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1. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 98

1892 - Osterburg : Danehl
08 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. k. Die Einführung der Reformation in dno Kurfürstentum Brandenburg. 1. In Joachims I. Hause. Zur Zeit der Reformation herrschte in unserem Vaterlaude der Kurfürst Joachim I. Er war ein kluger, willensstarker Regent, der das Wohl des Landes wich Kräften zu fordern suchte. Joachim sorgte für Ordnung und Recht im Lande und verfuhr mit den seinen Befehlen widerstrebenden Raubrittern furchtbar strenge. Es war aber sehr zu beklagen, daß dieser weise Fürst gegen die Verbreitung der evangelischen Lehre in seinem Lande so eifrig ankämpfte. Wohl ganbte er auch, daß in der christlichen Kirche manches der Besserung bedürftig fei; jedoch war er der Meinung, daß diese Besserung durch den Papst und die hohe Geistlichkeit bewirkt werden müsse; ein schwacher Manu sei für ein derartiges Werk zu nichtig. Er fah in dem Luther einen Aufrührer und suchte der Verbreitung seiner Lehre Einhalt zu thun, wie und wo er nur konnte. Dieser gestrenge Fürst ahnte jedoch nicht, daß die evangelische Lehre schon in seinem Hanse Eingang gefunden hatte. Seine fromme Gemahlin Elisabeth war in der Stille schon eine evangelische Christin geworden und hatte das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert. Als er das erfuhr*, geriet er in furchtbaren Zorn, der den Entschluß in ihm wach rief, seine Gemahlin verbrennen zu lassen, falls sie nicht der „ketzerischen Lehre" entsagen würde. Um grausamen Mißhandlungen zu entgehen, entfloh sie in der Nacht des 25. März 1528 ans Berlin, um nach Sachsen zu eilen und hier von dem Kurfürsten die Gewährung einer sichern Zuflucht zu erbitten. Kaum hatte sie Berlin verlassen, als ein Rad ihres Wagens brach und sie am Weiterkommen hinderte. In der Augst riß sie ihr Tuch vom Kopfe, und es gelang ihren Begleitern, den Schaden so auszubessern, daß sie ihre Reise nach Tvrgan ungehindert fortsetzen konnte. Johann von Sachsen sagte der frommen Fürstin seinen Beistand zu und wies ihr das Schloß Lichtenburg bei Torgau zum Aufenthalt an. Hier hat sie wie eine fromme Christin gelebt und gelitten. Sie trat auch zu Luther in innige Beziehung und besuchte ihn mehreremale in Wittenberg. Dieser Verkehr-trug wesentlich dazu bei, daß die Kraft in ihrer Äeele erhallen wurde, welche sie zur Ertragung der schwersten Leiden geschickt machte. Als Joachim von der Flucht seiner Gemahlin erfuhr, ward er sehr zornig und ließ dem Kurfürsten sagen, daß er die augenblickliche Rückkehr seiner Gemahlin bewirken möge. Der Kurfürst erklärte aber standhaft, der bedrängten Frau seinen Schutz so lange angedeihen lassen zu wollen,

2. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 153

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 158 werde was Tüchtiges. Es wartet Großes auf dich. Ich fürchte, du wirst einmal einen bösen Stand haben. Wache über unsere Ehre und unsern Ruhm! Halte es stets mit deinem Volke dann wirst du stark und glücklich fern!" — Als 23jähriger Jüngling vermählte er sich mit „Luise", der Tochter des Herzogs von Mecklenbnrg-Strelitz. Das war ein gar herrliches Fürstenkind. Von früher Jugend ans war Luise zur Gottesfurcht und zum Wohlthun erzogen; besonders für die Armen schlug ihr Herz. Sie war freundlich und leutselig gegen jedermann und hatte den ernsten Willen, dem geliebten Gemahl ein recht trautes Familienheim zu schaffen, was ihr in schönster Weise gelang. Als das junge Paar in Berlin einzog, erklang hoher Festjubel, und in Herzlichster Freude begrüßte das Volk dies holde Fürstenkind. Ja, sie war wie ein Engel anzufchaueu. Wie freudig und lieb blickten nicht die wunderschönen blauen Augen! Welche herzgewinnende Freundlichkeit sprach nicht aus den Zügen des engelfchönen Antlitzes! Das war Luise, „Preußens Engel." — Das junge Paar richtete sich in Berlin häuslich ein und gab in seinem Hausstande dem ganzen Volke ein Vorbild der Ein-sachheit und weifen Sparsamkeit. Mit besonderer Vorliebe weilte das kronprinzliche Paar zu Paretz, einem Gute in der Nähe Potsdams, was der Kronprinz für seine Ersparnisse gekauft Hatte. Hier verlebten Friedrich Wilhelm und Luise die glücklichsten Tage ihres Lebens. In Paretz war er nicht „der Kronprinz", sondern nur „der Schulze vou Paretz", und Luise ließ sich ant liebsten „die gnädige Frau vou Paretz" nennen. — Ein Freudenfest war das Erntefest. Wenn die Musikanten zum Tanze aufspielten, erschien auch Luise am Arm des geliebten Gemahls, und beide nahmen am Tanze teil. Der Nachmittag dieses Freudentages brachte auch den Kindern viel Schönes. Für dieselben waren große Tafeln aufgeschlagen worden, und nun wurden alle mit Kuchen und Kaffee bewirtet, auch Honigkuchen und Pfeffernüsse ließ Luise an die Kleinen verteilen, und ihr liebliches Antlitz strahlte in Freude und Glück, wenn die Kleinen riefen: „Mir auch etwas Frau Kronprinzessin!" Das waren selige Tage, die noch ihren goldigen Schein in die ernste Regierungszeit Friedrich Wilhelms warfen, der im Jahre 1797 die Königskrone trug. Wenn er auch jetzt von den schweren Pflichten feines Herrsch erb er nfes in Anspruch genommen wurde, so eilte er doch, so oft er konnte, nach dem geliebten Paretz und feierte Hier im Kreise der Seinen Stunden des seligsten Familienglückes. — 2. Der unglückliche Krieg. Veranlassung. Napoleon Hatte im Jahre 1804 sich die Kaiserkrone anss Haupt gesetzt und suchte nun das ehrgeizige Streben zu befriedigen und sich zum Herrn und Gebieter von

3. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 156

1892 - Osterburg : Danehl
156 Silber aus der brandenburgisch-preußischcn Geschichte. Bläste; vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf euch nieder — befreit dann euer Volk von der Schande, dem Vorwurfe und der Erniedrigung, worin es schmachtet. Könnt ihr aber mit aller Anstrengung beit niedergebeugten Staat nicht wieder aufrichten, so sucht deu Tod." Von Schwedt ging es nach Küstrin, um uuu mit dem Gatten vereint nach Königsberg zu eilen; anch hier konnte die Königin noch nicht bleiben, tote mußte nach Memel, an die Grenze des Vaterlandes fliehen. (Aufenthalt in einer Bauenthütte. „Wer uie sein Brot mit Thränen slß-") Ja, wie uns ein Brief an den Vater beweist, machte sie sich schon mit dem Gedanken vertraut, gauz und gar das Vaterland verlassen zu müssen und nach Riga in Rußland zu eilen. — Unterdes war Napoleon in Berlin eingezogen, hatte die königlichen Kassen leeren und alles, was ihm gefiel, einpacken und nach Paris schaffen lassen; außerdem mußte die Stadt Berlin eine hohe Kriegssteuer entrichten. (Mich wurde der Friede zu Tilsit geschlossen. Der König von Preußen verlor weit mehr als die Hälfte seines Reiches; alles Land westlich der Elbe mußte er an Napoleon abtreten, und dieser bildete daraus und aus anderen deutschen Landesteilen das Königreich Westfalen, über welches der Bruder Napoleons, Jerome, herrschte; dem Preußenkönige blieben nur die Provinzen Schlesien, Brandenburg, Pommern, Ostpreußen und ein kleiner Teil Westpreußens; dazu legte Napoleon dem ausgesogenen Lande noch die Entrichtung einer Kriegsschuld von 120 Millionen Mark auf und bestimmte gleichzeitig, daß bis zur völligen Tilgung der Schuld die französischen Heere im Laube bleiben und von den Bewohnern desselben ernährt werden sollten. — So war denn unser Vaterland an den Rand des Abgrunds gekommen; es folgten nun sieben schwere Jahre, Jahre tiefster Trauer, aber auch des rastlosesten Schaffens und des opferfreudigsten Strebens. — Im Jahre 1809 zog das edle Königspaar wieder in Berlin ein. Tiefes Weh sprach aus den Zügen der holbeit Königin; ihr bleiches Antlitz künbete gar zu beutlich bent treuen Volke, daß „der Engel Preußens' nicht mehr lange in seiner Mitte weilen würde, denn der Schmerz um das unglückliche Vaterland nagte wie ein böser Wurm an ihrem Herzen und verzehrte ihr Lebensmark. — Tod der Königin Luise. Nach einem kurzen Aufenthalte in Potsdam, der sie sehr gestärkt hatte, besuchte sie ihren lieben Vater auf Schloß Hohenzieritz in Mecklenburg - Strelitz. Am 24. Juni 1810 reiste sie von Eharlottenburg ab und hatte die Freude, nach einigen Tagen ihren geliebten Vater wieder zu sehen. Bald kam auch der königliche Gemahl nach Hohenzieritz und war glücklich, als er seine Luise wieder gekräftigt sah, denn seit ihrem Einzug ttt Berlin war sie

4. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 147

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 147 den ernsten Mann mit den durchbohrenden Augen und dem lieblichen Munde. Auf seinem Antlitz zeigten sich tiefe Furchen, die Zeichen der furchtbaren Anstrengungen im Kriege und im Kabinett; man sah auf den ersten Blick, daß er viel gearbeitet hatte, und alles für das Volk, nichts für sich, getreu seinem Wahlspruche: „Ich bin der erste Dieuer des Staates." In der Hand trug er für gewöhnlich den Krückstock, das Haupt war mit einem großen dreieckigen Hute bedeckt, und die im Alter leicht gebeugte Gestalt umhüllte die blaue Uniform mit den roten Aufschlägen und den blauen Rockschößen. Auf der Brust glänzte die Sonne des Schwarzen Adlerordens, und an der Seite erblickte man den alten Degen, den der Held in mancher heißen Schlacht geführt hatte. Jung und alt eilte dem Herrscher nach und begrüßte ihn mit den lautesten Hnrrahrufen. 5. Die letzte Regierungszeit. Einsamer und stiller wurde es zuletzt um deu alternden König; ein Freund und Familienglied nach dem andern saut ins Grab, von ihm heiß beweint. Besonders tief bekümmerte ihn der Tod des geliebten Bruders, der 1767 starb. In den letzten Jahren seines Lebens kam der Monarch nur selten noch nach Berlin. Am liebsten weilte er in seinem Schlosse Sanssouci, aber auch hier verstummten Flöten- und Saitenspiel immer mehr. In diesem Orte empfing er noch die Besuche der hervorragendsten Gelehrten aller Nationen; sie waren gekommen, um den weisen Monarchen selbst zu hören. Im Gespräch mit ihm wurde ihr Herz mit neuen Gedanken erfüllt, und mit den Gefühlen höchster Ehrfurcht verließen sie des Königs Schloß. — Jahr auf Jahr verrann. Die körperliche Frische des Monarchen nahm mehr und mehr ab; dennoch erfüllte er die Pflichten des königlichen Berufes so treu, wie sonst. Im Jahre 1785, ein Jahr vor seinem Tode, unternahm er noch eine große Reise nach Schlesien, um sich von dem Zustande der geliebten Provinz noch einmal persönlich zu überzeugen. Nach der Rückkehr verschlimmerten sich seine Leiden, aber er erlahmte nicht in der Erfüllung seiner königlichen Pflichten. Es wurde um diese Zeit noch ein wichtiger Vertrag mit den nordamerikanischen Freistaaten geschlossen; auch verorduete er, daß an der Oder verschiedene Bauten ausgeführt werden sollten und traf weiterhin Vorkehrungen zur Abwendung der traurigen Folgen einer Mißernte, die das Jahr 1785 gebracht hatte. So war er bis zum letzten Atemzüge seinem Wahlspruche getreu; er war „der erste Diener seines Staates, ein echter Hohenzoller." 6. Tod. In den letzten Tagen seines Lebens ließ der königliche Greis sich jeden Morgen vor das Schloß tragen, um hier auf der 10*

5. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 176

1892 - Osterburg : Danehl
176 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Gottes so sichtbarlich erfahren, wie selten ein Fürst. Freilich war sein Leben zumeist von Angst, Sorgen und Unruhe erfüllt gewesen; doch die Hoffnung auf die Hilfe Gottes hat ihn nie betrogen. Gott führte ihn in die Kreuzeswüsten, zeigte ihm dann aber auch die Höhen seligen Glückes; daher war das Wort: „Meine Zeit in Unruhe meine Hoffnung in Gott!" sein Wahlspruch, der Leitstern in den düstern Momenten des bewegten Lebens. Im Jahre 1840 erlöste ein sanfter Tod den von feinem Volke so sehr geliebten König. Seine letzte Ruhestätte fand derselbe im stillen Mausoleum zu Charlottenburg an der Seite seiner heißgeliebten Gemahlin Luise, deren Bild ihm mit unauslöschlichen Zügen in die Seele geprägt war. Das treue Volk hat diesem König ein dankbares Andenken bewahrt und ihn mit dem Ehrennamen „der Gerechte" geschmückt. — Fragen 1. Schilde^ den Aufenthalt des jungen Königspaares und Aufg.: zu Paretz! 2. Wodurch reizte Napoleon Preußen zum Kriege? 3. Wie stand es im Jahre 1806 um das preußische Heer? 4. Wie zeigte sich nach den unglücklichen Schlachten von Jena und Auerstädt die Mutlosigkeit des Volkes? 5. Nenne Beispiele von Königstreue und Mannesmut! 6. Welchen allgemeinen Segen brachte das Unglück von Jena und Auerstädt unserem Volke? 7. Wie offenbarte die edle Königin Luise opferfreudige Vaterlandsliebe? 8. Wie verbesserte Stein die Lage des Bauernstandes? 9. Welche Verdienste hat sich Scharnhorst um das preußische Heer erworben? 10. Wie schuf Scharnhorst aus dem Soldatenstand einen Ehrenstand 11. In welcher Weise zeigen die Frauen und Jungfrauen des Jahres 1813 ihre Liebe zum Vaterlande? 12. Welche Feldherren zeichnen sich in den Freiheitskriegen durch ihre Tapferkeit aus und wie? 13. Welche Vergrößerung erfuhr unser Vaterland durch den Wiener Kongreß? 14. Wie hat Friedrich Wilhelm Iii. die Verschmelzung der neuen Landesteile mit dem Staate durchgeführt? 15. Was that jder König zur Hebung des Handels und Verkehrs?

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 211

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 211 blühende Enkel, Prinz Ludwig von Baden. Das kaiserliche Palais war eine Stätte des tiefsten Schmerzes, denn auch die Nachrichten aus San Remo, wo der kranke Sohn weilte, wurden immer trüber. Ein unsägliches Weh wollte ihm fast das edle Herz brechen; selbst in der Nacht war es in des Kaisers Zimmer noch nicht still. Oft erwacht er und ruft bitterlich weinend aus: „Ich möchte nach San Remo!" auch die edle Kaiserin gedenkt unter heißen Thränen und schweren Seufzern des todkranken Sohnes. Der Herzenswunsch, den edlen Sohn noch einmal in die Arme schließen zu können, blieb dem kaiserlichen Greis versagt. Der Schmerz um den leidenden Sohn brach dem Vater das Herz. In den ersten Tagen des März erkrankte der Monarch; seine Kräfte begannen sichtlich zu schwinden. Die Seinen eilten an das Krankenbett; auch Fürst von Bismarck, Moltke n. a. weilten in der unmittelbaren Nähe des Monarchen. Auf den Wunsch des Kaisers war auch der Oberhofprediger Kögel erschienen, um dem sterbenden Helden mit göttlichem Troste nahe zu sein. — Der Geistliche spricht köstliche Psalmworte, wie: „Ob ich schon wanderte im finstern Thal rc." „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöset rc." Mit gefalteten Händen vernimmt Kaiser Wilhelm die Trost- und Lebensworte, ein seliges Lächeln, der Abglanz himmlischen Lichtes, verklärt seine Züge. Mehr und mehr schwinden die Kräfte des Heldengreises; das Atmen gleicht zuletzt nur noch einem kaum wahrnehmbaren Hauche. An seinem Bette, in der nächsten Nähe des Kranken, sitzt die treue Lebensgefährtin und hält die erkaltende Hand des Sterbenden in der ihrigen. — Mit tiefem Schmerz blickt' die einzige Tochter, die Großherzogin von Baden, auf den sterbenden Vater und schluchzt leise. Endlich unterbricht sie die im Gemache herrschende Stille durch die Frage: „Bist du müde? Vater!" worauf der kaiserliche Greis entgegnet: „Ich habe keine Zeit müde zu sein!" — Gegen 8 Uhr Morgens flogen die Schatten des Todes über das bleiche Antlitz, welches den Ausdruck des tiefsten Seelenfriedens trug. Noch einmal öffnete er das Auge und blickte seine Lebensgefährtin lange und liebevoll an; dann entschlief Kaiser Wilhelm, der Held des 19. Jahrhunderts, sanft und ohne Todeskampf. Mit Blitzesschnelle durcheilte die Kunde: „Kaiser Wilhelm ist tot!" die Straßen Berlins und die deutschen Gaue. Überall herrschte die tiefste Trauer; die schwarzen Fahnen auf Häusern und Türmen, der Klang der Glocken gaben dem Schmerze des deutschen Volkes den ergreifendsten Ausdruck. — Was das deutsche Volk an Deutschlands erstem Hohenzollernkaiser verloren hat, sagen die Worte seines Nachfolgers, welche lauten: „In ihm verlor Preußens Volk seinen ruhmgekrönten 14*

7. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 181

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 181 Prinzen Adalbert, der seither immer ein reges Interesse an der Flottenangelegenheit bekundet hatte. — Um für die Kriegsflotte auch einen geeigneten Hafen zu besitzen, kaufte er von Oldenburg das Hafengebiet am Jahdebnsen und begann hier mit dem Bau eines großen Kriegshafens, der aber erst unter seinem Nachfolger beendet worden ist und den Namen „Wilhelmshafen" führt. — Da Friedrich Wilhelm Iv. seltene Geistesgaben besaß, durch welche er sich eine glänzende Bildung angeeignet hatte, so suchte er auch Kunst und Wissenschaft eifrigst zu fördern. Er berief die tüchtigsten Gelehrten, Maler und Musiker uach Preußen und sorgte durch Errichtung von Denkmälern, schönen Bauten u. s. w. für immer herrlichere Ausgestaltung der bildenden Künste. — Weil er auch ein herzensfrommer König war, suchte er Gottesfurcht und Glauben in den Herzen seines Volkes zu wecken und zu fördern. Im Verein mit seiner frommen Gemahlin Elisabeth half er dem Werke der inneren Mission auf, ließ Krankenhäuser, Waisenhäuser und Diakonissenanstalten errichten, um besonders den Armen und Elenden in seinem Volk ihr trauriges Geschick zu mildern. 5. Krankheit und Tod. In dem rastlosen Eiser für die Hebung seines Landes wurde er durch eine ernste Gehirnkrankheit plötzlich gehemmt. Dieselbe verschlimmerte sich bald derartig, daß alle Hoffnung auf Genesung schwand. Daher mußte an eine Stellvertretung gedacht werden, und diese wurde von des Königs Bruder, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, übernommen. — Mehr und mehr schwanden die Kräfte des Königs; am 2. Januar 1861 zeigten sich die Vorboten des Todes. Elisabeth, seine treue Lebensgefährtin, stand mit den Ihrigen an seinem Sterbebette und hielt die bleiche Hand des sterbenden Gemahls fest umschlossen. Als der Prediger demselben Geleitsworte mitgab auf deu Weg durch das finstere Thal des Todes, sank Elisabeth am Sterbebette nieder und rief aus: „Herr, nimm mich mit! laß mich nicht allein!" Noch einige tiefe Atemzüge, und König Friedrich Wilhelm Iv. war zu seinen Vätern versammelt worden. Seine rechte Hand ruhte auf dem Herzen, und die milden Züge glichen im Tode denen der unvergeßlichen Mutter. Am 7. Januar 1861 wurde der hohe Entschlafene nach seinem Wunsche in der Friedenskirche zu Potsdam beigesetzt; sein Herz ruht im Mausoleum zu Eharlotteuburg zu den Füßen der heißgeliebten Eltern. Fragen 1. Wie lernte Friedrich Wilhelm Iv. schon in seiner n. Ausg.: Jugend den Ernst des Lebens kennen? 2. Wie entstand der Straßenkampf zu Berlin'? 3. Warum sehnte sich das Volk nach einer freien Verfassung?

8. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 183

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 183 zu suchen. Wie mag dem Knaben ums Herz gewesen sein, als zu Schwedt die weinende Mutter ihn umschlang und zugleich ermahnte, der Thränen der Mutter nie zu vergessen! Als das Vaterland mit Schmach und Schande bedeckt war, lernte er zugleich erkennen, daß dasselbe nur auf seine Höhe sich wieder heben könne, wenn ein tüchtiges Heer ihm zur Seite stände, und somit wurde durch die Zeit namenlosen Jammers die glühendste Begeisterung für den Soldatenstand in ihm erweckt. Da schlug die Erlösuugsstuude, und das preußische Volk erhob sich auf des Königs Ruf wie eiu Mann; auch das Herz des Prinzen Wilhelm belebte die freudigste Hoffnung auf Errettung des Vaterlandes. Mit Schmerz erfuhr er aus des Vaters Munde, daß er wegen seiner schwächlichen Gesundheit noch nicht am großen Freiheitskampfe teilnehmen könne- erst nach der Schlacht bei Leipzig wurde ihm sein Herzenswunsch, ins Feld zu ziehen, erfüllt. Hier sollte der Vater bald Gelegenheit haben, die Unerschrockenheit des Prinzen zu bewundern. — In der Schlacht bei Bar für Aube empfing er von seinem Vater den Auftrag, sich nach dem Namen des Regimentes zu erkundigen, das schon so viele tapfere Kämpfer verloren hatte. Sofort sprengt der Prinz in dem dichtesten Kugelregen ganz nahe an das kämpfende Regiment heran, notiert sich den Namen desselben und eilt dann zum Vater zurück, dem er die gewünschte Auskunft giebt. Der glückliche Vater dankte dem unerschrockenen Jüngling mit stummem Händedruck und schmückte am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise, die Brust des Sohnes mit dem eisernen Kreuz. Nachdem der Prinz aus Frankreich heim- gekehrt war, wurde er in der Kapelle des Charlottenburger Schlosses konfirmiert. Durch das von ihm abgelegte Glaubensbekenntnis, welches er selber verfaßt hatte, bewies er, daß ihm das hehre Pflichtgefühl feiner ruhmreichen Ahnen inne wohnte. Ein heiliger Ernst offenbart sich in den Worten: „Meine Kräfte gehören der Welt, dem Vaterlande. Ich will daher unablässig in dem mir angewiesenen Kreise thätig sein, meine Zeit auf das beste anwenden und soviel Gutes stiften, als in meinem Vermögen steht." Mit unermüdlichem Eifer widmete er sich auch nach der Konfirmation den militärischen Übungen und teilte mit seinen Soldaten alle Anstrengungen des Dienstes. Prinz Wilhelm wurde daher unter der Regierung seines Vaters wie seines Bruders die Hauptstütze des preußischen Heeres. In freudiger Begeisterung schlug das Herz jedes Soldaten ihm entgegen, denn er gab in der Ausführung der militärischen Pflichten dem Soldaten das herrlichste Vorbild. — Als im Jahre 1848 die blutigen Straßenkämpfe in Berlin stattfanden, richtete sich auch der Haß des wütenden Pöbels gegen den ritterlichen

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 185

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 185 genügten ihr nicht fremde Erzieher; sie selber wollte stets den geliebten Kindern nahe sein, um sie von Jugend auf von allem Bösen und Gemeinen zu bewahren. Später siedelte die Hohe Familie nach Schloß Babelsberg über, in dessen Park die lieben Kinder Tage des schönsten Glückes verlebten. — In strahlender Schöne erblühten die beiden Fürstenkinder, die Freude der Eltern, der Stolz des Volkes. — Der 20. September 1856 war für das Haus des Prinzen Wilhelm ein besonderer Freudentag. An demselben reichte die Tochter des Prinzen, die Prinzessin Luise, dem Großherzog von Baden die Hand zum Ehebunde, und zwei Jahre später, den 25. Januar 1858, erfolgte die Vermählung des Prinzen Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin Viktoria von England. 2. König. aa) Sorge für das Heer. Am 9. Oktober 1858 übernahm Prinz Wilhelm als Prinzregent für seinen todkranken Bruder die Regierung des Landes. Nachdem König Friedrich Wilhelm Iv. zur ewigen Ruhe eingegangen war, bestieg der Prinzregent den Thron seiner Väter und nannte sich König Wilhelm I. Bald nach seinem Regierungsantritt erließ er einen Aufruf an sein Volk, in dem er den preußischen Unterthanen die Ziele seiner Regierung in folgenden Worten darlegte: „Meine Hand soll das Wohl und das Recht aller in allen Schichten der Bevölkerung hüten. Als deutschem Fürsten liegt mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu kräftigen, welche es vermöge seiner ruhmvollen Geschichte unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen muß." Aus diesen Worten geht hervor, daß dem thatkräftigen Monarchen die Einigung Deutschlands unter Preußens Führung als das höchste Ziel seines Strebens vorschwebte; jedoch wußte er sehr wohl, daß bei dem Zustaude des Heeres dieses Ziel nie erreicht werden könnte. Sein Augenmerk war daher auf Erhöhung der Stärke und Schlagfertigkeit seines Heeres gerichtet. Um dieses schwierige Werk der „Heeresreorganisation" durchführen zu können, berief der König zwei tüchtige Männer, die ihm ratend und helfend zur Seite standen, Otto von Bismarck und Albrecht von Roon. — Das preußische Heer war der Umgestaltung sehr bedürftig. Zunächst hatte seit den Freiheitskriegen eine Erweiterung der Armee nicht stattgefunden, obgleich die Zahl der Einwohner des preußischen Staates fast um das Doppelte gestiegen war. Es wurde jetzt immer nur noch ein Drittel der waffenfähigen Mannschaften in das Heer eingestellt; die übrigen losten sich frei, während die Einberufenen nicht nur 3 Jahre zu dienen hatten, sondern auch noch bis zum 40. Jahre verpflichtet waren, im Falle eines Krieges der Fahne zu folgeu. Es war demnach unbedingt er-

10. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 222

1892 - Osterburg : Danehl
222 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. für alles, was er an seinem Haus und Land gethan; auch das deutsche Volk hat in erhebendster Weise an dem 90. Geburtstage des großen Mannes seinen Gefühlen Ausdruck verliehen. In den letzten Lebensjahren bekleidete er ein anderes hohes Amt, denn Kaiser Wilhelm wollte diesen Mann, so lange er lebte, an seiner Seite haben. Da aber das bisher verwaltete Amt dem Greis doch schon zu schwer wurde, so erfüllte der Kaiser seine Bitte und gab ihm eine bequemere Stellung, in der er bis zum letzten Atemzüge für seinen Kaiser und sein Vaterland thätig war. — Moltkes Familienleben. Moltke war vermählt mit Mary Bnrt, der Stieftochter seiner Schwester. Er hat in ihr eine treue Lebensgefährtin gefunden, die ihm sein Heim einfach, aber traulich auszugestalten verstand. Von namenlosem Schmerze wurde er ergriffen, als ihm die geliebte Gemahlin am Weihnachtsabend des Jahres 1868 durch dm Tod entrissen wurde. Er stand ja nun allein, denn Kinder waren ihm nicht beschert worden. Auf seinem Gute „Kreisau" ließ er der teueren Entschlafenen eine Grabstätte erbauen, wo sie zur letzten Ruhe gebettet wurde. Moltkes Tod. Im Winter hielt sich Moltke gewöhnlich bei seinen Verwandten in Berlin auf, während er den Sommer auf feinem Gute Kreisau in Schlesien zubrachte. Er erfreute sich trotz seines hohen Alters noch einer seltenen Geistes- und Körperfrische. Eines Abends stellte sich aber plötzlich ein Unwohlsein ein, welches bald zu den schlimmsten Befürchtungen Veranlassung gab. Der Greis wurde von seinen Verwandten mit der größten Sorgfalt gepflegt, aber verschied nach kurzer Zeit sanft und ohne Todeskampf (24. April 1891). In dem Mausoleum zu Kreisau hat er an der Seite der geliebten Gemahlin die letzte Ruhestätte gesunden. Möge das deutsche Volk dieses Mannes stets eingedenk bleiben und sich durch sein Leben und Wirken zu opferfreudiger Vaterlandsliebe erziehen lassen! In dem Herzen des deutschen Volkes steht in unauslöschlichen Zügen der Wahlspruch Moltkes: „Allezeit treu bereit für des Reiches Herrlichkeit!" Fragen 1. Wie wurde Moltke auf feinen Beruf vorbereitet? und Ausg.: 2. In welcher Weise legt der Krieg von 1864 Zeugnis von feiner Thätigkeit ab? 3. Zeige, daß er an dem siegreichen Ausgange des Feldzuges von 1866 einen großen Anteil hat! 4. Welche großen Folgen für den Feldzug von 1870/71 hatte Moltkes wohldurchdachter Plan? 5. Wie haben die Hohenzollernkaifer diesem Manne gedankt? 6. Zeige, daß er „allezeit für des Reiches Herrlichkeit bereit war"!
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