Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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lief) gleichmäßig geschichtet ist und daher in Steinbrüchen leicht aus-
gebeutet werden kann. Die großen Gebäude in Vraunschweig (Be-
hördenhaus, Finanzgebäude, Kirchen) sind vorzugsweise aus diesen
wertvollen Kalksteinen erbaut. Aber der Kalkstein verschluckt die
Niederschläge, und erst nahe am Rande treten die Quellen der Flüsse
zutage: 1. im Nordosten die von vielen Moorwiesen begleitete Schun-
ter, die zuerst östlich fließt, aber bei Frellstedt durch den Elz ge-
nötigt wird, nordwestlich zu ziehen (Süpplingen, Süpplingenburg), die
sich dann Braunschweig nähert (bei Querum), aber, nachdem sie drei
Seiten eines Vierecks beschrieben hat, unterhalb Braunschweigs (bei Gr.
Schwülper) in die Oker mündet- 2. im Westen die Wabe, die im
schönen Reitlingtal entspringt (hier finden sich auf den nördlichen und
südlichen Bergen alte Burganlagen), durch Lucklum und Riddagshausen
fließt und unterhalb Querums in die Schuntcr mündet- 3. südlich die
Altenau, die durch Schöppenstedt fließt und oberhalb Wolfenbüttels
mündet^ 4. Bäche des Ostelms führen ihr Wasser dem Großen Bruch
und somit dem Flußgebiet der Elbe zu. Der Elm ist mit herrlichen
Buchenwäldern bestanden: die Buche liebt kohlensauren Kalk.
Mitten im Waldgebirge liegt Langeleben, das zur Zeit des '
Herzogs Karl I. in seinem Jagdschlösse mehrmals die preußischen
Könige Friedrich Wilhelm I., des Herzogs Schwiegervater, und Frie-
drich Ii., seinen Schwager (s. S. 6), beherbergte, die zur Jagd nach
dem Elm gekommen waren. In der Nähe erinnert der Tetz eist ein
an die (unbegründete) Sage, hier habe ein Ritter von Hagen dem
Ablaßkrämer Tetzel den großen Geldkasten abgenommen, nachdem er
sich vorher einen Ablaßzettel für eine Sünde, welche er erst noch be-
gehen wollte, gekauft hatte.
2. Umgebung. Um den Fuß des über 20 km langen Elms
zieht ein Streifen der Keuperformation und lagern sich drei Städte und
25 Dörfer. Im Westen, am Ausgang des Reitlingtals, liegt Luck-
lum, einstmals eine Landkomturei des Deutschen Ritterordens, - wie
Süpplingenburg, jenseits des Elms, eine Komturei der Johanniter
war. (Komtur war der Befehlshaber eines Ordens.)
Südlich liegt Evessen mit einem 7 m hohen schön gerundeten,
Hoch oder Tumulus genannten Hügel, den eine alte prachtvolle be-
nagelte Linde krönt. Nach der Sage war ein Hüne (Riese) bei
Regenwetter vom Elm gekommen, und es war ihm soviel Erde am
Stiefel sitzen geblieben, daß er nicht weiter konnte. Da strich er den
Lehm von der Sohle ab, und das ist der Hügel von Evessen, in
welchem ein goldener Sarg stehen soll.
Seines Eulenspiegelhofes wegen ist Kneitlingen, oberhalb
Schöppenstedts, berühmt. Hier soll um das Jahr 1300 der lustige
Spaßmacher Eulenspiegel geboren sein, der in Mölln begraben liegt,
und an dessen Streiche auch der Eulenspiegelbrunnen in Vraunschweig er-
innert.
Der „Streiche" wegen war gleichfalls berühmt Schöppenstedt,
eine gewerbfleißige Stadt mit über 3000 Einwohnern (103 m hoch), in der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karl_I. Karl_I. Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Hagen Elms Eulenspiegel
180
A. Europa.
rinnen, 4 forst- und laudwirthschaftliche Akadennen, 4 ^Navigationsschulen,
viele Handelsschulen, Gewerbeschulen, Ackerbauschulen, 26,000 öffentliche
Elementarschulen, zahlreiche Fortbildungsschulen rc. Privatgesellschaften sorgen
für die Errichtung und Unterhaltung von Bewahrschulen, für Anstalten zur
Erziehung und Besserung verwaiseter und verwahrloseter Kinder in soge-
nannten Rettungshäusern. Auch giebt es Staatswaisenhäuser, unter welchen
sich das große Militärwaisenhaus in Potsdam auszeichnet. Die künftigen
Ofsiciere werden in Cadettenanstalten gebildet. Es epislirt kein Bedürfniß,
wofür nicht gesorgt wäre, und fast alljährlich entstehen neue Anstalten.
Die Orden der preußischen Monarchie sind: der schwarze Adlerorden,
am 18. Januar 1701 von Friedrich I. gestiftet; der rothe Adlerorden, ur-
sprünglich 1734 vom Markgrafen Friedrich Karl zu Baireuth gestiftet, seit
1792 zum zweiten preußischen Hausorden erhoben, wird seit 1830 in 4
Classen mit 22 Unterabtheilungen vertheilt; das allgemeine Ehrenzeichen,
seit 1814. Ferner das Dienstauszeichnungskreuz und die Rettungsmedaille
mit dem Bande. Seit 1851 ist noch ein hohenzollernscher Hausorden mit
7 Abtheilungen hinzugekommen. Militärische Orden sind: das eiserne
Kreuz, welches ans einem Großkreuz und einer l. und 2. Classe in 6
Stufen besteht; es ward 1813 gestiftet und nur für die Kriege von 1813
—1815 ausgetheilt; auch für bürgerliche Berdienste ist es, jedoch an einem
verschiedenen Bande ertheilt worden. Außerdem hat jeder in jenen Jahren
vor dem Feinde Gestandene eine eherne Denkmünze aus erobertem Geschütz
erhalten und die nicht fechtenden Kriegsbeamten eine Denkmünze von Guß-
eisen, Für Frauen, welche in jener denkwürdigen Zeit sich hülfreich und
wacker bewiesen oder sich jetzt in solcher Weise auszeichnen, ist der Luisen-
orden 1814 gestiftet. Der von Friedrich Ii. gestiftete Orden pour Io
mérite, welcher in den letzten Kriegsjahren noch eine Verzierung von
Eichenlaub erhalten hat, ist von Friedrich Wilhelm Iv. durch eine Friedens-
classe für Verdienste um Wissenschaft und Künste erweitert worden. Die
Zahl der Ritter beträgt 30. Statt des ehemaligen Johanniter- oder Mal
theserkreuzes wird der preußische Johanniterorden seit 1812 vertheilt. End-
lich besteht noch seit 1842 eine Auszeichnung für die Landwehr, ein körn
blumenblaues Band mit der Ramenschiffre des Königs. Am 18. October 1861
ist noch der Kronenordeu in 4 Classen gestiftet. Zu den preußischen
Orden und Ehrenzeichen gehört jetzt auch der fürstlich hohen; oll er ns che
Hausorden in 3 Classen, nebst der goldenen Medaille des hohenzolleru
scheu Hausordens. Preußen ist derjenige Staat, der über die meisten
Orden, Ehrenzeichen, Denkmiinzen verfügt.
Entstehung der Monarchie.
Die neuere Geschichte Europas kennt wenige Beispiele eines so schnellen
Wachsthums, als das der preußischen Monarchie. Das Stammland der
selben, der Kern, an welchen sich nach und nach die übrigen Provinzen an-
geschlossen, ist die Mark Brandenburg oder die Gegenden zwischen der Elbe
und Oder. Diese, sowie alle nördlicher und östlicher gelegenen Gegenden,
wurden theils schon vor, theils während und nach der Völkerwanderung
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Karl_zu_Baireuth Friedrich Karl Friedrich_Ii Friedrich Eichenlaub Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Potsdam Johanniter- Europas Brandenburg
186
A. Europa.
Die Hauptproducte des Landes sind Getreide aller Art und Holz, wo-
von viel ausgeführt wird. Die Viehzucht ist bedeutend; die Pferdezucht,
besonders in Litthanen, ist sehr ansehnlich, sowie an den Küsten und auf
den vielen Seen der Fischfang. An wilden Thieren sind die Wölfe an der
polnischen Grenze ziemlich häufig: das Elennthier, von der Große eines
Pferdes, mit einem in Schaufeln endigenden Geweihe, findet sich nur noch
selten. Der Auerochs ist seit einein Jahrhundert ausgerottet. Ein eigen-
thümliches Product Preußens ist der schon den Alten bekannte Bernstein;
er wird jetzt vorzüglich an der 4 M. langen Küste von Pillau nördlich bis
Brüster-Ort gefunden, sonst aber, nur in geringerer Menge, beinahe überall
an der Küste bis Memel. Der Bernstein wird theils aufgesammelt, was
das Meer davon an den Strand geworfen; theils und vorzüglich geschöpft
lind gegraben. Wenn nämlich nach heftigen Nordwestsllirmen das Meer
sich wieder beruhigt, gehen die Strandbewohner mit Käschern, welche an
langen Stangen befestigt sind, bis an den Hals ins Wasser und schöpfen
das darauf schwimmende Seegras, mit welchem der Bernstein vermischt ist,
ab. Auch in den Saudhügeln der Küste hat man angefangen, mit Erfolg
nach Bernstein zu graben. — Fabriken sind nur wenige vorhanden.
Geschichte.
Die ältesten bekannten Bewohner des Landes, die Preußen (Pruci),
gehörten zum Volksstamme der Letten und blieben Heiden bis zum Jahre
1000. Der erste Glaubensprediger, der Pole Adalbert, fand unter ihnen
997 den Tod. Seitdem begann ein beinahe immerwährender Krieg zwischen
ihnen und den Polen, in welchem die Preußen zuletzt so sehr die Ober-
hand gewannen, daß der Herzog von Masovien, Konrad I., den deutschen
Ritterorden im Anfange des 13. Jahrhunderts gegen sie zu Hülfe rufen
mußte. Dieser Orden war gleich jenen der Johanniter und Tempelherren
1190 in Palästina gestiftet worden, und der Hochmeister, auch Deutsch-
und Großmeister genannt, hielt sich mit seinen Rittern, aus Palästina ver-
drängt, eben unbeschäftigt zu Venedig auf, als ihm der willkommene Ruf
kam, die heidnischen Preußen zu bekämpfen und ihr Land zu erobern. Trotz
aller Anstrengung des Ordens und vielen Unterstützungen benachbarter
Mächte währte der verzweifelte Kampf doch 53 Jahre, 1238—1291, nach
welchem der Orden das beinahe von allen Einwohnern, die gefallen oder
entflohen waren, entblößte Land in Besitz nahm. Der Sitz des Groß-
meisters war zu Marienburg, und zahlreiche Einwanderungen aus Deutsch-
land und Polen erneuten die Bevölkerung; nur an den Grenzen von
Litthanen und Schamaiteu, nach Kurland zu, dauerte der Käinpf noch fort.
Die Macht des Ordens wuchs nun bedeutend, und im 14. und 15. Jahr-
hundert beherrschte er außer Ostpreußen noch ganz Westpreußen, die Neu-
mark, Esthland und Liefland. Von dieser Höhe stürzten ihn aber bald
^Streitigkeiten mit Polen und die unmenschliche Härte, womit er seine Unter-
thanen behandelte. Es bildete sich 1440 ein Bund aller Städte gegen den
Orden; Polen nahm begierig Theil am Kriege, und nach einem höchst ver-
wüstenden Kampfe mußte der Orden im Thorner Frieden (1466) Alles
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Vit. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
187
bis auf Ostpreußen an Polen abtreten; selbst Ostpreußen durste er nur
als polnisches Lehn besitzen. Lon diesem Joche strebte der Orden auch in
der Folge vergeblich sich loszumachen, bis endlich 1525 der Hochmeister
Albrecht, aus dem fränkischen Hause Hohenzollern, die Reformation an-
nahm, seine Würde niederlegte und Preußen als ein Herzogthum von Polen
zu Lehn empfing. Die nicht einstimmenden Ritter wanderten nach Deutsch-
land ans, wo der Orden große Güter besaß, und der Hochineister wohnte
seitdem zu Acergentheim im Württembergischen bis 1809, wo der Orden
gänzlich aufgehoben wurde. Der blödsinnige «Lohn Albrecht's, Albrecht
Friedrich, lebte bis 1618 unter Vormundschaft, und nach seinem Tode siel
das Land an die Kurfürsten von Brandenburg, unter denen es sich, beson-
ders durch Aufnahme vieler der Religion wegen vertriebener Franzosen,
Pfälzer und Salzburger, nach und nach lvieder erholte.
Die bedeutendsten Orte sind:
a. In Ostpreußen,
Königsberg (poln. Krolowiec, litth. Karalauzus), auf sieben Hügeln
erbaut, übrigens in flacher Gegend liegend, unter 54" 43' Br. und 38"
10'ö. Lg. F., am Pregel, eine Meile von seiner Mündung. L>ie ward 1255
auf Anrathen des Königs Ottokar von Böhmen angelegt und ihm zu Ehren
benannt. Sie besteht aus drei verbundenen Städten: Altstadt, Löbenicht
und der Insel Kneiphof, welche letztere die besten Straßen und Gebäude
enthält, vier Vorstädten und mehreren Bezirken, Freiheiten genannt, und
enthält 101,507 Einw. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die
1332 erbaute Domkirche auf dem Kneiphof, worin mehrere Hochmeister
begraben liegen. Daneben ist das Universitätsgebäude. Das königliche
Schloß, wovon ein Theil schon zur Zeit des Ordens erbaut sein soll, ist
theils zur Aufnahme der königlichen Familie eingerichtet, theils enthält es
Wohnungen und Geschästslocale mehrerer Behörden. In der Schloßkirche
setzte sich Friedrich I. die Königskrone aus; seine eherne Bildsäule steht auf
dem Schloßplätze. Mitten in der Stadt liegt der Schloßteich, ein nicht
unbedeutender, mit Gärten umgebener See. Die ehemalige Citadelle
Friedrichsburg, 1657 angelegt, dient jetzt nur zur Aufbewahrung von
Kriegsbedürfnissen. Seit 1843 hat man begonnen, Königsberg zu einer
Festung ersten Ranges umzuwandeln. Die Universität ward 1544 vom
ersten Herzog Albrecht gestiftet; ein neues Universitätsgebäude, ein wahrer
Prachtbau, wurde in neuerer Zeit errichtet und 1862 durch den Kronprinzen
Friedrich Wilhelm als Rector eingeweiht. Die Universität wurde (Winter
1866—67) von 460 Studenten besucht; ihre Bibliothek zählt über 70,000
Bände und ihre Sternwarte ist ausgezeichnet zu nennen. Kant ist hier
1724 geboren und 1804 gestorben. Es ist die Stadt der „reinen Ver-
minst". Ein Hauptzug der Bewohner ist die durch den nüchternsten Ver-
stand beherrschte Universalität. Die Reflexion herrscht vor und bedingt die
Gerechtigkeit des Urtheils. Von den Künsten gedeiht noch am meisten die
Musik. Unter den Städten des preußischen Staates nimmt Königsberg
auch in Betreff der Bildung eine der ersten Stellen ein. Sie gehört zu-
gleich zu den größten Handelsstädten der Monarchie: Getreide, Flachs,
Hanf, Leinsamen, Nutzholz sind die wichtigsten Handelsgegenstände, sowie
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht
Friedrich Albrecht Friedrich Ottokar_von_Böhmen Ottokar Friedrich_I. Friedrich_I. Albrecht Albrecht Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutsch- Brandenburg Königsberg Königsberg
190
A. Europa.
Stadt nimmt Theil am polnischen Handel. Ihre Hauptmerkwürdigkeit be-
steht indeß in den herrlichen Ueberbleibseln des ehemaligen Schlosses der
ochmeister des deutschen Ritterordens. Die Stadt selbst wurde von dem
rden 1276 gegründet und eine Burg daselbst erbaut. Im 14. Jahrh,
ward sie die Residenz der Hochmeister, das Schloß ward mehrere Male
erweitert und eine schöne Kirche und die St. Annengruft, wo die Hochmei-
ster beigesetzt wurden, hinzugefügt. Dieses schönste Denkmal der Baukunst
in Preußen ward lange vernachlässigt; die Zeit zerstörte den größten Theil
desselben und die noch erhaltenen Theile wurden zu Kasernen und einer
Baumwollenspinnerei verwendet, so daß die herrlichsten Säle durch elende
Zwischenmauern
barbarische
fug aufgehört, und was noch zu retten war, ist wieder hi
halten worden. Besonders bewundert man zwei Säle, wovon der eine auf
einer einzigen, höchst schlanken Granitsäule ruht. Als ein großartiges Werk
Die Gegend bei Marienburg,
ächtige Eisenbahnbrücke
zwischen Nogat und Weichsel
und der Werder, zwischen der Stadt und dein Drausensee, gehört zu den
fruchtbarsten in Preußen.
Marienwerder (Insula Mariana, poln. Kwidrim), eine sehr wohl-
gebaute Stadt, >/2 M. von der Weichsel und durch einen Canal mit der
Nogat verbunden, mit einer schönen alten Kirche (der Dom ist in den Jah-
ren 1862—1864 auf Kosten der Gemeinde und des Staats restaurirt
worden) und 7403 Einw., liegt ebenfalls in einer höchst fruchtbaren Ge-
gend.
östlichen
Schiffbrücke
/
4 Stunde
nördlich von der Stadt liegt auf einer Höhe
Jahre 1807 von Courbiere vertheidigt, war sie eine von den wenigen
-------/ I---- -----1---Kj I
In der Stadt Culm, auf einer
preußischen Festungen, welche nicht
ein Denkmal auf dem Glacis errichtet
Höhe bei der Weichsel, mit 8466 Ei
anstalt und ein Cadettenhaus. — Thorn, eine befestigte Stadt am rechten
Weichselufer, mit 16,230 Einw. Ueber die Weichsel führt eine außer-
ordentlich lange hölzerne Brücke. Die Stadt treibt starken Handel; ihre
Seife, vorzüglich aber ihr Pfefferkuchen, deren Teig viele Jahre lang vor
der letzten Bearbeitung aufbewahrt wird, sind berühmt. Sie ist der Ge-
burtsort des Copernicus, welcher hier 1473 geboren wurde und dem ein
Denkmal in der Johanniskirche und eine Statue errichtet ist.
2. Die Provinz oder das Großherzogthum Posen.
Diese zwischen Preußen, Polen, Schlesien und Brandenburg gelegene
Provinz zählt auf 525,4 Ihm. 1,523,729 (auf der 02». 2900) Einw.,*)
wovon der größte Theil aus Polen besteht, deren Sprache daher die Herr
*) 1867 1,536,185 Einw. Junahme seit 1864 12,456 Einw.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Xi. Das russische Reich.
747
deutend gewonnen. Allein einzelne Verletzungen der Verfassung, die Härle,
womit der Großfürst Constantin regierte, und mehr als Alles das tief ver-
letzte Nationalgefühl und das Beispiel der 1830 in Paris bewirkten Um-
wälzung führte am 29. November 1830 einen Aufstand in Warschau her-
bei, welcher sich bald über das ganze Land verbreitete. Nach mehreren
mit heldenmüthiger Tapferkeit und nicht ohne Glück gelieferten Schlachten
trat unter den Polen der alte Nationalfehler, Mangel an Eintr
Warschau
ussischen
Durch
worfen und bildet jetzt nur eine Provinz Rußlands.
Polen grenzt im N. und W. an Preußen, im N. und O. an Ruß-
S. an Oesterreich. Der Boden bildet eine ununterbrochene
land, im
Höhen
Hier
erhebt sich die polnische Fortsetzung der sonst ebenen Fläche des uralisch-
karpatischen Landrückens, in: Osten der oberen Pilica, zu einer eigentlichen
Heiligen Kreuzberge 1920' Höhe
höchster Gipfel
Obgleich
mit Wäldern und Morästen bedeckt, ist es im Ganzen höchst fruchtbar; das
Klima ist zwar im Winter streng aber doch gesund. Der Hauptfluß des
Landes ist die Weichsel, welche von Osten den Bug mit der Narew und
den Wieprz, von Westen die Pilica (spr. —za) und die Bzura aufnimmt.
Die Warta geht nordwestlich ins preußische Gebiet über. Der Niemen
macht eine Zeit lang die Grenze gegen Rußland und geht unter dem Namen
Memel ins Preußische. Weichsel und Niemen sind mittelst Nebenflüsse
durch den Angustowoschen Canal, der 15 Meilen lang und 1838 eröffnet
worden, mit einander verbunden. — Die Hauptproducte des Landes sind:
Holz in den unermeßlichen Waldungen, welche über ‘/4 des Areals einnehmen;
Getreide aller Art im Ueberflnß, treffliches Rindvieh, sehr dauerhafte Pferde,
Honig und Wachs, welche man häufig von den wilden Bienen in den
Wäldern einsammelt, Fische. An wilden Thieren giebt es, außer Hasen,
besonders viele Wölfe. Die ^Produrle des Mineralreichs sind sehr unbe-
deutend und beschränken sich auf vortreffliches Eisen, Blei, Kupfer, Zink,
Salz, Steinkohlen u. s. w. Die Hanptbergwerke gehören der Regierung,
und besonders ist der Gewinn an Metallen gestiegen. Die Kronbergwerke
liefern 450,000 Ctnr. Eisen und an 60,000 Ctnr. Zink; die Ausbeute
an Steinkohlen ist ebenfalls in: Zunehmen begriffen; dagegen liefern die
reichen Salzsiedereien (zu Zichozin) bei Weitem nicht den Bedarf an Salz,
welches ein Regal ist und ans dem österreichischen Galizien bezogen werden
muß. — Die Hauptquelle des Volkswohlstandes bildet der Ackerbau;
Weizen geht meist über Danzig ins Ausland; auch wird eine große Menge
Wolle ausgeführt. Die Tuch- und Wollfabrikation ist seit 1831 fast ganz
untergegangen, wogegen die Baumwollenfabrikation gestiegen ist. Der
Handel ist am bedeutendsten mit Preußen und Rußland. Mehrere Eisen-
bahnlinien durchziehen das Land. Von Brest Litowskij (Terespol) am
Bug über Warschau nach der preußisch-polnischen Grenze im Anschluß von
Thorn- Bromberg und von der schlesisch -gallischen Grenze über War-
schau bis zur Grenze des Gouvernements Gr odn o. Von dieser Linie führt
eine Zweigbahn nach Lodz. — Die Einwohner bestehen aus Polen,
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Xl Das russische Reich.
717
ganz Rußland; seit Peter dem Großen 1721 nennen sich die russischen
Monarchen Kaiser (Imperator) und Selbstherrscher aller Reußen.
Der Thronfolger führt den Titel Cäsarewitsch, dessen Gemahlin heißt
Cäsarewna; alle Prinzen und Prinzessinnen des kaiserlichen Hauses werden
kaiserliche Hoheit und Großfürsten und Großfürstinnen genannt. — Rußland
hat dreierlei Orden. 1) Hoforden; diese sind: der Orden des heiligen
Andreas, von Peter dem Großen 1698 gestiftet; der weibliche Orden der
heiligen Katharina, ebenfalls von Peter 1714 gestiftet; der von Peter gestif-
tete/aber erst seit 1725 ertheilte Alexander-Rewskyorden; der 1736 gestif-
tete und seit 1815 in 4 Classen vertheilte Orden der heiligen Anna,
welchen Männer und Frauen erhalten können. 2) Verdienstorden: der
Militärorden des heiligen Georg, von Katharina Ii. 1769 gestiftet, er hat
4 Classen; der Orden des heiligen Wladimir, ebenfalls von Katharina
1782 gestiftet; für Civil- und Militärverdienste und wie der vorige in 4
Classen getheilt. 3) Geistliche Orden: der Johanniter- oder ehemalige
Malteserorden, wovon Paul I. 1797 das Großmeisterthum annahm, wird
nicht mehr vergeben. — Außerdem werden noch an verdiente Officiere
goldene Degen mit und ohne Diamanten verliehen, deren Inhaber den
Ordensrittern gleichgeachtet werden; jeder Krieger, welcher die Feldzüge von
1812 und 1813 mitgemacht, hat eine silberne Medaille an einem blauen
Bande erhalten. Auch für treue Dienste im Civil
an Männer und Frauen seit 1828 Ehrenzeichen
Lehrfach
Land-
cemacht.
Es ist schwer und beinahe unmöglich, den wahren Bestand der rus-
sischen Streitkräfte anzugeben, weil ein bedeutender Theil des Heeres aus
unregelmäßigen Truppen besteht. Zn Zeiten der Roth, wie 1812, erhob
sich die ordentliche Waffenmacht vielleicht auf 800,000 Mann und mit der
Nationalmiliz auf 1'/, Mmon, wovon indeß gewiß die Hälfte nur auf
dem Papiere vorhanden war. Die höchste Zahl der wirklich im Dienst
befindlichen Mannschaft beträgt jetzt, Polen eingeschlossen, 668,880
Mann Infanterie, ca. 50,000 Mann Cavallerie, dazu kommen noch Artil-
lerie 1296 Geschütze mit 49,1x10 Mann und die Genietruppen. Die
unregelmäßigen, aus Kosaken, Baschkiren und anderen mehr beute- als
kampflustigen Völkern bestehenden Truppen mögen etwa 120,000 Mann
betragen. Da die Leibeigenschaft aufgehört hat, so ist das Gesetz dem ent-
sprecbend verändert worden. Die Aushebung, welche blos Bürger und
Bauern trifft (denn der Adel, die Geistlichkeit, die Gelehrten, die ftemden
Colonisten sind frei und die Kaufleute können sich mit einer mäßigen Geld-
summe lösen), geschieht gewöhnlich so, oaß von 500 Mann einer oder nach
dem Bedürstnß mehrere ausgehoben werden; das Loos entscheidet unter den
Dienstfähigen. Die Dienstzeit beträgt seit 1827 für die Garden 20, für
die übrigen Truppen 22 Jahre, nach deren Verfluß der Entlassene von der
Leibeigenschaft befreit war. Ende 1865 betrug die Stärke der Armee
(nach Angabe des „Ruff. Invaliden"): 805,000 Mann mit 75,000
Pferden. Die Unterhaltung des Heeres kostet verhältnißr
M f" •
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Andreas Peter_dem_Großen Katharina Peter Peter_gestif- Anna Georg Katharina_Ii Classen Katharina
Xl Das russische Reich.
749
außerordentliche Fortschritte in Polen gemacht und die Hälfte der Einwohner
Dissidenten (so nannte man nun die Protestanten) wurden immer mehr
unterdrückt. Die Zahl der Lutheraner beträgt 282,000, die der Refor
mirten etwa 6000, Juden 612,100. Außerdem giebt es noch in Polen
% Million Griechen, d. h. solche, die sich zur griechischen Kirche bekennen,
Unitarier oder Socinianer, d. h. Anhänger der Lehre, welche zwei Italiener,
Lälius Socinns (geb. 1525 zu Siena, gest. 1562 zu Zürich) und sein
Neffe Fauslns Socinns (geb. zu Siena 1539 und gest. in Polen 1604),
in Polen und Siebenbiirgen verbreiteten und wodurch die Göttlichkeit Christi
bestritten wird; sie sind jetzt weniger zahlreich in Polen, als in Sieben-
bürgen ; Mennoniten, einige hundert Muhamedaner und die schon erwähnten
Juden. Die 1816 eingeführte Verfassung, welche in ihren wesentlichsten
Zügen der schon für das Herzogthum Warschau früher bestandenen ent-
sprach, eröffnete dem fo lange unglücklichen und unterdrückten Volke eine
heitere Zukunft. Sie gab den Bauern die persönliche Freiheit und das
Recht, Grundeigenthum zu erwerben, sicherte allen christlichen Religions-
parteien gleiche bürgerliche 'Rechte, machte die Abgaben von der Einwilligung
des Reichstags abhängig und sorgte für eine gleiche und unparteiische
Rechtspflege. Die Ausrechthaltung der Verfassung war dem Reichstage
übertragen, welcher alle zwei Jahre vom Könige zusammenberufen wurde.
Er bestand aus zwei Kammern, dem Senat, welcher dreißig Mitglieder,
nämlich zehn Bischöfe, die vom Könige ernannt wurden, zehn Woiwoden
und zehn Castellanen, welche vom Senat ernannt wurden, zählte; und der
Landbotenkammer, welche 128 Mitglieder hatte, nämlich 77 von den Land
tagen des Adels ernannte und 51 Gemeindedeputirte. Die Verwaltung
des Landes wurde vom Staatsrath, an dessen Spitze der königliche Statt-
halter stand, geleitet. Diese Verfassung hat aber nach den Ereignissen
von 1830 große Abänderungen erlitten, und nach dem 1832 gegebenen
organischen Statut hat Polen seinen Reichsrath, sein Nationalheer und
Anderes verloren und dafür nur isolirte Provinzialstände und eigene Ad-
ministration behalten. 'Nach der letzten Revolution aber hat Polen alle
Vergünstigungen verloren, es ist jetzt mit den älteren Ländern gleich ge-
stellt. Selbst aus den Schulen ist die polnische Sprache verdrängt und
die russische an ihre Stelle getreten. Früher genossen Ausländer besondere
Rechte, nach einer neuen Verordnung aber heißt es: Ausländer, welche sich
im Königreich Polen als Landwirthe, Handwerker oder Fabrikanten ansie-
delten, genossen bisher auf Grund einer Bestimmung des ehemaligen Ver-
waltungrathes vom 10. Mai 1833 die Begünstigung, daß sie auf die
Dauer von sechs Jahren von allen Staats- und Communalabgaben befreit
waren. Diese Begünstigung, die zahlreiche fleißige Hände und Capitalien,
namentlich aus Preußen und Deutschland ins Land zog, ist jetzt durch Er-
laß des Organisationscomiteö vom 4. October 1867 für alle diejenigen Aus-
länder, welche sich nach Publicirung dieses Erlasses im Königreich Polen
ansiedeln, aufgehoben worden. — Der vierte Theil des Landes ist jetzt im
Besitz der Krone. — Zwei ältere Orden sind beibehalten und erneuert
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Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Lälius_Socinns Siena Siena Polen Polen Christi Polen Warschau Polen Polen Deutschland
Xl Das russische Reich.
733
Nystad, am Bottnischen Meerbusen, ist wegen des Friedens 1721, der-
dem nordischen Kriege ein Ende machte, merkwürdig. — Nördlich von
Friedrichs Hamm liegt das Dorf Wärelä, wo 1710 zwischen Rußland
und Schweden ein Friede geschlossen wurde. — Torneä endlich, am Flusse
gleichen Namens, an der nördlichsten Bucht des Bottnischen Meerbusens,
eine nicht unansehnliche Stadt, die aber, seitdem sie russisch geworden, sehr-
verloren hat und jetzt 737 Einw. zählt; sie ist berühmt wegen der
Gradmessung, welche von hier aus nach 4t. zu durch den französischen
Akademiker Maupertuis 1736 ausgeführt wurde und wodurch die schon
längst vermuthete Abplattung der Erde au den Polen sich bestätigte.
b) Die sogenannten deutschen oder Ostseeprovinzen, nämlich
Esthland, Livland und Kurland mit Semgallen. Diese ursprünglich
von finnischen Stämmen, den Liven, Esthen und Kuren, bewohnten Länder,
zu welchen später die dein slavischen Volksstamm angehörenden Letten kamen,
wurden dem christlichen Europa zuerst durch Bremer Kaufleute bekannt,
welche hierher verschlagen worden. Mit ihnen fanden sich bald auch christ-
liche Missionäre ein, und diesen folgten die Ritter des deutschen Ordens
und die mit diesen vereinigten Schwertbrüder, welche die Einwohner bekehrten
und unterjochten. Die in der Folge zunehmende Schwäche des Ordens führte
seine Auslösung herbei; Esthland begab sich unter schwedischen Schutz, Liv-
land ward init Polen verbunden und Kurland nahm der letzte Großmeister
des Ordens, Gotthard Kettler, von Polen zum Lehn. Um Livland stritten
Schweden, Russen und Polen noch bis 1660, wo es an Schweden abge-
treten wurde; endlich entriß es Peter der Große nebst Esthland den Schweden
1721. Kurland behielt eigene Herzöge bis 1795, wo die Stände, d. h.
der Adel, da der letzte Herzog keine männlichen Nachkommen hatte, sich dem
russischen Scepter unterwarfen. In allen diesen 3 Provinzen war das
Schicksal der Bauern überaus traurig; sie lebten in der härtesten Leib-
eigenschaft unter der unbedingten Willkür ihres Gutsherrn; dieser Zustand
ist indessen durch die kaiserlichen Verordnungen von 1804 und noch mehr
durch die neueren von 1819 sehr gemildert und die Leibeigenschaft aufge-
hoben worden. Deutsche Provinzen nennt man sie deshalb, weil der Adel
und die meisten Bewohner der Städte deutschen Ursprungs sind und die
deutsche Sprache daher bei allen Gebildeten die herrschende ist. (In Kur-
land ist nur der 12. Theil (39,000), in Livland der 15. Theil (51,000)
der Bevölkerung deutschen Stammes.) Alle diese Provinzen haben zwar
ein rauhes Klima, aber einen im Ganzen fruchtbaren Boden; doch nehmen
bei der geringen Bevölkerung Wälder, Sümpfe und Seen noch einen großen
Theil des Landes ein. Die wichtigsten Städte sind:
In E st hl a nd: R ew al, am Finnischen Meerbusen, eine stark befestigte
Stadt mit einem Hafen, einem Seebade und 29,400 Einw. Sie hat
einige Fabriken und ansehnlichen Handel; ehemals war sie ein bedeutendes
Mitglied der Hanse. — Der von Peter dem Großen angelegte, aber nie
vollendete Hafen Baltisch Port hat 430 Einw. — Bei der kleinen Stadt
Narwa, mit 6000 Einw., an der Narwa, welche dem großen Peipussee
zum Abfluß dient und in der Nähe einen Wasserfall bildet, siegte Karl Xii.
mit 8000 Schweden im Jahre 1700 über eine zehnfach überlegene russische
Macht.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs_Hamm Friedrichs Maupertuis Gotthard_Kettler Peter_der_Große Peter_dem_Großen Karl_Xii Karl
Das russische Reich.
Polarlandes,
der Kolyma.
Die Bären- und Kreuzinseln,
Mündung
c) Die Kurilen, eine lange Jnselreihe, welche sich von der Süd-
spitze Kamtschatkas, Cap Lopatka, bis an die japanischen Inseln, immer
dem festen Lande von Asien parallel, erstreckt. Sie sind im 18. Jahrh,
von den Russen nach und nach entdeck: und in Besitz genommen worden;
doch sind die meisten wegen der gewaltigen Meeresströmungen unzugänglich
und noch so gut wie ganz unabhängig. Die südlichste zu Rußland gehörige
Insel ist Urup, wo die Russen ihre Hauptniederlassung, Kurilo Rossi,
gegründet haben; die folgenden sind den Japanern zinsbar. Die nördlicheren
sind meist unfruchtbar und fast beständig in Nebel gehüllt; einige südlichere
haben Holz und ein milderes Klima; alle sind bergig und man findet dar-
auf mehrere Vulcane und viele heiße Quellen. Die Einwohner, etwa 1000,
sind theils kamtschadalischen Ursprungs, theils zu einein eigenthümlichen
Volksstamm, Ainos, gehörig; im Allgemeinen werden sie auch Kurilen
genannt. Die Ainos, ein abschreckend häßlicher Volksstamm, zeichnen sich
durch einen in dieser Weltgegend höchst auffallenden starken Wuchs des
Bartes aus, während alle ihre Nachbarn, sowie auch die Japaner und
Chinesen beinahe bartlos sind; man nennt sie daher auch wohl haarige
Kurilen. Sie sind sehr gutinüthig und friedlich und kennen keine andere
Beschäftigung als den Fischfang. — Westlich von diesen Jnseln,^dem Aus-
stuß des Amur gegenüber, liegt die 2250 □ $7. große Insel ^achatin,
bei den Eingeborenen Tschoka genannt, und von den Ainos bewohnt.
Geschichte.
Die ältere Geschichte beider Völker, der Russen und Polen, beide
Zweige des großen slavischen Völkerstammes, ist in tiefes Dunkel gehüllt,
weil beide erst im 10. und 1l. Jahrh, zugleich mit dem Christenthume die
ersten Anfänge der Bildung und namentlich die Schreibkunst empfingen.
Die Polen sollen ihren Namen von den großen Ebenen an der Weichsel,
in welchen sie sich, von den Bulgaren aus ihren südlicheren Sitzen verdrängt,
ums Jahr 489 niederzulassen anfingen, erhalten haben. Erst seit dem
Jahre 842 nennt die Geschichte ein Herzogthum Polen, dessen Fürsten, von
dem ersten derselben, Plasten genannt wurden; ein Name, welcher in
neueren Zeiten nicht mehr die längst ausgestorbenen Abkömmlinge dieser
Familie, sondern jeden eingeborneu polnischen Fürsten bezeichnet, im Ge-
gensatz der fremden. Die eigentlichen Piasten herrschten in Polen bis
1370. Das Christenthum ward hier 965 durch die Vermählung einer
böhmischen Prinzessin mit einem polnischen Herzoge eingeführt. Bald darauf,
1025, nahm Boleslaw den königlichen Titel an. Diese Anmaßung ver-
wickelte Polen in langwierige Händel mit den deutschen Kaisern, von tvelchen,
nach den damals allgemein anerkannten Grundsätzen, allein dieser Titel
rechtmäßig ertheilt werden konnte. Je nachdem nun die Verhältnisse Polens
zum teutschen Reiche günstig oder ungünstig waren, führten die polnischen
Fürsten bis 1295 bald den herzoglichen, bald den königlichen Namen,
welcher letztere seitdem immer beibehallen wurde. Einige Theilungen, nach
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]