Vorwort.
Die Präparaüonen für den „Geschichtsunterricht in der Volksschule" find ans der Praxis hervorgegangen. Sie enthalten nur die Stoffe, die in der Volksschule wirklich behandelt werden können; jedes Übermaß ist vermieden. Der Lehrstoff ist in einfacher, schlichter Form geboten, wie es dem Standpunkte des Volksfchülers entspricht. Pädagogisch wertvolle Quellenstoffe find dabei ausgiebig verwertet worden. Wo die Quellenstücke wegen zu großer sprachlicher Schwierigkeiten nicht selbst aufgeführt werdeu konnten, find sie durch auf Grund von Quellenberichten bearbeitete Darstellungen ersetzt worden. Wo es der Gang des Unterrichts erfordert, wird der Weg der bloß darbretendenmethode verlassen, und das entwickelnde Verfahren tritt in feine Rechte. Wann es zur Anwendung kommt, hat in jedem Falle der Lehrer selbst zu bestimmen, da hier der geistige Standpunkt der Kinder der ausschlaggebende Faktor ist. Mancher in den „Präparationen" in Form abgerundeter Erzählungen gebotene Stoff kann durch darstellenden Unterricht gewonnen werden. Wo den Kindern die Anschaffung eines Quellenlefebuchs nicht zugemutet werden kann und auch die Schul-bibliothef mehrere solcher Hilfsmittel nicht zur Verfügung stellt, kann der Lehrer die Quellenstoffe für feinen freien Vortrag verwenden. Oft wird sich innerhalb der Behandlung einer methodischen Einheit ein Wechsel im quellenmäßigen, vortragenden und darstellenden Verfahren nötig machen. (Vergl. des Verfassers Arbeiten: „Das Schülerheft im vaterländischen Geschichtsunterricht.
Lernbuch, Lesebuch, Quelleulesebuch." Evangelisches Schulblatt 1910, Heft 5 und 6. — „Welche Forderungen ergeben sich aus dem Ziel der Erziehung für die praktische Gestaltung des Geschichtsunterrichts?" Pädagogische Aufsätze, Bd. I. Halle a. S., Gefenius.) Auch im Geschichtsunterricht muß der Selbsttätigkeit und den selbständigen Leistungen der Kinder mehr Raum gewährt werden. Darum ist in den Präparationen jede Stoffabfragerei vermieden. Wo Fragen gestellt werden, sollen sie die Kinder zur Erfassung der Hauptgedanken führen, zum Denken anregen, die Urteilskraft stärken. So habe ich versucht, die Forderungen, die der M i n i st e r i a l e r I a ß vom 31. Januar 1908 an den Geschichtsunterricht stellt, praktisch zu verwirklichen: „Im Geschichtsunterrichte sind die Darstellungen ans der älteren und mittleren deutschen Geschichte ans die wichtigeren Lebensbilder zu beschränken... Das Hauptgewicht fällt auf die neuere vaterländische, insbesondere die preußische Geschichte; dieser kann um so mehr Zeit gewidmet werden, je mehr bei der älteren und mittleren Geschichte eine Beschränkung eintritt. Von der Zeit des großen Kurfürsten an ist der Stoff eingehender und in ununterbrochener Reihenfolge zu behandeln. Es ist aber nicht nur die äußere Machtentwicklung des Staates zu schildern, sondern es sind auch die innere Entwicklung des Landes und die für das Volkswohl getroffenen Einrichtungen in ausreichender Weise zu berücksichtigen. Der Unterricht darf nicht bloß Tatsachen auszahlen, sondern muß durch lebendige und anschauliche
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fr Chlodwig. 31
gegen den Feind. Durch die Tapferkeit ihres Königs wurden die Franken von frischem Mut neu belebt. Sie folgten ihrem Führer und warfen in unwiderstehlichem Ansturm alles nieder, was ihnen in den Weg trat. Jetzt gerieten die feindlichen Scharen ins Wanken. Ihr König fiel. Da verloren die Alemannen den Mut; sie ergriffen die Flucht und wurden gezwuugen, sich der Herrschaft Chlodwigs zu unterwerfen. Chlodwig kehrte in Frieden heim. Die ganze Gegend am Main und Mittelrhein war durch diesen Sieg in seine Hände gekommen.
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie Chlvdwig die Alemannen besiegt.
2. Ob er sein Wort halten wird?
Nach seiner Heimkehr erzählte Chlodwig seiner Gemahlin, wie er Christi Namen angerufen und den Sieg gewonnen habe. Da ließ Chlotilde den heiligen Remigius, den Bischof von Rheims, holen und bat ihn, er möchte dasevangelium vom Heilande dem Könige zu Herzen führen. Chlodwig aber sprach zum Bischof: „Wohl will ich gern deine Worte vernehmen; aber ich befürchte, daß mein Volk nicht dulden wird, daß ich seine Götter verlasse. Doch ich will zum Volke reden nach deinen Worten." Das Volk zeigte sich willig. Da taufte der Bischof den König. Bevor dieser ins Taufwasser stieg, sprach der Bischof zu ihm: „Beuge in Demut dein Haupt. Bete an, was du verfolgt, verfolge, was du angebetet hast!" Dann bekannte Chlodwig den Glauben an den dreieinigen Gott und wurde getauft und als erster christlicher Frankenkönia mit heiligem Ole gesalbt. An demselben Tage traten auch noch dreitausend fränkische Krieger zum , christlichen Glauben über.
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie sich Chlodwig zum Christentum bekehrt.
3. Die Eroberungssucht ließ dem Frankenkönige keine Ruhe. Er gewann den ganzen Norden Galliens und verfolgte dann das Ziel, seine Herrschaft nach Süden auszudehnen und ein großes Weltreich zu gründen. Ob er das Ziel erreichte? Er drang mit seinen Kriegern gegen Süden vor, besiegte die Römer und die Westgoten und tötete deren König mit eigener Hand. Bis zu den Pyrenäen nahm er das Westgotenreich in Besitz. So war ganz Gallien in seine Hände gelangt, und er strebte nun danach, die Herrschaft über das mächtige Frankenreich sich und seinen Nachkommen zu sichern. Darum ließ er alle fränkischen Stammeshäuptlinge grausam ermorden; nach und nach hatte er alle seine Verwandten hinrichten lassen. Da hörte man ihn wobl klagen, daß er nun freudlos und allein stünde. Er tat es aber nur, um den, der sich etwa zeigen werde, gleichfalls umbringen zu lassen.
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie Chlodwig ganz Gallien unter seine Herrschaft bringt.
Vertiefung,
Warum wollte sich Chlodwig nicht ohne die Einwilligung seines^Volkes taufen lassen? (Er fürchtete, seine heidnischen Untertanen würden sich sonst von ihm abwenden und dann würde er an Macht verlieren.)
Wie ist über die Bekehrung Chlodwigs zu urteilen? (Er wollte nur unter der Bedingung den Christenglauben annehmen, daß Gott ihm vorher Beistand gewährt und dadurch seine Macht offenbart. Seine Bekehrung war eine rein äußerliche; durch die Erkenntnis von der Wahrheit des Christentums wurde sie
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Bonifatius, der Apostel der Deutschen. 35
Warum mißglückte der Bekehrungsversuch der Friesen?
Was war die Folge?
Warum konnte Suitbertus so erfolgreich im Bergischen Lande wirken? (Er stand unter dem Schutze des Fraukenkönigs.)
Überschrift?
Zusammenfassung: Suitbertus, der Apostel des Bergischen.
2. Wie das Evangelium weiter nach Deutschland hineingetragen wurde.
a) In der Nähe des Dorfes Geismar stand eine alte, knorrige Eiche, die von den Hessen heilig gehalten wurde. Als sie hier wieder einmal ein Götzenfest feiern wollten, trat der fromme Prediger Bonifatius uuter sie und suchte sie von der Nichtigkeit ihres heidnischen Glaubens zu überzeugen. Er wollte die dem Donar geweihte Eiche fällen und dadurch die Ohnmacht der Götter beweisen. Als er mit seinen Gehilfen die Äxte anlegte, ging ein lautes Murren durch die Reiheu der Heiden. Sie verwünschten Bonifatius als einen großen Feind ihrer Götter und dachten, der beleidigte Donar würde den Fremden schon selbst strafen. Nach vielen wuchtigen Schlägen stürzte der Baum zur Erde. Aber es erhob sich keiu Donner, und kein Blitzstrahl fuhr zur Erde nieder. Jetzt erkannten die Heiden: Mit Donar ist nichts. Aufmerksam lauschten sie nun den Worten des Bonifatius, der ihnen von der Allmacht des lebendigen Gottes und dem Heiland Jesus Christus erzählte, welcher allen Menschen helfen und sie glücklich machen kann. Da wurden die Heiden umgewandelt. Sie nahmen den christlichen Glauben an und ließen sich taufen. Aus dem Holze der Eiche wurde eine christliche Kapelle erbaut.
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Bekehrung der Hessen.
b) Woher war der kühne Glaubensbote gekommen?
Sein Heimatland war England. Durch fleißiges Studium der Bibel war
in ihm der Entschluß reif geworden, wie jene zwölf Missionare über das Meer zu fahren und den Deutschen das Christentum zu predigen. Ehe er ins Hessenland kam, hatte auch er bei den Friesen das Bekehrungswerk versucht. Aber die wilden Heiden wollten von ihrem Götterglauben nicht lassen. Deshalb verließ Bonifatius ihr Land, fuhr den Rhein hinauf und stieg über die Alpen. So kam er zum Papst nach Rom. Was hatte ihn hierher getrieben? Die Christen betrachteten den Papst als Herrn der Christenheit. Er war auch mit dem Könige der Franken befreundet. Bonifatius erwarb sich so den Schutz des Frankenkönigs. Er ging im Aufträge des Papstes nach Deutschland zurück und bekehrte die Hessen.
. Überschrift?
Zusammenfassung: Bonifatius' Heimat und erfolglose Predigt bei den Friesen.
c) Nachdem er alle Hessen bekehrt, in ihrem Lande noch mehrere Kirchen erbaut und Seelsorger eingesetzt hatte, begab er sich ins Land der Thüringer. Er predigte und ruhte nicht eher, bis auch der größte Teil dieses Volkes bekehrt war.
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Bekehrung der Thüringer.
6) Wie sorgte Bonifatius nun dafür, daß die Getauften dem Christenglauben treu blieben?
Die Schüler geben an: Schon im Hessenlande hatte er Kirchen erbaut und Prediger eingesetzt, die das Volk in den christlichen Lehren "unterrichten sollten.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Apostel Bonifatius
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hessen Gottes Hessen England Hessenland Rhein Rom Deutschland Hessen Hessen Hessenlande
Bonifatius, der Apostel der Deutschen.
37
Hauptüberschrift?
Haichtzusammensassung: Bonisatius, der Apostel der Deutschen.
Übersicht.
Die Bekehrung der Deutschen.,
1. Wie das Christentum in unsere Heimat kam.
2. Wie das Evangelium weiter nach Deutschland hinemgeirageu wurde: Bouisatius.
a) Bonisatins Heimat und erfolglose Predigt bei den Friesen.
b) Die Bekehrung der Hessen.
c) Die Bekehrung der Thüringer.
d) Die Befestigung des Christentums in Deutschland.
e) Bonifatius' Märtyrertod.
Iii. Verknüpfung»
Mit welchem Rechte nennen wir Bonisatins den Apostel der Deutschen?
Welches Ziel hatte er sich gesetzt?
Was hatte ihu dazu veranlaßt?
Wie hat er sein Ziel erreicht?
Was hat Deutschland dem kühnen Missionar zu verdanken?
Iv. Zusammenfassung.
A. Historisches.
1. Bonifatius, ein rechter Missionar, voll Glaubensmut, Gottvertrauen, Geduld und Ausdauer, Liebe zu den Heiden, Opferfreudigkeit und Klugheit. Er ist der Gründer der christlichen Kird)e in Deutschland.
2. Er errichtete Klöster, Kirchen, Schulen und gab der deutschen Kirck, e eine ei nheitlicbe Gestaltung, indem er sie nach römischem Muster ordnete.
3. Dadurch fügte er sie der allgemeinen (katholischen) Kirche ein, stellte sie unter die Herrschaft des Papstes und sorgte für ihren dauernden Bestand.
Zahl: 755.
8. Ethisches.
„Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker."
„Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir."
„Sei getreu bis in den Tod!^
V. Anwendung.
Warum wirken heute noch Missionare?
Inwiefern ist Bonifatius das Vorbild eines rechten Missionars?
Das Bonifatiusdenkmal in Fulda.
Das Suitbertusdeukmal in der Haardt bei Elberfeld.
Welche Bedeutung hatten die Klöster für die Kirche?
Wie werden die Prediger und die Missionare Heute auf ihr Amt vorbereitet? A n f ch l u ß st o f f e für Religion: Mir nach! spricht Christus, unser Held. — Ich sende euch.^(Gerok.)
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Extrahierte Personennamen: Apostel Apostel Apostel Bonifatius Christus Gerok
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hessen Deutschland Deutschland Deutschland Fulda Elberfeld
r
40 «Karl der Große.
Hause den Gesang der Christen. Das ergriff ihn. Unbemerkt trat er in die Kirche ein. Die Andacht der Krieger und die Frömmigkeit Karls stärkten in ihm die Gewißheit, daß der Christengott ein besserer Gott sein müsse, als die Heidengötter waren. Da, als man ihn erkannte, trat er hervor und bat um die christliche Taufe. Gern wurde sie ihmgewährt. Folge? Es bekehrten sich nach und nach auch viele Sachsen. Karls vornehmste Sorge war nun, den Bestand des Christentums im neuerworbenen Lande zu sichern. Darum ließ er überall im Lande Kirchen, Klöster und Schulen errichten. Prediger und Mönche wurden nach Sachsen geschickt, um durch Verkündigung des Wortes Gottes und durch Unterricht die Bewohner im neuen Glauben zu stärken und sie an bessere Sitten zu gewöhnen. So gewannen die Sachsen das Christentum nach und nach lieb; sächsische Jünglinge traten in die Klosterschulen ein und ließen sich zu christlichen Lehrern und Predigern ausbilden. Über die Klöster, Kirchen und Schulen einzelner Bezirke setzte Karl der Große Bischöfe. (Münster, Osnabrück, Paderborn. Minden, Bremen. Verden, Hildesheim und Halberstadt.)
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie die Sachsen sich endlich unterwerfen und das Christentum annehmen.
Übersicht.
Die Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen.
1. Die Veranlassung des Sachsenkrieges.
2. Der Verlauf.
a) Die erste Unterwerfung der Sachsen
b) Der hartnäckige Widerstand.
c) Die völlige Unterwerfung und die endliche Bekehrung.
Iii. u. Iv. Verknüpfung und Zusammenfassung.
A. Historisches.
Warum wurde Karl dem Großen die Unterwerf'un'g des Sachsenvolkes so schwer, und was hat er durch den langen Krieg erreicht?
1. Warum wurde ihm die Unterwerfung so schwer? (Der Charakter des Sachsenvolkes.)
2. Was hat er durch den langen Krieg erreicht?
Der gewaltige christliche König der Franken wollte, daß alle deutschen Stämme sich zum Christentume bekehren und ein großes, einiges Deutsches Reich bilden sollten. Durch die Ausnahme der Sachsen ins fränkische Reich wurde der letzte heidnische Volks st amm der Germanen für das Christentum gewonnen. Alle deutschen Stämme waren nun zu einem großen, ch r i st licken Reiche vereinigt.
B. Ethisch-Religiöses.
Was lehren uns die Bekehrungsweise des Bonifatius "und die Bekehrungsweise Karls des Großen über die rechten und falschen Missionsmittel?
Mit blutigen Kriegen und Gewalt kann nicht Mission getrieben werden: die Herzen müssen durch Sanftmut und Liebe gewonnn" werden.
V. Anwendung.
Karl der Große und Armin. Ihre Ziele.
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl_der_Große_Bischöfe Karl Karl_dem_Großen Karl Karls Karl Armin
Extrahierte Ortsnamen: Karls Sachsen Karls Sachsen Gottes Sachsen Paderborn Bremen Hildesheim Halberstadt Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Karls
Die alten Deutschen.
11
oder Schuhe, die aus einem Stück Tierfell genäht waren. Das Haupt des Germanen war meistens unbedeckt; aber wenn's in den Krieg ging, dann benutzte er als Schutz und Schmuck des Kopfes die Kopfhaut eines Bären, eines Wolfes oder eines Auerochsen.
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie die Germanen sich kleideten.
c) Worin bestand nun das Tagewerk der alten Deutschen?
Die liebsten Beschäftigungen der M änn e r waren die Jagd und der Krieg. Die Jagdgeräte und Waffen stellten sie sich selbst her. Sie spitzten und schliffen Horn, Knochen und Steine. Scharfe Keile wurden in hölzerne Schäfte eingesetzt. Flintsteinsplitter wurden auf Stäben befestigt, um als Pfeile zu dienern — Kaum ist die Sonne über den dunklen Wald emporgestiegen, so wird's ans dem Hofe lebendig. Die Männer ziehen hinaus auf die Jagd. „An der Seite hängt ihnen die Steinaxt und ein Bündel Pfeile; in der Hand tragen sie Spieß und Bogen. Knechte, Kinder und Hunde begleiten sie." Draußen im Walde beginnt bald ein lustiges Treiben. Gegen Mittag kehrt die Jagdgesellschaft mit reicher Beute heim. Am Tage darauf wird der Jagdschmaus abgehalten. Der Hausherr hat seine Nachbarn dazu eingeladen. Schnell zerreiben die Mägde aus der Handmühle Getreidekörner, vermengen das Mehl mit Milch und rösten den Teig. Das gibt einen vortrefflichen Brotbrei. Dann wird ein saftiger Bärenschinken am Spieß über dem Herdfeuer gebraten, und das Mahl beginnt. Da klopft ein fremder Wanderer an das Tor. Er wird freundlich aufgenommen und bewirtet. Nach Beendigung des Mahles sammeln sich die Männer um dcu steinernen Tisch und spielen Würfel. Sie spielen um ihre Pferde imt> Rinder, und wenn diese verloren sind, um ihre Knechte und Mägde, sind diese hin, um ihre Kinder und ihr Weib, und zuletzt setzen sie ihre eigene Person ans einen Wurf ihrer Hand. Ein Knecht hat volle Arbeit, um die Trinkhörner mit einem aus Gerste und Hafer gebrauten und mit Eichenrinde gewürzten Biere wieder und immer wieder zu füllen.
Hm die Bebauung der Felder kümmerten sich die Männer nicht. Sie überließen diese Arbeit den Knechten und Mägden. Diese mußten auch den Garten bestellen, das Vieh füttern und andere niedrige Dienste in Haus und Hof verrichten.
Den Frauen fiel die Hauptsorge an dem ganzen Hauswesen zu. Sie spannen den Flachs zu Garn und webten und nähten die Kleider. Sie halsen dem Gesinde in der Besorgung der Haus- und Gartenarbeit. Sie unterstützten die Mägde beim Backen des Brotes, beim Bereiten von Butter und Käse, beim Brauen des Bieres und bei der Herstellung der Mahlzeiten. Die Knaben tummelten sich am Bache, übten sich im Gebrauch der Waffen oder hüteten auf der Flußweide Rinder und Schafe.
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie sich die alten Deutschen beschäl t i g t e n.
6) Und wie gestaltet sich nun das Leben in einer Germanenfamilie?
Der Hausvater war der Herr über die Familie und das gesamte Hauswesen. Weib, Kinder, Knechte und Mägde hatten ihm zu gehorchen. Die Frau
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Karl der Große.
haben, und sie sollen ihm Beistand gewähren, und er allein ziehe ins Feld. Die drei aber, welche ihm Beihilse geben, mögen zu Hause bleiben?
Kaiser Karl war der oberste Kriegsherr; er_ war berechtigt, bte zu dem Heerbann gehörenden freien Männer zu jeder Zeit zum Kampfe aufzurufen. An einen Gefolgsherrn schrieb er z. B. einmal folgenden Brief:
Wir gebieten dir, dich am 17. Juni zu Staßfurt an der Bode als dem festgesetzten Sammelorte pünktlich einzufinden. Du sollst aber mit deinen Leuten so vorbereitet dahin kommen, daß du von da, wohin immer der Befehl ergeht, schlagfertig ziehen kannst, nämlich mit Waffen und Gerät und anderen Knegs-erfordernissen an Lebensmitteln und Kleidern, daß jeder Reiter Schild und Lanze, ein Zweihändiges und ein kurzes Schwert, Bogen und Köcher mit Pfeilen habe. Dann, daß ihr habet auf euren Wagen: Hacken, Keile, Mauerbrecher, Äxte, Grabscheite, eiserne Schaufeln und was sonst im Kriege nötig ist. Die Lebensmittelvorräte müssen vom Sammelplatze an auf drei Monate reichen, Waffen und Kleider auf ein halbes Jahr. Insbesondere aber gebieten wir euch, wohl darauf zu achten, daß ihr in guter Ordnung zu dem angegebenen Orte ziehet und daß ihr euch nicht unterstehet, irgend etwas zu nehmen außer Futter für das Vreh und Holz und Wasser. Laß dir keine Nachlässigkeit zu Schulden kommen, so heb dir unsere Gnade ist."*)
Vertiefung.^
Wie sorgte Karl der Große für eine tüchtige Heeresmacht? (Einführung der allgemeinen Heerespflicht, Schonung der Ärmeren.)
Warum mußte er ein jederzeit kriegsbereites Heer haben?
Was erkeuueu wir aus seiner Bestimmung über die Verproviantierung und die Führung der Krieger?
Überschrift?
Zusammenfassung: Karls Sorge für den Reichsschutz.
4. Wie Karl der Große für die Wohlfahrt seines Volkes sorgte.
a) In allen Teilen des Reiches besaß Karl zahlreiche Landgüter. Sie wurden von Amtleuten verwaltet. Die Erträge dieser Güter dienten dem Könige und seinem Hofe zum Unterhalt. Die königlichen Güter sollten Musterwirtschaften sein und die Bauern auf größere Ausnutzung des Landes hinweisen. Sie sahen hier, wie man das Ackerland durch Düngen ertragfähiger machen und dadurch den eigenen Wohlstand fördern kann; sie lernten manches bessere Acker« und Gartengerät, manches feinere Gemüfe und Obst kennen. Karl der Große hatte für die Bewirtschaftung der Mustergüter genaue Verordnungen getroffen. So verfügte er z. B.: „Es ist mit aller Sorgfalt darauf zu achten, daß, was die Leute mit ihren Händen verarbeiten oder verfertigen, als Speck, getrocknetes Fleisch, Wurst, eingesalzenes Fleisch, Wein, Essig, Manlbeerwein, Senf, Käse, Butter, Malz, Bier, Met, Honig, Wachs,Mehl, alles mit der größten Reinlichkeit hergestellt und bereitet werde."
Überschrift?'
Zusammenfassung: Karls des Großen Sorge für die Hebung der Landwirtschaft.
b) Karl gründete Klöster, Kirchen und Schulen. Streng hielt er darauf, daß in den Klöstern ein frommes Leben geführt, daß in den Kirchen das Volk
*) A. Rüde, Quellenlesebuch. S. 18. — Richter, 'Quellenbuch. S. 41.
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Die alten Deutschen.
13
klagten überzeugt, dann schlugen sie mit ihren Waffen klirrend auf die Schilde. Erkannten sie den Angeklagten für schuldig, so warfen sie ihre Waffen auf die Erde und erhoben eine mißfälliges Murmeln. Wer eines Diebstahls oder eines ähnlichen Vergehens für schuldig erkannt wurde, dem wurde als Strafe eine Buße auferlegt; sie wurde gewöhnlich in Vieh gezahlt. Hatte jemand ein schweres Verbrechen, z. B. Heiligtumsschändung, Landesverrat, Körperverletzung oder Totschlag begangen, so wurde über ihn die Todesstrafe verhängt. Er wurde entweder gehenkt oder verbrannt oder gerädert oder in einem Sumpfe versenkt. Oft wurden die Verbrecher auch von Haus und Hof verjagt und ins Ausland verbannt, wo sie als Verfolgte ein kümmerliches Leben führen mußten. Wenn die Schuld oder Unschuld nicht erwiesen werden konnte, dann wurde das Gottesurteil angewandt. Kläger und Beklagter mußten miteinander kämpfen. Der Besiegte galt als schuldig. Oft ließ man die Schuld auslosen. Wer von den beiden das kurze Los zog, wurde bestraft. Über manchen Mörder wurde die Blutrache verhängt. Die Verwandten des Ermordeten hatten dann das Recht, den Mörder zu töteu. Aber selbst von der Todesstrafe konnte sich der Germane befreien, indem er an die Anverwandten des Ermordeten ein Mann- oder Wergeld zahlte.
Zur Vertiefung.
Warum suchten die Germanen unentschiedenefälle durch das Gottesurteil aufzuklären? (Sie glaubten, Gott schütze den Unschuldigen, und so würde sich die Wahrheit schon herausstellen.)
Wie ist darüber zu urteilen?
Von wem wurde die Gerichtsbarkeit ausgeübt? (Das Volk richtete sich selbst.)
Warum ist die alte germanische Rechtspflege heute nicht mehr möglich?
Überschrift?
Zusammenfassung: Wie die alten Teutschen selbst für Recht und Ordnung sorgten.
Land und Leben unserer Vorfahren haben wir nun schon ganz genau kennen gelernt. Wir haben auch schon einen Einblick in ihr Seelenleben gewonnen. Dies möchten wir nun noch genauer erforschen. Darum beantworten wir jetzt die Frage:
Wie dachte n die alten Germanen über den lieben Gott? (Vgl. zu diesem Abschnitt: Alb. Richter, Geschichtsbilder. S. 8 f.)
4. a) Sie kannten ihn noch nicht. Sie waren Heiden und verehrten Götter und Göttinnen. Aber sie erbauten ihnen keine Tempel und machten sich auch keine Götzenbilder. Sie hielten ihre Gottesdienste in heiligen Hainen unter hohen Eichen ab; denn „sie halten es der Hoheit der Himmlischen nicht für angemessen, sie in Wände einzuschließen." Wie es keine Gotteshäuser gab, so hatte man auch keinen Priesterstand. Jeder Freie war der Priester seines Dauses. Ein mächtiger Felsblock im Walde war der Altar. Hier brachten die Germanen ihren Göttern Opfer dar, vor allem Feldfrüchte, Rinder, Pferde, Schafe und Federvieh. In der ältesten Zeit wurden zuweilen Menschen geopfert, aber man nahm dazu nur die Kriegsgefangenen. Von den Opfertieren wurden gewöhnlich nur die Eingeweide auf dem Altare verbrannt. Das übrige Fleisch wurde am Spieß gebraten und von den am Opfer Teilnehmenden verzehrt. Der Opfermahlzeit folgten Spiel und Tanz.
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Die alten Deutschen.
„Ihre Götter dachten sich die Deutschen in der himmlischen Burg Walhalla wohnend, und nach Walhalla wünschte jeder Deutsche nach seinem Tode zu kommen. Aber nur die kommen nach ihrem Glauben dahin, die im Kampfe gestorben waren, mcht die, welche ans ihrem Lager langsam dahinsiechten. In Walhalla wird alle Tage geschmaust und gekämpft; die Wunden, die da geschlagen werden, sind aber mcht gefährlich, denn sie heilen in der nächsten Nacht, und am Morgen kann fröhlicher Kampf von neuem beginnen."
Zusammenfassung: Wie d i e a l t e n Deutschen ihre Götter verehrten, und wie sie sich den Himmel dachten.
Welche Götter beteten sie an?
b) Ihr oberster Gott war Wodan, der Herr des Himmels und der Erde. Er thronte in der Walhalla auf einem goldenen Stuhle. Zu seinen Füßen ruhteu zwei Wölfe; sie verzehrten alle dem Wodan vorgesetzten Speisen; dieser selbst genoß nur Wein. Alle Tage sandte er zwei Raben auf die Erde. Die flogen hin und her und verkündigten ihm dann, was sie wahrgenommen. Die Germanen dachten sich diesen Gott als einen alten bärtigen Mann mit breitkrempigem, grauem Hute, der zuweilen auf feinem achtfüßigen Rosse durch die Luft ritt. Hatten die alten Deutschen einen Kampf ansgefochten, dann schickte Wodan seine Dienerinnen, die Walküren, auf die Erde. Sie wählten die Helden aus, die im Kampfe gefallen waren, und geleiteten sie nach Walhalla in Wodans Saal. Hier wurden dann fröhliche Kampsspiele und Gelage veranstaltet. Der mittelste Tag der Woche war dem Wodan geweiht, und noch heute heißt dieser Tag in manchen Gegenden Deutschlands nicht Mittwoch, sondern Wodanstag.
Wodans Gemahlin hieß Freia. Sie war die höchste unter den Göttinnen. Sie segnete die Felder, beschirmte das häusliche Glück und sorgte dafür, daß die Hausbewohner ihre Arbeit verrichteten, daß besonders die Frauen nicht vergaßen Flachs zu spinnen und Leinwand zu weben. Am Herthasee auf Rügen stand ihr Heiligtum. Der ihr geweihte Wochentag war der Freitag. -
Wodans und Freias Söhne waren die Götter Donar und Baldur. Donar war der Gewittergott. Man glaubte, daß er auf einem mit Böcken bespannten' Wagen über die Wolken dahinfahre und in seiner Hand einen glühenden Hammer schwinge. Wirft er ihn auf die Erde, dann zucken helle Blitze durch die Luft; das Rollen des Wagens aber wird den Menschen im Donner vernehmbar. Nach diesem Gotte ist der Donnerstag genannt. Baldur war der Gott der Sanftmut und Freundlichkeit. „Von ihm ist gut reden, alles lobt ihn. Er ist so schön von Anblick, daß ein leuchtender Glanz von ihm ausgeht, und als er durch Lokis Heimtücke ums Leben kam, da wußten sich die Götter nicht zu fassen vor Schmerz und Trauer." (Tacitus.)
Zog der Germane in die Schlacht, dann rief er den einarmigen Kriegsgott Ziu um Fürbitte bei Wodan an. Der ihm geweihte Wochentag war der Dienstag.
Überschrift?
Zusammenfassung: Die Götter der alten Deutschen. Vertiefung.
Was wir aus dem religiösen Leben der Germanen erkennen:
Sie hatten Ehrfurcht vor ihren Göttern.
Sie glaubten an ein Fortleben nach dem Tode.
Sie verehrten in ihren Göttern Naturkräfte.
In ihrer Religion spiegelt sich ihr inneres Wesen selbst wieder. (Wie jene
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Die alten Deutschen.
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zeigt auch dies Gegensätze: Der rauhe, kriegerische Sinn — das reich entwickelte,
tiefe Gemütsleben.)
Vergleiche den Glauben unserer Vorfahren mit dem religiösen Leben
anderer Heiden.
Vergleiche die Religion der alten Germanen mit unserm christlichen Glauben.
Was uns noch heute au die Religion der Germanen erinnert.
Zusammenfassung des vierten Abschnitts: Die Religion der alten Deutschen. a) Wie sie ihre Götter verehrten, b) Wie sie sich den Himmel dachten, c) Ihre Götter.
Übersicht.
Die alten Deutschen.
1. Tie Beschaffenheit des alten Deutschlands.
2. Das Volk der alteu Germanen.
a) Die Wohnungen.
b) Die Kleidung.
c) Die Beschäftigung.
d) Das Familienleben.
e) Die Rechtspflege.
f) Die Religion.
Iii. u. Iv. Verknüpfung und Zusammenfassung.
1. Historische s.
a) Das alte Deutschland war em unwirtliches Land mit zahlreichen Sümpfen und undurchdringlichen Wäldern, in denen wilde Tiere hausten.
b) Die alten Germanen waren ein kräftiges, wetterhartes Jäger- und Kriegervolk. Es schied sich in Freie und Unfreie. Sie w o h n t e n in schlichten Blockhäusern, k l e i d e t e n sich mit selbstgewebten Linnen und Tierfellen. Ihre Nahrung bestand in Haferbrei, Hafer- und Gerstenbrot und in dem Fleisch des Wildes und der Haustiere.
Sie beschäftigten sich mit Jagd, Viehzucht, Ackerbau, Gelage und Spiel. Der Hausherr lag am liebsten der Jagd ob; Feld- und Hausarbeit verachtete er. Die Hausfrau schaltete fleißig im Häuslichen Kreise und sorgte für die Erziehung der Kinder. Die Knechte und Mägde bestellten das Feld, besorgten das Vieh und verrichteten die gröberen Arbeiten in Haus und Hos.
Die Rechtspflege wurde von allen freien Männern ausgeübt (Volksgericht). Mord und Verbrechen gegen das Volk wurden besonders streng bestraft. Das Wergeld. — Die Blutrache. — Das Gottesgericht.
Die alten Deutschen waren Heiden. Sie verehrten die geheimen Naturkräfte. Tempel und Götzenbilder kannten sie nicht. Die Hauptgötter waren Wodan, Freia, Donar und Ziu.
Der Charakter der Germanen, a) Charaktervorzüge: Wahrhaftigkeit, Treue, Keuschheit, Gastfreundschaft, Freiheitsliebe, Frömmigkeit, Anspruchslosigkeit und Einfachheit, b) Charakterschwächen: Trunk- und Spielsucht, Rücksichtslosigkeit gegen Kranke und Schwache.
2. Ethisches.
Nur treu!
Ein Mann — ein Wort!
„Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand."
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