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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Abt. 2 - S. 343

1884 - Wismar : Hinstorff
343 2. Drauß vor Schleswig in der Hütte Singt ein frommes Mütterlcin: „Herr, in deinen Schoß ich schütte Alle meine Angst und Pein!" Doch, ihr Enkel, ohn Vertrauen, Zwanzigjährig, neuster Zeit, Will nicht auf den Herren bauen, Meint, der liebe Gott wohnt weit. Drauß vor Schleswig in der Hütte Singt das fromme Mütterlein. 3. „Eine Mauer um uns baue," Singt das fromme Mütterlein, „Daß dem Feinde vor uns graue, Hüll in deine Burg uns ein!" „Mutter," spricht der Wcltgesinnte, „Eine Mauer uns ums Haus Kriegt unmöglich so geschwinde Euer lieber Gott heraus!" „Eine Mauer um uns baue!" Singt das fromme Mütterlcin. 4. „Enkel, fest ist mein Vertrauen: Wcnn's dem lieben Gott gefällt, Kann er uns die Mauer bauen, Was er will, ist wohl bestellt." Trommeln überall her prasseln. Die Trompeten schmettern drein, Rosse wiehern, Wagen rasseln; Ach, nun bricht der Feind herein! „Eine Mauer um uns baue!" Singt das fromme Mütterlein. 5. Rings in alle Hütten brechen Schwed und Russe mit Geschrei, Fluchen, lärmen, drängen, zechen; Doch dies Haus ziehn sie vorbei. Und der Enkel spricht in Sorgen: „Mutter, uns verrät das Lied!" Aber sieh! das Heer von Morgen Bis zur Nacht vorüberzieht. „Eine Mauer um uns baue!" Singt das fromme Mütterlein. 6. Und am Abend tobt der Winter, An das Fenster stürmt der Nord. „Schließt die Laden, liebe Kinder!" Spricht die Alte und singt fort. Aber mit den Flocken fliegen Vier Kosackenpulke ran. Rings in allen Hütten liegen Sechszig, auch wohl achtzig Mann. „Eine Mauer um uns baue!" Singt das fromme Mütterlein. 7. „Eine Mauer um uns baue!" Singt sie fort die ganze Nacht. Morgens wird es still: „O schaue, Enkel, was der Nachbar macht!" Auf nach innen geht die Thüre; Nimmer käm er sonst hinaus: Daß er Gottes Allmacht spüre, Lag der Schnee wohl mannshoch drauß'. „Eine Mauer um uns baue!" Sang das fromme Mütterlein. 8. „Ja, der Herr kann Mauern bauen, Liebe, gute Mutter, komm, Gottes Mauern anzuschauen!" Rief der Enkel und ward fromm. Achtzchnhundertvierzehn war es, Als der Herr die Mauer baut', In der fünften Nacht des Jahres; Selig, wer dem Herrn vertraut. „Eine Mauer um uns baue!" Sang das fromme Mütterlein. (Brentano.) 261. Friedrich Wilhelm Iv. Der König Friedrich Wilhelm Iii. lebte nach den Befreiungs- kriegen und dem Sturze Napoleons itodj 25 Jahre, welche ihm in Frieden dahinflössen. Seine Regierung ist eine gesegnete gewesen, wiewohl sie ihm auch viel Leid zu tragen auferlegt hat. Nor allem war es in dieser Beziehung das drückende Joch Frankreichs; dann aber hat er auch den Tod seiner geliebten Luise nie verschmerzen können. Ein edler, christlicher und weiser Regent, ist er selig zu seinen Vätern versammelt worden am 7. Juni 1840 nach 43jähr. Regierung, 70 Jahre alt.

2. Abt. 2 - S. 30

1884 - Wismar : Hinstorff
30 schon sehen. Aber da sie nun oben auf der Höhe und mitten im Walde sind, da wird das Wetter so furchtbar, dass die armen Kinder des Schneegestöbers 15wegen gar keinen Weg mehr sehen und nicht mehr vor- oder rückwärts können. Da drängen sie sich am Rande eines Hohlweges in eine kleine Halle hinein, die der Schnee über ein niederes Tannengebüsch hinweggewölbt hatte; vorher aber stecken sie ihre beiden Spinn- rocken in einander, so dass eine kleine Stange daraus wird, befestigen oben ein rotes Tüchlein daran und stellen so 2 ver- mittelst dieser Dinge ein Notzeichen 16 anstatt einer Fahne 8 oberhalb ihres Schneedaches auf. Da nun die Nacht kam und das Schneegestöber immer ärger wurde, so dass auch gar bald der ganze Eingang 9unter- halb ihrer Halle zugeschneit war, und man durch den Schnee hindurch das Geschrei des Uhus und das Brausen des Sturmes in den Tannen kaum noch hören konnte, da mag es den armen Kindern wohl bange genug geworden sein. Waren sie doch ohnehin dort im Schnee bei lebendigem Leibe schon begraben, ohne Sarg, und ohne dass der Totengräber eine Schaufel an- gesetzt hatte. Aber Gott, der 5laut seiner Verheifsung selbst den Sperling auf dem Dache beschirmt, schützte die Kleinen vor wilden Tieren und vor dem tödlichen Froste, und, eng an einander gedrängt, schliefen sie 'ungeachtet des draussen toben- den Wetters zuletzt ein. 10innerhalb ihrer Behausung war’s jetzt totenstill, “ausserhalb derselben stürmte es “längs des Hohlweges desto gewaltiger. Ihre Eltern schliefen zu Hause auch ruhig, denn sie meinten, die Kinder hätten 3kraft des ihnen gewordenen Auftrags gehandelt und wären bei der Patin wohl aufgehoben. Als aber am andern Morgen ein Bote die Mädchen “zufolge eines Befehles von seiten ihrer Eltern holen sollte, und dieser sie nicht fand, da ging sogleich jedes, das laufen konnte, mit Schaufeln und Schippen hinaus in den Schnee, um die Kinder zu suchen. Man kam bei diesem Suchen auch an den Hohlweg, und dort sah man das Notzeichen der Kleinen, die beiden zusammengesteckten Spinnrocken mit dem roten Tüchlein, das gerade noch ein wenig aus dem Schnee heraus- stand. Da konnte man sich nun denken, dass die Mädchen auch nicht weit davon verborgen sein müssten; deshalb rief und schrie man sehr laut. Und die Kinder drinnen in ihrer kalten Kammer hörten das Rufen, sie antworteten darauf und ver- suchten zugleich mit ihren Händen sich herauszuarbeiten. Dies aber wäre ihnen wohl unmöglich gewesen, wenn nicht die Männer draussen, die den Laut von innen vernommen hatten, mit Schaufeln den grossen Schneehaufen, der um die Mädchen her lag, hinweggearbeitet hätten. Denn der ganze Hohlweg war in der Nacht zugeschneit, und es war nur gut, dass die kleinen Tannenbäumchen “trotz ihrer dünnen Stämme das

3. Abt. 2 - S. 94

1884 - Wismar : Hinstorff
94 Trag einen gelben Sammetwams Und immer scharfe Waffen. Ich trink aus tansend Becherlein An einem einzigen Tage, Die schenkt der Sonnenschein mir ein Im Feld und dnft'gen Hage. Im ganzen bin ich gnt gesinnt, Weiß meinen Mund zu laben, Doch komm mir nicht zu nah, mein Kind, Willst bu nicht Wunden haben. 91. Die Biene. (* Von Lehrer D. Timm in Snkoiv.) Die Biene ist ein sehr nützliches Insekt, außer der Seiden- raupe ohne Zweifel das nützlichste. Daher verdienen es die Bienen wohl, daß man sie genauer kenne und etwas mehr von ihnen wisse, als bloß, daß sie uns Wachs und Honig liefern. Der Körper der Biene ist mit seinen Haaren besetzt und be- steht, wie bei anderen Insekten, aus drei Hauptteilen: Kopf, Brust und Hinterleib. An den Seiten des Kopfes bemerken wir zwei große und an der Stirne drei kleine Augen. Ihre beiden Fühler bestehen aus mehreren Gliedern; von ihren vier Flügeln sind die vorderen die größesten. Der Mund der Biene ist zum Beißeu und Saugen eingerichtet; sie saugt mit ihrer Zunge und beißt mit ihren Kiefern, die sie seitwärts bewegt. An den Seiten der 6 Hinterleibsringe be- finden sich ganz kleine Löcher, durch welche die Biene atmet. Zwischen den vier mittelsten Ringen des Hinterleibes sind kleine Vertiefungen, aus welchen die Bienen das Wachs absondern. Aus dem Wachs baueu sie die sechseckigen, wagerechten Zellen, welche in zwei Reihen eine senkrechte Wabe bilden. Nicht alle Zellen werden mit Honig gefüllt, so daß man Honig- und Brutzellen unterscheidet; die Königin- zellen kennt man an ihrer größeren, birnförmigen Gestalt. Der letzte Ring am Hinterleibe der Bienen hat einen kleinen mit Wider- häkchen versehenen Stachel, mit welchem sich die Tierchen verteidigen. Beim Stich gelangt in die Stechwunde etwas Gift, das Brennen und Geschwulst verursacht. Die Biene hat zwei Magen, einen zur Verdauung der Speisen und den andern zur Aufnahme des süßen Blütensaftes. Die Bienen leben in großen Gesellschaften, die man Bienen- völker nennt. Ein solches Volk hat dreierlei Wesen, die sich durch ihr Aussehen deutlich unterscheiden lassen. Jedes Bienenvolk hat eine Königin oder Weisel, einige hundert Drohnen und viele Tausend Arbeitsbienen. Die Königin zeichnet sich durch einen längeren Hinterleib aus; die Drohnen sind größer und dicker, auch stärker be- haart als die Arbeitsbienen. Die Drohnen sind wahre Faulenzer,

4. Abt. 2 - S. 95

1884 - Wismar : Hinstorff
95 weshalb sie im Herbst von den Bienen entweder getötet und ans der Wohnung geworfen oder ohne Erbarmen hinausgetrieben werden. Man nennt dies die Drohnenschlacht. Ein guter Imker leidet nur wenige von jenen faulen Gästen in seinen Stöcken. Die Königin führt eigentlich ihren Namen mit Unrecht; denn sie herrscht nicht und regiert auch nicht. Dies ist and) nicht nötig, da jede Biene pünktlichst ihre Pflicht thut, — die größte Ordnung, Reinlichkeit und Fleiß liebt. Der Königin Beschäftigung ist, Eier zu legen, aus denen sich Bienen und Drohnen entwickeln. Wie fleißig ist sie bei diesem Geschäft! Obgleich sie jede Zelle, die zur Aufnahme eines Eies bestimmt ist, genau untersucht, bevor dasselbe gelegt wird, so beträgt an schönen Junitagen die Zahl der täglich abgesetzten Eier doch an 2000. Bei diesem Fleiß kann sie weder an Putz noch an Speise und Trank denken. Sie will aber doch leben! Nun, einige Bienen folgen ihr auf Schritt und Tritt, putzen und speisen sie. Der so anstrengenden Arbeit kann sie drei bis vier Jahre obliegen. Die kleinen, 2 mm langen Eier sind etwas gebogen und weiß gefärbt. Nach drei Tagen entstehen daraus Maden, welche von den Bienen mit einem aus Honig und Blütenstaub be- reiteten Brei gefüttert werden. Bei der guten Pflege und der nahr- haften Kost wachsen die Maden schnell; schon nach 7—8 Tagen, von der Eierlage an gerechnet, sind sie ausgewachsen. Nun wird ihnen noch eine gute Portion Brei gereicht und dann die Zelle mit einem Wachsdeckel verschlossen. Die Made heißt jetzt Nymphe. In der dunklen Kammer hat sie Zeit genug, sich ungestört zu dem voll- kommenen Insekt zu verwandeln, was 14 Tage in Anspruch nimmt. Jetzt dnrchbeißt die junge Biene den Wachsdeckel und kriecht am 21.-—22. Tage aus ihrer Behausung. Die ganze Entwickelung der Arbeitsbienen aus dem Ei erfolgt also nach 21—22 Tagen, die der Drohnen nach 23 und die der Königin nach 17*/2 Tagen. Ohne jegliche Anleitung, nur ihrem ausgezeichneten Naturtriebe folgend, geht die junge, wenige Stunden alte Biene den andern um weniges älteren Bienen zur Hand. Sie bereitet Futterbrei und reicht ihn den Maden, deren Wärterin sie jetzt geworden ist; sie sucht die Königin auf, putzt und liebkost sie und reicht ihr eine Erfrischung; sie reinigt die Zellen, die eben von jungen Bienen verlassen worden sind, und bedeckelt die Zellen der ausgewachseneil Maden. So ar- beitet die junge Biene etwa 11—12 Tage lang. Tag und Nacht. Endlich gönnt sie sich eine kleine Erholung. Ist das Wetter an- genehm, so verläßt sie die Wohnung und fliegt in nächster Hin- gebung derselben spazieren, während ihre jüngeren Schwestern ihr Amt für die gleiche Dauer übernehmen. Aber das Bienchen feiert nicht lange: eines schönen Tages folgt sie einer alten Biene auf das Feld. Hier fliegt sie von Blume §u Blume, saugt mit ihrer Zunge die süßen Blütensäfte und trägt diese in ihrem Honigmagen nach Hause, sicher — es ist zu bewundern — den oft über eine halbe Meile langen Heimweg findend. Zu Hanse angelangt, speichert sie

5. Abt. 2 - S. 96

1884 - Wismar : Hinstorff
96 die Blütensäfte in leere Zellen und ist von jetzt an, gleich ihren älteren Schwestern, unermüdlich im Eintragen von Honig, Blüten- staub, Wasser und Pflanzenharz. Nicht alle Blüten besucht sie gleich gern; ihre Lieblingsblumen sind diejenigen, welche recht viel süßen Saft enthalten, als Raps, Rübsen, Linde, Hederich, weißer Klee, blaue Kornblume, Buchweizen und Heidekraut. — Sind die vor- handenen Zellen voll Honig, dann feiern die Bienen nicht, sondern bauen neue Waben. Sie zehren dabei bedeutend von dem vor- handenen Honig und sondern in Form von dünnen Blättchen das Wachs ab, das sie sich gegenseitig abnehmen, mit den Kiefern kneten und dann als Baumaterial verweuden. Wie regelmäßig sind die ge- fertigten Waben! Die Zellen könnten mit Zirkel und Lineal nicht genauer gemacht werden. Eine Biene lebt im Sommer 6—7 Wochen, im Winter 6—7 Monate. — Wenn ein Bienenkorb oder -kästen viel Volk hat und die Zeit zum Einsammeln vieler Vorräte günstig ist, dann bauen die Bienen auch Köuiginzellen, währeud sie uoch eine Königin besitzen. Die alte Königin verläßt sodann nach einigen Tagen mit einem Teil des Bienenvolkes die Wohnung. Dann sagt der Imker: „Die Bienen schwärmen!" und eilt, um den Schwarm, der sich an einem Zweige eines nahen Baumes oder Strauches gesetzt hat, ein- zufangen und in eine leere Wohnung zu bringen. Dieser eingefangene Schwarm heißt Vorschwarm. In der Regel giebt dasselbe Volk nach 9 Tagen noch einen Nach schwärm. Die Bienenzucht in Kasten ist derjenigen in Strohkörben aus vielen Gründet: vorzuziehen. Das Verfahren, die Bienen zu töten, um den Honig einzuheimsen, ist grausam und höchst verkehrt; denn die getöteten Bienen könnten im nächsten Sommer gleiche Schätze einsammeln. Bewutidern müssen wir den Fleiß der Bienen, wenn wir hören, daß ein Bienenvolk an einem schönen Tage 1, 2, ja 3 Kilo Honig einträgt, obschon jedesmal nur ein kleiner Tropfen von der einzelnen Biene gebracht wird. Das Herz des Imkers lacht bei diesem Fleiß; denn täglich kann er ernten, was Millionen seiner Arbeiter eintragen. Da muß auch er fleißig sein. Er muß die vollen Honigscheiben aus den Kasten nehmen, ausschleudern und die so entleerten Scheiben wieder einhängen. Außerdem muß er oft die Wohnungen der Bienen nachsehen; er hat zu untersuchen, ob die Königin auch schon zu alt und durch eine neue zu ersetzet: ist; er muß aus volkreichen Stöcken durch Teilung derselben Ableger machen u. a. m. Der gewottnene Honig wird zum Versüßen der Speisen und zum Essen auf Brot oder Semmel verwandt. Kinder essen meistens gern Honig. Wenige aber wissen oder bedenken, wie mühsam er von den Bienen zusammengetrage:: tvorden ist. Wirst du nicht einmal darüber nachdenken, wie viel bu von diesen fleißigen, Ordnung, Reinlichkeit und Pünktlichkeit liebei:den Tierchen lernen kannst?

6. Abt. 2 - S. 98

1884 - Wismar : Hinstorff
98 beladen mit dem süßen Honig der Kleeblüten kehrten sie in ihre Wohnung zurück. Es war ein Schwirren und Singen in der Luft, daß der liebe Gott seinen Ohren gar nicht trauen wollte. Aber diese fieberhafte Thätigkeit gefiel dem Herren gar nicht; denn sie stimmte schlecht zu der überall herrschenden Ruhe und zu dem Gebote der Sabbatfeier: „Sechs Tage sollst bu arbeiten, am 7. Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes, da sollst du kein Werk thun." Da wurde der liebe Gott sehr zornig; er rief die Bienen an und sprach: Was soll dieses Treiben? habt ihr mein Sabbatgebot nicht vernommen? Die Bienen antworteten: Wir kennen Dein Gebot sehr wohl, o Herr, aber wir können es nicht halten. Wir müssen sammeln und arbeiten, so lange das Wetter uns günstig ist, und die Blumen uns Honig spenden, damit wir in der Zeit der Not zu leben haben. Da ward der Herr noch zorniger und rief: Wenn euch mein Gebot so wenig gilt und euer Vertrauen zu dem, der die Welt er- schaffen hat, so gering ist, so soll euch die Hauptquelle des Honigs hinfort für immer verschlossen sein, damit ihr lernt, auf mich zu ver- trauen und erfahret, daß man mein Gebot nicht ungestraft übertritt. — Von Stund an wuchs die Blütenröhre des Klees länger, und man sucht seit der Zeit die emsige Biene vergeblich auf einem roten Kleefelde. (Bienenwirtschaftliches Centralblatt Nr. 15, 1883.) 94. Die Drohnenschlacht. Es spricht die Bienenkönigin: „Werft mir hinaus die Drohnen! In meinem Reiche dürfen nicht Die Faulen länger wohnen!" — Die fleiß'gen Bienen rüsten sich, Marschieren aus den Zellen: Mit scharfen Speeren streiten sie. Die tapfern Spießgesellen. „Hinaus, hinaus, du faules Volk! Wir wollen euch nicht nähren! Wer nicht arbeiten will, der soll Auch Essen nicht begehren!" — Die trotz'gen Drohnen wehren sich Mit ihren plumpen Leibern! Doch allesamt erliegen sie Den mutigen Vertreibern. Und die im Lanzenrennen nicht Tot aus dem Schlachtfeld blieben, Von ihren Siegern werden sie Zum Reich hinausgetrieben. Dort an der Grenze harren sie Und flehn und lamentieren; Doch ohne Gnade müssen sie Verhungern und erfrieren. Jetzt ist im ganzen Bienenreich Nichts faul mehr, schlaff und drohnig: Die Bienen ungestört im Fleiß, Bereiten Wachs und Honig. (Enslin.) 95. Die Spinnen. Die Spinne ist ein verachtetes Tier, viele Menschen fürchten sich sogar davor, und doch ist sie auch ein merkwürdiges Geschöpf und hat in der Welt ihren Nutzen. Ja, die Spinnen leisten in der Natur großen Nutzen, und keinem Menschen thun sie etwas zuleide. Jährlich und täglich verzehren sie eine große Anzahl Fliegen und Mücken. Sind nicht manchmal ganze Ackerfurchen mit Spinngewebe

7. Abt. 2 - S. 159

1884 - Wismar : Hinstorff
159 Ebene selbst fortbewegt. Hobeleisen, Äxte, Sägen, Scheren, Messer u. a. sind schiefe Ebenen; selbst die Schraube ist eine gewundene schiefe Ebene. — Bei allen schiefen Ebenen kommt cs aber viel auf ihre Glätte an. Leicht dringt ein glatter Keil ins Holz, leicht schiebt sich eine Kiste auf einem gehobelten und schwer auf einem rauhen Brett hinaus; denn sie reibt sich an den Unebenheiten des Brettes. Schwer bringen die Pferde einen beladenen Wagen im Sandwege, leicht auf einer Chaussee und noch leichter auf glatten eisernen Bahnen weiter, so das; wir sagen können: Je weniger Reibung, desto weniger Kraft ist zum Fortbewegen von Lasten nötig. So nützlich uns Menschen alle jene Hülfsmittel und Kräfte sind, so ist doch eine andere Naturkraft viel wichtiger. Nimm einmal einen gewöhnlichen Lampencylinder und reibe letzteren eine Zeitlang mit einem seidenen oder wollenen Tuch, so wirst du gewahr werden, daß er ihm nahe gebrachte kleinere Papier- stückchen zuerst anzieht und und dann wieder abstößt. Dasselbe kannst du auch mit einer Stange Siegellack versuchen. Diese durch Reibung hervorgerufene Kraft nennt man Elektricität. Die alten Griechen haben schon vor mehreren tausend Jahren am Bernstein die Kraft, leichte Gegenstände anzuziehen, entdeckt, und weil sie den Bernstein in ihrer Sprache Elektron nannten, so nennen wir noch heute die Eigenschaft der- jenigen Körper, welche infolge der Reibung leichtere Gegenstände anziehen, Elek- tricität, und die Körper, welche diese Kraft in sich haben, elektrisch! Du denkst vielleicht: Was mag uns solche winzige Kraft nützen? Du würdest indes bald die ungeheure Wirkung dieser Kraft gewahr werden, wenn du statt des Lampencylinders eine große Glasscheibe, etwa in der Größe eines Schiebkarrcnrades nehmen könntest, um dieselbe mit einer Kurbel zwischen einem Reibzeug schnell herumzudrehen, wie bei der Elektrisiermaschine. Dann würdest du sogar knisternde Funken aus der Glasscheibe hervorspringen sehen, und swenn jemand die so erzeugte elektrische Kraft in deinen Körper leitete, so möchtest du ach und weh schreien. Kann man doch mit einer solchen Kraft einen Ochsen betäubend zu Boden strecken oder wohl gar töten. Es ist dieselbe aber nicht nur im Glas (Glaselektricität), sondern auch im Harz (Harzelektricität), ja in allen Körpern enthalten. Durch Reiben wird diese schlummernde Kraft herausgelockt, und wehe dem, den eine große Menge derselben trifft! Denke an das Gewitter. ^Denn auch in die Wolken hat der Herr der Welten elektrische Kraft ^hineingelegt und zwar in großer Menge. Wird dieselbe durch irgend eine Reibung (des Windes oder der Wärme) geweckt, so fährt ein faustgroßer Funken (Blitz), begleitet vom Donner, von einer Wolke in die andere oder auch auf die Erde. Zitternd beugt sich wohl der Mensch vor solcher Naturkraft, allein er preist auch den Nutzen und Segen des Gewitters. Um Gebäude vor der zerstörenden Macht des Blitzes zu schützen, bringt man auf ihnen Blitzableiter an. Ihr werdet wohl schon auf den Dächern mancher, besonders großer Häuser einen oder zwei senkrecht emporstehende Eisen- stangen gesehen haben, deren Spitzen, (um das Ansetzen des Rostes zu verhindern), vergoldet sind. Von diesen Eiscnstangen gehen eiserne oder kupferne Leitungen an dem Dache und an den Mauern der Gebäude herunter in die Erde. Das sind Blitzableiter. Wenn ein Blitzstrahl auf ein mit einem Blitzableiter versehenes Ge- bäude herniederschießt, so wird er durch die Spitze der eisernen Stange angezogen

8. Abt. 2 - S. 160

1884 - Wismar : Hinstorff
160 und in die Erde geleitet, ohne daß er Schaden thut; jedoch darf die Leitung nicht beschädigt sein, weshalb man sie von Zeit zu Zeit untersuchen lassen muß. Der Blitz fährt gern in hohe Gegenstände; daher darf man sich während eines Ge- witters auch niemals unter Gebäude oder Bäume stellen. Dann vermeidet man aus Vorsicht auch die Nähe metallener Dinge, ebenso schnelles Laufen und Fahren, während man sich im Hause am liebsten inmitten des Zimmers aufhält. Wenn thörichte und abergläubische Hausfrauen und Dienstmädchen sich bei solcher Gelegen- heit an den Herd stellen und ein Feuer anmachen, so ist das durchaus zu ver- werfen; warum? Das wird jeder Verständige und Nachdenkende sich selbst beant- worten können. Freilich ist der, dessen Hand die Blitze wie Feuerflammen leitet, der beste Beschützer, ivenn es über uns wettert und kracht. — Hast du schon ge- hört, wie man auf die Erfindung der Blitzableiter gekommen ist? Ein kluger Mann in Amerika, Namens Benjamin Franklin (ff 1790), machte einst einen großen Drachen, eben einen solchen, wie ihn die Knaben im Herbst steigen lassen. Die obere Spitze des Drachens war von Eisen, und statt des Bindfadens hatte der Mann einen eisernen Draht genommen, welcher bis zur Erde reichte. Diesen Drachen ließ er nun während eines Gewitters steigen, und siehe da, als die Ge- witterwolken sich demselben näherten und darüber wegzogen, fuhren mehrere Blitze an dem Drahte herab in die Erde. Diese Wahrnehmung brachte Franklin auf die Erfindung der Blitzableiter. Im Verkehrsleben leistet die Elektricität den Menschen noch einen ganz be- sonderen Dienst. Sie wird nämlich zum Briefschreiben benutzt. Will man jemand eine Nachricht z. B. nach Berlin, nach Paris oder gar nach Amerika geben, so ist dies mit der Funkenfeder in wenigen Augenblicken ausgeführt. Die Leute nennen diese Art des Briefschreibens Telegraphieren und die telegraphierte Nachricht ein Telegramm. Die telegraphischen Zwecken dienende Elektricität wird freilich nicht durch Reibung, sondern durch Säuren (Schwefelsäure u. a.) hervorgebracht. Auch zum Versilbern und Vergolden, zum Heilen von Krank- heiten u. a. wird die Elektricität benutzt. Eine der Elektricität ähnliche Kraft steckt in einer Stahlstange, welche Eisen und Stahl anzieht. Diese anziehende Kraft nennt man die magnetische (Magnetismus), die anziehende Stahl- oder Eisenstange Magneten. Die größte Kraft befindet sich in den Enden des Magneten. Eine mit einem Magnet be- bestrichene, freischwebende stählerne Nadel (Stab) heißt Magnetnadel. Die eine Spitze derselben wendet sich immer gegen Norden, die andere gegen Süden. Das Nordende einer Magnetnadel stößt das ihr nahe gebrachte, gleichnamige Ende einer andern Magnetnadel ab, wogegen das Südcnde derselben angezogen wird. Die Thatsache, daß das eine Ende der Magnetnadel immer nach Süden und das andere nach Norden zeigt, haben unsere Vorfahren sich schon lange zu Nutzen gemacht; sonst hätten sie mit ihren Schiffen nimmer die richtigen und kürzesten Wege über die großen Weltmeere gefunden. (Kompaß — Windrose.) Beim Telegraphieren wird ebenfalls ein Magnet verwandt. Auch die Elektricität macht nämlich Eisen magnetisch, aber nur so lange, als dieselbe durch den Magnet strömt. Stahl bleibt lange magnetisch. Es werden in der Erde aber auch Magnetsteine gefunden, welche Eisen anziehen. Wenn du mit einem Magnet Stahlstangen, Nähnadeln, Messer u. a. bestreichst, so machst du diese Dinge magnetisch. Versuche es einmal!

9. Abt. 2 - S. 176

1884 - Wismar : Hinstorff
176 11. Warum pfeifen aus Gewehren oder Kanonen abgeschossene Kugeln auf ihrem Wege durch die Luft? Die Kugeln bewegen sich mit ausserordentlicher Ge- schwindigkeit und Kraft fort. Die Luft wird also gezwungen, schnell auszuweichen. Dadurch entsteht eine heftige Erschütte- rung derselben, die sich bis zu unserm Ohre fortpflanzt und hier als ein Pfeifen empfunden wird. 12. Warum hört man entfernten Kanonendonner besser, wenn man das Ohr auf die Erde legt? Der Erdboden pflanzt den Schall mit grösserer Ge- schwindigkeit fort als die Luft. Überhaupt leiten die meisten festen Körper und selbst Flüssigkeiten den Schall mit grösserer Geschwindigkeit weiter als die Luft. Dagegen wird die Fort- pflanzung des Schalles gestört durch ungleichartige und vielfach unterbrochene Körper. Namentlich lockere Körper, wie Tuch, Pelz, Wolle, Baumwolle, Federn, Sägespäne, sind zur Fort- leitung des Schalles wenig geeignet und schwächen ihn be- trächtlich, weil in ihnen der Schall beständig aus einer festeren Schicht in eine eingeschlossene Luftschicht und umgekehrt über- gehen muss und dabei jedesmal gestört wird. Durch wollene Decken oder Strohmatten, die man vor Fenster und Thüren hängt, kann man das Geräusch der Strasse von einem Zimmer fern halten. 13. Warum müssen die Achsen der Wagenräder geschmiert werden? Bei der Umdrehung der Räder um die Achsen findet eine heftige Reibung statt. Dadurch würde bedeutende Wärme erzeugt werden, die sich bis zur Entzündung der Achsen stei- gern könnte, wenn die Reibung nicht durch eine dazwischen gebrachte Flüssigkeit, namentlich durch Öl oder Fett, ver- mindert würde. 14. Warum springen Funken ab, wenn man mit einem Stahle an einen Feuerstein schlägt? Durch das heftige Anschlagen des Stahles gegen den harten Feuerstein springen kleine Stahlstückchen ab. Diese werden durch die Hitze, welche die Reibung erzeugt, glühend, wenn sie daher auf Schwamm oder Zunder fallen, so entzünden sie diesen. Lässt man aber die Funken auf weifses Papier fällen und betrachtet sie dann durch ein Vergrößerungsglas, so kann man deutlich die geschmolzenen Stahlstückchen erkennen. Auch vom eisernen Huf eines auf gepflasterter Strasse galop- pierenden Pferdes sieht man abends glühende Teilchen umher- sprühen. Wenn man zwei Kieselsteine heftig an einander schlägt, werden ebenfalls glühende Steinstückchen losgerissen. Überhaupt wird durch Reibung und starken Druck Wärme er- zeugt. Ein Hammer erwärmt sich bei längerem Gebrauch,

10. Abt. 2 - S. 178

1884 - Wismar : Hinstorff
178 Erwägt man selbst nur den einzigen Umstand, wie großartig die Leistungen und Wirkungen der Dampfwagen auf den Eisenbahnen sind, wie eine einzige Lokomotive über 1000 Menschen in 30, 40 Wagen fast pfeilschnell dahin führt, so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet: ^Die Dampfmaschine ^ist 1bic Königin aller Maschinen! (Colshorn, Kinderfreund.) 149. I)6i' Telegraph. Neben den Eisenbahnen und vielen Chausseen laufen Eisendrähte hin, welche an hohen Stangen befestigt sind. Sie gehören zu den Telegraphen. Dies fremde Wort heisst Fern- sprecher und bezeichnet eine Vorrichtung, durch welche man in unglaublich kurzer Zeit nach den fernsten Orten hin Mit- teilungen gelangen lassen kann. Die Einrichtung der Telegraphen ist folgende: Wir wollen annehmen, es soll von Berlin eine Depesche nach Stettin geschickt werden. Aus dem Telegraphenzimmer zu Berlin geht ein Draht bis in das Telegraphenzimmer in Stettin. Hier ist er auf zwei kleine eiserne Cylinder (M), welche auf einer eisernen Schiene befestigt sind, in vielen Windungen auf- gewickelt, und sein Ende geht wieder ins Freie, wo er, mit einer Zinkplatte versehen, in die feuchte Erde versenkt ist (P). Die Cylinder stehen durch einen Kupferdraht mit einem elektri- schen Apparate (S) in Verbindung, der eine fast unerschöpf- liche Elektricitätsquelle ist. In demselben Augenblicke nun, wo der Berliner Telegra- phist den Draht mit dem nach Stettin führenden in Berührung bringt, wird der ganze lange Draht bis Stettin elektrisch und die beiden Eisencylinder magnetisch, und bleiben so lange magnetisch, als die Drähte in -Berührung sind, und hören auf magnetisch zu sein, sobald die Berührung aufhört. Über den beiden Eisencylindern in ganz geringer Entfernung schwebt
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TM Hauptwörter (200)200

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