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gehen. Heute haben wir in den früheren Bauerschaften des Amtes Güters-
loh und in Kattenstroth 11 Schulen mit 33 Lehrern und 7 Lehrerinnen.
Die katholische Gemeinde hat sich ebenfalls bedeutend vergrößert.
Von den 18336 Einwohnern sind 3469 Katholiken. 1889 bis 1899 bauten
sie sich in der Bauerschaft Kattenstroth eine eigene Kirche. Sie ist ein
Backsteinbau. Der Schutzheilige ist St. Pankratius. Sein Standbild, das
früher in der alten Kirche war, ist jetzt in ihr errichtet. Im August 1887
wurde zwischen beiden Kirchengemeinden ein Vertrag geschlossen, nach
dem die katholische Gemeinde gegen eine Entschädigung von 39999 Mark
auf ihr Miteigentumsrecht au der Apostelkirche verzichtete. Während
früher nur eiu katholischer Lehrer vorhanden war, stehen jetzt 6 Lehrer und
6 Lehrerinnen an 2 katholischen Schulen.
Die jüdische Gemeinde hat eine Schnle mit einem Lehrer.
Mehrere Male seit der Einverleibung der Herrschaft Rheda in den
preußischen Staat hat die Stadt Gütersloh die Ehre königlichen Besuches
erfahreu. Als am 11. August 1848 der König Friedrich Wilhelm Iv. mit dem
Prinzen Wilhelm vou Preußeu und dem Prinzen Karl durch Gütersloh kam,
wurden sie vou den Güterslohern mit Jubel begrüßt. Daß in dieser
schweren Zeit die Gütersloher ihren König so empfingen und mit den
preußischen Fahnen begrüßten, hat er nie vergessen. So durften sie ihn
und seinen Bruder, unsern ersten deutschen Kaiser, denn auch schou wieder
im August des Jahres 1851 in ihren Mauern begrüßen, und am 26. und
27. März 1852 weilte der König abermals in Gütersloh und legte eigen-
händig den Grundstein zum Gymnasium.
Im letzten Jahrhundert wuchs die Bevölkeruug uicht nur in Güters-
loh, sondern anch in dem ganzen Vaterlande sehr schnell. Uberall wurden neue
Schulen gebaut und neue Lehrerstellen eingerichtet. Weil aber die Zahl
der Lehrerbildungsanstalten nicht in gleichem Maße zunahm, trat bald ein
erheblicher Lehrermangel ein. Um diesen Mangel zu beseitigen, wurden
viele neue Seminare gebaut. So errichtete mau auch in Gütersloh ein
Lehrerseminar. Es wurde am 1. Dezember 1899 eröffnet. Bis zum April
1911 wurden an 699 Lehrer auf ihm ausgebildet. Im Herbst 1919 wurde
auch eine Präparande eingerichtet.
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Extrahierte Personennamen: Kattenstroth August August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Karl_durch_Gütersloh Karl August
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3. Mensch, schaue von der Erde
Dort in des Himmels haus
Diß muß Verlassen werden
Dort treibt dich Niemand aus.
Christian Ludwig Deweubrok
Katharina Luise Dewenbrok
geborene Kuhlmaun
haben dieses Haus durch Gottes Hülfe bauen lassen.
Aufgerichtet am 7. August 1857.
4. Anfang und Ende in allen meinen Sachen
las mich jederzeit mit dir meinen Gott und Schöpfer machen.
Wer Gott vertraut hat wohlgebaut im Himmel und auf Erden.
Wer sich verläßt auf Jesum Christ dem muß der Himmel werden.
(Domhos.)
Jesu las uns aus der Erden
Nichtes Suchen als allein
das du mögest bey uns Sein
und wir dir mögen ähnlich werden
In dem Leben dieser Zeit
und in Jener Ewigkeit.
Peter Erich Hossbaur. Christina Dorotea Pollwort.
anno 1730 den 10. May. (Domhof.)
Ach Gott las dirs befohlen sein
dies Haus und Alles was darein
behüte es mit deiuer Hand
Feur Raub und Brandt.
Christosel Meyer Witthof und
Anna Lifabet Muppelroge genandt Halmans.
Anno 1784 den 22. August. (Westfeld 6.)
So lang ich in der Hütten wohn
Ei lehre mich o Gottes Sohn
Gib daß ich zähle meine tage
Und munter wach
Daß ich sichre sterben mag.
den 11. Julius Im Jahr 1837. (Berliner Str. 63.)
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ludwig_Deweubrok
Katharina_Luise_Dewenbrok Ludwig August Jesum_Christ Jesu Peter_Erich_Hossbaur Christina_Dorotea_Pollwort Brandt Christosel_Meyer_Witthof Anna_Lifabet_Muppelroge August Julius
14 3. König Friedrich I.
Vornehmen des Landes. Der König trug einen scharlachroten Rock; der war mit Gold gestickt, und Knöpfe von Diamanten waren daran, von denen jeder viele tausend Mark kostete. Um seine Schultern hing ein Mantel von rotem Samt, mit goldenen Kronen und Adlern bestickt und mit Hermelinpelz besetzt. So trat er mit seiner Gemahlin in den Saal und setzte sich die goldene Königskrone aus; dann nahm er eme zweite Krone und schmückte damit die Königin. Darauf begaben sich alle über den Schloßplatz nach der Schloßkirche. Der Schloßplatz war mit rotem Tuch belegt, und Soldaten standen zu beiden Seiten des Weges. Zehn Edelleute hielten über den König und die Königin einen Thronhimmel. Bor dem Altar der Kirche salbte der Geistliche das Königspaar an der Stirne mit Öl, und das Volk rief: „Glück zu dem König!" Die Glocken läuteten, und die Soldaten feuerten Gewehre und Kanonen ab. Mehrere Tage noch dauerten die öffentlichen Festlichkeiten. Das Volk erhielt das rote Tuch, womit der Marktplatz belegt war, und Münzen mit dem Bilde des neuen Königspaars. Auf einem freien Platze wurde ein Ochse gebraten, der mit Schafen, Hasen und Hühnern gefüllt war; dieser Braten wurde an die Leute verteilt. Wer Durst hatte, konnte Wein trinken, der aus zwei metallenen Adlern floß, der eine gab roten, der andere weißen Wein.
3. Wie Friedrich fremde Einwanderer in sein Land zieht. Friedrich setzte das Werk seines Vaters fort und suchte sremde Einwanderer in sein Land zu ziehen. Hauptsächlich nahm er viele Leute nus Holland, aus der Pfalz und aus dem Elsaß auf, die wegen der Kriegsunruhen hier geflohen waren. Die Holländer wurden auf dem Lande angesiedelt, wo noch immer große Strecken verödet lagen. Die Pfälzer und Elsässer ließen sich meist in den Städten nieder; sie waren im Handwerk sehr geschickt und sind für das Gewerbe in Preußen sehr wichtig geworden. Durch sie wurde hauptsächlich die feine Weberei und Stickerei bei uns eingeführt; besonders blühte die Strumpfwirkerei auf. Die Handstickerei war schon früher in Deutschland verbreitet, durch die Pfälzer und Elsässer wurde der Strumpf-wirkerstuhl bei uns eingeführt, auf dem Strümpfe, Wollhemden, Handschuhe, Jacken und Teppiche hergestellt wurden. Für die Weberei brachten sie bessere Webstühle, neue Muster und neue Farben mit. Ferner gründeten sie Hutfabriken, legten Lohgerbereien an und richteten die ersten feineren Gasthöfe und Speisewirtschaften bei uns ein. Aber auch feinere gesellschaftliche Formen brachten namentlich die Elsässer mit, so wurden z. B. die heutigen Tischsitten damals bei uns allgemein; der Gebrauch der Gabel kam auf; früher führte man das Fleisch mit dem spitzen Messer zum Munde; nun wurden die Messer vorne rund; der Eßlöffel erhielt einen breiten Stiel; man sing an, die tieferen Suppenteller zu benutzen. Diese feineren Sitten waren zuerst in Frankreich aufgekommen; von hier verbreiteten sie sich nach Deutschland und andern Ländern. Von Frankreich kamen damals überhaupt alle Moden nach Deutschland, man kleidete sich französisch, man sprach viel französisch und ahmte auch in der Wohnung, in den Möbeln, im Benehmen den Franzosen nach. ________
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Extrahierte Personennamen: Friedrich I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Deutschland
4. Friedrich Wilhelm I. 15
4. Friedrich Wilhelm I.
1. Seine Sparsamkeit. König Friedrich I. war gestorben. Er lag in seiner ganzen Pracht mit Scharlachrock und Brillantknöpfen, mit Mantel, Krone und Zepter auf dem Paradebett. So prächtig und feierlich, wie er es im Leben immer gern gehabt hatte, war auch sein Leichenbegängnis. Aber als sich die Gruft über seinem Sarge geschlossen hatte, hörte der Glanz und der Prunk in dem königlichen Haushalt auf. Der neue König Friedrich Wilhelm I. war zunächst darauf bedacht, recht sparsam zu wirtschaften. Von hundert Kammerherren, die sein Vater gehabt hatte, behielt er nur zwölf; „können sich davon scheren, brauche sie nicht," sagte er. Das kostbare Gold- und Silbergeschirr in den Zimmern des Schlosses wurde verkauft, und von dem Gelde wurden die Schulden seines Vaters bezahlt. Die großen Gehälter, die sein Vater an manche Hofbeamten gezahlt hatte, setzte er herab, und viele, die früher sich eine Kutsche gehalten hatten, gingen jetzt zu Fuß; daher sagten die Leute, der König hätte den Lahmen die Beine wiedergegeben. In seinem Haushalt durfte nur so wenig als möglich verbraucht werden. Er trug keine andere Kleidung als die Uniform seiner Soldaten und litt auch in seiner Umgebung keinen prächtigen Aufwand. Seine Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Seiner Gemahlin erlaubte er auf Neisen nicht mehr Bedienung mitzunehmen als eine einzige Kammerfrau.
2. Seine Arbeitsamkeit. Unausgesetzt war der König tätig. „Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage in Genuß zuzubringen; zur Arbeit sind die Könige geboren," sagte er. Im Sommer stand er schon um 4 Uhr, im Winter um 6 Uhr aus und sing an zu arbeiten. So fleißig sollten auch seine Beamten und Untertanen sein. Seine Minister mußten schon im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr bei ihm erscheinen. Sehr böse konnte er werden, wenn er Langschläfer und Müßiggänger fand. Eines Morgens kam er nach Potsdam und fand das Stadttor noch verschlossen. Die Bauern warteten schon lange davor, aber der Torschreiber schlief noch. Da eilte der König zu ihm in das Schlafzimmer und prügelte ihn mit dem Stocke aus dem Bette, indem er rief: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" —
Wenn der König des Morgens mit seinen Ministern gearbeitet hatte, nahm er wohl seinen festen Stock in die Hand und ging durch die Stadt; er wollte überall selbst nach dem Rechten sehen. Dann durfte er keinen ohne Arbeit erblicken. Selbst die Obst- und Gemüsefrauen durften auf dem Markt neben ihren Waren nicht müßig sitzen; der König gebot: Sie sollen nicht Maulaffen feil halten, sondern sie sollen Wolle und Flachs spinnen, stricken oder nähen. Auf der Straße ging man ihm gern aus dem Wege, weil er die Leute oft anredete und scharf ausfragte; namentlich wer kein gutes Gewissen hatte, suchte schnell durch eine Seitengasse zu entkommen, wenn er den König von weitem erkannte. Einst merkte er auch, daß jemand vor ihm floh; da ließ er ihn einholen und vor sich bringen. Auf die Frage, warum er davongelaufen sei, antwortete der Flüchtling: „Ich fürchte mich so sehr vor
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I.
14. Kaiser Friedrich Iii. 57
14. Kaiser Friedrich Iii.
1. Jugend. Kaiser Friedrich war der Sohn Kaiser Wilhelms I. Er ist am 18. Oktober 1831 geboren. Als Kronprinz hieß er Friedrich Wilhelm. Er wurde von vortrefflichen Lehrern unterrichtet. Zugleich wurde er aber auch zu einem tüchtigen Soldaten erzogen. Ein Unteroffizier lehrte ihn marschieren und das Gewehr gebrauchen. Einst regnete es bei einer Übung. Da sagte der Unteroffizier: „Sie können in das Schloß gehen, Prinz!" Aber der achtjährige Prinz rief aus: „Seit wann geht ein Soldat dem Regen aus dem Wege?" Und als ein Diener mit einem Regenschirm kam, fragte der Prinz: „Hast du schon einen Soldaten unter einem Regenschirm gesehen? Mach das dumme Ding zu und geh!" Und der Prinz blieb im Regen. — Als 17 jähriger Jüngling besuchte er die Universität Bonn. Dann unternahm er Reisen nach Italien, Österreich und England. Im Jahre 1849 trat er in die Armee ein. Als sein Vater ihn dem Regiment zuführte, sprach er zu den Offizieren: „Ich übergebe Ihnen meinen Sohn in der Hoffnung, daß er Gehorsam lernen wird, um einst befehlen zu können. Ich hoffe, er wird seinem Namen und seiner Armee Ehre machen." Zu seinem Sohne aber sprach er: „Nun gehe hin, Fritz, und tue deine Schuldigkeit!"
2. Vermählung und Familienleben. Auf seiner Reise nach
England hatte er die Prinzessin Viktoria, die Tochter der Königin von
England, kennen gelernt. Mit ihr vermählte er sich. Das kronprinz-liche Paar wohnte im Sommer gewöhnlich in dem prächtigen „Neuen Palais", das Friedrich der Große dicht am Parke von Sanssouci hatte bauen lassen, und füllte hier ein glückliches Familienleben. Sie hatten 4 Söhne und 4 Töchter; von den Söhnen leben nur noch zwei, Kaiser Wilhelm Ii. und Prinz Heinrich. Ihre Kinder erzogen sie vortrefflich. So lange die Söhne noch im elterlichen Hause waren, wurden sie von Hauslehrern unterrichtet, und der Kronprinz und die Kronprinzessin kamen oft in das Unterrichtszimmer, um sich nach dem Fleiß ihrer Kinder zu erkundigen. Der Kronprinz sagte oft zu dem Lehrer: „Seien Sie ja strenge mit den Jungen und nehmen Sie keine Rücksicht; sie sollen und müssen etwas lernen. Ich bitte Sie, mich hin und wieder
von den Fortschritten der Kinder in Kenntnis zu setzen."
Bei Wanderungen aufs Land hielt es der Kronprinz nicht unter seiner Würde, eines der kleineren Kinder sich auf die Schultern zu setzen und so mit ihm lustig bergauf und bergab zu wandern. Einmal besuchte er mit seiner Familie Tirol und ward in einem Orte von dem Bürgermeister, der ihm schon von früheren Reisen her bekannt war, begrüßt. Der Kronprinz schüttelte ihm freundlich die Hand und sagte: „Ja, ja, mein Lieber, da sind wir schon wieder einmal bei Ihnen; aber was das Reisen für Geld kostet, besonders, wenn man, wie ich, eine große Familie hat! Jetzt gehen wir in die schönen Berge. Wenn wir in ein paar Wochen wieder heim nach Berlin gehen, dann wird der Geldbeutel leer sein."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelms_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Fritz Viktoria Friedrich_der_Große Friedrich Wilhelm Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien England England England Sanssouci Berlin
15. Kaiser Wilhelm Ii. 61
gehörten einer Spielgesellschaft an und verloren sehr hohe Summen. Da verbot der Prinz feinen Offizieren, dieser Gesellschaft anzugehören. Hochgestellte Personen wandten sich nun an den Kaiser, damit er bewirke, daß der Prinz fein Verbot zurücknehme. Wirklich ließ der Kaiser den Prinzen kommen und ersuchte ihn, jenen Herren zu Willen zu sein. „Majestät," sprach Prinz Wilhelm, „bin ich noch Oberst des Regiments?" „Natürlich," sagte der Kaiser. „Dann gestatten Majestät, daß ich meinen Befehl aufrecht halte ober ... daß ich mein Kommando hiermit in Ew. Majestät Hänbe zurücklege." Dem Kaiser gefiel solche Entschlossenheit, und er sprach: „O, bavon kann keine Rebe fein; wo fänbe ich einen so guten Oberst wieder?" Den Bittstellern aber sagte er: „Tut mir leib, ich habe es dem Obersten gesagt, aber er will nicht."
4. Kaiser Wilhelms Familienleben. Im Jahre 1881 vermählte sich Prinz Wilhelm mit Auguste Viktoria, der Tochter eines Prinzen von Schleswig-Holstein. Das prinzliche Paar führte ein glückliches Familienleben. Sechs Prinzen und eine Prinzessin sind dem hohen Paare geboren; sie heißen: Friedrich Wilhelm, Eitel Friedrich, Abalbert, August Wilhelm, Oskar, Joachim und Viktoria Luise. Als der älteste geboren würde (6. Mai 1882), rief der greife Kaiser Wilhelm glücklich aus: „Hurra, vier Kaiser!" und mit freubiger Rührung betrachtete man bamals ein Bilb, auf dem biefe vier Kaiser aus vier Geschlechtern bargestellt waren. Der Kronprinz scheint ganz den folbatifchen Geist der Hohenzollern geerbt zu haben. Als kleiner Junge wollte er einst seine Puppe mit zu Bett nehmen. Plötzlich fragt er feine Kinder-frau, Fräulein Heine: „Haben die Soldaten in den Kasernen auch Puppen?" „Nein, mein Prinz, ein preußischer Soldat hat nicht Zeit, mit Puppen zu spielen!" Da wirft der Kleine feine Puppe weg und ruft: „Heine, gib mir mein Gewehr!" — Am 27. Februar 1906 feierte mit der kaiserlichen Familie ganz Deutschland das Fest der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares. Dieses seltene Fest gewann baburch noch eine besonbere Bebeutung, daß an bemselben Tage auch die Vermählung des Prinzen Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von Olbenburg ftattfanb. Der Kronprinz Wilhelm ist schon seit dem 6. Juni 1905 mit der Herzogin Cecilie von Mecklenburg verheiratet.
5. Kaiser Wilhelms Arbeitstag. Der Tod Kaiser Friedrichs rief den Kronprinzen Wilhelm als Kaiser Wilhelm Ii. auf den Thron (15. Juni 1888). Kaiser Wilhelm Ii. ist einer der fleißigsten Fürsten, die es je gegeben hat. Er gehört zu den Frühaufstehern. Bereits um 5 Uhr des Morgens steht er auf. Um 726 Uhr sind schon die Adjutanten zur Stelle, mit denen er bespricht, welche Ausfahrten, Besuche usw. an dem Tag zu machen sind.
Um 6 Uhr begibt er sich in fein Arbeitszimmer, wo ganze Stöße von Briefen, schriftlichen Berichten der Minister und der obersten Behörden liegen, die durchgelesen werden müssen. Dann kommen Beamte des Hofmarfchallamtes, mit denen der Kaiser etwaige Festlichkeiten und Reisen bespricht, wer daran teilnehmen soll, wieviel Kosten entstehen, welche Geschenke etwa mitzunehmen sind usw. Dann erscheinen Minister,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms Wilhelm Auguste_Viktoria Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich August Wilhelm Joachim Viktoria_Luise Wilhelm Fräulein_Heine Friedrich Friedrich Sophie_Charlotte_von_Olbenburg Wilhelm Cecilie_von_Mecklenburg Wilhelms Wilhelms Friedrichs Friedrichs Wilhelm Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Deutschland
38 10. Die ersten deutschen Eisenbahnen und die erste deutsche Lokomotive.
10. Die ersten deutschen Eisenbahnen und die erste deutsche Lokomotive.
1. Die ersten deutschen Eisenbahnen. Als man das Jahr 1830 schrieb, hörte man in Deutschland, daß es in England Wagen gebe, die ohne Pferde dahinliefen; sie würden von einer Dampfmaschine gezogen, und das gehe viel schneller, als wenn Pferde davorgespannt wären; damit die schweren eisernen Räder nicht in den Boden einsänken, wären auf der Straße eiserne Schienen gelegt, auf denen liefen sie, daher hießen sie auch Eisenbahnen. Da wünschten viele Leute in Deutschland, namentlich die Kaufleute, daß auch bei uns solche Eisenbahnen gebaut würden, und es bildeten sich in den großen Städten Vereine, die Eisenbahnen bauen wollten. Es gab aber auch Leute, die von der neuen Erfindung nichts wissen wollten. Die Bauern hatten Angst, daß der Kohlenrauch der Maschine ihre Felder vergiften würde. Die Ärzte behaupteten, durch das schnelle Fahren würden die Leute krank werden. Ein Windmüller, an dessen Mühle eine Eisenbahn vorüber gehen sollte, klagte sogar, die Eisenbahn würde ihm den Wind nehmen. Der preußische Generalpostmeister in Berlin fürchtete, daß die Eisenbahn seine Posten verdrängen würde und sagte: In Preußen darf keine Eisenbahn gebaut werden. Anders dachte der Kronprinz von Preußen, der spätere König Friedrich Wilhelm Iv.; er sagte: „Diesen Karren, der durch die Welt rollt, halt keine Menschenhand mehr auf." Und er hat recht behalten. Die erste deutsche Eisenbahn wurde in Bayern zwischen Nürnberg und Fürth gebaut (1835). Dann ging es auch in Preußen los. Zwischen Berlin und Potsdam wurde gemessen; es kamen Leute mit Hacke und Spaten; eiserne Schienen wurden wie Wagengeleise nebeneinander gelegt, und schließlich war die Bahn fertig.
2. Die Eröffnung der Eisenbahn Berlin-Potsdam. Es war im Oktober 1838, als die erste preußische Eisenbahn, die zwischen Berlin und Potsdam, feierlichst eröffnet wurde. Ganz Berlin war auf den Beinen, um dies Ereignis sich anzusehen. Auf dem Bahnhöfe stand auf eisernen Geleisen der schwarze Dampfwagen; er stöhnte und ächzte und schien schwer zu atmen, und aus dem hohen Schornstein stieg dicker Rauch auf. Hinter ihm standen mehrere Wagen, ähnlich den Postwagen, die an ihn angehängt waren und die er ziehen sollte; sie waren an den Seiten offen, einige auch oben, das waren die billigsten. Von allen Seiten wurde das neue Verkehrsmittel angestaunt; daß Wagen ohne Pferde dahinlaufen sollten, war doch gar zu wunderbar! Nur eins wollte manchem nicht gefallen, daß nämlich die Bahn von Engländern gebaut, die Lokomotive in England gekauft war und daß ein englischer Lokomotivführer aus der Lokomotive stand.
3. Vorsig verfertigt eine Lokomotive. Unter denen, die den Dampfwagen sich genauer betrachteten, war auch ein Berliner Maschinenbauer mit Namen Borsig. Er hatte zuerst in einer Eisengießerei und Maschinenfabrik gearbeitet, war dann Werkführer in der Fabrik geworden und hatte nun vor zwei Jahren eine eigene kleine Maschinenfabrik gegründet. Er war sehr strebsam; daher hatte ihn die großartige Er-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland Berlin Nürnberg Berlin Potsdam Berlin-Potsdam Berlin Potsdam Berlin England
"28 6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise.
mittag keine Schule ist!" Der König aber ritt lachend davon. — Seine Soldaten durften ihm auch eine dreiste Antwort geben. Einmal im Siebenjährigen Kriege begegneten ihm einige Dragoner. Da ries Friedrich ihnen zu: „Gerade, Kinder, gerade!" Die Soldaten aber antworteten: „Alter Fritz, auch gerade! Und die Stiefel in die Höhe gezogen!"
11» Friedrichs Tod. Im Alter war Friedrichs Körper gebeugt und krumm geworden. Mancherlei Krankheiten stellten sich ein, aber seine Regierungsgeschäfte versäumte er nicht. Noch im 73. Lebensjahre, ein Jahr vor seinem Tode, hielt er eine Truppenschau in Schlesien ab und saß sechs Stunden in einem kalten, heftigen Regen zu Pferde. Im Sommer des Jahres 1786 wurde er schwer krank, so daß er nicht mehr gehen konnte. Er ließ sich bei gutem Wetter in einem Rollstuhl dann vor das Schloß bringen und freute sich über die schönen Anlagen. In seinem Zimmer las er, diktierte Befehle und schrieb Briefe bis wenige Tage vor feinem Tode. Im August 1786 starb er.
6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise.
1. Friedrich Wilhelm Iii. Bor etwa 100 Jahren hatte unser Vaterland viel von dem Franzosenkaiser Napoleon zu leiden; er hatte es besiegt, und französische Soldaten bedrückten Bürger und Bauer. Noch heute redet man wohl von dieser schweren Zeit
In Preußen regierte damals König Friedrich Wilhelm Iii. Seine Gemahlin hieß Luise. Als Friedrich Wilhelm Iii. geboren wurde, lebte noch Friedrich der Große. Der war dem kleinen Prinzen sehr gut, und dieser erinnerte sich später noch gar oft daran, wie er
manchmal im Park zu Sanssouci neben dem alten König mit den
mächtigen großen Augen hatte spazieren gehen dürfen. Besonders gefiel dem König die Aufrichtigkeit des Prinzen. Einst ließ er ihn eine kleine Geschichte ins Französische übersetzen. Der Prinz konnte das so geläufig, daß der König sich freute und ihn lobte. Der Prinz sagte aber, daß er das Stück erst vor wenigen Tagen bei seinem Lehrer übersetzt hatte. Da streichelte ihm der König die Wange und sprach:
„So ist's recht, lieber Fritz, immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie
•scheinen, was du nicht bist!" Diese Ermahnung machte einen großen Eindruck auf das Gemüt des Prinzen, und feit jenem Tage war ihm alle Lüge und Verstellung zuwider.
2. Vermählung. Friedrich Wilhelm verheiratete sich schon als Kronprinz mit Luise. Sie war die Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz. Wegen ihrer Schönheit und ihres freundlichen Wesens waren ihr alle Menschen gut, die sie kannten, und als Friedrich Wilhelm sie nur einmal gesehen hatte, sagte er zu sich: Die soll deine Frau werden oder keine! Im Jahre 1793 wurde zu Berlin die Hochzeit gefeiert. Einige Tage vorher reifte sie dahin. Auf das herzlichste wurde sie von der Berliner Bevölkerung empfangen. Kopf an Kops
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Fritz Friedrichs Friedrichs Friedrichs August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_der_Große Friedrich Fritz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Sanssouci Mecklenburg-Strelitz Berlin
15. Kaiser Wilhelm Ii. 59
Mann, der hatte die Denkmünze des französischen Krieges auf der
Brust. Als dieser den Kronprinzen sah, zog er den Hut und rief: „Guten Morgen/' Der Kronprinz fragte ihn: „Kennen Sie mich denn?" Der Mann sagte: „Gewiß, ich kenne Ew. Kaiserliche Hoheit schon seit dem Kriege/ Darauf sah der Kronprinz ihn scharf an und sagte: „Ich kenne Sie auch. Haben Sie mir nicht in der Schlacht bei Wörth eine Pfeife Tabak gegeben?" „Das stimmt," sagte der Mann.
Dann nahm der Kronprinz ein Goldstück heraus und sprach: „Da
nehmen Sie, ich vergaß den Tabak zu bezahlen."
5. Erkrankung des Kronprinzen. Im Jahre 1887 erkrankte der Kronprinz an einem Halsleiden. Zunächst suchte er Linderung in der milden Luft Italiens; aber das Übel verschlimmerte sich, er konnte kaum noch atmen. Damit er nicht erstickte, mußten die Ärzte ihm schließlich die Luftröhre aufschneiden und eine silberne Röhre hineinsetzen, durch die er Lust kriegen konnte. Aber sprechen konnte er nicht mehr; er mußte sich durch Schreiben verständigen.
6. Regierung und Tod. Als er schwer krank in Italien weilte, traf ihn die Nachricht von dem Tode Kaiser Wilhelms. Nun war der Kronprinz deutscher Kaiser und hieß Friedrich Iii. Da wollte er nicht mehr fern von feinem Lande bleiben. Trotz seiner Krankheit fuhr er noch an demselben Tage ab nach Berlin. Nach 36ftünbiger Fahrt kam er bei Schnee und Sturm in seiner Hauptstadt an. Nur kurze Zeit hat er regieren können. Sein Leiden verschlimmerte sich, und große Schmerzen hat er noch aushalten müssen. Aber er war auch ein Held im Leiden, standhaft und geduldig trug er es. Seinem ältesten Sohne, unserm jetzigen Kaiser, schrieb er einst auf einen Zettel: „Lerne leiden ohne zu klagen." Kurz vor feinem Tode schrieb er noch seiner Tochter an ihrem Geburtstage ins Stammbuch: „Bleibe fromm und gut, wie du es bisher gewesen!"
Am 15. Juni 1888 starb er.
Seine Negierung hat nur 99 Tage gedauert.
15. Kaiser Wilhelm Ii.
1. Kaiser Wilhelm als Knabe. Unser Kaiser ist am 27. Januar 1859 geboten. 101 Kanonenschüsse verkündeten es den Berlinern. Tausende sammelten sich vor dem prinzlichen Schlosse. Jetzt trat der alte General Wrangel, der bei den Berlinern sehr beliebt war, heraus. „Exzellenz, wie geht's?" hieß es. „Kinder," sagte er, „es geht alles gut; es ist ein tüchtiger, strammer Rekrut, wie man ihn nur wünschen kann." Abends war die ganze Stadt prächtig beleuchtet. — Besonderes Gewicht legten seine Eltern auch auf seine körperliche Ausbildung. Bei dem Neuen Palais, wo sie im Sommer wohnten, war ein großer Spiel- und Turnplatz. Hier tummelte sich der Prinz mit seinem Bruder Heinrich und seinen Schwestern viel in freier Luft; sie spielten hier auch mit
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelms Wilhelms Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelm Heinrich Heinrich
60 15. Kaiser Wilhelm Ii.
den bürgerlichen Kindern aus Potsdam und von dem Gute Bornstedt. Prinz Wilhelm zeigte beim Turnen und Exerzieren großen Eifer und ist auch ein sehr kräftiger Mann geworden. Sein linker Arm ist freilich infolge eines angeborenen Fehlers schwächer geblieben; umsomehr fällt es auf, wie gewandt er sich, ohne die Linke zu gebrauchen, in den Sattel schwingt. Auch ist er ein sicherer Schütze, ein guter Schwimmer und ein vorzüglicher Ruderer geworden. Wenn er zu Pferde sitzt, pflegt er die Zügel in der linken Hand zu führen, um die rechte ~ für den Degen frei zu haben.
2 Kaiser Wilhelm als Schüler. Als Prinz Wilhelm 15 Jahre alt war, kam er mit seinem Bruder Heinrich aus das Ghmnasium in Kassel. Hier wurde er in keiner Weise vor den andern Schülern bevorzugt. Er wohnte in Wilhelmshöhe und kam jeden Morgen zu Pferd herein. Pünktlich war er in feiner Klaffe. Er wurde in der Schule „Prinz Wilhelm" oder einfach „Prinz" genannt, trug die Klassenmütze und verkehrte aufs freundlichste mit seinen Mitschülern. In seinem
Wesen war er bescheiden und anspruchslos. Er arbeitete so fleißig wie nur einer. In den Freistunden trieb er viel Leibesübungen, wie
Fechten, Schwimmen, Ballspiel und Schlittschuhlaufen. Mittwoch- und Sonnabendnachmittags unternahm er meistens mit andern Schülern Ausflüge in die schöne Umgebung Kassels. Kein Wetter war ihm dabei zu schlecht. Wie ernst es die Eltern mit der Schule nahmen, davon Zeugt folgender Vorfall. Kaiser Wilhelm I. feierte am 1. Januar 1877 sein 70 jähriges Militärdienstjubiläum. Das ganze Land feierte mit,
vor allem natürlich die kaiserliche Familie. Die Prinzen hatten am
1. Januar noch Ferien; aber am 2. begann die Schule wieder. Wenn sie das ganze Fest mitmachten, so versäumten sie die ersten Schulstunden. Das durste nicht sein, und so mußten sie das Fest verlassen und schon am Abend des Neujahrstages wieder nach Kassel abfahren. Nachdem Prinz Wilhelm fein Abgangsexamen ehrenvoll bestanden hatte, ging er nach Bonn auf die Universität und wurde ein fleißiger, aber auch frischer und fröhlicher Student.
3. Kaiser Wilhelm als Soldat. Wie alle hohenzollernsche Prinzen wurde auch unser Kaiser schon mit dem zehnten Jahre in die Armeeliste eingetragen. Als er 18 Jahre alt war, trat er in das 1. Garderegiment zu Fuß ein, zuerst als Leutnant, und bald wurde er Hauptmann. Er war den Ossizieren ein guter Kamerad und seinen Mannschaften ein wohlwollender Vorgesetzter. Durch eigenes Beispiel ging er allen in Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit voran. Seinen Mannschaften zeigte er bei jeder Gelegenheit seine Zuneigung. Nach Beendigung der Schießübungen schenkte er dem besten Schützen eine Uhr. Zu Weihnachten deckte er seiner Kompagnie in glänzender Weise den Weihnachtstisch; jeder Mann erhielt ein hübsches Geschenk nach seinen vorher sorgsam erkundeten Wünschen. Wenn seine Leute auf Urlaub gingen und es sah mit dem Reisegeld knapp aus, so sorgte er für den nötigen Zuschuß.
Von dem festen Willen des Prinzen zeugt folgender Vorfall aus der Zeit, da er schon Oberst war. Mehrere Offiziere feines Regiments
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