2o0 Ii. Die Reformation.
krämer Bernhard Samson, der damals in der Schweiz sein Wesen trieb, wie Tetzel in Sachsen, eiferte er mit solchem Erfolg, ? !t)n5. ?tc ~^°.re Zürichs verschlossen wurden. Sein Anhana * r ^ mit iebcm Tage, besonders wurde ihm der qelehrte Oekolampadins zu Basel ein treuer Freund und Gehülfe, ^zetzt griff er auch die äußern Einrichtungen und Gebräuche der Kirche au und Predigte gegen Cölibat, Bilderdienst, Heiligenver-
^ su<Yyvzn^a rl to‘ ^9^ sich der Bischof von Basel ins Mittel und forderte den Rath zu Zürich auf, den Neuerungen zu wehren. Eme Reche von öffentlichen Disputationen wurden veranstaltet, aus deueu indeß Zwingli stets als Sieger hervorging und die daher nur dazu beitrugen, das Reformatiouswerk zu fördern' Der Rath von Zürich verordnete: „Das freie göttliche Wort foll über alle Menschen herrschen, urtheilen und Alle gewiß berichten. Es sollen alle Menschen hören, was ihm die Menschen sagen- Dann schaffte man das Klosterwesen ab, erlaubte den Geistlichen zu heiratheu, entfernte die Bilder und allen sonstigen Schmuck ^aus den Kirchen, ja. sogar Orgelspiel und Gesang wurdeii als unnutze Ceremonien verworfen. Ostern 1525 feierte man zum ersten Male das Abendmahl aus Zwiugli'sche Weise, wobei das Brot in hölzernen Schüsseln herumgereicht und der Wein ans hölzernen Bechern getrunken wurde. Nach dem Vorgänge Zürichs führten auch Bern, Basel, St. Gallen und andere Städte die Reformation ein. Dagegen blieben die Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Luzern der römischen Kirche treu!
sehr auch im Ganzen die schweizer Reformatoren mit den sächsischen übereinstimmten, so traf doch das Wort Luthers zu: „Ihr habt einen andern Geist denn wir." Die größte Verschiedenheit herrschte in der Abendmahlslehre. Luther hielt an der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahle fest, machte aber die Wirkung des Sacramentes von dem Glauben des Empfangenden abhängig. Zwingli dagegen sah in dem Abendmahle eine bloße Gedachtnißfeier an den Erlösungstod Christi, die Worte „das ist" mit „das bedeutet" erklärend. So stritt man sich Jahre lang hin und her, ohne sich_ einigen zu können. Und doch war bei den Gefahren, welche seit dem zweiten Speierschen Reichstage der evangelischen Sache drohten, ein Zusammengehen der beiden einander so nahe stehenden Parteien dringend wünschenswert^ Niemand fühlte das lebhafter als der Landgraf Philipp von Hessen. Auf feine Einladung traten daher Luther und Zwingli _ und ihre beiderseitigen Freunde zu einem Religionsgespräch ;u 1529] Marburg zusammen. In vielen, weniger wichtigen Punkten gab Zwingli bereitwillig nach; nur in Betreff der Abendmahlslehre blieb er bei seiner bisherigen Ausfaffuug stehen, und auch Luther ging nicht davon ab, daß man au dem klaren Worte Gottes nicht drehen noch deuten dürfe. So kam keine Einigung zu Stande,
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_Samson Zwingli Philipp_von_Hessen Philipp Zwingli
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Basel Heiligenver- Basel Basel Schwyz Unterwalden Luthers Christi Christi Marburg
14 I. Die morgenlliidischen Völker des Alterthums.
bewegen, den Befehl nicht auszuführen. So wuchs der junge Cyrus zu einem großen und schönen Knaben heran. Als er einst den Sohn eines angesehenen Meders beim Spiele geschlagen, wurde er vor Astyages geführt, der ihn als seinen Enkel erkannte und zu seinem Vater nach Persien schickte. Den Harpagns aber beschloß er wegen seines Ungehorsams schwer zu züchtigen. Er ließ den Sohn desselben schlachten, das Fleisch braten und dem Vater zur Speise vorsetzen. Harpagus sann auf Rache. Er trat mit den Großen des Landes in Verbindung und gewann sie für deu Plan, den Astyages vom Throne zu stoßen und Cyrus an seine Stelle zu setzen. Als Alles vorbereitet war, forderte er Cyrus auf, die Perser zur Empörung zu bringen. Dieser folgte dem Rathe, besiegte seinen Großvater in der Schlacht bei Pasargadä, 559eroberte Ekbatana und nahm Astyages selbst gefangen. Dann brachte er alle Völkerschaften östlich vom Halys (Kisil Jrmak) theils mit Gewalt, theils auf friedlichem Wege zur Unterwerfung. Diese Fortschritte erregten die Besorgniß des wegen seines Reichthumes sprüchwörtlich gewordenen Königs Krösus von Lydien in Kleinasien. Er fragte bei dem Orakel zu Delphi tu Griechenland um Rath und erhielt die Antwort, wenn er über den Halys ginge, so würde er ein großes Reich zerstören. Den Spruch zu seinen Gunsten deutend, begann er den Kampf. Er wurde geschlagen, seine Hauptstadt Sardcs erobert und er selbst zum Gefangenen gemacht. Zum Tode in den Flammen vernrtheilt, stand er bereits auf dem Scheiterhaufen. Da erinnerte er sich der Worte Solons, der ihm einst gesagt, daß Niemand vor seinem Tode glücklich zu preisen sei, und rief seufzeud dreimal den Namen des weisen Atheners. Cyrus ließ ihn fragen, wen er anriefe; Krösus erzählte es ihm, und das machte einen solchen Eindruck auf deu siegreichen König, daß er dem Gefangenen nicht nur das Leben schenkte, sondern ihn auch als Freund bei sich behielt. Nach der Eroberung Lydiens unterwarf Cyrus auch die jouischeu (griechischen) Küsieustädte Kleinasiens. Dann zog er vor Babel, eroberte es mittelst Ableitung des durch die Stadt fließenden Euphrat und machte damit dem babylonischen Reiche ein Ende. Den ge-536 fangenen Juden gab er die Erlaubniß zur Rückkehr in die Heimath. Hierauf wollte er auch die streitbaren Mafsagetcn, einen am Ia-xartes (Syr) wohnenden scythischen Volksstamm, unter seine Herrschaft bengen. Aber hier war dem Helden sein Ziel gesteckt. Die Perser erlitten starke Verluste, und Cyrus selbst fand seinen 529tod. Die feindliche Königin Tomyris soll sein abgeschlagenes Haupt in einen mit Menschenblut gefüllten «schlauch getaucht haben, damit er sich satt trinken könne.
Cyrus' Sohn und Nachfolger Kambhses, ein jähzorniger, grausamer, dem Trunke ergebener Fürst, überzog Egypten mit 525krieg, schlug Psammeuit in der Schlacht bei Pclufium und machte
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Astyages Königs_Krösus_von_Lydien Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
Friedrichs des Großen Regierungsthätigkeit. Erste Theilung Polens. 309
feiten ansübt", sagte er, „ist gefährlich und schlimmer als eine Diebsbande." Wie sehr solche Gesinnungen dazn beitrugen, dem Volke Vertrauen zu den Gerichtshöfen einzuflößen, beweist die Geschichte des Müllers von Sanssouci. Das auf Friedrichs Anregung von Carmer und anderen ausgezeichneten Rechtsgelehrten abgefaßte „Allgemeine Landrecht" war das beste Gesetzbuch jener Zeit und bildet noch heute die Grundlage des preußischen Rechts.
An seinen Freund, den Marquis d' Argens schrieb Friedrich einst vom Kriegsschauplätze aus: „Ick weiß nicht, ob ich diesen Krieg überleben werde; geschieht es, so bin ich fest entschlossen, meine übrigen Tage in der Entfernung von den Unruhen, im Schooße der Philosophie und der Freundschaft zuzubringen." Er hat seine Worte zur That gemacht. Die weuigeu Mußestunden, welche ihm die Regierungsgeschäfte übrig ließen, verbrachte er im Kreise seiner gelehrten Freunde oder mit Abfassung zahlreicher Schriften. Leider wandte er sich mit ausschließlicher Vorliebe der französischen Sprache und Bildung zu, von den Größen deutscher Wissenschaft und Poesie nahm er keine Notiz. Franzosen bildeten seinen täglichen Umgang, Franzosen nahmen die ersten Stellen an der Akademie der Wissenschaften ein, mit Franzosen stand er in stetem Briefwechsel. Den berühmten Dichter und Philosophen Voltaire zog er an seinen Hof und erwies ihm alle mir denkbaren Aufmerksamkeiten, fand sich aber schon nach einem Jahre bewogen, ihn wegen seiner zu Tage getretenen Gemeinheiten wieder zu entfernen.
Den größten Theil des Jahres verlebte Friedrich in dem von ihm erbauten herrlichen Lustschlosse Sanssouci bei Potsdam. Seine Zeit verging unter anhaltender, streng geregelter Thätigkeit; „nichts hat mehr Aehnlichkeit mit dem Tode, als der Müßiggang", sagte er. Früh drei Uhr, im Winter um vier Uhr, ließ er sich wecken. Während des Ankleidens las er die eingegangenen Berichte durch, versah sie mit kurzen, oft witzigen und schlagenden Randbemerkungen und ließ sie so seinen Räthen zu gehen. Nach dem Frühstück arbeitete er mit den Ministern, beantwortete Briefe, ertheilte Audienzen, besuchte die Parade und ritt oder ging spazieren. Das Mittags essen, das Punkt 12 Uhr angerichtet würde, liebte er durch lehrreiche und cinziehcube Gespräche, auch durch Auekboteu und Schwänke gewürzt. Dann empfing er Künstler und Gelehrte, ertheilte ihnen Aufträge, ließ sich Vorträge über neu erschienene Bücher halten nnb las ober schrieb hierauf. Nach der Abeubtafel war gewöhnlich Concert, bei welchem bcr König selbst einige Stücke auf der Flöte vortrug. Erst gegen Mitternacht suchte er das Lager auf. Im Mai unternahm er regelmäßig Reifen, hielt Truppenmusterungen ab, untersuchte die Verwaltung der Provinzen bis ins Einzelgehende und nahm dabei Bittschriften entgegen.
Nur vorübergehend) wurde biefe geräuschlose, aber segensreiche
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Carmer Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
2. Der Krieg in Böhmen, in der Pfalz und in Niedersachsen. 263
ihm um den, Preis der Lausitz seine Hülfe. Ohne Widerstand zu finden, rückte Maximilian, nachdem er die Protestanten Oestreichs zur Unterwerfung gebracht, in Böhmen ein. Am tocifecn Berge bei Prag kam es am'8. November 1620 zur Entscheidung^ [1620 schleicht. Nach eiustündigem Kampfe befand sich das böhmische Heer unter Christian von' Anhalt und Matthias von Thnrn auf der Flucht. Friedrich V., der sorglos an der schwelgerischen Mittagstafel gesessen, verließ eilig die «Ltadt und irrte lange Zeit als Flüchtling in Norddeutschland umher, bis er in Holland eine Freistatte fand. — Nun stand Ferdinand nichts mehr im Wege, die katholische Religion wieder zur alleinherrscheudeu in Böhmen zu machen, und er führte seinen Plan mit der größten Härte durch.
27 der voruehmsteu Protestanten wurden hingerichtet, sämmtliche evangelischen Prediger und Lehrer und 185 adelige Familien mußten, zum Theil mit Zurücklaffuug ihrer Habe, das Land verlassen. Das gleiche Loos traf gegen 30000 bürgerliche Familien, die lieber Eigenthum und Vaterland opfern, als ihren Glauben verleugnen wollten. Mit den eingezogenen Gütern beschenkte Ferdinanb die Jesuiten und die ihm treu gebliebenen östreichischen und böhmischen Edelleute. Seinem Bundesgenossen Maximilian von Baiern verlieh er die Pfalz uebst der Kurwürde.
Der böhmische Krieg sollte nur ein Vorspiel zu längeren, heftigeren Kämpfen sein. Trotz der geringen Theilnahme, welche die Protestanten “bei1 Sache Friebrichs von der Pfalz bewiesen, fanben sich boch einige Fürsten, die bcn Versuch machten, dem vertriebenen Könige seine Länder zurück zu erobern. Es waren dies der Graf Ernst von Mansfeld, der schon in Böhmen mitgefochten, der Prinz Christian von Brannschwcig, Verweser des Bisthums Halberstadt, und der Markgraf Friedrich von Baden, — Männer mit geringen Hilfsmitteln, aber voll Kühnheit und Thatkraft. Ihr Feldherrnruf verschaffte ihren Fahnen Zulauf, und um die Kosten des Krieges zu decken, befolgten sie bcn Grnnbsatz: „ bcr Krieg muß bcn Krieg ernähren Währenb sich Mansfclbs Heer einer Räuberschaar gleich über^ die Pfalz, Franken und beit Elsaß ergoß und die reichen Stifter am Main und Rhein brandschatzte, plünderte Braunschweig die Kirchen und Klöster Westfalens. Aber eben diese Art der Kriegführung erschwerte ein gemeinsames Handeln, und so gelang es dem Feldherrn der Liga, dem Grafen Tilly, die Gegner einzeln anzugreifen. Zwar wurde er von Mansfeld bei Wiesloch (südlich von Heidelberg) geschlagen, besiegte aber bald darauf den Markgrafen Friedrich bei Wimpfen und den Prinzen Christian bei Höchst. Seiti622 dieser Zeit verschwindet Friedrich von Baden vom Kriegsschauplätze, während Mansfclb -ttnb Braunschweig nach beit Niederlanden gingen und von dort aus in Ost friesland und Westfalen einfielen. Da erschien Tilly mit einem starken Heere in Nicdersachsen und schlug
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Christian_von' Matthias_von_Thnrn Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Ernst_von_Mansfeld Ernst Christian_von_Brannschwcig Friedrich_von_Baden Friedrich Tilly Friedrich Friedrich Christian Friedrich_von_Baden Friedrich Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Niedersachsen Prag Norddeutschland Holland Main Rhein Westfalens Mansfeld Wiesloch Heidelberg Ost Westfalen Nicdersachsen
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Frühzeitig besuchte der kleine Maltin die Schule, und da er fleißig war und ickmell lernte io lallte er einmal ein gelehrter Wann werden. fernem 14. ^ahre brachten ihu'seine Eltern aus die lateinische Schule nach Magdeburg und em >hr später nach Eisenach. Hier ging er nach altern Brauch mit anderen Chor-schillern von Zeit zu Zeit in den Straßen umher und sang vor: den £anem
reicher Leute fromme Lieber. Einst war er Von zwei Hanseln ohne Smgelvhn
abgewiesen worben. Traurig und verzagt kam er zu bet Wohnung der Frau Cotta die schon oft gehört hatte, wie schön und andächtig der arme Martin
sang. ' Sie rief ihn herein, gewann ihn lieb und nahm ihn in ihr Haus
und an ihren Tisch. Jetzt konnte er ohne Sorge fleißig arbeiten und auch noch Flöte und Saitenspiel lernen.
2. Aus der Universität. 18 Jahre alt, bezog Luther die Universität Erfurt. .Hier studierte er mit großem Fleiß, und obwohl er ein hurtiger und fröhlicher Geselle war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet an. Sein Sprichwort war:
„Fleißig gebetet, ist über die Hälfte studiert."
Auf der dortigen Bibliothek fand er zum erstenmal die ganze Heilige Schrift. Diese lag ihrer Seltenheit wegen an einer Kette, damit sie nicht abhanden kommen sollte.
Bisher hatte Luther nur einige Stücke aus der Bibel kennen gelernt; jetzt hatte er den ganzen Schatz. Das war eine Freude für ihn. Er studierte nun eifrig darin. 1505 erlangte er die Würde eines Magisters und hielt Vorlesungen an der Universität zu Ersurt.
Einst verfiel er in eine schwere Krankheit und war dem Tode nahe. Da be]uchte ihn ein alter Priester und sprach: „Seid getrost, Ihr werdet dieses Lagerv mch sterben. Unser Gott wird noch einen großen Mann ans Euch machen. Denn aus wem Gott etwas ziehen will, dem legt er beizeiten das heilige Meuz aus.
3. Im Kloster. Als Luther 1505 zur Osterzeit seine Eltern besuchen wollte, 1505 verletzte er sich unterwegs mit einem Degen, wie ihn nach damaliger Sitte die Studenten trugen, die Hauptader des Beines, so daß er fast den Tod davon gehabt hätte. Einige Monate später wurde er durch den plötzlichen Tod eines Freundes tief erschüttert. Und als er im Juli desselben Jahres von einer Reise zu seinen Eltern nach Ersurt zurückkehrte, überraschte ihn ein heftiges Gewitter, und ein Blitzstrahl fuhr dicht neben ihm in die Erde. Da gelobte der durch alle diese Ereignisse schwermütig gewordene Jüngling: „Hilf, liebe Sanft Anna, ich will ein Mönch werden!" In der Hoffnung, sich in klösterlicher Heüigkett die ewige Seligkeit zu verdienen, führte er dieses Gelübde ohne Wissen seines Vaters aus und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Hier las er fleißig m der Bibel. Die Mönche aber sagten ihm: „Mit Betteln und nicht mit Studieren dient man dem Kloster." Luther ließ es sich blutsauer werden und unterzog sich
Luther bei Frau Cotta. Zeichnung von H. König.
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Extrahierte Personennamen: Cotta Martin Cotta H._König
— 49 —
l
Turnier.
weilig. Der Sommer brachte mehr Abwechslung. Große Fröhlichkeit herrschte, wenn befreundete Ritter zum Besuch da waren. Dann saßen die Ritter beim vollen Becher zusammen und ergötzten sich an den Erzählungen ihrer Kampfestaten, oder sie zogen in den Wald, den Eber und Hirsch zu jagen. Am meisten Vergnügen aber gewährten dem Ritter die Ritterspiele oder Turniere. Sie wurden gewöhnlich auf dem Marktplatze einer Stadt. abgehalten. Ringsherum war dieser bort Schranken umgeben, hinter denen sich die Sitze für die Zuschauer erhoben. Trompetengeschmetter berkündete den Beginn des Kampfspieles. In strahlender Rüstung und mit wehendem Helmbnsche ritten die Ritter paarweise in die Schranken und sprengten mit eingelegter Lanze in bollem Galopp aufeinander los. Es galt, den Gegner aus dem Sattel zu heben, oder wenigstens die Lanze an seinem stählernen Brustharnisch zu zersplittern. Beides galt als Sieg.. Ans das erste Paar folgte das zweite, dann das dritte usw.; zuweilen aber zogen die Ritter auch scharenweise gegeneinander auf. Zum Schluß wurde dem Tapfersten der Preis oder Dank zuerteilt. Kniend empfing er dann aus den Händen der bornehmsten Dame einen Helm, ein Schwert, eine goldene Kette oder irgend ein anderes Kleinod. Die Turniere waren ein edles, aber doch gefährliches Vergnügen; es kam nicht selten bot, daß Arme und Beine gebrochen wurden. Einem Könige bort Frankreich wurde dabei das rechte Auge ausgestochen, und in Magdeburg kamen einmal sogar 16 Ritter dabei ums Leben.
5. Die Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge bereinigten sich fromme Ritter zu einem Bunde, der es sich zur Aufgabe machte, Kranke zu pflegen und Pilger
3.'fd)icf)te für sächsische Schulen. 4
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- 65 -
I
Hafen einer Hansestadt.
Dieses Blatt ist als große farbige Anschauung-tafel im Verlage F. E. Wachsmiith, Leipzig, erschienen.
Glanz und Macht war, die Hanseaten in der Frernde an deutscher Sprache und Sitte sest und brachten durch ihre Tatkraft den deutschen Namen im Auslande zu Ehren.
300 Jahre lang war die Hause in voller Blüte. Im 15. Jahrhundert aber zerfiel sie allmählich. Durch die Zuustkämpse in den Hansestädten geschwächt, konnte der Bund den nordischen Staaten nicht widerstehen. Dazu kam, daß nach der Eutdeckuug Amerikas der Welthandel mehr au die westlichen Länder überging. Eine Stadt nach der anderen siel vom Buude ab, so daß schließlich nur Hamburg, Lübeck und Bremen übrig blieben.
7. Zunftwesen. Um sich gegenseitig Schutz und Hilfe zu leisten, traten, namentlich im 13. Jahrhundert, die Handwerker zu besonderen Innungen (d. h. Einigungen) oder Zünften zusammen. Die einzelnen Züufte unterschieden sich äußerlich durch Fahnen, Abzeichen und besondere Bräuche. An der Spitze jeder Zunft stand der Zunftmeister (Jnnungs-, Gilde- oder Altmeister). Er genoß ein hohes Ansehen und hatte oft Sitz und Stimme im Rate. Die Jnnungsgenossen hielten meist brüderlich zusammen. Sie wohnten gern in derselben Gasse, verkehrten in derselben Herberge, hatten gemeinschaftliche Feste, einen gemeinschaftlichen Trinkbecher und eine gemeinschaftliche Totenbahre. Die Zünfte kauften gemeinschaftlich ein, setzten die Preise fest und verkauften auch wohl ihre Waren in gemeinsamen Buden und Lüden. Wer ein Handwerk erlernen wollte, mußte drei bis vier Jahre zu einem Meister in die Lehre gehen. Fiel nach beendeter Lehrzeit sein Gesellenstück zur Zufriedenheit des Meisters aus, so erhielt er den Lehrbrief und ging dann gewöhnlich auf Wanderschaft, um
Geschichte für sächsische Schulen. 5
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das Recht des armen Mannes. Einmal g'aitbte er, die Richter hätten in einem Streit, den ein Müller mit einem Grafen hatte, dem armen Manne unrecht getan. Er bestrafte die Richter und sagte: „Ein Gericht, das Ungerechtigkeit ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande. Der geringste Bauer, ja der Bettler ist ebensowohl ein Mensch wie Se. Majestät, und bor dem Gerichte sind alle Menschen gleich, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauern klagt, oder auch umgekehrt."
Schon am dritten Tage seiner Regierung verbot Friedrich die Anwendung der grausamen Folter. Gegen Ende seiner Regierung lüß er ein Gesetzbuch, das „Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten", ausarbeiten.
Es ist hundert Jahre gültig gewesen.
10. Die Volksschule. Wie sein Vorgänger sorgte Friedrich auch für die Volksbildung in seinem Lande. Aber der Staat hatte damals noch wenig Geld für diesen Zweck übrig. Selbst in den Städten wuchsen viele Kinder ohne Schulbildung auf. Erst recht jämmerlich sah es in den Dorfschulen aus. Es fehlte an ordentlichen Schulhäusern, und als Lehrer wurden Handwerker, gewesene Bediente und invalide Unteroffiziere angestellt, Leute, die zuweilen selber kaum schreiben oder lesen konnten. In Berlin 'war mit einer Realschule ein Lehrerseminar verbunden worden. Nach diesem Muster gründete der König einige Seminare für Landlehrer. 1763 wurde ein General-Landfchulreglement 1763 erlassen, das die allgemeine Schulpflicht einschärfte, einen Unterrichtsplan vorschrieb und den Unterhalt der Lehrer regelte.
11. Friedrichs Persönlichkeit und Lebensweise. Der große König war von Gestalt nur klein, im Alter etwas gekrümmt. Aber das Feuer seiner großen Adleraugen verriet auch da noch feinen großen Geist.
Bald nach Beendigung des zweiten Schlesischen Krieges ließ er sich nahe bei Potsdam das Lustschloß Sanssouci bauen. Dort verbrachte er den größten Teil des Jahres, jeben Tag in streng geregelter Tätigkeit. „Der König," sagte er, „ist der erste Diener seines Staates." Im Sommer staub er schon um 3 Uhr, selten nach 4 Uhr auf. Vor Tisch ritt er gewöhnlich aus, immer im Trab ober Galopp. Bei großer Kälte ging er auch wohl zu Fuß; aber sowohl beim Reiten als beim Gehen trug er einen Krückstock und war in der Regel von 3 bis 4 Winbspielen, seinen Lieblingen, begleitet. — Schlag 12 Uhr würde das Mittagessen aufgetragen. Die Unterhaltung bei Tische war meist sehr lebhaft. Gegen Abenb veranstaltete der König gewöhnlich ein Konzert in feinem Schlosse; babei spielte er dann die Flöte. Erst um Mitternacht ging er zu Bett. Alljährlich im Mai machte der König Reisen durch sein Laub, musterte die Truppen und sah nach, ob alle seine Beamten ihr'e Schuftigkeit taten.
Auf der Reife hatte jebermann Zutritt zu ihm und burfte ihm seine Bitte ober Klage vortragen.
Er war für das Volk eine ehrfurchtgebietenbe und doch vertraute Persönlichkeit. Gewöhnlich nannte man ihn den „alten Fritz". Ein Augenzeuge schil-bert, wie er, von einer Truppenbesichtigung heimkehrenb, bei seinem Ritt durch die Straßen von einer jubeli den Menge begleitet wirb, bis er vor dem Schlosse vom Pfe:be steigt. Tann stehen die Leute noch lange schmeigenb, die Mütze in der Hand, und schauen aus die Tür, hinter der er verschwunden ist. „Und boch
8*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Lustschloß_Sanssouci
1
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Germanisches Gehöft.
6. Laster. Leider hielten sie beim Trinken nicht immer das richtige Maß irtrte. Bis tief in die Nacht hinein fand man sie bei ihren Trinkgelagen. Jedoch wnrde hier auch manche ernste und wichtige Angelegenheit besprochen; den gültigen Beschluß aber faßte man erst am folgenden Tage. Waren Krieg und Jagd vorbei, so lagen sie gern behaglich auf der Bärenhaut und überließen sich häufig dem Würfelspiel, wobei sie nicht selten Haus und Hof, ja selbst die Freiheit verloren.
7. Tugenden. Treu- und Wortbruch fand man bei den Germanen nicht. Bei ihnen hieß es: Ein Mann — ein Wort. Ein Handschlag galt a<s Eid. Ebenso heilig ward bei ihnen die Ehe gehet.ten. Die Frau war nicht die Sklavin des Mannes, sondern seine treue Begleiterin durchs Leben, mit der er Freud und Leid teilte. Gastfreundschaft würde an jebermann geübt, gleichviel ob er ein Frember ober Bekannter war. Ohne zu fragen, woher und wohin, teilte man gern mit ihm, was an Speise und Trank in Küche und Keller war. Über alles aber ging den Deutschen ihre Freiheitsliebe.
8. Vermählung. Die Braut wurde ursprünglich vom Bräutigam (gamo oder gomo — Mann, also Brautmann) gekauft, zuweilen auch geraubt. Einer Einwilligung ihrerseits beim Brautkaufe bedurfte es nicht. Rmder oder ein gezäumtes Roß, einen Schild nebst Speer und Schwert gab der Bräut'gam dem Vater gleichsam als Entgelt für die Arbeitskraft, die dem Elternhause nun verloren ging.
Dem Kaufvertrage folgte die Vermählung. (Die Sitte, den Verlobungs-unb Trauring zu schenken, lernte man erst von den Römern kennen.) De Ehe würde auf der Mahlstätte geschlossen, bethet die Ausbrücke „vermählen, Gemahl und Gemahlin". Meistens vollzog der Vater der Braut ober des Bräutigams
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— 192 —
Und wenn derzwerg zu spielen begann,
im Schlosse lanschte so Weib als Mann.
Es lauschte auch schön Gotelind; '
zum Ohm, dem Grasen, kam sie als Kind.
Ihre Haut war wie Sammt, wie Seide
ihr Haar;
ihr Auge glänzte wunderbar,
wenn lieblich klang die Harfe.
„Mein werter Gast, behagt dir die
Gunst
des Magdleins, so zeig ihr zu Harfen die
Kunst!"
sprach lachend der Graf einst; dem Zwerge
gefiel's,
er lehrte dem Mägdlein die Regeln des
Spiels.
Wohl war ihr's grausig, wenn's geschah,
daß sie dem Zwerg ins Antlitz sah;
doch lieblich klang die Harfe.
Schön Gotelind ward des Lernens
nicht müd,
sie sang zu der Harse manch lieblich Lied.
Der Sommer verblich, der Winter zer-
rann,
die Sonne stieg höher im Bogen hinan.
Da hielt es den Zwerg nicht länger im
Haus:
„Ich muß in die klingende Welt hinaus!"
Und lieblich klang die Harfe.
Wer gab dem Zwerge das Geleit?
Schön Gotelind schritt ihm zur Seit'!
Im Schlosse hat des niemand acht;
es mocht' auch keiner hegen Verdacht.
Wohl spähte vom Söller des Grafen
Blick,
doch Gotelind kam nimmer zurück —
zu lieblich klang die Harfe.
Fr. Kampmann.
Seltsame Naturbildungen.
1. Die Dörentber Klippen öei Ibbenbüren.
Das hockende Weib.
Das Wasser? Das Wasser! Es kommt, es kommt! —
O Mutter, fliehe, so lang es noch frommt.
Schon leckt's an der Schwelle, schon bricht es die Wand,
die Spindel entsinkt der bebenden Hand.
Sie raffet empor die Kinderlein:
Auf Leben und Tod in die Brandung hinein!
Es wogen die Wasser, es heult der Wind!
„Ach Mutter, Mutter! geh doch geschwind!"
Hinauf am Gebirg! — Herr, schütze sie!
Die Wasser spülen ihr um das Knie!
Die Wasser drängen mit Macht, mit Macht:
Herr, sei ihr gnadig in dieser Nacht.
Hinauf! Hinauf! — Sie schwankt — sie fällt —:
„Behüte die Kinder, o Herr der Welt!"
Erhöret wurde das hockende Weib:
Zum ödeu Felseu erstarrt ihr Leib.
Da waren ans dem Nacken von Stein
in Gnaden behütet die Kinderlein. Seiler.
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