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Arabien.
höher stellen, um sie der Berührung zu entziehen; später verbot er
bei schwerer Strafe alle Bilder Christi, der Engel und der Heili-
gen. Es entstanden zwei einander oft blutig bekämpfende Parteien,
die der Bilderdiener und die zahlreichere der Bilderstürmer.
Der Streit dehnte sich auch auf Italien aus; der Papst Gregor Ii.
erklärte sich für die Bilder. In Ravenna siegten die Bilderfreunde,
der Exarch wurde in einem Tumulte erschlagen und die Stadt wurde
von dem Longobarden-König Luitprand beseht (S. 184). Auch
Leo's Sohn und Nachfolger Konstantin V. Kopronymus (741
— 775) gehörte zu den bilderstürmenden Kaisern, war aber ein kräf-
tiger Herrscher, welcher das Reich nach Syrien und Armenien hin
erweiterte und siegreich gegen die Slawen und Bulgaren kämpfte.
Auf Konstantin V. folgte dessen Sohn Leo Iv., welcher ebenfalls
gegen die Bilder war. Nach Leo's Tode 780 regierte dessen Ge-
mahlin Irene als Vormünderin ihres zehnjährigen Sohnes Con-^
stantin Porphyrogenitus. Irene hielt eine Kirchenversamm-
lung zu Nixäa, auf welcher der Beschluß gefaßt wurde, den Bil-
derdienst im ganzen Reiche wieder herzustellen. Auch unterhandelte
die Kaiserin mit Karl dem Großen wegen einer Vermählung seiner
Tochter Rotrudis mit ihrem Sohn Konstantin; sie gab aber diesen
Plan wieder auf, um ihren Sohn durch eine solche Ehe nicht zu
mächtig werden zu lassen. Von den Gegnern des Bilderdienstes
wurde Irene gezwungen, ihrem Sohne die Negierung abzutreten;
doch ließ Konstantin seine Mutter bald wieder an der Negierung
theilnehmen und beide regierten unter steter Eifersucht und Feind-
schaft sechs Jahre mit einander. Die herrschsüchtige und unnatürliche
Mutter ging endlich in ihrem Hasse gegen ihren Sohn soweit, daß sie
ihn blenden ließ (797). Sie regierte nun allein, wurde aber 802
von dem Schatzmeister Nicephorus gestürzt und starb in der größ-
ten Dürftigkeit zu Lesbos.
Von einem Lande, welches bisher nur eine unbedeutende Rolle
gespielt hatte, von Arabien, ging in dieser Zeit eine neue Religion
aus. Die Halbinsel Arabien ist viermal so groß als Deutschland
und in ihrem Innern ein größtentheils ebenes Hochland, welches
im Norden mit der syrischen Wüste zusammenhängt, im Osten, Sü-
den und Westen aber durch felsige Bergketten und eine schmale Kü-
ftenebene vom Meere getrennt wird. Der größte Theil des Bodens
besteht aus Wüsten und nackten Felsenhöhen, und nur einige Gegen-
den haben eine Vegetation. Zu diesen gehört das Land Jemen
oder das glückliche Arabien im äußersten Südwesten der Halb-
insel. Wenn das Innere Arabiens auch Wüste und seine Bewohner
noch jetzt Nomaden sind, so haben doch die Küsten der Halbinsel
bereits im Alterthum keine niedrige Stufe der Kultur eingenommen.
Handel und Schifffahrt blühten in den großen und reichen Städ-
ten, welche längs der Küste lagen und den Zwischenverkehr mit In-
dien versahen. Die Küste des rothen Meeres, welche von jeher die
am meisten bevölkerte Gegend gewesen ist, besteht aus einer schma-
len, meist wüsten Ebene und aus einem öden Gebirge, in welchem
einzelne Thäler mit Pflanzen bewachsen und kulturfähig sind. Diese
Küste wird das Hedschas oder das wüste'arabien genannt und
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Ii Gregor Konstantin_V._Kopronymus Konstantin_V. Leo_Iv. Leo_Iv. Karl_dem_Großen Karl Rotrudis Konstantin Nicephorus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Heili- Italien Ravenna Syrien Armenien Nixäa Lesbos Deutschland Arabiens
364
Ruhm erwarb sich vorzüglich Al Mamun (813 — 833). Mit sei-
nem Nachfolger Motassem (833 — 842) sank der Glanz des Kha-
lifats immer mehr. Motassem bildete von erkauften Türken eine
Leibwache, welche innerhalb eines Menschenalters zu 50,000 Mann
anwuchs und die schrecklichste Geißel der Khalifen und des Landes
wurde; sie erhob und ermordete die Khalifen. Von 59 Khalifen,
welche die Geschichte aufzählt, haben 38 das Leben oder den Thron
auf gewaltsame Weise verloren.
Ein großes Uebel für den Staat war auch das Entstehen von
einer Menge Sekten. Denn bei der Einheit von Kirche und Staat
mußte jede religiöse Partei sogleich zu einer politischen werden. Ver-
gebens ernannte der Khalif Rhadi (934—940) den mächtigen Tür-
ken Ebn Raik zum Emir al omra, d. i. Fürst der Fürsten, und
übertrug ihm alle weltliche Gewalt, indem er sich selbst auf die
geistlichen Angelegenheiten beschränkte. Die neuen Reichsverweser
raubten den Khalifen alle Macht; der Khalif trat von nun an in
den Hintergrund, und der Emir al omra ward der alleinige Herr-
scher und Gebieter.
Es gab keine Landschaft des Reiches, in welcher es nicht einem
kühnen Krieger gelang, sich mit Hülfe wilder Schaaren zum Herrn
auszuwerfen. Manche dieser Herrscher dehnten ihre Herrschaft über
weite Länderstrecken aus und vererbten sie auf eine kurze Reihe von
Nachfolgern. Aber indem immer eine Dynastie das Schwert gegen
die andere erhob, fielen sie, wie sie entstanden waren, während das
machtlose Khalifat fortbestand. Wir erwähnen nur einige dieser Dy-
nastieen. In Afrika wurde Mahadi-Obeidallah (910 — 934),
welcher vorgab, von Fatime, der Tochter des Propheten, abzustam-
men, der Gründer der Fatimiden. Diesen Herrschern war Tu-
nis, Fez, dann auch Aegypten, Syrien und Palästina unterworfen.
Ein Herrscher dieser Dynastie, Moez, gründete Cairo und nahm
den Titel eines Khalifen an, so daß es nun drei Khalifen, zu
Bagdad, Cordova und Cairo, gab. Von den Fatimiden in
Cairo wurde eine Akademie gegründet und mit großen Einkünften,
mit Büchern und mathematischen Instrumenten ausgestattet. — Im
westlichen Persien herrschten die Buiden, in den östlichen Ländern
die Samaniden. Beide Dynastien beförderten Ackerbau, Gewerb-
fleiß, Handel und wissenschaftliche Bestrebungen. — Der samani-
dische Befehlshaber, der Türke Alphtekin, empörte sich und grün-
dete ein neues Reich, dessen Fürsten nach der festen Hauptstadt Ghasna
die Ghasnaviden genannt werden. Diese Fürsten erweiterten
durch Eroberung ihr Reich und wandten ihren Blick auch nach In-
dien. Mahmud (999 —1031) drang erobernd und plündernd bis
in das Gangesland vor. Mahmuds Reich erstreckte sich vom kas-
pischen Meere und dem Aralsee bis an den Ganges. In Folge von
Mahmuds Eroberungen breiteten sich die Künste, die Wissenschaften
und ein milderes Regiernngssystem auch in den Steppen jenseits des
Gihon aus; bis tief in die Wüste hinein erhob sich eine Stadt ne-
den der anderen, und selbst die rohen tatarischen Nomaden empfan-
den den Einfluß der persischen Religionslehre und der indischen Bil-
dung. So verwüstend auch Mahmud's Züge nach Indien waren,
so fanatisch er sich gegen das Brahmanenthum zeigte, so war er
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Extrahierte Personennamen: Raik Fatime Cordova
Extrahierte Ortsnamen: Khalif_Rhadi Afrika Syrien Bagdad Ghasna Mahmuds Mahmuds Indien
365
doch nicht bloß zerstörender Eroberer, sondern auch der Gründer
eines großen und blühenden Reiches. Mahmud beförderte den da-
mals in Persien erwachten regen Sinn für Poesie, Geschichte,
Philosophie, Mathematik und Astronomie, wie die vielen großen
Männer beweisen, denen er Ehre und Unterstützung gewährte. Un-
ter ihm lebten und wirkten zehn Männer, welche von den späteren
Arabern für die größten Theologen und Rechtsgelehrten gehalten
werden. Unter Mahmud's Schutze verfaßte der berühmte Abu Nasr
den Girmad al Farabi das große arabische Wörterbuch, welches
noch jetzt in Europa die Grundlage der arabischen Sprachstudien
bildet. Damals lebte, außer vielen anderen Dichtern und Geschicht-
schreibern, der berühmteste persische Dichter Jshak den Scheref-
sch'ah, gewöhnlich Ferdusi (d. i. der Paradiesische) genannt, wel-
cher die Geschichte der alten persischen Könige in einem großen Hel-
dengedicht, Schah Nameh, besungen hat. An Mahmud's Hofe
lebte auch der berühmte Arzt und Philosoph Abdallah Ebn Sina,
von den Abendländern Avicenna genannt, dessen Werke einen be-
deutenden Einfluß auf die abendländische Bildung gehabt haben und
dessen Kanon der Medicin das unantastbare Gesetzbuch der Mönchs-
ärzte des Mittelalters und selbst einer noch späteren freien Zeit ge-
worden ist. Wie die Wissenschaften, so unterstützte Mahmud auch
die Künste und suchte Ghasna zu einem neuen Bagdad zu machen
und durch ungeheure Gebäude dem an sich traurigen Orte Glanz
zu, geben. Nach Mahmud sank das Reich der Ghasnaviden und es
erhob sich die türkische Dynastie der Selb sch ucken.
Die Seldschucken, ein türkischer Völkerstamm, zogen gegen
das Ende des 10. Jahrhunderts im Lande der heutigen Kirgisen
als Nomaden umher und standen unter einem Häuptling, welcher
nebst den Häuptlingen mehrerer anderen Horden einem Groß-Khan
zinspflichtig war. Um 970 rissen sich die Seldschucken unter Seld-
schuck von dieser Unterwürfigkeit los, wanderten in die Bucharei
und nahmen den Islam an. Der Ghasnavide Mahmud wies ihnen
Wohnplätze diesseits des Gihon an. Aber Seldschucks Enkel, To-
grul Beg, bemächtigte sich der Landschaft Chorasan, nannnte sich
Sultan von Ostpersien und wurde von dem Khalifen in Bagdad
zum Emir al omra feierlich eingesetzt. Die Seldschucken erweiter-
ten ihre Herrschaft in den vorderen Ländern Asiens, während die
Ghasnaviden in den östlichen Provinzen sich bis gegen das Ende
des 12. Jahrhunderts behaupteten. Der Neffe und Nachfolger von
Togrul Beg, Alp Arslan (1003 —1072) entriß den Griechen
Armenien und Georgien und fand seinen Tod, als er die sämmt-
lichen Steppenvölker jenseits des Gihon unterwerfen wollte. Unter
seinem Sohne Malek Schah (1072 — 1092) erreichte die Herr-
schaft der Seldschucken ihren höchsten Glan; und ihre größte Aus-
dehnung; fast ganz Kleinasien wurde den Griechen, und Gebiete in
Syrien und Palästina den Fatimiden entrissen. Die Sultane der
Seldschucken begünstigten die Bildung und die Wissenschaften; aber
das Volk legte sein rohes Wesen nie ganz ab. Die Theilung der
Beute war die Grundlage des Staates; jeder Anführer erhielt mit
den Seinigen eine Provinz, und gab dann wieder Landschaften an
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men auch die materiellen Bedürfnisse zu, und Ackerbau, Gewerb-
fleiß und Handel sorgten für die Befriedigung derselben. Luxus
und Verschwendung nahmen bald überhand, und die Pracht mor-
genländischer Paläste und Gärten war nicht ein Mährchen aus Tau-
send und einer Nacht, sondern bare Wirklichkeit. Dieser Luxus ver-
anlaßte nicht, wie bei den Römern, ein System der Aussaugung
des Ganzen, um der unproduktiven Verzehrung einer einzigen Stadt
zu genügen. Mochte auch Bagdad die glänzendste Stadt sein, so
gab es doch noch viele andere, welche ihr nahe kamen. Kultur
und Reichthum waren nicht auf eine Stadt des arabischen Weltreichs
beschränkt, sondern in segensvoller Mannigfaltigkeit über das ganze
Gebiet verbreitet. Der Ackerbau blühte, wo sich Boden und Klima
dazu eignete, und viele Länder, welche in den vergangenen Jahr-
hunderten öde und verwüstet gelegen hatten, sind unter dem Islam
zu Ergiebigkeit und Wohlstand gelangt. Nicht minder, als der
Ackerbau gedieh der Gewerbfleiß und der Handel. Die wissenschaft-
liche Bildung trieb an zur Erforschung fremder Länder, und nach
Mekka, wohin jeder Rechtgläubige einmal im Leben eine Pilgerreise
machen mußte, richtete sich der Völkerverkehr. Das Gebiet des ara-
bischen Handels umfaßte Spanien, Sicilien, Sardinien und mehrere
Küstenstriche von Unteritalien; in Afrika herrschten die Araber wei-
ter, als je ein Volk vor ihnen und bis jetzt auch nach ihnen. Am
Niger, wie am Nil, in den Palmenthälern des Atlas, wie auf dem
Sand der Sahara wurde zu Allah gebetet. In Asien reichte die
Fahne des Propheten bis dahin, wo die großen Steppen ihr eine
natürliche Grenze setzten. Den Indus aufwärts längs des Himalaja
bis zu den Pässen des Belur, über den Aralsee und das kaspische
Meer nördlich zur Wolga und westlich zum Kaukasus erstreckte sich
das Khalifenreich. Auf einem so ungeheuren Gebiet welche Ver-
schiedenheit der Produkte, der Neigungen und Bedürfnisse der Be-
wohner, welche Fülle und Mannigfaltigkeit des Waarenumsatzes!
Die Hauplstadt der arabischen Herrschaft in Asien war Bag-
dad; hier residirte der Khalif, in der doppelten Würde eines reli-
giösen und politischen Oberhauptes aller Gläubigen. Mesopotamien
war durch Fleiß und Kunst aus der Verwüstung wieder in die alte
Fruchtbarkeit versetzt worden, und Bagdad erinnert in mancher Be-
ziehung an Babylon. Bagdad war der Knotenpunkt der wichtigsten
Handelsstraßen, hatte lebhaften Verkehr zu Wasser und zu Lande,
war Stapelplatz für den Handel mit Indien; schwebende Gärten,
Wasserwerke, Kanäle, kolossale Prachtbauten, Luxus, schwelgerisches
Leben, dabei aber auch blühende und kunstvolle Industrie — alles
findet sich wieder, wie in Babylon, nur erhöht und verfeinert durch
eine größere Geistesbildung und die Pstege der Wissenschaften. Me-
sopotamien war der bedeutendste Schauplatz der arabischen Kultur.
Der Feld- und Gartenbau lieferte was nur die Sinne begehrten;
die Schifffahrt auf dem Tigris und Euphrat führte die Schätze der
höher gelegenen Gegenden herbei; vor allem gediehen die Manufak-
turen: Gewebe in Baumwolle und Linnen, geschätzte Arbeiten in
Saffian, Schmuck, silberne und goldene Gefäße, Thonwaaren,
Stickereien, Seidenstoffe. Die Flüsse abwärts ging Aus- und Ein-
fuhr über Bassora, die Hauptstadt des arabischen Seehandels.
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Extrahierte Ortsnamen: Bagdad Mekka Spanien Sicilien Sardinien Unteritalien Afrika Niger Asien Kaukasus Asien Bagdad Bagdad Indien Saffian
36g
dels zur schönsten Entwickelung. — Nach Nordosten, in dem alten
Sogdiana, in der heutigen großen Bucharei, wo zwischen den
Flüssen Amu Darja oder Gihon (Oxus) und Sir Darja (Jaxartes)
die Grenzscheide zwischen Ackerbau und Nomadenleben beginnt, er-
streckte sich die arabische Herrschaft weiter, als die der Perser. Der
südöstliche Theil, die Umgebungen von Samarkand und Bochara,
werden zu den schönsten und fruchtbarsten Gefilden Asiens gezählt.
Die vorzüglichsten Produkte waren Getraide, Früchte, Häute, Le-
der und Steinsalz. Die Städte waren für die aus China und Hoch-
asien kommenden Karawanen ein wichtiger Markt. — An der öst-
lichen Küste des persischen Meerbusens, in dem Stammland der Per-
ser, Farsistan, hatte der Koran die Religion Zoroasters verdrängt.
Die von den Arabern gegründete Hauptstadt Schi ras erhob sich
zu rascher Blüthe. Dichter besangen in zarten Liebesliedern die
Rosen von Schiras, und Rosenwasser von Schiras durfte in keinem
Putzzimmer einer morgenländischen Schönen fehlen. — Zur Zeit,
als die Araber auftraten, befand sich der indische Handel, so weit
er nicht über Alexandria ging, in den Händen der Perser. Als die
Araber das Perserreich stürzten (S. 249), kamen sie in den Besitz
des zu Land und zu Wasser ganz ansehnlichen Verkehrs mit In-
dien. Sie brauchten nur fortzusetzen, was begonnen war, und sie
thaten es mit der gewaltigen Thatkraft, die sie überall bei ihrem
ersten Erscheinen bewiesen. Für den Seehandel wurde Bassora
gegründet; um den Landhandel zu befördern, wurden später ans in-
dischem Boden Niederlassungen angelegt. Die Ghasnaviden dran-
gen erobernd bis in die Gangesländer. Multan im Pengab wurde
der Hauptstapelplatz, von wo die Karawanen nach Kabul abgin-
gen. Doch blieb der Seeverkehr längs der Küste bedeutender, als
der Landhandel.
Ueber die Ost- und Nordgrenze des Khalifats hinaus haben die
Araber mit China, den Mongolenländern und den Völkern
des heutigen Rußlands Handelsverbindungen unterhalten. Als
die Araber ihre siegreichen Waffen bis an die Pässe des Belur und
an den Fuß der Hochebenen Mittelasiens trugen, waren die Chine-
sen als Eroberer nach Westen hin vorgedrungen; die 'Türken und
die Tungusenstämme der kleinen Bucharei gehorchten ihnen, und Tü-
bet kämpfte mit Noth für seine Unabhängigkeit. Anfangs stießen
die Araber und die Chinesen feindlich zusammen; aber bald stellte
sich ein friedliches Verhältniß her. Man begegnete sich auf dem
unermeßlichen Raum, welcher zwischen der Grenze des eigentlichen
China's und der äußersten arabischen Besitzung am Sir Darja mit-
ten inne lag als auf einem neutralen Gebiet. Die Gesandten Ha-
run al Raschid's wurden an den Kaiserhöfen am Rhein und am
Hoangho in feierlicher Audienz empfangen. — Ein anderer Weg
des arabischen Landhandels ging über die nördlichen Grenzen des
Reichs von den Ufern des schwarzen und kaspischen Meeres in die
Länder, welche jetzt den südlichen Theil der russischen Monarchie
ausmachen. Hier wohnten die Chafaren und Bulgaren. Der
Islam hatte sich nach Norden weit über die Grenzen des Khalifats
verbreitet und war auch bei den Chafaren und Bulgaren die be-
günstigte Religion. Die Hauptstadt der Chafaren, Jtil, lag am
24
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450
Polen. Ruß-
land. Unglirn.
wurden dem Boden gleich gemacht, nach der geringsten Angabe
200,000 Einwohner ermordet und die seit einem halben Jahrtau-
send gesammelten Werke der arabischen Literatur verbrannt. Un-
aufhaltsam drangen nun die mongolischen Horden nach Westen vor;
die Sultane von Aleppo, Emesa, Damaskus, ganz Syrien wurden
unterworfen. Erst die mameluckischen Herrscher von Aegypten leiste-
ten erfolgreichen Widerstand.
Kublai, als Großkhan Kublaikhan genannt, wurde 1180
Herr des chinesischen Reiches und breitete seine Herrschaft auch über
Bengalen aus. Unter Kublai's Nachfolgern blieb China der Mit-
telpunkt und Sitz des mongolischen Reiches. Aber auch in Per-
sien, in der Bucharei und im Kaptschack entstanden mongoli-
sche Khanate,
Polen befand sich in einem Zustande heilloser Verwirrung.
Theilungen des Reichs riefen zerrüttende Bruder- und Bürgerkriegs
und Parteiungen unter den Großen hervor; das Land war schwach
gegen die Nachbarn, alle Ordnung löste sich auf und Bildung konnte
nicht aufkommen.
Auch Rußland war unter viele Fürsten getheilt: deren Zahl
sich zuletzt auf mehr als 50 belief. Zwar sollte der Großfürst zu
Kiew eine gewisse Oberherrschaft haben; aber diese wurde feiten
anerkannt. Es entstand 1157 im nordöstlichen Lande ein neues
Großfürstenthum zu Wladimir, welches von dem südlichen zu
Kiew unabhängig und mächtiger als dieses war. Rußland wurde
im Innern durch Bruderkriege und stete Fehden der einzelnen Für-
sten zerrüttet und auch von äußeren Feinden verwüstet, besonders
von den Kumanen, einem tatarischen Volke, welches im 11. Jahr-
hundert nach Europa zog. Die Päpste bemühten sich vergeblich,
Rußland für die römische Kirche zu gewinnen; es blieb der griechi-
schen Kirche treu. Die russischen Geistlichen standen in hohem
Ansehen und übten bisweilen einen wohlthätigen Einfluß auf die
gesellschaftlichen Verhältnisse aus. Große Vorrechte besaßen die
Bojaren, der Adel des Landes. Nach ihnen kamen die Stadt-
bewohner, und unter den Städten zeichnete sich das durch Han-
del mächtige und reiche Nowgorod aus, dessen Schiffe nach Wisby,
Dänemark und Lübeck fuhren. Die Landleute lebten in Gering-
schätzung und Verachtung. Auch gab es Leibeigene. Dem An-
dränge der Mongolen erlagen die russischen Fürsten. Wladimir,
Moskau, Kiew und andere Städte wurden unter furchtbaren Gräueln
gegen die Einwohner in Asche gelegt. Der Großfürst von Wladi-
mir, Georg, verlor gegen die Mongolen Schlacht und Leben
1239. Jaroslaw Ii., sein Bruder und Nachfolger, mußte die
Oberherrschaft Batu's anerkennen, behielt aber die Herrschaft über
Rußland. Mongolische Steuereinnehmer behandelten die Russen mit
Härte und Uebermuth, und der Khan der Mongolen entschied die
auch jetzt nicht ruhenden Zwistigkeiten der russischen Fürsten. Als
die Schweden, die Bedrängniß der Russen benutzend, in Rußland
einfielen, wurden sie von Alexander I., dem sein Vater Ja-
roslaw das Fürstenthum Nowgorod zugetheilt hatte, an der Newa
geschlagen 1240. Auch über die Litlhauer und Schwertritter er-
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Extrahierte Personennamen: Großkhan_Kublaikhan Georg Jaroslaw_Ii Alexander_I. Alexander_I.
Extrahierte Ortsnamen: Polen Aleppo Emesa Damaskus China Bucharei Kaptschack Kiew Kiew Europa Moskau Kiew Schweden
558
Die deutsche
Literatur.
lini Poggio, Aeneas Sylvius Piccolomini, Peter Can-
didus December, Merula und andere.
Im 14. und 15. Jahrhundert sank die deutsche Dichtung.
Eine Gesinnung, wie sie in Rudolf von Habsburg und dessen Nach-
folgern sich zeigte, die nur auf das Erwerben gerichtete Aufmerk-
samkeit war nicht geeignet, große Thaten hervorzurufen, an denen
die poetische Kraft hätte erstarken können. Die Sänger, die sich in
den ersten Jahren freudig um Rudolf versammelt hatten, mußten
ungeehrt von seinem Hoslager wieder abziehen. Und wie der Kai-
ser, so zeigten sich bald auch die Fürsten; sie ließen den Gesang in
ihren Burgen verstummen. Nachdem die Kreuzzüge aufgehört hat-
ten und das Herz der Ritter durch kein Ideal mehr gehoben wurde,
verschwand von den Höfen und aus der Ritterwelt die Poesie und
machte dem rohen Egoismus des Faustrechts Platz. Diese rohe Ei-
gensucht wurde befördert durch die furchtbare Hungersnoth und die
entsetzlichen Seuchen in der Mitte des 14. Jahrhunders. Aber nicht
nur das politische Leben sank zum Egoismus und zur Rohheit her-
ab, auch das kirchliche und sittliche Leben hatte gleiches Schicksal.
Die Christenheit wurde irre an den Päpsten; denn diese gingen
in der Verwilderung der Sitten, in Genußsucht und Egoismus so-
gar den Weltleuten voran. Mit dem Sinken des Ritterstandes er-
hoben sich die Städte mit ihrem Gewerbe und ihrem Handel; aber
der Bürgerstand war noch zu sehr mit der Sicherung seiner eige-
nen Interessen und mit dem Erwerben beschäftigt, als daß er ein
höheres, geistigeres Leben aus sich hätte entwickeln können. Der
Stiftung der Universität Prag (1348) folgten bald die Universitä-
ten zu Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig und andre; die
Errichtung dieser neuen Anstalten gab der Wissenschaft größere
Unabhängigkeit und Selbständigkeit, aber noch konnte sich kein freies
geistiges Leben auf ihnen entfalten, so lange die Scholastik den
Geist in den Fesseln dürrer Begriffe gefangen hielt. Seit der Mitte
des vierzehnten Jahrhunderts war das Streben immer mehr auf die
Bewältigung der Natur, auf Erfindungen und Entdeckungen gerich-
tet. Die Erfindung des Kompasses, des Schießpulvers, die Uhren,
die Seereisen, die Erfindung der Buchdruckerkunst fallen in das 14.
und 15. Jahrhundert. Aber eine Zeit, in welcher der Geist sich mit
ausschließlichem Eifer auf den Ausbau und die Anwendung der realen
Wissenschaften wirft, ist niemals eine sittlich und poetisch große Zeit.
Neben jenen großartigen Entdeckungen und Erfindungen zeigt sich
die tiefste sittliche und poetische Verwilderung. Gerade auf dem
Höhepunkte des materiellen Strebens, am Ende des 15. Jahrhun-
derts, hat die Formlosigkeit, die Inhaltsleere und die Geschmacklo-
sigkeit in der deutschen Poesie die höchste Höhe erreicht. Die
Buchdruckerkunst diente zunächst nur der Gelehrsamkeit, aber diese
war eine Feindin der volksthümlichen Poesie. Die spitzfindige, von
den romanischen Völkern erzeugte und mit bewundernswürdigem
Scharfsinne ausgebildete Scholastik bewirkte eine Trennung zwischen
den Gelehrten und dem Volke. Die Poesie der Gelehrten war
künstlich, gelehrt, spitzfindig, hochtrabend, die des Volkes roh und
formlos. Als sich von Italien aus allmälig die Kenntniß der
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Extrahierte Personennamen: Aeneas_Sylvius_Piccolomini Peter_Can- Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Wien Heidelberg Erfurt Leipzig Italien
565
Einfluß auf das wissenschaftliche Leben und die geistige Entwickelung
der Menschheit hatte die Erfindung der Buchdruckerkunst. Die
im 14. Jahrhundert erfundene Holzschneidekunst wurde zu Spielkar-
ten und Heiligenbildern angewandt. Bald kam man auf den Ge-
danken auch die Unterschriften unter die Bilder, dann ganze Seiten
Schrift in Holz zu schneiden. Das Wesentliche der Erfindung der
Buchdruckerkunst lag aber in dem Gedanken, einzelne Buchstaben
auszuschneiden und sie zu Wörtern zusammenzusetzen, und diesen fol-
genreichen Gedanken faßte Johann Guttenberg (1397—1468)
aus Mainz, aus dem ritterlichen Geschlechte von Sorgenloch. Nach-
dem er einen Theil seines Vermögens in Versuchen zugesetzt hatte,
trat er mit einem reichen Goldschmied Johann. Fust oder Faust
in Verbindung. Nach einigen Jahren zerfiel aber Guttenberg mit
Faust und verlor durch einen Prozeß alle seine Lettern und Geräth-
schaften an Faust. Dieser vereinigte sich nun mit einem bisherigen
Gehülfen Peter Schöffer, welcher eine zu den Lettern sehr taug-
liche Metallmischung und die aus Kienruß und Leinöl gekochte Drucker-
schwärze erfand. Guttenberg starb in Dürftigkeit. Die anfangs als
Geheimniß getriebene Kunst wurde bald bekannt, als bei der Erobe-
rung von Mainz (1462) sich die Gehülfen zerstreuten. Wahrschein-
lich im 14. Jahrhundert war auch das Leinenpapier erfunden
worden.
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts beginnt die schönste Blüthe
jener Baukunst, welche man die gothische, in neuerer Zeit die
germanische genannt hat. Sie ist ein Erzeugniß der germanisch-
christlichen Bildung. Das Eigenthümliche der gothischen Baukunst
zeigt sich in den schlankeren Säulen, über welchen, auf den geschmück-
ten Knäufen, die Ribben und Reihungen der Gewölbe emporsteigen;
in den hohen Bogenfenstern, welche die Räume zwischen den Pfeilern
bis unter die Dachung ausfüllen, in der kühnen Höhe der Schwib-
bögen; in den mit allerhand Zierrathen bedeckten Erkern und Thür-
men, welche das Hauptgebäude umgeben. Unter den Meistern dieser
Zeit hat Erwin von Steinbach den größten Ruhm erlangt. Er
hat 1277 den vorderen Anbau undk>en Thurm des Domes zu Straß-
burg begonnen. Der Thurm wurde mit mannigfachen Abweichungen
von dem ursprünglichen Plane erst 1439 vollendet. Andere prächtige
Bauwerke dieser Zeit sind der kölner und der freiburger Dom, der
Stephansthurm in Wien, die Dome zu Ulm und zu Mailand, die
Kirchen zu Florenz, Bologna, Ferrara, die Westmünsterkirche zu
London, die Peterskirche zu Pork. Der geistvolle Florentiner Fi-
lippo Brunelleschi (1377—1444) war der Erbauer der bewun-
derten großen Kuppel des Domes zu Florenz. Staunen und Ver-
ehrung ergreift uns bei der Betrachtung dieser herrlichen Bauwerke.
Doch nicht bloß Kirchen wurden gebaut, besonders Italien schmückte
sich auch mit vielen anderen Prachtgebäuden, Palästen, Thoren,
Brücken und Wasserleitungen.
Die in Italien erwachte Begeisterung für das Alterthum blieb
nicht ohne Einfluß auf die Künste. Schon die Kunstwerke des Bild-
hauers Nicolo Pisano (ch 1270) zeigen, welchen erheblichen Vor-
theil ihm die Beschauung der Antiken gebracht hat. Wie die Biblio-
Die Kunst.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Guttenberg Johann Johann Guttenberg Peter_Schöffer Guttenberg Erwin_von_Steinbach Nicolo_Pisano
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Mainz freiburger_Dom Wien Mailand Bologna Ferrara London Florenz Italien Italien
243
in diesem liegen die berühmten Städte Mekka und Medina. An
das wüste Arabien grenzt im Norden das peträische, welches sei-
nen Namen von der Stadt Petra hat, aber auch wohl das stei-
nige Arabien genannt wird. Es ist ein wüstes Bergland, des-
sen Höhenzüge im Süden mit dem Sinai beginnen und sich nörd-
lich bis zum Libanon erstrecken. Der größte Theil von Arabien ist
nur zum Aufenthalt nomadischer Hirtenstämme, nur einzelne Ge-
genden zu festen Ansiedlungen und zur Entwickelung einer auf Acker-
bau, Gewerbfleiß und Handel beruhenden Bildung geeignet. Die
Natur des Landes hat die Vereinigung seiner Bewohner zu einem
Staate verhindert und das Land vor Angriffen fremder Eroberer
geschützt.
Die Araber gehören zu dem semitischen Völkerstamm. Die
Bewohner von Jemen und der ganzen südlichen Küste bis zum per-
sischen Meerbusen halten Joktau, einen Nachkommen von Noah's
Sohne Sem, für ihren Stammvater und heißen deshalb Jokta-
uiden. Sie treiben Handel und wohnen in Städten und werden
Hadheri d. i. Städtebewohner genannt. Dagegen leiten die Ara-
der, welche in Hedschas, im Innern der Halbinsel und in den von
Aegypten bis zum Euphrat sich erstreckenden Wüsten uomadisirend
umher wandern, von Jsmaöl, Abraham's Sohn von der Hagar,
ihren Ursprung ab. Sie sind nach Stämmen und Geschlechtern ein-
getheilt, wandern mit ihren Pferden und Kameelen umher und
heißen Beduinen oder Söhne der Wüste. Sie verachten die
Städtebewohner; der Kampf mit den Gefahren des Landes stählt
und härtet ihren Körper und giebt ihnen eine größere Selbständig-
keit des Charakters als andere orientalische Völker zeigen. In den
weiten Wüsten und Steppen von mannigfachen Gefahren umringt
und beständigen Angriffen feindlicher Stämme ausgesetzt, ist der
Araber an seinen Muth und seine Entschlossenheit, an die Schärfe
seiner Sinne, an die Stärke seines Armes und an sein flüchtiges
Roß als die Mittel seiner Erhaltung gewiesen. Daraus entspringt
die hohe Schätzung der Tapferkeit und die Liebe zur Unabhängig-
keit, aber auch ein trotziger Stolz und das starre Festhalten des
unauslöschlichen Hasses. Die Blutrache erbt fort von Geschlecht zu
Geschlecht und wird mit wilder Grausamkeit ausgeführt. Bessere
Züge des arabischen Charakters sind die Großmuth gegen den Be-
siegten, die Freigebigkeit, die Gastfreundschaft und die treue Freund-
schaft. Heimgekehrt von den Heerden oder von einem Raub- oder
Rachezug, lagern sich die Araber vor ihren Zelten und erzählen
und singen in den hellen kühlen Nächten von der Liebe und vom
Ruhme, von den eigenen Thaten und den Vorzügen ihres Stam-
mes, von dem Edelmuthe, der sich dem Freunde geopfert, und vom
Hasse, der den feindlichen Stamm vernichtet hat. Die Liebe zur
Poesie beförderte frühzeitig die Ausbildung der Sprache, und es
entstanden kräftige Volkslieder und anmuthige Dichtungen. In der
Nähe der heiligen Stadt Mekka, in Okadh, wurde jährlich eine
große Messe gehalten und zugleich ein Dichterfest gefeiert. Die
Preisgedichte wurden auf Seide gestickt und in einem heiligen Tem-
pel zu Mekka, in der Kaaba, aufgehängt. Sieben dieser Preis-
16 *
Die Abstam-
mung und
der Ebarakter
Araber.
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Die Seestädte des südlichen Arabiens waren die Zwi-
schenplätze für den Verkehr Indiens, Aegyptens und Abyssiniens.
Mekka war der Wallfahrtsort für alle Anhänger des Propheten,
der Markt für die Produkte dreier Welttheile und der Stapelplatz
für die arabischen Erzeugnisse. Jemen hatte ansehnliche Manufak-
turen in Wolle, auch beschäftigten sich die Bewohner mit dem Ger-
den von Fellen, mit dem Trocknen von Weintrauben und dem Han-
del mit Räucherwerk. Das Innere Arabiens wurde von Kara-
wanen durchzogen, welche auf gewissen Marktplätzen zusammentra-
fen. — Aus der glühenden Wüste, welche Arabien im Norden be-
grenzt, gelangt man in die fruchtbaren Gefilde Syriens. Damas-
kus, unter den Ommaijaden (661 — 750) die Residenz, hat sich bis
auf unsre Tage als eine der Hauptstädte Asiens erhalten. Die Er-
zeugnisse ihres Kunst- und Gewerbfleißes, ihre Metallarbeiten und
Waffen, Sättel und Pferdegeschirre, Sammet und Seidenzeuge gin-
gen nach allen Weltgegenden. Günstig auf die Belebung des Bin-
nenverkehrs wirkte der Umstand, daß die meisten wandernden Pil-
gerschaaren ihren Weg über Syrien nahmen. Noch andere Städte
Syriens erstanden unter den Arabern zu alter Macht und Herrlich-
keit: Tarsus, Emesa, Jerusalem und die phönicischen Häfen
Tyrus (Thur), Sidon (Saida), Berytus (Beirut). Sie wur-
den die Stützpunkte der arabischen Seemacht im Mittelmeer. —
Nördlich von Mesopotamien bis zum Kaukasus bildete die Statt-
halterei Armenien die Grenze gegen das griechische Kaiserlhum.
Die Thäler dieses Gebirgslandes lieferten Getraide, Obst, Wein,
Bauholz und Metalle. Die armenische Wolle war ein gesuchter
Handelsartikel und wurde zu Teppichen verarbeitet. Trapezunt
am schwarzen Meere wurde der Stapelplatz der nördlichen und west-
lichen Völker. — Oestlich von Armenien bis zum kaspischen Meer
lag die Provinz Ran (Schirwan), das heutige Georgien mit der
Hauptstadt Tiflis; hier wurde Reis und Baumwolle gebaut und
Seidenzucht betrieben. — In dem alten Medien und Persien,
Irak Adschemi nannten die Araber diese Länder, brachten die
fruchtbareren Ebenen Oliven, Zucker und Safran hervor; der Ge-
werbfleiß der Bewohner lieferte die feinste Leinwand, kostbare Shawls,
Pferdedecken, Sättel, wohlriechende Essenzen und geschmackvolle Ge-
fäße von Thon. — In dem zwischen dem kaspischen Meere und
dem Aralsee gelegenen Chowaresmien, wo jetzt nur Nomaden
die Steppen durchstreifen, haben einst ansehnliche Städte gestanden,
welche durch die Einfuhr der nordischen Waaren das öde Land be-
lebten. — In Ehorasan, welches die Länder von der östlichen
Grenze Persiens bis zu den Pässen des Belur und Himalaja um-
faßte, gab der Bergbau eine ergiebige Ausbeute an Edelsteinen, Sil-
der, Gold und anderen Erzen und mineralischen Produkten. In
den Städten, welche an belebten Handelsstraßen lagen, wurden Ge-
webe in Linnen, Seide und Baumwolle verfertigt. Auch fehlten
Wissenschaften und Künste nicht. Merv war ein vorzüglicher Sitz
derselben und seine Akademie gehörte zu den ersten des Reiches.
Andere berühmte Städte waren Herat, Kabul, Ghasna und
Balk; die letztere Stadt, im alten Baktrien, gelangte durch die
Fruchtbarkeit des Bodens und als Stapelplatz des nordindischen Han-
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