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1. Bergische Sagen - S. 44

1911 - Elberfeld : Bacmeister
_ 44 - Traurig zog Graf Adolf -in seine Berge zurück. Tag und Nacht dachte er darüber nach, wie er es anfangen solle, um den geliebten Bruder wieder in seiner Nähe zu haben. Endlich hatte er einen Ausweg gefunden. Er ließ sein Schloß Berg in ein Kloster umwandeln. Dort zog Graf Eberhard als Mönch mit zwölf andern Mönchen ein. Graf Adolf aber baute sich ein neues Schloß: Burg an der Wupper. Jetzt waren die Brüder nur eine kleine Strecke von einander entfernt und konnten wie in ihrer Jugend oft bei einander sein. Als Graf Adolf alt geworden war, ließ er seine Söhne regieren und wurde auch Mönch. Nun waren die beiden Brüder in Liebe vereinigt und führten ein stilles, frommes Leben bis an ihr Ende. Im Dom zu Altenberg wird noch jetzt die Stelle gezeigt, wo die beiden Brüder be- graben sind. 24. Gottesgericht auf Schloß Burg. Der Graf Heinrich von Berg hielt einst auf seinem Schlosse Burg an der Wupper einen Gerichtstag. Unter einer mächtigen Eiche am südlichen Ende des Schloßberges waren alle Richter, Schöffen genannt, um einen langen Tisch versammelt. Neben dem Grafen stand ein Edelknabe, der ein bloßes Schwert in der Hand hielt. Auch jeder Schöffe trug ein solches. Als das Gericht anfangen sollte, nahm der Graf dem Edelknaben das Schwert aus der Hand, schlug dreimal auf den Tisch und legte dann die Waffe vor sich nieder. Ein Herold des Grafen rief nun den Versammelten zu: „Wer eine Klage hat, soll sie vorbringen!" Da trat der junge Engelbrecht vom Boltenberge vor die Schöffen hin, hob seine rechte Hand empor und sprach: „Ich klage den Ritter Gerhard von Steinbach einer schmachvollen Tat an. Im Schwelmer Walde hat er den edlen Gerlach von Scherven hinter- rücks überfallen und ermordet. Wir fanden den Leichnam des Erschlagenen und hatten ihn kaum in Sicherheit gebracht, als unser Feind, der Graf von der Mark, uns überfiel und zehn unserer besten Männer erschlug. Gerhard von Steinbach hatte uns dem Feind verraten. Zwölf Männer aus unserer Ritter- schast können bezeugen, daß Gerhard von Steinbach ein feiger Verräter und Mörder ist." Kaum hatte der Ankläger ausgeredet, als sich ein lautes Murren unter den Rittern erhob. Alle liebten Gerhard von

2. Bergische Sagen - S. 13

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 13 - Ein Männlein aber war ganz besonders lustig. Das tanzte abseits von den andern aus einem Felsblock. Es machte -ganz ausgelassene Sprünge. Dabei warf es sein silbernes Hütchen in die Luft und fing es geschickt wieder auf. Auf einmal tönte lauter Wehruf durch die Stille der Nacht. Die lustige Musik verstummte, die fröhlichen Tänzer hielten inne und eilten dahin, woher der Schreckensruf gedrungen war. Da stand traurig das Männlein auf dem Felsblock. Sein silbernes Hütchen, mit dem sich die Zwerge unsichtbar machen konnten, war ihm bei seinen lustigen Sprüngen in die Wupper gefallen. Ratlos liefen die kleinen Leute am Ufer auf und ab, aber keiner konnte helfen. Da trat der biedere Schmied hervor und rief hinüber: „Männlein, ich habe dein Hütchen fallen sehen. Wenn du bis morgen früh Geduld haben willst, so will ich es dir herbeischaffen: ich habe solche Freude gehabt an eurer Musik und an eurem Tanz, nun will ich euch auch einen Dienst erweisen." Das Völkchen war hoch erfreut, und der kleine Mann sagte: „Ich will es dir reichlich lohnen." Am anderen Morgen machte sich der Schmied noch vor Sonnenaufgang auf, um nach dem verlorenen Hütchen zu suchen. Das Zwerglein war auch schon da und rief ihm einen guten Morgen zu. Es freute sich, daß der Mann so pünktlich sein Ver- sprechen erfüllte. Bald hatte der gute Schmied das Hütchen ge- funden und reichte es dem kleinen Mann hinauf. Der sprang vor Freude noch viel höher als den Abend vorher. Dann holte er einen großen Edelstein von wunderbarem Glänze hervor und wollte ihn dem Schmiede für seinen Liebesdienst schenken. Der Schmied aber nahm den Lohn nicht an und ging ruhig nach Hause an seine Arbeit. Unter fröhlichem Pfeifen und Singen teilte er einen mäch- tigen Block Eisen in kleinere Stücke, die er am nächsten Tage zu schlanken Stangen schmieden wollte. Wie groß aber war sein Erstaunen, als er am andern Tage in seine Werkstatt trat und die ganze Arbeit schon getan fand. Da waren die Eifenklumpen zu feinen Stangen ausgereckt und lagen da fein säuberlich in Reihen aufgeschichtet. „Ei," dachte der Schmied, „wenn das ein Spaß ist, den sich mein Nachbar gemacht hat, so kann ich's mir wohl gefallen lassen." Er sragte hin und wieder in der Nachbar- schaft, aber niemand wußte von der Sache.

3. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 40

1868 - Elberfeld : Volkmann
40 Doch wollen wir die höchst einförmige Geschichte der Ptole- mäer hier nicht erzählen, sondern benutzen diese Gelegenheit blos, um Einiges aus der älteren Geschichte dieses Wunderlandes nach- zuholen. Aegypten ist vom Nil durchflossen und verdankt diesem Strome seine Fruchtbarkeit und Cultur. Jährlich im Juli schwillt der Fluß in Folge des Schmelzens der ungeheuren Schneemas- sen im Innern Afrikas an und überschwemmt das Land bis zum October. Er führt eine Menge Schlamm mit sich und befruch- tet so das Land, das nach Zurücktreten des Wassers besät und bepflanzt wird und dann reichliche Ernten trägt. Um das Was- ser auch in die entfernteren Theile des Landes zu leiten, hatten schon die alten Aegypter Kanäle und großartige Wasserleitungen angelegt. Aber auch in anderer Hinsicht zeichneten sich die Ein- wohner durch hohe Cultur aus; wir bewundern noch jetzt die Pyramiden, viereckige, nach oben spitz zulaufende Gebäude aus großen Quadersteinen, oft von ungeheurer Höhe (die des Cheops ist noch jetzt 465 Fuß hoch); sie dienten zu Grabstätten der Kö- nige. Ferner sind die Obelisken zu merken, viereckige, oben spitz zulaufende Säulen, bis 180 Fuß hoch, die vor den Tempeln standen; dann die Tempel selbst, von denen noch großartige Reste übrig sind, die Königspaläste, die Katakomben d. h. in Felsen ausgehauene Gewölbe zur Aufbewahrung der einbalsamirten Lei- chen oder Mumien, die Sphinxe, liegende Löwen mit menschli- chen Köpfen und Anderes. Alle diese Gebäude sind mit einer Menge Bilder versehen, die eine Schrift darstellen; man nennt eine solche Schrift Bilderschrift oder Hieroglyphen. Diese ent- halten Nachrichten über die Regierung der alten Könige, und da man in neuerer Zeit angefangen hat, dieselben zu lesen und zu verstehen, so wissen wir, daß schon viele tausend Jahre v. Chr. G. in Aegypten blühende Reiche und geordnete Staatsverfassun- gen bestanden. Die Negierung war in den Händen der Könige, Pharaonen genannt, die wahrscheinlich durch die Priester aus der Krieger- kaste gewählt wurden. Das ganze Volk nämlich war in sieben streng von einander gesonderte Classen, Kasten genannt, einge- theilt, von denen die der Priester und Krieger die vornehmsten

4. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 64

1868 - Elberfeld : Volkmann
64 Carthago leiten wollte. Er eroberte nach und nach mehrere Städte, bekämpfte in der Nähe von Bagrada eine ungeheure Schlange mit Ballisten (Wurfmaschinen) und rückte bis nahe vor die Mauern Carthagos. Schon waren die Bewohner ge- neigt, auf Friedensbedingungen einzugehen, als sie, durch die Härte derselben abgeschreckt, beschlossen, lieber alles Andere ver- suchen zu wollen und den Krieg fortzusetzen. Sie schickten daher Schiffe aus auf Werbung griechischer Söldner, und es gelang ihnen, einen tüchtigen Feldherrn, den Lacedämonier Xanthippus zu gewinnen, der ihr Vertrauen so sehr erwarb, daß sie ihm die Oberansührung anvertrauten. In einer heftigen und bluti- gen Schlacht besiegte er namentlich mit Hülse der Elephanten und durch geschickte Beuutzung der Oertlichkeit die Römer und nahm den Regulus selbst gefangen, den er gefesselt in die Stadt führte. Bald darauf trat er vom Commando ab, da er die Mißgunst und den Neid der carthagischen Feldherrn merkte und kam aus der Rückkehr nach Griechenland um. Daß er von den Carthagern selbst auf ein leckes Schiss gebracht und mit demselben versenkt sei, ist wohl eine Fabel. Regulus blieb fünf Jahre in der carthagischen Gefangen- schaft. Da die Römer indeß Fortschritte namentlich zu Lande auf Sizilien machten, so sandten ihn die Carthager nach Rom, um Vorschläge zum Frieden zu nlachen und die Auswechslung der Gefangenen zu bewirken. Regulus, mit punischen Kleidern angethan, betrat die Stadt Rom nicht, weil nach altem Herkom- men den Gesandten der Feinde allemal außerhalb der Mauern der Zutritt zum Senat gegeben wurde, er selbst aber nach Kriegs- recht Sclave der Carthager sei. Er richtete seinen Auftrag kurz und bündig aus, ohne ein Wort der Empfehlung hinzuzu- fügen. Als aber seine punischen Begleiter abgetreten waren, ent- hüllte er alle Schwächen und Verlegenheiten Carthagos, zeigte, daß dieser Staat seinem Untergange entgegeneile, rieth dringend, den Frieden nicht zu bewilligen und die Gefangenen nicht aus- zuwechseln, da in der Römer Händen tüchtige und noch jugend- lich kräftige Feldherrn der Feinde seien, und bewirkte dadurch, daß der Senat nicht auf die Vorschlüge einging. Man drang nun in den Regulus, nicht nach Carthago in die Gefangenschaft

5. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 101

1868 - Elberfeld : Volkmann
101 Cicero, der nur zu gut merkte, daß dies auf ihn gehe, mich dem Sturme aus und begab sich freiwillig ins Exil. Kurz darauf wurde die Acht über ihn ausgesprochen, fein Haus Zerstört und seine Landgüter geplündert. Er ging nach Macédonien und lebte bei einem Freunde in Thessalonich (Salonichi); sechszehn Monate später wurde er auf Antrag mehrerer Volkstribunen von der allgemeinen Stimme sämmtlicher Wahlkreise zurückberufen; seine Rückkehr glich einem Triumphzuge, sein Haus wurde wieder auf- gebaut und zur Wiederherstellung seiner Landgüter ihm eine Summe Geldes angewiesen. Aber er gelangte zu Rom nicht wieder Zum vorigen Ansehn, man suchte ihn Zu entfernen, und so mußte er einem Gesetze des Pompejus gemäß im Jahre 51 als Statthalter nach Cilicien gehen, wo er sogar in einem Kriege gegen die Parther sich den Ehrentitel Imperator erwarb. Als der Krieg zwischen Cäsar und Pompejus ausbrach, schloß er sich dem letzteren an, weil er ihn für einen ehrlichen Freund und Beschützer der Republik hielt. Rach dem Siege Cäsars lebte er still für sich und entfernt von den Staatsgeschäften, obschon Cä- sar ihn freundlich behandelte und sogar vor Anderen auszeich- nete; er schrieb damals mehrere seiner Werke. Kaum war Cäsar ermordet, so kehrte Cicero in den Senat zurück, nahm wieder thätig Theil an den Verhandlungen und bewirkte eine Amnestie, d. h. Vergessen und Verzeihung des Ge- schehenen; den Brutus und Cassius aber lobte er ausnehmend und Zog sich dadurch den Haß der Anhänger Cäsars, besonders des Antonius zu. Er schloß sich nun dem adoptirten Sohne und Erben des Cäsar, dem Octavianus an, von dem wir im Folgenden hören werden. Dieser aber, der anfangs feindlich gegen den Antonius aufgetreten war, verband sich bald darauf mit ihm und einem gewissen Lepidus Zum Zweiten Triumvirate. Run wiederholte sich das von Sulla gegebene Beispiel der Pro- scriptionen; Antonius setzte den Cicero, den er glühend haßte, auf die Liste der Geächteten und vermochte den Octavian, seine Genehmigung dazu zu ertheilen. Als Cicero die Nachricht hier- von auf seinem Landgute bei Tusculum erhielt, suchte er sein Heil in der Flucht. Unschlüssig kehrte er indeß auf sein Gut Zurück, ließ sich aber bei der Annäherung der Soldaten in einer

6. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 90

1868 - Elberfeld : Volkmann
90 schienen sie ihnen auch den Ruhm in Kunst und Wissenschaft streitig zu machen.*) Nach Rom zurückgekehrt, wußte er sich durch Freigebigkeit und freundliches Wesen die Liebe des Volkes Zu erwerben und durchlief dann die gewöhnliche Reihenfolge der römischen Staatsämter. Zuerst wurde er Quästor, d. h. derje- nige Beamte, der die Staatsgelder zu verwalten hatte, und er- hielt als solcher das westliche Spanien als Provinz; hier soll er in Gades (Cadix) beim Anblick der Bildsäule Alexanders des Großen schmerzlich ausgerufen haben: „Der hatte in meinem Alter schon die Welt erobert, und ich habe noch nichts gethan." Dann wurde er in Rom Aedil; als solcher hatte er die Aufsicht über die öffentlichen Gebäude, über die Sicherheit und Reinlich- keit der Straßen, die öffentlichen Spiele und die Markt- und Sittenpolizei; durch prächtige Spiele, die er veranstaltete, gewann er sich die Gewogenheit des Volkes in hohem Grade, stürzte sich aber.zugleich in bedeutende Schulden. Im Jghre 63 v. Chr. wurde er sogar durch Volkswahl Oberpriester (Pontifex Maxi- mus), obschon die Optimalen ihm heftig entgegenwirkten, und er auch noch nicht das für diese Würde erforderliche Alter hatte; denn dieselbe wurde nur denjenigen ertheilt, die bereits die höch- sten Aemter bekleidet hatten. Im Jahre 62 war er Prätor, d. h. Oberrichter oder der mit Ausübung der Rechtspflege be- traute Beamte, und nach Ablauf der Prütur erhielt er das west- liche Spanien zur Verwaltung. Hier brachte er theils durch glücklich geführte Kriege, theils durch geschickte Benutzung seiner amtlichen Gewalt in der reichen Provinz so viel Geld zusammen, daß er seine Schulden bezahlen konnte. Im folgenden Jahre kehrte er nach Rom zurück, wo damals Pompejus auf der Höhe seiner Macht stand; diesem fehlte es indeß nicht an Gegnern und Neidern, unter denen der reiche Crassus, Lucullus, der vor ihm gegen Mithridates gekämpft hatte, und der eifrige Republi- kaner Cato zu nennen sind. Cäsar, der sich um das Consulat bewerben wollte, sah ein, daß er dazu eines mächtigen Beistandes bedurfte, näherte sich zuerst dem Pompejus, brachte dann eine Versöhnung zwischen 3 Andere erzählen dies vom Cicero.

7. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 18

1868 - Elberfeld : Volkmann
18 gegen Crösus, den König von Lydien, den er besiegte, gefangen nahm und, wie es heißt, zum Feuertode verurtheilte. Auf dem Scheiterhaufen rief Crösus, der zu spät die Wahrheit dessen ein- sah, was Solon einst zu ihm sprach, dreimal dessen Namen. Cyrus, aufmerksam gemacht, ließ sich von ihm sein Begegniß mit Solon erzählen und begnadigte ihn, eingedenk des Wandels des menschlichen Schicksals, das auch ihn ereilen könne. Den nächsten Feldzug machte er gegen das Reich von Babylon am Euphrat; auch dieses eroberte er und nahm die feste Hauptstadt dadurch ein, daß er den Euphrat ableitete und durch das trockne Bette in die Stadt drang. Einen dritten Feldzug machte er ge- gen die Königin der Massageten, Tomyris, in dem Tieflande, durch welches Aniu und Sir dem Aralsee zufließen; auf diesem soll er gefallen sein. Ihm folgte sein Sohn Cambyses, der Aegypten dem Reiche 'hinzufügte, und dann nach einer kurzen Zwischenregierung, indem die Meder einen Versuch machten, die Herrschaft wieder an sich zu bringen, Darius, der Sohn des Hystaspes. Dieser unternahm einen Zug gegen die Scythen, ein Volk im südlichen Rußland, und ließ zu dem Ende eine Brücke über die Donau schlagen, zu deren Wächtern er griechische Fürsten aus Kleinasien, die damals den Persern unterthänig waren, bestellt hatte. Einer derselben, Histiüus aus Milet, rettete ihm die Brücke, als andere gerathen hatten, dieselbe abzubrechen, damit Darius mit seinem Heere um- käme. Deßwegen wurde er von Darius reich belohnt, später aber, als er von seinen Neidern verdächtigt wurde, an den Hof berufen und dort in einer Art von Gefangenschaft gehalten. Derselben überdrüssig, stachelte er seinen Schwiegersohn Arista- goras, der an seiner Stelle Statthalter von Milet geworden war, Zur Empörung auf; in diese wurden auch die übrigen Grie- chen in Kleinasien hineingezogen. Sie suchten Hülfe bei ihren Stammverwandten in Europa; sie fanden dieselbe bei den Athe- nern, die ihnen zwanzig Schiffe schickten, Zu denen die Einwoh- ner von Eretria auf Euböa noch fünf hinzufügten. Das Unter- nehmen mißlang aber; zwar nahmen die Aufständischen die Stadt Sardes, den Sitz des persischen Satrapen, und verbrannten es, dann aber wurden sie bei Ephesus geschlagen, woraus die Athe-

8. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 26

1868 - Elberfeld : Volkmann
26 fliehen ließ, sich die Freundschaft des Königs zu erwerben und versprach ihm, Griechenland unter seine Oberherrschaft Zu brin- gen. Zugleich fing er an, üppiger und schwelgerischer zu leben und beleidigte die übrigen Griechen durch Härte und tyrannischen Stolz, so daß die meisten derselben den Oberbefehl der Flotte den Athenern übertrugen. Pausanias setzte indeß sein verräthe- risches Spiel fort. Sobald die Spartaner hiervon Kunde erhiel- ten, riefen sie ihn Zurück; sie wagten aber nicht eher, etwas Ent- scheidendes gegen ihn Zu thun, als bis er sich selbst verrathen hatte. Ein Brief, den er einem Sclaven an den persischen Statt- halter gegeben hatte, wurde von diesem den Behörden in Sparta mitgetheilt; dieselben veranlaßten ihn, sich in einen Tempel zu flüchten; dorthin eilte auch Pausanias. Aus dem Gespräch, das er mit dem Sclaven führte und welches von den Ephoren be- lauscht wurde, ging die Gewißheit seiner Verrätherei hervor. Pausanias sollte nun auf dem Heimwege verhaftet werden. Von einem Ephoren gewarnt, floh er in einen Tempel; da man ihn aus demselben nicht gewaltsam herrauszureißen wagte, so ver- mauerte man das Heiligthum. Als er dem Hungertode Mhe war, trug man ihn hinaus und wenige Augenblicke nachher gab er den Geist auf. Auch Themistokles hatte mit widrigen Schicksalen szu käm- pfen. Nach der glücklichen Besiegung der Feinde war er unab- lässig bemüht, seine Vaterstadt Zu heben und ihr eine größere Macht zu verschaffen. Das Nächste, was er that, war, daß er die Gebäude Athens wiederherstellen ließ und einen Volksbeschluß bewirkte, nach welchem die Stadt mit einer starken Mauer um- geben werden sollte. Die Spartaner thaten hiergegen Einspruch, indem sie geltend machten, daß keine Stadt außerhalb des Pe- loponnes Mauern haben dürfe, damit sie nicht den Barbaren als Stützpunkt diene. Dennoch setzte er seine Absicht durch und wußte die Spartaner so lange hinzuhalten und zu täuschen, bis die Mauer die hinlängliche Höhe erlangt hatte. Auch den zwei Stunden von der Stadt entfernten Hafen Piräus befestigte er und beförderte die Seemacht und den Handel Athens. Bald aber erregte er durch seinen Einfluß den Neid seiner Gegner und die Furcht des Volkes, er möchte seine große Macht Zum

9. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 117

1868 - Elberfeld : Volkmann
117 moppten und über den Isthmus in den Peloponnes ein und bedrohte von hier aus die Küsten Italiens. Inzwischen war die Theilung des Reiches, von der wir oben gesprochen haben, schon vor sich gegangen, und Stilicho, der Minister und Feld- herr des weströmischen Kaisers, kam mit einem Heere herüber und schloß den Alarich, der sich nach Arkadien gezogen hatte, dort ein. Derselbe entkam aber der Gefahr der Vernichtung, sei es, daß er eine augenblickliche Nachlässigkeit des Feindes geschickt benutzte, sei es, daß Stilicho ihn absichtlich entschlüpfen ließ. Die Gothen Zogen nun nach Norden und setzten sich in Jllprien fest; der oströmische Kaiser fand sich mit ihnen ab, in- dem er Alarich zum Oberfeldherrn des östlichen Theiles dieses Lan- des, der zu Ost-Rom gehörte, ernannte. Dort versah er seine Truppen aus den Zeughäusern vollständig mit Waffen und brach dann auf Veranlassung des Hofes zu Constantinopel verwüstend in Italien ein. Da er sich aber bald wieder zurückzog, so ge- wann Stilicho Zeit, sich zu rüsten. Als daher Alarich zwei Jahre später von Neuem erschien, konnte er ihm ein wohlgeüb- tes Heer entgegenstellen und griff ihn unter günstigen Unfftänden bei Pollentia in Ligurien an. Alarich wurde zum Rückzüge ge- zwungen und auf demselben von Stilicho, der beobachtend ihm zur Seite folgte, wie einst Fabius dem Hannibal, bei Verona eingeholt und nachdrücklich geschlagen. Nun blieben die Gothen mehrere Jahre ruhig, während ein anderer deutscher Haufe von der Donau her in Italien einfiel, dort aber größtentheils aufge- rieben wurde. Da erschien Alarich 408 abermals in Italien und zwar, wie man vermuthete, auf Stilichos Veranlassung, der irgend einen geheimen Plan mit ihm verabredet zu haben scheint. Ebenderselbe bewog den römischen Senat, dem Alarich den ge- forderten Tribut zu bewilligen; das benutzten die Feinde des Stilicho zu seinem Verderben und klagten ihn des Verraths an. Der schwache Kaiser Honorius gab den Einflüsterungen Gehör und ließ den verdienten Mann, der allein das Reich retten konnte, hinrichten. Während der Kaiser in der festen Stadt Ravenna seine Person in Sicherheit brachte, zog Alarich gegen Rom und belagerte es. Zwar ließ er sich gegen Entrichtung eines bedeu- tenden Tributs zum Abzug bewegen, kehrte aber, da der Kaiser ■Go-:*" r~ kor» Instit für.'init fn üiönate

10. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 118

1868 - Elberfeld : Volkmann
i 18 den Vertrag nicht bestätigen wollte, im folgenden Jahre zurück und ließ den Stadtpräfecten Attalus zum Kaiser ausrufen; dann aber knüpfte er wieder Unterhandlungen mit Honorius an und erklärte den Attalus für abgesetzt. Als er nun aber seinen Zweck beim Hofe nicht durchsetzte, zog er 410 zum drittenmal gegen Rom, nahm die Stadt mit Sturm ein und gab sie seinen Go- then zur Plünderung preis. Aber schon nach einigen Tagen zog er ab, sei es, daß Mangel an Lebensbedürfnissen ihn zwang, sei es, daß er einsah, er könne Italien nicht behaupten, wenn er nicht zugleich im Besitze von Sicilien und Afrika sei. Auf seinem Zuge dorthin starb er unerwartet bei Cosenza in Calabrien im siebenunddreißigsten Jahre seines Lebens. Die Gothen begruben ihn auf eine eigenthümliche Weise; sie leiteten den Fluß Busento ab, senkten den Leichnam in voller Rüstung auf dem Pferde in ein im Bette gewühltes Grab nebst vielen Schätzen, leiteten dann den Fluß wieder zurück und töd- teten alle Sclaven, welche das Grab gemacht hatten, damit Nie- mand die Ruhestätte des Helden verriethe. Die Anführung der Gothen übernahm Alarichs Schwager Ataulf; dieser führte sie zurück und knüpfte mit Honorius neue Unterhandlungen an, da er sich um die Hand von dessen Schwe- ster Placidia bewarb. Diese erhielt er endlich, nachdem er nach dem südlichen Frank- reich gezogen war, und feierte seine Hochzeit aufs prächtigste in Narbonne. Dort legte er auch den Grund zu einem westgothi- schen Reiche, dessen Hauptstadt Toulouse wurde. Als er bald nachher eines gewaltsamen Todes starb, folgte ihm sein Bruder Wallia. Diesem drang über die Pyrenäen in das südliche Spa- nien ein, vertrieb die Vandalen und Alanen, die sich dort nieder- gelassen hatten, und erweiterte die.grenzen des westgothischen Reiches, das sich im Laufe der Zeiten über ganz Spanien aus- dehnte.
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