Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
176 —
Hörigen. Das waren gewaltsam unterworfene und auf fremdem
Grund und Boden angesiedelte Leute, die später allgemein als
Laten bezeichnet werden.
Alle nahverwandten Familien bildeten eine Sippe und blieben
ursprünglich zusammen. Mehrere Sippen oder Geschlechter waren
zu Heereszwecken als Hundertschaften vereinigt. Darunter ist in
Niedersachsen, wo man nach dem sogen. Großhuudert zählt, eine
Anzahl von 120 wehrhaften Männern zu verstehen, die aber mit
Frauen, Kindern und Knechten gewiß mehrere hundert Köpfe um-
faßte. Als übergeordnete Heeresabteilungen über deu Hundert-
schaften erscheinen in der ältesten Zeit die Tausendschaften. Aber
schon zur Zeit des Tacitus gelten bei diesen Bezeichuungen für die
Zufammenfetznng des Volksheeres nicht mehr die Zahlen, sondern
nur noch die Namen; es ist also gleichgültig, ob die Hundertzahl
hundert Manu oder huudert Familieu bedeutet. Vielmehr ist uuter
einer Hundertschaft bereits ein räumlich begrenztes Gebiet zu ver-
stehen, das einen eigenen Gerichtsbezirk darstellt und nuumehr als
Gau bezeichnet wird. Der Gau bildet somit den engsten staatlichen
Verbaud, wie die Markgenossenschaft die engste wirtschaftliche
Vereinigung. In vielen Fällen wird Wohl die Zusammenlegung
mehrerer Hundertschaften zu einem Gau erfolgt fein. Zahl und
Größe der Gaue innerhalb des einzelnen Volksstammes war sehr
verschieden.
An der Spitze eines Gaues stand ein gewählter Führer (Fürst),
der vor allem auch das Richteramt auszuüben hatte. Er Pflegte
sich aus jüngeren und älteren Männern ein Gefolge zu bilden, das
ihm im Kriege als Leibwache, im Frieden als ständiges Ehren-
geleite diente. In das Gefolge konnte nnr eintreten, wer das
Waffenrecht besaß. Die Mannen waren ihrem Herrn tren ergeben,
der ihnen dafür Unterhalt und Geschenke gewährte. Im übrigen
ist die Gauverfassung der alten Germanen in Dunkel gehüllt.
Kriegswesen. Die germanische Heeresverfassung beruhte auf
der Wehrpflicht aller waffenfähigen Männer. Nnr Unfreie, Hörige
und ihrer Ehre verlnftige Freie gehörten nicht znm Heere. Das
Heer war nach Ganen, Hnndertfchaften, Geschlechtern, Sippschaften
gegliedert und bestand fast nnr aus Fußtruppen. Es wurde in
keilförmigen Kolonnen anfgeftellt. Das Aufgebot zur Heerfahrt
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
- 220 —
fahrt, Adolf auf der Insel Cypern. Ein anderer Bruder, Bernhard,
war Dompropst zu Hamburg. Die Regierung übernahm Adolfs
jüngster Bruder Otto.
Otto I. (1370—1404). Auf Ottos Verwendung hatte
Bückeburg schon unter seinem Bruder 1365 Fleckeugerechtigkeit
erhalten. Er förderte nun die Befestigung und den weitereu Ausbau
des Ortes und nahm hier häufig seinen Wohnsitz. Auch erwarb er
um diese Zeit durch Kauf den Lohhof bei Stadthagen, wo er ge-
meinfchaftlich mit dem Herzoge Albrecht von Sachsen ein befestigtes
Schloß wider die vordrängenden Grafen von Wuuftorf errichtete.
Unter ihm wurden die fchaumbnrgischen Besitzungen bedeutend er-
weitert. Er erwarb das ö au unser Land stoßende Amt Lauenau
als Unterpfand des Heiratsgutes feiner zweiten Gemahlin Mathilde,
Witwe des Herzogs Ludwig zu Braunschweig, geb. Prinzessin zu
Lüneburg. Darüber geriet er mit dem Bruder des verstorbenen
Herzogs, Magnus Ii. (Torquatus — mit der Kette), in bittere
Feindschaft. Als Mathilde mit ihrem Brautschatz in die neue Hei-
mat zog, ließ Magnus sie unterwegs überfallen und berauben. Dem
Grafen Otto fagte er die Fehde an. Beide Gegner rüsteten nun
zum Kampfe. (Verfall des Rittertums!)
Das Crcffcn bei Leveste. Bei Leveste am Gehrdeuer Berge uahe
Hauuover kam es am 25. Juli 1373 zu einem blutigen Treffen.
Magnus selbst stieß seinen Gegner vom Pferde. Als er sich aber
über deu Gefallenen beugte, tötete ihn Ottos treuer Schildknappe
mit einem wuchtigen Schwerthiebe. Otto war uuverfehrt geblieben.
Als man ihm erzählte, Magnus habe gefchworeu, fchou die folgende
Nacht auf schaumbnrgischem Gebiete zuzubringen, sagte er: „Wohlan,
so soll mein Schwager darum nicht meineidig werden!" Er ließ
deshalb die Leiche zunächst nach Rodenberg bringen und vou dort
ani uächsteu Tage nach Braunschweig überführen. Auf jenem Schlacht-
felde erhebt sich heute ein Denkmal aus Saudstein, das König
Georg V. vou Hauuover im Jahre 1804 errichten fteß*).
Wenige Jahre nach diesem Ereignis, im Jahre 1377, gelangte
auch uoch die Grafschaft Steruberg in Lippe durch Kauf in
Ottos Besitz. Im Jahre 1388 geriet Otto bei Winsen an der Aller
in die Gefangenschaft der Söhne des Magnus Torquatus, gegeu die
*) Der Fall des Herzogs hat dein Schnlrat Pros. Dr. Brandes in Wolfenbüttel Stoff zu
einer seiner schönsten Balladen gegeben.
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TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Bernhard Adolfs Adolfs Otto Otto Otto_I. Ottos Albrecht_von_Sachsen Albrecht Mathilde Ludwig Ludwig Magnus Magnus Mathilde Magnus Magnus Otto Magnus Magnus Ottos Otto Otto Magnus Magnus Georg_V. Ottos Otto Otto Magnus
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 277 —
In sorgfältiger Weise Pflegte der Fürst auch das geistige Wohl
seiner Untertanen, indem er besonders das Volksschulwesen ver-
besserte. Er begründete schon im ersten Jahre seiner Regierung die
noch heute in vielen Landgemeinden bestehende Halbtagsschule, setzte
Straseu sür unentschuldigte Schulversäumnisse fest, ordnete den
Schuldienst und die Aussicht über die Volksschulen und führte amt-
liche Konferenzen ein. Sein Wirken fand rege Unterstützung durch
die edle Fürstin Ida, Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, mit
der sich Georg Wilhelm am 23. Juni 1816 vermählt hatte. Ihre
landesmütterliche Fürsorge wird noch heute gepriesen (S. 40). Auch
eine Schwester des Fürsten, die unvergessene Prinzessin Karoline
(-s- 1. Juli 1846 in Rudolstadt), hatte ein warmes Herz sür das
Wohlergehen der Schaumburg-Lipper. Sie ließ z. B. auf eigene
Kosten eine Reihe begabter Schüler in den Künsten und Wissen-
schasten ausbilden.
Uber ein halbes Jahrhundert leitete Fürst Georg Wilhelm
das Geschick unseres Fürstentums mit hoher Gerechtigkeit, großer
Milde und Treue. Manch heiteres Stücklein erzählt noch der
Volksmund von der Leutseligkeit und Einfachheit des Fürsten. Im
Mai 1857 konnte er unter allgemeiner Teilnahme des ganzen Landes
das 50jährige Regierungsjubiläum begehen. Drei Jahre später, am
21. November 1860, schied er aus dem Leben. Die Regierung ging
aus den Erbprinzen Adolf Georg über.
Adolf Georg (1860—1893). Fürst Adols Georg war am
1. August 1817 im Schlosse zu Bückeburg geboren und unter den
Augen seiner Eltern herangewachsen. Nach sorgfältiger Erziehung
und Unterweisung in der Heimat und in Genf bezog er zu feiner
weiteren Ausbildung nacheinander die Universitäten Leipzig und
Bonn. Später unternahm er größere Reisen, die ihn auch zu
längerem Ausenthalte nach Italien führten. Er trat dann bei dem
1. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 8 in Düsseldorf ein (jetzt in
Paderborn). Am 25. Oktober 1844 vermählte er sich mit Prinzessin
Hermine zu Waldeck und Pyrmont und hielt mit der jugendlichen
Gemahlin am 7. Nov. von Rinteln her seinen seierlichen Einzug in
das Fürstentum und in die Residenz. Im Jahre 1849 machte er
im schaumb.-lipp. Bataillon den Feldzug gegen Dänemark mit, das
versucht hatte, Schleswig-Holsteiu dauernd mit seinem Reiche zu
einem Gesamtstaate zu verbinden.
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Extrahierte Personennamen: Ida Georg_Wilhelm Wilhelm Karoline Georg_Wilhelm Wilhelm Adolf_Georg Adolf Adolf_Georg_( Adolf Georg August Hermine
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Friedrich Christian (1681—1728). Es folgte ihm in der
Regierung sein ältester Sohn Friedrich Christian. Dieser hatte
in seiner Jugend große Reisen durch Holland, Frankreich, Italien
und Deutschland gemacht und daran solches Vergnügen gefunden,
daß er sich mehr im Auslande als in der eigenen Heimat aufhielt.
Ju den Jahren 1674 bis 1678 beteiligte er sich auf Seite des Großen
Kurfürsten an dem Kriege Brandenburgs gegen Schweden, in welchem
die damals schwedischen Festungen Stettin, Stralsund und Greifswald
erobert wurden. Auch nach der Übernahme der Regierung setzte er
seine Reisen fort. Jedoch wandte er der Kirche und der Schule große
Sorgfalt zu. Er verschärfte 1713 die Bestimmungen über den Un-
terricht, indem er von einem 6jährigen Schulbesuch die Konfirmation
abhängig machte. Auch stiftete er den Kirchenbansonds, aus dem die
Gemeinden Beihilsen zu Bauten und Reparaturen kirchlicher Gebäude
erhalten. Von ihm wurde 1686 das jetzige Hagenburger Schloß er-
baut (S. 61). Seine Gemahlin Johanne Sophie, eine Reichsgräfin
von Hohenlohe-Langenbnrg, nahm von 1702 ab ihren Wohnsitz in
Hannover und lebte seit 1714 mit ihren beiden Söhnen am könig-
lichen Hofe zu London. Erst nach dem Tode ihres Gemahls kehrte
sie ins Land zurück auf ihren Witwensitz in Stadthagen. Sie stiftete
1738 das lutherische Waisenhaus zu Stadthagen (S. 103) und tat
auch sonst im Verein mit dem Oberprediger und Superintendenten
Hauber zu Stadthagen viel zur Belebung der Kirche und zur Be-
tätigung des christlichen Lebens.
Albrecht Molfgang (1728—1748). Aus Friedrich Christian
folgte deffen Sohn Alb recht Wolfgang, der unter den Augen fei-
ner Mutter in Hannover aufgewachsen war und eine sorgfältige Er-
ziehung erhalten hatte. Nachdem er die damals berühmte Fürsten-
schule in Wolsenbüttel und darauf die Universitäten zu Utrecht, Genf
und Leyden besucht hatte, lebte er bei seiner Mutter in London. Hier
vermählte er sich im Jahre 1721 mit der Reichsgräfin Margarete
Gertrud von Oeynhausen. Diese Ehe war jedoch von kurzer Dauer.
Während seiner Wirksamkeit als Gesandter Englands am kurpsäl-
zischen Hofe zu Mannheim starb die Gräfin (1726); sie wurde an-
sänglich auch in Mannheim beigesetzt und erst am 1. Nov. 1728 in
das Erbbegräbnis zu Stadthagen überführt. Dort sieht man rechts
vom Altar ihr Grabdenkmal, das der Bremer Bildhauer Frese aus-
geführt hat (S. 98). Der Graf vermählte sich zum zweiten Male
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Christian_( Friedrich Friedrich_Christian Friedrich Hagenburger_Schloß Johanne_Sophie Albrecht_Molfgang Albrecht Friedrich_Christian Friedrich Wolfgang Margarete
Gertrud_von_Oeynhausen
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Italien Deutschland Brandenburgs Schweden Stettin Stralsund Greifswald Hannover London Stadthagen Stadthagen Hannover Wolsenbüttel Genf London Englands Mannheim Mannheim Stadthagen
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 281 —
und dort die ersten Grundlagen deutscher militärischer Tüchtigkeit
legte. Ostern 1866 bezog Erbprinz Georg die Universität Göttingen.
Nach seiner Rückkehr setzte der Prinz im elterlichen Schlosse das
Studium eifrig fort, indem er hier besondere Vorlesungen von her-
vorragenden Staatsrechtslehrern hörte. Als Offizier des schäum-
burg-lippischen Jägerbataillons widmete sich Erbprinz Georg auch
den Militärwissenschaften. Im Jahre 1867 besuchte er die Pariser
Weltausstellung, und 1870 unternahm er eine Reise nach dem Orient,
die ihn nach Italien, Ägypten, Palästina, Griechenland und der
Türkei führte. Unerwartet traf den Prinzen in Konstantinopel die
Nachricht von dem Ausbruche des Krieges mit Frankreich. Sofort
eilte er in die Heimat zurück. Hier bekleidete er schon seit 1867
den Rang eines Hauptmanns bei den Bückeburger Jägern. In dieser
Eigenschaft machte Erbprinz Georg als Ordonnanzoffizier beim
Stabe des 7. Armeekorps unter General v. Zastrow jenen siegreichen
Feldzug mit. Am 6. und 7. August kam er in den denkwürdigen
Schlachten bei Spichern und Forbach zuerst mit dem Feinde in
Berührung. Dann nahm er an den ruhmreichen Kämpfen um Metz
herum am 14. und 18. August teil, in denen er sich das Eiserne
Kreuz erster Klasse erwarb. Nach dem Fall der Riesenfestung Metz,
der Belagerung von Diedenhofen und Montmedy beteiligte er sich
an dem recht anstrengenden Südseldzuge. Au der Seite des Vaters
feierte er am 16. Juui 1871 den glänzenden Sie g es ein zu g der
deutschen Truppen in Berlin. Er diente dann als Rittmeister, seit
1874 als Major beim 11. Husareu-Regimeut in Düsseldorf und
wurde 1876 zu dem Leibgardehusaren-Regiment in Potsdam verfetzt,
bei dem er bis 1879 verblieb.
Am 16. April 1882 vermählte sich Erbprinz Georg mit Marie
Anna, Tochter des Prinzen Moritz von Sachsen-Altenburg.
Das hohe Paar nahm in dem herrlich ausgestatteten Schlosse zu
Stadthagen Wohnung. Von dort siedelte der Hof im November
1893 nach dem Heimgange des Fürsten Adolf Georg in das
Residenzfchlotz zu Bückeburg über. Hier feierte das Fürstenpaar im
Beifein des Kaisers am 16. April 1907 unter großer Beteiligung
des Landes das Fest der silbernen Hochzeit. Der Ehe sind 9 Kinder
entfproffen, von denen zwei im zartesten Kindesalter verstorben sind
(S. 123). Nach einer sast 18jährigen Regierung verschied Fürst
Georg am 29. April 1911.
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Extrahierte Personennamen: Georg Georg Georg Zastrow August August Metz Georg Marie
Anna Moritz_von_Sachsen-Altenburg Adolf_Georg Adolf Georg
Extrahierte Ortsnamen: Italien Palästina Griechenland Konstantinopel Frankreich Forbach Berlin Düsseldorf Potsdam Stadthagen Bückeburg
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 259 —
bringen, indem er im Jahre 1733 eine Landschulordnung erließ, die
zuerst genaue Bestimmungen über Schulpflicht, Unterrichtszeit, Lehr-
fächer, Ferien, Absentenlisten, Schuldienst, Inspektion und Annahme
von Lehrern enthielt. Auch den Lehrern und Schülern wandte er
seine Fürsorge zu. Er starb in einem Alter von 49 Jahren. Von
seinen beiden Söhnen war der ältere schon vor ihm gestorben, so
daß ihm in der Regierung sein zweiter Sohn Wilhelm folgte.
Wilhelm (1748—1777). Graf Wilhelm, dessen Namen jeder
Schanmbnrg-Lipper neben dem des Fürsten Ernst mit berechtigtem
Stolz nennt, kam im Alter von 24 Jahren zur Regierung. Er
war am 9. Jan. 1724 zu London geboren. Zu seiner Ausbildung
wurde er nach Gens und auf die Universitäten Leyden und Mont-
pellier geschickt. Bei hervorragenden geistigen Anlagen erwarb er sich
durch gewissenhaften Fleiß und unermüdliche Tätigkeit bedeutende
Kenntnisse. Seine liebste Beschäftigung waren die Kriegswissenschaften.
Durch längeren Aufenthalt in Italien bildete er sich darin weiter aus.
Das Kriegsleben hatte er schon als Jüngling in der Schlacht bei
Dettingen und zwei Jahre später im österreichischen Heere in Italien
kennen gelernt. Die dort gewonnenen Eindrücke sind auf sein ferneres
militärisches Streben und Wirken von großem Einfluß gewesen.
Er wandte sein ganzes Leben hindurch dem Militärwesen seine be-
sondere Aufmerksamkeit zu. Unter ihm wurde Schaumburg-Lippe
ein Militärstaat, indem er ein wehrhaftes Volk heranbildete. Da
jeder waffenfähige Untertan in Zeiten der Gefahr zur Landesver-
teidignng verpflichtet fei, so sollte er auch als Soldat eingestellt und
ausgebildet werden. Die Geistlichen des Landes mußten deshalb
jährlich ein Verzeichnis der militärdiensttauglichen Leute an die
Amter einreichen, auch angeben, wieviele Leute zwischen dem 14.
und 50. Lebensjahre kriegstüchtig waren und wieviele im äußersten
Notfalle als Soldaten eingestellt werden konnten. Jeder Waffen-
fähige Mann hatte eine bestimmte Zeit bei der Fahne zu dienen,
ohne auf die Dauer feinem bürgerlichen Berufe entzogen zu sein.
Die ausgebildete Mannschaft (Reserve) übte sich im Frühjahr und
Herbst drei Monate lang an Sonntagen im Exerzieren und Scheiben-
schießen. So führte Graf Wilhelm in seinem Lande die allgemeine
Wehrpflicht ein, deren Entdecker und Schöpfer er mit Recht ge-
nannt wird.
17*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm Ernst Graf_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: London Italien Dettingen Italien
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 260 —
Schon in wenigen Jahren konnte er eine ansehnliche Truppe
heranbilden. Im Jahre 1751 errichtete er ein Grenadierregiment
zu 8 Kompagnien, 1752 ein 3—400 Mann starkes Artilleriekorps,
mit dem er später ein Ingenieur- und Mineurkorps oerband, und
1753 das aus 75 Reiteru und 50 Fußjägern bestehende Karabinier-
korps. Im ganzen zählte seine nur aus Laudeskiuderu bestehende
Truppe etwa 1600 Mann und 28 bespannte Geschütze. Große Sorg-
falt verwandte der Graf auf die Ausbildung und Ausrüstung seiner
Soldaten, die darum zu den besten seiner Zeit gezählt werden.
Daneben richtete er sein Augenmerk auf die Anlage befestigter Ver-
teidiguugswerke (Forts) zum Schutze des Landes und seiner Be-
wohner. — Die Uniform der Karabiniers wurde bis zum Tode des
Fürsten Adols Georg (1893) von der vormaligen Leibwache im
Residenzschlosse zu Bückeburg getragen. Zahlreiche Waffen und Aus-
rüstungsstücke sind noch aus dem Wilhelmstein vorhanden.
In seinen Bestrebungen wurde Graf Wilhelm bald vielen
deutschen Fürsten ein leuchtendes Vorbild. Gab es doch damals
einige Regenten, deren Soldatenliebhaberei in Spielerei ausartete
und den Wohlstand ihrer Länder zu Grunde richtete, und selbst
solche, die durch den Verkauf ihrer Truppen sich Geldquellen zu er-
öffnen suchten! Graf Wilhelm dagegen hatte bei all feinen Unter-
nehmungen ausschließlich das Wohl des Staates im Auge. So ist
auch sein Verbot aufzufafsen, daß seine Untertanen sich nicht für
fremde Staaten anwerben lassen sollten, wie es damals üblich war.
Die Ausgaben für sein verhältnismäßig sehr zahlreiches Militär
bestritt er zum großen Teil aus seinen eigenen bedeutenden Ein-
künften, so daß das Land dadurch nicht bedrückt wurde. Dafür
verzichtete er auf die an manchen Höfen entfaltete Pracht, die man
leider zu jener Zeit dem französischen Königshofe gern nachmachte.
Einfache Hofhaltung und fparsame Landesverwaltung zeichnen über-
Haupt seine ganze Regieruugszeit aus.
Die militärischen Pläne und Einrichtungen des Grafen er-
wiesen sich bald als wertvoll und nützlich und sind darum auch von
grundlegender Bedeutung sür die spätere Neugestaltung des preußischen
Heerwesens geworden. Sein tätiger Anteil am 7jährigen Kriege
(s. folg. Kap.) und feine militärischen Erfolge und Einrichtungen in
Portugal (S. 50) haben seinen Ruhm dauernd begründet. An jene
Kriegstätigkeit erinnern zwei von ihm angelegte Befestigungen,
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Extrahierte Personennamen: Georg_( Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Karabinier- Bückeburg Wilhelmstein Graf_Wilhelm Portugal
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 262 —
allen Gebieten des Wissens vorwärts. Darum zog er hervorragende
Männer an seinen Hof, wie den Rintelner Professor Abbt, den
Gelehrten und Schriftsteller Herder und den Musikkünstler Bach
(S. 130). Die Bildung des Volkes sörderte er durch Verteilung
belehrender Schriften, namentlich aber durch Verbesserung des Schul-
Wesens. Er ließ gute Lehrbücher einführen und ordnete an, daß
der Unterricht mehr Gewicht auf Verständnis und auf die Bedürf-
nisse des Lebens legen sollte.
Gegen Ende seiner ruhmvollen und segensreichen Regierung
wurde Graf Wilhelm von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht,
die er jedoch mit stiller Ergebung zu tragen wußte. Im Jahre 1774
mußte er den Tod seines einzigen sast dreijährigen Töchterchens be-
klagen und schon 2 Jahre später den Heimgang seiner erst 32jährigen
Gemahlin, einer Gräfin zu Lippe-Biesterfeld, mit der er seit 1765
in kurzer, glücklicher Ehe gelebt hatte. Schnell ging nun auch sein
Leben zu Ende. Er starb am 10. Sept. 1777 auf Bergleben bei
Wölpinghausen im Alter von fast 54 Jahren. In dem von ihm
erbauten Mausoleum beim Jagdschloß Baum im Schaumburger Walde
fand er neben Gemahlin und Tochter seine letzte Ruhestätte.
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Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 284 —
(1. Rheinisches) Nr. 7 in Bonn. Hier ereilte ihn am 29. April 1911
die Nachricht von dem plötzlichen, unerwarteten Heimgange seines
sürstlichen Vaters. So wurde Erbprinz Adolf in seinem 29. Lebens-
jähre auf den Thron berufen. Aus Anlaß seines Regierungsantritts
wurde Fürst Adolf zum Major des Bonner Husaren-Regiments
ernannt mit der Berechtigung, auch die Uniform des Wests. Jäger-
Bataillons Nr. 7 in Bückeburg zu tragen.
Fürst Adolf hat seinen Regierungsantritt mit dem Versprechen
angekündigt, daß er die Regierung des Landes unter Gottes gnädigem
Beistande zum Besten und zum Segen des Fürstentums den Gesetzen
gemäß zu führen entschlossen sei. Diesem Grundsatze wird unser
Fürst nach dem Vorbilde des Vaters stets treu bleiben. So werden
persönliche Treue und Anhänglichkeit auch fernerhin das Band
bilden, durch das Fürst und Volk unseres Heimatlandes von jeher
unerschütterlich fest verbunden waren. Gott segne und schütze unser
Fürstenhaus und uufer Heimatland immerdar!
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Fürst_Adolf Adolf Adolf Adolf
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schaumburg-Lippe
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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erbfolgeberechtigt seien. Nun hatte aber sowohl der Kaiser die Er-
Hebung in den Reichsgrafenstand selbst vollzogen als auch der
Reichshosrat den reichsgräflichen Stand der Nachkommen ausdrück-
lich anerkannt. Das Vorgehen des Landgrafen mußte umfomehr
befremden, da Philipp Ernst während seiner Regierungszeit von
Hessen ganz unbehelligt geblieben war. Außerdem hatte Hessen 1780
nicht nur den Ehevertrag zwischen Philipp Ernst und der Fürstin
Juliane bestätigt, sondern auch letztere für den etwaigen Fall als
Vormünderin anerkannt.
Der Landgraf führte feine Drohung, das Land mit Gewalt
zu nehmen, wirklich aus. Schon vier Tage nach dem Tode von
Philipp Ernst ließ er seine Truppen unter dem Generalleutnant
von Loßberg über Rinteln in Schanmbnrg-Lippe einrücken. Hessische
Jns.-Regimenter besetzten Bückeburg, Stadthagen und Hagenburg;
auf dem Lande wurden Gendarmen, Husaren und Jäger einquartiert.
Nur der Wilhelmstein fiel nicht in ihre Hände. Die mutige Besatzung
unter dem Hauptmann Rottmann ließ die Aufforderung zur Uber-
gäbe einfach unbeantwortet (S. 49). Juliane war mit ihren Kindern
nach Minden geflüchtet und rief von hier die Hülfe des Kaifers und
des Königs von Preußen an. Von dem Reichsgericht in Wien
wurde nun dem Landgrafen aufgegeben, das unrechtmäßig einge-
nommene Land wieder zu räumen. Darauf verließen die Hessen
Mitte April 1787 unser Land, nachdem sie es zwei Monate besetzt
gehalten hatten. Als Entschädigung hatte Hessen 55 000 Taler zu
zahlen. Die Selbständigkeit des Landes war gerettet und Juliane
wieder im Besitz der Regierung.
Juliane. Des Erbgrafen Mutter Juliane war am 8. Juni
1761 als die Tochter des Landgrafen Wilhelm zu Hefsen-Philipps-
tal und der Ulrike Eleonore, geb. Prinzessin von Hessen-Barchfeld,
in Zütphen in den Niederlanden geboren. Ihre Jugend verlebte
sie in Herzogenbusch, wo ihr Vater als holländischer General seinen
Wohnsitz hatte. Später verlegte Landgras Wilhelm seine Hofhaltung
nach Kassel. Hier lernte Juliane den regierenden Grasen Philipp
Ernst zu Schaumburg-Lippe kennen, der in erster Ehe mit einer
Prinzessin von Sachsen-Weimar, Ernestine Albertine, vermählt ge-
Wesen war. Sie solgte ihm als Gemahlin 1780 nach Bückeburg
und nahm hier regen Anteil an allen Regierungshandlungen des
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_Ernst Philipp Ernst Philipp_Ernst Philipp Ernst Juliane Philipp_Ernst Philipp Ernst Loßberg Rottmann Juliane Juliane Juliane Juliane Wilhelm Ulrike_Eleonore Landgras_Wilhelm Wilhelm Juliane Philipp
Ernst Philipp Ernst Ernestine_Albertine