1851 -
Braunschweig [u.a.]
: Westermann
- Autor: Kappe, Ernst, Kapp, Alexander
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Gymansium, Realschule, Bürgerschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
/
Einleitung.
8. 1.
beschichte ist die wahrhafte und lehrreiche Erzählung merk-
würdiger Begebenheiten im Zusammenhänge. Sie hat ihren
Namen von geschehen, indem sie dasjenige erzählt, was aus
unserer Erde geschieht.
Eine Erzählung ist wahrhaft, wenn sie bewiesen werden
kann durch Denkmäler und echte Zeugnisse. Bauwerke, Bildsäulen,
Gemälde, Münzen, Inschriften, Urkunden, die Aussagen von Augen-
und Ohrcnzeugen.
Beruht die Erzählung bloß auf Fabeln, Sagen und Ge-
rüchten, so ist sie entweder falsch oder nur wahrscheinlich.
Die Jugendgeschichte des Cyrus, die Lage des Paradieses, Fahrten der -
alten Völker über den atlantischen Ocean.
Merkwürdig oder wichtig wird eine Begebenheit genannt,
wenn sie auf das Wohl und Wehe vieler Menschen Einfluß hat.
Erdbeben, Ueberschwemmung; Pest, Cholera, Einimpfung der Kuhpockcn;
Anbau des Weinstocks und der Kartoffeln; Compaß, Schießpulver, Buch-
druckerkunst, Fernrohre, Posten, Dampfmaschinen, Eisenbahnen, elektrische
Telegraphen, Trinkbarmachung des Meerwassers; Entdeckung neuer Länder;
der siebenjährige Krieg, die Schlacht bei Leipzig; die Geburt oder der
Tod merkwürdiger Menschen.
Durch die Geschichte werden wir bekannt:
1) mit den Ereignissen aus dem Leben einzelner Menschen,
welche sich entweder durch Kenntnisse, Erfindungen und
gute Handlungen berühmt, oder durch böse Thaten
berüchtigt gemacht haben,
2) mit den Thaten, bürgerlichen Einrichtungen, Künsten und
Wissenschaften, wodurch ein ganzes Volk sich ausgezeich-
net hat,
3) mit den Veränderungen der Erdoberfläche, welche von Na-
turereignissen oder von menschlicher Thätigkcit herrühren.
Kapp, Leitfaden. 1
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- Schultypen (WdK): Gymansium, Realschule, Bürgerschule
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Auf der Erde gibt es kein Oben und kein Unten; oder
überall ist Oben, wohin der Mensch bei aufrechter Stellung mit
dem Kopfe, und überall Unten, wohin er mit den Füßen ge-
richtet ist. Fixsterne sind leuchtende Weltkörper und verändern ihre Stel-
lung gegen einander nicht. Die Sonne ist ein Fixstern. Die Planeten
oder Wandelsterne sind dunkle Körper, sie bewegen sich um die Sonne
und empfangen von ihr Licht und Wärme. Neptun, Uranus, Saturn,
Jupiter, die zebn Asteroiden Ceres, Pallas, Juno, Vesta, Asträa, Hebe,
Iris, Flora, Metis und Hygica, Mars, Erde, Venus und Mercur sind
die Planeten unsers Sonnensystems. Um einige dieser Planeten bewe-
gen sich mehrere Nebenplaneten. Die Erde hat nur Einen Neben-
plancten, den Mond. — Kometen oder Schwersterne. Gegenfüßler.
Schwerpunct und Anziehungskraft der Erde. Horizont oder Gesichtskreis.
Zenith, Nadir.
Sonnen- und Mondfinsternisse. Thierkreis. Die Sonne ist fast andert-
halb Millionen mal größer als die Erde, ihre Entfernung von uns ist
21 Millionen Meilen. Die Bahn der Erde um die Sonne beträgt 132
Millionen Meilen. Sonnennähe- und Sonnenferne-Punct. Globus.
Die Erde ist ein Planet, der sich bewegt:
1) um sich selbst, innerhalb 24 Stunden, woraus die
Abwechslung von Tag und Nacht entsteht;
2) um die Sonne, in einer länglich-runden Bahn, inner-
halb 365 Tage und beinahe 6 Stunden. Woche. Monat.
Jahr. Schalttag und Schaltjahr. Kalender. Jahreszeiten und Kli-
mata.
Die vier Himmelsgegenden heißen Nord, Süd, Ost,
West; die dazwischen liegenden Nordost und Nord west,
Südost und Südwest.
Windrose. Compaß oder Magnetnadel.
Eine gerade Linie, welche inan sich mitten durch die Erde
von Norden nach Süden denkt, um welche gleichsam die Erde
sich dreht, heißt Erdachse. Von den beiden Endpunkten dieser
Linie nennt man den nach dem Nord-Polarstern gerichteten Nord-
pol, und den gegenüberliegenen Südpol.
Die Kreislinie auf dem Globus, welche gleichweit von den
Polen entfernt ist, und denselben in die nördliche und süd-
liche Halbkugel theilt, heißt Acquator oder Glcichmacher
oder auch schlechthin Gleicher, Linie. Die Erdachse mißt
1713, der Durchmesser des Aequators 1719, der Aequator 5400
d eutsche Meilen. Die Oberfläche der Erde beträgt über 9 Millio-
nen G evi er t meilen, ihr körperlicher Inhalt fast 2660 Millionen
Cubikineilen.
Meridiane oder Mittagslinien werden die von einem
Pole zum andern gezogenen Linien genannt, weil die unter
Einem Meridian liegenden Gegenden den Mittag und auch die
i *
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zwischen diesen niedrig liegende Land heißt Thal. — Hügel-
reihe, Bergkette, Alpen. Schlucht, Höhle.
Vorgebirge, Cap, ist eine hohe, in das Meer sich er-
streckende Landspitze; Paß, ein schmaler Durchgang durch ein
Gebirge. — Abgrund, Schlund.
Hohe Berge, deren Schluchten stets mit Schnee und Eis
bedeckt sind, nennt man Gletscher. — Lawinen. Schneelinie.
Vulcane nennt man nicht nur die feuerspeienden, sondern
auch die wasserspeienden Berge; also Feuervulcane, Wasser-
vulcane. — Lava. Krater.
Insel heißt ein von allen Seiten mit Wasser umgebenes
Land. — Halb infei, Erd- oder Landzunge; Isthmus, Erd-
oder Landenge.
Klippen sind vom Wasser überströmte, felsige Inseln.
Sandbänke. *
Gebirge: die Alpen, die Karpathen, die Pyrenäen, die
Apenninen, das Himalaya-Gebirge, der Taurus, Altai, Ural,
Kaukasus, Atlas, das Kong-Gebirge, das Mondgebirge, das
Lupata-Gebirge, die Cordilleren. — Der Montblanc, der St.
Gotthard, der Dhawala-Giri, der Chimborasio.
Wüsten: die Sahara, die libysche, die arabische Wüste, die
Wüste Kobi.
Landengen: von Panama, von Suez, von Korinth.
Vorgebirge: Romania, Comorin, Bon, Guardafui, der
guten Hoffnung, Horn, Rochus, Farewell, Finisterre, St. Vin-
cent, Matapan, Nordcap.
Inseln: die Azoren, Großbritannien, Island, Seeland,
Sicilien, Candia, Cypern, Ceylon, die Molukken, die Philippi-
nen, Spitzbergen, Japanische, Kurilische, Ale-utische, Canarische
Inseln, Madeira, St. Helena, Madagaskar, Grönland, Neu-
Georgien, Neujoundland, große und kleine Sunda-Jnseln, große
und kleine Antillen, Karaiben, Bahama-Jnseln, Feuerland.
Halbinseln: die pyrenäische, skandinavische und apenni-
nische Halbinsel, Morea, Jütland, die Krimm, Malacca, Flori-
da, Californien, Kamtschatka.
Ii. Wasser. Quelle, Bach, Fluß, Strom, Fluß-
gebiet. Man kann den Lauf jedes Flusses in drei Thcile theilen: Ober-
rhein, Mittelrhein, Niederrhcin. — Kalte und warme Mineralquellen.
Bett nennt man die Gränzen, innerhalb deren ein Fluß
seinen Lauf fortsetzt. Wasserfall, Mündung, Küstenfluß,
Canal, Schleuse.
Pfütze, Lache, Sumpf, Weiher, Teich, Landsee, Meer;
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Hinsicht ihrer äußern Bildung wird zum Theil den mannichfa-
chen Einflüssen der verschiedenen Zonen und Klimata zugcschric-
den. Arten oder Racen. Man unterscheidet sie vorzüglich nach
der Hautfarbe. Die weiße oder kaukasische, die schwarze
oder äthiopische, die gelbe oder mongolische, die braune
oder malayische, die kupferrothe oder amerikanische Nace.
Das vernünftige Geschöpf spricht; Vernunft und Spra-
che unterscheiden den Menschen vom Thiere.
Gott hat dem Menschen solche Anlagen verliehen, daß er
durch deren Benutzung sein Leben auf eine seiner würdige
Weise erhalten kann. Alle menschliche Thätigkcit zur Erhaltung
des Lebens erstreckt sich auf die Erwerbung von Nahrung,
Kleidung, Wohnung und Gerätschaften. Die Vermeh-
rung und die Ausbreitung des Menschengeschlechts und der Wechsel
der Jahreszeiten und Klimata n ö thigten die Menschen schon von
den frühesten Zeiten an, jene Haupterfordernissc des menschlichen
Daseins sich selbst zu bereiten, um Leben, Gesundheit,
Sicherheit und Bequemlichkeit zu erhalten. Wenn die Men-
schen eine gewisse Geschicklichkeit erlanget: in der Zubereitung der
erforderlichen Lebensmittel, in der Anfertigung einer dem
Schamgefühl und dein Klima angemessenen Körperbedeckung,
in der Erbauung einer gegen Wetter und wilde Thiere schützen-
den Wohn- und Schlafstättc und im Verfertigen der bei
Angriff und bei Verthcidigung unentbehrlichen Waffen: so sagen
wir von ihnen, daß sie Cultur besitzen. Je mehr jene Geschick-
lichkeit der Vollkommenheit sich nähert, desto höher ist die Cul-
tur; am höchsten aber ist sie, wenn Künste und Wissenschaf-
ten gedeihen. Da nun der Uebergang von der ersten, rohen
Bereitung jener Lebcnscrfordernisse bis zu einer hohen Geschick-
lichkeit nicht auf eimnal statt findet, sondern allmälig und
stufenweise, so nennen wir eine jede solche Uebergangsstufe von
einem niedern Grade der Cultur zu einem höhern: Culturftufe.
Culturstufen heißen also die verschiedenen Grade von
Geschicklichkeit, welche sich die Menschen erworben ha-
den in der Bereitung von Nahrung, Kleidung, Woh-
nung und Geräthschaftcn. Nach den verschiedenen Arten
der Lebensweise, welche die Menschen führen, gibt es vier Cul-
turstufen :
1) Jager- und Fischer-Leben;
2) Hirten- und Nomaden-Leben;
3) Ackerbau und feste Wohnsitze;
4) Gewerbe und Handel. Künste und Wissenschaften.
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dere heiß gemachte Steine zum Backen des Brodkuchens und
Mürbemachen des Fleisches. — Schlauche. Körbe. Benutzung
der Thiere zum Weiterschaffen der Menschen und des Gepäcks
(Transport). Lastthiere. Sattelzeug. Wagen.
Des Feuers, zu dessen Gewinnung ein Ungefähr (Blitz,
starkes Reiben zweier Gegenstände) leitete, bediente man sich für
die ersten beiden Culturstufen bloß zur Erwärmung, Erleuch-
tung, zur Bewachung der Hcerden bei Nacht, zum Erwärmen
der vorhandenen Speisen und Getränke, zum Härten und viel-
leicht zur Verfertigung von Thongeschirren, zur Vervollkomm-
nung der Waffen und zu allen Zierrathen (Prometheus).
„So lange der Mensch im wilden Zustande des Jäger- und Fischer-
Lebens ist, kann es keine Geschichte von ihm geben. Die tägliche Nahrung
ist seine einzige Sorge; ein Tag vergeht wie der andere; die Gesellung er-
streckt sich noch nicht einmal auf die Familie; denn der Sohn trennt sich
sogar vom Vater, um ein eigenes, hinreichendes Jagdgebiet zu haben."
„Zähmung des Viehes und Viehzucht machen erst Familienleben im großen
möglich. Wandernde Hirten (Nomaden.) Das Zusammenleben weckt die
Keime der Cultur; aber ein eigentlicher Staat kann sich nicht bilden; man
lebt zu unstät, und die Zahl der näher Verbundenen kann nicht groß sein.
Der älteste des Stammes ist Fürst und Priester, mit den Rechten des Fa-
milienvaters. Zur Erfindung schriftlicher Zeichen für das Gedächtniß führt
dieses Leben nicht; es ist zu einfach, und man ist sich nahe genug, um das
Nöthige mündlich mitzutheilen."
8. 5.
Erst mit der Benutzung des Feuers zur Bearbeitung der
Metalle konnten solche Geräthschastcn gemacht werden, welche
man bei der Bestellung des Ackers und beim Häuserbau durch-
aus nöthig hat, und vermöge deren die Menschen im Stande
waren, von der zweiten Culturstufe zur dritten überzugehen.
Die Noth, die Quelle aller ersten Cultur, zwang die Men-
schen, welche bei ihrer Vermehrung für sich und ihre Heerden
nicht mehr hinreichende Nahrung zu finden vermochten, die Erde
in der Hervorbringung von Getreide und Früchten durch Bear-
beitung und Pflege des Bodens zu unterstützen, also Ackerbau
zu treiben (Ceres).
Samenkorn, Feld, Dünger, Pflug, Egge, 'Sichel, Sense, Wagen, Last-
thiere, Dreschflegel, Tenne, Sack, Mühle, Teig, Sauerteig, Backofen, —
Brod — Bier. — Wein (Dionysos, Bacchus). Feld, Acker, Wiese,
Weide, Flur, Saat, Gefilde.
Die Geräthschaften für den Ackerbau waren, wie alle anderen,
anfangs sehr unvollkommen. Pflug, Egge, Sichel, Sense,
Harke, Hacke, Grabscheit konnten ihre gegenwärtige Gestalt erst
allmälig mit der Kenntniß der Metallbearbeitung erhalten. Ein
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Einrichtung noch mehr. Der Trieb nach behaglichem Wohlleben,
nach Ueberfluß und sinnlichen Genüssen, nach seltenen Speisen,
Getränken und kostbaren Kleidern ward durch die Erzeugnisse
des Handels und der Gewerbe befriedigt, indem auf der
andern Seite für den geistigen Genuß durch Künste und Wis-
senschaften gesorgt wurde.
Waarentausch. Landhandel, Karawane. Seehandcl. Colonie. Schiffbau.
Floß. Kahn. Boot. Ruder, Segel, Mast, Anker. Bord. Tau, Kiel.
Matrosen u. s. w. Kriegs- und Kauffahrteischiffe. Wage. Maße. Geld.
Zählen. Ziffern. Schreiner, Schlächter, Schuster, Schneider, Weber.
Luxusgegenstände; sic zeugen in so fern von Cultur, als sie einen hohen
Grad von Fertigkeit in der Bereitung erfordern, um sie gangbar und
wohlfeil liefern zu können. — Fabriken, Manusacturen.
Alle Wissenschaften aber werden begründet und gefördert durch
die Sprache, vermittelst deren man neue Wahrnehmungen, Ent-
deckungen, Erfindungen, Gedanken und Ansichten über Nützliches,
Schädliches, Angenehmes, Gefährliches sich gegenseitig mitthei-
len kann. Die Sprache entstand zum Theil aus der Nachah-
mung der Töne, welche die ersten Menschen in ihrer Umgebung
hörten: die Töne der Luftcrscheinungen, Donner, Wind, Sturm,
das Geschrei der Thiere; dann auch aus dem unwillkürlichen
Ausdrucke des Schmerzes, der Freude, der Trauer, des Stau-
nens, des Zornes und der Wuth. — Buchstaben; Vocale,
Consonante», Sylbcn, Wörter, Sätze, Perioden, Reden. Geber-
densprache. Tonsprache. Schriftsprache. Dolmetscher.
Nach der Zerstreuung der Menschen über die Erde entstan-
den auch, je nach den verschiedenen Wohnsitzen auf Bergen oder
in Ebenen, an Küsten oder in Binnenländern, nach den ver-
schiedenen neuen Gegenständen, Sitten und Erfindungen, ver-
schiedene Sprachen, durch welche sich vorzüglich die Ver-
nunft des Menschen kund gibt. Dialekte oder Mundarten;
lebende und todte Sprachen.
„In der vierten Culturstufe wird also die Arbeit noch mehr ge-
theiit, die Erfindungen in den Künsten vervollkommnen sich. Uni tau sch, Ver-
kehr, Handel. Reges Leben in Kunst und Wissenschaft. Gewerbe und
Handel treibende Völker." Dichtkunst. Musik — Flöte, Leier,
Blasinstrumente. Bildhauerkunst. Malerkunst.
8. 7.
Die nähere Erkenntniß der Gottheit und die ihr entsprechende
Verehrung heißt Religion.
1) Verehrer Eines Gottes: Juden, Christen, Muhame-
daner.
2) Verehrer von mehreren Göttern und Anbeter von leb-
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Bei der Betrachtung einer geschichtlichen Begebenheit muß
man nothwendig fragen: wie, wann und wo? sie geschehen ist.
Die erste dieser Fragen wird beantwortet durch die Angabe der
Veranlassungen, der Urheber, der Folgen und des Herganges
irgend einer Begebenheit (Geschichtserzählung); die zweite durch
die Angabe der Zeit (Zeitrechnung, Chronologie); die dritte durch
die Angabe des Ortes (Erdbeschreibung, Geographie). Durch
diese Angaben erlangen wir Deutlichkeit, indem wir den Zu-
sammenhang der Begebenheiten nach Ursache und Wirkung,
nach der Zeitfolge und nach dem Schauplatze kennen und
unterscheiden lernen.
Leicht werden wir zu der Einsicht gelangen, daß die Ge-
schichte uns von den Wegen der göttlichen Vorsehung
unterrichtet und in dem religiösen Glauben befestigt, sowie
daß sie durch treue Aufbewahrung des Andenkens an gute und
böse Menschen belohnt und bestraft; ferner daß sie uns eine
würdige Anweisung gibt, durch die Benutzung der Erfahrungen
unserer Zeitgenossen und Vorfahren Welt- und Menschen-
ken ntniß und Lebensweisheit zu erwerben, und die Erler-
nung vieler anderen für alle Staatsbürger wichtigen Kenntnisse
sehr erleichtert, und so wegen ihres ausgedehnten Nutzens auch
nothwendig und unentbehrlich ist.
8. 2.
Der Grund und Boden, auf welchem alle ge-
schichtlichen Ereignisse vorfallen, ist unsere Erde. Wir
müssen ihre Oberfläche und ihre Beschaffenheit näher kennen
lernen, damit die Erzählung von demjenigen, was sich auf ihr
ereignet hat, ganz deutlich werde.
Die Gestalt der Erde ist kugelähnlich. Im Alterthum
aber stellte man sich die Erde gewöhnlich als eine ungeheure
Scheibe vor, auf deren Kreisrande sich das Hiinmelsgewölbe
mit Sonne, Mond und Sternen stütze. Die Beweise für die
kugelähnliche Gestalt der Erde sind folgende: die Sonne geht
den östlichen Bewohnern eher auf, als den westlichen; der Schat-
ten der Erde auf dem Monde ist bei einer Verfinsterung desselben
immer rund; bei Reisen nach Nord und nach Süd verschwin-
den die Gestirne nach und nach, und cs erscheinen an ihrer
Statt neue; wenn man sich zu Schiffe einem Lande nähert,
so erblickt man von den höchsten Gegenständen, Bergen oder
Thürmen, anfangs nur die Spitzen, allmälig erst das Uebrige;
endlich hat man die Erde seit 1519 unzählige Mal umschifft.
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anderen Tageszeiten zu gleicher Zeit haben. Der Meridian durch
die Insel Ferro theilt den Globus in die östliche und west-
liche Halbkugel.
Jede Kreislinie wird in 36v gleiche Theile, welche man
Grade nennt, eingetheilt. Die Grade aus dem Aequator und
auf den Meridianen betragen jeder 15 deutsche oder geo-
graphische Meilen; aber die Grade der Parallelkreise
werden kleiner, je näher die Kreise nach den Polen zu liegen. —
Geographische Länge, nördliche und südliche Breite.
Wendekreis des Krebses und Wendekreis des Steinbocks; Po-
larkreise, jene 23^o nördlich und südlich vom Aequator, diese 23720
von den Polen entfernt. — Fünf Erd- oder Himmelsstriche, Zonen,
Erdgürtel. Ekliptik.
Die Erde ist von Luft umgeben. Derjenige Theil der
Luft, in welchen die Dünste der Erde aufsteigen, heißt Dunst-
kreis oder Atmosphäre. Die Dichtigkeit der Lust nimmt mit
der Entfernung vom Erdboden ab. Alle Erscheinungen, welche
sich in dem Dunstkreise zeigen, heißen Lu ft er sch ei nun gen.
Je dichter die Luft nach der Erdoberfläche zu wird, und je senkrechter die
Strahlen der Sonne auf die Erde fallen, desto mehr Warme wird aus
der Erde entwickelt; darum ist es auf Bergen kälter, als in Ebenen. Aer,
Aether. Thau, Nebel, Wolken, Regen, Regenbogen, Wolkenbrüche, Was-
serhosen, Oieif, Schnee, Hagel, Morgen- und Abendroth, Irrlichter, Nord-
licht, Sternschnuppen, Feuerkugeln, Gewitter. Winde, Stürme, Orkane.
Die Oberfläche des Erdballs besteht aus Land undwasser.
Chaos. Trennung und Richtung der festen und flüssigen Bcstandtheile
durch Feuer und Orkane.
I. Land. Die fünf größten Massen des Landes heißen
Erd theile. Jeder Erdtheil besteht aus einem Festland oder
Continent und einer Anzahl von Inseln. Die Größe der Erd-
deutschen Geviertmeilen ist folgende: Festland. Inseln. Zusammen.
Australien 138000 22000 160000
Europa 160000 8800 168800
Afrika 834200 10300 . 344700
Amerika 663000 4600 667600
Asia 810000 72600 882600
Die Oberfläche des ebenen und unebenen Landes besteht
aus Felsen, fruchtbarem Boden, Sandwüsten, Heiden, Wiesen,
Wäldern, Sümpfen, Morästen, Mooren und Steppen. Hoch-
land, Tiefland, Gebirgsland, stufenförmiges Land.
Berg heißt jede bedeutende Erhöhung auf der Erdoberfläche.
Fuß, Scheitel, Rücken des Berges; Anhöhe, Hügel, wellenför-
miges Land. Gebirgs- und Gewässerscheide.
Gebirge nennt man viele zusammenhängende Berge; das
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Mittelmeer, Ocean. — Meerbusen, Bai, Straße, Bucht, Hafen;
Ebbe und Fluth. Wirbel, Brandung, Wasserspiegel, Tiefe,
Untiefe, Furth. Ufer, Küste, Strand.
Alles Meer oder die See zerfällt ebenfalls in fünfhaupt-
theile, Meere oder Oceane:
1) der westliche oder atlantische Ocean,
2) das nördliche Eismeer,
3) das südliche Eismeer,
4) der indische Ocean,
5) der östliche Ocean oder das stille Meer.
Meere: die Nordsee, das mittelländische, schwarze, chinesi-
sche, japanische, indische, persische, arabische Meer, das europäi-
sche, ostindische und westindische Jnselmeer.
Meerbusen: das weiße Meer, die Ostsee, der bottnische,
finnische, biscayische Mehrbusen, das adriatische Meer, der ara-
bische, persische, bengalische, obische Meerbusen, die Meerbusen
von Siam, Korea, Ochotsk, Guinea, Merico und Calisornien,
die Bassins- und Hudsons-Bai.
Meerengen: die Dardanellen, die Straßen von Calais,
von Gibraltar, von Constantinopel, von Madagaskar, Bab-cl-
Mandeb. Hudsons-, Magellans-, Behrings-Straße.
Landseen: Ladoga-, Onega-, Wener-, Wetter-, Boden-,
Genfer-, Aral-, Ontario-, Huron-, Tschad-, Baikal-, Kaspischer
See.
Ströme: Wolga, Don, Donau, Po, Tiber, Rhone, Ebro,
Tajo, Loire, Seine, Themse, Rhein, Elbe; Euphrat, Tigris,
Indus, Ganges, Jenisei, Lena, Ob; Nil, Niger, Senegal, Gam-
bia; Amazoncnstrom, Mississippi, Missuri.
Alle Erzeugnisse, welche Land und Wasser mit menschlicher
Beihülfe oder ohne dieselbe hervorbringen, nennt man Pro-
ducte; sie gehören dem Thierreich, dem Pflanzenreich und
dem Mineralreich an. Naturproducte, Kunstproducte. Sind
sie ein Gegenstand des Handels, so nennt man sie Maaren.
Gegenstände des Großhandels sind unter anderen folgende:
Getreide, Baumfrüchte, Baumöl, Wein, Kaffee, Thee, Zucker,
Gewürze, Holz, Taback, Hanf, Baumwolle. Seide, Pelzwerk,
Vieh, Fische, Perlen. Edelsteine, edle und unedle Metalle,
Steinkohlen.
8. 3.
Nach der Erzählung der heiligen Schrift stammen _ von
Adam und Eva alle Menschen ab. Die Verschiedenheit in
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8
8. 4.
Für die beiden ersten Eulturstufen bestand die Nahrung
in den Früchten, welche man vorfand, und in dem Genüsse des
Fleisches der Thiere, welche man anfänglich bloß der Vertheidi-
gung wegen, also zur Sicherung des eignen Lebens, getödtet oder
eingefangen hatte. Als man bemerkte, daß einige Thiere sich
leicht an die Menschen gewöhnten und zähmen ließen (Vieh-
zucht), so gab auch die Milch den Hirten ein vortreffliches
Nahrungsmittel. — Baumfrüchte, Feldfrüchte; Butter, Käse.
Die Kleidung der Jäger und Hirten, anfangs nur Baum-
blätter und Thierfelle, wurde bald von gewebten, aus Haaren
und Wolle bestehenden Zeugen verfertigt. — Kameelhaare.
Schafwolle.
Zu Wohnungen dienten dichtschattige Bäume, Höh-
len, laubenähnliche Hütten aus Pfählen mit Baumzweigen
durchflochten und bedeckt, auch wohl mit Lehm beworfen. Die
Nomaden führen noch fetzt Pfähle, Decken und Thierfelle mit
sich, um überall, wo sie ihr Hirtenlager aufschlagen, Zelte
errichten zu können.
Die nötigsten G eräthschaften waren Waffen zu Jagd,
Kampf und Krieg. Hände, Fäuste, Füße, Zähne, Nägel. Steine
zum Wurf oder zum Schlag. Baumäste. Knittel, Keulen.
Junge Baumstämme, zugespitzt mit scharfen Steinen und Fisch-
gräten, gehärtet im Feuer, geglättet, dienten zum Stoßen, zum
Werfen. Lanze, Speer; Wurfspieß, Schwert. — Erste
Kochgeschirre.
Panzerthiere, Thiere mit dicken Häuten, haben ihren na-
türlichen Schild. Schutz gegen Wurf, Stoß oder Schlag
hinter einem Baum oder Felsen; Baumrinde, geflochtene Zweige,
mit einem Fell überzogen, später mit Erz — Schild. Schüt-
zende Kopf- und Brustbedcckung.
Benutzung der Elasticità Ein dünner, zugespitzter oder
an dem einen Ende gespaltener Stock mit einer Frucht oder
einem flachen Steine, Riemen oder gedrehte Därme mit einem
Stein in einem Leder — Schleuder.
Ein gebogener Stock mit Sehne und Pfeil — B o-
gen, Armbrust.
Netze zum Fang der Fische und Vögel. Angeln. Spitze,
scharfe und runde Steine zum Befestigen, Bohren, Graben,
Schneiden, Schärfen, Stechen und Einrammen. — Zwei inein-
ander passende Steine dienen zu einer Hand müh le; zwei an-