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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 4

1878 - Mainz : Kunze
- 4 — ein und verwahrten diese Mumien, denen sie sogenannte Todten-büche r. d. i. Gebetsrollen, mitgaben, in Pyramiden oder Katakomben (Felsgräbern). § 2. Die Euphratvölker. Von den armenischen Bergen fließt der Euphrat zuerst nach Südwesten, als wollte er ins Mittelmeer sich einen Weg suchen, dann nach scharfer Biegung gegen Südosten, bis er in den früher sich mehr nach Norden erstreckenden persischen Golf mündet. Dem Euphrat läuft eine weite Strecke lang parallel, jedoch in höher gelegenem Flußbette, der Tigris (Pfeil), der in vorgeschichtlicher Zeit eine eigene Mündung besessen haben mag, jetzt aber mit ersterem Strome sich vereinigt. Beide Flüsse schließen in ihrem Unterlauf eine fruchtbare Niederung. Mesopotamien, ein, die in Verbindung mit ihrem Mündungslande, Chaldäa, die zweite berühmte Stätte der alten Kultur bildet. In Mesopotamien war bei weitem die mächtigste Stadt Babylon, Babel (Haus des Bel), über dessen Gründung und erste Geschichte wir im Dunkeln sind. Mehr dem Hochlande zu am Tigris in Assyrien lag Ninive, dessen Name an einen fabelhaften König Ninus angeknüpft wird. Ebenso romanhaft wie dieser ist seine Gemahlin Semiramis, der man die Gründung vieler asiatischen Städte, die Anlage gebahnter Straßen, großartige Eroberungen, sogar einen Zug nach Indien zuschreibt. Ninus und Semiramis scheinen nichts anders als Personifikationen einheimischer Gottheiten zu sein. Das assyrische Reich dehnte sich im Laufe der Zeit nach allen Richtungen hin gewaltig aus; im Südwesten bildete Syrien einen beständigen Zankapfel zwischen ihm und den Pharaonen, die bis zum.euphrat vorgedrungen waren. Die häufigen Zusammenstöße begünstigten die Bildung kleinerer selbständiger Staaten, welche aber nach und nach von dem östlichen Kolosse erdrückt wurden. So unterwarf Tiglat Pilasar Ii. das wichtige Königreich Damaskus, sein Nachfolger Salmanassar drang bis zum Mittelmeere vor, starb aber nach nur sechsjähriger Regierung, ohne daß es ihm gelungen war, das durch die See geschützte Tyrus zu erobern. Der

2. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 35

1878 - Mainz : Kunze
— 35 — Allen Bildhauern steht voran Pheidias, der nicht nur den Giebel und Fries des Parthenon mit seinen Figuren zierte, sondern auch die Bildsäulen der Athene und des olympischen Zeus schuf. Von anderen Namen nennen wir Polykleitos und Praxiteles. Als ältestes erwähnenswerthes Gemälde ist anzuführen die Marathonschlacht von Polygnot, dem Zeitgenossen des Aeschylos und Kimon, in der Stoa Poikile d. i. der bunten Halle zu Athen. Zenxis und Parrhasios wandten in ihren Werken zuerst Licht und Schatten an, von Apelles ließ der große Alexander sich malen. § 23. Rückblick. Bis zum Jahre 300 v. Ch. ist der Schauplatz der Weltgeschichte, wenn wir von Karthago und Sizilien absehen, die nur vorübergehend in Betracht kommen, der Osten, uni) zwar bis ungefähr 500 v. Ch. fast ausschließlich Aegypten und der asiatische Orient. Um das letztgenannte Jahr war die gewaltige Ländermasse von der Wüste Sahara und dem Ostrande des Mittelmeers bis zu den hochasiatischen Bergketten in der Hand eines Herrschers, des Großkönigs von Persien, und wir konnten mit Recht sein Reich als das erste Weltreich bezeichnen. Europa im großen Ganzen war um diese Zeit noch nicht aus dem Dunkel hervorgetreten , selbst Griechenland beffen Sage weit hinaufreicht, hatte noch keine geschichtliche Bebentung. Aber seit 500 änbert sich die ganze Lage wie mit einem Schlage. Seit dem ersten Zusammenstoß zwischen der asiatischen und der kleinen griechischen Welt sind wir gezwungen unsere Aufmerksamkeit unverwandt auf ein Fleckchen Land zu richten, das dem östlichen Kolosse gegenüber fast zu einer Nußschale zusammenschrumpft. Den Grund dieser rätselhaften Erscheinung suchen wir vergebens blos in der geographischen Lage und dem Klima beider Ländercomplexe, obgleich auch diese wesentlichen Einfluß gehabt haßen. Auch darin, daß die Griechen eines Stammes, die persischen Asiaten und Afrikaner dagegen Angehörige verschiedener Stämme waren, kann die Erklärung nicht vorzugsweise beruhen. Weit mehr kommt die individuelle Geltung des Menschen auf der westlichen Seite des ägäischen Meers in Betracht. Hier herrscht persönliche Freiheit, dort ist der Wille der Gesammtheit und der Einzelnen unterdrückt und ließ sich leicht unterdrücken. Beim Griechen kommt die Persönlichkeit zur Geltung, beim Asiaten verschwindet sie in der Masse. Daher spricht man auch in Griechenland von Verfassungen, denen Städte und Landschaften sich willig fügen; in Asien sind alle Sklaven; selbst dort, wo sogenannte Republiken bestehen,

3. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 9

1878 - Mainz : Kunze
— 9 - Nach unentschiedener Schlacht zog er sich in das feste Sardes zurück, vermochte aber nicht lange eine Belagerung auszuhalten und mußte sich schließlich ergeben und sein Land dem Sieger überlassen, dessen nächste Sorge es war die an der kleinasiatischen Küste seßhaften Griechen und ihre reichen Handelsstädte seinem Reiche einzuverleiben. Auch nach den Inseln griff die Hand der Perser hinüber, und manche derselben, z. B. S am o s, das bisher der Besitz des glücklichen Tyrannen Po ly trat es gewesen war, mußten den Großkönig in Susa als Herrn anerkennen. Die Bedeutung Kleinasiens für die Weltgeschichte beruht hauptsächlich darin, daß dort die Auswandererzüge, deren Ziel Europa war. längere Rast machten, ehe sie den schmalen Meeresarm des Archipel, den Hellespont, überschritten. In keiner Gegend der alten Welt hat daher ein so reges und vielgestaltiges Leben geherrscht als hier. Man kann es mit Recht die Völkerbrücke nennen. Der griechische Lichtgott Apollon scheint l y kisch en Ur s p rnng s zu sein. — Ueber Polykrates vergl. Schillers Gedicht: „der Ring des Polykrates". § 5. Das perserreich. Im Osten des persischen Golfs bis zum Bolor-Dagh hin liegt Iran, die Wiege des persischen Volks, das bestimmt war die erste Großmacht des Altertums zu werden. Keine fruchtbaren Ströme bewässern das Land, daher kann von ergiebigem Ackerbau kaum die Rede sein. Aber der Kampf ums Dasein hatte ein kräftiges kühnes Geschlecht erzeugt, dem die verweichlichten Bewohner der reichen Kulturländer Asiens beim ersten feindlichen Begegnen weichen mußten. Auch religiöse Begeisterung stand den Persern zur Seite, denn als Dienern des Lichtgottes Or-muzd war Kampf gegen die Mächte der Finsternis ihre Pflicht, und für solche sahen sie alle Götter der übrigen Nationen an. Als erster Stammesfürst wird uns Kyros genannt (Ku = rusch-Sonne). Wie im Fluge eroberte er das Iran benachbarte Medien, dessen Herrscher die Sage zum Großvater des Siegers stempelt, um den Medern das Joch ihrer Ueberwinder erträglicher zu machen. Nach zehn Jahren unterliegt Lydien, nach weiteren zehn Babylonien, nachdem „durch die Gnade

4. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 131

1878 - Mainz : Kunze
— 131 — vom Untergänge des weströmischen Reichs bis zur Reformation, verliert allmählich den früheren Mittelpnnkt ans dem Ange, insofern der Schau-platz bedeutender Ereignisse der Peripherie näher rückt, während jedoch der Seehandel meist noch im alten Geleise bleibt, nur daß seine Aus-gangs- und Endpunkte andere geworden sind. So dürfen wir vom commereiellen Standpunkte aus das Mittelalter nicht als einen ganz neuen Zeitabschnitt sondern nur als eine Übergangsperiode betrachten; dasselbe ist der Fall in Bezug auf Cultur und Politik; denn hinsichtlich der ersteren weist es nicht nur keinen Fortschritt sondern eher einen Rückschritt auf, und was letztere betrifft, so werden noch immer die Geschicke der bekannten Welt von Rom aus geleitet oder wenigstens beeinflußt, ja die hervorragendste Macht, das deutsche Königtum, glaubt des Zaubers der alten römischen Kaiserkrone nicht entbehren zu können. Erst von da an, wo das Terrain der Geschichte sich ändert, wo eine neue Cultur anhebt und die Hauptstadt der alten Welt ihr ltcbergciuicht völlig einbüßt, find wir berechtigt eine neue Epoche zu beginnen. Alles dies geschieht nicht mit einem Schlage, ist auch nicht das Werk einer einzigen bevorzugten Nation, sondern hat sich nach und nach unter Mithilfe fast des gefantntten Europas entwickelt. In einer anfangs unscheinbaren Erfindung, der des Compasses, die man einem Italiener verdankt, liegt der Grund, daß das Gebiet des Handels sich über das gewaltige Weltmeer ausdehnte, daß die Auffindung des Seewegs nach Ostindien den Portugiesen ermöglicht wurde (1498), und daß Colon Spanien mit einer neuen Welt, mit Amerika, beschenkte (1493). Die Erfindung des Schießpulvers aber durch den Mönch Berthold Schwarz um 1340 schuf, indem sie durch die Umgestaltung des Kriegswesens den immerwährenden Fehden besser als der Landfrieden ein Ende bereitete, einen Zustand größerer Sicherheit, der nicht blos der materiellen Wohlfahrt durch Beschützung des Handels und der Industrie sondern ebensowohl der geistigen Arbeit zu gute kam. Diese selbst nahm durch die Buchdruckerkunst, mit welcher der Mainzer Guttenberg die Welt beglückte (1436), einen gewaltigen Aufschwung; denn dieselbe machte nicht allein die heiligen Urkunden zum allgemeinen Eigentum sondern auch die antike Bildung zum festen Besitz sich immer mehr vergrößernder Volksschichten. Selbst das Gewitter, welches längst durch die großartig aufstrebende Türkenmacht dem letzten Reste des griechischen Kaiserreichs gedroht hatte und sich endlich mit der Eroberung Konst ant inop eis 1453 entlud, erwies sich als segensreich für die Verbreitung der alten Literatur und Wissenschaft, da es die Vertreter derselben vom Bosporus verscheuchte und sie im Abendland edle Saaten ausstreuen ließ, welche fröhlich ausgiengen und reisten. Die begeisterten Jünger der Alten setzten der mittelalterlichen Scholastik den Humani s-m u s entgegen, zunächst in Italien dann aber auch in Frankreich und Deutsch- 9 *

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 1

1868 - Mainz : Kunze
Die neuere Geschichte. lion der Reformation durch Dr. Martin Luther öts zur Hegenmarl 1517 —1867. Erste Periode. Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden 1517— 1648. §. 1. Einleitung. ^ie neuere Geschichte, welche durch die wichtigsten Ersindungen und die Entdeckung neuer Welttheile und Handelswege eingeleitet wor- den war, beginnt man gewöhnlich mit der Reformation durch Luther. Sie ist ein Werk, dessen Nothwendigkeit schon früher empfunden, dessen Ausführung aber 'öfter mißlungen war (Band Ii. S. 149). Seitdem aber die Wissenschaft und Sprache der alten Griechen von Constanti- nopel nach dem Abendlande zurückgekehrt war (1453) und die Erfin- dung der Buchdruckerkunst das Studium der klassischen Werke begün- stigte, ward es lichter in den Köpfen. Das Wissen sing an sich allge- meiner zu verbreiten, und dadurch ward es möglich, daß der Geist der Wahrheit rasch Wurzeln fassen und Schößlinge treiben konnte. Unter den Männern, welche vor Luthers Auftreten mit unermüd- licher Kraft dahin wirkten, Licht und Wahrheit zu verbreiten, verdienen vor allen Erasmus von Rotterdam, Ulrich von Hutten und Johannes Reuchlin genannt zu werden. Erasmus, welcher wider seinen Willen in ein Kloster aufgenommen worden war, lebte in Frankreich, in den Niederlanden, England und Italien und beschäftigte sich vorzugsweise mit dem Studium der alten Sprachen und der Theologie. Das End- ziel seines ganzen Strebens war die Verbreitung einer reineren Er- Cassian's Geschichte. Iii. 2. Nusl. v. Stacke. 1 Vorboten der neuen Zeit u. der Refor- mation. Erasmus v. Rotterdam.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 103

1868 - Mainz : Kunze
Von der Reformation bis zum westfälischen Frieden. 103 waren 40,000 Häuser verbrannt, in Schlesien und Brandenburg mehr als der dritte Theil der gesamniten Häuserzahl. Zwei Theile der Ein- wohner hatte das Schwert, die Pest und der Hunger hinweggerasft. Gar manches Dorf ist spurlos verschwunden, und kaum wissen die Nachkommen noch, wo es gestanden. Auch in anderer Weise war unsägliches Leid über Deutschland Die Freiheit hereingebrochen. Der Glaubeuseifer war durch Jammer und Elend Stände beim Volke, durch Sitteulosigkeit bei den Soldaten, durch Politik bei schwindet den Fürsten erkaltet. Die Einheit des deutschen Reiches war dahin, die Fürsten hielten stehende Heere, welche gegen die eigenen Uutertha- nen gebraucht wurden. Die Freiheit der deutschen Städte ging zu Grunde, der Bauernstand kam noch mehr herab. Was Bürger und Bauern verdienten, verschlangen der Adel, die Geistlichkeit und die fürstliche Kammer. Frohnden und Steuern aller Art mehrten sich. Deutschland war auch in geistiger Beziehung gesunken. Wie die Gras,»Aber. Entwickelung in Literatur, Wissenschaft und Kunst gehemmt war, so ^eug'bu nahm dagegen der Aberglaube überhand. Einige versuchten die bösen blutigsten Geister zu bannen, Andere verschrieben sich dem Teufel, um durch i^n ^cscnproceiie zu Reichthum und Glück zu gelangen. Fast an allen Höfen wurde die Goldmacherkunst getrieben, der man viel Zeit und Geld opferte, ohne daß etwas dabei heraus kam. Wie weit man in der Wuth dies Geheimniß zu entdecken ging, beweist die Behauptung eines gewissen Töpfers, welcher alles Ernstes versicherte, man müsse das Gold aus den Juden machen, aus 24 verbrannten Iudenleibern werde man ein Loth Gold erhalten. Neben dieser Kunst spielte die Sterndeuterei eine große Rolle, und selbst hohe Herrn, wie Kaiser Rudolf und Wallen-- steiu, schenkten ihr das größte Vertrauen. Zu den merkwürdigsten Verirrungen jener Zeit gehören auch die Hexenprocesse. Man glaubte, boshafte alte Weiber stünden im Bunde mit dem Teufel, von dem sie lernten, böses Wetter machen, fremden Kühen die Milch entziehen, fremdes Getreide durch die Luft entführen, durch den bösen Blick Menschen und Vieh tobten rc. Fast jede der Angeklagten gestand, von den Martern der Folter gepeinigt, daß sie die Künste, deren sie ange- klagt werde, vom Teufel oder von einer Hexe gelernt, sich mit dem Teufel abgegeben und von ihm die Kunst zu zaubern gelernt habe. Alle Hexen seien am 1. Mai auf dem Blocksberg zusammengekommen, hätten in einem Nebelring, mit dem Rücken gegen einander gekehrt, getanzt und Götzendienst mit einem großen schwarzen Bock getrieben, welcher sich zuletzt selbst verbrannt habe; dann hätten die Hexen die Asche desselben gesammelt, um damit Zauberei zu treiben, und seien

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 237

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 237 vom Reich die Pflichten seines kaiserlichen Amtes länger zu erfüllen, seinen Grundsätzen es schuldig sei, auf eine Krone zu verzichten, die nur so lange Werth für ihn gehabt habe, als er die damit übernom- menen Pflichten zu erfüllen ini Stande gewesen sei. Da er nun dies nicht mehr vermöge, so lege er sein Anit und seine Würde als Ober- haupt des Reiches nieder und entbinde auch alle Mitglieder desselben von ihren gesetzlichen Verpflichtungen gegen ihn. So war das tausend- jährige Reich aufgelöst und die deutsche Reichsversassung gestorben; das deutsche Volk aber lebte noch. Kaiser Napoleon, im sicheren Gefühle seines Uebergewichtes, ver- schenkte neu^ Länder und Kronen wie Spielwaaren an seine Brüder und Freunde. Als er vernahm, daß englische und russische Truppen in Unteritalien gelandet seien, erklärte er höchst lakonisch: „Ferdinand hat aufgehört Neapel zu regieren." General Massena erhielt den Auf- trag, den kaiserlichen Machtspruch mit Hülfe eines auserlesenen Heeres zu vollziehen und des Kaisers Bruder Joseph als König einzusetzen. Ebenso empsing Napoleons Bruder Ludwig die batavische Republik als Königreich Holland, der Marschall Berthier das Herzogthum Neufchatel, Murat, welcher früher Koch gewesen, dann General und Schwager des Kaisers geworden war, das Großherzogthum Cleve und Berg am Niederrhein. Auch in Deutschland schaltete er ganz als unumschränkter Herr über Fürsten und Völker. Sein Wille war höchstes Gesetz. Spione hinterbrachten, wer eine andere Meinung zu haben wagte. Der Nürnberger Buchhändler Palm hatte eine Flugschrift „Deutsch- lands Erniedrigung" versandt. Er wurde plötzlich von französischen Gensdarmen ergriffen und, da er den Verfasser nicht nennen konnte, er- schossen (1806). §. 22. Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen. Im Jahr 1797 hatte König Friedrich Wilhelm Iii. den preußi- schen Thron bestiegen. Er war ein seltener Herrscher und durch vor- zügliche Geistesanlagen, ein edles Gemüth und große Charakterfestigkeit gleich ausgezeichnet. Mit einer allgewinnenden Herablassung verband er einen echt religiösen Sinn, eine strenge Rechtlichkeit und große Thätigkeit. Wie in seinem Privatleben, so befleißigte er sich auch im Staatshaus- halt einer großen Sparsamkeit und wählte nur solche Männer für seine Umgebung aus, welche er für die redlichsten und uneigennützigsten erachtete. Würdig stand ihm zur Seite seine edle Gemahlin, die unver- geßliche Königin Louise, eine mecklenburgische Prinzessin, welche in Napoleons Brüder erhal- ten Neapel, Holland re. Hinrichtung des Buch- händlers Palm. 1806. Friedrich Wilhelm und Louise von Preußen.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 106

1868 - Mainz : Kunze
106 Erste Periode der neueren Geschichte. Galileo Galilei -j- 1642, Isaak Newton t 1727, und Andere erwerben sich um die Wis- senschaft un- sterbliche Verdienste. Der Grego- rianische Ka- lender 1582. Würtembergischen (1571—1630), dessen Mutter als Hexe angeklagt wurde und im Kerker starb, beobachtete und berechnete die Bahn des Mars und entdeckte, daß die Planeten sich in Ellipsen um die Sonne bewegen. Der Italiener Galileo Galilei aus Pisa (1564—1642), welcher die Gesetze des Pendels und des Falles entdeckte und das kurz zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete, lehrte öffeutlich die Bewegung der Erde um die Sonne. Er zog sich dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward eingekerkert und mußte öffentlich seine Behauptung widerrufen, wobei er jedoch leise die Worte gesprochen haben soll: „und sie bewegt sich doch!" Der Engländer Isaak Newton (1642—1727) fand, daß jedem Weltkörper zwei Kräfte inwohnen, die Schwer- oder Anziehungskraft und die Flieh- oder Fortschwingungskraft. Durch die Schwerkraft fesselt die Sonne den Erdkörper, dieser den Mond an sich; ohne dieselbe würde die Erde von der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, da sie vermittels der Fliehkraft das Bestreben haben, geradeaus fortzuschwingen. Ferner gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers durch den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener Toricelli und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike. Bemerkenswerth ist endlich noch, daß 1582 der Papst Gregor Xiii. auf Anrathen des Dr. Aloys Lilius von Verona einen verbesserten Kalender einführte, welcher nach seinem Adoptivvater der Gregorianische heißt. Seit Julius Cäsar rechnete man das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden^), und schob alle vier Jahre ein Schaltjahr ein. Da aber dadurch das Jahr um 11 Vs Minuten zu hoch bestimmt worden war, so ward im Verlaufe der Zeit die Rechnung falsch. Schon 325 n. Chr. auf der Kirchenversammlung zu Nicäa hatte man drei Tage ausgemerzt; 1582 mußten abermals zehn Tage ausfallen, und man ging damals vom 4. Okt. alsbald auf den 15. Okt. über. Während Cäsar regelmäßig alle vier Jahre ein Schaltjahr einschob, verordnete Gregor, daß zwar alle vier Jahre in der Regel ein Schalt- jahr stattfinden solle, daß aber bei den Säcularzahlen immer nur das vierte ein Schaltjahr sein sollte. 1600 und 2000 sind also nach dem Gregorianischen Kalender Schalt-, 1700, 1800, 1900 dagegen gemeine Jahre. Die russisch-griechische Kirche, welche den Iulianischen Kalender °) Cäsar rechnete das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden und zählte eben nur alle vier Jahre die 6 Stunden. In Wirklichkeit betrügt es aber nur 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 192

1868 - Mainz : Kunze
192 Zweite Periode der neueren Geschichte. Der Antheil des Buch- druckers Ben- jamin Frank- lin an dem Unabhängig- keitskriege der Union. Benjamin Franklin, der Sohn eines Seifensieders, war 1706 zu Boston geboren. Er sollte anfangs das Geschäft des Vaters erlernen, allein das mißsiel dem strebsamen und aufgeweckten Knaben, und er trat bei seinem Bruder, welcher eine Bnchdruckerei hatte, in die Lehre. Alles Ungemach, das ihm hier begegnete/ ertrug er mit vieler Geduld. In den Freistunden beschäftigte er sich mit dem Lesen guter Bücher, und da diese Zeit für ihn zu kurz war, so nahm er die Nächte zu Hülfe. Nach überstandener Lehrzeit suchte er selbständig zu werden; allein das Glück war ihm nicht hold. Endlich nach mancherlei traurigen Erfahrungen, die er in England und Amerika hatte machen müssen, gelang es ihm in Philadelphia eine eigene Druckerei zu errichten. Durch die von ihm gegründete pennsylvanische Zeitung, durch seine Erfindung des Blitzableiters, der Glasharmonika und der Aeolsharfe, durch seine unermüdliche Thätigkeit im bürgerlichen Leben erwarb er sich allgemeine Liebe und Hochachtung. 1736 ehrten ihn seine Mit- bürger dadurch, daß sie ihn zum Sekretär der Generalversammlung erhoben, und 1737 ernannte ihn die englische Negierung zum General- postmeister. Seinen Bemühungen gelang es, daß seine Mitbürger eine Universität in Philadelphia errichteten, für Greise und Kranke ein Hospital gründeten und die Straßen pflastern ließen. Als die Unruhen ausbrachen, eilte Franklin nach London, um dem Ministerium wegen seiner gewaltsamen Maßregeln Vorstellungen zu machen. Seine Erscheinung und seine begeisterte Vertheidigung der Rechte seines Vaterlandes hatten zwar den erwünschten Erfolg nicht, brachten aber in Europa eine günstige Stimmung für die vereinigten Staaten hervor. Später ward Franklin vom Congresse der Union mit unbeschränkter Vollmacht nach Frankreich gesandt, um Ludwig Xiii. zu einem Bündnisse gegen England zu gewinnen. Seine Klugheit brachte das schwierige Werk zu Stande (1779). Er unterzeichnete auch 1783 den Friedensvertrag zu Versailles. Nachdem er noch Han- delsverträge mit Schweden und Preußen abgeschlossen hatte, langte er 1785 wieder in Philadelphia an und wurde hier mit gewaltigem Jubel aufgenommen. Aus Dankbarkeit wählten ihn seine Mitbürger zum Mitglieds des obersten Staatsrathes und dann zum Präsidenten von Pennsylvanien. Als er 1790 starb, folgte ihm die Liebe seiner Mit- bürger, für deren Wohl er unablässig thätig gewesen war, ins Grab. Die französische Nationalversammlung legte eine Trauer von drei Tagen an. Franklin selbst hat sich folgende Grabschrift verfaßt: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, (gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen und der

10. Geschichte des Mittelalters - S. 170

1867 - Mainz : Kunze
170 Vierte Periode des Mittelalters. Vierte Periode des Mittelalters. Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Deutschland durch Rudolph von Habsburg bis zur Refor- mation durch Dr. Martin Luther 1273- 1517. §. 31. Uebersicht der Ereignisse. Die neuen ^n diese»! Abschnitte der Geschichte bereitet sich die neue Zeit ^und^Erfin-" vor. Die Uebermacht des Papstthums und der Geistlichkeit beginnt zu düngen sinken, der dritte Stand der Burger und Bauern wird vollständig aus- gebildet, Künste und Wissenschaften leben im Abendtande, besonders nach dem Sturze des griechischen Thrones in Constantinopel, wieder auf, eine Menge der wichtigsten Entdeckungen und Erfindungen werden ge- inacht und üben auf die Gestaltung der öffentlichen und Privatver- untergraben hältnisse einen bedeutenden Einfluß. Die Erfindung des Compasses, Zwecken"" des Schießpulvers, der Buchdruckerknnst, des Lumpenpapiers, die Ent- Neues. deckung Amerikas 1492 durch Christoph Columbus und die Auffindung des Seewegs nach Ostindien durch Basko de Gama 1498 sind Er- eignisse von so hoher Bedeutung, daß auch sie, wäre die Kirchenver- besserung durch Luther nicht unmittelbar darauf erfolgt, das Mittelalter abzuschließen im Stande gewesen wären. §. 32. Rudolph von Habsburg 1273—1291. Rudolph von Jeder Biederniann jammerte laut über den unsäglichen Jammer, wnd^um welcher während des Jnterregnunis allenthalben im deutschen Reiche Kaiser er- herrschte. Da ermahnte endlich Papst Gregor X. die deutschen Fürsten, 1273°-^1291 einen kräftigen, allgemein anerkannten Kaiser zu erwählen und das Ansehen des Kaiserthums wieder herzustellen. Dian stellte jetzt den Grundsatz auf, weder einen Fürsten von zu großer noch von zu geringer
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