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1. Mathematische Geographie und Karthographie - S. 22

1911 - Trier : Lintz
22 Mathematische Geographie. mechenzonen. Der Äquator ist die Linie, auf welche die Sonnenstrahlen am ' '21. März und am 23. September senkrecht fallen. Die beiden Wendekreise sind die Linien, die den Erdraum, der überhaupt senkrechte Bestrahlung empfängt, in N und S des Äquators abgrenzen, über welchen sich aber die Sonne wendet1) (daher Wendekreise genannt). Sie selbst werden infolgedessen nur an einem Tage senkrecht bestrahlt und zwar der Wendekreis des Krebses am 21. Juni, dem Sommer-Sonnenwendetage (Sommer- Solstitium; Solstitium = Sonnenstillstand), der Wendekreis des Steinbocks am 21. Dezember, dem Winter-Sonnenwendetage (Winter-Solstitium). Die beiden Wendekreise schließen die heiße Zone, die Zone der Tropen, ein, die also einen je 231 /20 breiten Erdraum nördlich und südlich vom Äquator umfaßt, zusammen also 47° breit ist. Nördlich und südlich von den beiden Wendekreisen liegen die beiden gemäßigten Zonen der Erde, die bis zu den Polarkreisen reichen, also je 43° breit sind und zusammen 86° oder fast die Hälfte der ganzen geographischen Breite einnehmen. Sie erhalten nur schräge Bestrahlung, und zwar wird diese mit der Entfernung von den Wendekreisen und der Annäherung an die Polarkreise immer schräger. Die beiden Polarkreise sind die Linien, bis wohin die Sonnenbestrahlung an zwei bestimmten Tagen nach N und S reicht, nämlich am 21. Dezember, an welchem Tage der ganze vom Nördlichen Polarkreise umschlossene Erdraum im Dunkel bleibt, und am 21. Juni, wo das nämliche mit dem südlichen Polargebiete geschieht. Der Nördliche Polarkreis umgrenzt also die um den Nordpol gelegene nördliche kalte Zone, die während unseres Winters lange Winternacht hat, und innerhalb der man am 21. Dezember die Sonne nirgendwo aufgehen sieht. Die vom Südlichen Polarkreise umgrenzte südliche kalte Zone hat zu dieser Zeit den langen Sommertag. Aber diesem folgt die lange Winternacht, und am 21. Juni geht auch in ihr nirgendwo die Sonne auf, während dann die nördliche kalte Zone den langen Sommertag mit der seltsamen Erscheinung der Mitternacht- sonne hat. 7. Der Mond. a) Entfernung,"Größe und Gestaltendes Mondes. § 16. Wie die Sonne von der Erde, so wird diese von dem Monde Maße. umkreist. Nur 384 000 km ist die Erde von ihrem Begleiter ent- fernt. Der Durchmesser des Mondes beträgt etwa lu, die Oberfläche V14, der Körperinhalt Vs0, das Gewicht 1iso von den Maßen der Erde. 0emondesdes Gleich der Erde ist der Mond ein dunkler Körper; beide empfangen ihr Licht von der Sonne. Indem uns der Mond, je nach seiner Stellung zur Sonne, abwechselnd die dunkle Seite, die ganz beleuchtete Seite oder nur einen Teil derselben zukehrt, ]) So dürfen wir uns ausdrücken, wenn wir die scheinbare Bewegung der Sonne als tatsächlich vorhanden annehmen.

2. Mathematische Geographie und Karthographie - S. 48

1911 - Trier : Lintz
48 Kartographie. Pläne (Stadtpläne), die in sehr großem Maßstabe (1:500 bis 1:10000) gezeichnet sind, die Meßtischkarten (1:25000), die die Grundlage der preußischen und deutschen Landesvermessung bilden, die topographischen Karten (v. griech. topos = Gegend, Stelle) und Generalstabskarten (Karte des Deutschen Reiches, 1 : 100000, Topographische Spezialkarte von Mittel-Europa, 1:200000), geographische Karten und zwar Spezial- karten (1:50000 bis 1:500000, wie die Vogelsche Karte des Deutschen Reiches, 1:500000) und Generalkarten (eine Karte der Erde im Maßstabe 1 : 1000000 ist in den meisten Kulturstaaten in Bearbeitung genommen). stehungswefse Nach der kartographischen Darstellungsweise unter- scheidet man, wie schon in früheren Abschnitten gezeigt wurde, Vogelschaukarten, Isohypsenkarten, Höhenschichten- karten, beleuchtete Karten und zwar Karten mit senkrechter und schräger oder schiefer Beleuchtung, Reliefkarten usw. Inhalte"1 Nach dem Karteninhalte und dem Zwecke der Be- lehrung kann man physikalische Karten, die wieder in Gebirgskarten oder orographische, Flußkarten oder hydrographische, geologische Karten, Klimakarten usw. eingeteilt werden können, politische, ethnographische, kultur- und wirtschaftsgeographische, statistische, historische Karten usw. unterscheiden. ^ che i du nge n r~ Ferner spricht man von Weltkarten, Karten der Erd- hälften oder Planigloben, Länderkarten, Heimatkarten, Schulkarten, Eisenbahnkarten und andere Verkehrskarten, Land- und Seekarten, Himmelskarten, Sternkarten usw. Eine Sammlung von Karten wird Atlas1) genannt. 2. Das Kroki, die kartographische Zeichnung und das Profil. Die genannten Darstellungsarten, das Kroki, die karto- graphische Zeichnung und das Profil, ergänzen die Karte oder treten an ihre Stelle. Sie haben hauptsächlich den Zweck, die geographische Anschauung zu vertiefen und zu befestigen. a) Das Kroki. § 38. Das Zeichnen von Krokis wird namentlich in militärischen Ausführung. Kreisen zur Aufklärung im Gelände benutzt. Der Zeichner sucht Wert- dabei den zurückgelegten Weg und die Erscheinungen, die ihm zur Orientierung wichtig erscheinen, in einer sehr einfachen Karten- skizze darzustellen. Wer zu geographischen Zwecken Krokis zeichnen will, darf sich durch die Beobachtung und Fixierung des Weges nicht zu sehr von der Betrachtuug der Landschaft ablenken Die Bezeichnung Atlas führte der Sohn Merkators ein. Der erste Schulatlas erschien 1707 bei Hohmann in Nürnberg.

3. Mathematische Geographie und Karthographie - S. 31

1911 - Trier : Lintz
Die Aufgabe der geographischen Raumdarstellung. 31 Hauptbegriffsmerkmale so genau darzustellen und auszuprägen, daß der Beschauer eines Kartenbildes zum Wiedervorstellen derselben angeregt wird. Die drei Raummerkmale der Länge, Breite und Höhe oder Tiefe knüpfen sich an die drei Raumgebilde, die wir in der Mathematik noch außer dem Punkte unterscheiden, nämlich an die Linie, die Fläche und den Körper. Um die Linie in der mathematisch reinen Form handeltersiä^gen. es sich in der Geographie bei Entfernungsangaben, Höhenlinien, Tiefenlinien, Kammlinien, Grenzlinien, Ufer- und Küstenlinien u. s. w. Bei Flußläufen, Kanälen, Straßen und Eisenbahnen ist zwar in Wirklichkeit auch eine Breitenausdehnung vorhanden, doch denken wir an diese nicht. Die Kartographie muß zwar bei allen linearen Ausdehnungen die Breite mit darstellen, da die mathe- matische Linie nicht dargestellt-werden kann; sie läßt aber in den Maßen die Breitenausdehnung entweder unberücksichtigt oder gestattet sich Übertreibungen, um die Linie selbst um so wirksamer herauszuheben, z. B. bei Höhenlinien, Straßen, Eisenbahnlinien, Flußlinien u. s. w. Sobald neben der Längenausdehnung auch die Breiten- [T'eà^"; ausdehnung in Betracht gezogen wird, gewöhnlich, um ein Ver- gleichen dieser beiden Raummerkmale zu ermöglichen, wächst die Linie, obschon die Breite selbst ebenfalls nur eine lineare Ausdehnung ist, in unserem Vorstellen zur Fläche. An den Flächengebilden unterscheiden wir die Flächen form und die Flächengröße. Beide spielen in der Geographie eine große Rolle. Die Kartographie sucht mit Hülfe der die Fläche um- rahmenden Linie den ganzen Reichtum der wagerechten oder horizontalen Gliederung der Erdoberfläche auszuprägen und mit der Vorstellung der Flächenformen möglichst zugleich auch die richtige Vorstellung der Flächengrößen zu vermitteln. Sobald neben den linearen Ausdehnungen der Länge und Breite auch die der Höhe oder Tiefe berücksichtigt werden soll und die Flächengebilde körperliche Formen annehmen, erwächst sowohl der Kartographie als auch dem Kartenlesen eine sehr schwierige Aufgabe ; denn vor den Augen und dem Geiste erscheint nun die reiche Welt der Plastik: Diese körperlichen Gebilde sind unendlich mannigfaltiger als die Flächengebilde, auf denen sie sich aufbauen, nach der Höhe und nach der Tiefe hin, als Erhebungs- und Senkungs- oder Hohlformen. Doch betrachtet die Geographie sie ebenfalls vorwiegend nach zwei Rücksichten, nämlich hinsichtlich der Form und der Größe, wie auch jeder Weltkörper als Ganzes so betrachtet wird. Außer den Raummerkmalen der Länge, Breite und Höhe . ?lum" /nv T7 i. i. bezienungen. (liete) hat die Kartographie die beiden wichtigen Raumbe- Ziehungen der Lage und Richtung zum Ausdruck zu bringen bezw. über sie Aufklärung zu geben. Unter Lage verstehen wir die bestehenden Ortsunterschiede zwischen Raumgebilden,

4. Deutsche Kulturgeographie - S. 2

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
2 I. Deutschlands Größe und Machtstellung. auf den Gesamtverkehr des Atlantischen Ozeans den größten Einfluß, der einmal in seiner vermittelnden und ausgleichenden Stellung und sodann in seiner Vodengestalt be- gründet liegt; denn es ist im allgemeinen die nördliche Abdachung des hohen europäischen Rumpfgebirges, der Alpen. Diese reichen im Süden an das Meer und gewähren von da nur schwer den Zutritt nach Mittel-, Nord- und Osteuropa; hingegen haben im Norden Menschen und Güter völlige Bewegungsfreiheit und können ohne größere orographische Hindernisse von Westen nach Osten und umgekehrt fluten. Deutschland verknüpft den Atlantischen Ozean mit Mittel- und Osteuropa. Seine Flüsse, seine Kanäle, seine Landstraßen und Eisenbahnen führen direkt in die europäische Mitte hinein. Darum ist das Deutsche Reich in stetig wachsendem Maße ein Durchgangsland für Roh st offe und Nahrungsmittel geworden, mit denen die inner n und nordeuropäischen Länder von der See aus versorgt werden. Da es aber fernerhin den Kern der wirtschaftlich tätigsten und tüchtigsten Staaten Europas bildet und diese Staaten in Bezug auf die Einwohnerzahl überflügelt, so hat es die Nach- barstaaten wirtschaftlich an sich gefesselt. Auch die Lage zu seinen zwei Meeren ist für Deutschland recht günstig. Da wo sich der deutsche Boden allmählich verflacht, umspülen die Meereswogen einen langgestreckten Küstensaum. Außerhalb einer Küstenferne von 350 km liegen nur das Elsaß, Baden, Württemberg, Bayern und Oberschlesien. Die meer- fernste Gegend Deutschlands, 725 km, ist das Berchtesgadener Land im Südosten Bayerns. Nachdem innerhalb der großen Grenzsäume Alpen und Meer, Weichsel und Rhein die Größe der deutschen Lande mannigfach im Laufe der Geschichte gewechselt, hat das Deutsche Reich nach dem Kriege 1870/71 eine Größe von 540743 qkm mit einer Ein- wohnerzahl von 41 Millionen Köpfen (1910 dagegen 65 Millionen) eingenommen. (Vgl. statistischen Anhang 1 und Li.) Damit ist es die drittgrößte staatliche Ländermasse Europas geworden. Nur Rußland und Österreich-Ungarn sind größer, Frankreich ist nahezu gleichgroß, wesentlich kleiner sind die übrigen europäischen Staaten (vgl. stat. Anh. Iii). Deutschland bildet ein Zoll- und Handels- gebiet. Die Zollgrenze fällt im allgemeinen mit der Reichs- grenze zusammen. Ausgeschlossen von ihr sind 71 qkm mit 17600 Einwohnern, nämlich die Freihafengebiete von Hamburg, Bremerhaven und Geestemünde, ein Teil der Gemeinde Cuxhaven, die Insel Helgoland und ein sehr kleines Gebiet im südlichen Baden an der Grenze des Kantons Schaffhausen. Eingeschlossen sind in die Zollgrenze außer dem Reichsgebiet das Großherzog- tum Luxemburg (2600 qkm mit 260000 E.) und die kleinen österreichischen Gemeinden Jungholz (im Süden von Kempten) und Mittelberg (Vorarlberg) mit 6 qkm und reichlich 1400 Be- wohnern. Somit hat das deutsche Zollgebiet oder Wirt-

5. Deutsche Kulturgeographie - S. 4

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
4 1. Deutschlands Größe und Machtstellung. Cuxhaven im Hintergrund und dem Bremerhaven und Bremer- verkehrsgebiet in der Nachbarschaft. An der Ostseeküste wird die Kieler und Lübecker Bucht von dem Küstenwinkel umschlossen. Die Lübecker Bucht dringt bis auf eine Entfernung von 52 km nach der Elbe vor und erreicht diese selbst durch den Elbe-Trave- kanal. Im Hintergrund des Küstenwinkels, der mit seiner Schenkel- Verlängerung bis Greifswald, der „wendischen Küste," das Zentrum des Machtbereichs der Hanse war, liegen Warnemünde, Wismar, Lübeck, die Ostmündung des Kaiser Wilhelm-Kanals und Kiel, der größte deutsche Kriegshafen; alle sind sie berufen, zur Neu- belebung des neuen deutschen Seeverkehrs beizutragen. Messen wir die Länge der deutschen Küste ohne die tiefen Einschnitte und Inseln, so erhalten wir eine Länge von 1270 km, d. i. ein Fünftel der Küstenlänge Italiens oder zwei Fünftel der Küstenlänge Frankreichs. Auf 1 km Küstenlänge entfallen in Deutschland 425 qkm, in Italien 45 qkm. Das könnte augenschein- lich gegen eine günstige Küstenentwicklung Deutschlands sprechen. Man kann aber wohl kaum behaupten, daß für einen kontinen- talen Staat wie Italien trotz seiner ausgesprochenen Halbinsel- natur ist, die große Ausdehnung der Küste ein besonderer Vorteil sei; denn im Vergleich zu seinem Flächeninhalt hat Italien eine viel zu große Küstenentwicklung, wodurch Italien gezwungen ist, sofern es in dem modernen Verkehr und Handel tätig eingreifen will, mehr Seemacht als Landmacht zu sein. Letztere leidet ent- schieden darunter. Die deutschen Küsten — die Nordseeküste mehr wie die Ostseeküste — beweisen, daß nicht jedesmal die lange und gegliederte Küste den Handel an sich ziehen muß, sondern dies auch durch eine weniger gute und kürzere Küste geschehen kann, wenn nur ein oder wenige geeignete Pforten vorhanden sind, durch die es der Ausdehnungsfreudigkeit und Ausdehnungskrast eines Volkes ermöglicht wird, nach den nächsten und Verkehrs- reichsten Weltmeeren und Überseeländern über- und einzugreifen. Diese bemerkenswerte Eigenschaft der deutschen Küste wird durch die große Bedeutung erhöht, die sie für unfern Wohlstand und unsere Macht dadurch hat, daß fast das ganze Gebiet des Deutschen Reichs zu ihrem wirtschaftlichen Hinterland gehört. Die Nordseeküste ist die ozeanischste der deutschen Küsten; denn an ihr machen sich die Gezeiten und Sturmfluten eines der stürmereichsten Meeres bemerkbar. Infolgedessen ist die Nordsee- küste auch vielmehr der Zerstörung als die Ostseeküste ausgesetzt, hier arbeitet mehr Frost und Eis an der Zerstörung des Küsten- saumes. Beständig ist an beiden Küsten der Mensch im Kampf mit den Unbilden des Meeres, und durch Deiche und Dämme schützt der Nordseeküstenbewohner sein kostbares Marschland, das in den Dithmarschen bis 16 km breit ist, und durch Verhaue (Buhnen) und Bepflanzung sucht der Ostseeküstenbewohner die ver- Verblichen Flugsanddünen zu befestigen. Wenn der Mensch nicht

6. Deutsche Kulturgeographie - S. 6

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
6 I- Deutschlands Größe und Machtstellung. Von mehr als 200 Strömen und Flüssen wird es mit einer gewaltigen Süßwassermenge gespeist und findet nur durch schmale Meeresstraßen, die Belte und den Sund, eine Verbindung mit dem Kattegat, dem Vorhof zum Atlantischen Ozean. Im Salz- gehalt des Ostseewassers spricht sich die mehr oder minder große Abhängigkeit vom Ozean aus. Während der Salzgehalt im Skagerak bei Skagen noch 30 Promille beträgt, im Großen Belt bei Korsör 18 und im Kieler Hafen 15 Promille, sinkt er rasch nach Osten und beträgt im Norden von Rügen nur noch 8—9, in der Danziger Bucht 6—7 und bei Haparanda, also an der Nordspitze des Bosnischen Meerbusens, 1,5 Promille. Nicht bloß der Lage sondern auch dem Salzgehalt nach zeigt sich die Nordsee oder das Deutsche Meer als ein echtes ozeanisches Randmeer; denn der Salzgehalt betrügt in der Nordsee 34 Promille, südlich von Helgoland, angesichts der Elbe- und Wesermündung, nur 32 Promille. Der offene Atlantische Ozean besitzt durchschnittlich 35,5 Promille Salzgehalt. Wie schon gesagt, wird das Nordseewasser von Sturmfluten und Gezeiten aufgewühlt. In unsern deutschen Häfen ist die Fluthöhe im Mittel in Emden 2,76 m, in Wilhelmshaven 3,46 m, in Bremerhaven 3,30 m, in Cuxhaven 2,80 m, im Hafen von Hamburg 1,88 m. Die höchsten Springfluten gehen dagegen fast auf das Doppelte der genannten Werte, ganz abgesehen von den Sturmfluten, bei denen die nord- westlichen Winde das Wasser staut. Für die Schiffsbewegung er- weisen sich die Gezeiten als ein Segen; die Flut trägt die See- schiffe weit in den Mündungsarmen der Flüsse hinauf, und der Ebbestrom nimmt sie wieder mit zum offenen Meer zurück. Die deutschen Meere sind verhältnismäßig seicht; während die Nordsee nur eine mittlere Tiefe von 89 in erreicht, besitzt die Ostsee die geringere mittlere Tiefe von 67 m. Beide Meere ver- halten sich" ihren Arealen nach wie 4 : 5. Die Ostsee bedeckt 430000 qkm, die Nordsee 550000 qkm, sie hat demnach annähernd die Flächengröße des Deutschen Reichs. Beide Meere sind indessen recht klein gegenüber der Ausdehnung der Weltmeere; sie betragen zusammen rund 1/90 des Atlantischen Ozeans (90 Mill. qkm) und l!,ub des Großen Ozeans. - //A Die deutschen Nachbarn. Das Deutsche Reich, das nachbarreichste Land Europas, wird begrenzt von drei Großmächteni Rußland, Osterreich- Ungarn und Frankreich; von vier Mittelstaaten: den drei König- reichen Belgien, den Niederlanden und Dänemark und dem republikanischen Staatenbund der Schweiz, und endlich von einem Kleinstaat, dem Großherzogtum Luxemburg. Die Vielbegrenztheit des Deutschen Reichs ist eine Folge der mitteleuropäischen Kern- läge. Geschichte, Natur und Verkehr drücken den nachbarlichen Beziehungen zu jedem Einzelstaat besondere Merkmale auf.

7. Deutsche Kulturgeographie - S. 8

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
8 I. Deutschlands Größe und Machtstellung. ist der Hauptdruck dieser Macht nach Osten (Ostasien) und Süden (Persien) gerichtet; und der russische Druck wird nie zu stark auf der deutschen Ostgrenze lasten, wenn sich das Zarenreich stets seiner Hauptaufgabe bewußt ist, den starken Posten zwischen der westeuropäischen Kultur und den Ausdehnungsgebieten der gelben Nasse sorgsam zu bewahren. Wirtschaftlich besteht ein engerer Zusammenhang zwischen Deutschland und Rußland. Fast die Hälfte des Wertes der Handelsartikel, die nach Nußland ein- geführt werden, ist in Deutschland zahlbar, während wir an dem Ausfuhrwert der russischen Waren mit einem Drittel beteiligt sind. Im Südwesten der deutschen Neichsgrenze stoßen wir gleich- falls auf eine fremde, eine romanische Nation. Die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sind sehr wechselreich gewesen. Namentlich flutete durch die burgundische Pforte seit altersher ein bedeutender Völker- und Warenverkehr. Nordfrankreich hat mancherlei Gemeinsames in Lage, Klima und Bodenkultur mit Süddeutschland. Zu Norddeutschland finden wir kein Gegen- stück in Frankreich, und dieses hat wiederum im Süden sein eigenes Gebiet, mit dem es am mediterranen Klima und Kultur- kreis teilnimmt. Erfreulicherweise wachsen von Jahr zu Jahr die gegenseitigen Verkehrsbeziehungen, und beide Länder senden sich gegenseitig Waren im Werte von je xj2 Milliarde Mark. Größer nur als der Verkehr Frankreichs mit Deutschland ist der mit England, während sich der Umsatz des belgischen Verkehre mit Frankreich direkt an den deutschen anschließt. Belgien, Luxemburg und die Niederlande sind stücke des alten Lotharingens, das sich allmählich zu einem Mischgebiet an dem Berührungssaum des westfränkischen und ostfränkischen Reichs entwickelte. Auch heute noch sind Belgien und Luxemburg (fast möchte man Lothringen hinzurechnen) das Gebiet der deutsch-französischen Übergänge, Übergriffe, Kämpfe und Verdrängungen. Hat in Luxemburg das germanische Element gesiegt, so steht es in Belgien, obwohl der Kopfzahl nach im Übergewicht, noch im stetem Kampfe mit dem Franzosentum. Luxemburg, von der deuschen Zollgrenze umschlossen und industriell und verkehrstechnisch von Deutschland abhängig, hat den Charakter als Grenzland verloren, nur Belgien und die Niederlande liegen als neutrale Staaten wie große Seen an den deutschen Grenzen. Kein Grenzstück ist aber so schlecht und unorganisch wie die deutsch-holländische Grenze zwischen Aachen und dem Dollart. Während in dem belgischen Auslandverkehr die erste Stelle Deutschland mit Frankreich teilen muß, herrscht in dem holländischen der deutsche Anteil bei weitem vor, ja von der Ausfuhr Hollands passiert genau die Hälfte die deutsche Grenze. Im Norden hat das Deutsche Reich nur ein kurzes Stück Landgrenze gegenüber Dänemark, quer über die von Natur

8. Deutsche Kulturgeographie - S. 22

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
22 1- Deutschlands Größe und Machtstellung. 7. Deutschlands Weltpolitik und das größere Deutschland. Mehr als in frühern Jahrzehnten hören und lesen rvir heute von dem „Kampf ums Dasein". Mehr als in frühern Zeiten drängt sich die _ bittere Notwendigkeit des Kampfes ums Dasein in das menschliche Leben hinein. Für den Kampf ums Dasein können wir ebensogut sagen „Kampf um Raum". Der Kampf um Raum ist das hervorragendste Merkmal jeglicher Lebensentroicklung auf Erden, nicht bloß der Lebensentwicklung des Individuums, des Einzelnen, sondern eines ganzen Volkes, überhaupt des Staates. Jede vorwärtstreibende und vorwärtsstrebende Staatsentwicklung schreitet von engen Räumen zu weiten Räumen fort. Nach diesem Gesetz der zunehmenden Räume wächst jede Land- und Seemacht. Der Raum des Landes ist vielfach begrenzt, er beschränkt auch die politische Auffassung der Völker, wenn nicht gerade weite Becken oder Tiefländer etwas von der Wirkung des weiten Meeres auf die politische Ausdehnungskraft der Völker übertragen. Warum haben sich in der Zone der deutschen Mittelgebirge die deutschen Kleinstaaten, in den Alpen die Schweizer Kantone und Kantönchen, auf der Valkanhalbinsel ein Staatengemisch gebildet, warum entwickelte sich auf der oberdeutschen Hochebene der größte süddeutsche Staat Bayern, im norddeutschen Tiefland das größte deutsche Staatswesen Preußen und auf dem weit ausgedehnten ebenen Osten Europas der größte europäische Staat? Tieferes Nachdenken über die Abhängigkeit des Bodens vom Staate wird die Antwort darauf geben. Der Meeresraum mit seinen endlosen Horizonten hat vor- zugsweise zur Schärfung und Erweiterung des politischen und wirtschaftlichen Blickes beigetragen und einen großen Zug von Kühnheit in den politischen Charakter der Seevölker hineingetragen. Alle See- und Vinnenlandvölker beweisen dies. Das Meer hat die Seevölker zur Staatenbildung hin- gedrängt. In der Europäisierung der Erde hat die größte See- und Kolonialmacht, Großbritannien, das meiste geleistet. Selbst wer dem Engländer nichts nachrühmen wollte, müßte doch an- erkennen, daß die staatenbildende Kraft den Mittelpunkt der geistigen Anlagen des Engländers ausmache. Überall, wo das Jnselvolk hinkam, fand es gewisse Ähnlichkeiten mit den Küsten seines Heimatlandes und benachbarter Länder wieder, und so wuchs ein Gefühl der Weltbeheimatung in das englische Volk hinein. Die Seevölker sind viel schneller politisch reif geworden als die Vinnenlandvölker. Sie lernten beizeiten das Meer zu meistern, andere Küstengestade sich untertänig zu machen und ihre geistige und pekuniäre Machtfülle zu mehren. Länder, deren Wirtschaftsleben ursprünglich im Kontinente wurzelte und all- mählich, hauptsächlich durch die Bevölkerungszunahme getrieben,

9. Deutsche Kulturgeographie - S. 12

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
12 I- Deutschlands Größe und Machtstellung. immer viele Reibungsflächen den Nachbarn darbieten, darum ist es nicht Zufällig, daß nur wenige Jnteressenkreise der europäischen Staaten unserer Teilnahme gänzlich entrückt sind, daß fast alle europäischen Staaten Wirkungen auf den deutschen Staatskörper ausüben, die immer wieder Gegenwirkungen auslösen; und würden letztere ausbleiben, wir würden zerdrückt wie das König- reich Polen oder zu einem schattenlosen Neutralstaat herabgedrückt und zu einem kleinen, von der Gnade der Weltmächte lebenden Europavölkchen verzwergen. Die Lage im Herzen Europas erweckt aber auch das Be- dürfnis nach erweiterter Machtstellung. Darum hat Deutschland, um den Druck nach Osten und Westen besser aus- zuhalten und ein sicherer Hort des europäischen Völkerfriedens zu sein, durch Verbindung mit andern Ländern seine Ost- und Westfront verlängert. „Indem sich Deutschland mit Osterreich und Italien verbündete, hat es sich aus seiner karreeartigen Stellung, die man ebensogut Zusammenfassung wie Zusammen- drängung nennen kann, zur Stellung in der beherrschenden Mitte eines breiten Aufmarsches zwischen der Nordsee und Sizilien entwickelt" (Fr. Ratzel). Doch jegliches Bündnis nützt nichts, wenn ein Land sich nicht auf seine eigene Kraft und Stärke verlassen kann. Darum mußten wir uns zunächst eine starke Landmacht und zuletzt eine ebenso Achtung gebietende Seemacht schaffen. Die gute Ausbildung und Schulung unsers Volkes hatte die gute Ausbildung und Schulung unsers Heeres zur Folge. In der bereits angeführten denkwürdigen Rede Bismarcks heißt es weiterhin: „In der Ziffer (d. h. in der Anzahl der Soldaten) sind sie (unsere Nachbarmächte) ebenso hoch wie wir, aber in der Qualität können sie es uns nicht nachmachen. Die Tapferkeit ist ja bei allen zivilisierten Nationen gleich, aber unsere Leute sind kriegsgedient, ausgediente Soldaten, die noch nichts verlernt haben. Und was uns kein Volk in der Welt nachmachen kann: wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um diese ungeheure Armee zu kommandieren. Dazu gehört das ganz eigentümliche Maß der Verbreitung der Volksbildung in Deutschland, wie es in keinem andern Lande wieder vorkommt." Das Wachstum unsers Volkes, die Ausbreitung unserer geistigen und industriellen Erzeugnisse, die Besitzergreifung von außereuropäischen Kolonien hat unser Reich gezwungen, neben einer Landmacht auch eine Seemacht zu werden. Diesen Ent- wickelungsgang rechtzeitig erkannt und beschleunigt und den Ausbau einer starken Flotte gefordert und gefördert zu haben, ist eins der unvergänglichen Ruhmesblätter in der Geschichte der reichen und regen Tätigkeit unsers Kaisers. Für uns ist der einzige direkte Weg zum Ozean allein nur die Nordsee und der Weg liegt im Machtbereich der größten Seemacht der Welt.

10. Deutsche Kulturgeographie - S. 44

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
44 H. Deutschlands Klima, Wirtschafts- und Kulturlandschaften. als die Ausfuhr deutscher, bezw. westeuropäischer Industrie- Erzeugnisse, da diese zu sehr von der Willkür der russischen Ve- Hörden abhängt. Verlin mit seinen großen Nachbarorten Charlottenburg (305000 (£.), Neukölln (das alte Nixdorf, 237000 E.) und Schöneberg (173 000 E.) liegt an der Grenze der Landschaftsgruppe des Baltischen Höhenrückens und der deutschen Zentrallandschaften. Er ist das Zentrum des größten und bedeutendsten ostwestlichen Straßenzuges auf deutschem Boden; sein wirtschaftlicher Schwerpunkt neigt wohl mehr nach Norden durch die Anziehungskraft von Hamburg durch Spree- Havel-Elbe und von Stettin, das sich durch den „Großschiffahrt- weg Verlin-Stettin" immer mehr zu einem Hafen Berlins entwickeln wird, indessen sorgen für das nötige Gleichgewicht die südlichen Ausstrahlungen nach Halle, Leipzig, Dresden, Wien, Görlitz und Breslau. 12. Die deutschen Zentrallandschaften oder die Landschaften am Nordfuße der deutschen Mittelgebirgsschwelle. Der Teutoburgerwald bildet die Grenze zwischen den westlichen und östlichen Zentrallandschaften. Die erstern umfassen die Cölner Tieflandsbucht und die Münstersche Bucht. Die letztern, die sich im Regenschatten des Teutoburger Waldes, des Harzes, des Thüringer Waldes und weiter östlich bis zur russischen Grenze ausbreiten, werden auch kurzweg als die deutschen zentralen Wirtschaftslandschaften angesprochen. Diese Landschaften sind schon mehr dem ozeanischen Klima entrückt, wobei nach Osten zu das Klima immer kontinentaler wird. Als allgemeine klima- tische Kennzeichen kann man für die östlichen Zentrallandschaften feststellen, daß eine mittlere Jahreswärme von 8° bis 9° und eine mittlere Aprilwärme von 7° bis 8° die gesamte Region beherrscht, daß die letzten Fröste Mitte April eintreten und die ersten Ende Oktober. Das ergibt eine verhältnismäßig lange Vegetations- dauer, die einer längern Feldarbeit, besonders den Halmfrüchten zugute kommt. Der Ackerbau wird durch die Verbreitung des Lößes am Nordfuß der deutschen Mittelgebirge außerordentlich begünstigt. Fruchtbare diluviale Sande (Löß) und Lehm bedecken Vorzugs- weise den Boden der großen Tieflandbuchten, die sich nach Sachsen und Oberschlesien hineinziehen. In Schlesien sind 60 °/o des für Ackerbau geeigneten Bodens mit Feldfrüchten bestellt, im benach- Karten Posen 51 °/0. Die linke Seite der Oder, soweit sie der schleichen Bucht angehört, ist ein hervorragendes Weizen- und Zuckerrübenland. In der Liegnitzer Umgebung nimmt ein ansehnlicher Gartenbau (Gurken, Kraut) weite Strecken ein. Über die Grünberger Höhen, nahezu 52° n. Br., läuft die Polar-
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TM Hauptwörter (200)200

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