Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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nun zu den Schanzarbeiten herangezogen wurde, der Rat aber
die Kirchenglocken abnehmen und zu Kanonen einschmelzen ließ und
der durch Cragius aufgehetzte Pöbel sich die gröbsten Gewaltthätig-
feiten gegen die Geistlichkeit erlaubte, war das Maß voll. Der
Klerus secundarius verließ die Stadt und schloß mit alleiniger Aus-
nähme der Pauliuenmöuche, deren Kloster 1530 in ein evangelisches
Gymnasium verwandelt wurde, — ein Schutz- und Trutzbündnis,
worin sich dieselben verpflichteten, auf gemeinschaftliche Kosten ihre
Sache dem Reichskammergerichte zu Speyer zu übergeben. Die
Stadt versprach zwar Entschädigung und ließ den unruhigen Cragius
mit Gewalt angreisen und nach Stolzenau zurückschaffen, dennoch
wurde am 9. Oktober 1538 die Reichsacht über sie ausgesprochen.
Minden fuhr indessen unbekümmert, wenngleich in gemäßigter Weise
— die Mönche von St. Mauritz waren inzwischen längst zurück-
gekehrt — in der Befestigung der neuen protestantischen Einrichtung
fort und fand sich, als im Jahre 1547 endlich die kaiserliche
Exekutious-Armee auf Minden heranrückte, mit dem Führer der-
selben durch ein Lösegeld von 6000 Thalern, das Versprechen der
Restitution und einen Fußsall des Magistrats ab.
Unter Christianus von Braunschweig, dem neunundfünfzigsten
und vorletzten Bischöfe, beginnen die Schrecken des dreißigjährigen
Krieges, wie die in ihrer Art nicht minder beklagenswerten Gräuel
der Hexeuprocesse, denen in den nächsten achtzig Jahren allein in
Minden und Umgegend über zweihundert unschuldige Menschen
zum Opfer fallen sollten. Das Prozeßverfahren war fast immer
dasselbe. Die unglücklichen Delinquenten oder Delinquentinnen —
zumeist waren es arme alte Frauen mit triefenden Augen oder
sonstigen Gebrechen, — wurden früh morgens mittels des Schinder-
karrens auf das Rathaus geschleppt, dort dem peinlichen Verhör
unterzogen, und nachdem sie alles Wünschenswerte eingestanden, in
wichtigeren Fällen aber die in Hexen-Angelegenheiten als höchste
Autorität geltende Universität zu Rinteln das Urteil bestätigt hatte,
öffentlich geköpft oder verbrannt. Ein feierliches Gelage, welches
die von der Exekution zurückkehrenden Ratsherren oft bis über die
späte Mitternachtsstunde hinaus in den Räumen des Rathauses
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ständen, wie sie damals in der französischen Armee herrschten, in
welcher sich der eine Heerführer für zu vornehm hielt, dem andern
zu gehorchen. Von solchem heutzutage kaum zu begreifenden Un-
gehorsam lieferte die Schlacht bei Minden freilich auch auf Seiten
der Verbündeten ein beklagenswertes Beispiel. Bald nach Eröff-
nuug des Treffens waren in großer Kampfbegier und ohne höheren
Befehl sechs englische Bataillone mit Zurücklassung ihrer Kanonen
aus der Schlachtlinie gegen die zwischen Hahlen und Malbergen
stehenden Kavalleriemassen des Feindes vorgedrungen. Kaum hatten
sie einige hundert Schritt zurückgelegt, als ihnen ebenso willkürlich
fünf Bataillone Hannoveraner folgten. Tiefe elf Bataillone mar-
schierten in einer Linie, wie bei der Parade, durch die vor ihnen
liegende eine Viertelstunde breite Fläche, obgleich die französische
Batterie in ihrem Angesichte sie mit einem mörderischen Kreuzfeuer
empfing; auch schlugen sie in größter Tapferkeit die ihnen entgegen-
gesandten feindlichen Schwadronen zurück. Ter Herzog von Braun-
schweig, besorgt für seine kühnen Krieger, schickte dem Lord Germain,
dem Führer der englischen Reiterei, durch seine Adjutanten, unter
denen sich zwei Engländer befanden, dreimal nach einander den
Befehl, den Vorgedrungenen zu Hilfe zu eilen. Aber der Lord ver-
weigerte ihm den Gehorsam, hielt sogar diejenigen Regimenter,
welche freiwillig in den Kampf eilen wollten, zurück und blieb als
dessen müßiger Zuschauer stehen, indem er vorgab, die deutlichsten
Anweisungen nicht verstanden zu haben. Hauptsächlich wegen dieses
schweren Vergehens des englischen Lords wurde es den französischen
Heerführern möglich gemacht, sich in ziemlicher Ordnung zurück-
zuziehen, allerdings immer noch mit einem Verluste von 7000 Mann,
vielen Geschützen, Fahnen und Standarten, während Herzog Fer-
dinand 2500 Mann eingebüßt hatte.
Am folgenden Morgen wurde Minden von den Franzosen
geräumt und durch Truppen der Alliierten besetzt. Der Herzog von
Brissac, welcher an demselben 1. August den Erbprinzen von Braun-
schweig vernichten sollte, wurde dagegen von diesem bei Gohfeld
angegriffen und aufs Haupt geschlagen. Auch er mußte sich nach
Hameln, Münden und Kassel zurückziehen. — Lord Germain wurde
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derselben schlug mitten ins Rathaus. Ter Feind konnte aber wenig
ausrichten. Das Bombardement that nur geringen Schaden, weil
die Franziskaner-Mönche anfgeschürzt und mutig allenthalben mit
nassen Kuhhäuten umhergingen und diese auf die niederfallenden
Bomben warfen und sie dämpften. Unverrichteter Sache zog der
Bischof ab. Die Franziskaner erhielten die Erlaubnis, wöchentlich
in der Stadt Semmeln und einmal jährlich Geld zu sammeln.
Bald darauf geriet das Land Ravensberg abermals in große
Kriegsnot. Die Schweden hatten ohne Fug und Recht von Pommern
aus die Länder des großen Kurfürsten überfallen, dieser sich aber auf-
gemacht, die Feinde bei Fehrbellin geschlagen und ihnen ganz Schwe-
disch-Pommern abgenommen. Nun war Schweden mit Frankreich ver-
bündet, und der französische König Ludwig Xiv. befahl, daß eine
französische Armee in die westfälischen Länder ziehen und den Kur-
fürsten zur Herausgabe von Pommern zwingen sollte. Im April 1679
rückte der französische Anführer, Herzog von Crequi, mit 30 Chx)
Mann ins Ravensbergische und griff den Sparenberg an. Der
tapfere brandenburgische Kommandant Hermann von Clot wehrte
sich aber brav. Durch eine List machte er den Feind glauben,
daß eine starke Besatzung auf dem Sparenberge sei, obschon nur
220 Mann da waren. Clot ließ nämlich 80 Mann im Angesichte der
Franzosen hinter den Bollwerken ausmarschieren, zwei Stunden
nachher in einem Busche am Berge die Kleider umwenden, dann
wieder heranmarschieren, als ob es neue Truppen seien, dann vier
Fähnlein an die Mauern stellen, dann abziehen, so daß der Feind
Truppen über Truppen sah und die Besatzung für sehr stark hielt.
Da wagte er es nicht, die feste Burg zu stürmen. Um die Franzosen
zum Abzüge zu bewegen, verglichen sich die Landstände und die
Städte mit dem Herzoge von Crequi; das Land zahlte 15 000, die
Stadt Bielefeld 3000 und Herford 4000 Thlr. Der Herzog hielt
nur einen Durchzug, doch beklagte er sich, daß die Bauern hinter den
Hecken und Zäunen viele seiner Leute erschossen hätten.
Später wendete man fast gar nichts an den Sparenberg, und
es zerfielen Mauern und Bollwerke. Im Jahre 1743 wurden alle
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Crequi Hermann_von_Clot
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Pommern Sparenberg Bielefeld Herford Sparenberg
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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Münster, Bernhard von Galen, erregt hatte, vorüber, so kehrte
er nach dort zurück, wo ihn der Verlust einer soeben geborenen
Tochter traf. —
Zur Verminderung der Kosten und zur Vereinfachung der Re-
gierung verband König Friedrich Wilhelm I. (1713—1740) die Graf-
schaft mit dem Fürstentum Minden zu einer gemeinsamen Vermal-
tung, der „Minden-Ravensbergischen Kriegs-und Domänenkammer".
König Friedrich der Große (1740—1786) fing die Regierung damit
an, daß er den Lutheranern ihre alten kirchlichen Gebräuche wieder
gestattete und alle bereits erteilten Anwartschaften auf Ämter und
Lehen aufhob. Er ließ sich die gewöhnliche Huldigung am 2. August
und am 4. in Herford leisten. Als die Stifter und geistlichen Ge-
sellschaften sich anfangs weigerten, weil es nicht üblich sei, be-
fahl der König: er wolle nicht hoffen, daß sich jemand weigere,
Treue und Gehorsam durch Handschlag zu versprechen, und man
gehorchte.
Als im Winter 1740 eine große Teuerung entstand, ließ
Friedrich Saat- und Brotkorn verteilen, erließ einen ansehnlichen
Teil der Abgaben und suchte durch Ankäufe für das Militär Ma-
nufakturen und Handel zu fördern.
Im ersten und zweiten schleichen Kriege marschierte das
Bielefelder Regiment, das Friedrich Wilhelm I. in der Grafschaft
errichtet hatte, zur Armee und zeichnete sich durch Tapferkeit aus;
der Krieg selbst blieb von der Grafschaft fern. Im siebenjährigen
Kriege aber drangen die Franzosen im Jahre 1757 in das Land,
erpreßten Geld und Geldeswert, plünderten, raubten und mordeten.
Zwar flohen sie nach der Schlacht bei Minden (1. August 1759);
doch im Jahre 1761 kamen sie wieder und brandschatzten die ganze
Gegend.
Der Frieden zu Hubertsburg machte im Jahre 1763 der Kriegs-
not ein Ende. Friedrich sorgte nun treu für die Grafschaft. Garn-
spinnerei, Leinwandweberei und Leinenhandel kamen wieder in Flor,
und Bielefelder Leinen ging in die fernsten Länder. Den Land-
leuten schenkte der König Pferde, Rindvieh, Saat und Brotkorn;
er erließ auf einige Zeit die Steuern, gab Holz her, um die ver-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Galen Friedrich Wilhelm_I. Friedrich August Friedrich_Saat- Friedrich Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. August Friedrich
— 62 —
Braunschweig setzten mit ihren geworbenen Heeren den Krieg anf's Nene fort. 1626 wurde jedoch Mansfeld von Wallen stein an der Brücke von Dessau, Christian Iv. dagegen bei Lutter am Barenberge von Tilly völlig besiegt.
Albrecht von Wallenste in (Waldstein) stammte ans einer evangelischen Familie, warf sich später den Jesuiten in die Hände, trat in kaiserliche Kriegsdienste und erwarb sich durch seine Verhei-rathung ein ungeheures Vermögen. Als er den Kaiser in der jetzigen Bedrängnis? sah, machte er ihm den Vorschlag, ein Heer werben zu wollen; dieser willigte gern ein, und bald hatte Wallenstein 50000 Mann zusammen. Für seine Haltung im böhmischen Kriege hatte ihm der Kaiser die Würde eines Herzogs von Friedland verliehen. Wallenstein war ein ernster, finstrer, argwöhnischer Mann. Gegen seine Offiziere war er außerordentlich freigebig und belohnte dieselben stets königlich. Nachdem Wallenstein 1627 die Herzöge von Mecklenburg vertrieben, wurde er vom Kaiser mit dem Herzogthume Mecklenburg belohnt und belagerte darauf 1628 Stralsund. Obgleich er sagte: „Und wenn es mit Ketten an den Himmel gebnnden wäre, müßte es doch herunter", so zwang ihn doch der Muth der Bürger, die Belagerung nach großem Verluste aufzugeben und mit den Dänen 1629 den Frieden zu Lübeck zu schließen. In demselben Jahre erließ auch Ferdinand das Restitntionsedict, nach welchem die Prote-stauteu alle seit dem Passauer Vertrage eingezogenen Kirchengüter wieder herausgeben sollten. Wallenstein wurde auf Klagen der deutschen Fürsten wegen seiner unerhörten Bedrückungen vom Kaiser abgesetzt und zog sich auf feine Güter zurück, wo er fürstlich lebte.
§♦ 41. Von Gustav Adolf bis zum Frieden (1648),
Die Noth der Protestanten war aufs Höchste gestiegen, als ihnen unerwartete Hilfe wurde. Der König von Schweden, Gustav Adolf, kam seinen Glaubensgenossen mächtigen Beistand zu leisten, und landete am 24. Juni 1630 mit 15000 Mann au der porn-merschen Küste. Gustav Adolf war der erste Feldherr seiner Zeit, und sein Heer war so kriegstüchtig, von solcher Manneszucht und solchem Muthe beseelt, daß für die Kaiserlichen das Schlimmste zu erwarten war. Alles begann er mit Gebet; „denn," sagte er, „je mehr Betens, desto mehr Siegens!" In seinem Heere befanden sich die ausgezeichneten Generale Horn, Wrangel, Banner, Torstensohn. Bald wichen die Kaiserlichen vor ihm zurück. Statt daß ihn aber die protestantischen Fürsten mit offenen Armen hätten empfangen sollen, wurde ihm von den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg längere Zeit der Durchgang durch beide Länder verweigert, wodurch Tilly ungehindert die Stadt Magdeburg zerstören konnte (10. Mai 1631). Mit dieser Gräuelthat war das Waffenglück von Tilly gewichen; denn am 7. September desselben Jahres trug Gustav Adolf im Bunde mit dem Kurfürsten Johann
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Extrahierte Personennamen: Christian_Iv Tilly Albrecht_von_Wallenste Albrecht Waldstein Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
67
Jakob I., Sohn der unglücklichen Maria Stuart, folgte der Elisabeth. Er vereinigte Schottland und England unter den Namen Großbritannien.
§. 44. Peter der Große und Karl Xii.
In Schweden, welches durch Gustav Abolf, den helbenmüthigen Vertheibiger des Protestantismus, zur ersten norbischen Macht erhoben worben war, gelangte 1697 Karl Xii. als sechzehnjähriger Jüngling auf den -thron. Dies schien den benachbarten Fürsten die passenbste Gelegenheit zu sein, die schwebische Macht für immer brechen zu sonnen. In Rnßlanb herrschte bamals Peter der Große (1689 bis 1725), ein außerordentlich begabter und für Hebung seines Laubes und Volkes rastlos thätiger Fürst, besten ganzes Streben barauf qe> richtet war, fein Volk, welches durch Sprache, Kleibung und Sitten noch mehr Asten als^ Europa angehörte, zu einem gebilbeten Volke heranzuziehen und Rnßlanb in einen europäischen Staat nrnzuwanbeln, wobei ihrn sein Frennb Lefort, ein Kaufmannssohn aus Genf, die größten Dienste leistete. Seine nächste Sorge war, Rußlaub ein tüchtiges Heer und eine Flotte zu schaffen. Bereits im Jahre 1696 nahm er den Türken die Stadt Asow weg und erzwang den freien Handel auf dem schwarzen Meere. Einer wieberholten Verschwörung der Strelitzen (Leibgarbe) gegen das Leben Peters trat berselbe unerschrocken entgegen. An bemselben Abenbe, an welchem das Vorhaben zur Ausführung gelangen sollte, besuchte er den Staatsrath L-okovmn, bei dem sich die Verschworenen versammelt hatten, um El,e rer 1a9te' bin Gläschen mit ihnen zu trinken. Als einer der Strelitzen flüsterte: „Jetzt ist es Zeit!" war Peters Gebulb zu Ende-er Iprang auf und schlug Sokownin zu Boben. Zu seinem Glücke trat m bemselben Augenblicke die bestellte Wache ein. Sofort ließ er Alle gefangen nehmen und die Hauptverschwörer hinrichten.
länger hatte der wißbegierige Kaiser feine Ruhe in seinem Lanbe, er wollte selbst sehen und lernen. Ohne Aufsehen reifte er nach ^ ' tod ^er Kurfürst Friedrich mit großen Ehren empfing
Üv*??' £atmober nac^ Amsterbam. Hier besuchte er Künstler und Gelehrte, gtng dann nach ^aarbam und arbeitete selbst in den Werften als Schiffszimmermann. Von hier begab er sich nach Ena-lanb, wo er ebenfalls Werkstätten und Kriegsschiffe besuchte, und reifte dann über Hollanb nach Dresbeu und Wien. Als er hier die Nachricht von einer abermaligen Verschwörung der Strelitzen erhielt, eilte
S-f0?..* Ä 3urü(f besuchte noch in Polen den durch seine Rieftnstarkeberühmten August den Starken (Kurfürst von Sachsen),
,emem>.Wre 1797 erfolgten Uebertritte zur katho-. Kirche zum Könige von Polen gewählt worben war. Die strelitzen loste Peter auf und bestrafte die Schulbigen mit dem
k L6t!.rsur Ostsee ansznbehuen, strebte Peter nach dem Besitze der schwebischeu Ostseelänber und verbanb sich zu
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Extrahierte Personennamen: Jakob_I. Maria_Stuart Maria Karl_Xii Karl Gustav_Abolf Gustav Karl_Xii Karl Peters Peters_Gebulb Friedrich Friedrich August Peter Peter
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Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europa Spanien Portugal Holland England Frankreich Deutschland Deutschland
— Iv —
den Personen nur durch das Lesen der Quellen gewonnen wirb". Die ganze Auffassung, welche man dem Geschichtsunterricht bisher zollte, ist die Veranlassung gewesen, daß man hauptsächlich im Hinblick aus das Altertum bte Frage der Quellenlektüre behanbelte. Den Wert ber-selben wirb wohl uiemanb ganz von der Hand weisen. Auch barin werben alle übereinstimmen, daß die Quellen im Geschichtsunterriebt nicht übersetzt werben können. Diese Frage für die neuere Geschichte genauer zu erwägen, war dann auch babnrch erschwert, daß das Material hier nicht jebem leicht zugänglich ist, und auch heute noch kann es nur mit Hülse einer großen Bibliothek zusammengestellt werben. Den ersten Versuch eines Quellenbuches für die neuere Geschichte machte Max Schilling (Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten bearbeitet. Berlin, Gaertner 1884, zweite Auflage 1891). Ihm folgte dann Zurbousen (Quellenbuch zur branben-burgisch-preußischen Geschichte. Denkwürbige Urfunben und Quellenberichte. Berlin, Nicolai 1889). Beibe gingen von dem Grunbsatze aus, Denkschriften, Proklamationen, Dekrete, Gesetze, Reben, Briese, (Schichte u. ct. m. dem Zwecke des Unterrichtes bienlich zu machen. Gerabe bies Material würde wohl beshalb ausgewählt, weil die moberne Geschichtschreibung bei der Behanblung der Neuzeit auf ihm hauptsächlich fußt. Aber Hierbei ist boch die Gefahr vorhanben, daß dem Schüler-mehr die Art, wie die Resultate in der Forschung gewonnen werben, gezeigt wirb, als daß er recht eigentlich in die Dinge selbst einbringt. Das Wie des Geworbenen ist für den Schüler höchst gleichgültig. Allerbings giebt es eine gewisse eng begrenzte Zahl von Aktenstücken, die jeber Schüler im Unterricht kennen gelernt haben muß. Hierher rechne ich: Luthers 95 Thesen (Auswahl), die Artikel der Bauern, Steins politisches Testament, den Aufruf „An Mein Volk", die Kabinettsorbre für Errichtung der allgemeinen Wehrpflicht, Bismarcks Denkschrift von 1858, die preußische Verfassung, die Verfassung des Deutschen Reiches, die Kaiserliche Botschaft vom November 1881. Das stnb gewissermaßen die Grunb-gesetze, welche in der Schule gelesen und ausführlich erläutert werben müssen. Wohl wirb der Lehrer, um seinem Vortrag Lebenbigkeit zu verleihen, noch weitgehenber Akten ftubieren, aber immer wieber sich barauf beschränken müssen, nur in der Form des Citates das Wichtigste aus beuselbeu mitzuteilen.
Aber Schilling wünscht eine ganz anbere Verwertung seines Quellenbuches , wie er kürzlich bargethan hat (Quellenlektüre und Geschichts-
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Extrahierte Personennamen: Max_Schilling Max Gaertner Nicolai Bismarcks
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Der Kardinal, der ihn gleich im Anfang durchschaute und richtig beurteilte, nannte ihn einen „Freund von Rauch", und hätte nicht sein tragischer Tod eine Art Märtyrerkrone um sein Hanpt geflochten, die ihn der Nachwelt in einem ganz anderen Lichte zeigte, als er es verdient, so würde der Name Egmont heute wohl schwerlich etwas anderes bedeuten als den Inbegriff von allem, was man unter Leichtsinn, Aufgeblasenheit und Charakterlosigkeit versteht. Der Sache seines Volkes, für desseu Wohl er zu arbeiten vorgab, hat er nur durch seinen Tod genützt, und daß Alba in die Niederlande kommen und hier ungestört sein Mordhandwerk treiben konnte, hat er zum guten Teil durch seine Unentschlossenheit und durch seinen einer niedrigen Eifersucht gegen Oranien entsprungenen Widerstand verschuldet.
Durch Egmont ist auch Hoorne mit dem Schein der Verklärung umgeben, und ersterer selbst ist durch seinen Tod ein Nationalheld der Niederlande geworden. Jedenfalls ist es eine eigene Ironie des Schicksals, daß dieser Mann, dessen Wesen Charakterlosigkeit, Eitelkeit, Halbheit, Unentschlossenheit und flache Unbedeutendheit war, bnrch das Schafott groß geworben ist. Er hat allerbings der Sache der Freiheit bnrch seinen nnverbienten Tod einen großen, wiewohl unfreiwilligen Dienst geleistet, und es gehörte zu beit ärgsten Mißgriffen des spanischen Systems, einen Mann zum Abgott des Volkes zu machen, der sich zum unbedingtesten Werkzeug der königlichen Willkür mit Freuden hergegeben hätte. Nicht eine fruchtbare Idee, nicht ein großartiger Gedanke ist diesem Kopfe entsprungen, und der Brief, den er vor feinem Tode an den König schrieb, macht einen beinahe verächtlichen Eindruck. Auch Hoorne war ein mittelmäßig begabter Mann, und den interessanten Zug, der seine Persönlichkeit umgiebt, verdankt auch er nur dem Beile des Henkers. In einer Hinsicht allerdings steht der menschenscheue, immer brummende und knurrende Graf hoch über Egmont, da er lieber dem Zorne des Königs trotzen, als sich zum Exekutor der Plakate und zum Henker der Häretiker erniedrigen wollte. Und doch hat Egmont den Löwenanteil der allgemeinen Verehrung für sich weggenommen, und wie Hoorne schon int Leben fast von allen verlassen und gemieden wurde, so bekümmerte sich auch niemand um die Bahre in St. Gudttla, in der sein enthaupteter Rumpf lag, während sich um Egmonts Sarg wie um eine Reliquie dichte Volksmassen drängten.
4. Georg Frundsberg.
v. Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. 6. Aufl. Leipzig 1881.
Von Frundsberg war einst die Bildung der Schlachtordnung der Lanbsknechte vorzüglich ausgegangen; sie nannten ihn, und zwar mit Recht, ihren Lehrmeister und Vater. ' Fast in allen Kriegen des Hauses Österreich in diesem Jahrhundert hatte er an ihrer Spitze gefochten; die gewaltigsten Feinde trotz der Übermacht und der Vorteile, welche dieselben haben mochten, hatte er mit ihnen überwunden. Nicht durch
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Religionskrieg in des Wortes ganzer Bedeutung. Er steht in dem Streite der Parteien um (katholische) Glaubenseinheit ltnb (evangelische) Glaubensfreiheit mit ganzer Seele auf Seite der letzteren — kein glücklicher, vielleicht sogar ein recht ungeschickter, unzweifelhaft aber ein ehrlicher, überzeugungstreuer Führer. „Dies und sein anders," ruft er aus, „hat mau bei der in Gott ruhenden Römischen Kaiserl. Majestät (Rudolf Ii.) gesucht, als was sie vor Gott und der Welt schuldig, verbunden und hochvertraulich reversieret gewest, uämlich uns bei dem Majestät-Briese und ausgerichtet- Union zu schützen und handzuhaben." . . Auf diesem Standpunkte stehend, bestürmt er den Kaiser mit allen gesetzlichen und, da dies nicht mehr verfängt, bald auch mit anderen Massen, denn über dem Kaiser steht ihm das Gesetz und höher, unendlich höher als das menschliche Gesetz stehen ihm Glanbe und Glaubensfreiheit. Hab und Gut und Ehrenstellen und selbst das Leben schlägt er um ihretwillen in die Schanze. Und wie ihm für seine Person kein Opfer zu groß und zu schwer, so schreckt er auch nicht vor dem Äußersten zurück, wo es gilt, der guten, ihm heiligen Sache zu dienen, durchdrungen von dem Bewußtsein, damit auch ein besserer Diener seines Kaisers zu sein als Slawata und sein jesuitischer Anhang. Und noch am Grabe pflanzt er die Fahne ans, der er zeitlebens treu geblieben; er steht und fällt — als Seiuer Majestät bis in den Tod allergetreuster Rebell.
5. Wallenstein.
v. Ranke, Geschichte Wallensteins. Leipzig 1869.
Von Anfang war es die politische Stellung von Österreich, zu deren Verteidigung Wallenstein die Waffen ergriffen hatte. Er acccptierte die intime Vereinigung des deutschen Österreich mit Spanien, durch die er selbst emporgekommen war, und verfocht sie, obwohl nicht gleichmäßig in jeder Form, die sie annahm, an seiner Stelle. Seine eigene Macht und fürstliche Würde war damit identifiziert und repräsentierte das gewonnene Übergewicht.
Eigentümlich bedeutend war die Stellung, die er im Reiche einnahm, und sonnte es noch mehr werden.
Wallenstein setzte sich zum Ziel, vor allem die Macht des Kaisertums herzustellen, ans die er seine eigene Thätigkeit basierte. Denn nur aus eine oberste Autorität gestützt, konnte er sein Heer ausbringen, im Reiche erhalten, über die weitesten Gebiete ausdehnen, zugleich die Gegner als Rebellen behandeln, und die große Waffe des Kaisertums auwenden, das Recht der Konfiskation; die Aussicht, an diesem ungeheuren Erwerb Anteil zu nehmen, hielt seilt Heer zusammen; es war, obwohl durch seine persönlichen Anstrengungen und seine Vorschüsse zusammengebracht, doch auf den Namen des Kaisers geworben.
Der Gedanke der Religion, der einst bei der Dampfung der böhmischen Rebellion, in der sich Protestantismus und ständische Rechte verbanden, eine so große Rolle gespielt hatte, trat hierbei weit zurück.
Landwehr, Charaktere aus der neueren deutschen Geschichte. 5
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