Erde und Himmel nach den Ergebnissen des menschlichen Denkens.' 11
man von Schiffen, die sich nähern, zuerst die Masten bezw. den
Rauch, und allmählich erst taucht auch der Rumpf aus dem Wasser
heraus. Reist man eine große Strecke südwärts, so schaut man
am südlichen Horizont neue Sterne, und am nördlichen sind andere
nicht mehr sichtbar, und reist man nach O oder W, so sieht man
bekannte Sterne früher bezw. später aufgehen Alle diese Er-
scheinungen sind unmöglich, wenn die Erde wirklich, wie sie uns
erscheint, eine Scheibe wäre, sie erklären sich aber von selbst,
wenn wir annehmen, daß ihre Oberfläche kugelartig gewölbt ist.
Schon Aristoteles (f 322 v. Chr.) hatte die Kugelgestalt der Erde
erkannt. Er folgerte sie besonders aus der Tatsache, daß bei einer
Mondfinsternis der Erdschatten auf der Mondscheibe stets kreis-
förmig erscheint. Später haben die Weltumsegelungen, von
welchen die erste 1519—1522 durch den kühnen portugiesischen
Seefahrer Magellan erfolgte, den Erfahrungsbeweis erbracht,
daß die Erde eine kugelförmige Gestalt hat.
Abb. 10. (Nach Wagner.)
Jeder sich schnell drehende Körper muß sich, wenn er nicht Das Qeoid'
völlig starr ist, infolge der Wirkung der Fliehkraft in der Mitte
ausbauschen. Auch die Erde muß eine Ausbauschung am Äquator
und demgemäß eine Abplattung an den Polen zeigen. Sie kann
nur ein kugelähnlicher Körper, ein Sphäroid (v. gr. sphaira = Kugel)
sein. Durch Pendelbeobachtungen und Gradmessungen ist die Ab-
weichung der Erdgestalt von der regelmäßigen Kugelgestalt bestätigt
worden. Die halbe Äquatorachse oder halbe große Achse wurde
zu 6 377,397 km, die halbe Erdachse oder halbe kleine Achse zu
6356,079 km berechnet. Der Unterschied, die Polabplattung,
beträgt also nur 21,318 km oder 1:299. Durch die Untersuchungen
wurde aber ferner nachgewiesen, daß die Erde auch kein Sphäroid
bilde, sondern daß sich ihre Oberfläche aus ineinander übergehenden,
verschieden stark gekrümmten Flächen zusammensetzt. Man wählte
für einen solchen allseitig verschieden gekrümmten Körper den Namen
Geo'id. (Abb. 10) Die verschiedene Krümmung betrachtet man als
das Ergebnis ungleicher Anziehung durch die innern Erdmassen.
Die Beobachtung, daß in den Äquatorgegenden das Pendel p°iabpiattung.
langsamer als in den nördlichen Gegenden schwingt, machte zuerst
der Franzose Jean Richer (risché) bei einer Reise nach Cayenne
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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22
Mathematische Geographie.
mechenzonen. Der Äquator ist die Linie, auf welche die Sonnenstrahlen am
' '21. März und am 23. September senkrecht fallen. Die beiden
Wendekreise sind die Linien, die den Erdraum, der überhaupt
senkrechte Bestrahlung empfängt, in N und S des Äquators
abgrenzen, über welchen sich aber die Sonne wendet1) (daher
Wendekreise genannt). Sie selbst werden infolgedessen nur an
einem Tage senkrecht bestrahlt und zwar der Wendekreis des
Krebses am 21. Juni, dem Sommer-Sonnenwendetage (Sommer-
Solstitium; Solstitium = Sonnenstillstand), der Wendekreis des
Steinbocks am 21. Dezember, dem Winter-Sonnenwendetage
(Winter-Solstitium). Die beiden Wendekreise schließen die heiße
Zone, die Zone der Tropen, ein, die also einen je 231 /20 breiten
Erdraum nördlich und südlich vom Äquator umfaßt, zusammen also
47° breit ist. Nördlich und südlich von den beiden Wendekreisen
liegen die beiden gemäßigten Zonen der Erde, die bis zu den
Polarkreisen reichen, also je 43° breit sind und zusammen 86°
oder fast die Hälfte der ganzen geographischen Breite einnehmen.
Sie erhalten nur schräge Bestrahlung, und zwar wird diese mit
der Entfernung von den Wendekreisen und der Annäherung an die
Polarkreise immer schräger. Die beiden Polarkreise sind die
Linien, bis wohin die Sonnenbestrahlung an zwei bestimmten Tagen
nach N und S reicht, nämlich am 21. Dezember, an welchem Tage
der ganze vom Nördlichen Polarkreise umschlossene Erdraum im
Dunkel bleibt, und am 21. Juni, wo das nämliche mit dem südlichen
Polargebiete geschieht. Der Nördliche Polarkreis umgrenzt also
die um den Nordpol gelegene nördliche kalte Zone, die während
unseres Winters lange Winternacht hat, und innerhalb der man
am 21. Dezember die Sonne nirgendwo aufgehen sieht. Die vom
Südlichen Polarkreise umgrenzte südliche kalte Zone hat zu
dieser Zeit den langen Sommertag. Aber diesem folgt die lange
Winternacht, und am 21. Juni geht auch in ihr nirgendwo die
Sonne auf, während dann die nördliche kalte Zone den langen
Sommertag mit der seltsamen Erscheinung der Mitternacht-
sonne hat.
7. Der Mond.
a) Entfernung,"Größe und Gestaltendes Mondes.
§ 16. Wie die Sonne von der Erde, so wird diese von dem Monde
Maße. umkreist. Nur 384 000 km ist die Erde von ihrem Begleiter ent-
fernt. Der Durchmesser des Mondes beträgt etwa lu, die Oberfläche
V14, der Körperinhalt Vs0, das Gewicht 1iso von den Maßen der Erde.
0emondesdes Gleich der Erde ist der Mond ein dunkler Körper; beide
empfangen ihr Licht von der Sonne. Indem uns der Mond,
je nach seiner Stellung zur Sonne, abwechselnd die dunkle Seite,
die ganz beleuchtete Seite oder nur einen Teil derselben zukehrt,
]) So dürfen wir uns ausdrücken, wenn wir die scheinbare Bewegung
der Sonne als tatsächlich vorhanden annehmen.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Das Weltgebäude. 25
für die Erdgegenden, die nur in den Halbschattenkegel des Mondes
fallen, oder eine ringförmige, bei der der äußere Rand der
Sonne sichtbar bleibt, wenn nämlich der Kernschattenkegel des
Mondes die Erde nicht ganz erreicht. Sie schreitet stets vom
Westrande zum Ostrande der Sonne fort, wird also nicht in allen
von ihr betroffenen Gegenden zu gleicher Zeit bemerkt.
Eine eigentliche Mondfinsternis tritt nur dann ein, wenn finjfe0rnntse.
der Mond durch den Kernschattenkegel der Erde geht; beim Durch-
gang durch den Halbschattenkegel macht sich nur eine Licht-
schwächung beim Vollmonde bemerkbar. Die Mondfinsternis ist
ebenfalls entweder eine vollständige oder teilweise, je nach-
dem der Kernschattenkegel der Erde den Mond vollständig bedeckt
oder nur streift; dagegen ist eine ringförmige Mondfinsternis
nicht möglich. Die Mondfinsternis ist für alle Erdenbewohner,
über deren Horizont sich der Mond befindet, sichtbar, und für
alle Orte, die auf dem gleichen Meridian liegen, nimmt sie den
gleichen Verlauf.
Iii.
Das Weltgebäude.
1. Das Sonnensystem.
Unsere Erde ist nur ein kleiner, winziger Ball im § 17.
Weltenraum. Die frühere Ansicht, daß sie der Mittelpunkt der Fixsterne und
Welt wäre, ist durch die Forschung vernichtet worden. Die un- p,aneten-
zähligen Sterne am Himmel sind Weltkörper, die fast alle unsere
Erde an Größe weit übertreffen. Die meisten sind gleich der Sonne
glühend. Die Erde dagegen ist längst erkaltet, gleichsam
der Schlackenrest eines Himmelsgestirns, und empfängt Licht und
Wärme von der Sonne. Der verschiedene Wärmezustand ist nicht
der einzige Unterschied zwischen den Gestirnen. Die meisten
scheinen ihre Stellung am Himmel nicht zu ändern, andere wandeln
sichtbar bestimmte Bahnen. Weltkörper, die festzustehen scheinen
— in Wirklichkeit bewegen sie sich, aber das Auge vermag wegen
der riesigen Entfernungen die Bewegung nicht wahrzunehmen —
und glühend sind, nennt man Fixsterne; Sterne dagegen, die
sich bewegen und nicht mehr glühen, heißen Planeten.
Die Planeten sind keine selbständigen Weltkörper, sondern Da®ai^P^ni'
sie gehören einem Fixstern system e an, d. h. sie werden von System,
einem Fixsterne durch die Anziehung in bestimmten Bahnen gehalten
und empfangen von ihm eine bestimmte Licht- und Wärmemenge.
Diese Erklärung des Weltgebäudes verdanken wir dem Dom-
herrn Kopernikus, der von 1475 — 1543 in Frauenburg in West-
preußen lebte. Sein berühmtes, dem Papste Paul Iii. gewidmetes
Werk, das den Titel „De revolutionibus orbium coelestium" führte
und zu Nürnberg gedruckt wurde, erschien 1543, also in dem
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
46
Kartographie.
«) Die Höhenschichtenkarte.
votzü^etnd Höhenschichtenkarte hat großen unterricht-
Nachteile.
liehen Wert, obschon sie nur in rein schematischer Weise über
die Höhenlage aufklärt. Zahlreiche Punkte gleicher Höhe, etwa
von 100, 200, 500, 1000 m. u. s. w., sind durch Höhenlinien,
Isohypsen genannt, verbunden und die Zwischenräume mit Farbe
von verschiedener Helligkeit oder verschiedenem Tone ausgefüllt.
Bei glücklicher Farbenwahl heben sich die Höhenzonen sehr
deutlich voneinander ab. Auch die Fernwirkung der Höhen-
schichtenkarten ist gewöhnlich groß. Sie haben aber den Mangel,
daß sie viele wichtige Linien im Antlitze des Erdbildes, nämlich
die Kämme, Bruchränder und Wasserscheiden der Gebirge, nicht
zur Darstellung bringen. Dies vermag nur die beleuchtete Karte.
Die Zahl der Höhenlinien läßt sich durch Verkleinerung der
Höhenabstände beliebig vermehren, was jedoch eine starke Ver-
größerung des Kartenmaßstabes voraussetzt. Auf den von der
Plankammer der Königl. preußischen Landesvermessung heraus-
gegebenen Meßtischblättern, die im Maßstabe von 1 : 25000
gezeichnet sind, bezeichnen z. B. die stärkern Linien Höhenabstände
von 20 m ; in flachem Gelände sind aber noch viel kleinere Höhen-
abstände, bis zu 1 m, durch feinere Linien abgegrenzt.
ß) Die beleuchtete Karte.
§ 36. Die beleuchtete Karte sucht durch eine zweckmäßige Ver-
Herstellung teilung von Licht und Schatten eine ausdrucksvolle Aus-
der piastik. pr^gung ^er Formen der Erdoberfläche zu erzielen. Dies
kann durch Schraffen oder durch Schummerung, ja schon durch
ein schwägeres und stärkeres Ausziehen der Isohypsen
geschehen. Es gibt zwei Arten von beleuchteten Karten, solche,
die die senkrechte, und solche, die die schiefe oder schräge
Beleuchtung anwenden.
Befeuchtung Wählt man eine Lichtquelle, die sich senkrecht über dem
darzustellenden Erdraume befindet, so erscheinen die wagerechten
Flächen im hellsten Tone, als Weiß, die senkrechten, die aber
nicht als Flächen dargestellt werden können, im dunkelsten Tone,
als Schwarz. Zwischen Weiß und Schwarz liegen die Licht- bezw.
Schattentöne der schräg gerichteten Abhänge. Da aber sehr steile
Abhänge selten, fast gar nicht vorkommen, so dürften sehr dunkle
Töne auf Karten, die die senkrechte Beleuchtung anwenden, eigent-
lich kaum angewendet werden. Die Folge würde sein, daß dem
Kartenbilde jede Kraft des plastischen Ausdrucks fehlte : die
Plastik müßte verblassen unter der Fülle des Lichtes.
Man sah sich deshalb gezwungen, den dunkelsten Farbton, nämlich
Schwarz, schon bei einer geringen Neigung zu wählen, nach der Leh-
mannschen Bergstrichskala bereits bei 45° Neigung. (Abb. 22).
In die Kartenbilder brachte man auf diese Weise zwar mehr Schatten-
ton, aber der Ausdruck des Kartenbildes war nun ein un-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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48
Kartographie.
Pläne (Stadtpläne), die in sehr großem Maßstabe (1:500 bis
1:10000) gezeichnet sind, die Meßtischkarten (1:25000), die
die Grundlage der preußischen und deutschen Landesvermessung
bilden, die topographischen Karten (v. griech. topos = Gegend,
Stelle) und Generalstabskarten (Karte des Deutschen Reiches,
1 : 100000, Topographische Spezialkarte von Mittel-Europa,
1:200000), geographische Karten und zwar Spezial-
karten (1:50000 bis 1:500000, wie die Vogelsche Karte des
Deutschen Reiches, 1:500000) und Generalkarten (eine Karte
der Erde im Maßstabe 1 : 1000000 ist in den meisten Kulturstaaten
in Bearbeitung genommen).
stehungswefse Nach der kartographischen Darstellungsweise unter-
scheidet man, wie schon in früheren Abschnitten gezeigt wurde,
Vogelschaukarten, Isohypsenkarten, Höhenschichten-
karten, beleuchtete Karten und zwar Karten mit senkrechter
und schräger oder schiefer Beleuchtung, Reliefkarten usw.
Inhalte"1 Nach dem Karteninhalte und dem Zwecke der Be-
lehrung kann man physikalische Karten, die wieder in
Gebirgskarten oder orographische, Flußkarten oder
hydrographische, geologische Karten, Klimakarten usw.
eingeteilt werden können, politische, ethnographische, kultur-
und wirtschaftsgeographische, statistische, historische
Karten usw. unterscheiden.
^ che i du nge n r~ Ferner spricht man von Weltkarten, Karten der Erd-
hälften oder Planigloben, Länderkarten, Heimatkarten,
Schulkarten, Eisenbahnkarten und andere Verkehrskarten,
Land- und Seekarten, Himmelskarten, Sternkarten usw.
Eine Sammlung von Karten wird Atlas1) genannt.
2. Das Kroki, die kartographische Zeichnung und
das Profil.
Die genannten Darstellungsarten, das Kroki, die karto-
graphische Zeichnung und das Profil, ergänzen die Karte
oder treten an ihre Stelle. Sie haben hauptsächlich den Zweck,
die geographische Anschauung zu vertiefen und zu befestigen.
a) Das Kroki.
§ 38. Das Zeichnen von Krokis wird namentlich in militärischen
Ausführung. Kreisen zur Aufklärung im Gelände benutzt. Der Zeichner sucht
Wert- dabei den zurückgelegten Weg und die Erscheinungen, die ihm zur
Orientierung wichtig erscheinen, in einer sehr einfachen Karten-
skizze darzustellen. Wer zu geographischen Zwecken Krokis
zeichnen will, darf sich durch die Beobachtung und Fixierung des
Weges nicht zu sehr von der Betrachtuug der Landschaft ablenken
Die Bezeichnung Atlas führte der Sohn Merkators ein. Der erste
Schulatlas erschien 1707 bei Hohmann in Nürnberg.
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Erster Teil-
Mathematische Geographie.
i.
Erde und Himmel
gemäß unseren Sinneswahrnehmungen.
1. Der Horizont.
Wir können nur ein kleines Stück der Erdoberfläche sehen; § 1.
auf freiem Felde erscheint dieses kreisrund. Wir sehen ferner Entwicklung
einen Teil des Himmels; wie eine Glashalbkugel wölbt dieser sich es egnt"-
über uns. In der Ferne scheinen Erde und Himmel sich zu be-
rühren. Wir können nur bis zu dieser scheinbaren Berührungs-
linie sehen. Dieselbe begrenzt also unsere Aussicht. Darum heißt
sie die Begrenzende (Linie)
Sc/iertet/ni/ra? 0¿er Horizont (von griech.
horizein = begrenzen). Die
Horizontlinie umschließt die
Horizontfläche. Wir befinden
uns, wenn das Laud eben ist,
in der Mitte der Horizontfläche,
— also von jedem Punkte der
Horizontlinie gleich weit ent-
fernt. Auch alle Punkte des
Himmelsgewölbes scheinen
gleich weit von uns entfernt
zu sein.
Unser Horizont oder Ge- weite des
Fu/ijbitnfit -i.l t • -, . , , . Horizonts.
oc¿efwa.c/tr sichtskreis ist nicht immer
Abb. 2. Der Horizont. Sleich groß- Steigen wir höher,
so wird er größer, er erweitert
sich; steigen wir hinab, so wird er kleiner, er verengt sich
wieder. Wechseln wir aber unsern Standpunkt, so verschiebt
sich der Horizont.
Wäre die Erde durchsichtig, so würden wir sehen, daß sich Die H'j»meis-
das Himmelsgewölbe unter dem Horizonte fortsetzt und sich
unter uns zu der andern Glashalbkugel wölbt. Den Himmel können
wir uns als eine große, hohle Kugel vorstellen. Diese nennen
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausg. A. Mathem. Geogr. u. Kartographie. 1
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Das Weltgebäude.
27
Um die Planeten kreisen wieder Monde oder Trabanten, um
Erde und Neptun je 1, um Mars 2, um Uranus 4, um Jupiter 5 3^™-^
und um Saturn sogar 8, soweit bislang bekannt geworden ist. Der sc nuppen
Saturn ist ferner von Nebelringen umgeben. Aus einer Nebelmasse
besteht auch der Schweif der eigenartigen Schweifsterne oder
Kometen, die ebenfalls zum System der Sonne gehören und diese
in großen, aber exzentrischen Ellipsen umkreisen, so daß sie ihr
bald näher kommen, bald riesenweit im Weltenraum verschwinden.
Außerdem umkreist noch eine große Menge dunkler, kleiner Himmels-
körper die Sonne, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre plötzlich
als Sternschnuppen aufleuchten. Häufig erscheinen sie auch als
Feuerkugeln oder fallen als Meteorsteine nieder.
2. Die Fixsternsysteme undgihre Entstehung.
Sternensysteme mit einem Fixstern als scheinbar ruhendem § 18.
Mittelpunkt wie das Sonnensystem gibt es im Welträume unend- zahl der
lieh viele. Zwar sind mit bloßem Auge nur wenig mehr als 3000 erne*
Sterne sichtbar, mit Hilfe des Fernrohrs aber viele hundert Mil-
lionen. Die Milchstraße am Himmel ist nichts weiter als eine
stärkere Anhäufung von Sternen.
Alle Sterne sind in Bewegung. Die Geschwindigkeit,
mit der sich die Sonne nebst ihren sämtlichen Planeten durch
den Weltenraum bewegt, wird auf 30—50 km. in der Sekunde
geschätzt. An der Bewegung dunkler Sonnenflecken hat man ferner
erkannt, daß sich die Sonne von W nach 0 um sich selbst dreht.
Eine Umdrehung dauert 25^4 Tage. Die Sonnenflecken wechseln
in Gestalt und Größe. Ihre wahre Natur hat man bisher noch
nicht zu ergründen vermocht.
Die Tatsache, daß die zu einem System gehörenden Welt- Entstehung
körper in ihren Bewegungen von einem Mittelpunkt, dem Fixstern, Sternsysteme
abhängig sind und sich auch alle in der nämlichen Richtung wie
dieser um sich selbst drehen, legt den Gedanken nahe, daß ihre
Entstehung eine gemeinsame Wurzel hat. Zuerst sprach diesen
Satz der Philosoph Kant aus. Aber erst der Franzose Laplace
begründete ihn mathematisch. Er ging von der übereinstimmenden
Richtung von W nach 0 in den Bewegungen aller zum Sonnen-
system gehörenden Planeten aus und kam zu der Vorstellung, daß
die Sonne ursprünglich den zentralen Kern eines riesigen Nebel-
flecks von hoher Temperatur gebildet habe, der sich bis weit über
die Bahn der heutigen äußersten Planeten ausdehnte. Die Nebel-
masse drehte sich von W nach 0. Indem sie Wärme in den Welten-
raum ausstrahlte, kühlte sie sich ab. Infolgedessen verdichtete
sie sich, und dies hatte eine Zunahme der Umdrehungsgeschwindig-
keit zur Folge. Am Äquator wurde die Flieh- oder Zentrifugal-
kraft schließlich so groß, daß sich Teile der Nebelmasse ab-
sonderten. Sie bilden um den dichten Kern Ringe, ähnlich wie
sie noch der Saturn zeigt. Diese hatten aber zu wenig innern
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TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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28
Mathematische Geographie.
Zusammenhang, die Ringe brachen, und ihre Nebelmasse formte
sich zu runden Kugeln, den Urformen der Planeten. Sobald
diese selbständige Körper geworden waren, konnte sich an ihnen
der Vorgang wiederholen, der dann zur Bildung von Monden
führte. Der Amerikaner Mou 1 ton hat in neuester Zeit die Unter-
suchungen von Laplace wieder aufgenommen und erklärt die Ab-
trennung der Planeten besser, indem er für die ursprüngliche
Nebelmasse eine spiralförmige Gestalt annimmt. Die neueren
Photographien der kosmischen Nebelmassen zeigen in der Tat
häufig eine spiralische Form. Die schnelle Umdrehung konnte aber
bei einer spiralförmig angeordneten Masse die Absonderung ein-
zelner Teile viel leichter bewirken. Indem die abgesonderten
Massen die Drehung beibehielten, mußten sie eine kugelige Gestalt
annehmen.
Auf die nämliche Weise wie Sonne und Planeten sollen sämt-
liche Fixsterne entstanden sein. Dieselben befinden sich aber
nicht mehr auf der nämlichen Entwicklungsstufe. Nach Vogel
lassen sie sich in drei Klassen einteilen. Zur ersten gehören
die Sterne mit sehr weißem Licht; sie befinden sich im höchsten
Gliihzustande. Zu einer zweiten Gruppe gehören Sterne, die, wie
unsere Sonne, schon eine niedrigere Temperatur besitzen. Bei
einer dritten ist die Hitze schon so gesunken, daß die Stoffe
chemische Verbindungen eingehen können; sie zeigen rotes Licht.
Bei zunehmend er Erkaltung bedeckt sich dieoberfläche mit Schlacken,
und es bildet sich, wie es bei der Erde und den andern Planeten
des Sonnensystems längst geschehen ist, eine feste Kruste,
während sich im Innern die Gluthitze noch lange erhalten kann.
Iv.
Der Kalender.
§ 19. Nach den Bewegungen der Gestirne richtet sich die Zeit-
Die Zeitmaße, eint eil ung der Kalender (v. griech. kaiein = ausrufen ; die
römischen Priester riefen den Tag des eingetretenen Neumonds, des
Monatsanfänges, öffentlich aus, weshalb der Tag Calendse hieß).
Die Zeit der Umdrehung der Erde um sich selbst, dem scheinbaren
Tageslauf der Sonne entsprechend, bildet das Zeitmaß für den Tag.
Die Zeitdauer eines Umlaufs der Erde um die Sonne oder des
scheinbaren Durchlaufes der Sonne durch ihre Spirale aber nennen
wir ein Jahr.
1. Der Tag.
§20 Die Umdrehungszeit der Erde ist das einzige von
Der stemtag. der Natur gegebene Zeitmaß, das sich stets gleich bleibt. Seit
den frühesten Zeiten astronomischer Beobachtung hat dieses Zeit-
maß sich nicht um Vio Sekunde geändert. Die Länge eines
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Die Aufgabe der geographischen Raumdarstellung. 31
Hauptbegriffsmerkmale so genau darzustellen und auszuprägen,
daß der Beschauer eines Kartenbildes zum Wiedervorstellen
derselben angeregt wird.
Die drei Raummerkmale der Länge, Breite und Höhe oder
Tiefe knüpfen sich an die drei Raumgebilde, die wir in der
Mathematik noch außer dem Punkte unterscheiden, nämlich an die
Linie, die Fläche und den Körper.
Um die Linie in der mathematisch reinen Form handeltersiä^gen.
es sich in der Geographie bei Entfernungsangaben, Höhenlinien,
Tiefenlinien, Kammlinien, Grenzlinien, Ufer- und Küstenlinien
u. s. w. Bei Flußläufen, Kanälen, Straßen und Eisenbahnen ist
zwar in Wirklichkeit auch eine Breitenausdehnung vorhanden, doch
denken wir an diese nicht. Die Kartographie muß zwar bei allen
linearen Ausdehnungen die Breite mit darstellen, da die mathe-
matische Linie nicht dargestellt-werden kann; sie läßt aber in
den Maßen die Breitenausdehnung entweder unberücksichtigt oder
gestattet sich Übertreibungen, um die Linie selbst um so wirksamer
herauszuheben, z. B. bei Höhenlinien, Straßen, Eisenbahnlinien,
Flußlinien u. s. w.
Sobald neben der Längenausdehnung auch die Breiten- [T'eà^";
ausdehnung in Betracht gezogen wird, gewöhnlich, um ein Ver-
gleichen dieser beiden Raummerkmale zu ermöglichen, wächst
die Linie, obschon die Breite selbst ebenfalls nur eine lineare
Ausdehnung ist, in unserem Vorstellen zur Fläche. An den
Flächengebilden unterscheiden wir die Flächen form und die
Flächengröße. Beide spielen in der Geographie eine große
Rolle. Die Kartographie sucht mit Hülfe der die Fläche um-
rahmenden Linie den ganzen Reichtum der wagerechten oder
horizontalen Gliederung der Erdoberfläche auszuprägen und
mit der Vorstellung der Flächenformen möglichst zugleich auch
die richtige Vorstellung der Flächengrößen zu vermitteln.
Sobald neben den linearen Ausdehnungen der Länge und
Breite auch die der Höhe oder Tiefe berücksichtigt werden soll
und die Flächengebilde körperliche Formen annehmen, erwächst
sowohl der Kartographie als auch dem Kartenlesen eine sehr
schwierige Aufgabe ; denn vor den Augen und dem Geiste erscheint
nun die reiche Welt der Plastik: Diese körperlichen Gebilde
sind unendlich mannigfaltiger als die Flächengebilde, auf denen
sie sich aufbauen, nach der Höhe und nach der Tiefe hin, als
Erhebungs- und Senkungs- oder Hohlformen. Doch betrachtet
die Geographie sie ebenfalls vorwiegend nach zwei Rücksichten,
nämlich hinsichtlich der Form und der Größe, wie auch jeder
Weltkörper als Ganzes so betrachtet wird.
Außer den Raummerkmalen der Länge, Breite und Höhe . ?lum"
/nv T7 i. i. bezienungen.
(liete) hat die Kartographie die beiden wichtigen Raumbe-
Ziehungen der Lage und Richtung zum Ausdruck zu bringen
bezw. über sie Aufklärung zu geben. Unter Lage verstehen wir
die bestehenden Ortsunterschiede zwischen Raumgebilden,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Math.-symbol. Raumdarstellung d. Erdoberfläche od. d. Kartenprojektiod. 47
wahrer; umsomehr als man, nach dem Beispiele Lehmanns,
die Lichtabnahme nicht nach dem trigonometrischen, sondern
sondern nach dem einfachen, aber gänzlich falschen arithme-
tischen Verhältnisse abstufte.
Diese Mängel werden vermieden, wenn man statt der senk- Belsecuhcr£g
rechten die schiefe Beleuchtung wählt und die Lichtstrahlen von
der Seite (Titelbild), am besten von Süden oder doch von Süd-
westen, damit die sonnigen Abhänge am hellsten beleuchtet er-
scheinen, fallen läßt. Dann ist es möglich, die natürliche
Verteilung von Licht und Schatten beizubehalten. Es
kommen alle Licht- und Schattengrade vor, und die größte
Kraft des plastischen Ausdrucks läßt sich erreichen. Der
Einwand, daß schief beleuchtete Karten nicht genug Licht-
raum zur Aufnahme des nötigen Kartenstoffs hätten, weil alle
wagerechten Flächen schon in einem grauen Tone erscheinen
müssen, können wir namentlich bei Schulkarten nicht gelten lassen,
weil diese nicht viel Stoff zu enthalten brauchen. Ein weiterer
Einwurf, daß bei Anwendung der schiefen Beleuchtung unrichtige
Kartenbilder entständen, ist als völlig haltlos zurückzuweisen, da
die Richtigkeit des Terrainbildes gar nicht von der Wahl der
Beleuchtung abhängig ist, vielmehr bei schräg beleuchteten Karten
genau so wie bei senkrecht beleuchteten durch das zu gründe
liegende Isohyphennetz gesichert wird und allein davon abhängig
ist. Besonders für den Unterricht in den Schulen verdienen schräg
beleuchtete Karten wegen ihrer größeren Ausdrucksfähigkeit und
ihres größeren Anschauungswertes den Vorzug vor den senkrecht
beleuchteten.
Wie das Prinzip der senkrechten Beleuchtung vielfach Behöhen-te
mit dem der Höhenschichtendarstellung verbunden worden schichtenkarte,
ist, z. B in den meisten Schulatlanten, so läßt sich diese Verbindung
auch mit dem Prinzip der schiefen Beleuchtung herstellen,
wodurch der Lehrwert der Karten noch bedeutend gewinnt. Die
farbigen Höhenschichten dürfen aber nicht wie Farbenkleckse
erscheinen, die das Terrainbild verunzieren oder verwischen, sondern
es ist dafür zu sorgen, daß sich das Prinzip der Höhenschichten-
darstellung dem Beleuchtungsprinzip unterordnet, d. h. daß die zur
Unterscheidung der Höhenschichten dienenden Farben
ebenfalls nach Maßgabe der Licht- und Schattenwirkung
verteilt werden.
cc) Arten der Karten.
Die Karten, die in der Wissenschaft, im Unterrichte und
im praktischen Leben gebraucht werden, sind so verschieden-
artig, daß eine Kennzeichnung und Benennung derselben nötig
erscheint. Hierbei können die verschiedensten Gesichtspunkte in
den Vordergrund gestellt werden. Nach dem Maß s tabe unter-
scheidet man die Flurkarten oder Katasterkarten und
§ 37.
Nach dem
Maßstabe.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]