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1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 169

1898 -
— 169 — Zustimmung zur Zurückweisung Der französischen Anmaßung. Alle Zwietracht ist verschwunden. Gegen den übermütigen Feind ist man einig in ganz Deutschland, im Norden wie im Süden. In Süddeutschland wird sofort, getreu den 1866 geschlossenen Verträgen mobil gemacht, und König Wilhelm übernimmt über alle deutschen Truppen den Oberbefehl. In größter Ordnung und Schnelligkeit sammeln sich drei Heere *): unter dem Befehl des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm die dritte Armee, Preußen, Thüringer, Bayern, Württemberger, Badenser, bei Speyer und Landau; die erste bei Trier, die zweite dazwischen. Kriegsfreiwillige, freiwillige Verpflegung :c. Überschrift: D i e Kriegsbereitschaft in Deutschland. Dennoch wiegte man sich in Deutschland nicht in Sicherheit ein. Man hegte sogar anfänglich manche Befürchtungen. — Napoleon hatte sich schon lange aus den Krieg vorbereitet: 1. durch Ausbildung eines tüchtigen Heeres; Chassepot-Gewehre (dem Zündnadelgewehr an Tragweite und Feuergeschwindigkeit überlegen), Mitrailleusen. Der französische Kriegsminister meinte, die Armee sei überbereit. 2. (so wie Maria Theresia vor dem siebenjährigen Krieg) — durch Bündnisse, mit Österreich (1866) und mit Italien (ergänzt der Lehrer), das Rom von der Gunst Napoleons, der den Papst in dem Rest des Kirchenstaates schützte, zu erlangen hoffte. Freilich wollten die Österreicher und Italiener den Franzosen erst dann zu Hilfe kommen, wenn sie siegreich in Deutschland eingedrungen wären. — Es kam alfo für die Franzosen alles darauf an, so rasch wie möglich über den Rhein zu kommen. Dazu trieb Napoleon die Hoffnung auf noch andere Bundesgenossen (denkt an 1866!) —- auf die Süddeutschen. Zwar die Schutz- und Trutzbündnisse kannte er, wie dachte er sich aber wohl trotzdem die Sache? — (Karte!) Wenn er rasch über den Rhein ginge und sein Heer zwischen Nord- und Süddeutschland vorschöbe, so würde, wie er hoffte, unter den Süddeutschen der alte Haß und die Rachsucht erwachen. Da nun Napoleon den Krieg schon lange vorbereitet hatte und einen Vorsprung zu haben schien, so fürchtete man in Deutschland anfänglich, fein Plan könne zur Ausführung kommen. Warum er nicht zur Ausführung kam? — Das Lesestück: „F ran -z ö s i) ch e Depesche n". Das französische Heer war nicht in der Verfassung, einen Einbruch in Deutschland zu unternehmen, und deshalb wurden auch alle die schönen Pläne zu nichte. Mühsam in beispiellosem Wirrwarr sammelten sich die beiden französischen Heere bei Straßburg und bei Metz. Kaum konnte Napoleon das Gefecht bei Saarbrücken zustande bringen, um doch *) Das alles ist wohl als besannt vorauszusetzen und bedarf nur gelegentlicher Ergänzungen.

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 47

1898 -
— 47 — Marschieren, Exerzieren — in der Hauptsache wie jetzt; Schnelligkeit des Feuerns — durch die Hinterlader jetzt noch bedeutend erhöht. 3. Der Soldatenkönig führt keinen Krieg; nur geringe Teilnahme am nordischen Krieg, durch die er allerdings das südliche Vorpommern mit Stettin gewinnt. 4. Friedrich Wilhelm I. — Ludwig Xiv. Was nutzte denkenden Fürsten aus diesem sich damals von selbst ausdrängenden Vergleich klar werden? — Der Fürst muß für das Wohl des Staates arbeiten und überhaupt seinen Unterthanen ein sittliches Vorbild geben (Ausführung: Arbeitsamkeit, Sparsamkeit, Einfachheit, Feindschaft gegen alle Ausschreitungen, gegen alles Scheinwesen zc.) 5. Die Regierungsweise Friedrich Wilhelms I. — die unserer Fürsten: Unbeschränkte Herrschaft, wie sein Großvater — jetzt beschränkte Monarchien; Friedrich Wilhelm betrachtet den Staat als eine große Familie, sich als den Vater, der alles persönlich leiten und entscheiden muß, so wie es einst bei den Patriarchen, Abraham zc., war — jetzt wird der Staat als ein Gemeinwesen betrachtet, in dem die verschiedenen Kräfte zum Teil gleichberechtigt nebeneinander und mit einander wirken. Der Fürst greift nicht mehr direkt persönlich ein, z. B. in das Amt, sondern entscheidet erst. wo es nötig ist, nach genauer Prüfung der dazu Bestellten; in die Familienverhältnisse und Privatangelegenheiten aber mifcht er sich gar nicht. Iv. Ergebnisse: Friedrich Wilhelm I. 1. Sohn Friedrichs I., des ersten preußischen Königs, Vater Friedrichs Ii., des Großen. Vereinfachung der Hofhaltung. Tabakskollegium. Sorge für Ackerbau, Industrie, Handel und Gewerbe. Aufnahme der vertriebenen Salzburger in Ostpreußen. Größte Sorge: das Heer (Härte des Dienstes, Spießrutenlaufen, Gleichschritt, Schnellfeuern, Fürst Leopold von Dessau; Riesenregiment). Eroberung Stettins und des südlichen Vorpommerns im nordischen Krieg. 2. Von Friedrich Wilhelm dem I. an tritt eine Besserung im Leben und Treiben der deutschen Fürsten ein. Seine Frömmigkeit, Sittlichkeit, Gradheit, Arbeitsamkeit. Dabei Härte, die ihn auch zu Ungerechtigkeiten verleitet. 3. Friedrich Wilhelm I. betrachtet sein Volk als große Familie; persönliches Regiment. Sein Ideal war der Patriarchalstaat. V. Übungen und Ausführungen. An der Hand des Liedes „Ich bin ein armer Exulant" weiteres Eindringen in die Lage der Salzburger. Das Heerwesen, soweit es bekannt (Heerbann, Ritter zc.) Das Schicksal Stettins.

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 89

1898 -
— 89 — Zweite Einheit. Preußens Wiedergeöurt. 1. Scharnhorst. Überleitung: Ihr wißt schon, was in Preußen geschehen mußte, ehe an eine Befreiung von der Fremdherrschaft gedacht werden konnte. — Besserung des Heerwesens. — Wovon werden wir also zu reden haben? Ziel: Von der Umgestaltung des Heerwesens in Preußen. I. Was mußte denn anders werden? — Aufzählung der oben erwähnten Schäden (veraltete Taktik, alte Offiziere in den wichtigsten Stellen, Kleinheit des Heeres; der Hochmut wird wohl allen vergangen sein). Wie kam denn damals ein Heer zustande? — Durch Werbung, nur zum Teil durch Aushebung (Wiederholung des von früher Bekannten). Wie bei uns? — Jeder, der gesund ist, muß dienen. Welche Art ist besser? — Gründe. Aber Friedrich der Große hat doch mit seinem Heer, das in der alten Weise eingerichtet war, seine Siege über ganz Europa erfochten ? — Da waren alle anderen Heere auch so eingerichtet, jetzt aber war das anders. In Frankreich bestand längst die allgemeine Wehrpflicht, hier konnte der unterste Soldat, wenn er sich auszeichnete, Offizier werden (der Adel war in der Revolution abgeschafft worden), so daß auch nur tüchtige Soldaten Offiziere wurden. Wer mußte in Preußen die Umgestaltung des Heeres bewirken? — Der König, aber Friedrich Wilhelm Iii. scheint in seiner Friedensliebe kein Soldat gewesen zu sein. Zusammenfassung. — Wir werden sehen. Ii a. Das Lesestück: „Was damals über Friedrich Wilhelm Iii. geschrieben würd e." Inhalt: Friedrich Wilhelm Iii. hatte die Vorzüge der französischen Armee vor der preußischen erkannt. Folge: er will eine Reform. Seine Generale gehen nicht darauf ein. Gründe: Schädigung vieler Privatinteressen; der alte Ruhm. Wenn alles zusammenbricht, ist der Neubau leichter. Beweis: das französische Heer; Grund: die Eigenliebe schweigt bei großem öffentlichen Unglück. Wie hat es wohl Friedrich Wilhelm Iii. angefangen, ins lebendige Fleisch zu schneiden? — 1. Aufgaben; 2. Gehülfen; 3. Ausführung. Zusammenfassung. 1. Aufgaben: — Reinigung des Offizierkorps (Scharnhost schrieb hierzu: „Einen Anspruch aus Offizierstellen können im Frieden nur Kenntnisse und Bilbung gewähren, im Kriege ausgezeichnete Tapferkeit,

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 90

1898 -
— 90 — Thätigkeit und Überblick"); auch Bürgerliche können Ofsiziere werden; Vermehrung des Heeres; Abschaffung der Werbungen; bessere Taktik; Abschaffung der entehrenden Strafen: des Stocks. (Alle diese Punkte ergeben sich aus dem früher Behandelten, sie sind übrigens der Vorlage entnommen, die Friedrich Wilhelm Iii. eigenhändig zu Papier gebracht hat.) Zusammenfassung. 2. Gehülfen: — Blücher, Scharnhorst, Gneisenau. Wiederholung dessen, was den Schülern von diesen Männern bekannt ist; dazu kommen Ergänzungen, die nötig erscheinen. „In Scharnhorst vereinten sich alle Eigenschaften des Geistes und des Charakters, alle Vorbedingungen des Wissens und des Könnens, die der militärische Gesetzgeber Preußens haben mußte, aber man sah ihm das nicht an und traute es ihm auch nicht zu, wenn man ihn nicht sehr genau kannte." „In Wuchs und Haltung, in Schritt und Tritt war er nicht stramm, in Reden und Geberden war er nicht schneidig und martialisch genug. Die ganze Persönlichkeit hatte zu wenig von dem befehlenden, gebieterischen Wesen an sich, das für soldatisch galt." — Darum das große Verdienst Friedrich Wilhelms, daß er Scharnhorst, den wir schon als Helden (bei Auerstädt) kennen gelernt haben, auswählte. Der König ernannte eine „Militär-Reorganisations-Kommission", zu der Gneisenau gehörte, deren Vorsitzender General Scharnhorst war. Erklärung des Wortes; Aufgaben der Kommission. Zusammenfassung. 3. Ausführung: — Der Brief Blüchers an Gneisenau wird gelesen. Zur Besprechung: Blücher gehörte, dem Briefe nach, nicht zu der Kommission; „Na-tional-Armee": keine Ausländer; jeder muß dienen; nach dem Brief bestand zwischen Blücher, Gneisenau und Scharnhorst, die an der Rettung des Vaterlandes arbeiteten, enge Freundschaft. Von der Kommission wurde bestimmt: „Alle Bewohner des Staates sind geborene Verteidiger desselben." — Die allgemeine Wehrpflicht (National-Armee) wurde also eingeführt. Nun durften aber doch in Preußen nur 42 000 Mann vorhanden sein, werden die Schüler einwerfen. — Wie Scharnhorst das machte, erseht ihr aus dem Lefestück: „Was der französische Gesandtschaftssekretär im Jahre 1811 entdeckte. Zur Besprechung: Cadre = Rahmen, Stamm. Erst 1811: also hatte man Zeit genug gehabt, um viele Leute auszubilden. In den drei Jahren waren 150 000 Mann ausgebildet; in dieser Zeit wurden ebensoviel Gewehre und eine Feldartillerie für 120000 Mann angeschafft.

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 166

1898 -
1861 Wilhelms I. Thronbesteigung; 1862 Bismarck Ministerpräsident (vorher Gesandter beim Bundestag, in Petersburg, in Paris); 1864 schleswig-holsteinischer Krieg; 1865 Gastemer Übereinkunft; 1866 deutscher Krieg (Schlacht bei König-grätz, Friede zu Prag; die Preußen siegen auch aus dem westlichen Kriegsschauplatz); Preußen gewinnt drei neue Provinzen: Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Nassau (vier Länder und Frankfurt a. M.). Norddeutscher Bund; Schutz- und Trutzbündnisse mit Süddeutschland. 2. Preußen (Deutschland) hat keine parlamentarische Regierung. 3. „Immer strebe zum Ganzen, und kannst du selber kein Ganzes werden, als dienendes Glied schließ' an ein Ganzes dich an." V. Anwendung und Erweiterung. Unsere Kaiserin ist die Tochter des Prinzen von Augustenburg. Als Bismarck Ministerpräsident geworden war, sagte er zu den Abgeordneten: „Nicht durch Reden und Mehrheitsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut." Was meinte er damit? Was erkennen wir daraus, daß trotz des Konfliktes zwei Kriege siegreich geführt werden? — Die Festigkeit des preußischen Staates und vor allem die unbedingte Treue des Heeres gegen den König. In welcher Beziehung steht 1864 zu 1866? — Der schleswig-holsteinische Krieg hat nicht nur den Anlaß zum deutschen Krieg gegeben, sondern nur wer die Ehre des deutschen Namens Dänemark gegenüber rein wusch, nur der konnte Deutschland einigen. Die Österreicher werden 1866 geschlagen, nur in Italien siegen sie. Kurzes Eingehen auf die Bundesgenossenschaft Preußens mit Italien, die Italien Venedig verschaffte. Wodurch erklären sich die überraschenden Siege der Preußen? — Trefflichkeit des Heeres: Manneszucht, Disziplin, vorzügliche einheitliche Führung k, Dabei kann hier noch gesprochen werben von der Wirkung des Zündnadelgewehres, das seit den vierziger Jahren in der preußischen Armee eingeführt worden war. Der Feldzug in Böhmen hatte sieben Tage gedauert. — Der siebenjährige Krieg. Wie konnte Dentschlanb durch eine Verkleinerung (ohne Österreich) mächtiger werben? Was bachten und fühlten die Großbeutschen beim Ausbruch des Krieges? Der Unterschieb zwischen Staatenbund und Bundesstaat. Konslutszett (Reorganisation des Heeres); Zeit der Einigung Deutschlands, Losung der deutschen Frage: Preußen übernimmt die Leitung Deutschlands; Preußens Interessen = Deutschland Interessen. 1866 brachte einen bauern-Frieben; feitbem bulbet Deutfchlanb keine ftembe Einmischung.

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 192

1898 -
— 192 — Verteidigung angewiesen gesehen haben. Abraham zieht mit 318 Knechten gegen den Feind aus. Bei den Juden zur Zeit Moses re, bei den Germanen der Völkerwanderung, bei den Hunnen: Volk = Heer (wandernde Heere.) Bis in die Zeit Karls des Großen: Heerbann (Aufgebot der freien waffenfähigen Männer), Selbstbewaffnung, Selbstbeköstigung. Allmählich kamen immer mehr auf die Vasallenheere, denn die Vasallen waren schneller aufzubieten und waren nicht nur zum Landes-fchutz, sondern auch zum Herrendienst verpflichtet. Seit Heinrich I. bildete sich der Ritterstand; berufsmäßige Ausbildung in den Waffen. Wankte aber die Treue der Lehnsleute (die Fürsten zur Zeit Heinrich Iv., Heinrich der Löwe), so war König und Reich verlassen. „Marken"; „Burgen" (Städte). Die Söldnerheere: Landsknechte, Schweizer :c. vergl. die Zusammenstellung im 4. Teil, S. 283.; Werbung, Plünderung, Troß rc. Stehende Söldnerheere: der große Kürsürst, Friedrich Wilhelm I., Friedrich der Große. Allgemeine Wehrpflicht: Scharnhorst. Unsere Zeit: Heer, Flotte. „Festungen" (Forts). Die Schutz- und Trutzwaffen der verschiedenen Zeiten. Welche Form des Landes schutzes ist die beste? — Ist der Mensch auf sich allein gestellt (und auf seine Haus- und Stammesgenossen), so ist er leicht zu überwältigen. Besteht das Heer aus dem Volk, so wird bei jedem Krieg das Bestehen des ganzen Volkes gefährdet (Ostgoten). Die Einrichtung des Heerbanns schädigte den Wohlstand, denn die Arbeit ruhte; besonders verarmten die weniger Besitzenden, die sich selbst bewaffnen und verpflegen mußten und während der Kriegszeit ihr Feld nicht bestellen konnten. Dazu kommt, daß der Heerbann nie ein geübtes, gut ausgebildetes Heer sein konnte, denn er trat in Kriegszeiten zusammen und ging nach Beendigung des Krieges auseinander; er war also nur ein unzureichender Schutz. Besser wurde das schon, als allmählich die Vasallen-, die Ritterheere, an seine Stelle traten. Die Ritter waren geschulte Krieger und hatten keine andere Aufgabe, als zu kämpfen. Aber bald fühlten sie ihre Bedeutung und wurden selbständig, ungehorsam und unzuverlässig. Dazu kam, daß sie Arbeiten für Schande hielten und durch Rauben und Plündern der Schaden des eigenen Landes wurden. Ähnlich waren die Söldnerfchaaren (Landsknechte, Scharen Wallensteins) ein unzuverlässiger und gefährlicher Schutz. Weit besser bewährten sich die stehenden Heere (der große Kurfürst, Friedrich Wilhelm I., Friedrich der Große), die^ vortrefflich geschult, stets bereit waren gegen jede Kriegsgefahr, die den Fürsten unbedingt gehorchten und dem Bauern, Handwerker. Gelehrten und allen Staatsbürgern es ermöglichten, auch in Kriegszeiten ruhig den Geschäften nachzugehen. Doch auch mit diesen stehenden Söldnerheeren verbanden sich große Rachteile. Auch in ihnen fand sich, wie in den Scharen des dreißigjährigen Kriegs, die Hefe der Gesellschaft aus allen

7. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 154

1909 - : Schöningh
154 V. Die Kirchenspaltung und die ständische Zeit. Deutschlands völlig aufgelöst. — Die Macht der Landesfürsten war unabhängig geworden. Die ständischen Verfassungen mußten dem krassen Absolutismus weichen, der bereits im 17. Jahrhundert in Frankreich seine Höhe erreichte. * * * So war das mittelalterliche Deutsche Reich in allmählicher Entwicklung — die Reformation hatte durch Übertragung der kirchlichen Hoheit diese Entwicklung nicht unbedeutend gefördert— in eine große Zahl völlig absolutistisch regierter Staaten aufgelöst worden, in denen die Fürsteu, unbekümmert um den Kaiser, nach freier Willkür schalteten und walteten. Die Landesfürsten gingen allmählich dazu über, eigene Heere zu bilden. Während bis ins 14. Jahrhundert die Ritter den Kern des Heeres bildeten, das auf der Lehnsverfassung ruhte, verlor mit der Umgestaltung der Kriegführung durch die Erfindung des Schießpulvers das Rittertum seine Bedeutung; seit dem 14. Jahrhundert wurde es Brauch, Söldner zu werben. Maximilian I. bildete ein Truppenkorps aus vaterländischen Söldnern, die Landsknechte, und seit 1521 brachten die deutschen Stände1 ein eigenes Reichsheer aus. Die Heere wurden aber in Deutschland bis nach dem Dreißigjährigen Kriege nur für den Fall des Krieges aufgeboten; das erste stehende Heer begründete unter den deutschen Fürsten der Große Kurfürst von Brandenbnrg (1653). Die rasch fortschreitende Ausbreitung des römischen Rechtes, das die Selbständigkeit der Landesfürsten förderte, führte nach und nach zur Bildung eines internationalen Juristenstandes. In den sich allmählich herausbildenden landesrechtlichen Gesetzen bildete das römische Recht meist die Grundlage, auf der die besonderen Rechte der einzelnen Länder sich aufbauten. Das Strafrecht war in dieser Zeit besonders grausam. Die Folterkammern älterer Städte erfüllen uns mit Grausen. Durch die Anwendung der Folter erzwang man das Geständnis der Schuld. Die Todesstrafe wurde auf die grausamste Art und sehr häufig vollzogen. Ein besonderer Schandfleck in der Geschichte der Menschheit find die Hexenprozeffe. (Hexe v. kag-zissa — haga-zussa, von hag — Wald und Flur, eigentlich eingehegter Raum und zissa oder zussa — die Schädigende, oder von hagedisen = Waldfrauen.) Der aus dem Heidentum stammende Glaube an die Möglichkeit besonderer Bündnisse mit dem Teufel 1 Vgl. Ritter, Die Reichsstände in Deutschland um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Dürrs Deutsche Bibl. Bd. Xhi B Nr. 30.

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 266

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
über dort bleiben konnten. Da eilte Friedrich mit 34,000 Mann aus Sach- sen herbei, vereinigte diese mit den 16,000 Mann, welche von dem geschlage- nen Heere des Herzogs von Bevern übrig waren, fest entschlossen, die Feinde anzugreifen, wo er sie nur fände, „und wäre es," wie er sagte, „hoch auf dem Zobtenberge." Bei Leuthen, zwischen Breslau und Nenmarkt, stieß er auf den Feind. Der Herzog Karl, an der Spitze von 80 bis 90,000 Mann, sah mit Geringschätzung auf die kaun: 30,000 Mann zählende preußische Ar- mee, die er spöttisch „die Berliner Wachtparadc" nannte. Friedrich aber berief seine Generale und Offiziere zusanuncn, schilderte in begeisterter Rede die Größe der Gefahr, in welcher das Vaterland schwebte und bei welcher er nur von ihrem Muthe, ihrer Standhaftigkeit und Vaterlandsliebe die Rettung erwarten könne. „Ich werde gegen alle Regeln der Kunst," fügte er dann hinzu, „die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihrer Stellung: alles dies, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Anordnungen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, — so werde ich handeln. Machen Sie diesen mei- nen Entschluß in der Armee bekannt, bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden. Im Ucbrigen, wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind,, so werden Sie sich gewiß dieses Vorzuges nicht un- würdig machen; ist aber der eine oder der andere unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden!" Aus aller Angen leuchtete ihm auf diese Anrede nur tiefe Rührung und feuriger Kriegsmuth ent- gegen, und so fuhr er fort: „Schon im Voraus hielt ich mich überzeugt, daß keiner von Ihnen mich verlassen würde, — ich rechne also ganz aus Ihre treue Hülfe und auf den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben und Sie für Ihre geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ins Lager und wiederholen Sie den Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört haben." Einen Augenblick hielt er inne, dann fügte er mit ernstem Ausdruck hinzu: „Das Regiment Kavallerie, welches nicht gleich, tvenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen und mache es zu einem Garnison- rcgimente! Das Bataillon Infanterie, das, cs treffe, worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Montirung abschneiden! Nun leben Sie wohl, meine Herren, in Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." Die Begeisterung, welche Friedrich durch diese Rede den Offizieren ein- geflößt, ging bald aus die gesammte Armee über: tut ganzen Lager ertönte lauter Jubel. Die alten Krieger reichten sich wechselseitig die Hände und beschworen ihre jungen Kameraden, dem Feinde muthig unter die Augen zu treten. Frohe Siegesbegeisterung durchdrang alle Herzen. Am Morgen des 5. December (1757) zog Friedrich an der Spitze der „Berliner Wachtparadc" dem übermüthigen Feinde entgegen. Ehe er die Schlacht begann, rief er einen Offizier mit 50 Husaren zu sich und sagte

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 31

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
— 31 — Kavallerie, zwei Regimentern Husaren, zwei Regimentern Dragoner, zwei Batterien reitender Artillerie, vier Batterien Artillerie zu Fuß und einem Jngenicurcorps, zu welchen 1813 noch ein Veteranenbataillon trat. Anfangs fanden diese Hülfstruppen nur wenig Gelegenheit, sich aus- zuzeichnen. Von der ersten Sendung nach der Elb mündung im November 1805 kehrten sie bald unverrichteter Sache zurück, da bei den schnellen Er- folgen Napoleons in Oesterreich und Mähren ein längeres Verweilen ver- derblich werden mußte. Im folgenden Jabre ging die erste Infanterie- brigade nach Gibraltar und im Mai 1807 8000 Mann nach Rügen. Die Zeit, sie hier mit Nutzen zu verwenden, war jedoch vorüber; die Legion wurde daher im August wieder vollständig auf Seeland versammelt und nahm dort Theil an der Belagerung und Einnahme Kopenhagens. Ein schweres Mißgeschick traf sie auf der Rückfahrt, indem bei einem plötzlich hereinbrechenden Sturm sieben Schiffe mit mehr als 500 Mann ihren Untergang fanden und ein anderes Fahrzeug an die holländische Küste ver- schlagen wurde, wo über 200 Mann in Gefangenschaft geriethen. Als der Rest der Legion sich nach und nach aus den verschiedenen Häfen wieder zusammenfand, stellte sich heraus, daß sie in diesem Jahre einen Verlust von 1175 Mann zu beklagen hatte. Doch schon am 20. De- cember wurden wiederum 5 Bataillone übers Meer entsendet, diesmal nach Sicilien. Hier brachten sie zwei Jahre im langweiligsten Dienste zu, der ermüdenden Aufgabe lebend, die Küste gegen die Landungsversuche des Königs Murat zu bewachen. Eine andere Abtheilung des Eorps segelte, kaum zurückgekehrt von der vergeblichen Sendung nach Schwede n, im August des Jahres 1808 nach der pyrenaischen Halbinsel, wo sie theil nahm an dem Zuge des General's Moore gegen Madrid und an dessen Rück- züge nach der Schlacht von Corunna. Ganz Außerordentliches wird schon hier von dem Heldcnmuth der deutschen Truppen berichtet; ihre Tapferkeit erregte allgemeine Bewun- derung; der britische Säbel schien in den Händen der deutschen Husaren an Vortrefflichkcit gewonnen zu haben; die Wunden, welche sic austheilten, waren ganz besonderer Art. Arme wurden abgehauen, mehreren feindlichen Reitern der Kopf bis auf den Nacken gespalten und einem französischen Ka- valleristen soll das Gesicht von Ohr zu Ohr mitten durch den Mund durch- schauen worden sein. Die eigentliche Ruhmcsepoche der Legion knüpft sich aber an den Namen des Herzogs von Wellington. In der Schlacht bcitqlavera war es besonders die deutsche Artillerie, deren ruhiges und sicheres Feuern nicht ohne Einfluß war au^ den glück- lichen Erfolg des Tages. Wellington selbst eilte zu einer ihrer Batterien und befahl-, einen feindlichen Hccrhaufen zu beschießen,, der in einer wich- tigen Stellung sich festgesetzt hatte. Es geschah und zwar mit solcher Ge- nauigkeit und so entscheidender Wirkung, daß sich der Feind zum sofortigen Rückzug entschließen mußte. Der Herzog war vorzüglich mit dem Bom- bardier Dierking sehr zufrieden, klopfte ihn auf die Schulter und rief wiederholt: „Sehr gut, sehr gut, mein Sohn!"

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 32

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
32 — Während dieser Zeit hatte die leichte Brigade unter General Alten an der Sendung nach Walch cren theil genommen, wo sie sich bei der Er- stürmung Vließingens in so ausgezeichneter Weise hervorthat, daß der Oberbefehlshaber Lord Chatham in einer seiner Depeschen ihr das ehrendste Zeugnis ausstellte, nämlich : „Es gäbe kein Regiment in der englischen Armee, welches diese Ausländer überträfe; bei jeder gefahrvollen. Unternehmung marschierten sie an der Spitze und zeigten überall die glänzendste Tapferkeit." Zn den Jahren 1811 und 1812 wurde nach und nach die ganze Legion aufspanischcm Boden versammelt, versah hier in Wellingtons Armee großtentheils den beschwerlichen Vorpostendicnst und bestand dabei manche Gefechte, glückliche wie unglückliche/ alle aber mit großer Unerschrockenheit. Des Feldherrn scharfem Blicke entging das brave Benehmen der helden- müthigen Truppen nicht, und als sic sich wiederum in der Schlacht bei Sa- laman c a vor allen andern ausgezeichnet hatten, wurden die deutschen Hülfü- truppe'n öffentlich von ihm belobt und ihren Officierei!, die bis dahin nur zeitweise angestellt waren, von nun an bleibend ihr Rang in der englischen Armee zugestanden. Die Gunst Wellingtons theilte damals die englisch - deutsche Legion mit dem Corps des Herzogs von Braunschweig, das glücklich sich aus Deutschland übers Meer gerettet hatte und nun ebenfalls — 1595 Mann stark — im englischen Dienste auf der pyrenäischen Halbinsel gegen Napo- leon focht. Vom Feinde das „Corps der Rache," auch „schwarze Teufel" genannt, hat man es dort noch immer nicht vergessen, und noch heute er- zählt man auf den Hochebenen von Castilien wie in den Gebirgen Biscayas von den Heldenthaten der „Schaar des Todes," der ihr eiserner Herzog einst, als er sie einen Paß erstürmen hieß, zurief: ,,Lebt wohl, Braun- schweiger !" So gefährlich wär der ertheilte Auftrag, daß er sie nie wieder zu sehen meinte. Im. edlen Wetteifer mit dieser „schwarzen Schaar" er- kämpfte die deutsche Legion sich einen unvergänglichen Nachruhm zu einer Zeit, wo in Deutschland kaum jemand wagte, gegen die allgemeinen Unter- drücker auch nur seine Stimme zu erheben. Eine solche Tapferkeit ehrte selbst der Feind. Als einst zwei Husaren, von einer S.endung mit Depeschen nach Ribeira zurückkehrend, ihre Pferde in dem Wahne, daß die Stadt noch im Besitz der Engländer sei, ruhig an dem Bache vor der Stadt trinken ließen, wurden sie von den Franzosen überfallen und gefangen genommen. Vor General Lallemand geführt, ließ dieser ihnen die Waffen zurückgeben, kündigte ihnen- die Freiheit an und trug ihnm auf, ihrem Commandeur zu sagen: „daß es ihm Vergnügen ge- währe, durch ihre Freilassung den deutschen Husaren einen Beweis seiner Achtung geben zr; können." Im Jahre 1813 trafen wieder einige Regimenter von Sicilicn bei der englisch-deutschen Legion ein, die nunmehr unter Wellington weiter nordwärts marschierte und noch am 21. Juli bei Vittoria, sowie am 10. April 1814 bei Toulouse, aufs tapferste kämpfend, ihrem Führer die herrlichsten Sicgeslorbecren erwerben half.
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