22
Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts.
halt). Desgleichen sind Kalk und Kreide durchlässige Boden-
arten, deren obere Schicht meistens keine genügende Feuchtigkeit
besitzt, um ein üppiges Pflanzenleben entfalten zu können. Wenn
sie jedoch ziemlich stark mit Thon vermischt sind, so bilden sie
ein fruchtbares Erdreich, den Mergelboden.
Die Feuchtigkeit wird dem Erdboden durch die Nieder-
schläge der in der Luft enthaltenen Wasserdämpfe zugeführt,
hauptsächlich in Form von Regen oder Schnee. Niederschläge
(ausser dem Tau) können aber erst nach vorangegangener Wolken-
bildung erfolgen, und da diese nur dann möglich ist, wenn die
Luft einen bedeutenden Gehalt an Feuchtigkeit besitzt, müssen
wir noch weiter deren Quelle nachspüren. Die Erde selbst ist diese
Quelle, so dass also in der Natur ein vollständiger Kreislauf
des Wassers stattfindet. Das Wasser verdunstet überall auf der
Erdoberfläche, wobei es seinen flüssigen Zustand in einen luft-
förmigen ändert. Wo der Wassergehalt der Erde am grössten
ist, da ist auch die Verdunstung am stärksten; je mehr Feuchtig-
keit aber der Luft zugeführt wird, desto häufiger können wieder
die Niederschläge erfolgen. Darum ist das Meer die Hauptquelle
des Regens, und während mit seiner Nähe die jährliche Regen-
menge wächst, nimmt sie mit der grössern Entfernung von ihm
immer mehr ab. Einen, wenn auch viel geringeren Einfluss auf
die Wolkenbildung haben ferner die Wälder, weil sie eine grössere
Menge Feuchtigkeit festzuhalten vermögen, also auch wieder aus-
dunsten können. Durch sie übt die Pflanzenwelt einen rückwirken-
den Einfluss auf die Niederschläge aus, von welchen ihr Gedeihen
so wesentlich abhängt. Hierin liegt eine hohe Bedeutung der Wäl-
der begründet, und der Nutzen, den sie dadurch einem Lande
bringen, ist vielleicht nicht unbedeutender als der Wert ihres Fiolz-
wuchses.
Auf das Gedeihen des Pflanzenwuchses hat endlich
die Gunst des Klimas einen sehr grossen Einfluss.
Wärme bedürfen die Pflanzen, damit die Ausdünstung
und hierdurch auch wieder das erneute Aufsteigen des
Wassers, welches die aus dem Boden entnommenen Nährstoffe
den Blättern zuführen soll, gefördert wird; des Sonnenlichts
bedürfen sie ferner, weil ohne Licht keine Chlorophyll- und
Stärkebildung in den Blättern vor sich gehen kann.
Die grosse Wirkung der Sonnen wärme auf das Pflan-
zenleben wird uns durch den Kreislauf eines jeden Jahres
vor Augen geführt: ihre Abnahme bewirkt den Winterschlaf,
ihre Zunahme das Früh lingser wach en der Natur. Wenn
wir an diesen Wechsel denken, wird uns der grosse Unterschied
erklärlich, der in der Gestaltung des Pflanzenlebens zwischen den
südlich und den nördlich von uns gelegenen Gebieten hervor-
tritt. In dem Masse wie nach Süden die Wärme des Klimas stetig
(d. h. bis zum Aequator) zunimmt, wird auch der Pflanzenwuchs
üppiger, er bringt immer mannigfaltigere und grossartigere
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
76
Die deutschen Landschaften.
sich nach der Steilheit des Gletscherbettes, sowie nach der Gewalt
des Druckes der Schneemassen und ist auch in den verschiedenen
Jahreszeiten nicht gleich. So rückt der G rind el w a 1 d gl e t sc h er
durchschnittlich jährlich nur 8 in vor, der Unteraargletscher
dagegen 600 m. In dem ganzen Alpengebiete zählt man 1000—
1100 Gletscher. Die in der Schweiz gelegenen bedecken allein
schon einen Flächenraum von fast 2000 qkm (1838,8). Der längste
unter diesen ist der Al e t s c h g le t scher auf der Finster-
aar h or ngr u p p e , welcher bei einer Länge von 20 km und einer
Breite von 4/s bis 2 km einen Raum von 15 qkm einnimmt. Doch
wird er an Ausdehnung noch bedeutend übertroffen von dem
Gorner Gletscher und von dem Mer de Glace am
M on t bl an c.
Die lockern Schneemassen, welche den Gletschern jährlich
zugehen, müssen schon durch den Druck, den sie aufeinander
ausüben, ein festes Gefüge erhalten. Aber noch mehr müssen sie
sich durch das abwechselnde Abtauen und Gefrieren, das auf ihrer
Oberfläche stetig stattfindet, nach und nach in eine mehr eisähn-
liche Masse verwandeln. Der gefrorene und daher grobkörnige
Schnee heisst Firn; er wird mit der Zeit zum Firn- oder Glet-
schereis, das meistens eine schöne bläuliche Färbung zeigt und
klar durchsichtig ist.
Das Gletschereis führt auf seiner langsamen Wanderung auch
die von der Gebirgsmasse sich lösenden Felstrümmer, off Blöcke
von grossem Umfange mit sich fort. Diese lagern sich gewöhnlich
an den Seiten ab und bilden dort eine lange Reihe, eine Seiten-
moräne. Wenn zwei Gletscherströme zusammenstossen, ver-
einigen sich ihre beiden innern Seitenmoränen zu einer Mittel-
moräne.
An seinem untern Ende taut der Gletscher fortwährend ab.
Das Gletscherwasser, das eine milchig-bläuliche oder milchig-grün-
liche Färbung hat, sammelt sich unter dem Eise und bricht an
der tiefsten Stelle unter einer Wölbung, dem Gletscherthore,
als Bach hervor. Die Gletscherbäche versiegen nie, und wenn
zur heissen Sommerzeit die Quellen anderer Flüsse kein Wasser
mehr geben, sprudeln sie infolge der stärkern Schneeschmelze
kräftiger als sonst. Hierin liegt eine grosse Bedeutung der Alpen-
gletscher für die Gebiete, durch welche die Alpenflüsse ihren Weg
nehmen: sie sind die unerschöpflichen Speisebecken
der Gewässer und haben somit Anteil an dem Segen, den diese
auf ihrem Laufe verbreiten.
Die Alpeiiseen (im Allgemeinen).
Zweierlei Arten von Seen giebt es in dem Alpengebiete :
Hochseen und T i e f s e e n.
Die H o c h s e e n liegen hoch im Gebirge, im Reiche der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde.
11
Fortentwicklung der Ritt er'sch en Gedanken bei ihrer
Verwendung für unterrichtliche Zwecke vornehmlich zu erstreben
ist, nämlich dass die Erdräume mehr als die Stätten mensch-
licher Kultur betrachtet werden müssen.
1. Entwicklung des ursächlichen Zusammen-
hangs in der Erdkunde.
Die leitenden Gedanken.
Die Erdkunde betrachtet die Erde als Wohnsitz
des Menschengeschlechtes, als die Stätte menschlicher
Kultur. Die Fortentwicklung des Menschengeschlechtes, die Fort-
entwicklung der menschlichen Kultur ist. an natürliche Be-
dingungen geknüpft. Sie beruht auf einer weitgehenden A u s-
nutzung der Natur und ihrer reichen Hilfsmittel. Wollen wir
uns demnach die Kulturverhältnisse eines Landes zu erklären
suchen, so müssen wir nach seinen natürlichen Hilfsmitteln
fragen. Zu diesem Zwecke haben wir zunächst die Erdrinde, deren
Oberfläche die Stätte des organischen Lebens und die Wohnstätte
des Menschengeschlechtes ist, ins Auge zu fassen und ihre Ge-
staltung und Beschaffenheit zu betrachten. Wir müssen uns hier-
bei auf die geologischen Forschungen stützen. Diese erklären
uns aus den Bildungsvorgängen, welche die Erde durchgemacht
hat, nicht bloss den innern Bau der Erdrinde, sondern auch das
jetzige landschaftliche Bild ihrer Oberfläche.
Von der Gestaltung und Beschaffenheit der Erdober-
fläche wird das organische Leben beeinflusst. Je nach ihrer
Gestaltung ist schon die Verbreitung des ersten und notwendigsten
Lebensstoffes aller Wesen eine verschiedene, nämlich der Luft, die
zwar den Erdkörper ringsum einhüllt, in der Höhe aber eine viel
geringere Dichtigkeit hat. Wirksamer treten die Unterschiede in
der Verteilung der Wärme hervor, die nicht bloss vom Äquator
auf die Pole zu, sondern auch mit der Höhe der Gebirge beständig
abnimmt. Endlich hängt von der Gestaltung der Erdoberfläche die
Verteilung des Wassers, von dieser wieder die Feuchtigkeit der
Luft, also auch die Menge der Niederschläge ab. Ausser Luft,
Wärme, (Licht) und Wasser kommt auch die Beschaffenheit
des Erdbodens selbst für die Entfaltung organischen Lebens auf
demselben in Betracht. Hiermit sind die sämtlichen Bedingungen
für die Lebensent.faltung solcher Wesen, die wir Pflanzen nennen,
gegeben, und wo diese sich entfalten, wird auch das Leben anderer
Wesen, der Tiere, möglich.
Nur eine Anzahl von Pflanzen und Tieren ist für den
menschlichen Haushalt nützlich. Solchen lässt der Mensch,
um aus ihnen einen grössern Nutzen zu ziehen, vielfach eine be-
sondere Pflege ^ angedeihen. Der Erfolg seiner Arbeit wird aber,
da alles pflanzliche und tierische Leben an natürliche Bedingungen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde.
sonders Feuer und Wasser eine Hauptrolle gespielt haben,
erkannt. Durch ihre Forschungen ist es uns also möglich gewor-
den, die Beschaffenheit der Erdrinde, sowie das gegenwärtige land-
schaftliche Gepräge ihrer Oberfläche zu erklären.
ins den Bildimgsvorgängen der Erde erklärt sich zu-
nächst die Beschaffenheit der Erdrinde und das allgemeine
Gepräge ihrer Oberfläche.
Die höchsten Gebirge der Erde bestehen aus krystal-
linischem oder Urgestein, also aus dem Gestein, das sich
infolge der steten Abnahme der Erdhitze zuerst als Mantel
um den feurigen Erdkern bildete und mit der weiteren Erkaltung
noch immer mehr von innen her an Dicke zunimmt. Dass aus
diesem Gestein, welches überall die unterste Erdschicht bildet, auch
die höchsten Gebirge aufgebaut sind, während es sonst wenig an
der Oberflächenbildung Anteil hat, erklärt sich aus der Art und
Weise, wie Gebirgsbildung vor sich gegangen sein rnuss. Infolge der
Erkaltung der Erdrinde schrumpfte, wenn man sich so aus-
drücken darf, der Erdball zusammen : Erhebungen pressten
sich heraus, und Thäler senkten sich ein. Erstere ragten
als Inseln aus dem heiss bewegten Ur o z e an heraus, und während
in ihm das Urgestein der Erde in unveränderter Beschaffenheit zu
tage trat, begann in den Meeresbuchten das Wasser seine zer-
störende Wirkung auszuüben und aus dem zerriebenen und ver-
witterten Gestein durch Ablagerungen neue Erdschichten
zu bilden. Anfangs waren die Höhenunterschiede zwischen
den Erhebungen und den Thälern geringe; im Laufe der Jahr-
tausende wurden sie immer grösser, und man glaubt annehmen
zu dürfen, dass besonders in der Tertiär zeit eine starke Zu-
sammenschrumpfung der Erde und infolgedessen ein Ii e r a u s-
heben hoher Gebirge stattfand. Gleichzeitig müssen sich auf
der Erde auch Senkungen in grösserm Umfange vollzogen haben.
Indem sich aber das Meer in die Vertiefungen mehr und mehr
zurückzog, nahm es beständig an Umfang ab, während das Land
sich in dem nämlichen Masse vergrösserte. So kam es, dass auch
jüngeres, durch Ablagerung entstandenes Gestein sichtbar wurde
und an der Bildung der Erdoberfläche Anteil erhielt. Sogar die
grösste Fläche der jetzt aus dem Meere hervorragenden Gebiete
ist von ihnen bedeckt, und das Urgestein und die ältesten
Ablagerungen treten hauptsächlich nur noch in den höchsten
Gebirgen zu tage.
Der gleichmässige, durch das allmähliche Erkalten und Zu-
sammenschrumpfen des Erdkörpers bedingte Fortgang der Gebirgs-
b il dun g wurde vielfach gestört durch gewaltsame Ereignisse,
die dadurch eintraten, dass sich die im feurigen Erdinnern bilden-
den Gase einen Ausgang zu verschaffen suchten und einen unge-
heuren Druck auf die Erdrinde ausübten. Den Öffnungen, welche
sie sich brachen, entquollen feuerflüssige Erdmassen: die vulka-
nischen Erhebungen bauten sich auf der Erdoberfläche auf.
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Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde.
23
Formen hervor und liefert immer wertvollere Erzeugnisse;
dagegen geht er nach Norden, weil die Erwärmung der Erde durch
die Sonnenstrahlen immer geringer wird, mehr und mehr zurück,
wird zwerghafter und krüppeliger, bis er endlich vollständig
erstarrt und Schnee- und Eisfelder an die Stelle grüner
Flächen treten *).
Wie vom Aequator zu den Erdpolen hin das Klima immer
kälter wird, so nimmt auch mit der Höhe der Gebirge die
Wärme beständig ab, und die räumliche Verschiedenheit des
Pflanzenwuchses, wie sie durch die verschiedene Lage zweier Länder
auf der Erdoberfläche bedingt wird, besteht auch zwischen Fuss
und Gipfel der Gebirge, so dass hier auf kleinem Räume die
verschiedenartigste Entfaltung des Pflanzenwuchses zusammenge-
drängt ist. Auf den höchsten Gebirgen der heissen Zone folgen in
schnellem Wechsel alle Floren der Erde aufeinander: aus
der Palmen weit steigt man hinauf zur Gegend des ewigen
Schnees. Auch manche unserer deutschen Gebirge (z. B.
das Riesengebirge, der Schwarzwald und der Wasgenwald) erheben
sich hoch genug, dass sich in ihrem Pflanzenleben auffallende Gegen-
sätze bilden konnten: an ihrem Fusse grüne S a at e n g e fi 1 d e,
vielleicht auch Obst- und Weingärten, auf den untern Ab-
hängen üppiger Laubwald, höher hinauf dunkles Nadel-
gehölz, auf den höchsten Gipfeln endlich nur hartes Gras und
niedriges Knieholz, und auf den Alpen können wir auch über
ewige Schnee- und Eisfelder wandern. So besitzt jede
Gegend je nach ihrer Lage und Erhebung einen eigenarti-
gen Pflanzenwuchs, und der Mensch muss bei der B e-
pflanzung des Bodens auf die Wärmeverhältnisse Rück-
sicht nehmen und hierzu solche Gewächse auswählen, denen
das Klima zuspricht.
Mit der Entfaltung; des Pflanzenlefoens liält stets die
Entwicklung des Tierlebens gleichen Schritt.
Die Rohstoffedernatur müssen erst durch einen p fi a nz-
lichen Organismus in eh e m i sehe Nähr verbind ungen (z.b.
Stärke, Fett, Ei weiss) verwandelt werden, ehe sie von einem
tierischen Organismus zur Ernährung verwertet werden können.
Ohne P flan ze n 1 eb e n ist also kein Tierleben möglich,
weil es an passender Nahrung für tierische Lebewesen fehlen würde.
*) Welche geringe Wärmeabnahme hinreichen würde, um das pflanzliche
Leben in unserer Gegend zu vernichten, darüber geben uns die neuesten For-
schungen über die grosse Eiszeit Aufschluss, in welcher ganz Nordeuropa
ebenso vergletschert war. wie noch heute Grönland ist. Man betrachtet dies
Ereignis als die Folge einer grossen Temperaturschwankung, und zwar soll ein
Herabsinken der Temperatur um nur etwa 4° G. genügen, um wieder eine solche
Vergletscherung herbeizuführen. Geringe Schwankungen kehren gemäss den vor-
genommenen Beobachtungen in kurzen Zeitabschnitten fast, regelmässig wieder,
während eine so bedeutende, wie die der Eiszeit, ersi in unendlich langer Zeit
wieder zu erwarten wäre.
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Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde.
25
Vorzug vor dem Gebirge; denn sie ist nicht bloss durch einen
ertragfähigem Boden, sondern auch durch ein milderes
Klima ausgezeichnet. Die Ertragfähigkeit des Bodens ist eine
grössere, weil die Oberfläche der Ebene meistens entweder von
ganz lockern Erdschichten bedeckt ist oder doch aus einem weichen
Gestein besteht, über welchem sich durch die Verwitterung in der
Regel längst eine dicke, fruchtbare Erdkrume gebildet hat.
Das Klima ist meistens ein milderes, weil die ebenen Teile der Erd-
oberfläche gewöhnlich tiefer gelegen sind als die Gebirgsgegen-
den. In letztern sind mit den nämlichen günstigen Verhältnissen
nur die tief ausgenagten Flussthäler ausgestattet, die deshalb
überall von den Menschen zur Ansiedelung bevorzugt worden sind.
Die Ebene liefert nicht nur grössere Erträge als das Ge-
birge, sondern gestattet auch den Anbau wertvollerer Ge-
wächse, aus deren Verkauf ein grösserer Erlös zu erziëlen ist.
Dazu kommt ein anderer Vorzug der Ebene, nämlich die Leichtig-
keit der Bearbeitung des Bodens gegenüber den grossen
Schwierigkeiten, mit welchen der Gebirgsbewohner bei der Bestel-
lung seiner Aecker zu kämpfen hat.
Die Gunst der Verhältnisse wächst mit dei' Nähe
(les Meeres. Mit. dieser nimmt in der Regel die jährliche Regen-
m enge zu, also auch die Bodenfeuchtigkeit, von welcher das Ge-
deihen des Pflanzenwuchses in so hohem Grade abhängig ist. Da
aber durch die eintretenden Niederschläge die Wolken an Feuchtig-
keit stets mehr einbüssen, als sie auf ihrem Zuge über weite Land-
strecken wiedergewinnen, muss mit der grössern Entfernung von
der Meeresküste die jährliche Regenmenge immer mehr abnehmen
und infolge dessen der Anbau von Kulturgewächsen immer unloh-
nender werden," bis er endlich vielleicht ganz unmöglich wird (z.b.
in den Steppen Russlands). Meist gleicht auch die Nähe des Meeres die
Schärfen des Klimas aus, sie m i 1 d e r t so wohl die Hitze des
Sommers als auch die K ä 1 te des Winters und schwächt also die Wir-
kung von Einflüssen ab. die dem Pflanzen- und Tierleben Ver-
derben bringen können.
Die Gunst der Verhältnisse wird ferner geför-
dert durch die Wärme (les Klimas. Vorausgesetzt ist dabei
jedoch, dass die Feuchtigkeit des Bodens genügt, um den grossen
Wasserverbrauch der Pflanzen zu ersetzen. Dann aber bewirkt
die Wärme ein üppiges Gedeihen und schnelles Wachs-
tum der von Menschen angepflanzten Gewächse. Während in
kalten Gegenden kaum eine Ernte jährlich zu erzielen ist, erbtet
man in h ei ss en Ländern zwei- bis dreimal, dazu sind die
Ernten reichlicher und wertvoller, obgleich sie nicht so grosse Mühe-
waltung beanspruchen.
Wie in der Natur die Entwicklung des Tierlebens immer
gleichen Schritt mit der Entfaltung des P f la n z e n w u c Ii s e s hält,
so hängt die Viehzucht auch im allgemeinen vom
Ackerbau ab, blüht mit ihm auf und geht mit ihm
Kerp, begründ.-vergleich. Erdkunde, I. Bd. 3
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
88
Die deutschen Landschaften.
der Bodenbearbeitung. Die Kalkerde enthält endlich für die Pflan-
zenwelt wichtige Nährstoffe, die ja auch schon in der Ver-
witterungserde des Alpengesteins reichlich vorhanden sind, und
giebt zugleich dem Boden einen grössern Wärmegehalt. Die
Zusammensetzung der Ackerkrume ist also im allgemeinen
eine sehr günstige, da sie allen Bedingungen, von denen
hinsichtlich des Erdbodens ein üppiges Pflanzenleben abhängt,
entspricht.
Die Gunst des Klimas liegt sowohl in einem verhältnis-
mässig hohen Wärmegrade als auch in der grossen Regen-
m enge begründet. Die günstigen W ärmeverhältnisse (mittlere Jahres-
temp. in Bern 7,2 0 G, in Zürich 7,7 0 C) verdankt die Hochebene
ihren tiefern Lage. Die grosse Zahl der Niederschläge (jährl. Regenmenge
in Bern 88 cm, in Zürich 116 cm*) wird dadurch bewirkt, dass
die von Westen, vom Atlantischen Ocean herziehenden Wolken
sich vor den hohen Alpengebirgen stauen.
Wo die Bedingungen für die Entfaltung eines üppigen Natur-
lebens erfüllt sind, dort sind auch günsti ge Ver hältnisse für
Ackerbau und Viehzucht vorhanden.
Fast die ganze Bodenfläche kann für den Anbau nützlicher
Gewächse, in erster Linie der verschiedenen G e tr ei d e art e n,
die das notwendigste Nahrungsmittel, das Brot liefern, ferner der
Kartoffel und der Gemüse, der Obstbäume und der W e i n-
rebe, die ebenfalls für die Volksernährung grosse Bedeutung
haben, endlich der Futterpflanzen für das Vieh, ausgenutzt
werden. Die Bewirtschaftung der Felder findet an der Boden-
form, die entweder ganz flach ist oder nur sanfte Erhebungen
zeigt, keine übermässige Schwierigkeiten, und der Ausfall der Ernte
lohnt die Mühewaltung des Landmanns gewöhnlich reichlich. —
Der Ackerbau wird stark betrieben und ist dieerwerbs-
quelle für den grössten Teil der Bevölkerung.
Der Gemüsebau tritt in einigen Gegenden, besonders in
der Nähe grosserstädte, als ein selbständiger Erwerbs-
zweig aut und ist dort ein wichtiger Betrieb, weil er sehr loh-
nend ist. Um mit der Gemüsezucht eine Familie ernähren zu
können, genügt eine viel kleinere Bodenfläche, als beim Getreide-
bau nötig wäre**). — Die Gegenden mit vorwiegendem
Gemüsebau sind zahlreich besiedelt, z.b. daszüricher
Gebiet, das vollständig gart enmäss i g angebaut ist
und von Dörfern und Häusergruppen wie besäet
erscheint.
Der Obstbau hat, begünstigt durch die Naturverhältnisse
*) So hoch würde das von einem ganzen Jahre in einem Gefässe aufge-
sammelte Regenwasser stehen, wenn es nicht verdunstete.
**) Man hat berechnet, dass für den Gärtner, damit er für seine Familie
den Lebensunterhalt verdienen kann, */5 der Bodenfläche genügt, welche ein
Landmann hierzu nötig hat.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
202
Die deutschen Landschaften.
unverdrossen auf sich ladet, da ihm ja der Boden den köstlichen
Rebensaft spendet, den würzigen Wein, den er aus den süssen
Trauben keltert.
Die Möglichkeit des Weinbaues liegt zunächst in der
Boden beschaffen h eit begründet. Meistens sind es Schiefer-
felsen, welche die Bergwände der Flussthäler bilden. Der Schiefer
ist aber ein Gestein, das leicht und schnell erwärmt wird,
weil es einerseits schon durch seine blauschwarze Färbung die
Sonnenstrahlen auf sich sammelt und anderseits mit seinen glatten
Flächen die Feuchtigkeit wenig festhält. Die starke Erwärmung
wird noch dadurch gefördert, dass die Sonnenstrahlen die schräg
aufgerichteten Bergwände mehr unter rechtem Winkel treffen als
eine wagerechte Fläche.
Für den Weinbau sind ferner die klimatischen Verhält-
nisse günstig. Die mittlere J a h r e s w ä r m e ist in den
Flussthälern eine viel höhere als auf den angrenzenden
Gebirgen, ja selbst als in den südlicher gelegenen Landschaf-
ten Deutschlands. Sie beträgt 10 — Ilo G und kommt also
der der oberrheinischen Ebene zwischen Strassburg und Mainz und
der des warmen Neckar- und Mainthaies gleich. Günstig für den
Weinbau ist auch die grosse Gl eich m äs sigk e it des Klimas,
welche die Flussthäler des rheinischen Schiefergebirges dem Ein-
flüsse der Nordsee verdanken. Sowohl die Sommerhitze
als auch die Win ter kälte ist abgeschwächt. Während die
durchschnittliche Sommerwärme etwa um 2 o unter der des Neckar-
und Mainthaies zurückbleibt, ist die Januartemperatur eine höhere.
Frostschäden an den Reben sind also noch weniger zu be-
fürchten als dort. Am stärksten und nützlichsten macht sich aber
der Meereseinfluss auf das Klima zur Herbstzeit geltend. Wenn
schon in den östlichen Gegenden Deutschlands frostkaltes Wetter
herrscht, können sich die Winzer in der Rheingegend gewöhnlich
noch einer warmen Witterung erfreuen, die ihre Trauben zur vollen
Reife bringt.
Die Güte des Weines hängt hauptsächlich von der güns-
tigen Berglage ab. Die ausgezeichnetsten Rheingau er
W eine und die besten Deutschlands sind der J o h a n ni s berger
und der Steinberge r. Ferner sind sehr gute Sorten Rii d es h ei m e r
Berg, Mark ob runner u. a. Bei Assmann shausen wächst
der beste deutsche Rotwein. Liebliche Rheinthal-
weine wachsen zwischen Bacharach und Koblenz, z. B.
Steeger, Manubacher, Oberweseler, Bopparder. Von
Koblenz rheinabwärts wachsen treffliche Rotweine,
Rh e i nb lei c her te (bleich-rote Weine) genannt. An der Ahr
gedeihen die als Gesundheitsweine geschätzten Ahrbleich er te;
berühmte Weinorte sind dort Alte nah r, Walporzheim, Ahr-
weiler und Bodendorf. Die Moselweine sind durch einen
gewürzreichen duftigen Geruch ausgezeichnet ; die ge-
ringen Sorten haben aber viel Säure. Die besten Gewächse
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
328
Die deutschen Landschaften.
Die Obra, ein linker Zu fin ss der Warthe, entspringt
auf den nördlichen Ausläufern des polnischen
Landrückens und fliesst zuerst in westlicher, dann in
nördlicher Richtung. Die E i n m ii n d u n g erfolgt etwas ober-
halb der Stelle, wo die Netze mündet.
Der Oberlauf der Obra gehl durch ein niedriges Hügelland, der
Mittellauf durch das sumpfige Obrabruch und der U n ter 1 a u f durch
ein seen re ich es Flachland. Im Obrabruch wird das Wasser des Flusses
durch zwei Kanäle, die zur Entwässerung dieser Sumpfgegend gestochen
worden sind, fortgeleitet.
b. Die Auffassung des Gesamtbildes der Landschaft.
Das Tiefland der Warthe hat eine fast vollständig
ebene Ober fläche. Nur u nb edeutende Bodenanschwel-
lungen kommen in ihm vor. Im Süden greift der polnische
Landrücken in die Landschaft hinein. Im Norden stellt die
pom mer i sc h e Seenplatte einen Abschluss her. Eine etwas
höhere Lage als die übrige Landschaft haben ferner die kuja-
w is che Seenplatte und die Po sene r Platte.
Die Landschaft senkt sich ein wenig nach Nordwesten.
Dorthin fliessen die Warthe und ihre Zuflüsse, die Obra und
Netze.
2. Die Betrachtung der menschlichen Kultur-
verhältnisse in der Landschaft.
a. Die Erwerbsverhältnisse in den einzelnen Gebieten und Begrün-
dung ihrer Entwicklung.
Weil die Landschaft ein Flachland ist, kommen in ihr wie
im Tiefl. der mitti. Elbe und Oder keine nennenswerten kli-
matischen Unterschiede vor. Die durchschn. Jahres-
wärme beträgt 1° C weniger als in dem Nachbargebiete (näm-
lich G—7° G). Der Unterschied liegt in der grössern Winter-
kälte begründet, die sich wieder selbst aus der grössern Entfer-
nung vom Meere erklärt; die mittlere Sommer wärm e ist
dagegen die gleiche, was für den A n b a u des Gebietes günstig
ist. Die jährl. Regenmenge beträgt etwas weniger. Wäh-
rend in klimatischer Hinsicht in den einzelnen Gebieten der Landschaft
ein Unterschied kaum bemerkbar ist, besteht ein solcher wohl hin-
sichtlich der Bodenbeschaffenheit, und hierin liegt auch fast
ausschliesslich eine Verschiedenheit des Anbau wer tes
begründet.
Der polnische Landrücken.
Die A nba u v er h ä 11 n i s s e sind im allgemeinen die näm-
lichen wie in dem schlesischen Landrücken, mit dem das Gebiet
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Die Entstehung der Britischen Inseln.
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den Vorsprüngen des Landes. Die bemerkenswertesten Erhebungen
sind die Wicklow-Berge im So und das Kerrygebirge im Sw der
Insel. In dem letztgenannten Gebirge liegt der höchste Berg, der
Carrantuo-Hill (1040 m). Wo es an die Küste herantritt, zeigt
diese eine reichere Gliederung. Der grösste Teil Irlands ist eben
und tiefgelegen. Es würde sich, wenn das Meer etwa 60 m höher
stiege, in einen Kranz von Inseln auflösen.
2. Die Entstehung der Britischen Inseln.
Um einen Einblick in das Entstehungsbild der Britischen
Inseln zu gewinnen, denken wir uns den Meeresspiegel um etwa
60 m tiefer gelegen. Der Kanal, der England von Frankreich
trennt, verschwindet dann, trocknen Fusses wandern wir hinüber,
und wir merken bald, dass wir uns hier wie dort in einer Land-
schaft von der nämlichen Beschaffenheit befinden. Das nörd-
liche Frankreich und das südöstliche England haben die
gleiche Entstehungsgeschichte. Die Kreide- und die
Juraschale, auf die das Pariser Becken eingesenkt ist, und auf
denen sein Tertiärboden als oberste Schale lagert (s. S. 142), reichen
nach Nw weiter, und wie sie nach 0 mit scharfem Bruchrande
klippenartig abbrechen, so auch nach jener Richtung. Den grössten
Teil des südöstlichen England füllt die Kr e i dezone aus, während
die Jurazone um sie nur ein schmales Band schlingt.
Nachdem wir diesen Zusammenhang mit Frankreich und also
auch mit dem europäischen Festlande erkannt haben, wollen wir
das Meer, das die so entstehende Halbinsel Grossbritannien und die
übrige Inselflur umbraust, in der Yorstellung nochmals zurück-
fluten lassen, bis sein Spiegel sich um weitere 200—250 m ge-
senkt hat. Schon bei einem Zurückweichen um im ganzen 100 m
könnten sich Engländer und Schottländer mit den Irländern die
Hand reichen als Bewohner des gleichen Heimatbodens. Auch die
Bewohner der Hebriden, der Orkney- und Shetland-lnseln sind
keine Insulaner mehr. Aus der 5000-gliedrigen Inselwelt ist eine
grosse Halbinsel geworden, die auch mit der friesischen Küste
Hollands und Deutschlands in Verbindung getreten ist und von
der Skandinavischen Halbinsel nur durch eine schmale Wasserstrasse
getrennt bleibt. Diese Trennung bleibt auch bestehen, wenn das
Meer bis zu der oben angenommenen Tiefe zurückgeht. Der nörd-
liche und westliche Rand der Britischen Halbinsel erweitert sich
noch etwas. Bei weiterm Fallen des Meeresspiegels, wodurch der
Anschluss mit Skandinavien hergestellt würde, bleibt aber die
erreichte Küstenlinie im grossen und ganzen bestehen, weil sich
unmittelbar neben der 300 m-Linie der Boden des Atlantischen
Ozeans zur bedeutenden Tiefe von 2—3000 m senkt. So
ruht also die Britische Inselwelt auf einem Sockel,
der heute etwa 300 m unter dem Meeresspiegel liegt.
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Extrahierte Ortsnamen: Irlands England Frankreich Frankreich England England Frankreich Grossbritannien Hollands Deutschlands Skandinavischen_Halbinsel