_Lannes Mortier Ney Mortier
Kaiser Napoleon u. die französische Universalmvnarchte. 449
Oe streich Böhmens berauben solle, er sanktionirt in Jta«
lien und Spanien begangne Gewaltthatcn, er streckt die
eine Hand nach Finnland, die andre nach der Türkei aus,
und betrachtet es als entschiedne Sache, daß ihm und
dem französischen Kaiser gegenüber kein Recht eines Drit-
ten existiré. Offenbar hat ihm damals, um ein Wclt-
stürmer wie sein großer Freund zu werden, Nichts ge-
fehlt als napoleonisches Genie. Später freilich hat er
den heiligen Bund gestiftet, und Grundsätze christlicher
Menschenliebe sehr überraschend in die russische Politik
eingeflochtdn.
Nachdem Napoleon die Könige von Wirtenberg und
Bayern zur Wachsamkeit gegen Oestreich anfgefordcrt
hatte, — weßhalb ihre Truppen, sowie die sächsischen
von der Theilnahme am Krieg gegen Spanien befreit
blieben, — verließ er Erfurt den 14., Paris den 29.
Okt., war den 3. Nov. zu Bayonne, den 7. zu Vittoria.
Die Spanier bildeten 140,00ö* Mann stark einen Kreis
von Saragossa bis zum biscayischen Gestade, rechts die
Aragvnesen unter Palafox, links Romana und die Galt,
cier unter Blake, in der Mitte die Andalusier und Va-
leneancr unter Castannos, und zu Burgos Graf Bel-
vedere mit der cstremadurischen Armee. Der Kaiser
hatte rechts Lefebvre und Victor, links Ney und Mon-
cey, in der Mitte den Marschall Soult. Letzterer sprengte
am 10. das Heer Belvederes; Victor nahm folgenden
Tags bei Espinosa dem General Blake Artillerie, Gepäck
und Munition; Ney und Lanncs rollten am 23. die
Truppen des Castannos bei Tudela auf: Palafox eilte,
Saragossa zu beschirmen: der Weg nach Madrid stand
offen bis zum Engpässe von Somo-Sierra; auch hier
brach Napoleon am 30. mit Hülfe seiner polnischen Lan-
zenträger durch, und den 4. Dez. zu Madrid angelangt,
hob er die Inquisition auf, verminderte die Zahl der
Klöster, bestimmte einen Theil der Klostergüter zur Auf.
besserung des Einkommens der Landgeistlichen, unter-
drückte sämmtliche Feudalrechte, vernichtete die grundherr-
Bauer's Eesch. Vi. Bd. 29
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Oestreich Blake Burgos_Graf Lefebvre Marschall_Soult Espinosa Blake Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Finnland Wirtenberg Spanien Erfurt Paris Bayonne Saragossa Tudela Saragossa Madrid Madrid
Kaiser Napoleon n. die ftanmsche Universalmonarchte. 455
zuvor." Den 27. März 1809 erschien in Wien des Kai-
sers Aufruf an seine Völker, worin er den Kampf als
einen Akt der Selbsterhaltung bezeichnete. Der Opera-
tionsplan war fertig: Erzherzog Ferdinand sollte mit
40.000 Mann die Polen unter Poniatowsky schlagen,
das Herzvgthum Warschau erobern, an die preussische
Gränze vorrücken, und den kvnigsberger Hof zum Bei-
tritt ermuthigen; in Italien sollte Erzherzog Johann
85.000 Mann gegen Eugen führen, und zugleich die Be-
völkerung aufwiegetn ; die Generale Ch a steiler und
Jellachich rtefctr das treue Tyrolervolk zur Abschüttlung
des Jochs der Bayern; Generalissimus Karl, der mit
der Hauptmacht, mit 14,000 Reitern und 112,000 Fuß-
gängern, ausserdem gestützt auf Bellegardcs 49,000 Mann
in Böhmen, an beiden Seiten der Donau vordrang, ver-
kündigte in dem Armeebefehl vom 6. April, daß bald
auch fremde Truppen, mit den Oestreichern vereinigt, die
Feinde angreifen werden, eröffncte am 8. die Operatio-
nen, sandte dem Bayernkönig eine Einladung zur Theit-
nahme, und verbreitete durch seine Krieger Freiheitsschrei-
den an alle Deutschen. Zwar hatte Napoleon Vorkeh-
rungen getroffen: Davoust stand auf dem linken, Masse-
na auf dem rechten Dvnauufer, im Centrum Lefebvre
mit den Bayern, Vandamme mit den Wirtenbergern.
Allein zu sehr auf die Langsamkeit der Oestreicher rech-
nend, hielt es Napoleon für entschieden, daß der Krieg erst
gegen Ende Aprils beginnen werde, und Fürst Berthier
von Neuchâtel, welchem für den Fall unerwarteten Angriffs
einstweilen der Oberbefehl übertragen war, begieng die
Thorheit, Massena nach Augsburg, Davoust nach Re-
gensburg zu senden: das heißt, er trennte die beiden
Flügel durch einen Raum von 30 Stunden; weßhalb Erz-
Herzog Karl sogleich auf Vernichtung des Centrums hin-
arbeitete. Den 12. April Abends bekam Napoleon Nachricht
durch den Telegraphen; den 15. zwei Uhr Morgens reiste
er von Paris ab; den 16. war er in Ludwigsburg bei
dem wirtcnbergischen König Friedrich, Abends in Dillin«
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ferdinand Ferdinand Johann Johann Eugen Eugen Karl Karl Napoleon Davoust Napoleon Fürst_Berthier
von_Neuchâtel Davoust Karl Karl Napoleon Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Warschau Italien Bayern Donau Centrum_Lefebvre Bayern Augsburg Paris Ludwigsburg