Königgrätz.
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Gottlob, solchen Klinken für und für
öffnet Gott selber die Himmelstür.
Sieg donnert's. Weinend die Sieger stehn.
Da steigt es herauf aus dem Schlamm der Trancheen;
dreihundert sind cs, dreihundert Manu,
wer anders als Piefke führte sie an!
Sie spielen und blasen, das ist eine Lust;
mitblasen die Herzen aus voller Brust;
Klariuett' und Trompete, Hoboe und Fagott,
sie spielen: „Nun danket alle Gott!"
Und das ganze Heer, es stimmt mit ein,
Und drüber Lerchen und Sonnenschein.
Von Schanze eins bis Schanze sechs
ist alles dein, Wilhelmus Rex;
von Schanze eins bis Schanze zehn.
König Wilhelm, deine Banner wehn.
Gruß euch, ihr Schanzen am Alsener Sund'
Ihr macht das Herz uns wieder gesund, —
und durch die Lande draußen und daheim
stiegt wieder hin ein süßer Reim:
„Die Preußen sind die alten noch I
Du Tag von Düppel, lebe hoch!" Theodor Fontane.
108. Königgrätz.
Über die Schlacht bei Königgrätz schrieb König Wilhelm an seine
Gemahlin:
„Horbitz, den 4. Juli 1866.
. . . Die Infanterie ging bis zum Talrande der Elbe vor, wo jenseits
dieses Flusses noch heftiges Granatseuer erfolgte, in das ich auch geriet, aus
dem mich Bismarck ernstlich entfernte. Ich ritt aber nun noch immer umher,
um noch ungesehene Truppen zu begrüßen. Alle diese Wiedersehen waren
unbeschreiblich; Steinmetz und Herwarth fand ich nicht. Wie sah das Schlacht-
feld ans l Wir zählten 35 Kanonen; es scheinen über 50 genommen zu sein,
auch mehrere Fahnen. Alles lag voller Gewehre, Tornister, Patronentaschen;
wir rechnen bis heute 12000 Gefangene; hier befinden sich 50 gefangene
Offiziere. — Aber nun die Rückseite der Medaille! Unser Verlust, der noch
nicht ermittelt, er wird hoch sein. Das erste Garderegiment hat solche Ver-
luste, daß aus zwei Bataillonen eins gebildet ist. In welcher Aufregung
ich war, kannst Du denken. Und zwar der gemischtesten Art! Freude und
Wehmut! Endlich begegnete ich noch spät 8 Uhr Fritz mit seinem Stabe.
Welch ein Moment nach allem Erlebten und am Abende dieses Tages! Ich
übergab ihm selbst den Orden pour Io mérite, so daß ihm die Tränen herab-
stürzten; denn, er hatte mein Telegramm mit der Verleihung nicht erhalten.
Also völlige Überraschung! — Einstens alles mündlich. Erst um 11 Uhr
war ich hier, ohne alles, so daß ich auf einem Sofa kampierte."
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Extrahierte Personennamen: Gottlob Wilhelm Theodor_Fontane Wilhelm Herwarth
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Die Fahne der Einundsechziger.
Worten, Glied an Glied, schließt die deutschen Brüder aneinander, die weit
auseinander stehen. Alle sind wach und stehen da für das Vaterland. Und
ich habe mir da ganz Deutschland gedacht, und von einer Grenze bis zur
andern stehen sie da und rufen einander zu: „Bruder, bist du noch da?" Vater,
lieber Vater! da ist mir's warm ums Herz geworden, ich kann's nicht sagen,
wie. Und ich habe mein Gewehr mit beiden Händen hoch hinaufgehoben
und habe Gott gebeten, er soll mir's einmal für eine rechtschaffene, heilige
Sache wieder in die Hand geben.
Die zwei Stunden sind mir herumgegangen wie ein Augenblick, und
so oft der Ruf an mich gekommen ist, habe ich ihn immer freudiger hinaus-
gerufen. Dazwischen habe ich das Lied in mich hineingesungen:
„Steh' ich in finstrer Mitternacht
so einsam auf der stillen Wacht."
Wenn man so ein Lied auch nur leise vor sich hinsingt, ist es doch
gerade, als ob man mit einem guten Geiste spräche.
Grüßet alle guten Freunde und Bekannte von Eurem
getreuen Lorenz.
Berth. Auerbach.
25. Die Fahne der Einundsechziger.
1. Vor Dijon war's; doch eh' ich's
euch erzähle,
knüpf' einer mir die Binde doch zurecht,
mich schmerzt der Arm, sie sitzt wohl
schlecht;
so! — so I — nun euer Herz sich stähle!
Vor Dijon war's: die Pässe der Vogesen
bedrohte Garibaldis bunte Schar,
Bourbaki kam von der Loire,
das hartbedrängte Belfort3) zu erlösen.
2. Gefahr war in Verzug; drei bange
Tage
hielt Werder gegenübermacht schon stand
bei Mömpelgard, und in der Hand
des Kriegsgotts schwankte schier die Wage.
Wir Pommern hatten vor Paris gelegen
und waren schon im Marsch; das zweite
Korps3)
und auch das siebente ging vor
von Orleans^) auf hartgefrorenen Wegen.
3. In Dijon wußten wir den alten Recken
und griffen ihn, zwei Regimenter, an
niit seinen fünfzigtausend Mann,
den Flankenmarsch der Korps zu decken.
Der Alte von Kaprera ließ sich blenden,
hielt die Brigade für die ganze Macht,
und nachmittags begann die Schlacht,
die ach! für uns so traurig sollte enden.
4. Die Einnndzwanz'ger auf dem
rechten Flügel
des ersten Treffens hatten schwer Gefecht,
wir also vor! und gerade recht,
mit „Hurra!" nahmen wir die Hügel;
dem Feinde auf der Ferse ging's verwegen
bis in die Vorstadt Dijons jetzt hinein;
hier aber aus der Häuser Reih'n
kam mörderisches Feuer uns entgegen.
5. Im Steinbruch, mit dem Bajonett
genommen,
da fanden wir vor eines Ausfalls Wucht,
zum Sammeln durch die steile Schlucht
gedeckt, notdürftig Unterkommen,
doch die Fabrik dort in der rechten
Flanke
wie eine Festung auf uns Feuer spie.
„Vorwärts!" die fünfte Kompanie
zum Sturm auf die Fabrik und keiner
wanke!"
spr. Loahr. 2) spr. Befor. 3) spr. Kohr. *) spr. Orleang.
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Extrahierte Personennamen: Lorenz Berth Kaprera
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Auerbach Dijon Dijon Bourbaki Dijon