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1. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 37

1910 - Berlin : Singer
— 37 — handelte, aber ihm sollte sehr bald klar werden, daß es sich bei diesem Handel nicht um theologische Ketzereien, sondern um sehr reale Jnterefsenkämpse handelte. 4. Luther, Münzer, hulten. Sobald die Thesen Luthers das Signal zum offenen Kampfe gegen Rom gegeben hatten, vereinfachte sich der bunte Wirrwarr der deutschen Interessenkämpfe, indem sich die verschiedenen Klassen und Klassenfraktionen in drei große Lager schieden, das konservativ-katholische, das bürgerlich-reforma-torische und das plebejisch-revolutionäre. In dem konservativ-katholischen Lager sammelten sich alle Elemente, die an der Erhaltung des Bestehenden interessiert waren, an ihrer Spitze der Kaiser. So tief war die mittelalterliche Reichsgewalt in Deutschland gesunken, daß sich bei der Kaiserwahl von 1519 der französische und der spanische König um die Krone gerauft hatten; von den sieben Kurfürsten, denen die Wahl oblag, hatten sich fast alle, bald durch französisches, bald durch spanisches Gold bestechen lassen; endlich siegte der spanische König Karl, der aus dem Hause Habsburg stammte und zugleich Herr der österreichischen Erblande war. Sowohl als spanischer König wie als Herr der österreichischen Erblande hatte er das dringendste Interesse, nicht mit Rom zu brechen; er hat Rom durch seine Söldner stürmen lassen, um den Papst seinem Willen zu unterwerfen, aber der päpstlichen Kirche konnte er nicht absagen, da sie sein stärkstes Herrschaftsmittel sowohl in Spanien wie in den österreichischen Erblanden war. Deshalb blieb Kaiser Karl V. ein entschlossener Gegner der deutschen Reformation, wobei er sich aus die geistlichen und einen Teil der weltlichen Fürsten, den reichen Adel, die aristokratische Fraktion der Geistlichkeit und das städtische Patriziat stützen konnte. Diesem katholisch-konservativen Lager gegenüber stand nun die große Masse der Nation, die sich in leidenschaftlicher Empörung gegen die päpstliche Ausbeutung erhob. Sie spaltete sich aber sehr bald in zwei Lager, in deren einem sich die besitzenden Elemente der Opposition zusammenfanden, die Masse des niederen Adels, die Zunftbürger und ein Teil der weltlichen Fürsten, die sich durch Konfiskation der geistlichen Güter zu bereichern hofften und auch die Gelegenheit auszunutzen gedachten, sich von Kaiser und Reich noch immer unabhängiger zu machen. Diese bürgerlich-gemäßigte Partei wollte sich wohl vom Joche der päpstlichen Ausbeutung befreien, aber

2. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 41

1910 - Berlin : Singer
— 41 — anzutasten, aber der Rat von Allstätt vertrieb ihn. Münzer ging zunächst nach Mühlhausen, dann nach Nürnberg; aus beiden Orten wurde er wieder vertrieben, und nun siedelte er nach Süddeutschland über, als eifriger Schürer der Gärung, die einen baldigen gewaltigen Ausbruch der Bauernklasse verkündete. Vorher jedoch brach ein Ausstand des niederen Adels, der Ritterschaft aus, im Herbste 1522. Seine Führer waren Franz v. (Sickingen und Ulrich v. Hutten (1488—1523), durch deren populär gebliebene Namen doch nicht der innerlich reaktionäre Charakter ihrer Schilderhebung verdunkelt werden darf. Der glühende Haß, den Hutten und Sickingen gegen Fürsten und Pfaffen hegten, und ihre ebenso glühende Begeisterung für die Wiederherstellung eines nationalen Reiches machte sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu Lieblingen der deutschen Bourgeoisie, die von ähnlichen Stimmungen beseelt war. Allein das Reich, das Hutten und Sickingen wiederherstellen wollten, war das mittelalterliche Reich: eine Art Adelsdemokratie mit einem machtlosen Kaiser an der Spitze, mit Ausrottung der Fürsten, aber auch der Städte und mit fortdauernder Unterdrückung der Bauernklasse. Gegen dies Ideal stellten nicht nur die Städte, sondern selbst die Fürsten einen historischen Fortschritt dar. Bedeutete die Fürstenherrschaft auch die Zersplitterung Deutschlands, so faßte sie doch innerhalb der Zersplitterung die nationalen Kräfte bis zu einem gewissen Grade zusammen, während die junkerliche Demokratie, die Hutten und Sickingen vertraten, zu jener junkerlichen Anarchie geworden wäre, an der Polen elend untergegangen ist. Der Aufstand des niederen Adels war von vornherein verloren; die Städte dachten nicht daran, ihn zu unterstützen, und ebenso wenig die Bauern; damit hatten die Fürsten leichtes Spiel. Sickingens Burgen wurden schnell erstürmt und gebrochen; er selbst fiel bei der Belagerung seiner Veste Landstuhl, und Hutten starb wenige Monate später, im September 1523, als Flüchtling auf der Insel Ufnau im Züricher See. 5. Der Dauernkrieg und die Wiedertäufer. Anderthalb Jahr nach Huttens Tode brach der große Bauernkrieg aus. Die wachsende Not, die mit der Umwandlung der Natural- in die Geldwirtschaft über die bäuerliche Klasse gekommen war, hatte jeit dem Jahre 1476 eine Reihe

3. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 61

1910 - Berlin : Singer
— 61 — den Preis, daß ihnen die arbeitenden Klassen des Volkes zur beliebigen Plünderung überlassen würden. Die Schmarotzer des Hofadels zerstörten für die unsinnigsten Verschwendungs-zwecke den erarbeiteten Wohlstand der Nation, unterstützt von den Schmarotzern des Hofpfaffentums, auf dessen Betrieb Ludwig Xiv. die gewerbfleihigsten Bewohner des Landes, die Hugenotten, ebenso vertrieb, wie Philipp Ii. die Mauren vertrieben hatte. Immer aber war Frankreich noch die vorherrschende Macht auf dem europäischen Kontinente; nur in Oesterreich, das sich von der Niederlage des Dreißigjährigen Krieges durch glänzende Siege über die Türken erholt hatte, besaß es einen ebenbürtigen Nebenbuhler; im Anfange des 18. Jahrhunderts zerfleischten sich beide Mächte in einer ganzen Reihe mörderischer Schlachten um das Recht, den spanischen Thron zu besetzen. Im Norden Europas sank Schweden schnell von der vorübergehenden Großmachtstellung herab, die es sich durch die Ausräubung Deutschlands geschaffen hatte, während Polen in feudaler Anarchie verkam. Polen war durch die Verlegung der Welthandelswege von den Ufern des Mittelländischen Meeres an die Gestade des Atlantischen Ozeans noch schwerer geschädigt worden als Italien und Deutschland; es war dann zwar die Kornkammer der westeuropäischen Völker geworden, allein die polnischen Junker hatten sich des Getreidehandels zu bemächtigen und die Ansammlung des Kaufmannskapitals zu hindern gewußt, das die historische Voraussetzung der modernen Entwickelung war. Sie würgten die polnischen Städte ab und hielten durch die tolle Verschwendung der in ihre eigenen Taschen fließenden Handelsprofite das Land gewaltsam im feudalen Sumpfe fest. Ueber Schweden und Polen aber erhob sich eine neue Macht in Rußland, einem barbarischen Erobererstaate, den der Zar Peter so weit europäisierte, daß er für ein eroberndes Vordringen nach Westen befähigt wurde. Zwischen Frankreich und Rußland, von beiden gleich schwer bedroht, lag nun das Deutsche Reich in seiner jämmerlichen Verfassung, ausgeraubt und verfault, zerrissen in dreihundert Souveränitäten. Alle Einrichtungen des Reichs waren in hoffnungslosem Verfall. Der Kaiser besaß fast nur noch das Recht, Adelstitel zu verleihen; der Reichstag in Regensburg war ein Gesandtenkongreß, der seine Zeit mit dem nichtigsten Klatsch und Kram vertrödelte, das Reichskammergericht in Wetzlar die berüchtigste Verschleppungsanstalt in Europa und das Reichsheer ein verlotterter Haufe von Vogelscheuchen.

4. Deutsche Geschichte vom Ausgange des Mittelalters - S. 62

1910 - Berlin : Singer
— 62 — 2. Der preußische Staat. Beherrscht wurde Deutschland in diesem Zeitraum von den souveränen Landesobrigkeiten, in erster Reihe den Fürsten, die so wenig fähig wie gewillt waren, die nationalen Interessen zu fördern oder auch nur zu schützen. In der ganzen Weltgeschichte gibt es vielleicht keine Klasse, die so lange Zeit so arm an Geist und Kraft und so überschwenglich reich an menschlicher Verworfenheit gewesen ist, wie die deutschen Fürsten des 17. und 18. Jahrhunderts. Schamlos entartet, wälzten sie sich in allen Lastern und Sünden. Ihr souveränes Recht, Bündnisse mit dem Auslande zu schließen, mißbrauchten sie dazu, Fleisch und Blut ihrer Untertanen an ausländische Despoten als Futter für Pulver zu verkaufen, um die Mittel für einen prahlerischen Luxus, für einen sinnlosen Aufwand zu gewinnen, durch die sie mit dem französischen Könige zu wetteifern versuchten. Es gab aber keine Klasse in Deutschland, die dieser fürstlichen Winkeltyrannei einen wirksamen Widerstand hätte entgegensetzen können oder wollen. Die Junker verlotterten mit den Fürsten als deren Kammerherren oder auch Kammerdiener oder auch Kuppler; die Bauern vegetierten unter einem furchtbaren Drucke mehr als daß sie lebten, und auch die Städte verfielen in dem Maße, wie das deutsche Handwerk, der deutsche Handel und die deutsche Industrie verfielen. Einzelne Städte gab es wohl, in denen sich Reste des früheren Wohlstands erhalten hatten, wie Hamburg und Leipzig, in den zahlreichen Residenzstädten des fürstenreichen Deutschlands ging es kaum weniger liederlich her, als an den Fürstenhöfen selbst. Sie waren nur da, um der fürstlichen Allmacht einen prunkenden Hintergrund zu geben; jeder kommunalen Selbständigkeit entkleidet, wurden sie von kriechenden Höflingen, servilen Beamten, brutalen Soldaten und auskändifchen Abenteurern überschwemmt. Demnach konnte sich keine bürgerliche Bildung urwüchsig entfalten; was davon in Deutschland vorhanden war, kam aus dem Auslande und war von der Gnade der Fürsten abhängig, denen auch die freiesten Köpfe der Zeit, wie Leibniz und Thomasius, in unwürdiger Weise schmeicheln mußten, um überhaupt geduldet zu werden. Nach der Behauptung der bürgerlichen Geschichtsschreibung soll nun aber doch e i n deutscher Staat und e i n deutsches Fürstenhaus den rettenden Weg aus dieser nationalen Misere gezeigt haben, nämlich der preußische Staat und das hohen-zollernsche Fürstenhaus. Es gibt darüber zwei Legenden, von
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