Anfang der Reformation 1517. 17
indien durch eine weitere Abweichung nach Westen znfällig entdeckte und für Portugal in Besitz nahm (1500).
Die erste Umsegelung der Erde geschah durch eine Flotille, mit welcher der in spanischen Diensten stehende Portugiese Ferdinand Magellan im I. 1520 durch die nach ihm benannte Magellans-Straße in die Südsee steuerte, die er das stille Meer nannte, weil diese See während seiner Fahrt sich auffallend ruhig verhalten hatte. Er wurde auf einer der Philippinen von den Eingeborenen erschlagen; aber seine Gefährten kamen nach vielen Gefahren aus einem Kchiffe um die Südspitze von Afrika herum nach Europa zurück. Die Fahrt hatte etwa drei Jahre gedauert.
Ii. Anfang der Reformation.
1517.
Nachdem im Saufe des 15. Jahrhunderts die Versuche einer Verbesserung der Kirche, welche allgemein von den christlichen Völkern gewünscht wurde, durch die Schlauheit des päpstlichen Hofes hintertrieben worden waren, versanken die Geistlichkeit und die Kirche in immer größere Verderbnis?. Die Päpste gaben ein beklagenswertes Aergerniß durch ihren nichts weniger als christlichen Wandel, und allgemein klagte man über den Stolz und die Habsucht, die Pracht und die Ueppigkeit der Bischöfe, über das weltliche Leben und die Unwissenheit der niederen Geistlichkeit und der Mönche. Als bei dem neu erwachten Eifer für die alten Sprachen die Gelehrten die heilige Schrift im Urtexte, im Hebräischen und Griechischen, zu studireu begannen, schrien die Mönche darüber als eine gefährliche Ketzerei, und man verbot sogar das Lesen der Bibel, der Duelle des christlichen Glaubens, in den Schulen. Das Volk sollte nicht erfahren, wie sehr die jetzige Lehre der Kirche von dem reinen, auf die Bibel gegründeten Christenthum verschieden war. Einer der schlimmsten Mißbräuche, die sich allmählich eingeschlichen hatten, war der Ablaßhandel. Unter Ablaß verstand man ursprünglich
Stoll, Erzählungen. Iv. 2
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Magellan Ferdinand Stoll
100 Elisabeth von England 1558—1603.
seine Halbschwester Maria (1553—1558), die dem katholischen Glauben anhing und mit Philipp Ii. von Spanien vermählt war, auf den Thron kam, eine finstere und grausame Königin, welche die Engländer die „blutige Marie" nannten, da sollte der Protestantismus wieder gänzlich ausgerottet werden. Zum Glück starb Marie schon nach 5 Jahren, und nun erhob das Parlament Elisabeth, Heinrichs Viii. Tochter von seiner zweiten Gemahlin, Anna Boleyn, auf den Thron. Elisabeth hatte bisher aus Furcht vor ihrer argwöhnischen und bösartigen Stiefschwester außerhalb Londons in strengster Zurückgezogenheit gelebt, diese Zeit aber eifrig zu ihrer Ausbildung benutzt. Sie war eine Frau von hellem und aufgeklärtem Geiste und wie zum Herrschen geboren. Schön war sie nicht — sie hatte bei schlankem Wüchse etwas breite Schultern und eine zu große Nase —, aber sie war liebenswürdig und freundlich, so daß das Volk mit großer Liebe an ihr hing. Von weiblicher Eitelkeit war sie nicht frei zu sprechen; noch in ihrem Alter hörte sie es gern, wenn man sie mit Venus an Schönheit, mit Minerva an Klugheit und mit Diana an Sittsamkeit verglich. Verheirathet war sie nie, weshalb man sie die jungfräuliche Königin nannte. Sie regierte von 1558 — 1603.
Elisabeth war Protestantin; sie stellte daher gleich nach ihrem Regierungsantritt die Herrschaft der protestantischen Kirche in England wieder her, weshalb die Katholiken im Lande sie haßten. Doch ging sie in ihrem Reformationswerk kluger Weise nur allmählich vor. Zuletzt wurde in 39 Artikeln die Religion so festgesetzt, wie sie noch heute unter dem Namen der englischen Hochkirche oder der bischöflichen, der Episcopalkirche in England besteht. An der Spitze der Kirchenverwaltung standen Bischöfe, ähnlich wie in der katholischen Kirche; aber das Haupt ist der Monarch. Daneben bestand jedoch noch eine andere protestantische Partei, die Dissenters oder Nonconformisten (die Abweichenden), oder die Puritaner (die Reinen), weil sie die Kirche von allen katholischen Ceremonien gereinigt sehen wollten; auch heißen sie Presbyterianer, da das
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Extrahierte Personennamen: Maria_( Maria Philipp_Ii Philipp Marie Heinrichs Heinrichs Anna_Boleyn Elisabeth Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: England Spanien Londons England England
Fortschritte der Reformation. 31
lichen Güter wurden eingezogen und deren Einkünfte für Stiftung von Kirchen und Schulen und sonstigen gemeinnützigen Anstalten, wie Kranken- und Armenhäusern, verwendet; doch behielten die Fürsten auch vieles von dem eingezogenen Gute für sich. Die Klöster wurden aufgehoben und die Klostergelübde für unverbindlich erklärt, den Priestern wurde die Ehe gestattet. Die Messe wurde abgeschafft, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgetheilt, die Anbetung der Bilder verworfen, die Muttersprache beim Gottesdienst eingeführt; die Festtage wurden vermindert. Bei dem Gottesdienste wurde auf die belehrende Predigt ein besonderes Gewicht gelegt; der Träger der Andacht sollte außer dem einfachen Gebet hauptsächlich das von der ganzen Gemeinde gesungene Kirchenlied sein. Luther selbst sammelte das erste Gesangbuch, in welches er eine Anzahl von ihm selbst gedichteter schöner Lieder aufnahm.
Luther selbst verließ im I. 1524 das Kloster und legte die Mönchskutte ab, die er mit dem bürgerlichen Rock von schwarzer Farbe vertauschte. Im nächsten Jahre verheiratete er sich mit Katharina von Bora, einer früheren Nonne aus dem Kloster Nimptsch bei Grimma. Er entwickelte nach allen Seiten hin eine außerordentliche Thätigkeit. Im I. 1527 durchreiste er mit Melanchthon das ganze Kursürsteu-thuirt Sachsen und Meißen, um den Zustand der Kirchen und Schulen zu visitiren, und fand überall eine große Unwissenheit. „Es ist unverantwortlich," schreibt der sanfte Melanchthon, „daß man die armen Leute bisher in so großer Unwissenheit und Dummheit gelassen hat. Mein Herz blutet, wenn ich diesen Jammer erblicke. Ich gehe oft bei Seite und weine meinen Schmerz aus, wenn wir mit der Untersuchung eines Ortes fertig sind. Und wer wollte nicht jammern, der da sieht, wie die Anlagen der Menschen so ganz vernachlässigt werden und der Geist, der so viel lernen und fassen kann, nicht einmal von seinem Herrn und Schöpfer etwas weiß." Melanchthon, der Praeceptor Germaniae, der Begründer des neuen Schulwesens in Deutschland, setzte einen „Unterricht an die Psarrherru im Kurfürstenthum Sachsen" auf, in wel-
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104 Die unüberwindliche Flotte 1588.
amerika gründete Walter Raleigh die erste Colonie; er nannte das in Besitz genommene Land nach seiner jungfräulichen Königin Virginia, Jungfrauenland.
Die Engländer bildeten sich zugleich mit den Holländern zu tüchtigen Seehelden heran in den Kämpfen mit den Spaniern. Philipp Ii. von Spanien haßte die Königin von England. Er war der Gemahl ihrer Schwester und Vorgängerin Marie gewesen und hatte nach deren Tode um ihre Hand geworben, um sich zum Herrn von England zu machen; aber er war zurückgewiesen worden. Als eifriger Katholik sah er es mit Schmerz, wie Elisabeth in England den Katholicismus immer mehr unterdrückte und wie unter ihrer Regierung dies protestantische Land einen schönen Aufschwung nahm. Dazu kam, daß Elisabeth die Niederländer gegen ihn unterstützte, daß die englischen Seefahrer die spanischen Besitzungen in den fremden Welttheilen überfielen und ausplünderten, die spanischen Schiffe auf dem Meere wegnahmen,_ beraubten und zerstörten. Da entschloß sich endlich Philipp, zu der Zeit, wo Maria Stuart hingerichtet ward, mit einem gewaltigen Schlage England zu vernichten. In aller Stille rüstete er in den spanischen Häfen eine ungeheuere Flotte. Sie bestand aus 138 riesigen Linienschiffen, die zum Theil schwimmenden Burgen und Festungen ähnlich waren und 2600 Geschütze und 20,000 Mann Soldaten an Bord hatten. Die ganze Bemannung betrug mehr als 30,000 Menschen; unter ihnen waren 700 Mönche und Geistliche und an ihrer Spitze der Großinquisitor, der das Ketzergericht in dem protestantischen Lande einrichten sollte. Man nannte die Flotte die „unüberwindliche", die „katholische", die „glückliche".
Am 29. Mai 1588 lief die unüberwindliche Flotte unter Anführung des Herzogs von Medina Sidonia aus dem Hafen von Lissabon (denn Philipp hatte sich im 1.1580 auch der Herrschaft in Portugal bemächtigt) gegen die von dem Papste mit dem Bannfluch belegte Königin von England aus. Langsam und drohend segelte sie in einem großen Halbkreis in den Kanal zwischen Frankreich und England
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien England England England England Medina_Sidonia Lissabon Portugal England Frankreich
Wiedertäufer in Münster 1534. 41
selbst hatte sich auf einen Heuspeicher geflüchtet; er wurde hervorgezogen und vor die Fürsten gebracht, gefoltert und enthauptet. Noch vom Schaffst herab ermahnte er die Fürsten, fleißig die Bücher Samuelis und der Könige zu lesen und sich darin zu spiegeln.
Neun Jahre nachher, 1534, entstand ein unsinniger Aufruhr zu Münster in Westfalen. Die Stadt, welche schon seit 1525 sich der Reformation geneigt gezeigt hatte und mit ihrem Bischof zerfallen war, hatte viele Wiedertäufer aus dem benachbarten Holland, wo sie hart verfolgt wurden, aufgenommen, und viele Bürger bekannten sich zu den Lehren dieser schwärmerischen Secte. Der Bischof lag mit Truppen außerhalb der Stadt und belagerte dieselbe, während in der Stadt Johann Bockelson, ein Schneider aus Leyden, ein junger fanatischer Mann, die Leute zum unsinnigsten Treiben mit fortriß. Mit einem reichen Tuchhändler Knipper-dolling rannte er wie rasend durch die Straßen und ries: „Buße, Buße!" Propheten erhoben sich und verzückte Mädchen, die den Himmel offen und die Engel herabsteigen sahen; Weiber hohen und niederen Standes tobten in Verzückung und rasenden Tänzen umher. Die Einwohner, welche zu der schwärmenden Secte nicht hielten, wurden in einer rauhen Winternacht (27. Febr. 1534) mit Weib und Kind aus der Stadt gejagt. Knipperdolling und Krechting wurden zu Bürgermeistern gemacht; über ihnen aber stand der fanatische Johann Matthison, ein Bäcker aus Hartem, als Herrscher „des neuen Reichs der Heiligen", in welchem alle Güter gemeinschaftlich sein sollten. Wer sich widersetzte, ward hingerichtet. Alle Bücher mit Ausnahme der Bibel wurden verbrannt, auch alle musikalischen Instrumente; die Menschenstimme allein sollte genügen. Zuletzt ging Matthison hinaus vor das Thor, um die feindlichen Truppen, die sich durch den Zuzug vieler katholischen und protestantischen Fürsten stark gemehrt hatten, allein durch die in ihm wirkende göttliche Allmacht zu schlagen, und ward von den Soldaten des Bischofs niedergestoßen.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Bockelson Johann Johann_Matthison Johann
42 Wiedertäufer in Münster 1534.
Jetzt trat an seine Stelle Johann Bockelson von Leyden. Alles, was er that, geschah im Auftrag des Himmels. Er nannte sich König von Zion, und Knipperdolling ward sein Scharfrichter. Zu der Gütergemeinschaft führte er auch noch die Vielweiberei ein, indem er sich auf das Beispiel des Abraham, Davids und Salomons berief. 66 Männer, die sich dagegen aufgelehnt, wurden enthauptet. Johann selbst nahm sogleich 3 Weiber, später 17. Als eine derselben den Greuel nicht länger ertragen konnte und um die Erlaubniß bat, die Stadt verlassen zu dürfen, hieb er ihr mit eigner Hand den Kops ab und tanzte auf offenem Markt mit seinen andern Weibern um ihre Leiche. Die Belagerer versuchten öfter die Stadt zu stürmen; allein die begeisterte Gemeinde schlug jeden Angriff zurück. Da verkündete ein neuer Prophet den Befehl des Himmels, daß Johann König über den ganzen Erdkreis werden sollte, und Johann nahm die Würde an und nannte sich „König des neuen Israels", „König der Gerechtigkeit überall". Er schickte Priester nach allen Himmelsgegenden aus, um das neue Reich zu verkünden; aber diese fielen den Belagerern in die Hände und wurden hingerichtet. Er ernannte 12 Herzöge und vertheilte Deutschland unter sie.
Indeß die Herrlichkeit des neuen Reiches dauerte nicht lange. Die Stadt wurde von dem Feinde immer enger eingeschlossen und der Zufuhr beraubt. Es entstand Hungersnoth. Es half nichts, daß alle alten Männer und Weiber, die zur Vertheidigung untauglich waren, aus der Stadt gejagt wurden; zuletzt drangen die Feinde durch Verrath in die Stadt ein, und die durch Hunger ermatteten Wiedertäufer erlagen. Die meisten wurden niedergemacht. Johann von Leyden, Knipperdolling und Krechting wurden gefangen genommen. Sie wurden ein halbes Jahr lang in eisernen Käfigen im deutschen Lande umhergeführt und wie wilde Thiere gezeigt, dann nach Münster zurückgebracht und unter entsetzlichen Martern hingerichtet. Ihre zersetzten Leiber wurden in eisernen Käsigen am Lambertusthurm aufgehängt.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Bockelson Johann Abraham Davids Johann Johann Johann_König Johann Johann Johann Johann_von_Leyden Johann
Extrahierte Ortsnamen: Davids Salomons Deutschland Lambertusthurm
62 Ferdinand von Steiermark.
auch Böhmen entriß und durch Gewährung von mancherlei Freiheiten sich die Liebe der Böhmen zu gewinnen suchte, auch stillschweigends zugegeben, daß protestantische Unterthanen von katholischen Ständen sich Kirchen bauten und ihre Religion frei übten. Unter andern hatten sich die Protestanten zu Klostergrab, Unterthanen des Erzbischofs von Prag, eine Kirche gebaut, ebenso die Protestanten zu Braunau, Unterthanen des dortigen Abtes.
Unterdessen war Kaiser Rudolph im I. 1612 kinderlos gestorben, und sein ebenfalls kinderloser Bruder Matthias, der ihm alle seine Länder geraubt, wurde Kaiser. Doch nur für kurze Zeit (1612—1619); denn er war ein alter körperlich und geistig abgeschwächter Mann. Daher überließ er, stets von Krankheit geplagt, die Regierung fast ganz seinem Vetter und Erben, dem Herzog Ferdinand von Steiermark; ja er ließ ihn schon zu seinen Lebzeiten zum König von Böhmen ernennen. Ferdinand war von frühster Jugend aus von Jesuiten erzogen worden; sie hatten ihn zu Loretto in Italien der Jungfrau Maria einen fürchterlichen Eid schwören lassen, daß er die Ketzer ausrotten wolle. Er sprach den Grundsatz aus, er wolle lieber über eine Wüste, als über ein Land voll Ketzer herrschen, und nach diesem Grundsätze hatte er bisher in seinem Lande Steiermark gehandelt; er hatte dieses fast ganz protestantische Land mit den härtesten Mitteln wieder katholisch gemacht. Die böhmischen Protestanten erwarteten daher von ihm nur Schlimmes, obgleich er den Majestätsbrief beschworen hatte; denn die jesuitische Moral kümmerte sich wenig um Eide. Die Jesuiten wurden in Böhmen eingeführt und trieben ihr Wesen ohne Scheu. In ihren Flugschriften besprachen sie die Mittel, wie alle Folgen der Reformation auszutilgen und ganz Europa wieder zur alleinseligmachenden Kirche zurückzubringen sei; Einer meinte, der einzige Weg dazu sei eine Straße von Blut.
Diese Straße von Blut war bald eröffnet. Im 1.1618 ließ auf Ferdinands Befehl der Abt von Braunau die protestantische Kirche zu Braunau schließen, und der Erzbischof von Prag ließ die Kirche zu Klostergrab niederreißen. Eine
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Rudolph Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maria Maria Ferdinands
Extrahierte Ortsnamen: Prag Braunau Italien Europa Ferdinands Braunau Braunau Prag
genug zur Verteidigung, aber wie betäubt floh der Winterkönig, wie man ihn spöttisch nannte, weil seine Herrschaft nur einen Winter gedauert hatte, nach Breslau und von dort nach Holland.
Schrecklich war die Bestrafung des Aufstandes in Böhmen. Siebenundzwanzig der vornehmsten Edelleute wurden hingerichtet, andre eingekerkert und ihre Güter eingezogen, die evangelischen Prediger und Lehrer und alle, die nicht katholisch werden wollten, wurden aus dem Lande vertrieben, dagegen kehrten die Jesuiten zurück. Den Majestätsbrief zerschnitt Ferdinand mit eigener Hand und verbrannte das Siegel. Der Kurfürst Friedrich von der Pfalz wurde geächtet, seine Kurwürde aber nebst der Oberpfalz dem Maximilian von Bayern übertragen, nachdem Tilly letztere erobert hatte.
3. Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig. Der Krieg schien beendigt zu sein; die Union hatte sich aufgelöst. Da traten drei Heerführer zur Verteidigung des vertriebenen Kurfürsten auf: Graf Ernst von Mansfeld, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Dnrlach und Herzog Christian von Braunschweig. Ihnen gegenüber stand Tilly mit dem ligistischen Heere. Zwar zog dieser gegen Mansfeld bei Wisloch (1622) den kürzeren; bald darauf aber wurde der Markgraf von Baden bei Wimpfen gänzlich geschlagen, und er wäre gefangen worden, wenn sich nicht 300 Bürger aus Pforzheim unter ihrem Bürgermeister Deimling heldenmütig bis auf den letzten Mann für ihn geopfert hätten. Christian von Braunschweig stand in Westfalen, wo seine zuchtlosen Scharen von den Gütern der Geistlichen lebten. In Paderborn nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel aus der Kirche und schickte sie mit der Bemerkung in die Münze: ihr Auftrag fei in alle Welt zu gehen, nicht hier still zu stehen. Die daraus geprägten Thaler erhielten die Unterschrift: „Gottes Freund, der Pfaffen Feind." Er wurde bei Höchst von Tilly so geschlagen, daß er mit Mansfeld den deutschen Boden verlassen mußte. Noch einmal kamen beide nach Westfalen, wurden aber 1623 bei Stadtlehn so geschlagen, daß sie zu Friedrich, der nun seine Sache aufgab, nach Holland flüchten mußten.
Nun hatte der Kaiser seine Feinde aus dem Felde geschlagen. Um das Wiederanwachsen der österreichischen Macht zu hemmen, verband sich jetzt Frankreich mit England und Dänemark zu heimlicher Unterstützung der Protestanten in Deutschland, und es erhob sich nun der nieder sächsische Kreis unter seinem Kriegsobersten, dem dänischen Könige
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Friedrich_von_der_Pfalz Friedrich Maximilian_von_Bayern Maximilian Tilly Ernst_von_Mansfeld Ernst Christian_von_Braunschweig Graf_Ernst_von_Mansfeld Ernst Georg_Friedrich_von_Baden-Dnrlach Friedrich Christian_von_Braunschweig Christian_von_Braunschweig Apostel Tilly Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Holland Mansfeld Baden Pforzheim Westfalen Paderborn Mansfeld Westfalen Holland Frankreich England Deutschland
69
hielt, hat es sich 1885 durch den sogenannten Mahdisten-
aufstand freigemacht. Von den südlicher gelegenen Gebieten
ging der letzte Rest 1888 verloren.
'Chartüm (40 T. E.) an der Mündung des Blauen Nil ist
die einzige Stadt von Bedeutung.
6) Abessinien (= Spanien, ca. 4x/2 Mill. E.) war nie von Ägypten
abhängig, daher auch frei vom Islam. — Die christliche Religion,
welche dort über 1500 Jahre herrscht, ist arg entstellt und
ohne jeden sittlichen Gehalt. Politisch ist das Land jetzt
geeint. 1889 mußte es die Schutzherrschaft Italiens anerkennen,
hat aber 1891 dagegen Protest erhoben.
Gondar (7 T. E.) Hptst.
7) Erythrea, das italienische Kolonialgebiet am Roten Meer hat in
bezng auf die Abgrenzung nach Abessinien hin noch keine feste
Regelung erfahren.
8) Der Sudan. Die zahlreichen Negerstaaten im Sudan werden
von unabhängigen Häuptlingen regiert, deren Macht in den
kleinern Ländern durch einen Rat der Angesehenen beschränkt
ist, in den größern aber zur ärgsten Despotie (Menschen-
schlächtereien) ausgeartet ist.
Die mächtigsten Staaten sind übrigens nur Mittelstaaten nach
der Quadratmeilenzahl, Kleinstaaten nach ihren Machtmitteln. Die
meisten sind mit unsern einstigen, souveränen Reichsdörfern zu
vergleichen.
Hervorzuheben ist im O. Kordofan mit °el Obe'id (50 T- E.)
und Dar-For, beide vor 1885 von Ägypten abhängig. Sie sind
wichtig, weil die ö. Karawanenstraßen hier zusammenlaufen.
In der Mitte des Sudan liegt Bornu am Tsad-See mit der
Hptst. °Kuka (über 50 T. E.), Endpunkt der wichtigen Karawanen-
straße Tripolis-Kuka.
In Ober-Gninea sind Aschanti mit °Kumassi (70 T. E.) und
Dahome mit °Abome (über 50 T. E.) durch die furchtbaren
Menschenschlächtereien berüchtigt. Handelsverbindungen mit den
europäischen Faktoreien an der Küste.
An der Nigerstraße sind die Fellatahstaaten von Wichtigkeit.
— In dem nördlichsten Staate liegt die wichtige Karawanenstadt
'Timbuktu (20 T. E.) in der Nähe des Niger. — Der wichtigste
Staat ist Sükoto (— Großbritannien mit Irland) mit der Hptst.
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7
Das Gerichtswesen wurde in segensreicher Weise umgendert. Das Volk whlte selbst die Richter; das gerichtliche Ver-fahren war ffentlich, mndlich und kostenfrei (Geschworenengerichte).
Um die Staatsschulden bezahlen zu knnen, erklrte man die Gter der Kirche fr Eigentum der Nation (Papiergeld-Assignate). Die Geistlichen sollten wie Beamte vom Staate bezahlt und vom Volke gewhlt werden. Da der Papst die Neuordnung nicht anerkennen konnte, verweigerten die meisten Priester den Eid auf die Verfassung.
Der Erbadel wurde ausgehoben; niemand durfte mehr Titel und Wappen führen. Freiheit, Gleichheit und Brderlichkeit war das Losungswort, Brger und Brgerin die allgemeine Anrede.
Assignat.
Das Verbrderungsfesi und der Fluchtversuch des Knigs. Am
Jahrestage der Erstrmung der Bastille sollte 1790 auf dem Mars-felde bei Paris ein groes Verbrderungsfest" gefeiert werden. Der König und die Mitglieder der Nationalversammlung hatten sich eingefunden. Ein hoher Altar, der Altar des Vater-landes", war aufgebaut, an dem der Bischof von Autun, Talleyrand, ein feierliches Hochamt hielt: Alle waren trunken vor Freude. Doch nur zu bald sollten der Frankreich Ereignisse hereinbrechen, die noch schlimmer waren als die frheren.
Die Fhrer des Volkes, besonders die Jakobiner,*) benutzten in
*) So genannt nach dem Orte ihrer Zusammenkunft, einem frheren Kloster der Jakobiner (Dominikaner).
Assignat De 5* Creele 1 Nov. lygi .
Do Maines Nationaux
Assignat de cinq livres
payable au Po rteu e de 1'Extra ordinaire.
5i
Co
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