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1. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 37

1891 - Paderborn : Heydeck
37 Luise Penrielle. Der Plan Gustav Adolfs und der Wunsch des damaligen Kurprinzen Friedrich Wilhelm, durch eine Heirat Schweden und Brandenburg zu vereinigen, scheiterte an dem Widerstände Christinens, der Tochter des Ersteren. Dieselbe war überhaupt jeder Heirat abgeneigt und verzichtete später sogar auf die Krone Schwedens, um katholisch zu werden. — So wählte denn Friedrich Wilhelm die Tochter Heinrichs von Oranien, mit Namen Luise Henriette, geboren am 27. November 1627, eine Frau von großer geistiger Befähigung und edlem Herzen. Da infolge des 30jährigen Krieges die kurfürstliche Kasse vollständig erschöpft war, schossen die branden-burgischen Stände 150 000 Mark zusammen, auf daß mit geziemender Feierlichkeit die Hochzeit gehalten werden könnte. Nach der Vermählung blieb Luise noch mehrere Monate im Haag; denn ihr Vater war schwer erkrankt, und sie verließ denselben nicht eher, als bis er in ihren Armen verschieden war. Bald nach ihrer Ankunft in der Mark schenkte ihr der Kurfürst sein Jagdschlößchen Bötzow a. d. Havel. An Stelle des alten wurde bald ein neues Schloß aufgeführt: Oranienburg. a. Ihrem Gemahl war Luise Henriette eine treue Gefährtin und Beraterin. Trotz ihres zarten Körpers und vielfach schwächlicher Gesundheit begleitete sie den Kurfürsten aus seinen Reisen und blieb selbst von seinen Kriegszügen nicht zurück. So treffen wir sie u. a. (1657) in dem schwedisch-polnischen Kriege zu Königsberg. „Lieber", sagte sie, „will ich alle Unbequemlichkeiten der Welt haben und um den Kurfürsten sein, als alle Bequemlichkeiten der Welt genießen ohne ihn.". Diese treue Anhänglichkeit seiner Gemahlin erwiderte der Kurfürst dadurch, daß er gern mit ihr alle wichtigen Angelegenheiten besprach und sie um ihre Meinung befragte. Dabei war Luise klug genug, sich nicht vorzudrängen und ihre .Ansicht aufzunötigen. Der Kurfürst stellte ihr später das ehrende Zeugnis aus, daß sie ihm immer gut geraten habe. „Alles", erklärte er einst, „worin ich dem Rate meiner Gemahlin gefolgt bin, ist gut von statten gegangen." Auch stellte er sich nach ihrem Tode häufig vor ihr Bild und sprach: „Luise, wie vermisse ich dich und deinen guten Rat." b. Für ihre Untergebenen hatte Luise Henriette ein teilnehmendes Herz in Not und Gefahr. Um Notleidenden helfen zu können,, ließ sie auf ihren Gütern strenge Ordnung und weise Sparsamkeit walten. Sie war selbst von ihrer Mutter zur Arbeitsamkeit am Nähtisch und zur Thätigkeit in Küche und Garten gewöhnt worden. Daher war es ihr möglich, aus ihren Ersparnissen das Waisenhaus zu Oranienburg für 24 Kinder zu gründen.

2. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 43

1891 - Paderborn : Heydeck
43 Ludwigs Xiv. Zwei Jahre lang blieb sie daselbst und lernte feine Sitte und die französische Sprache bis zu der Vollendung, daß später ein Gesandter in Berlin verwundert fragte, ob die Fürstin denn auch Deutsch verstehe. Dem Wunsche ihrer Eltern entsprechend heiratete sie 1684 den Kurfürsten Friedrich Iii. von Brandenburg. Ihr sehr gebildeter Geist, der sich mit Vorliebe mit guten Dichterwerken und gelehrten Schriften beschäftigte, konnte keinen Geschmack sinden an den großartigen, prunkvollen Hoffestlichkeiten, woran ihr Gemahl so große Freude hatte. So bildete sich nach und nach um die Kurfürstin ein engerer Kreis von gleichgesinnten Herren und Frauen zur Ausübung der Künste und zur gegenseitigen Belehrung durch geistreiche und wissenschaftliche Gespräche. Der Kurfürst war edel genug, diesen Neigungen seiner Gemahlin Rechnung zu tragen, schenkte ihr ein Landhaus in dem Dorfe Lützenburg (Lietzow) in der Nähe von Berlin und ließ ihr dort durch seine bedeutendsten Baumeister ein Lustschloß bauen: tzharkottenburg. Hier war der_ Lieblings* Aufenthalt der Fürstin und ihres Gelehrtenkreises, dessen Hauptzierde ihr Lehrer und Freund Leibnitz war. Dieser eifrigen Beförderin der Künste und Wissenschaften ist es wohl vorzugsweise zu danken, daß von da an in den höheren Kreisen des Landes sich ein regeres Interesse für Kunst und Wissenschaft geltend machte. Ihr Gemahl gründete schon als Kurfürst in Berlin die Akademie der Künste zunächst für Maler und Bildhauer, dann überhaupt für alle Zweige der Kunst. Noch unter dem ersten Könige erlangte die Bildhauer- und Baukunst in Berlin große Bedeutung. Es entstand insbesondere das neue Zeughaus, welches noch jetzt eine Zierde der Residenz ist; das königliche Schloß erhielt im ganzen seine jetzige Gestalt; die Akademie der Künste erhielt ihr eigenes Heim; verschiedene Kirchen wurden erbaut, auch wurde mit der Anlage eines neuen Stadtteiles, der Friedrichsstadt, begonnen. Neben der Akademie der Künste entstand die Societät d. i. die Gesellschaft der Wissenschaften. Veranlaßt wurde die Gründung derselben in jener Zeit, als eine Reihe gelehrter Männer unter dem Vorsitze Leibnitz' in Berlin zusammentrat, um über die Einführung des Gregorianischen Kalenders zu beraten?) Nach der Stiftungsurkunde soll von dieser Societät unter andern nützlichen Studien besonders für die Reinheit der deutschen Sprache 1) Der große Römer Cäsar hatte durch einen griechischen Mathematiker den Kalender verbessern und das Jahr zu 365 Tagen und 6 Stunden ansetzen lassen. — Papst Gregor Xttt. führte 1582 den genaueren ein, wie wir ihn jetzt haben. Während die Katholiken diesen gleich annahmen, weigerten sich anfangs die Protestanten, dasselbe zu thun.

3. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 45

1891 - Paderborn : Heydeck
45 mit ihnen über die Thorheit der Mode und über die Verschwendung, welche vielfach damit verbunden sei. Kostete doch damals eine schöne Perücke gegen 600 Mark. Die Herren wagten nicht, den Worten, welche sie so eben gehört hatten, zu widersprechen. Da sprach ihr künftiger Gebieter: „Es freut mich, meine Herren, daß Sie mit mir einverstanden sind. Wir wollen gleich den Anfang machen, eine so lächerliche Mode abzuschaffen, die alljährlich so viel Geld kostet." Dabei nahm er seine Perücke vom Kopfe und warf sie mit den Worten ins Feuer: „ Ein Lump, der es mir nicht nachmacht." Überhaupt war Friedrich Wilhelm darauf bedacht, unnütze Ausgaben zu vermeiden. Die Rechnungsbücher, welche er in jungen Jahren geführt hat, und die noch erhalten sind, bezeugen seine Sorgfalt, die Ausgaben mit den Einnahmen in schönster Harmonie zu erhalten, zugleich auch, daß er bestrebt war, Notleidenden und Armen Wohlthaten zu erzeigen, daß also seine Sparsamkeit kein Geiz war. 2. Als er mit 25 Jahren den königlichen Thron bestieg, sprach er als leitenden Grundsatz seiner Regierung den Gedanken aus, er wolle sein eigener Feldmarschall und sein eigener Finanzminister sein. Dem entsprechend sehen wir, daß er auch als König die größte Sparsamkeit durchzuführen suchte. Statt der 32 Kammerherren, die sein Vater gehabt, behielt er nur einen bei; auch hatte er an nur 2 Pagen, 2 Kammerdienern und ein paar Reitknechten genug. Die Königin Sophie Dorothea mußte sich gleichfalls mit einer Ober-Ceremonienmeisterin und wenigen Edelfräulein begnügen. Über hundert Luxuspferde im königlichen Marstalle wurden verkauft, kostbare Polsterstühle und teure Teppiche abgeschafft, Edelsteine und Perlen versteigert, Gold- und Silbergeräte eingeschmolzen und zu Geld geprägt. In dem Arbeitszimmer des Königs fand man hölzerne Stühle; statt kostbarer ausländischer Gewänder trug der König selbst gewöhnlich die Uniform eines Obersten und verschmähte es nicht, beim Schreiben Ärmel zu tragen, um seine Kleidung zu schonen. Gleich bei seiner Thronbesteigung hatte er sich die Verzeichnisse über das Einkommen, die Naturallieferungen und die Ruhegehälter feiner Beamten vorlegen lasfen. Auch hier machte er so scharfe Abstriche, daß die Gesamtsumme aus nahezu ein Fünftel herabgemindert wurde. Mochten anfangs dadurch auch manche verstimmt werden, es nützte nichts, um so weniger, als der König selbst mit dem Beispiele der größten Einfachheit voranging. Aber auch in der Arbeitsamkeit war der König ein Muster. Im Sommer staub er täglich um 4, im Winter um 6 Uhr auf; eine

4. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 51

1891 - Paderborn : Heydeck
geführt werden, und zwar beabsichügte der Prinz sich nach England zu begeben. Im Jahre 1730 nutzte der Kronprinz den König ans einer Reise nach Süddeutschland begleiten. Das schien ihm eine erwünschte Gelegenheit, seinen Plan ins Werk zu setzen. Zwei befreundete Offiziere (v. Katte in Berlin und Keith in Wesel) waren eingeweiht und bereit zu helfen. Schon follte von Sinsheim (zwischen Heil-bronn und Heidelberg) die Flucht vor sich gehen — da wurde dem König ein Brief übergeben, der unter ungenauer Adresse an den Leutnant v. Katte gerichtet war, und dadurch der ganze Plan verraten. Der Prinz wurde gefangen genommen. Am folgenden Tage traf der König mit seinem Sohne zusammen und gab, von Zorn übermannt, ihm dermaßen Stockschlüge, daß er Mutete. _ Bei einer neuen Zusammenkunft wollte der König seinen Sohn sogar mit dem Degen durchbohren; aber der alte General von Mosel erklärte: „Majestät! töten Sie mich, aber verschonen Sie Ihren Sohn." Der Kronprinz wurde nun als Gefangener nach Küstrin gebracht und auf das strengste behandelt: Bücher und Flöte, Tiute und Papier, selbst Messer und Gabel wurden ihm nicht gestattet. Inzwischen war Keith nach England entkommen, v. Katte aber in Küstrin auf dem Gefängnisplatze vor den Augen des Kronprinzen hingerichtet. Auch über diesen sollte als einen Fahnenflüchtigen das Todesurteil gesprochen werden, doch der Gerichtshof weigerte sich, das zu thun, und fremde Fürsten hielten beim Köuige an, er möge des Kronprinzen schonen. So entging dieser zwar dem Ärgsten, doch mußte er noch längere Zeit im Gefängnisse bleiben. Nach einiger Zeit gestattete ihm der König, auf der Kriegs- und Domänenkammer thätig zu seiu, um die Verwaltung, iusbesoudere das Rechnungswesen, kennen zu lernen. Die Kenntnisse, welche er sich hier in der Forst- und Landwirtschaft erwarb, der Einblick in die Preise der Lebensmittel und in die Bedürfnisse des Volkes sind ihm später sehr zu gute gekommen. Da Friedrich sich der genannten Beschäftigung mit aller Sorgfallt unterzog, inzwischen auch bei seinem Vater neuerdings Fürsprache für ihn eingelegt war, neigte sich das Herz des Vaters mehr und mehr dem Sohne zu. Als dann die Prinzessin Wilhelmine, dem Willen des Vaters entsprechend, ihre Vermählung mit dem Erbprinzen von Baireuth feierte (1731), war es dem Kronprinzen vergönnt, an ihrem Hochzeitstage nach Berlin zurückkehren zu dürfen. Danach blieb er noch drei Monat in Küstrin und arbeitete sich mit Lust und Liebe in die Staatsverwaltung und in das Heerwesen ein. Um nun das Aussöhnungswerk vollständig zu machen, gab der Kronprinz seinen Heiratsplan gänzlich ans und verstand sich dazu, (1733) die Prinzessin Elisabeth

5. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 81

1891 - Paderborn : Heydeck
81 darüber im Zweifel fein, daß man gegen diesen gewaltthätigen Menschen werde zum Schwerte greifen müssen. Luise sah dieses längst ein, obwohl manche Ratgeber des Königs anderer Ansicht waren. Der Krieg kam zum Ausbruch, zeigte aber gleich in den ersten Schlachten, daß, wie die Königin sich ausdrückte, „Preußen aus den Lorbeeren Friedrichs des Großen eingeschlafen war." Durch den Einmarsch Napoleons in Berlin war die königliche Familie genötigt, über Küstrin und Graudenz nach Königsberg zu flüchten. In dieser Stadt wurde die Königin von einer schweren Krankheit, dem Nervenfieber, befallen. Noch war dasselbe nicht ganz überstanden, als plötzlich die Nachricht eintraf: „Die Franzosen rücken aus Königsberg los." Obwohl die Gefahr des Rückfalles keineswegs ausgeschlossen war, entschloß sich die Königin doch, weiter zu fliehen, indem sie sprach: „Lieber will ich in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen." Die erste Nacht auf dieser Reise mußte sie in einer armen Hütte zubringen. Die Fensterscheiben des kleinen Gemaches waren zertrümmert, so daß der Schnee auf das Bett der noch immer kranken Vertriebenen siel. Nach einer dreitägigen, mühsamen Reise kam sie in Memel an. Hier besserte sich ihr Zustand, und die Schlacht bei Eylau, in welcher den Franzosen durch die Verbündeten arge Verluste beigebracht wurden, flößte ihr die Zuversicht ein, daß es überhaupt besser werden würde. Doch die unglückliche Schlacht bei Friedland raubte ihr nicht allein jegliche Hoffnung, sie drängte ihr sogar den Gedanken auf, das Vaterland zu verlassen und in Rußland Schutz zu suchen. Sie teilte ihrem Vater mit, daß sie mit ihren Kindern nach Riga fliehen wolle. Diese Reife wurde ihr allerdings erspart, doch bei den Friedensverhandlungen in Tilsit mußte sie Opfer bringen, die gewiß noch schwerer waren. Napoleon hatte den Kaiser von Rußland vermocht, mit ihm Frieden zu schließen und das Bündnis mit Preußen aufzugeben. Während nun über dieses unglückliche Land zu Tilsit verhandelt wurde, hielt man es für wünschenswert, daß die Königin Luise sich dem Gewalthaber nähere, um durch die erhabene Macht ihrer Erscheinung, die edle Ruhe ihres Gemütes und den großen Zauber ihrer Rede mildere Friedensbedingungen zu vermitteln. Als sie von dem Könige den Befehl erhielt, nach Tilsit zu kommen, sprach sie unter Thränen: „Das ist das schmerzhafteste Opfer, das ich meinem Volke bringe, und nur die Hoffnung, ihm nützlich zu fein, kann mich dazu vermögen. Doch das Schwere wird einmal von mir gefordert; Opfer zu bringen bin ich gewohnt." Als sie in Tilsit angekommen war, wurde sie von Napoleon mit einer Einladung zum Mittagsmahle beehrt. Schröder, Brandenb.-preußische Geschichte. 2. Ausl. 6

6. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 33

1891 - Paderborn : Heydeck
33 Hauptstadt Berlin waren von 20 000 Einwohnern nur 6000 übrig geblieben, und es gab mehr leere als bewohnte Häuser. Bettler und Räuber durchzogen das Land und raubten in jenen Gegenden, die der Krieg verschont hatte. Zum Glücke folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn. Das war Friedrich Wilhelm, der große Kursürst, welcher als der eigentliche Gründer der brandenbnrgischen Macht zu betrachten ist. Bisher nämlich waren die Bewohner der Mark Brandenburg, des Herzogtums Preußen und der cleveschen Lande nicht gewohnt, sich als Angehörige eines gemeinsamen Staates zu betrachten; denn jedes dieser Länder hatte seine besonderen Rechte und Vorteile, sowie seine eigenen Pflichten und Lasten. Der große Kurfürst war es, der auf fester Grundlage die Einheit und dadurch die Kraft der hohen-zollernschen Monarchie zu sichern suchte. 1. Friedrich Wilhelm wurde zu Berlin den 16. Februar 1620 geboren. Seine Mutter, eine Schwester Friedrichs V. von der Pfalz, war angelegentlichst darans bedacht, ihrem einzigen Sohne feste religiöse Grundsätze einzuprägen. Noch in späten Jahren hat der Kurfürst aufgezeichnet, wie einst seine 'Mutter ihm die Lehre gegeben, Gott vor allem und seine Unterthanen zu lieben, das Laster aber zu hassen; dann werde Gott seinen Stuhl bestätigen. Von seinem fünften Jahre an erhielt er treffliche Lehrer und zeigte bald sehr erfreuliche Fortschritte. Um ihn aus dem Kriegsgewühl der Marken zu entfernen, gingen feine Lehrer, als er sieben Jahre alt war, mit ihm nach Küstrin. Später begleiteten ihn seine Erzieher auch nach der Universität Leyden. Als aber in dieser Stadt die Pest ausbrach, sah der Prinz sich genötigt, nach dem Haag zu gehen. Bald wurde er mit den Söhnen der dortigen vornehmen Familien bekannt, die ihn zu ihren nächtlichen Trinkgelagen einluden und zu allerlei Ausschweifungen zu verleiten suchten. Er verließ ungesäumt die Stadt und sprach das schöne Wort: „Ich bin es Gott, meinen Eltern und meiner Ehre schuldig, die Verführung zu fliehen." Er begab sich ins Feldlager des Prinzen von Dramen, der eben Breda belagerte. Als dieser hörte, warum er den Haag so schnell verlassen habe, klopfte er ihm beifällig auf die Schulter und sagte: „So recht, lieber Vetter! Eine solche Flucht ist heldenmütiger, als wenn ich Breda erobert hätte. Wer sich selbst besiegen kann, ist zu großen Unternehmungen fähig." 2. Friedrich Wilhelm bestieg den Thron am 1. Dezember 1640. Wohl hatte er eine schwere Aufgabe; denn durch die verschiedenen Wechselfälle des Krieges waren seine Länder in den traurigsten Zustand gekommen. Aber nicht unvorbereitet trat er die Regierung an: manches hatte er in Holland gesehen und beobachtet, Schröder, Brandenh.-preußische Geschichte. 2. Aufl. 3

7. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 108

1891 - Paderborn : Heydeck
108 Kaiser, wenn auch verwundet, doch gerettet dem Mordversuche entgangen war, welches im Sommer 1878 von einem Hause in Berlin aus auf ihn gemacht worden war. Auf persönliches Eingreifen des Landesherrn selbst, insbesondere durch die kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 und wiederum vom 14. April 1883 kam im letztgenannten Jahre im Reichstage ^das Arbeiter-Krankenversicherungsgesetz und im folgenden Jahre das Arbeiter-Unfallversicherungsgesetz zu stände?) Beide erhielten in den nächstfolgenden Jahren eine Erweiterung, damit möglichst weiten Kreisen die Wohlthaten dieser Gesetze^ könnten zu teil werden. — Auch sprach der König seine große Freude darüber aus, daß im Königreiche Prenßen wenigstens die beiden untersten Stufen der Klassen steuerpflichtigen von einer Abgabe an den Staat gänzlich befreit werden formten. Es trat Mar J-887 der Reichstag auch in die Beratung eines Alters-uud Juvaliditätsversicheruugsgesetzes ein, doch zogen sich die wichtigen Verhandlungen lange Zeit hin, und Kaiser Wilhelm I. erlebte das Zustandekommen desselben nicht mehr; denn, nachdem er das außergewöhnliche Alter von 90 Jahren erreicht hatte, starb er nach kurzer Krankheit am 9. März 1888, thätig für Deutschlands Wohl bis zum letzten Hauche?) Kaiserin Auguüa (1811—1890)?) Die Wiege der Kaiserin Augusta stand in der großherzoglichen Residenz Weimar im schönen Thüringen. Dort wurde sie am 30. September 1811 geboren. Wenige Jahre später entwarf x) Nach diesem Krankenversicherungsgesetze müssen sämtliche gewerbliche und Fabrik-Arbeiter und Arbeiterinnen — nach seiner Erweiterung auch die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter — versichert sein. Sämtliche auf Grund dieses Gesetzes errichtete Krankenkassen, mögen sie Gemeinde-, Orts-, Betriebs- (Fabrik-, Ban-) ober Jnnnngskassen sein, haben freie ärztliche Behandlung und freie Arzenei und außerdem mindestens die Hälfte des für die betreffende Kasse geltenden Tagelohnsatzes zu gewähren. Die Beiträge werden zu einem Drittel von den Arbeitgebern, zu zwei Dritteln von den Arbeitern bezahlt. Nach dem neuen Unfallversicherungsgesetze ist die Versicherung gegen solche Unfälle, welche aus dem Arbeitsverhältnisse hervorgehen, auf das Reich, bezw. die von bemselben gebilbeten Arbeitgeberverbänbe (Berufsgenossenschaften) übernommen und die Versichernngspslicht auf alle Betriebe und Gewerbe ausgedehnt, in welchen das Leben und die Gestmbheit der Arbeiter Gefahren ausgesetzt sind. Als Entschädigung bei Unfällen werden bezahlt die Kurkosten und je nach dem Grade der Verletzung eine fortdauernde Rente. Bei Todesfällen erhalten die Angehörigen, Seren Ernährer der Verunglückte war, eine ausreichend bemessene fortlaufende Rente. Die Beiträge zahlt der Arbeitgeber ganz. 2) Ergänz. I. 35—39. — A. 354—356. 3) Nach Bornhak.

8. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 110

1891 - Paderborn : Heydeck
110 Ilwssl !r? bi[ Sonne unterging, nahnl das Kind mit vielem Danke den frügen Strumpf und verabschiedete sich. Nach kurzer Zeit konnte es in der afur£ Elseuach Uustiahme finden; denn Prinzessin Augusta zahlte für dasselbe das erforderliche Schulgeld. Vor Anbruch des Winters aber erschien leifp1 'Sunclton3r-t,et der schule, um sich nach dem Betragen und dem frleisjethres kleinen Pfleglings zu erkundigen. Aus dem Munde der Lebrerin horte sie nur Gutes über das Kind. Bei dieser Gelegenheit aber bemerkte die ;unge Fürstin, daß die ergraute Mutter der Lehrerin auf einem harten öoh= stuhle ohne Lehne sitzen mußte. Nach wenigen Tagen kamen von Weimar ein bolm^ utb'siyßinb 5ra" U"6 ncue ®M,er "Nb Schreib,-ch-n für ^ 1829 bürste die Prinzessin Augusta dem damaligen Pnnzen Wilhelm von Preußen das Eheversprechen geben, woraus rm x5um desselben Jahres zu Berlin die Hochzeit erfolgte. Da.-' lunge Paar bezog das „Nene Palais" zu Potsdam, und die Prinzessin Augusta fuhr fort, in Kunst und Wissenschaft sich weiter auszubilden. ’ Als aber am 18. Oktober 1831 der spätere Kaiser Friedrich Mid wenige ^sahre darauf (1838) demselben eine Schwester mit Namen Luise geboren war, gab es für die glückliche Mutter eine neue ^orge: die Erziehung ihrer Kinder. Daß sie in Verbindung mit tüchtigen Lehrern dieselbe auf das beste betrieben hat, sagt ein kundiger Berichterstatter mit den Worten: „Wenn die Prinzessin Augusta keinen andern Ruhmestitel besäße, als den einen wie sie ihre Kinder erzogen, so wäre ihr schon damit der Dank und die Anerkennung des deutschen Volkes gesichert" Seit dem Jahre 1849 hielt sich die Prinzessin Augusta mit ihrem Gemahl meistens zu Koblenz auf. Unter den vielen Werken der Nächstenliebe muß vor allem die von ihr ins Leben gerufene Gärtnerlehranstalt Köuiginhos (bei Koblenz) erwähnt werden m welcher armen Waisenknaben die beste Ausbildung geboten U"b *vie die leutselige Prinzessin sich dazu herabließ, die Zöglinge der Waisenhäuser bei ihren Spielen im Freien mit einer Menge nützlicher Geschenke zu überraschen, so verschmähte sie es auch nicht, sich an dem Sterbelager des Generals von Griesheim mederzusetzeu, um mit eigener Hand den kalten Todesschweiß von der Stirn des erblindeten Kranken zu trocknen. Nachdem die Prinzessin in rascher Aufeinanderfolge die Hochzeiten ihrer Kinder (ihrer Tochter 1856 — ihres Lohnes 1858) gefeiert hatte, wurde ihr Gemahl durch den Tod Friedrich Wilhelms Iv. 1861 auf den preußischen Königsthron berufen nud sie somit Königin von Preußen. J 2. Augusta alskönigin nndkaiserin. — Mit den Kriegen Wilhelms I. schreitet gleichmäßig voran die Thätigkeit der Königin Augusta für die verwundeten Soldaten und deren verwaiste An-

9. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 116

1891 - Paderborn : Heydeck
116 Jahrestage der Schlacht bei Sedan ein Schreiben, in welchem er die ganze Nation zur hilfsbereiten Fürsorge für die Invaliden und für die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger aufforderte. — Eine große Freude bereitete es auch dem Kronprinzen, als ihm zur Feier seiner silbernen Hochzeit als Festgabe des deutschen Volkes 800 000 Mark überreicht wurden, um dieselben zu wohlthätigen Zwecken zu verwenden. Die Herzen der Katholiken Deutschlands machte sich der Kronprinz besonders durch die versöhnlichen Briefe geneigt, welche er 1878 in kirchlichen Angelegenheiten an den Papst richtete. Damals nämlich war infolge eines Mordversuches (Nobiling hieß der elende Thäter) auf den Kaiser der Kronprinz auf ein halbes Jahr mit der Vertretung in der Regierung betraut. Auch unterließ er es nicht, i. I. 1883 auf seiner Rückkehr von Spanien eine Reise nach Rom zu machen und bei dem Oberhaupte der Kirche eine Audienz nachzusuchen, die ihm unter großen Ehren zu teil wurde und sicherlich dazu beigetragen hat, daß in den kirchlichen Wirren schneller eine Wendung zum Bessern herbeigeführt wurde. Seit Anfang des Jahres 1887 horte man häufiger von einem Halsleiden des allerseits beliebten Kronprinzen. Schließlich hielten die Arzte einen Aufenthalt in Italien für notwendig. Von San Remo drang dann die Trauernachricht nach Deutschland, daß das Leiden ein krebsartiges sei und über kurz einen Luftröhrenschnitt notwendig machen werde. Derselbe wurde im Februar 1888 vollzogen. Am 9. März traf den sehr geduldigen Kranken die Trauerkunde, daß Kaiser Wilhelm I. das Zeitliche gesegnet habe. Noch einmal raffte der schwer Kranke seine Kräfte zusammen und erschien trotz Winterkälte bereits am 11. des Monats in Charlottenburg. Allgemeinen Beisall fanden der Aufruf an das Volk und der Erlaß an den Reichskanzler, welche der neue Kaiser sogleich veröffentlichte. Zwei Gedanken besonders sind es, welche darin vor andern außerordentlich angenehm berühren. „Ein jeglicher unter ihnen (den Unterthanen)," erklärte der neue König und Kaiser, „wessen Glaubens er sei, steht meinem Herzen gleich nahe; haben doch alle gleichmäßig in den Tagen der Gefahr ihre volle Hingebung bewährt." Sodann betont der kaiserliche Erlaß besonders die Pflege, welche der heranwachsenden Jugend zugewandt werden müsse; Gottesfurcht und einfache Sitte seien die gesunden Grundlagen einer gedeihlichen Jugenderziehung. — Bei der Kürze seiner Regierung konnten die in seinen Erlassen ausgesprochenen Bestrebungen des edel denkenden Monarchen nicht zur Durchführung kommen. * Die Prinzessin Sophie, die zweite Tochter des Kaisers, feierte kurz vor dem Tode ihres Vaters ihren 18. Geburtstag und

10. Brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 117

1891 - Paderborn : Heydeck
117 kam in das Krankenzimmer, um die Glückwünsche ihres schwer leidenden Vaters entgegenzunehmen. Der Kaiser, welcher nicht mehr sprechen konnte, schrieb aus ein Blatt: „Bleibe fromm und gut, wie Du es bisher gewesen bist. Dieses ist der letzte Wunsch Deines sterbenden Vaters." — An seinen Sohn und Nachfolger aber richtete er die beherzigenswerten Worte: „Lerne leiden, ohne zu klagen. Das ist das einzige, was ich Dich lehren kann." Unter allgemeiner Trauer des ganzen Volkes sank der Vielgeliebte nach einer Regierung von 99 Tagen ins Grab. Seine irdische Hülle wurde am 18. Juni in der Friedenskirche zu Sanssouci und am 18. Oktober 1890 in der neben der Kirche erbauten Grabstätte beigesetzt. „Der Tugenden, die ihn schmückten, der Siege, die er auf bett Schlachtfeldern einst errungen hat, wirb bankbar gedacht werden, so lange deutsche Herzen schlagen, und unvergänglicher Ruhm wird seine ritterliche Gestalt in der Geschichte seines Vaterlandes verklären."1) Pie Kaiserin Friedrich.-) Die Kaiserin Viktoria, oder wie sie nach dem Tode ihres Gemahles genannt wird, die Kaiserin Friedrich, ist von England zu uns herübergekommen; denn ihre Mutter ist die Königin von England, ihr Vater war ein deutscher Fürst, Prinz Albert von Sachsen-Koburg. Das älteste Kind dieses Paares ist die Prinzessin Viktoria, welche am 21. November 1840 geboren ist. Als sie herangewachsen war und der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen seinen Entschluß bekannt gegeben hatte, sie zu ehelichen, war der eigene Vater es, welcher seine Tochter die Sitten und Gebräuche der Deutschen und namentlich auch die Geschichte Preußens eingehend kennen lehrte. Nachdem 1858 zu London mit aller Pracht die Hochzeit gefeiert worden war, zog das junge Paar nach Berlin und bewohnte hier dasselbe Haus, in welchem Friedrich Wilhelm Iii. und seine Gemahlin Luise verweilt hatten. Wie diese aber ihr Gut Paretz als Lieblingsaufenthalt hatten, so hielten sich Prinz Friedrich Wilhelm und seine Gemahlin gern auf ihren Gütern Eiche und Bornstedt ans. Da die Prinzessin bemerkte, daß manche Kinder oft die größte Zeit des Tages ohne Aufsicht umherliefen, eröffnete sie bald in Bornstedt ein „Kinderheim." Sie richtete nämlich ein Haus ein, in welchem verwahrloste Kinder täglich zusammenkommen sollten, wo sie durch eine dazu bestellte Frau reinlich gehalten und beaufsichtigt wurden, und wo sie selbst ihr Frühstück und Mittag- x) Erg. I. 42 - A. 201 u. 358; B. 305. 2) Nach Max Hübner: Vaterl. Gedenktage Iii. 8** L
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