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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 406

1880 - Sondershausen : Eupel
406 Verbündeten schickten ihn in die Verbannung nach der einsamen Felseninsel St. Helena, mitten im atlantischen Ozean. Dort lebte er, 800 Meilen entfernt von Frankreich, umgeben von wenigen Getreuen, noch 5 Jahre. Er starb am 5. Mai 1821. Seine Gebeine wurden später nach Paris gebracht und in der Jnvalidenkirche bestattet. Andrä. 52. Der Tag von Düppel. 18. April 1864. Still! — Vom achtzehnten April ein Lied ich singen will, vom achtzehnten — alle Wetter ja! das gab mal wieder ein Gloria! Ein „achtzehnter" war es, voll und ganz, wie bei Fehrbellin und Belle- All i a u c e, — April oder Juni ist einerlei, ein Sieg fällt immer um Monat Mai. Um vier Uhr morgens der Donner be- gann ; in den Gräben standen sechstausend Mann, und über sie hin sechs Stunden lang nahmen die Kugeln ihren Gang. Da war es zehn Uhr. Nun alles still, durch die Reihen ging es: „Wie Gott will!" Und vorgebeugt zum Sturm und Stoß, brach das preußische Wetter los. Sechs Kolonnen. Ist das ein Tritt! Der Sturmmarsch flügelt ihren Schritt; der Sturmmarsch, ja, tief in den Trancheeu dreihundert Spiclleut' im Schlamme stehn. Eine Kugel schlägt ein, der Schlamm spritzt um, alle dreihundert werden stumm. Vorwärts! donnert der Dirigent, Kapellmeister Piefke vom Leibregimcnt. Und „vorwärts" spielt die Musika, und „vorwärts" klingt der Preußen Hurrah! Sie fliegen über die Ebene hin, wer sich besänne, hätt's nicht Gewinn; sie springen, sie klettern, ihr Schritt wird Lauf — Feldwebel Prob st — er ist hinauf! Er steht, der erst' auf dem Schanzenrück, eine Kugel bricht ihm den Arm m Stück'; er nimmt die Fahu' in die linke Hand und stößt sie fest in Kies und Sand. Da trifft's ihn zum zweiten; er wankt und fällt: „Leb' wohl, o Braut, leb' wohl, o Welt!" Rache! — Sie haben sich fest gesetzt, der Däne ivchrt sich bis zuletzt. Das macht, hier sicht ein junger Leu, Herr Lieutenant Anker von Schanze zwei. Da donnert's: „Ergib dich, tapfres Blut! Ich heiße Schneider, und damit gut!" Der preußische Schneider, meiner Treu! brach den dänischen Anker entzwei. Und weiter — die Schanze hinein und hinaus weht der Sturm mit Saus und Braus; die Stürmer von andern Schanzen her schließen sich an, immer mehr, immer mehr. Sie fallen todt, sie fallen wund, — ein Häuflein steht am Alsener Sund. Pallisaden starren die Stürmenden an, sie stutzen; wer ist der rechte Mann? Da springt vom achten einer vor: Ich heiße Klinke, ich öffne das Thor!" — Und er reißt von der Schulter den Pulver- sack, Schwamm drauf, als wär's eine Pfeife Tabak! Ein Blitz, ein Krach — der Weg ist frei, Gott seiner Seele gnädig sei! Gottlob, solchen Klinken für und für öffnet Gott selbst die Himmelsthür. Sieg donnert's. Weinend die Sieger stehn. Da steigt es herauf aus dem Schlamm der Trancheeu, dreihundert sind es, dreihundert Mann, wer anders als Piefke führet sie an? Sie spielen und blasen, das ist eine Lust, mit blasen die Herzen aus voller Brust; Clarinett' und Trompete, Hoboe und Fagot, sie spielen: Nun danket alle Gott! Und das ganze Heer, es stimmt mit ein, und drüber Lerchen und Sonnenschein. Bon Schanze eins bis Schanze sechs ist alles dein, Wilhelmus Rex; von Schanze eins bis Schanze zehn, König Wilhelm, deine Banner wehn^ Grüß euch, ihr Schanzen am Alsener Sund, ihr machtet das Herz uns wieder gesund — und durch die Lande drauß und daheim fliegt wieder hin ein süßer Reim: „Die Preußen sind die alten noch! du Tag von Düppel, lebe hoch!" Fontane.

2. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 371

1880 - Sondershausen : Eupel
371 Columbus sprach erst auf den cauarischen Inseln ein, die er den 7. September aus dem Gesicht verlor, und nun fuhr er auf einem ganz unbekannten Meere immer in westlicher Richtung. Er hatte alle Mühe, seine Leute bei gutem Mute zu erhalten. Man sah zu oft Zeichen eines nahen Landes, nur kein Land. Als nach drei Wochen noch immer kein Land erschien, machte der ängstliche Gedanke, was in diesem fremden, weiten Meere ans ihnen werden würde, einen solchen Eindruck auf seine Leute, daß sie nach Hanse zurückzukehren verlangten, und einige drohten sogar, den Admiral ins Wasser zu werfen. Columbus setzte ihnen Geduld, Ver- sprechungen, Drohungen und List entgegen. Den 7. Oktober brach der Aufruhr heftiger als jemals aus und ward allgemein. Columbus sah kein anderes Mittel ihn zu stillen, als daß er den Vorschlag that: wenn in drei Tagen kein Land zum Vorschein komme, so wolle er gestehen, daß er sich geirrt habe, und sich ihrer Rache preisgeben. Diese Erklärung des großen Mannes entwaffnete ihren Zorn. Drei Tage lang wollten sie es noch mit ansehen. Die Zeit war genau abgemessen. Am dritten Tage, oder am 10. Oktober, merkte Columbus aus mehreren Zeichen, z. B. aus nahenden Landvögeln, welche die Schiffe umschwärmten, aus Baumstämmen, welche nur von einem nahen Lande herkommen konnten, und ans der schnellen Veränderung der Winde, daß das Land sehr nahe sei. Er kündigte dies dem Schiffsvolke an und empfahl die äußerste Vorsicht. Um 10 Uhr abends sah Columbus plötzlich ein Licht. Er rief zwei Offiziere, die es gleichfalls sahen. Zwei Stunden nach Mitternacht, also am Morgen des 11. Oktobers, riefen die Matrosen auf dem voraus segelnden Schiffe: „Land! Land!" und die neue Welt war entdeckt. Das erste Land Amerikas, welches die Europäer sahen, war eine Insel, welche die Einwohner Guanahani nannten; Columbus aber, dem sie Leben und Ehre gerettet hatte, gab ihr den Namen St. Salvator. Es war eine von den Bahama-Jnseln. Hieraus entdeckte er noch mehrere Inseln, besonders Cuba und Hispaniola oder St. Domingo, wo die erste euro- päische Colonie angelegt wurde. Dann kehrte er zurück. Den 15. März 1493 langte er wieder in eben dem Hafen an, aus welchem er im Jahre zuvor ausgelaufen war, und erfüllte die alte Welt mit Erstaunen über seine Entdeckungen. Er unternahm nachher noch drei Reisen nach der neuen Welt, mußte aber durch Verleumdungen und ungerechte Anklagen viel leiden und sogar seine dritte Peise in Fesseln zurücklegen. Er starb zu Valladolid im Jahre 1506. Nach Kappe. 28. Luthers Jugend- und Klosterleben. Am St. Martini-Abend, welches war der 10. November 1483, ist Martin Luther zu Eisleben geboren. Sein Vater war Hans Luther, ein Bergmann, wegen seiner Rechtschaffenheit allen braven Männern sehr- wert; seine Mutter Margarete, geb. Lindemann, war insonderheit durch Zucht, Gottesfurcht und fleißiges Gebet ausgezeichnet. Anfangs waren Luthers Eltern arm, der Vater war ein armer Hauer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken getragen. Nachher aber segnete Gott des Vaters Arbeit und bescherte ihm zu Mansfeld zwei Schmelzöfen. Sie erzogen ihren Martin zur Furcht Gottes; dabei aber hielten sie ihn sehr 24*

3. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 26

1880 - Sondershausen : Eupel
26 recht, denn er wäre gern in die Kirche gegangen, ein geistliches Lied mit- znsingen. Aber der Meister wollte aus seinem Eisen alle Taschen voll Gold schmieden und dachte: „Warum soll mein Handwerk blos am Sonn- tag keinen goldenen Boden haben?" Eine Weile hat sich's der Geselle eben gefallen lassen, weil er dem Meister nicht wollte zuwider sein. Allein ohne den Sonntag schmeckte ihm das Leben wie eine Wassersuppe, in der kein Salz ist. Also faßt er sich ein Herz, geht zum Meister ins Haus und sagt: „Meister, ich kann ohne Gottes Wort nicht länger bestehen, und wenn ich mich den Sonntag in der Werkstatt abarbeite, bin ich in der Woche nur ein halber Mensch; darum seid so gut und gebt mir den Sonntag meine Freiheit." Der Meister sagte: „Nein, das geht nicht an; denn du hast die Aufsicht in der Werkstatt, und außerdem, wenn einer fortginge, könnten sie alle fortgehen, und dann stände das Geschäft still." — „Aber ohne Gottes Wort verkomm' ich," sagte der Gesell, „und es geht einmal nicht mehr. Ihr wißt, faul bin ich nicht, und euren Schaden will ich auch nicht; aber was nicht geht, das geht nicht. Und wofür bin ich ein Christ, wenn ich keinen Sonntag habe?" Dem Meister kam das wunderlich vor, und er hatte schon ein Wort von Narrenspossen auf der Zunge. Wie er aber dem ehrlichen Gesellen ins Gesicht sah, besann er sich und sagte: „Nun meinethalben geh in die Kirche, soviel du willst. Aber eins beding' ich mir aus; wenn viel zu thun ist, mußt du auch an: Sonntage auf dem Platze sein," — Wer war froher als unser Gesell! Am nächsten Sonntag zieht er seinen blauen Rock an, nimmt das Gesangbuch unter den Arm und geht in die Kirche. Solch einen schönen Tag hat er lange nicht gehabt; ihn hat die Predigt und der Gesang ganz aufgeweckt, und unser Grobschmicd war so munter wie ein Vogel. Nun vergeht die Woche; und wie der Sonntag kommt, sagt der Meister: „Gesell, es ist viel zu thun; heute mußt du in der Werkstatt sein." — „Gut," sagt der Gesell, „wenn's nicht anders sein kann." — Den nächsten Sonntag sagt der Meister wiederum: „Es ist viel zu thun," und so auch den dritten. Als aber nach dem dritten Sonntag der Gesell seinen Wochenlohn be- kam, fünf Thaler und fünf und zwanzig Silbergroscheu, wie es ihm Main, da sprach er: „Das ist zu viel!" und schiebt die fünf und zwanzig rläber- groschen zurück. „Warum?" sagt der Meister, „es ist für die sieben Tage." — Aber der Gesell spricht: „Nein, ich hab's mir bedacht, und für den Sonntag nehme ich kein Geld mehr; denn der Sonntag ist nicht zum Geld- verdienen, und wenn ich am Sonntag arbeite, so geschieht's euch zu Liebe, und Geld will ich auch nicht." Da sah der Meister den Gesellen groß an; und seit dem Tage war die Schmiede jeden Sonntag verschlossen und kein Blasebalg mehr zu hören. Merke: Man soll unserm Herrgott nicht sein drittes Gebot stehlen; und wer in die Kirche will, der findet den Weg schon. Volksblatt. 38. Die wandelnde Glocke. 1. Es war ein Kind, das wollte nie 2. Die Mutter sprach: „Die Glocke tönt, zur Kirche sich bequemen, und so ist dir's befohlen, und Sonntags fand es stets ein Wie, und hast du dich nicht hingewöhnt, den Weg ins Feld zu nehmen. sie kommt und wird dich holen."

4. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 21

1880 - Sondershausen : Eupel
21 Preisen aus der zweiten Hand erkauft werden. Hermann Gruit, der Be- sitzer der Handlung, saß mit dem alten Jansen, einem erfahrenen Diener des Hauses, ums Jahr 1638 in der Schreibstube und verglich mit ihm die großen Bücher. „So thut es nicht länger gut," sagte dieser endlich, „wir müssen es anders anfangen. Überlaßt mir auf ein Jahr das Schiss und so viel Geld und Nürnberger Waaren als möglich, und laßt mich damit selbst nach der neuen Welt segeln. Ihr wißt, ich bin in jüngern Jahren schon zweimal dort gewesen und verstehe das Geschäft; mit Gott wird es mir gelingen." Die beiden Männer beratschlagten mit einander über diesen Einfall, und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vortheil auf das beste erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen reisen solle. Bier Wochen später schritt Herr van Steen in seinem Ratsherrngewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große Menschen- menge der Abfahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußerten bedenklich, sie wünschten, Herr Her- mann möchte bei dieser Ausrüstung nicht zu viel gewagt haben. Aber Jansen antwortete: „Lasset es euch nicht anfechten, ihr Herren; ich hoffe fest, wir sehen uns gesund und freudig wieder, denn ich traue auf das gute Sprichwort: Gott verläßt keinen Deutschen!" Da donnerte der erste signal- schuß zur Abfahrt, und das Boot, welches den alten Jansen zum Schiffe führen sollte, hatte eben gelandet. Noch einmal drückte er seinem Herrn die Hände; dann stieg er schnell ein und schiffte hinüber. Jetzt wurde der große Anker aufgewunden; der letzte Kanonenschuß ward gelöst; alle Wimpel flaggten, und mit vollen Segeln flog das Schiss dahin, dem Meere entgegen. Drei Vierteljahre gingen vorüber, und kein Jansen kehrte zurück oder ließ auch nur etwas von sich hören; wohl aber verbreiteten sich dunkle Ge- rüchte von deutschen Handelsschiffen, die in der Gegend von Neu-Amsterdam gescheitert seien. Die Miene des Herrn Hermann Gruit wurde immer bedenklicher. Einen großen Verlust nach dem andern erlitt er durch den Fall mehrerer Handlungshäuser zu Braunschweig, Nürnberg, Augsburg und Ulm, und täglich noch trafen neue Unglücksbriefe ein. Am Jahresschlüsse verglich er seine Bücher — und siehe da, was er gefürchtet hatte, erwies sich als Wahrheit. Die Schulden überstiegen sein Vermögen. Da legte er langsam die Feder weg, klappte leise das Buch zu und ging, schwer seufzend, aus der Schreibstube hinauf in das Familienzimmer. Dort klei- dete er sich in seine volle Amtstracht als Ratsherr, küßte seine Frau und seine drei Knaben, und ging mit der Äußerung, daß heute Sitzung sei, hinunter. Die grüne Gasse entlang schritt er dem Nathanse zu; ein Diener trug ihm das schwere Hauptbuch nach. Im Natsaale legte er vor den erstaunten Amtsgefährten die Ehrenzeichen seiner Würde ab und er- klärte seine Zahlungsunfähigkeit. Man kann denken, wie groß das Staunen aller war, daß das große Haus Gruit van Steen zu zahlen aufhören müsse. Indes überzeugten sie sich aus der genauen Übersicht der Bücher, daß Herr Hermann an seinem Unglücke nicht Schuld sei, und beschlossen, ihm noch eine halbjährige Frist zu gestatten, als die äußerste Zeit, in welcher man Jansen zurückerwarten könne, wenn das Schiff nicht verunglückt wäre. Aber das halbe Jahr ver- floß; es vergingen zwei Monate darüber — und Jansen war nicht ge-

5. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 199

1880 - Sondershausen : Eupel
199 schon vor der Böttcherwoche im Großhandel abgemacht werden. Ans die Böttcherwoche folgt, durch Läuten der Ratsglocke angezeigt, die Meßwoche, die, ans gleiche Weise geschlossen, der Zahlwoche weicht. In ihr beginnt zu Ostern die Buchhändlermesse, und zwar, nachdem alle übrigen Geschäfte ihr Ende erreicht haben. Leipzig hat allein über 250 Verlags-, Com- missions- und Sortimentsbuchhandlungen, außerdem noch viele große Buch- druckereien, große Buchbindereien und andere zur Herstellung und Ans- schmückung der Bücher erforderliche Anstalten. — Oster- und Michaelismesse sind Hauptmessen; unbedeutend dagegen ist die von Friedrich dem Sanft- mütigen gestiftete Neujahrsmesse. Nach Thomas. 19. Das Erzgebirge. Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Theil des Königreichs Sachsens. Dort erheben sich die meisten und höchsten Berge des Landes; dort sind die Quellen der größeren Flüsse, mit Ausnahme der Elbe; dort ist das Vaterland des sächsischen Bergbaues, des Klöppelwesens, zum Theil auch der Baum- und Schafwollenweberei und der Holzwaaren- arbeiten. Während man oben klöppelt, spinnt, webt u. s. w., wird unter der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt u. s. w. Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an, erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis zu den höchsten Punkten an der böhmischen Grenze. Es ist reich an Natur- schönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet und nur selten eine Biene summt, wo keine Rebe prangt, selten Korn gedeiht und gewiß Unzählige sterben, die nie eine Pfirsiche oder Weintraube ge- sehen, geschweige denn gekostet haben. Ausgedehnte Waldungen bedecken be- sonders die höheren Gegenden und versorgen einen großen Theil des Nieder- lande mit Holz. Auch an Torf und Steinkohlen ist kein Mangel. Die wellenförmige Gestalt und die felsige Beschaffenheit des Bodens erschweren Feld- und Gartenbau: das rauhe Klima vereitelt in den höchsten Gegenden nicht selten die größten Anstrengungen des Landmannes. Der beste Segen der Felder sind Hafer, Lein und Kartoffeln. Letztere vertreten meisteutheils die Stelle des Brotes. Sie geben dem Armen, oft nur mit Salz, seltener mit Butter oder Leinöl, sein Morgen-, Mittag- und Abendbrot. Gar oft zählt man sie den Kindern wie Leckerbissen zu; und sich daran satt essen zu können, ist mancher Familie eine wahre Erquickung. Ohne Getreide- zufuhr aus den anstoßenden Landschaften würde der arme Erzgebirger oft hungern müssen. Der Erzgebirger ist zufrieden mit wenigem, dabei treuherzig im Um- gänge. Ganz besonders eigen ist ihm der Fleiß und die Sorge für den Erwerb, zu dem ihn die Natur zwingt; denn fast jede Gabe läßt sie nur mit Mühe oder Gefahr sich abgewinnen. Halbe Stunden weit trägt der Erzgebirger in Körben guten Boden auf nackte Felsen. Bergabhänge be- pflügt er, die der Bewohner der Ebene kaum erklettern kann. Mühsamer wird nirgends der Landbau betrieben, und frühzeitiger wohl nirgends die Jugend zur Arbeit angehalten als im Erzgebirge. Mit dem sechsten Jahre schon hilft das Kind verdienen, in der Klöppelstube, wie am Spinnrocken und bei der Hüttenarbeit. — Eigen ist ferner dem Erzgebirger, gleich dem

6. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 201

1880 - Sondershausen : Eupel
201 samen Berghütten und der Dörfer am Fuße des Gebirges. Um Johannis wird gewöhnlich das Vieh aus den Ställen zu Berge getrieben. Beim Schalle langer hölzerner Schalmeien, bei fröhlichem Gesänge und dem Ge- läute der Glocken, deren jedes Rind eine an einem verzierten Bügel am Halse trägt, treibt man die blökenden Herden zwischen Fichten und Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches nun 14 bis 15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen wiederhallt. Da wird dann Butter und Käse gemacht für den eigenen Bedarf und für auswärtigen Absatz. Sämmtliche Abhänge des Gebirges sind dicht bewaldet; aber hoch oben gedeihen nur noch Knieholz, das strauchartig breite Striche bedeckt, zwergartige Fichten und Laubhölzer, eine Menge Gräser und Alpenkräuter, Moose und Flechten; ja viele der höchsten Gipfel zeigen ans ihrem mit Felsen und Steinblöcken überschütteten Scheitel kaum noch Spuren des Pflanzenwuchses. Denn in dieser Höhe ist der Sommer nur etwa vier Monate lang und die Wärme gering, daher auch in den der Sonne abge- wendeten Schluchten der Schnee gar nicht wegschmilzt, und Schneegestöber selbst inmitten der heißesten Jahreszeit nicht seltene Erscheinungen sind. Der Übergang ans dem kurzen Sommer in den Winter erfolgt oft unge- wöhnlich schnell. Kaum sind im September einige Nebel als Vorboten des nahen Winters eingetreten, als auch sofort Kälte und stürmisches Wetter hereinbricht und ungeheure Schneemassen alle Höhen und Thäler des Gebirges erfüllen. Die Wohnungen der Bergbewohner werden öfters so hoch überschneit, daß man keine Spur von ihnen entdecken würde, verriete nicht der aufsteigende Dampf der Rauchfänge die Stelle, wo sie stehen. So sind die Bewohner bei einfallenden Schneestürmen und Wind- wehen oft innerhalb weniger Stunden gänzlich eingeschneit. Die Bewohner der höchsten Banden sind gewöhnlich Monate lang außer aller Verbindung mit den Thalbewohnern. Wird eine Wanderung zu einer benachbarten Baude notwendig, so müssen die Bewohner ihren Ansgang entweder durch den Dachgiebel nehmen, oder sich nach Bergmannsart ihre Wege stollen- artig durch den Schnee an den Tag arbeiten, und dann ihre beschwerliche Reise mit Hilfe der Fußeisen fortsetzen. Des oft sehr hohen Schnees wegen müssen die betretensten Gebirgssteige jeden Winter mit Stangen, die gewöhnlich einige Meter lang sind, und an die man Strohbüschel be- festigt, um sie kenntlich zu machen, ansgesteckt werden. Die Regengüsse sind oft von der heftigsten Art, und die Gewitter toben bisweilen unter Hagelwetter und Wolkenbrüchen ans; sie überschütten allerdings mehr die Hänge und Thalebenen, treffen aber auch mit ihren Blitzen selbst die höchsten Berggipfel. Diese oft unvorhergesehenen, häufig schnell wechselnden Veränderungen des Wetters sind der Volkssage nach die Launen des gewaltigen Berggeistes Rübezahl, welcher diese schauerlich groß- artige Gebirgsgegend beherrschen soll. Nach Semmler. 21. Rübezahl. Das Riesengebirge, welches Schlesien von Böhmen scheidet, war ehemals der Aufenthalt eines mächtigen Berggeistes, Rübezahl ge- nannt. Auf der Oberfläche des Gebirges hatte sein Gebiet nur wenige Meilen im Umfange, aber im Innern erstreckte es sich unermesslich

7. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 266

1880 - Sondershausen : Eupel
266 bic Kost gehen, ohne das Gethier. Aber es kommt noch besser. Denn zweitens: Die Sonne, so nahe sic zu jeirt scheint, wenn sie früh hinter den Bergen in die frische Morgenluft hinausschaut, so ist sie boch ungefähr zwanzig Millionen Meilen weit von der Erde entfernt. Weil aber eine solche Zahl sich geschwinber aussprechen, als erwägen und ausbenken läßt, so merke: Wenn ans der Sonne eine scharf gefabene Kanone stünde und der Kanonier, der hinten steht und sic richtet, zielte ans keinen andern Menschen als auf dich, so bürstest bn deswegen in dem nämlichen Augen- blicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen, ein neues Hans zu bauen, und könntest darin noch manches Jahr essen, trinken und schlafen. Denn wenn auch die Kugel in schnurgerader Richtung und gleicher Ge- schwindigkeit immer flöge, so könnte sie doch erst nach Verflnß von unge- fähr fünf und zwanzig Jahren von der Sonne hinweg ans der Erde an- langen, so doch eine Kanonenkugel einen scharfen Flug hat und zu einer Weite von 180 Meter nicht mehr als den sechzigsten Theil einer Minute bedarf, nämlich eine Sekunde. Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glänzende Fenster- scheibe des Himmels, sondern, wie unser Erdkörper, eine schwebende Kugel sei, begreift man schon leichter. Aber wer vermag mit seinen Gedanken ihre Größe zu umfassen, nachdem sie ans einer so entsetzlichen Ferne solche Kraft des Lichts und der Wärme noch ans die Erde ausübt und alles seg- net, was ihr Antlitz bescheint! Der Durchmesser der Sonne ist einhundert- zwölfmal größer, als der Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre in- wendig, so hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch fast 50 000 Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß aus- und untergehen; ja, er könnte noch einmal so weit von uns entfernt sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren, wenn er wollte. So groß ist die Sonne und geht ans der, nämlichen, allmächtigen Hand hervor, die ans der Erde das Mohusamenkörnlein in seiner Schale bildet und zur Reife bringt, eines so unbegreiflich wie das andere. Die Erde dreht sich in vierundzwanzig Stunden um sich selber. Näm- lich man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkt der Erdkugel durch ihre Mitte bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Achse gezogen wäre. Diese zwei Punkte nennt man die Pole. Gleichsam um diese Achse herum dreht sich die Erde in vier und zwanzig Stunden, nicht nach der Soline, sondern gegen die Sonne; und der Morgen und Mittag und Abend, das heilige Osterfest und sein Glockengeläute wandeln in vierundzwanzig Stunden um die Erde herum und erscheinen nie an allen Orten zu gleicher Zeit, sondern in Berlin zum Beispiel zweinndfünfzig Minuten früher, als in London. Während aber die Erde den Morgen und den Abend und zu seiner Zeit das heilige Osterfest in vierundzwanzig Stunden gleichsam um sich herumspinnt, bleibt sie nicht all dein nämlichen Ort im unermeßlichen Weltraum stehen, sondern sie bewegt sich unaufhörlich und mit unbegreif-. licher Geschwindigkeit in einer großen Kreislinie in dreihundert fünf und sechzig Tagen und ungefähr sechs Stunden um die Sonne herum ltitb wieder auf den alten Ort. Deswegen und weil alsdanil nach dreihundert füllf und sechzig Tagen und ungefähr sechs Stunden alles wieder so wird lind alles wieder so steht, wie es vor eben so viel Zeit auch gestanden hat, so rechnet man dreihundert fünf und sechzig Tage zu einem Jahre und spart die sechs Stunden vier Jahre lang zusammen, bis sie auch vierundzwanzig Stunden ausmachen; denn man darf nichts von der kostbaren Zeit verloren gehen

8. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 267

1880 - Sondershausen : Eupel
267 lassen, deshalb rechnet man je aus das vierte Jahr einen Tag mehr und nennt es das Schaltjahr. — Der Frühling beginnt um den einnnd- zwanzigsten März; die Sonne steht gleich weit von beiden Polen über der Erde, Tag und Nacht sind gleich. Die Sonne scheint immer näher zu kommen und immer höher am Himmel aufzusteigen, der Tag und die Wärme nehmen zu, die Nacht und die Kälte nehmen ab. Der Sommer beginnt um den einundzwanzigsten Juni. Alsdann steht die Sonne am höchsten über unserm Haupte, und dieser Tag ist der längste. Von da an kommt die Sonne immer schiefer gegen uns zu stehen, und die Tage werden kürzer. Der Herbst beginnt um den cinundzwanzigsten September. Tag und Nacht sind wieder gleich, die Tage und die Wärme nehmen immer ab, die Nächte und die Kühle nehmen zu. Der Winter beginnt um den einundzwanzigsten Dezember. Der Leser verschläft alsdann die längste Nacht, und die Sonne steht so tief, daß sie ihm noch früh um neun Uhr durch des Nachbars Kaminhnt in das Stüblein schauen kann, wenn die Fensterscheiben nicht gefroren sind. — Hieraus ist zu gleicher Zeit zu erkennen, daß nie auf der ganzen Erde die nämliche Jahreszeit herrscht. Denn zu gleicher Zeit und in gleichem Maße, wie sich die Sonne von unserem Scheitelpunkt entfernt, oder wir von der Sonne, kommt sie höher über diejenigen zu stehen, welche gegen den anderen Pol hinaus wohnen, und umgekehrt ebenso. Hebel. 73. Der Mond. Der Leser wird nun recht begierig sein, auch etwas Neues von dem Monde zu erfahren, der ihm des nachts so oft in die Fenster scheint. Erstlich: Der Mond ist eine große Kugel, die im unermeßlichen Weltraum schwebt, nicht anders, als die Erde und die Sonne; aber in seiner körper- lichen Masse ist er funfzigmal kleiner als die Erde, und nur ungefähr 50 000 Meilen von ihr entfernt. Zweitens: Der Mond, wie die Sonne, scheint sich in vierundzwanzig Stunden mn die Erde herum zu drehen. Es scheint nur so, und in Wahrheit kommt das Erscheinen und Verschwin- den des Mondes, wie der Sonne, nur von der Umdrehung der Erde um ihre Achse her. Drittens: Der Mond muß auch sein Licht von der Sonne empfangen. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die gegen die Sonne ge- kehrt ist, die andere ist finster. Damit nun nicht immer die nämliche Hälfte hell und die nämliche finster bleibe, so dreht sich der Mond, wie die Erde, ebenfalls um sich selber oder um seine Achse und zwar in nenn- nndzwanzig und einem halben Tag. Daraus folgt, daß in dieser langen Zeit der Tag und die Nacht nur einmal um den Mond herumwandeln. Der Tag dauert dort an einem Orte so lange, als ungefähr zwei von unsern Wochen, und ebenso lange die Nackt; und ein Nachtwächter muß sich schon sehr in acht nehmen, daß er in den Stunden nicht irre wird, wenn es einmal anfängt, zweihundert drei und zwanzig zu schlagen, oder dreihundert neun. — Aber viertens: Der Mond bewegt sich in der nämlichen Zeit auch mn die Erde. Dies sieht man an den Sternen. Wenn man einen langsam gehenden Postwagen aus weiter Ferne beobachtet, meint man, er stehe still; wenn man aber bemerkt, wie er doch nicht immer neben dem nämlichen Baum an der Straße sich befindet, sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so erkennt man, daß er nicht still steht, sondern langsam der Station zufährt. Wenn er aber in einem

9. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 56

1880 - Sondershausen : Eupel
56 ,Hätte jeder von euch, der leer die Straße fuhr, auf dem Wege die Steine zusammengelesen, aus den Wagen geladen und in die Löcher geworfen, so wäre der Weg mit leichter Mühe in einem Bierteljührchen eben geworden." Schlez. 77. Der Rechenmeister. Einst rechnete der Gärtner dem Dorfschulzen ein kluges Exempel vor. Nämlich er sagte also: „Ich bin 54 Jahre alt." — „Ich auch," antwortete der Dorfschulz, „zu Lichtmeß 54". — „Nein," sagte der Gärtner, „du bist noch lange keine 54. Lang geschlafen ist kurz gelebt, und ein Hamster ist bloß ein halber Mensch. Du schläfst zu viel Dorfschulz!" Da wurde der Dorfschulz wild, denn er war ein von Natur hitziger und jähzorniger Mann; aber der Gärtner brachte ihn zur Ruhe und redete ihm ins Gewissen, daß er nicht bis 7 Uhr auf dem Ohr liegen solle. „Ich," sagte er, „bin allemal schlag 5 draußen, also lebe ich täglich zwei Stunden länger, als du; das macht den Monat 60 Stunden oder 4 Tage, und das Jahr durch 48 Tage, die habe ich vor dir rein gewonnen." Der Dorfschulz lachte und sprach: „Wo hast du das Rechnen gelernt?" Der Gärtner sprach: „Das habe ich von meiner seligen Mutter gelernt, die hat die ganze Welt ausgerechnet, und bloß an den fünf Fingern." Nun aber zählte er ihm weiter auf: „Da ich von meinem 14. Jahre ab, seit ich in die Gärtnerei kam, bis jetzt zu meinem 54. hin täglich vor dir 2 Stunden und jährlich 48 Tage voraus habe, so habe ich in den 40 Jahren mehr, als 5 volle Jahre länger gelebt, wie du, die alle vom Kopf bis an die Sohlen aus lauter frischen Morgenstunden gewachsen sind, und du hast die verschlafen. Was sagst du dazu, Herr Dorfschulz?" Der Dorfschulz aber behielt die Hände in der Tasche, sagte „guten Morgen!" drehte sich um und ist mit seinem Spitz langsam davon gegangen. Fliegende Blätter. 78. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Vor Zeiten lehnten die Bürger zu Rom sich wider den Rat auf und machten einen großen Aufruhr in der Meinung, cs wäre unrecht, daß sie sich's müßten lassen in ihrer Arbeit so sauer werden, und was sie mit ihren Händen verdienten, müßten sie dem Rat geben und ihn damit nach seinem Belieben handeln lassen. Sie zogen deswegen zur Stadt hinaus auf einen Berg und entschlossen sich, dem Rat nichts mehr zu geben, auch nicht mehr zu arbeiten. Da ging ein freier verständiger Mann, Menenius Agrippa genannt, zu ihnen hinaus und erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Die Glieder des menschlichen Leibes waren einmal unwillig geworden und hatten sich wider den Magen aufgelehnt. Sie müßten immer arbeiten und das Ihre thun: die Füße müßten laufen, die Augen mnhersehen, die Hände geschäftig sein, die Zähne müßten kauen u. s. w., und das käme alles dem Magen zum besten; der dürfte nichts thun, als nur annehmen und verzehren, was sie ihm vorarbeiteten. Deswegen waren die Glieder eins geworden, es sollte keins von ihnen mehr etwas thun; die Füße sollten nicht mehr laufen, die Augen nicht mehr umhersehen, die Hände nicht mehr geschäftig sein, die Zähne nicht mehr kauen, damit der Magen einmal sehe und spüre, daß nicht alles an ihm gelegen wäre. Als sie nun dieses etliche

10. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 265

1880 - Sondershausen : Eupel
265 will reisen bis ans Ende der Erde, an den Rand, wo man einen auf- gehenden Stern mit der Hand weghaschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April von Hause ans, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann reisen, wohin er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Rußland, nach Asien hinein, durch die Mnhamedaner und Heiden, vom Land aufs Wasser, und vom Wasser wieder aufs Land, und immer weiter. Aber endlich, wenn er ein Pfeiflein Tabak einfüllt und will daran denken, wie lang' er schon von den Seinigen weg ist, und wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück, auf ein- mal wird's ihm heimlich in seinem Gemüt, es wird nach und nach alles, wie es daheim war; er hört seine Landessprache wieder sprechen; zuletzt er- blickt er von weitem einen Kirchthnrm, den er auch schon gesehen hat, und wenn er auf ihn hingeht, kommt er in ein wohlbekanntes Dorf und hat nur noch zwei Stunden oder drei, so ist er wieder daheim und hat das Ende der Erde nie gesehen. Nämlich er reist um die Erde, wie man einen Strich mit Kreide um eine Kugel herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf den alten Fleck, von dem er ausging. Es sind schon viele solcher Reisen um die Erde nach verschiedenen Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je nachdem, ist alles geschehen. Ist nicht der eng- lische Seekapitän Cook in seinem Leben zweimal um die ganze Erde her- umgereist und von der andern Seite wieder heimgekommen. Aber das dritte Mal haben ihn die Wilden auf der Insel Owaihi todtgeschlagen (1779). Daraus und aus mehreren sichern Anzeichen erkennen die Gelehrten folgendes: Die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnittene Fläche, nein, sie ist eine ungeheure, große Kugel. Weiteres: Sie hängt und schwebt frei, ohne Unterstützung, wie die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raume des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiteres: Sic ist rings um und um, wo sie Land hat und wo die Hitze oder der bittere Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und von Thieren und vernünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hänge und in Gefahr, stehe, von der Erde weg in die Luft herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Füßen hat, und oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben,^so lange sie die Erde unter den Füßen und den Him- mel voll Licht oder Sterne über dem Haupte haben. Aber der Leser wird nicht wenig erstaunen, wenn er's zum ersten Male hören sollte, wie groß diese Kugel sei. Denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Linie von einem Punkt der Oberfläche durch den Mittel- punkt hindurch zum andern Punkt eintausend siebenhundert und zwanzig, der Umkreis der Kugel aber beträgt fünftausend vierhundert deutsche Meilen. Das haben die Gekehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ansge- rechnet und sprechen davon wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheure, große Kugel schwebend in einer unsichtbaren Hand trägt, und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen gibt und dem Kindlein, das geboren, einen lebendigen Odem in die Nase. Man rechnet, daß über tausend Millionen Menschen zu gleicher Zeit ans der Erde leben und bei dem lieben Gott in
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