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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 68

1892 - Gera : Hofmann
— 68 — 33. Der Kurfürst mit seiner Familie bei den ersten Rartoffelxflanzungen. (Knackfutz.) Er besaß es nur als polnisches Lehen, d. H. der Polenkönig hatte es ihm als Oberherr gleichsam geliehen oder zu verwalten gegeben. Zn jener Zeit brach zwischen Schweden und Polen ein Krieg aus. Der Schwedenkönig kam über die Ostsee, fiel in Preußen ein und nötigte Friedrich Wilhelm zu einem Bündnis. Darüber geriet der Polenkönig in großen Zorn und drohte, den Kurfürsten in einen Kerker zu werfen, wohin weder Sonne noch Mond schiene. Die Antwort darauf war die dreitägige Schlacht bei Warschau an der Weichsel, in welcher die Polen von den Schweden und Brandenburgern gänzlich besiegt wurden. Friedrich Wilhelm benutzte nun alle Umstände so klug und glücklich, daß er im Frieden von Oliva, einem Kloster bei Danzig, Preußen als selbständiges Herzogtum erhielt (1660) und von der Lehnshoheit Polens befreit wurde. 7. Von seinem kriegerischen Helfer. Sein Helfer in militärischen Dingen war Dersslinger. Es wird erzählt, derselbe sei in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen. Auf einer Wanderschaft kam er nach Tanger münde an der Elbe und wollte sich hier übersetzen lassen. Da er aber kein Geld hatte, wies ihn der Fährmann zurück, einen Trupp Kriegsleute jedoch fuhr der Schiffer frei hinüber. Da warf Dersslinger sein Bündel tu den Fluß und ließ sich als Reiter anwerben. Durch seine Tapferkeit und Einsicht stieg er bis zum Feldmarschall empor. Als einst der französische Gesandte bei der Tafel am Hofe fragte, ob

2. Das erste Geschichtsbuch - S. 72

1892 - Gera : Hofmann
— 72 — 36. Das Lutherdenkmal in tdorms. Stationen (die das Leiden Christi bildlich darstellen), bei letzteren nicht. Die evangelischen Kirchen sind meist weniger ausgeschmückt als die katholischen; der evangelische Gottesdienst ist einfacher und wird nur in deutscher Sprache gehalten, der katholische (die Messe) in lateinischer. Der Mann, der die Kirche von allerlei menschlichen Satzungen und Zuthaten reinigte und sie nach dem Evangelium erneuerte, war Doktor Martin Luther. Nach ihm werden die evangelischen Christen häufig Lutherische genannt. In Wittenberg, Eisleben, Erfurt, Eisenach, Worms u. a. Städten sind ihm schöne Denkmäler errichtet worden. Besonders in Wittenberg und Eisleben erinnert alles an ihn, in Erfurt das Augustinerkloster (Martinsstift) und in Eisenach das Haus der Familie Kotta. In allen evangelischen Schulen zeigt ein großes Bild, „wie Dr. Luther mitseinenfreunden die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte." Dies Bild schenkte Kaiser Wilhelm I. zum 10. November 1883 allen evangelischen Schulen zur Erinnerung an Luthers Geburtstag vor 400 Jahren. Die deutsche Bibel gab Luther dem deutschen Volke in die Hand, damit sie die Richtschnur unseres Glaubens und Lebens sei. Durch seine Bibelübersetzung kam die hochdeutsche Sprache zur Herrschaft in Deutschland. Aus Luthers Katechismus lernen die Kinder die Hauptstücke des christlichen Glaubens. Luthers schöne Lieder, wie: „Ein feste Burg ist unser Gott" singen und beten wir noch heute. Das Amtskleid der evangelischen Geistlichen gleicht noch heute dem Rocke, den Luther damals trug. Die Buchdruckerkunst, die uns heute so rasch und reichlich mit Zeitungen und Büchern versorgt, war etwa 40 Jahre vor Luthers Geburt erfunden worden. Sie machte es möglich, daß Luthers Stimme so weit gehört

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 73

1892 - Gera : Hofmann
— 73 - und sein Wort so rasch verbreitet wurde. Früher schrieben die Mönche in den Klöstern die Bücher mühsam ab. Eine geschriebene Bibel kostete wohl 1500 Mark. Nur wenige Menschen lernten in jener Zeit lesen und schreiben. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die einzelnen Schristzeichen auf einzelne Buchenstäbchen zu schnitzen und sie zu Wörtern zusammen zu setzen. So konnte man sie vielmals brauchen und mit denselben Zeichen immer neue Schriften fetzen. Statt des Holzes nahm man später Metall, statt der Tinte Buchdruckerschwärze. Die gedruckten Bücher konnte man so billig verkaufen, daß viele die neue Kunst für Zauberei und Teufelswerk hielten. Sie wurde geheim gehalten, Setzer und Drucker eidlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Erft ein Krieg zerstreute die Druckergesellen und verbreitete die Kunst überall. Dem Erfinder der Buchdruckerkunst ist in Straßburg ein schönes Denkmal errichtet. In Mainz zeigt man noch sein Wohnhaus. Wie die evangelische Kirche durch Doktor Martin 3? Gutenbergdenk- Luther erneuert wurde und sich von der katholischen mai in gtraftburg. trennte, das wollen wir nun ausführlicher hören. 2. Wie Luther streng erzogen ward. Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben am Harze geboren und am folgenden Martinstage in der Taufe Marlin genannt. Sein Vater war der Bergmann Hans Luther. Derselbe war ans seiner Heimat Möhra bei Eisenach des besseren Erwerbs wegen nach Eisleben gezogen. Luther erzählt von seinen Eltern: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern gewest. Hernach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und daselbst ein Berghauer worden. Meine Eltern sind erstlich arm gewest. Mein Vater war ein armer Häuer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken heimgetragen. Sie haben sich's lasten blutsauer werben, bamit sie uns acht Kinder erzogen haben. Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch barüber ganz schüchtern würde. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das Blut banach floß." In Mansfeld, wo viel Silber aus den Bergen gewonnen würde, segnete Gott die Arbeit Hans Luthers, so daß er zu Wohlstanb und Ehren kam und feinen Kinbem eine gute Erziehung geben sonnte. Den wohlbegabten, aber schwächlichen Martin trug er oft auf feinen Armen in die Schule. Hier würde der Knabe sehr streng gehalten und erhielt sogar an einem einzigen Vormittage fünfzehnmal Rutenstreiche. Das geschah nicht etwa, weil er ein böser Schüler war, sonbern das gehörte zur Sitte der Zeit. Prügel gab es beim geringsten Anlaß. Sie waren das Hauptstück des Unterrichts. Im 14. Jahre kam er auf eine Kloster-schule zu Magbeburg, „wo man die Kinder wie Vögel in Vogelbauern hielt und ihnen keine Ergötzung gönnte". Ein Jahr später brachte ihn sein Vater nach Eifenach aus die Schule, weil er hier von mütterlichen Verwanbten mancherlei Unterstützungen erhoffte. Hier

4. Das erste Geschichtsbuch - S. 75

1892 - Gera : Hofmann
— 75 — „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden." Auch Staupitz, der Vorgesetzte der Augustinermönche, sprach ihm tröstlich zu und verwies ihn auf das Wort: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Dadurch und durch fleißiges Lesen der Bibel kam er endlich zum Frieden. Im Jahre 1507 wurde er zum Priester geweiht. 4. Wie er als Lehrer an der Hochschule zu Wittenberg wirkte. Um diese Zeit gründete der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen eine Hochschule zu Wittenberg au der Elbe. Er suchte dazu die besten Lehrer und befragte auch Staupitz darum. Dieser empfahl Luther als den frömmsten und gelehrtesteu Mönch. Im Jahre 1508 kam Luther nach Wittenberg, wohnte dort im Augustinerkloster, lehrte mit großem Beifall an der Universität und predigte später in der Stadtkirche. Der Zudrang zu seinen Predigten war oft so groß, daß die weite Kirche die Menschen nicht fassen konnte. Weil Luther bei seinen Ordensbrüdern in hohem Ansehen stand, so schickten sie ihn 1510 nach Rom, damit er dort bei dem Papste eine Sache ordnen sollte. Als er die Stadt erblickte, siel er andächtig nieder und rief: „Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!" Er glaubte in Rom die besten Geistlichen und das heiligste Leben zu finden. Aber wie sehr hatte er sich getäuscht! Die Geistlichen führten ein weltliches, ja sittenloses Leben und trieben ihr Gespött mit dem Heiligsten. Luther las langsam und andächtig die Messe, da trieben sie ihn zur Eile au und waren mit ihren Gebeten „rips, raps" fertig, ehe er nur die Hälfte gesprochen hatte. Er rutschte auf seinen Knieen die Pilatustreppe hinauf, um den Ablaß zu erlangen, der an diese fromme That geknüpft war. So gläubig und demütig erfüllte er alle Gebote der Kirche. Aber sein Herz blutete, daß im Mittelpunkte der Christenheit die christliche Frömmigkeit fast ganz verschwunden war. Nach seiner Heimkehr sagte er: „Giebt es eine Hölle, so ist Rom darauf gebaut. Es ist die heilige Stadt gewesen und nun die allerärgste worden!" Später sagte er über diese Reise: „Nicht tausend Goldgulden wollte ich nehmen, daß ich Rom nicht sollte gesehen haben. Ich müßte sonst immer besorgen, ich thäte dem Papste Gewalt und Unrecht. Aber was wir sehen, das reden wir." Im Jahre 1512 wurde er Doktor der heiligen Schrift und durch einen Eid verpflichtet, sie zu erforschen und ihren Glauben zu lehren. Diefer Eid hat ihn oft getröstet, wenn seine Feinde ihn schmähten. 5. Wie er den Ablaßhandel kühn bekämpfte 1517. In Rom schrieb der Papst Leo X. einen vollkommenen Ablaß aus. Dadurch erhielten alle reuigen Sünder, die Ablaßbriefe erwarben, Nachlassung der zeitlichen Sündenstrafen, welche die Kirche verhängte. Nach der Lehre der Kirche verwaltete der Papst den Schatz überflüssiger guter Werke von Christus und den Heiligen und konnte ihn bußfertigen Sündern zuwenden, um ihre zeitlichen Sündenstrafen zu tilgen und die

5. Das erste Geschichtsbuch - S. 77

1892 - Gera : Hofmann
— 77 — sandten Kajetan. Dieser suchte Luther durch freundliches Zureden zum Widerruf zu bewegen. Luther aber forderte immer Beweise aus der heiligen Schrift. Da wies ihn der Gesandte zuletzt zornig hinweg und sagte: „Die Bestie hat tiefe Augen und wunderbare Gedanken im Kopfe." Weil Luthers Freunde fürchteten, Kajetan wolle ihn heimlich ergreifen und gefangen nach Rom führen lassen, warnten sie ihn. Da entwich Luther bei Nacht aus Augsburg, rechtfertigte sich aber in einem Schreiben an den Papst. Ein anderer päpstlicher Gesandter, Karl von Miltitz, behandelte Luther mit großer Freundlichkeit. Er gestand, daß von 10 Menschen in Deutschland immer 9 Luthers Meinung seien. Luther versprach ihm, er wolle gegen den Papst weder reden noch schreiben, wenn seine Gegner schwiegen. Aber sein eifrigster Gegner, Dr. Eck aus Ingolstadt, schwieg nicht, sondern brachte in Leipzig eine öffentliche Unterredung zuwege, bei der es hitzig herging. Beide Parteien schrieben sich den Sieg zu, aber Luthers Anhänger mehrten sich von Tag zu Tage, das Ansehen des Papstes dagegen sank immer mehr. Hierauf reiste Dr. Eck nach Rom und erwirkte eine päpstliche Bulle (d. h. Verordnung mit einem Wachssiegel in einer Kapsel), die Luther mit dem Banne, d. H. Ausschließung aus der Kirche, bedrohte, wenn er seine Irrlehren nicht widerriefe. Ja, Tetzel bewog einige Hochschulen, Luthers Schriften öffentlich zu verbrennen. Da zog Luther an einem kalten Dezembertage 1520 unter großem Zulauf vor das Elsterthor in Wittenberg, verbrannte die Bulle auf einem Holzstöße und sagte sich damit vom Papste los. 7. Wie er in Worms vor Kaiser und Reich mutig seinen Glauben bekannte 1521. Inzwischen hatten die 7 Kur- oder Wahl-sürsteu Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt. Durch einen Reichstag zu Worms am Rheine wollte der junge Kaiser den Zwiespalt im deutschen Lande schlichten. Er lud auch Luther vor den Reichstag und sandte ihm einen kaiserlichen Boten, der ihn auf der Reise geleiten und schützen sollte. Luthers Freunde warnten ihn, er aber sprach mutig: „Und wenn sie ein Feuer von Wittenberg bis Worms machten, so wollte ich doch hindurch und den Herrn Gott walten lassen!" Auf der Reife wurde er überall mit großen Ehren empfangen. In Erfurt und Eisenach mußte er predigen. Nahe vor Worms warnte ihn der Hofprediger des Kurfürsten nochmals, er aber antwortete: „Und wenn in Worms so viel Teufel waren, wie Ziegel auf den Dächern, so wollte ich doch hinein!" In seiner Mönchskutte im offenen Wäglein fuhr er in Worms ein. Alle Straßen, Fenster und Dächer waren voll neugieriger Menschen, die den kühnen Mönch sehen wollten. In seiner Herberge besuchten ihn bis in die Nacht viele Fürsten und Herren. Am nächsten Tage war der Zudrang der Menschen so groß, daß man ihn durch ein Hinterpförtlein in die Reichsversammlung führen mußte. Im Ratssaal klopfte ihm ein alter, berühmter Kriegsheld auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen schweren Gang, desgleichen ich und mancher Kriegsoberster in der allerernstesten

6. Das erste Geschichtsbuch - S. 79

1892 - Gera : Hofmann
58. Luther übersetzt auf der Wartburg die Bibel. (Nach Noak.) zeigten, daß der mutige Held noch lebte und weiter kämpfte. Auf der Wartburg überfetzte Luther fast das ganze neue Testament in die deutsche Sprache und machte damit dem deutschen Volke das herrlichste Geschenk. 8. Wie die evangelische Kirche aufgebaut ward. In Wittenberg veranlaßten einige Anhänger Luthers allerlei Unordnungen. Wilde Haufen zogen umher, öffneten die Klöster und zerschlugen Bilder und Altäre. Luther erfuhr es durch Briefe und fürchtete, daß sein Werk durch solchen Eifer in falsche Bahnen gedrängt und in der Welt verlästert würde. Er verließ die sichere Wartburg und ritt mutig und fröhlich nach Wittenberg, wiewohl er noch in des Kaisers Acht und des Papstes Baun war. An den Kurfürsten schrieb er: „Ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höheren Schutz denn des Kurfürsten. Hier kaun kein Schwert raten oder helfen; Gott muß hier allein schaffen ohne alles menschliche Sorgen und Zuthun." In Wittenberg predigte Luther eine Woche lang jeden Tag, stillte die Unruhe und vertrieb die Bilderstürmer. Zwei Hauptsätze bildeten hinfort die Grundlage der evangelischen Kirche: 1. Der Sünder wird allein aus Gottes Gnade gerecht durch den Glauben, nicht aber durch die Werke. 2. Die Bibel ist die ^

7. Das erste Geschichtsbuch - S. 81

1892 - Gera : Hofmann
— 81 — Professor in Wittenberg und wußte die Stubenten so zu fesseln, daß er oft 2000 Zuhörer hatte. Man gab ihm den Ehrennamen „Lehrer Deutschland". Er überlebte Luther um 14 Jahre und starb mit bent Wunsche, „daß die Kirchen in Christo einträchtig sein mochten". Luther urteilt über sich und ihn also: „Ich bin geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felbe liegen; barum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sinb. Aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, fäet und begeußt mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben reichlich gegeben hat." — In der Schweiz fing Ulrich Zwingli eine ähnliche Kirchenverbesserung wie die beutsche an und fanb gleichfalls viele Anhänger, die später Reformierte genannt würden. Leiber konnte er sich mit Luthern über einzelne Punkte nicht einigen, und dieser Zwiespalt trennte auch später ihre Anhänger. Zwingli fiel als Felbprebiger in der Schlacht, sein Werk aber setzte der Franzose Johann Kalvin in Gens fort. Ihre Glaubenslehren sinb im Heibelberger Katechismus zusammengestellt. — Schmerz und Unwillen bewegten Luthers Herz bei den Auswüchsen der Reformation. Dazu gehörte der Bauernkrieg. Die Bauern waren bisher von ihren Herren hart gebrückt worben. Schon mehrmals hatten sie in Sübbentschlanb versucht, das Joch abzuschütteln und ihr Los zu erleichtern, aber immer vergeblich. Jetzt verstauben sie Luthers schönes Büchlein „Von der Freiheit eines Christenmenschen" falsch und beuteten es auf die Befreiung von Fronen, Zehnten u. a. Abgaben und Lasten. Sie stauben in hellen Haufen auf, zerstörten Burgen und Klöster, mißhandelten Abelige und Geistliche und verübten allerlei Greuel. In Thüringen würden sie von Thomas Münzer, einem überspannten Geistlichen zu Mühlhausen, aufgehetzt und angeführt, aber bei Frankenhausen 1525 besiegt und dann härter als zuvor behanbelt. Münzer würde in Mühlhausen grausam gepeinigt und dann hingerichtet. Luther hatte seine Stimme gegen die Bauern mahnenb und brohenb erhoben, aber auch den Fürsten und Herren die Wahrheit gesagt. Im Jahre 1525 starb Luthers Beschützer Friedrich der Weise. Sein Nachfolger Johann berbestänbige war gleichfalls ein Freunb Luthers und forberte fromm und eifrig das Werk der Kirchenverbesseruug. In bemselben Jahre trat Albrecht von Branbenburg, der letzte Hochmeister der deutschen Ritter, zur evangelischen Kirche über und verwanbelte Preußen in ein weltliches Herzogtum. Auch viele anbere Länber und Städte nahmen die evangelische Lehre an. Nur schmerzte es Luther, daß nicht alle ein evangelisches Leben führten und manche sich nur an den Gütern der Kirchen und Klöster zu bereichern suchten. 10. Wie sich die Reformation in Brandenburg ausbreitete. In dieser Zeit war Joachim I. Kurfürst in der Mark Branbenburg. Sein Wahlspruch lautete: „Durch Gerechtigkeit und Gericht". Mit großer Strenge bekämpfte er die Raubritter, die alle Wege unsicher Polack, Das erste Geschichtsbuch. 6

8. Das erste Geschichtsbuch - S. 82

1892 - Gera : Hofmann
— 82 — machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor. 11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette

9. Das erste Geschichtsbuch - S. 76

1892 - Gera : Hofmann
— 76 — Qualen des Fegefeuers abzukürzen. Dafür verlangte er Bußübungen, Wallfahrten und milde Gaben zu frommen Zwecken. Mit dem Ertrage diefes großen Ablasses sollte die herrliche Peterskirche in Rom ausgebaut werden. Im Volke verbreitete sich die Meinung, man könne die Vergebung der Sünden überhaupt für Geld erkaufen. Es entstand der Reim: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt." Manche Ablaßkrämer bestärkten das Volk in diesem Glauben. Am schlimmsten trieb es der Mönch Johann Tetzel. Er zog in den sächsischen Landen umher, pries den Ablaß als den gewissen Eingang in das ewige Leben und betrieb den Handel mit den Ablaßbriefen in anstößiger Weise. Kam er vor eine Stadt, so ließ er hinein sagen: „Die Gnade Gottes und des heiligen Vaters ist vor euren Thoren!" Alles zog ihm dann entgegen und holte ihn feierlich unter Glockengeläut und Gesang in die Stadt. Der Zug ging in die Kirche. Vor dem Altar wurde die rote Fahne des Papstes und eine Kiste für das Geld aufgestellt. Tetzel ermunterte zum Kaufen, rühmte die Kraft feiner Briefe und sagte, solange die Welt stunde, sei eine solche Freigebigkeit des römischen Stuhles nicht wieder zu erwarten. In seinen Predigten verschwieg er meist, daß die Briefe erst wirksam seien, wenn der Käufer zuvor Reue und Buße gethan habe und das heilige Abendmahl gläubig empfange. Nach Wittenberg durfte Tetzel mit feinen Briefen nicht kommen; aber viele Bewohner liefen nach dem nahen Jüterbog zu ihm, kauften sich Ablaßzettel und meinten nun ihre Sünden los zu sein. Als Luther im Beichtstuhl merkte, wie dieser Handel das Volk bethörte und im Streben nach Heiligung lässig machte, da ergrimmte er im heiligen Zorn und schlug am 31. Oktober 1517 an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze gegen den Mißbrauch des Ablasses. Er erbot sich, ihre Wahrheit aus Gottes Wort gegen jedermann zu verteidigen. Die Sätze wurden schnell in die deutsche Sprache übersetzt und flogen in so kurzer Zeit durch ganz Deutschland, als ob die Engel selbst die Botenläufer gewesen wären. Alle Welt war erstaunt über den kühnen Mönch. Die meisten priesen seine That; manche schüttelten den Kops; manche schmähten ihn. Ein frommer Leser sagte: „Das ist der Mann, auf den wir alle gewartet haben; der wird's thun!" Tetzel aber schnaubte vor Zorn, denn sein Handel ging jeden Tag schlechter. Er verbrannte die Sätze öffentlich aus dem Marktplatze. Weil er sie selbst nicht widerlegen konnte, so beauftragte er damit einen Gelehrten. Die Wiederlegung fiel aber so kläglich aus, daß sie nur Luthers Ruhm vermehrte. Luther sprach: „Ist das Werk in Gottes Namen angefangen, so lasset denselben walten!" 6. Wie er sich vom Papste lossagte 1520. Als der Papst merkte, daß der Streit mehr als ein bloßes Mönchsgezänk sei, ließ er Luther nach Rom zur Verantwortung fordern. Der Kurfürst Friedrich der Weise fürchtete aber, man möchte Luther in Rom einkerkern oder gar verbrennen. Er setzte es deshalb durch, daß er in Deutschland verhört wurde. Dies geschah in Augsburg durch den päpstlichen Ge-

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 80

1892 - Gera : Hofmann
— 80 — einzige Richtschnur des Glaubens und Lebens. Mit seinen Freunden übersetzte Luther die ganze Bibel in die deutsche Sprache, so daß sie nun jeder Christ selbst lesen und darin forschen konnte. Die lateinische Messe schaffte er ab und führte dagegen die deutsche Liturgie, die deutsche Predigt und den deutschen Kirchengesang ein. Deutsch sollte der Gottesdienst fein, denn Luther war ein deutscher Mann von der Fußsohle bis zum Scheitel. Er selbst dichtete liebliche und kräftige Lieder. Das erste evangelische Gesangbüchlein enthielt nur 8 Lieder, wuchs aber von Jahr zu Jahr. Er hob auch den Zwang der Ohrenbeichte auf, wonach jeder feine Sünden einzeln dem Priester ins Ohr sagen mußte. Das Abendmahl wurde unter beiderlei Gestalt (Brot und Wein), nicht, wie in der katholischen Kirche, bloß als Brot gereicht. Niemand sollte mehr genötigt fein, als Mönch oder Nonne im Kloster zu leben. Den Priestern riet er, in den Ehestand zu treten. Der Papst hatte ihnen gegen die klaren Ansfprüche der Bibel befohlen, ehelos zu bleiben. Luther vermählte sich selbst als 42jähriger Mann mit der aus dem Kloster befreiten Nonne Katharina von Bora, um durch fein Beispiel die Geistlichen zu ermutigen. Auf einer Untersuchungsreise im Lande, ans der er sehen wollte, wie es um Kirche und Schule beschaffen fei, fand Luther die schrecklichste Unwissenheit bei jung und alt. Ein Pfarrer konnte kaum das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, in einem andern Dorfe kein Bauer ein einziges Gebet. Luther klagte: „Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre!" Um der Not abzuhelfen, schrieb er für die Kinder den kleinen und für die Geistlichen den großen Katechismus, für letztere auch ein Predigtbuch, damit sie lernten, wie man predigen müsse, oder daß sie daraus der Gemeinde vorläsen. Die Ratsleute der Städte vermahnte er dringend, daß sie Schulen einrichten und halten sollten, damit der Unwissenheit und Roheit gesteuert würde. Das Lehramt pries er als ein wichtiges und köstliches. Nach einem Reichstage zu Speier am Rheine bekamen feine Anhänger den Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß der Mehrheit protestiert oder Widerspruch erhoben hatten. Die Mehrheit hatte nämlich die weitere Ausbreitung der evangelischen Lehre verboten. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 übergaben die evangelischen Fürsten und Städte dem Kaiser ihr Glaubensbekenntnis, die Augsburgifche Konfession. Dasselbe enthält in milden, klaren Worten alles, worin die evangelische Kirche mit der katholischen übereinstimmt und worin sie abweicht. 9. Wie Luther Freude und Leid bei seinem Werke erfuhr. Emen treuen Freund und Mithelfer gewann Luther an dem gelehrten und milden Melanchthon, zu deutsch Schwarzerd, dem Sohne eines geschickten Waffenschmiedes. Er war fast 14 Jahre jünger als Luther, schmächtig und unansehnlich, so daß er neben Luther wie ein Knabe aussah; aber an Geist und Gelehrsamkeit war er ein Riese. Schon auf der Schule war er der Liebling seiner Lehrer. Mit 21 Jahren wurde er
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