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1. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 176

1912 - Stadthagen : Heine
176 — Hörigen. Das waren gewaltsam unterworfene und auf fremdem Grund und Boden angesiedelte Leute, die später allgemein als Laten bezeichnet werden. Alle nahverwandten Familien bildeten eine Sippe und blieben ursprünglich zusammen. Mehrere Sippen oder Geschlechter waren zu Heereszwecken als Hundertschaften vereinigt. Darunter ist in Niedersachsen, wo man nach dem sogen. Großhuudert zählt, eine Anzahl von 120 wehrhaften Männern zu verstehen, die aber mit Frauen, Kindern und Knechten gewiß mehrere hundert Köpfe um- faßte. Als übergeordnete Heeresabteilungen über deu Hundert- schaften erscheinen in der ältesten Zeit die Tausendschaften. Aber schon zur Zeit des Tacitus gelten bei diesen Bezeichuungen für die Zufammenfetznng des Volksheeres nicht mehr die Zahlen, sondern nur noch die Namen; es ist also gleichgültig, ob die Hundertzahl hundert Manu oder huudert Familieu bedeutet. Vielmehr ist uuter einer Hundertschaft bereits ein räumlich begrenztes Gebiet zu ver- stehen, das einen eigenen Gerichtsbezirk darstellt und nuumehr als Gau bezeichnet wird. Der Gau bildet somit den engsten staatlichen Verbaud, wie die Markgenossenschaft die engste wirtschaftliche Vereinigung. In vielen Fällen wird Wohl die Zusammenlegung mehrerer Hundertschaften zu einem Gau erfolgt fein. Zahl und Größe der Gaue innerhalb des einzelnen Volksstammes war sehr verschieden. An der Spitze eines Gaues stand ein gewählter Führer (Fürst), der vor allem auch das Richteramt auszuüben hatte. Er Pflegte sich aus jüngeren und älteren Männern ein Gefolge zu bilden, das ihm im Kriege als Leibwache, im Frieden als ständiges Ehren- geleite diente. In das Gefolge konnte nnr eintreten, wer das Waffenrecht besaß. Die Mannen waren ihrem Herrn tren ergeben, der ihnen dafür Unterhalt und Geschenke gewährte. Im übrigen ist die Gauverfassung der alten Germanen in Dunkel gehüllt. Kriegswesen. Die germanische Heeresverfassung beruhte auf der Wehrpflicht aller waffenfähigen Männer. Nnr Unfreie, Hörige und ihrer Ehre verlnftige Freie gehörten nicht znm Heere. Das Heer war nach Ganen, Hnndertfchaften, Geschlechtern, Sippschaften gegliedert und bestand fast nnr aus Fußtruppen. Es wurde in keilförmigen Kolonnen anfgeftellt. Das Aufgebot zur Heerfahrt

2. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 226

1912 - Stadthagen : Heine
- 220 — fahrt, Adolf auf der Insel Cypern. Ein anderer Bruder, Bernhard, war Dompropst zu Hamburg. Die Regierung übernahm Adolfs jüngster Bruder Otto. Otto I. (1370—1404). Auf Ottos Verwendung hatte Bückeburg schon unter seinem Bruder 1365 Fleckeugerechtigkeit erhalten. Er förderte nun die Befestigung und den weitereu Ausbau des Ortes und nahm hier häufig seinen Wohnsitz. Auch erwarb er um diese Zeit durch Kauf den Lohhof bei Stadthagen, wo er ge- meinfchaftlich mit dem Herzoge Albrecht von Sachsen ein befestigtes Schloß wider die vordrängenden Grafen von Wuuftorf errichtete. Unter ihm wurden die fchaumbnrgischen Besitzungen bedeutend er- weitert. Er erwarb das ö au unser Land stoßende Amt Lauenau als Unterpfand des Heiratsgutes feiner zweiten Gemahlin Mathilde, Witwe des Herzogs Ludwig zu Braunschweig, geb. Prinzessin zu Lüneburg. Darüber geriet er mit dem Bruder des verstorbenen Herzogs, Magnus Ii. (Torquatus — mit der Kette), in bittere Feindschaft. Als Mathilde mit ihrem Brautschatz in die neue Hei- mat zog, ließ Magnus sie unterwegs überfallen und berauben. Dem Grafen Otto fagte er die Fehde an. Beide Gegner rüsteten nun zum Kampfe. (Verfall des Rittertums!) Das Crcffcn bei Leveste. Bei Leveste am Gehrdeuer Berge uahe Hauuover kam es am 25. Juli 1373 zu einem blutigen Treffen. Magnus selbst stieß seinen Gegner vom Pferde. Als er sich aber über deu Gefallenen beugte, tötete ihn Ottos treuer Schildknappe mit einem wuchtigen Schwerthiebe. Otto war uuverfehrt geblieben. Als man ihm erzählte, Magnus habe gefchworeu, fchou die folgende Nacht auf schaumbnrgischem Gebiete zuzubringen, sagte er: „Wohlan, so soll mein Schwager darum nicht meineidig werden!" Er ließ deshalb die Leiche zunächst nach Rodenberg bringen und vou dort ani uächsteu Tage nach Braunschweig überführen. Auf jenem Schlacht- felde erhebt sich heute ein Denkmal aus Saudstein, das König Georg V. vou Hauuover im Jahre 1804 errichten fteß*). Wenige Jahre nach diesem Ereignis, im Jahre 1377, gelangte auch uoch die Grafschaft Steruberg in Lippe durch Kauf in Ottos Besitz. Im Jahre 1388 geriet Otto bei Winsen an der Aller in die Gefangenschaft der Söhne des Magnus Torquatus, gegeu die *) Der Fall des Herzogs hat dein Schnlrat Pros. Dr. Brandes in Wolfenbüttel Stoff zu einer seiner schönsten Balladen gegeben.

3. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 277

1912 - Stadthagen : Heine
— 277 — In sorgfältiger Weise Pflegte der Fürst auch das geistige Wohl seiner Untertanen, indem er besonders das Volksschulwesen ver- besserte. Er begründete schon im ersten Jahre seiner Regierung die noch heute in vielen Landgemeinden bestehende Halbtagsschule, setzte Straseu sür unentschuldigte Schulversäumnisse fest, ordnete den Schuldienst und die Aussicht über die Volksschulen und führte amt- liche Konferenzen ein. Sein Wirken fand rege Unterstützung durch die edle Fürstin Ida, Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, mit der sich Georg Wilhelm am 23. Juni 1816 vermählt hatte. Ihre landesmütterliche Fürsorge wird noch heute gepriesen (S. 40). Auch eine Schwester des Fürsten, die unvergessene Prinzessin Karoline (-s- 1. Juli 1846 in Rudolstadt), hatte ein warmes Herz sür das Wohlergehen der Schaumburg-Lipper. Sie ließ z. B. auf eigene Kosten eine Reihe begabter Schüler in den Künsten und Wissen- schasten ausbilden. Uber ein halbes Jahrhundert leitete Fürst Georg Wilhelm das Geschick unseres Fürstentums mit hoher Gerechtigkeit, großer Milde und Treue. Manch heiteres Stücklein erzählt noch der Volksmund von der Leutseligkeit und Einfachheit des Fürsten. Im Mai 1857 konnte er unter allgemeiner Teilnahme des ganzen Landes das 50jährige Regierungsjubiläum begehen. Drei Jahre später, am 21. November 1860, schied er aus dem Leben. Die Regierung ging aus den Erbprinzen Adolf Georg über. Adolf Georg (1860—1893). Fürst Adols Georg war am 1. August 1817 im Schlosse zu Bückeburg geboren und unter den Augen seiner Eltern herangewachsen. Nach sorgfältiger Erziehung und Unterweisung in der Heimat und in Genf bezog er zu feiner weiteren Ausbildung nacheinander die Universitäten Leipzig und Bonn. Später unternahm er größere Reisen, die ihn auch zu längerem Ausenthalte nach Italien führten. Er trat dann bei dem 1. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 8 in Düsseldorf ein (jetzt in Paderborn). Am 25. Oktober 1844 vermählte er sich mit Prinzessin Hermine zu Waldeck und Pyrmont und hielt mit der jugendlichen Gemahlin am 7. Nov. von Rinteln her seinen seierlichen Einzug in das Fürstentum und in die Residenz. Im Jahre 1849 machte er im schaumb.-lipp. Bataillon den Feldzug gegen Dänemark mit, das versucht hatte, Schleswig-Holsteiu dauernd mit seinem Reiche zu einem Gesamtstaate zu verbinden.

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 257

1912 - Stadthagen : Heine
Friedrich Christian (1681—1728). Es folgte ihm in der Regierung sein ältester Sohn Friedrich Christian. Dieser hatte in seiner Jugend große Reisen durch Holland, Frankreich, Italien und Deutschland gemacht und daran solches Vergnügen gefunden, daß er sich mehr im Auslande als in der eigenen Heimat aufhielt. Ju den Jahren 1674 bis 1678 beteiligte er sich auf Seite des Großen Kurfürsten an dem Kriege Brandenburgs gegen Schweden, in welchem die damals schwedischen Festungen Stettin, Stralsund und Greifswald erobert wurden. Auch nach der Übernahme der Regierung setzte er seine Reisen fort. Jedoch wandte er der Kirche und der Schule große Sorgfalt zu. Er verschärfte 1713 die Bestimmungen über den Un- terricht, indem er von einem 6jährigen Schulbesuch die Konfirmation abhängig machte. Auch stiftete er den Kirchenbansonds, aus dem die Gemeinden Beihilsen zu Bauten und Reparaturen kirchlicher Gebäude erhalten. Von ihm wurde 1686 das jetzige Hagenburger Schloß er- baut (S. 61). Seine Gemahlin Johanne Sophie, eine Reichsgräfin von Hohenlohe-Langenbnrg, nahm von 1702 ab ihren Wohnsitz in Hannover und lebte seit 1714 mit ihren beiden Söhnen am könig- lichen Hofe zu London. Erst nach dem Tode ihres Gemahls kehrte sie ins Land zurück auf ihren Witwensitz in Stadthagen. Sie stiftete 1738 das lutherische Waisenhaus zu Stadthagen (S. 103) und tat auch sonst im Verein mit dem Oberprediger und Superintendenten Hauber zu Stadthagen viel zur Belebung der Kirche und zur Be- tätigung des christlichen Lebens. Albrecht Molfgang (1728—1748). Aus Friedrich Christian folgte deffen Sohn Alb recht Wolfgang, der unter den Augen fei- ner Mutter in Hannover aufgewachsen war und eine sorgfältige Er- ziehung erhalten hatte. Nachdem er die damals berühmte Fürsten- schule in Wolsenbüttel und darauf die Universitäten zu Utrecht, Genf und Leyden besucht hatte, lebte er bei seiner Mutter in London. Hier vermählte er sich im Jahre 1721 mit der Reichsgräfin Margarete Gertrud von Oeynhausen. Diese Ehe war jedoch von kurzer Dauer. Während seiner Wirksamkeit als Gesandter Englands am kurpsäl- zischen Hofe zu Mannheim starb die Gräfin (1726); sie wurde an- sänglich auch in Mannheim beigesetzt und erst am 1. Nov. 1728 in das Erbbegräbnis zu Stadthagen überführt. Dort sieht man rechts vom Altar ihr Grabdenkmal, das der Bremer Bildhauer Frese aus- geführt hat (S. 98). Der Graf vermählte sich zum zweiten Male

5. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 281

1912 - Stadthagen : Heine
— 281 — und dort die ersten Grundlagen deutscher militärischer Tüchtigkeit legte. Ostern 1866 bezog Erbprinz Georg die Universität Göttingen. Nach seiner Rückkehr setzte der Prinz im elterlichen Schlosse das Studium eifrig fort, indem er hier besondere Vorlesungen von her- vorragenden Staatsrechtslehrern hörte. Als Offizier des schäum- burg-lippischen Jägerbataillons widmete sich Erbprinz Georg auch den Militärwissenschaften. Im Jahre 1867 besuchte er die Pariser Weltausstellung, und 1870 unternahm er eine Reise nach dem Orient, die ihn nach Italien, Ägypten, Palästina, Griechenland und der Türkei führte. Unerwartet traf den Prinzen in Konstantinopel die Nachricht von dem Ausbruche des Krieges mit Frankreich. Sofort eilte er in die Heimat zurück. Hier bekleidete er schon seit 1867 den Rang eines Hauptmanns bei den Bückeburger Jägern. In dieser Eigenschaft machte Erbprinz Georg als Ordonnanzoffizier beim Stabe des 7. Armeekorps unter General v. Zastrow jenen siegreichen Feldzug mit. Am 6. und 7. August kam er in den denkwürdigen Schlachten bei Spichern und Forbach zuerst mit dem Feinde in Berührung. Dann nahm er an den ruhmreichen Kämpfen um Metz herum am 14. und 18. August teil, in denen er sich das Eiserne Kreuz erster Klasse erwarb. Nach dem Fall der Riesenfestung Metz, der Belagerung von Diedenhofen und Montmedy beteiligte er sich an dem recht anstrengenden Südseldzuge. Au der Seite des Vaters feierte er am 16. Juui 1871 den glänzenden Sie g es ein zu g der deutschen Truppen in Berlin. Er diente dann als Rittmeister, seit 1874 als Major beim 11. Husareu-Regimeut in Düsseldorf und wurde 1876 zu dem Leibgardehusaren-Regiment in Potsdam verfetzt, bei dem er bis 1879 verblieb. Am 16. April 1882 vermählte sich Erbprinz Georg mit Marie Anna, Tochter des Prinzen Moritz von Sachsen-Altenburg. Das hohe Paar nahm in dem herrlich ausgestatteten Schlosse zu Stadthagen Wohnung. Von dort siedelte der Hof im November 1893 nach dem Heimgange des Fürsten Adolf Georg in das Residenzfchlotz zu Bückeburg über. Hier feierte das Fürstenpaar im Beifein des Kaisers am 16. April 1907 unter großer Beteiligung des Landes das Fest der silbernen Hochzeit. Der Ehe sind 9 Kinder entfproffen, von denen zwei im zartesten Kindesalter verstorben sind (S. 123). Nach einer sast 18jährigen Regierung verschied Fürst Georg am 29. April 1911.

6. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 259

1912 - Stadthagen : Heine
— 259 — bringen, indem er im Jahre 1733 eine Landschulordnung erließ, die zuerst genaue Bestimmungen über Schulpflicht, Unterrichtszeit, Lehr- fächer, Ferien, Absentenlisten, Schuldienst, Inspektion und Annahme von Lehrern enthielt. Auch den Lehrern und Schülern wandte er seine Fürsorge zu. Er starb in einem Alter von 49 Jahren. Von seinen beiden Söhnen war der ältere schon vor ihm gestorben, so daß ihm in der Regierung sein zweiter Sohn Wilhelm folgte. Wilhelm (1748—1777). Graf Wilhelm, dessen Namen jeder Schanmbnrg-Lipper neben dem des Fürsten Ernst mit berechtigtem Stolz nennt, kam im Alter von 24 Jahren zur Regierung. Er war am 9. Jan. 1724 zu London geboren. Zu seiner Ausbildung wurde er nach Gens und auf die Universitäten Leyden und Mont- pellier geschickt. Bei hervorragenden geistigen Anlagen erwarb er sich durch gewissenhaften Fleiß und unermüdliche Tätigkeit bedeutende Kenntnisse. Seine liebste Beschäftigung waren die Kriegswissenschaften. Durch längeren Aufenthalt in Italien bildete er sich darin weiter aus. Das Kriegsleben hatte er schon als Jüngling in der Schlacht bei Dettingen und zwei Jahre später im österreichischen Heere in Italien kennen gelernt. Die dort gewonnenen Eindrücke sind auf sein ferneres militärisches Streben und Wirken von großem Einfluß gewesen. Er wandte sein ganzes Leben hindurch dem Militärwesen seine be- sondere Aufmerksamkeit zu. Unter ihm wurde Schaumburg-Lippe ein Militärstaat, indem er ein wehrhaftes Volk heranbildete. Da jeder waffenfähige Untertan in Zeiten der Gefahr zur Landesver- teidignng verpflichtet fei, so sollte er auch als Soldat eingestellt und ausgebildet werden. Die Geistlichen des Landes mußten deshalb jährlich ein Verzeichnis der militärdiensttauglichen Leute an die Amter einreichen, auch angeben, wieviele Leute zwischen dem 14. und 50. Lebensjahre kriegstüchtig waren und wieviele im äußersten Notfalle als Soldaten eingestellt werden konnten. Jeder Waffen- fähige Mann hatte eine bestimmte Zeit bei der Fahne zu dienen, ohne auf die Dauer feinem bürgerlichen Berufe entzogen zu sein. Die ausgebildete Mannschaft (Reserve) übte sich im Frühjahr und Herbst drei Monate lang an Sonntagen im Exerzieren und Scheiben- schießen. So führte Graf Wilhelm in seinem Lande die allgemeine Wehrpflicht ein, deren Entdecker und Schöpfer er mit Recht ge- nannt wird. 17*

7. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 260

1912 - Stadthagen : Heine
— 260 — Schon in wenigen Jahren konnte er eine ansehnliche Truppe heranbilden. Im Jahre 1751 errichtete er ein Grenadierregiment zu 8 Kompagnien, 1752 ein 3—400 Mann starkes Artilleriekorps, mit dem er später ein Ingenieur- und Mineurkorps oerband, und 1753 das aus 75 Reiteru und 50 Fußjägern bestehende Karabinier- korps. Im ganzen zählte seine nur aus Laudeskiuderu bestehende Truppe etwa 1600 Mann und 28 bespannte Geschütze. Große Sorg- falt verwandte der Graf auf die Ausbildung und Ausrüstung seiner Soldaten, die darum zu den besten seiner Zeit gezählt werden. Daneben richtete er sein Augenmerk auf die Anlage befestigter Ver- teidiguugswerke (Forts) zum Schutze des Landes und seiner Be- wohner. — Die Uniform der Karabiniers wurde bis zum Tode des Fürsten Adols Georg (1893) von der vormaligen Leibwache im Residenzschlosse zu Bückeburg getragen. Zahlreiche Waffen und Aus- rüstungsstücke sind noch aus dem Wilhelmstein vorhanden. In seinen Bestrebungen wurde Graf Wilhelm bald vielen deutschen Fürsten ein leuchtendes Vorbild. Gab es doch damals einige Regenten, deren Soldatenliebhaberei in Spielerei ausartete und den Wohlstand ihrer Länder zu Grunde richtete, und selbst solche, die durch den Verkauf ihrer Truppen sich Geldquellen zu er- öffnen suchten! Graf Wilhelm dagegen hatte bei all feinen Unter- nehmungen ausschließlich das Wohl des Staates im Auge. So ist auch sein Verbot aufzufafsen, daß seine Untertanen sich nicht für fremde Staaten anwerben lassen sollten, wie es damals üblich war. Die Ausgaben für sein verhältnismäßig sehr zahlreiches Militär bestritt er zum großen Teil aus seinen eigenen bedeutenden Ein- künften, so daß das Land dadurch nicht bedrückt wurde. Dafür verzichtete er auf die an manchen Höfen entfaltete Pracht, die man leider zu jener Zeit dem französischen Königshofe gern nachmachte. Einfache Hofhaltung und fparsame Landesverwaltung zeichnen über- Haupt seine ganze Regieruugszeit aus. Die militärischen Pläne und Einrichtungen des Grafen er- wiesen sich bald als wertvoll und nützlich und sind darum auch von grundlegender Bedeutung sür die spätere Neugestaltung des preußischen Heerwesens geworden. Sein tätiger Anteil am 7jährigen Kriege (s. folg. Kap.) und feine militärischen Erfolge und Einrichtungen in Portugal (S. 50) haben seinen Ruhm dauernd begründet. An jene Kriegstätigkeit erinnern zwei von ihm angelegte Befestigungen,

8. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 262

1912 - Stadthagen : Heine
— 262 — allen Gebieten des Wissens vorwärts. Darum zog er hervorragende Männer an seinen Hof, wie den Rintelner Professor Abbt, den Gelehrten und Schriftsteller Herder und den Musikkünstler Bach (S. 130). Die Bildung des Volkes sörderte er durch Verteilung belehrender Schriften, namentlich aber durch Verbesserung des Schul- Wesens. Er ließ gute Lehrbücher einführen und ordnete an, daß der Unterricht mehr Gewicht auf Verständnis und auf die Bedürf- nisse des Lebens legen sollte. Gegen Ende seiner ruhmvollen und segensreichen Regierung wurde Graf Wilhelm von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht, die er jedoch mit stiller Ergebung zu tragen wußte. Im Jahre 1774 mußte er den Tod seines einzigen sast dreijährigen Töchterchens be- klagen und schon 2 Jahre später den Heimgang seiner erst 32jährigen Gemahlin, einer Gräfin zu Lippe-Biesterfeld, mit der er seit 1765 in kurzer, glücklicher Ehe gelebt hatte. Schnell ging nun auch sein Leben zu Ende. Er starb am 10. Sept. 1777 auf Bergleben bei Wölpinghausen im Alter von fast 54 Jahren. In dem von ihm erbauten Mausoleum beim Jagdschloß Baum im Schaumburger Walde fand er neben Gemahlin und Tochter seine letzte Ruhestätte.

9. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 284

1912 - Stadthagen : Heine
— 284 — (1. Rheinisches) Nr. 7 in Bonn. Hier ereilte ihn am 29. April 1911 die Nachricht von dem plötzlichen, unerwarteten Heimgange seines sürstlichen Vaters. So wurde Erbprinz Adolf in seinem 29. Lebens- jähre auf den Thron berufen. Aus Anlaß seines Regierungsantritts wurde Fürst Adolf zum Major des Bonner Husaren-Regiments ernannt mit der Berechtigung, auch die Uniform des Wests. Jäger- Bataillons Nr. 7 in Bückeburg zu tragen. Fürst Adolf hat seinen Regierungsantritt mit dem Versprechen angekündigt, daß er die Regierung des Landes unter Gottes gnädigem Beistande zum Besten und zum Segen des Fürstentums den Gesetzen gemäß zu führen entschlossen sei. Diesem Grundsatze wird unser Fürst nach dem Vorbilde des Vaters stets treu bleiben. So werden persönliche Treue und Anhänglichkeit auch fernerhin das Band bilden, durch das Fürst und Volk unseres Heimatlandes von jeher unerschütterlich fest verbunden waren. Gott segne und schütze unser Fürstenhaus und uufer Heimatland immerdar!

10. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 270

1912 - Stadthagen : Heine
— 270 — erbfolgeberechtigt seien. Nun hatte aber sowohl der Kaiser die Er- Hebung in den Reichsgrafenstand selbst vollzogen als auch der Reichshosrat den reichsgräflichen Stand der Nachkommen ausdrück- lich anerkannt. Das Vorgehen des Landgrafen mußte umfomehr befremden, da Philipp Ernst während seiner Regierungszeit von Hessen ganz unbehelligt geblieben war. Außerdem hatte Hessen 1780 nicht nur den Ehevertrag zwischen Philipp Ernst und der Fürstin Juliane bestätigt, sondern auch letztere für den etwaigen Fall als Vormünderin anerkannt. Der Landgraf führte feine Drohung, das Land mit Gewalt zu nehmen, wirklich aus. Schon vier Tage nach dem Tode von Philipp Ernst ließ er seine Truppen unter dem Generalleutnant von Loßberg über Rinteln in Schanmbnrg-Lippe einrücken. Hessische Jns.-Regimenter besetzten Bückeburg, Stadthagen und Hagenburg; auf dem Lande wurden Gendarmen, Husaren und Jäger einquartiert. Nur der Wilhelmstein fiel nicht in ihre Hände. Die mutige Besatzung unter dem Hauptmann Rottmann ließ die Aufforderung zur Uber- gäbe einfach unbeantwortet (S. 49). Juliane war mit ihren Kindern nach Minden geflüchtet und rief von hier die Hülfe des Kaifers und des Königs von Preußen an. Von dem Reichsgericht in Wien wurde nun dem Landgrafen aufgegeben, das unrechtmäßig einge- nommene Land wieder zu räumen. Darauf verließen die Hessen Mitte April 1787 unser Land, nachdem sie es zwei Monate besetzt gehalten hatten. Als Entschädigung hatte Hessen 55 000 Taler zu zahlen. Die Selbständigkeit des Landes war gerettet und Juliane wieder im Besitz der Regierung. Juliane. Des Erbgrafen Mutter Juliane war am 8. Juni 1761 als die Tochter des Landgrafen Wilhelm zu Hefsen-Philipps- tal und der Ulrike Eleonore, geb. Prinzessin von Hessen-Barchfeld, in Zütphen in den Niederlanden geboren. Ihre Jugend verlebte sie in Herzogenbusch, wo ihr Vater als holländischer General seinen Wohnsitz hatte. Später verlegte Landgras Wilhelm seine Hofhaltung nach Kassel. Hier lernte Juliane den regierenden Grasen Philipp Ernst zu Schaumburg-Lippe kennen, der in erster Ehe mit einer Prinzessin von Sachsen-Weimar, Ernestine Albertine, vermählt ge- Wesen war. Sie solgte ihm als Gemahlin 1780 nach Bückeburg und nahm hier regen Anteil an allen Regierungshandlungen des
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