4. Leonidas und die Schlacht die Thermopylk. 35
konnte, daß das Häuflein Hellenen es wagen würde, seiner Ueber-macht zu trotzen, wartete noch vier Tage mit dem Angriffe, in der Meinung, die Gegner würden freiwillig abziehen. Er ließ ihnen die Waffen abfordern, erhielt aber die lakonische Antwort: „Komm und hole sie!" Und als man sie darauf aufmerksam machte, daß die Zahl der Feinde so groß sei, daß ihre Pfeile die Sonne verfinstern würden, entgegnete ein Spartaner: „Desto besser, so werden wir im Schatten fechten."
Nun ließ Terxes seine Schaaren gegen den Paß anrücken.480 So ungestüm aber auch die Perser vorgingen, gegen die Tapferkeit der Griechen vermochten sie nichts auszurichten. Die hohen Schilde schützten diese wider den Pfeilregen der Bogenschützen, und unter ihren langen Lanzen sanken die Feinde reihenweise in den Staub. Ein Hanfe nach dem andern wurde zurückgeschlagen, zuletzt auch die Leibgarde des Königs, die 10000 „Unsterblichen".
Am nächsten Tage erneuerte sich der Kampf und zwar mit demselben Erfolge. Der Muth und die Entschlossenheit des Führers theilten sich dem ganzen Heere der Griechen mit, und mannhaft begegneten sie allen Angriffen. Da fand sich ein Verräther, Namens Ephialtes, der sich gegen eine Belohnung erbot, den Persern einen Fußsteig über das Gebirge zu zeigen, damit sie den Hellenen in den Rücken kommen könnten. Als am Morgen flüchtige Wächter dem Leonidas die Kunde überbrachten/ daß feindliche Truppen den Berg herabstiegen, beschloß er, mit seinen 300 Spartanern den Tod fürs Vaterland zu sterben. Er entließ daher die übrigen Griechen in die Heimath und bereitete sich mit den Seinen zum letzten Kampfe vor. Nur die 700 Thespier weigerten sich standhaft wegzugehen und wählten das Todesloos an der Seite des Heldenkönigs. Mit Anbruch des Tages schritten die Hellenen selbst zum Angriff. Den sichern Tod vor Augen, verrichteten sie Wunder der Tapferkeit, bis ihre Lauzen zerbrochen und ihre Schwerter stumpf waren. Leonidas selbst fiel im stärksten Getümmel, und um seinen Leichnam entstand ein furchtbarer Kampf.
Da trafen die von Ephialtes geführten Feinde im Rücken ein. Von allen Seiten bedrängt, zog sich der Rest der Heldenschaar nach einem Hügel zurück und starb dort bis auf den letzten Mann.
Leonidas und seine Dreihundert lebten noch lange in Lied und Sage fort, gefeiert von ihren Mitbürgern bei den öffentlichen Festen und Spielen. Ein eherner Löwe bezeichnete in der Folge dem Wanderer die Stätte, wo der Heldenkönig mit seinen Gefährten gefallen. Die Inschrift lautete:
„Wanderer geh' und verkündige du dem Volke Lacedämons,
„Daß wir liegen dahier, seinen Gesetzen gelreu."
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2. Der zweite punische Krieg
79
mit der größten Besonnenheit benahm er sich inmitten derselben.
Als Vorderster ging er in das Treffen, als Letzter verließ er es. Sein freundliches Benehmen und seine ruhige Entschlossenheit erwarben ihm die Liebe und das Vertrauen seiner Untergebenen. Neben einer warmen Liebe zu seinem Vaterlande, dessen Größe und Glück das Ziel aller seiner Unternehmungen war, erfüllte ihn ein glühender Haß gegen die Römer. Am Altare des höchsten Gottes hatte ihn einst, den neunjährigen Knaben, der Vater ewige Feindschaft dem römischen Namen schwören lassen.
Um den Fortschritten der Karthager in Spanien Einhalt zu thun, hatten die Römer die Stadt Sagunt an der Ostküste der Halbinsel in ihre Bundesgemeinschaft aufgenommen. Aber H ein nt-bal, der einen Krieg mit Rom nicht nur für unvermeidlich hielt, sondern auch herbeisehnte, rückte vor Sagunt und nahm es nach achtmonatlicher Belagerung ein. Die Römer führten Beschwerde und forderten die Auslieferung des Feldherrn. Die karthagische Rathsversammlung suchte Ausflüchte und hielt mit der Antwort unschlüssig zurück. Da faßte einer der römischen Gesandten, Fabins, seine Toga (Oberkleid) zusammen und sagte: „Hier trage ich Krieg und Frieden: wählet!" Uud als man ihm eutgegnete, er möge geben, was er wolle, öffnete Fabins die Falten und sprach: „So nehmet beim deu Krieg!"
Nachdem Hannibal zum Schutze bcr Vaterstadt einen Theil seiner Truppen nach Afrika geschickt und Spanien durch zurückgelassene Besatzungen gesichert, brach er im nächsten Frühjahre vou218 < Neu-Karthago aus, um die Römer iu ihrem eigenen Lande anzugreifen. Mit 50000 Mann zu Fuß, 9000 Reitern und 37 Elephanten überstieg er die Pyrenäen, zog längs der Meeresküste durch Gallien und erreichte nach einem 17tägigen, höchst gefahrvollen Marsche über die Alpen, während bessert die Hälfte seiner Truppen den Untergang fand, die Ebene Norditaliens. Nach zwei siegreichen Treffen am Ticinns nnb an der Trebia ging er mit seinem durch gallische Schaaren verstärkten Heere über die Apenninen, brach in Mittelitalien ein und nahm seine Richtung aus Rom. Da eilte der Consul Flaminius herbei, mit ihm eine Schlacht anzubieten. In einer Thalebene am trasimenischen See217 (See von Perugia), welche auf beideu Seiten von steilen Höhen? zügen begrenzt ist, und an bereit schmalem Eingänge er die Reiterei und bic Leichtbewaffneten, in den Hinterhalt gelegt, erwartete Hannibal den Feind. Kaum war die Hauptmacht der Römer in die Ebene vorgerückt, als er den im Hinterhalte befindlichen Truppen das Zeichen zum Angriff gab. Von allen Seiten brachen die Karthager aus die bestürzten Feinde los, und noch hatten diese nicht Zeit gehabt, sich zur Schlacht zu ordnen, als schon der Bobeu mit Leichen und Verwundeten bedeckt war. Das ganze römische Heer wurde vernichtet. 15000 Todte lagen ans dem
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Spanien Rom Afrika Spanien Gallien Norditaliens Mittelitalien Rom Perugia
1. Geistesleben der Griechen. 39
fürsten zu fein; wahrscheinlich war er ein Ionier ans Smyrna, von wo aus sich die länger seiner Schule auf Chios niederließen. Seine beiden in epischer, d. i. erzählender, Form geschriebenen Dichterwerke, die „Ilias" und die „Odyssee", gelten mit Recht wegen ihrer ruhigen Klarheit und einfachen Rahmtet)-feit als die vollkommensten Heldengedichte aller Zeiten und haben als allgemeines Bolksbnch tief aus die Bildung der gefammten hellenischen Welt eingewirkt. Lange Zeit hindurch wurden sie von den Sängern, Rbapfoden genannt, in einzelnen Theilen oder „Rhapsodien" den'bewundernden Zuhörern vorgetragen und ,so von Mund zu Mund fortgepflanzt. Erst auf Anregung des Pisi-stratns sammelte ein Kreis gelehrter Männer die getrennten Gesänge und brachte sie in ihre spätere Gestalt und Ordnung. Allmählich machte die epische Dichtung mit ihrem beschaulichen Wesen'und ihrem ruhigen, breiten Fluß der Rede der lyrischen Platz, in welcher die Dichter die mannichfaltigen Stimmungen einer lebhaft bewegten Seele zum Ausdruck brachten. In dieser Gattung von Poesie zeichneten sich besonders aus Archilochus vou Paros, Arion von Korinth, die Dichterin Sappho von Lesbos, Simonides von Ceos, Pindar von Theben und der
Fabeldichter Aesop.
Mit der Ausbildung der Dichtkunst ging die Tonkunst -Hand in Hand. Als Schöpfer derselben gilt Terpander von Lesbos, der die vorhandenen Sangesweisen zuerst nach Kunst-regeln ordnete. Vou ihm rührt auch die Festsetzung der ältesten
Tonarten her. ' .
Schon längst war es Sitte geworden, die #cstc der Götter, vor allen die des Weingottes Dionysius, mit feierlichen Chorgesängen, Tänzen und musikalischen Wettkämpfen zu verherrlichen. Mit der Zeit begann man die Schicksale des Gottes, feine Verfolgungen und seine Siege, durch Rede und Handlung zu veranschaulichen. Dies geschah zuerst durch Thespis in Attika. Bald ersetzte man die Schicksale des Dionysius durch Gegenstände aus der 'Sagenwelt, sowie aus der Geschichte des Volkes. So entwickelte sich das Drama, in dem Alles, was die Meister an Wohllaut, Glanz und Kraft des poetischen Ausdrucks, iu Gesang und Tanz erfunden hatten, vereinigt war, belebt durch die Kunst des Geberdenspiels.
Am frühesten gelangte das ernste Drama, die Tragödie, zur Ausbildung, und zwar zuerst durch Aeschhlus. Durch die Erzeugnisse seiner schöpferischen Phantasie trug er wesentlich zu jener Kunstblüte bei, durch welche Athen die Lehrmeisterin der Schönheit und des Geschmacks bei der Mit- und Nachwelt geworden ist. In seinen Dramen behandelt er unter Anderem die Sagen vom Danaus, Agamemnon, den Sieben gegen Theben und die Geschickte der Perserkriege. Durch Sophokles gelangte die dra-
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Extrahierte Personennamen: Cato Masinissa
Extrahierte Ortsnamen: Italien Griechenland Achaja Karthago Rom Numidien Rom Afrika Karthago Afrika Karthago
1. Roms goldenes Zeitalter in Kunst und Wissenschaft. 99
Die immer mehr zunehmende Verderbtheit der Sitten forderte die Dichter der späteren Zeit zur Satire heraus, in welcher sie durch bittern Hohn und Spott die Laster und Gebrechen einzelner Personen und der ganzen gesunkenen Menschheit geißelten. So that u. A. Juvenalis, der in gerechtem Unwillen über die Schändlichkeit und Verworfenheit der damaligen Welt sagt: „Es
ist schwer, keine Satire zu schreiben."
Auch in der Grammatik, Rhetorik (Kunst des Vortrags), Philosophie, Astronomie und Mathematik waren die Griechen die Lehrer der Römer. Gelehrte Griechen ließen sich in Menge in Rom nieder und gründeten Lehranstalten, worin sie in allen Zweigen des Wissens Unterricht ertheilten. In keinem Manne waren die Strahlen römisch-griechischer Bildung so sehr zu einem Ganzen vereinigt als in Cicero. Er war Staatsmann, Rechtsgelehrter, Philosoph und Dichter; einen unvergänglichen Ruhm aber hat er sich als Redner erworben. Seine edle Sprache, sein kunstreicher Styl, sein glänzender Vortrag, sein treffender Witz fesselten und bezauberten die Menge; durch seilte gewandte und ergreifende Darstellung wußte er Furcht, Haß und Mitleid zu erregen und die Zuhörer in jede ihm zusagende Stimmung zu versetzen. Aus seinem schönen Landsitze Tn sc ul um, der mit Kunstwerken und Büchersammlungen reich versehen war, sammelt er gern seine Freunde um sich und erging sich mit ihnen in belehrenden und witzigen Gesprächen.
Unter den Gelehrten der Kaiserzett glänzen besonders die Namen eines Seneca, eines Plinius des Aeltern und Plinius des Jüngern. Der auch als Tragödieudichter bekannte Philosoph Seneca war ein Mann von großer Begabung, scharfem Verstand und lebhafter Phantasie. Er erkannte die Entartung seiner Zeit und suchte ihr in seinen Schriften entgegen zu wirken. Als Erzieher des Kaisers Nero war er bestrebt, den wilden und grausamen Sinn seines Zöglings zu mildern; doch seine Bemühungen waren vergebens, ja er mußte sie zuletzt mit dem Tode büßen. Die Christen verehrten in Seneca den weisesten und tugendhaftesten Heiden und schöpften aus seinen Schriften Erbauung und Belehrung. Plinius der Aeltere trug mit unermüdlichem Fleiße Alles zusammen, was das Alterthum über die Natur im Allgemeinen wie in ihren einzelnen Theilen und Erscheinungen erforscht und ausgezeichnet hatte. Er fand beim Ausbruche des Vesuo (im Jahre 79) seinen Tod. Sein Neffe Plinius der Jüngere war ein edler, mit allen Gütern des Lebens und der Bildung reichlich ausgestatteter Mann, der sich von der herrschenden Sittenverderlniß fern hielt und seine einflußreiche Stellung benutzte, um nach Kräften Böses zu verhüten und Gutes zu bewirken. Von seiner Beredsamkeit gibt eine noch erhaltene Lobrede (Panegyricus) auf den Kaiser Trajan Zeugniß.
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1. Marius und Sulla. 87
Die nächsten Jab re vergingen unter erbitterten Kämpfen
zwischen bei1 Nobilität utib der Volkspartei. An der Spitze der ersteren stanb jetzt Cornelius Sulla, ein Mann, der sich schon als Uuterfeldherr des Marius in den Kriegen gegen Jugurtha nnb gegen die Cimbern nnb Teutonen durch seine Klugheit nnb Tapferkeit hohen Ruhm erworben hatte. Er stammte aus einem alten patri-cischeu Geschlechte, befaß eine grünbliche Bilbnng, war berebt, listig nnb geschickt im Verbergen seiner Absichten. Den sinnlichen Genüssen ergeben, hielt ihn boch das Vergnügen nie von Geschäften ab. Ihm übertrug der Senat den Oberbefehl gegen den König Mithridates von Pont ns (an der Norbküste Kleinasiens), der zu jener Zeit die römischen Provinzen des Ostens bebrohte. Kaum aber hatte sich Sulla von Rom entfernt, als die Volkspartei einen Beschluß herbeiführte, welcher jenem den Oberbefehl entzog nnb Marius bamit betraute. Doch Sulla verweigerte den Gehorsam, brach mit den ihm ergebenen Truppen nach Rom auf, und trieb
die Geguer in die Flucht. Dann trat er seinen Felbzng gegen
Mithribates an, den er nach kurzem Kampfe zum Frieden nöthigte, währenb Marius als Flüchtling an beit Küsten Italiens und Asrika's umherirrte, des Augenblicks Harrenb, der ihm die Rückkehr in die Vaterstabt gestattete.
Bald nachbem Sulla Italien verlassen, erhob der Consul China, ein Anhänger des Marius, die Fahne des Aufruhrs. Durch Gelb und Versprechungen brachte er die tu Unteritalien stehenden Truppen aus seine Seite und rückte in Gemeinschaft mit dem aus der Verbannung zurückgekehrten Marius vor die Mauern Roms. Hunger, Seuchen und innere Zwietracht zwangen die Stadt §itr Ergebung. Nun folgte eine Schreckensherrschaft, wie Rom noch keine gesehen87 hatte. Banben roher und verwilberter Soldaten burchzogeu raubend und morbenb die Straßen, die Häupter der Vornehmen würden erschlagen, ihre.häuser geplündert und zerstört, ihre Güter eingezogen, ihre Leichen nnbeerbigt den Hnnben und Raubvögeln preisgegeben. Am ärgsten wüthete- Marius. Aber die furchtbare Aufregung, in die den siebzigjährigen Greis die eigene Mordwuth versetzte, warf ihn aufs Krankenlager, und beladen mit beut Fluche der Parteien, mit dem Haffe der ganzen Nation sank der ehebem so rechtliche und brave Mann, der Stolz seiner Mitbürger, ins Grab. Zwei Jahre später würde Ciuua bei einem Solbateuauf-stanbe erschlagen.
Jetzt lanbete Sulla mit einem nicht bebentenben, ihm aber treu ergebenen Heere in Italien, sammelte seine Gesinnungsgenossen um sich und besiegte in einer Reihe von Schlachten die Truppen der Gegenpartei. Dann ließ er sich zum Dictator aus unbestimmte82 Zeit ernennen, mit der Befuguiß, über Leben itub Eigenthum bet Bürger in unbeschränkter Machtvollkommenheit verfügen zu bürfeu. Bei seinem Einzuge in Rom überreichte ihm die angsterfüllte Bürger-
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Extrahierte Personennamen: Marius_und_Sulla Marius Sulla Cornelius_Sulla Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasiens Rom Rom Italiens China Unteritalien Rom Italien Rom
2. Die alten Deutschen. 103
zeigen. Dieser bot dann den Heerbann auf, welchem alle kriegspflichtigen Männer des Gaues angehörten. Oft unternahm ein anerkannt tüchtiger und tapferer Führer auf eigene Hand einen Kriegs- und Beutezug, zu dem sich ihm Jünglinge freiwillig anschlossen, die dann im Frieden in der Regel bei ihm blieben und sein Gefolge bildeten. — Die Bewaffnung der Deutschen war einfach. In der Linken trugen sie einen Schild von Holz oder Weidengeflecht, bunt bemalt oder mit Fellen überzogen, in der Rechten den Spieß, den sie zu Hieb, Stoß und Wurf gebrauchten. Außerdem hatten sie auch Schwerter, Streithämmer und Streitäxte, Keulen, Bogen und Pfeile. Die Waffen waren des Deutschen größter Schmuck; sie begleiteten ihn überall hin, in die Berathungen wie zum Schmause, ja ins Grab. Mit den Waffen in der Hand zu sterben, galt als der schönste Tod. — War der Krieg so eigentlich das Handwerk der freien Männer, so thaten sie auch Alles, um sich schon in der Jugend dazu geschickt zu machen und sich auch im Frieden die Geübtheit in den Waffen zu erhalten. Die Spiele der Jünglinge waren nur solche, die ihnen Stärke nnb Gewandtheit verleihen konnten. Unbekleidet sprangen sie zwischen bloßen Schwertern und Lanzenspitzen hindurch und übten sich im Fechten mit Schwert und Lanze.
Die Religion der alten Deutschen gibt davon Zeugniß, daß sie eine Ahnung hatten von dem, der Himmel und Erde geschaffen hat, der der Vater ist aller Meuscheu, der das Gute liebt und das Böse straft. Ihr oberster Gott hieß Wodan (Odin), der Allvater, der oberste Lenker der Welt, der den Menschen und allen Dingen Gestalt und Schönheit gibt, von dem alles Gute kommt, der die Kriege lenkt und den Sieg verleiht. Er thront in seiner himmlischen Wohnung, auf einem Hochsitz, von leuchtendem Golde gefertigt, von wo aus er mit seinem einzigen Auge die Erde und die Wohnungen der Menschen überschaut. Zwölf niedere Götter, Äsen geuauut, uusterstützen ihn in der Weltregierung. Seine Gemahlin war Fria (Freia), die Beschützerin der Ehe, die mit Wodan den Herrschersitz theilt. Seine Söhne waren Ziu, der Gott des Kriegs und Kriegsruhmes, und Donar, der Gott des Donners, der über Wind, Regen und Wolken gebietet, sich durch Blitz und Donner offenbart, aber bei aller Schrecklichkeit doch den Menschen freundlich gesinnt ist und die fruchtbringende Erde beschützt. Neben ihnen wurden noch verschiedene andere Götterund Göttinnen verehrt: so Freyr, der frohmachende, schöne Herr, der Gott des Friedens und der Fruchtbarkeit; Baldr, der schöuste, beredteste, weiseste und sanfteste der Äsen; Hertha, die fruchtbringende, Freude und Segen spendende Mutter Erde. Loki war der böse, trügerische, unheilstiftende Gott, Hella die Göttin der Unterwelt, die in furchtbarer Gestalt im Dunkel der Erde thront. Außerdem gab es für die Deutschen noch eine Menge Wesen, welche zwischen den Göttern und
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2. Pompcjus und Cäsar.
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Fechtern heranbilden, damit sie die grausame Lust des Volkes desto besser zu befriedigen vermöchten. Um ihrer traurigen Lage zu entgehen, erhoben siebzig Fechterselaoeu in Capna unter Anführung des kühnen und talentvollen Thraciers Spartakus die Fahne des Aufruhrs. Aus alleu Gegenden Unteritaliens strömten ihnen die Leidensgenossen in Schaaren zu, so daß ihre Zahl in Kurzem bis auf 70000 anwuchs. Da boten die Römer alle vorhandenen Streitkräfte auf und übertrugen deu Oberbefehl dem Licinius Crassus. Dieser überwand die getrennten Haufen der Feinde und brachte dann auch dem Hauptheere unter Spartacns eine entscheidende Niederlage bei. Einzelne zersprengte Schaaren wurden von dem aus Spauieu zurückkehrenden Pomp ejus aufgefangen und vernichtet.
Größer waren des Pompejus Verdienste bei Bewältigung der Seeräuber (Piraten), welche ihre Hauptsitze tu dem südlichen Klein- 67 asien und aus Kreta hatten und ein förmliches Staatswesen mit bürgerlichen Ordnungen und festen Gesetzen bildeten. Auf ihren kleinen, schnellsegelnden Schiffen, deren sie gegen 1000 besessen haben sollen, befuhren sie das Mittelmeer, fielen die Kaufmannsschiffe an, landeten an den Küsten, brandschatzten Städte und Tempel und führten die Menschen als Sclaven hinweg. Da erhielt Pompejus auf drei Jahre deu unbeschränkten Oberbefehl über alle Küsten des Mittelmeeres, und in kurzer Zeit scheuchte er die Piraten aus ihren Schlupfwinkeln auf, trieb sie nach den östlichen Meeren und überwand sie dort in einer großen Seeschlacht, durch welche ihre Macht für immer gebrochen wurde.
Noch war Pompejus mit der Einnahme Kreta's beschäftigt, als er die Knude erhielt, daß ihm der Oberbefehl gegen Mithri -dates zuertheilt worden sei, der auf's Neue den Krieg begonnen, um die Verluste zu ersetzen, die ihm Sulla beigebracht. Pompejus überwand ihn und nöthigte ihn zur Flucht in den Kaukasus. Dauu durchzog der Feldherr ganz Vorderasien von Norden nach Süden, überall die Verhältnisse ordnend, Könige und Fürsten einsetzend. Nachdem er Syrien in eine römische Provinz verwandelt, rückte er in Judäa ein. Hier hatte das Volk unter Führung der Mac ca-63 baer eine gewisse Unabhängigkeit von Syrien behauptet. Jetzt stritten sick zwei Brüder dieses ruhmreichen Geschlechts, Hyrcauus und Aristobnlus, um die Herrschaft, und Beide wandten sich um Beistand an den römischen Feldherrn. Da aber Aristobulus bei der Annäherung des Letzteren eine feindliche Haltung zeigte, erstürmte Pompejus Jerusalem und den stark befestigten Tempelberg und setzte Hyrcanus zum Hohenpriester und Fürsten über Judäa ein, mit der Verpflichtung, einen jährlichen Tribut an Rom zu zahlen.
Als Pompejus aus dem Morgenlande zurückkehrte, schwankte in Rem noch immer der Kampf zwischen den Parteien hin und her. Es
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Extrahierte Ortsnamen: Capna Kreta Kaukasus Syrien Judäa Syrien Judäa Rom
3. Die Römer in Deutschland. Herrmann der Cherusker. 105
Elbe bis zur Weichsel, von der Ostsee bis zu beit Karpathen hatten die Gothen bitte, die sich allmählich über die weiten Flachlänber des Ostens bis zum Don uitb den Münbnngen der Donau ausbehnten uttb sich itt Ost- ttttb Westgothen schieben. Den Kern der Sneven bilbetett die Semnonen; ihre Bestandtheile trennten sich im Laufe der Zeit von einanber uttb gingen zum größten Theile in den Alamannen auf, welche die fruchtbaren Ebenen am Ober- und Mittelrhein bewohnten.
3, Die Römer in Deutschland. Hermann der Cherusker.
Seit Cäsar Gallien unterworfen und zweimal über beu Rhein gegangen war, hatte der Eroberungskrieg in biesen Gegenben geruht, und die Römer hatten sich begnügt, die Rheingrenze bnrch Anlegung fester Staublager, wie Moguutiacum (Mainz), Colonia (Köln) und Vetera (Xanten), gegen die Einfälle der Deutschen zu sichern. Dagegen brangen die römischen Legionen unter fortwährenden Kämpfen mit den Alpenvölkern bis an die Donau [15 v. Chr. vor und machten Rhätien (Tyrol und Granbündten), Vinbeli-cien (Baiern) nnb Norienm (Kärnthen) zu Provinzen des Kaiserreichs. Auch hier erhoben sich nette Römerstäbte, so: Regi-nnm (Regensburg), Vindobona (Wien) nnb Augusta Vin-delicorum (Augsburg).
Von nun an war es das Bestreben der Römer, das Innere von Dentschlanb selbst zu erobern. Drnsus, der tapfere und geliebte Stiefsohn des Angnstus, unternahm vom Mittel- und Niederrhein [12—9 aus vier Feldzüge in das nordwestliche Deutschland. Er verheerte die Gaue der am rechten Rheinufer von der Mündung des Mains bis zur Assel wohnenden Usipeter, Tenchterer, Matti-aker und Sigarnbrer, besiegte die Katten in blutiger Feldschlacht und drang, nachdem er das Eroberte durch Anlegung der Burg Aliso (in der Gegend von Paderborn) und durch Befestigungen am Taunus gesichert hatte, durch den hercynischen Wald (Thüringer Wald) bis an die Elbe vor. Als er auch dieseu Strom überschreiten wollte, trat ihm ein Weib von übermenschlicher Größe entgegen und rief ihm zu: „Kehre um, du Unersättlicher! Es ist dir nicht beschieden, dies Alles zu schauen; schon stehst du am Ziel deines Lebens!" Geschreckt brach Drnsus, zumal der Wiuter herannahte, nach dem Rheine auf, starb aber unterwegs in Folge eines Beinbruches, den er sich durch einen Sturz mit dem Pferde zugezogen. Der Ehrenname „Germaniens", den ihm Angnstus beigelegt, ging aus seinen Sohn über. — An Drusus' Stelle erhielt dessen älterer Bruder Tiberins den Oberbefehl am Rhein. Dieser brachte die Sigambrer und andere Völker ant rechten Ufer des Stromes zur Unterwerfung und vollendete dann bnrch Besiegung der Longobarden, Semnonen und Hermnnbnren die Er-
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