Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 114

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 114 — Dnjeprbecken: Lauf des Dnjepr? — nach 8. Warum? — im N Westrussischer Land- rücken, im O Mittelrussische Landhöhe, im Sw die podolische Platte. Bodeugestalt dieses Beckens? Tiefland mit Niederungen. User der Flüsse? — seicht. Viele Nebenflüsse münden hier ans kurzer Strecke. Folge? — Stauung der Wasser (Ungar. Tiefebene) — große Sümpfe, Rokitnosümpfe: 6(3 Ml. lang und 30 Ml. breit — Dnjepr mit Weichsel und Njemen durch zahlreiche Kanäle verbunden — im Früh- jahr gleicht das Becken einem großen Binnensee, aus dem sich Inseln mit dichten Urwäldern erheben — an der Beresina und am rechten Ufer des Dnjepr bis Kiew nur Wald — hier das größte Jagd- revier. Boden an den Rändern des Dnjeprsbeckens? — schwarzer, fetter und gut bewässerter Humusboden. Produkte und Beschäftigung? — viel Getreide, Futterkräuter (Klee, Futterwicken) und Gräser. Man baut Weizen, Roggen, Mais in Fülle, ohne je zu düngen; nur in nördlichen Gegenden, wo viel Regen fällt, sieht man viel Waldungen, nach 8 nur fruchtbare Felder; denn die Zone der „schwarzen Erde" (Tschernosenfläche) leidet an großer Holzarmut. Die Bewohner treiben hier Ackerbau und Vieh- zncht. Ansiedelungen? — große Bauerndörfer, die Städte Kursk (52000 Einw.) Penfa, Bender — inmitten der fruchtbaren Ukraine liegt Kiew am Dnjepr (190000 Einw.) mit Universität, in Polen Warschau (450000 Einw.), Hauptstadt, Lodz, Hauptindustriestadt Polens in Woll- und Banmwollweberei, das „polnische Manchestr." Das obere Wolgabecken: Quelle der Wolga? Lauf? — iu Spitzbogen nach 0—dann nach 8. Warum? — im N Nordrussischer Landrücken — im S Mittel- russische Landhöhe — im O Ural-Erzgebirge und Wald-Ural. Nebenflüsse? — Oka mit Moskwa und die Kama. Boden? — int Becken der fruchtbare Schlammboden — an der Mittel- russischen Landhöhe die schwarze Modererde — von der Moskwa bis zum Eismeer ein breites Kohleuflötz, ebeufo östlich der Kama — im Ural-Erzgebirge Eisen-, Kupfer-, Silbererze, Platin, Marmor und Edelsteine (Malachit, Jaspis, Topas). Beschäftigungen? — Ackerbau. (Wo? Warum?) — die drei Be- dingungen der Fruchtbarkeit hier vorhanden. — Bergbau im Ural — Eisenindustrie in Perm und Kasan, Moskau und Tula — Handel in Nischni-Nowgorod (300000 Einw.), wo auf deu großen Messeu die europäischen Waren (konkret) gegen die asiatischen um- getauscht werden. Warum? — wichtige Verkehrsstraßen zu Wasser und zu Lande: im Wolga- und Kamathal über Kasan, Perm nach Jekateriuburg, in der Niederuug zwischen Waldai-Höhe und

2. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 115

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 115 — Nordrussischem Landrücken über Moskau, Twer nach Petersburg und Sibirien Eisenbahnen — zwischen Wolga, Düna, Dnjepr Kanäle (aufsuchen) — nach Asien Straßen. Welche Waren werden aus diesem „Weltjahrmarkt" feilgeboten? — Pelz- und Metallwaren, Tuche, Leinwand, Zucker, Honig, Perlen, Edelsteine, Teppiche und Shawls. Moskau, die alte Hauptstadt des Reiches, der Hauptstapelplatz des russischen Binnenhandels — durch seine Universität der wissen- schaftliche .Brennpunkt des Reiches. Woher diese Vorzüge? — liegt im Herzen des Landes — ist Knotenpunkt der nach allen Richtungen ausstrahlenden Eisenbahnen — infolge der Kohlen- schätze in der Umgegeud viel Industrie (822000 Einw.) Ansicht (Bild von Moskau!) Das Stadtgebiet, auf niedrigen Hügeln aus- gebreitet, von der Moskwa durchschlängelt, 5 Meilen im Umfang, hat weitläufige Gärten, viele Paläste (des russischen Adels) und Hunderte von Kirchen mit flimmernden, vergoldeten Turmspitzen, Kuppeln und Kreuzen. Der Kremel, eine förmliche Stadt von Schlössern, ist durch hohe Mauern von der übrigen Stadt getrennt. Ii, 2. Warum kounte sich nur in Rußland der größte Strom Europas entwickeln? Rußland ist das größte Binnenland Europas; das Quellgebiet der Wolga ist weit oben im N in der Nähe des Meeres, von welchem viele Wasserbläschen aufsteigen, die infolge einer günstigen Windrichtung an die bewaldeten Höhen Nordrußlands getrieben werden und dort in großen Mengen niederfallen. Sein Lauf dehnt sich über die weite Tiefebene aus und reicht bis an die äußerste Südostecke Europas. Warum ist es im obern Wolgabecken so fruchtbar? Guter Bodeu (Schwarzerde) — reiche Bewässerung — tiefe und geschützte Lage. Warum habeu die Russen manchmal über Mißernten zu klagen? — große Hitze und Regenarmut im Sommer — zeitige Winter und starke Nachtfröste. Welches find die Produkte dieses Gebiets und welche Be- schästignngen ergeben sich hieraus? Getreide — Getreidehandel und Getreideausfuhr; Hanf — Seilerei; Flachs — Leinweberei; Wal- dungen von Linden — Bienenzucht — Honigbereitung; Zuckerrüben — — Zuckerbereitung; Kohlen und Eisenerze — Eisenindustrie. Wie gelangen die Produkte Mittelrußlauds ius Ausland? Zeige die vielen natürlichen und künstlichen Wasserstraßen (Kanäle) und Haupteiseubahuliuieu, die aus dem Innern Rußlands nach der Ostsee, nach dem Nördlichen Meere führen. Bedeutung Mosfans, Nischui-Now- gorods, Rigas für Industrie, Handel und Verkehr — Aus- und Einfuhr- artikel. Wodurch hatte das Heer der Franzosen in Rußland 1812 schwer zu leiden? — auf dem Hinmarsche unter der furchtbaren Hitze 8*

3. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 119

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 119 — und Kräuter mit nahrhaften und schmackhaften Wurzeln, welche den Nagetieren zur Nahrung dienen. Das hohe Gras liefert den Pferden, Rindern lind Schafen reichliches Futter. Diese Weidetiere aber locken Füchse, Wolfe und Infekten an. Bedeutung Astrachans, Odessas und Kievs! Worin liegt die Einheit des russischen Kaiserreichs von Natur begründet? Rußland ist eine große zusammenhängende Länder- masse mit gleichartiger Bodengestalt. Das weite Tiefland ist durch feine bedeutenden Höhenkämme (Völkerscheiden) in kleinere abgeschlossene Landschaften (wie in Deutschland und Griechenland) geteilt. Die niedrigen Wasserscheiden begünstigen die Verbindungen der Flüsse durch Kanäle. Daher durchziehen das weite Flachland Verkehrswege zu Wasser und zu Lande und ermöglichen einen raschen Anstansch der verschiedenen Pro- dukte der einzelnen von einander sehr weit entfernten Landschaften. Folge? — ein unumschränktes Oberhaupt in Staat und Kirche. Die russische Nationalkirche ist der einheitlichen Verwaltung im Reiche nur förderlich. Warum ist Rußland gegenüber andern europäischen Staa- teu in der Kultur zurückgeblieben? Das Land wurde in seiner Entwickelung durch die Mongolenherrschaft im Mittelalter gehemmt und verschließt sich uoch gegenwärtig in manchen Beziehnngen den Kultnrbe- wegnngen des europäischen Westens. Die rohen asiatischen Hirtenvölker drangen öfters durch das osteuropäische Völkerthor und verwüsteten Handels- saktoreien und friedliche Niederöfflingen. Die großen Völkerbewegungen dauerten im O. 500 Jahre läuger als in Westeuropa. Ii. 3. Weißes Meer. Es ist 7 Monate lang mit Eis und Schnee bedeckt. Tundra — baumlose Gegend. Archangel — Stadt des Erzengels Michaels, durch eiu dem Erzengel Michael geweihtes Kloster entstanden. Petersburg vou Peter dem Großen gegründet und von ihm nach dem Apostel Petrus genannt. Ural —Gürtel. Botten—boden. B e r e si n a — Birkenfluß. Rokitna von rokyta = Salweide. Moskau — Stadt ein der Moskwa. Nischni von Nisa, Nis(s)awa = Niederung, Thalflnß und Nowgorod — Neustadt. Kasan — Kessel, Thalkessel. Perm — Hochebene. Jekaterinenbnrg von Peter dem Großen, dem Begründer des uralischen Bergbaus, gegründet und nach seiner Gemahlin benannt. Don, Donau, Düna, Dwina — Fluß.

4. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 122

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 122 _ cc. Stromschnellen bei Durchbrüchen der Landrücken, dd. Mündungen in Biuueumeere, dereu Ausgänge in fremden Händen sind (Konstantinopel); 4. durch die gleichartige Bevölkerung, gleichartig a. nach Abstammung und Sprache: aa. Staden (Polen, Lithauer, Kosaken, eig. Russen), bb. Mongolen (Finnen, Esthen, Lappen Samojeden, Kirgisen), b. nach Religion: aa. herrschend ist die griechisch-römische Kirche, deren Oberhaupt der Zar ist — bb. Ausnahmen: Polen zur römisch-katholischen Kirche, Bewohner Finnlands und der Ostseeprovinzen zur protestantischen Kirche. — Jude», Mnhammedaner (türk. und tartar. Völker) — c. nach Beschäftigung (hauptsächlich Landwirtschaft — Ackerbaustaat). Ii. Staatliche Einheit notwendig infolge 1. der Abhängigkeit der einzelnen natürlichen Abschnitte: a. dem Tundrengebiet fehlen Holz, Getreide. Salz, allerlei Geräte, b. dem Waldgebiet Getreide, Salz und Werkzeuge, c. dem Ackerbau. Snmpf- und Steppengebiete Holz, Metalle u. f. w. 2. des niedrigen Kulturzustandes und der Uubildung vieler Völker- stamme. Iii. Formen der staatlichen Einheit. 1. Verfassung: unbeschränkte Monarchie (der Zar ist Gesetzgeber und Richter — Reichsrat, Syuode, Senat sind vom Kaiser selbstgewählte Korporationen). 2. Verwaltung: Einteilung des Landes in Gouvernements — Verwal- tungsbeamten bestechlich. Iii, 2. Rußlands Bodengestalt (Seen- und Steppenplatten, Landrücken und breite muldenartige Thalebenen), Klima (kalte, nördlich gemäßigte Zone, kontinentales und ozeanisches Klima) und Pflanzenregionen (der Moose und Flechten — des Waldes — des Ackerbaues und der Steppe). Vergleiche die russische, ungarische, französische und norddeutsche Tiefebene nach Ausdehnung, Bodenbeschaffenheit, Bewässerung! Der augeschwemmte Boden ist Marsch- und Gestland, der gnte Boden mit verwesten Pflanzenstoffen ist der Humusboden (Schwarzerde). Die Plateaus bestehen aus Grämt. Je näher dem Meere, desto Wasser- reicher der Boden. Weichbodenarten sind Sümpse, Moore, Maremmen, Tundren. Die Sümpfe haben noch einen sichtbaren Wasserspiegel, Moore, Maremmen und Tundren eine zusammenhängende Pflanzendecke. Die Moore Schwabens heißen Riede, die Bayerns Möfer und die Böhmens Filze. Ebenen mit meist trocknem Boden sind Heide, Pußte, Steppe (grasige, salzige und sandige Steppe.)

5. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 113

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 113 — Handel mit fremden Völkern begünstigt. Das Eismeer ist zu entlegen, und seine wenigen Häfen sind nur wenige Monate zngänglich. Darum verlegte Peter der Große mit der Gründung von Petersburg den Schwer- punkt des Reichs ans Meer und verband den Finnischeil Busen durch Kanäle mit allen schiffbaren Flüssen Rußlands (Nachweis!). Der Besitz der drei verhältnismäßig kleinen Küstenstrecken ist Lebensbedingung fürs Land; daraus erklären sich auch die Kämpfe Peter des Großen mit den Schweden um den Besitz der Ostseeprovinzen. Warum kann Rußland für das deutsche Reich gefährlich werden? Deutschland liegt durch die Tiefebene gegen Rußland offen da. Es ist unermeßlich groß (10 mal so groß als Deutschland) und wird noch mächtiger werden, wenn die weit auseinanderliegenden Provinzen besser verbunden, einheitlicher verwaltet, noch viele wüstliegende Strecken angebaut und besiedelt worden sind. Gegenwärtig kommen auf einen qkrn nur 18 Menschen (Vergleich mit andern Staaten). Mittelruftland. Dünagebiet: Quelle der Düna? — Waldai-Höhe. Bodengestalt? Hügellandschaft bis 350 m Höhe — die Einsenkuugen füllen kleinere Seen. Welche Flüffe haben hier noch ihre Quellen? Woher das viele Wasser? — reiche Niederschläge (Siehe Nord- rußland) — Waldreichtum. Folge? — viel Holz und Pelz- tiere — Jagd und Forstwirtschaft. Lauf der Düna? — anfangs südwestlich. Warum? — weil sich die Waldai-Höhe nach 8 abdacht. Warum wendet sich die Düna dann nach Nw. — der Westrussische Landrücken drängt sie dahin; unter- dessen stärker geworden, durchbricht sie dieseu Landrücken. Folge? — steile Ufer — enges Bett — Stromschnellen — Unfchissbarkeit bis Dünaburg. Mündung der Düna? Ausfuhr von Riga? — Holz, Talg, Felle' Getreide, Hanf, Flachs. Riga ist großer Industrie- und Handels- platz — 180000 Einw., wowon die Hälfte Deutsche, da die Stadt von Bremer Kaufleuten gegrüudet worden ist. Bodengestalt des Westrnssischen Landrückens? — stark abgeflacht, weniger Gebirgscharakter — 200 m Höhe — von zahlreichen Flüssen durchbrochen. Folge? — malerische Querthäler — wichtige Straßen- und Eisenbahnen, z. B. von Petersburg nach Warschau oder von Riga über Dünaburg, Smolensk nach Südrußland, durch welche Getreide aus Südrußland nach Riga gefahren wird — wichtige Kanalverbindung aus dem Dünabecken durch die Beresina nach dem Dnjeprbecken. Ostseeprovinzen? Produkte und Beschäftigungen daselbst? Prüll, Europa. o

6. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 25

1905 - Leipzig : Wunderlich
25 Spieße waren aus Heugabeln hergestellt worden. Viele hatten sich auch mit Dreschflegeln und Keulen aus Eichenholz, die mit Eisenspitzen ver- sehen waren, bewaffnet. Der wilde Haufe zog nach Grünhain, erstürmte und plünderte das Kloster und vertrieb den Abt. Dem nahe bei Aue gelegenen Klösterlein erging es ähnlich. Ganz besondere Erbitterung regte sich gegen Ernst von Schönburg auf Schloß Hartenstein. Um dieses Schloß in ihre Gewalt zu bekommen, erbaten sich die Reinsdorfer Bauern von dem Rate zu Zwickau Gewehre und von dem zu Schneeberg den nötigen Schießbedarf. Obwohl dieser Wunsch von keinem der beiden Orte er- füllt wurde, zogen die Bauern doch in dem sicheren Vertrauen auf die Worte ihres Hauptmannes nach Hartenstein. Dieser meinte, „wenn sie nur erst ein Schloß eingenommen hätten, so wollten sie dann schon mehr Büchsen zuwege bringen und mehr Schlösser gewinnen,' dann würden auch mehr Leute zu ihnen kommen". Sie plünderten in der ganzen Gegend die Pfarren und marterten einige Pfarrherren so, daß viele andere den Anführern ihre Habe freiwillig gaben. Während die Herren von Wildenfels bereit waren, alle Änderungen über die Dienste, Zinsen und Freiheiten anzuerkennen, welche der Kaiser und die Reichsstände be- schließen würden, weigerte sich Hildebrand Trützschler zum Stein hart- näckig. Deshalb lagen die Bauern hart vor seinem Schlosse, aber er schoß nieder, was er mit dem Geschoß erreichte. Nur zu bald erlagen die schlecht bewaffneten Bauern den Rittern und Landsknechten. Jetzt brach auch in unserer Gegend das Straf- gericht über die Aufrührer herein, und erbarmungslos wurden die auf- ständischen Bauern niedergemetzelt. Indes die Reinsdorfer kamen sehr- glimpflich weg. Der Anführer der kurfürstlichen Truppen, die in un- serer Gegend den Bauernaufstand dämpfen sollten, war der Herr von Wildenfels. Er verfuhr gegen die Reinsdorfer, weil sie zum größten Teile seine Untertanen waren, sehr gelinde. Heinze, Reinsdorf. (8. Schuljahr.) 14. Die Kirchenvisitation im Jahre 1539. Gewaltig flammte die Begeisterung im deutschen Volke empor, als der kühne Augustinermönch von Wittenberg den Kampf gegen die geistige Knechtung, Unwahrheit, Gemütlosigkeit und Unduldsamkeit der römi- schen Kirche aufnahm. Was Luther verkündigte, das hatte jeder einzelne in seinem Innersten selbst schon empfunden. Mit wahrer Begierde und innigster Hingebung erfaßte man die neue Lehre, und daher allein ist es erklärlich, daß die Reformation so ungeheuer rasche Fortschritte machte. Da und dort traten entschlossene Geistliche für dieselbe ein und verkündigten das Evangelium auf Grund der heiligen Schrift.

7. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 27

1905 - Leipzig : Wunderlich
27 Bewegungen außerhalb der Stadt beobachten konnte. Die Stadttore, das obere Tor an der Schneebergerstraße, das Tränk- und Frauentor, waren durch große und feste Türme geschützt. Auch Schloß Osterstein war für die Zwecke der Verteidigung eingerichtet worden, und selbst das Getreidemagazin hatte man in dieser Kriegszeit in ein Zeughaus ver- wandelt. Von außen war die Stadt durch einen Wallgraben geschützt. Sie zählte damals 10000 Einwohner. Von den Bürgern war fast jeder im Gebrauche der Waffen wohlgeübt. Als der Kurfürst von Sachsen Böhmen erobert hatte, fiel General Holk in unserem Vaterlande ein und plünderte zunächst das Vogtland. Da ließ der Landesherr alsbald auch den Bürgern von Zwickau Befehl zugehen, Vorkehrungen zur erfolgreichen Verteidigung der Stadt zu treffen. Leider aber mußten 200 mit Musketen bewaffnete Bürgerssöhne, sowie das zum Schutze vorhandene Fähnlein Kriegsleute und ein Troß von 300 Amts- untertanen bald darauf auf Wunsch des Kurfürsten zur Errichtung eines Grenzgrabens nach Böhmen marschieren. So war die Stadt in der Not nur auf sich selbst angewiesen. Der Stadtrat und noch anwesende Offiziere ließen die Bürger den Eid der Treue schwören und ordneten an, in welcher Weise dem Feinde Widerstand geleistet werden sollte. Die Pforten und das Frauentor wurden verschüttet und die übrigen Tore wohl ver- wahrt. Die Wachttürme wurden regelmäßig besetzt, die Straßenbäche angedämmt und auch die Feuerspritzen aufgefahren, damit dem verheerenden Elemente sofort Einhalt getan werden könnte. Schon war ein Regiment Kroaten in die benachbarten Dörfer Zwickaus, in Planitz, Bockwa, Schedewitz und Hohndorf eingezogen, da nahten auch die übrigen feindlichen Truppen unter ihrem Feldherrn Holk. Er be- setzte am Mittage des 15. August 1632 die Höhen im Südwesten der Stadt am Ziegel- und Schwanenteich. Hierauf ließ er durch einen Trom- peter die Stadt wiederholt zur Übergabe auffordern und sie, falls sie diese ablehne, mit Mord und Brand bedrohen. Widerstand schien zweck- los, und es baten daher die städtischen Behörden Holk um einen drei- tägigen Waffenstillstand. Wie indes zu vermuten war, schlug Holk die Bitte rundweg ab und gewährte nur eine dreistündige Bedenkzeit. Daß damit der Stadt nichts gedient war, wußte er wohl. Er schloß sie immer enger ein, überschritt mit 2 Regimentern und 7 Kanonen bei Bockwa die Mulde und lagerte sich auf dem Brückenberge, während seine übrigen Truppen gegen Abend und während der Nacht die untere Vorstadt be- setzten, so daß die Stadt nun ganz vom Feinde umzingelt war. In Angst und Sorge durchwachten die Bewohner die Nacht. Noch vor Tagesgrauen donnerten Holks Kanonen vom Brückenberge her gegen die Stadt, richteten jedoch sehr wenig Schaden an. Dagegen ließ sich die Bürgerschaft auch nicht feige finden. Das gut bediente Geschütz, namentlich die Kolumbia auf dem Frauenturme, machte dem Feinde viel zu schaffen. Dennoch drängte die Holksche Reiterei an die Stadt heran und hatte schon den Schießanger besetzt. Da kam es endlich zu einem vierundzwanzig-

8. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 85

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 85 — deutschen Ausfuhrhandels über See einen ungeheuern Nutzen versprechen. So frevelhaft das auch ist und wäre, so lehrt uns doch die Geschichte Englands, daß dies nicht zaudert, einen unbequemen und rührigen Nebenbuhler zu vernichten. Es kann sich eben noch nicht zu dem Grundsatz bekennen: Deutschland ist gleichberechtigt nicht bloß zu Lande, sondern auch zu Wasser, im Welthandel, in der Kolonialpolitik, in der Weltpolitrk. Einen triftigen Grund zu diesem Vernichtungskriege gibt es allerdings nicht. Die Erde bietet Raum für die Briten wie für die Deutschen. Wir aber sind mehr auf das Festland von Europa angewiesen und unsre Zukunft liegt nicht in _ dem Sinne wie für England auf dem Wasser, sondern einzig und allein auf dem Lande, auf der Sicherung unserer Grenzen und vor allem auch der Grenzen unseres deutschen Sprachgebietes. Möchte man das diesseit und jenseit des Kanals erkennen und möchte man uns in London in unserer „deutschen" Politik keine Hemmnisse mehr bereiten wie einst! Doch muß Deutschland durch seine Flotte und seine Bündnisse so stark sein, daß es England jede Deutschfeindlichkeit verbieten kann. V. Rußland als Welt- und Kolonialmacht. 1. Rußland als halbasiatischer Barbarenftaat. a) Die normannische Zeit. Rußlands Bevölkerung ist ein Gemisch sehr verschiedener Stämme und Rassen. Die Hauptmasse bilden Slawen verschiedener Art; die kräftigen, blonden Großrussen, mit Germanen und Finnen vermischt, bewohnen die Mitte, den Osten und Norden; die dunkleren Klein» russen oder Rutheuen, mit tatarischem Blute vermengt, sind im Südwesten ansässig; die hellblonden Weißrussen haben den mittleren Westen inne. Im Nordwesten stoßen wir aus die finnisch-ugrischen oder ural-altaischen (finnisch-tatarischen oder turanischen) Finnen, Karelier, Esten und Liven, denen sich im Norden die Lappen, Ostjaken usw. zugesellen. In den Ostseeprovinzen herrschen die Lettoslawen vor, die Litauer, Letten und Altpreußen. Im Süden und Südosten gibt es mancherlei Gruppen und Stämme der ural-altaischen Völkersamilie, wie die Chasareu, Polowzer, Wolgabulgaren usw. Bis zum 9. Jahrhundert hatten die Slawen noch keine staatliche Ordnung geschaffen und sie zerfleischten sich daher in unaufhörlichen Fehden und Kämpfen und gerieten dadurch auch in Abhängigkeit von mächtigeren, kriegerischen Nachbarvölkern. Insbesondere herrschte zwischen den Finnen, Litauern und Slawen meist Kampf und Streit. Um sich der Finnen zu erwehren, riefen um 860 slawische Fürsten am Jlmensee die normannischen Waräger aus Norwegen zu Hilfe. Sie blieben im Lande, bildeten den russischen Uradel und verschmolzen mit den Russen. Da sie vom

9. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 86

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 86 — Stamme Ruß (-Ruderer) waren, so ging auch ihr Name auf die ihnen untertänigen Bewohner Mer. Ihr Führer Runs nahm Besitz von den Landschaften am Jlmensee und gründete das Großfürstentum Nowgorod. Es ward erweitert und erstreckte sich bis an den Ladogasee und Weißen See. Andere Waräger errichteten um Kiew einen zweiten Staat. Beide kamen dann unter einen Herrscher, welcher also über das Stromgebiet des Dniepr und über Nowgorod gebot, über ein Reich, das vom Finnischen Meerbusen bis ans Schwarzmeer reichte. Schon damals versuchte ein Warägerfürst, mit 3000 Segeln Byzanz zu erobern, aber vergebens. Da Kiew die Hauptstadt des russischen Reiches war, verlegte sich dessen Schwerpunkt mehr und mehr nach Süden und die Normannen verslawten ganz infolge fehlender Nachschübe. Noch waren die „Russen", die Großrussen, die Ostslawen, Heiden, obgleich sie schon seit langem mit dem christlichen Ostrom in engem Verkehr standen. Der Großfürst Wladimir I. der Große (980—1015) heiratete eine byzantinische Prinzessin und trat an seinem Hochzeitstage feierlich zum Christentum über (988). Darauf führte er den neuen, griechisch-katholischen Glauben mit Gewalt ein. Alle Ostslawen wurden so Anhänger des byzantinischen Glaubensbekenntnisses. Der gemeinsame griechische Glaube einigte sie dadurch und schuf eine Nationalkirche, die das festeste Band der Ostslawen und des rnssichen Reiches ward. Byzanz ward für Rußland, was Rom für Westeuropa geworden war und noch ward. Byzanz ward die christlichkirchliche, kulturliche, rechtliche, wissenschaftliche und künstlerische Heimat Rußlands. Kiew ward zum Abbilde Konstantinopels und erhielt 400 Kirchen, zahlreiche Klöster und andere stolze Bauwerke. Byzanz lieferte den Russen auch den Begriff des Alleinherrschertnms, der unbeschränkten Fürstengewalt über die Untertanen. Darum sammelte sich auch in Kiew das russische Staats- und Kulturleben. Es ward zum Haupthandelsplatze des Reiches und zum Hauptstapel des Warenzuges, der von Byzanz über den Dniepr nach Nowgorod ging. Ein volles Dutzend von Marktplätzen standen den Handelsherren aus Ungarn, Schweden, Deutschland, Holland usw. offen. Russisches Pelzwerk, Felle, Häute, Leder, Wachs wurden hier gegen ausländische Erzeugnisse eingetauscht. Als Wladimirs Sohn Jaroslaw 1054 starb, war Rußland der Ausdehnung nach das größte Reich Europas und stand in Handel und Bildung Westeuropa nicht wesentlich nach: ein Beweis für die staatenbildende und kulturerzeugende Kraft der Germanen auf slawischem Boden. Aber Teilungen mit ihren unaufhörlichen Thronstreitigkelten zerrütteten und schwächten das Reich. Es zerfiel in mehrere Teilfürstentümer, die unter den Ausständen der unterjochten Völker finnischen, türkischen, lettischen und slawischen Stammes zu leiden hatten. Dazu bekriegten sich Kiew und Susdal, das Fürstentum an der Wolga. Kiew unterlag und der Schwerpunkt Rußlands rückte weiter nach Osten,

10. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 87

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 87 — ins Wolgabecken. Hiermit war Rußland von Byzanz weiter entfernt und dessen Einwirkung weiter entrückt. In gleicher Werse konnte bte westeuropäische Bildung schwerer einströmen. Kiew sank in Trümmer und ward von dem neuen Reiche geplündert. Die Bojaren, der Adel, machten aber noch immer dem Fürsten die Herrschergewalt streitig, tote in Ostrußland so auch in Galizien, Wolhynien. In Galizien nahm der Fürst sogar 1253 den Königstitel an und zeigte dadurch seme Unabhängigkeit gegen das übrige Rußland. Die galizische Königskrone ging aber bald auf die Polenfürsten über. Obwohl Nowgorod nicht mehr die Residenz der russischen Fürsten war, behielt es doch seine hervorragende Bedeutung als Handelsstadt. Es vermittelte den Verkehr zwischen dem Morgenlande und der Ostsee und erhielt 1276 eine Hauptniederlage der Hanse. Ihr Einfluß reichte weit nach Sibirien, Byzanz, Persien hinein. ^Nowgorod war Freistaat und wählte sich seinen Fürsten selber und ließ ihm nur geringe Freiheiten. _ So gab es um 1200 auf russischem Boden kern einheitliches Reich mehr, sondern nur einzelne Staaten, die sich noch dazu feindlich gegenüberstanden. Dies mußte fremde Völker zur Eroberung einladen. Sie sollten nicht lange auf sich warten lassen. 1202 stiftete der Bischof von Riga (Albert von Buxhöwden) den Orden der „Brüder der Ritterschaft Christi in Livland", den man kurz „Schwertbrüder" nennt. Diese tapfern Haudegen eroberten rasch Livland und Estland und besäten diese Länder mit deutschen Burgen. 1237 vereinigten sich die Schwertbrüder mit dem Orden der deutschen Ritter und unterwarfen nun auch die Slawen, die zwischen Preußen und Livland saßen. Alle diese von den Deutschrittern eroberten Gebiete nahmen deutsche Kultur an, wenngleich auch die Eingeborenen ihre Sprache behielten, da die deutschen Herren und Bürger jenen sogar verboten, sich der deutschen Herrensprache zu bedienen. Das war ein großer Fehler, der sich später bitter gerächt hat. b) Die mongolisch-tatarische Zeit. Diese Fremdherrschaft im Nordwesten war für die Länder und Völker segensreich, aber Rußland drohte von Osten her eine neue Fremdherrschaft, welche nur auf Ausbeutung und Knechtung berechnet war. Aus Hochasien brachen nach 1200 uralaltaische Mongolenhorden hervor und überschwemmten den Westen. Ihr Führer war Dschingis Khan (= der große Khan), den eine Prophezeiung für den Gründer -einer Weltherrschaft erklärt hatte. Er einigte die Mongolen und Tataren und drang mit ihrem Heerbann durch das Völkertor am Kaspisee bis an die Wolga und den Dniepr vor. Die Völkerschaften Südrußlands stellten sich ihm entgegen, erlagen aber (1224). Nachdem die Mongolen in Asien neue Eroberungen gemacht hatten, erschienen sie 1237 wieder und wandten sich jetzt nach dem mittleren und nördlichen Teile. Räsan, Moskau, Wladimir und Snsdal sanken in Asche und die Köpfe der Russen fielen unter den Säbeln der Tataren wie die Halme auf dem
   bis 10 von 65 weiter»  »»
65 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 65 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 3
3 0
4 23
5 2
6 0
7 1
8 0
9 0
10 12
11 3
12 1
13 1
14 0
15 0
16 0
17 3
18 0
19 0
20 0
21 0
22 6
23 0
24 2
25 3
26 2
27 1
28 6
29 1
30 0
31 2
32 0
33 3
34 18
35 0
36 5
37 8
38 3
39 3
40 31
41 3
42 0
43 3
44 0
45 8
46 2
47 0
48 4
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 26
1 21
2 9
3 127
4 113
5 2
6 56
7 2
8 4
9 105
10 6
11 38
12 58
13 9
14 2
15 46
16 78
17 91
18 82
19 9
20 6
21 119
22 13
23 28
24 30
25 12
26 4
27 23
28 52
29 2
30 3
31 0
32 7
33 21
34 6
35 9
36 37
37 20
38 4
39 39
40 54
41 26
42 20
43 79
44 0
45 299
46 25
47 4
48 63
49 95
50 34
51 1
52 16
53 1
54 81
55 0
56 2
57 6
58 13
59 21
60 17
61 69
62 21
63 2
64 55
65 33
66 71
67 5
68 25
69 17
70 132
71 46
72 46
73 1
74 38
75 12
76 96
77 87
78 46
79 29
80 16
81 38
82 20
83 15
84 18
85 5
86 2
87 30
88 1
89 9
90 4
91 59
92 232
93 22
94 62
95 20
96 5
97 42
98 44
99 17

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 3
8 0
9 1
10 3
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 2
19 10
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 1
27 0
28 1
29 6
30 0
31 0
32 1
33 8
34 0
35 3
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 2
44 10
45 0
46 0
47 3
48 0
49 1
50 0
51 0
52 8
53 0
54 13
55 0
56 4
57 8
58 0
59 3
60 4
61 0
62 0
63 3
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 10
72 1
73 0
74 0
75 1
76 2
77 0
78 10
79 0
80 1
81 4
82 0
83 1
84 0
85 0
86 0
87 22
88 9
89 0
90 0
91 1
92 0
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 3
101 0
102 0
103 1
104 0
105 0
106 1
107 1
108 0
109 0
110 0
111 1
112 4
113 1
114 0
115 0
116 1
117 0
118 0
119 2
120 0
121 3
122 0
123 0
124 0
125 0
126 5
127 9
128 0
129 3
130 1
131 3
132 0
133 3
134 5
135 1
136 7
137 0
138 1
139 1
140 1
141 0
142 5
143 1
144 0
145 7
146 0
147 0
148 2
149 0
150 3
151 0
152 1
153 0
154 1
155 5
156 2
157 0
158 0
159 7
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 1
168 0
169 1
170 0
171 0
172 0
173 1
174 1
175 1
176 12
177 5
178 0
179 0
180 0
181 0
182 7
183 10
184 0
185 0
186 0
187 0
188 2
189 0
190 0
191 0
192 1
193 0
194 1
195 1
196 0
197 0
198 0
199 0