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1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 23

1913 - Dresden : Huhle
— 23 — Bielebog, den guten Gott, und dentschernebog, den schwarzen oder schlechten Gott, den Teufel. Außerdem glaubten sie an Gespenster, Drachen, Hexen, Kobolde usw. Dieser Glaube lebt noch heute hier und da als Aberglaube fort. 4. Heinrichs Kämpfe mit den Wenden. Die Wenden fielen auch oft in Deutschland ein. Zunächst zog Heinrich gegen die Heveller, die an der Havel die große, von Sümpfen geschützte Festung Brennabor (Brandenburg) hatten. Mitten im Winter drang er mit seinem Heere über die eisbedeckten Sümpfe und eroberte die Festung in kurzer Zeit. Um das Land vor weitern Einfällen der Wenden zu schützen, legte er zwischen der Elbe, Havel und Spree die Nordmark an, woraus später die Mark Brandenburg, der Anfang des preußischen Staates, hervorging. Sodann rückte er 928 mit seinem Heere gegen die Daleminzier und eroberte ihre Festung Gana bei Lommatzsch. Die Männer wurden erschlagen, die Frauen und Kinder führte er gefangen nach Thüringen. An der Elbe legte Heinrich die feste Burg Meißen an, „davor die Feinde einen Abscheu und das Land gewissen Schutz hatte". Ein Burggraf erhielt den Oberbefehl über die deutsche Besatzung. Außerdem schlug noch ein Grenz- oder Markgraf hier sein Hoflager auf und sicherte mit seiner Kriegsmannschaft das ganze Land gegen feindliche Einfälle und etwaige Aufstände der unterjochten Sorben. Nach der Burg Meißen nannte man dies Grenzland die Mark Meißen. 5. Die Mark Meißen. Die Grenze der Mark Meißen bildete später im Westen die Saale, im Osten die Pulsnitz, im Süden das Erzgebirge, int Norden eine Linie, die von Halle bis zur Mündung der Pulsnitz geht. Zuweilen reichte sie sogar bis nach Schlesien hinein. Ein Markgraf mußte sie mit einem Heere verteidigen. Den größten Teil des sorbischen Ackerlandes bekamen die deutschen Krieger, zumeist Reiter, als Lehn. Ihre Güter nannte man daher Rittergüter. Die zurückgebliebenen Sorben wurden Hörige und wohnten meist für sich beisammen. Viele Burgen hielten die Wenden im Zaume. Späterhin kamen viele Deutsche nach der Mark Meißen und gründeten meistens neue Wohnorte, deren Namen gewöhnlich auf -bach, -berg, -tat, -brunn, -dorf, -kirch, -grün oder -reut enden, so z. B. Reichenbach, Markneukirchen. Die Sorben wurden allmählich zum Christentum bekehrt und lernten auch mit der Zeit die deutsche Sprache. Es hat jedoch noch viele Kriege gegeben, ehe sich die Slawen mit den Deutschen vertrugen und verbanden. Erst nach etwa 400 Jahren ward die sorbische Sprache als Gerichtssprache verboten. Die Wenden in der Wendei aber haben noch heute ihre wendische Sprache, Sitte und Tracht. 6. Heinrichs Ende. Auch gegen die Dänen zog Heinrich und nahm die von Karl dem Großen gegründete dänische Mark (bis an die Eider) wieder in Besitz. Im Jahre 936 starb Heinrich und ward in Quedlinburg begraben. Heinrich I. hat für Deutschland die größte Bedeutung. Er schuf die deutsche Reiterei, vertrieb die Feinde des Reiches, erweiterte und befestigte die Grenzen des Landes, legte Burgen und Marken an und sorgte so für einen kräftigen Landesschutz. Wichtig war, daß er mit der Mark Meißen und der Nordmark den Grund zu den beiden Königreichen Preußen und Sachsen legte und dem wettern Vordringen der Slawen nach Westen Einhalt gebot. Mit ihm begann vielmehr die erfolgreiche Rückwanderung der Deutschen nach Osten und die allmähliche Wiedereroberung der Gebiete zwischen

2. Königreich Sachsen - S. 2

1889 - Dresden : Huhle
2 I. Von d. früheren Bewohnern Sachsens u. b. Entstehung d Staates Sachsen. Lebens. Daher entsteigen den geöffneten Stätten des Todes in schattenhaften Umrissen die Gestalten früherer Tage in ihrem Sein und Wesen. In die fast entvölkerten Gebiete unseres Landes wanderten nun von Osten her, aus den Gebieten der Oder und Weichsel, die Sorben, ein slavischer Stamm, ein. Der Name „Sorb" oder „Serb" bedeutet „Sichelträger". Sprache, Sitten, Tracht, Religion - alles war anders, als bei den Deutschen. Sie waren zwar auch Viehzüchter, doch keine Nomaden, denn sie legten Dörfer an und trieben Ackerbau. Die Einwanderung scheint allmählich und friedlich erfolgt zu fein. Hirtenvölker sind stets ruhiger und friedlicher Natur, solange sie ihre Weidegründe und ihre Herden nicht _ bedroht sehen. Dieser Drohfall trat hier nicht ein, da die in Familiengruppen einwandernden Sorben als Ackerbauer, seßhafte Leute und Kulturträger nicht mit dem Schwerte, sondern mit der Sichel kamen, auch mit Vorliebe nur die Humus-und wasserreichen Thalmulden wählten. Thäler aber werden, wenn sie nicht stundenbreite, weite Ebenen einschließen, von allen Hirtenvölkern der Erde mit gutem Grunde gemieden. Die Nähe der Wälder an den Hängen birgt für Hirten und Herden ihre großen Gefahren, einmal hinsichtlich des Raubwildes, ein andermal als Hinterhalt für einen raublustigen, feindlichen Stamm. Diese Gefahren mochten es auch sein, welche die Sorben zu der eigenartigen, später näher bezeichneten Anlage ihrer Ansiedelungen bestimmten. Die ruhige Behäbigkeit und der gesicherte Wohlstand, welchen die slavischen Ackerbaukolonien den zurückgebliebenen, nomadisierenden Teurochaimen darboten, mögen der Grund gewesen sein, daß auch die Reste der suevisch-germanischen Bewohner nach und nach dem Ackerbau sich zuwandten, mit der immer mehr anwachsenden Masse der Sorben nach Sitte, Tracht, Sprache und Religion innig verschmolzen und so als Volk spurlos verschwanden. Die Slaven zerfielen in mehrere Stämme, von denen die oben genannten Sorben, welche nördlich an die Lntitzier grenzten, das Gebiet zwischen Oder und Saale bewohnten. Zu ihnen gehören die Milezener in der Ober- und die Lufitzer in der Niederlausitz. In den später meißnischen Landen verteilten sie sich in mehrere Bezirke oder Supanien (Gerichtsherrschaften), nämlich a) in die Supanie Glornazi oder Daleminzi, ungefähr von der Elbe in der Gegend von Meißen bis zur Chemnitz, deren Bewohner gewöhnlich Dale-minzier genannt werden; b) in die Snpanie Nisani zu beiden Seiten der Elbe von Böhmen bis in die Gegend von Scharfenberg; c) Ehutizi, südlich von Glomazi zwischen der Freiberger und Zwick-aner Mulde und in die Thäler des Erzgebirges zum Teil sich hinauf erstreckend; ä) Siusli zu beiden Seiten der Parthe bis gegen Grimma und e) Plisni im spätern Pleißnerlände und im Altenburgischen. Die Sorben umgaben ihre Ansiedelungen zum Schutz gegen feindliche Gewalten mit hohen Erdwällen, die sie durch hohe, hölzerne Pallisaden noch verteidigungsfähiger gestalteten. Die so eingeschlossenen,

3. Königreich Sachsen - S. 4

1889 - Dresden : Huhle
4 I- Von d. früheren Bewohnern Sachsens n. b. Entstehung b. Staates Sachsen. bekehrten Slaven mit derjenigen vom Teufel zusammenfloß, jedenfalls verbreitet war. Der Götzendienst wurde auf Bergen (Bielebog, Czerne-bog, Sybillenstein, Löbaner Berg, auf der Bosel, d. H. Gottesstätte, auf dem Spaargebirge b. Meißen, auf dem Götterfelseu an der linken Seite des Triebischthales b. Meißen n f. w.) oder in heiligen Hainen getrieben. Solche Haine gab es z. B. bei Radebeul (zwischen Dresden und Kötzschen-broda), Radeberg, Radeburg, Lommatzsch, Großenhain, Leipzig u. s. w. Außer den Hauptgottheiten verehrten sie noch eine Menge von Nebengöttern, wie Haus-, Wald-, Feld- und Wassergeister, und ihr Glaube an Gespenster, Nixen, Hexen, Zwerge hat den Grund zu mancher Sage gebildet (Wilder Jäger, Wichtelmännchen, Kobold, Drachen, Wasser-jungfrau 2c.). Die Leichen verbrannte man in der Nähe der Opferplätze, sammelte die Asche in Urnen aus Thon und setzte sie mit Beigaben an Geld, Schmucksachen, Waffen, Spielzeug u. s. w. in die Erde. Beim Bau von Straßen, Eisenbahnen, Kanälen hat man in neuerer Zeit manche solcher Urnenfelder entdeckt, z. B. bei Großenhain, Bautzen, 1874 bei Strehlen in der Nähe Dresdens, bei Kaditz und Cossebaude, 1876 bei Wurzen, 1882 bei Leipzig und im Timmlitzwalde bei Leisnig. Die Slaven standen mit den Deutschen in regem Handelsverkehr und sind Erfurt, Forchheim, Bardewik, Torgau als Handelsplätze aus dem 8. Jahrhundert bekannt. Handelsartikel waren wollene Decken, Honig, Wachs, Salz, Waffen, Vieh, Getreide, Obst. Im 10. Jahrhundert begannen jedoch erbitterte Kämpfe zwischen den christlichen Dentschen und den heidnischen Sorben; sie endeten mit der Besiegung der Sorben durch die Kaiser Heinrich I. und Otto 1. Zur Sicherung des eroberten Landes bauten die Deutschen au den Flußlinien der Elbe, Zschopau, Mulde, Elster feste Burgen, wie Meißen, Zschopau, Rochlitz, Döbeln, Grimma u. s. w., zogen immer mehr deutsche Einwanderer aus Franken und Flandern in das Land und zwangen die heidnischen Sorben zum Christentum. Klöster und Kirchen wuchsen überall empor und langsam aber sicher zerbröckelte slavisches Wesen, Sitte und Sprache unter der Herrschaft deutscher Kultur. Die Germanisiernng, d. H. die Verschmelzung der slavischen Nationalität in die deutsche, ging jedoch nicht ganz ohne Zwang vor sich; denn noch im Jahre 1327 und in Meißen selbst erst 1424 sahen sich die Behörden veranlaßt, durch eine Verordnung den Gebrauch der sorbischen (wendischen) Sprache vor Behörden zu verbieten, während Trümmer des Sorbentnms noch jetzt in den Wenden der Lausitz vorhanden sind. Fünfhundert Jahre lang hieß das Land „Mark Meißen". Mit Eourad dem Großen (1123 — 1156) kam die Mark Meißen erblich an den Fürstenstamm der Wettiner?) 1423 erlangte Friedrich der Streit- 1) Nachbem bereits Kaiser Heinrich Iv. schon 1089 den Grafen Heinrich I. von Eilenburg aus dem Hause Wettin mit der Mark Meißen belehnt hatte. Das Jahr 1889 bilbet also das 800jährige Jubeljahr der Herrschaft der Wettiner über das Sachsenlanb.

4. Königreich Sachsen - S. 5

1889 - Dresden : Huhle
Ii. Allgemeines über das Land Sachsen. 5 bare (1381 —1428) mit einem Teile des alten Herzogtums Sachsen (Wittenberger Gegend) die Kurwnrde (die Belehnung erfolgte erst 1425) und das Land hieß nun „Kurfürstentum Sachsen". Durch Teilung und Neuerwerb sind die Grenzen vielfacher Veränderung unterworfen'gewesen. Seit 1815 bestehen nach dem Wiener Frieden, nach welchem der größte Teil Sachsens dern^ Königreiche Preußen zufiel, die jetzigen Grenzen Königreich ist Sachsen seit 1806. Ii. Allgemeines über das Land Sachsen. (Größe, Bevölkerung, Wohnplätze, Grenzen, Einteilung.) Das Königreich Sachsen hat eine Größe von 14,992,94 qkm oder 272% Qu.-Meilen. Die Bevölkerung betrug 1885: 3,182,000 Seelen. Davon ist die Mehrheit evangelisch -lutherisch; 86,952 sind katholisch. Juden gab es 7755. Auf 1 Qu.- Meile kommen in Sachsen 11,680 Menschen, auf 1 qkrn 212 Bewohner. Im Verlaufe von 5 Jahren betrug die Zunahme der Bevölkerung beinahe 7%. Sachsen ist das bevölkertste Land Deutschlands, ja der ganzen Erde; es ist der 36. Teil des deutschen Kaiserstaates nach seiner Landmasse, aber mehr als der 15. Teil desselben nach seiner Einwohnerzahl. Über % der Einwohner wohnt in Städten. Es giebt 143 Städte (darunter 72 mit revidierter Städteordnung), 3118 Landgemeinden, 920 Rittergüter (von denen 901 selbständige Gutsbezirke bilden, während 19 zu Stadt- und Landgemeinden gehören) und 253 vereinzelte Gutsbezirke, beziehentlich Grundstücke. Ans 1 Qu.-Meile kommen 12 Ortschaften, auf 2 Qu.-Meilen kommt eine Stadt, oder auf 43 qkm 1 Ortschaft, auf je 104,8 qkm 1 Stadt. Die Bewohner sind zum größten Teile Deutsche von fränkischer und thüringischer Abstammung mit obersächsischem, übrigens unter sich wieder sehr verschiedenem Dialekte. Im Osten und Nordosten des Landes (Oberlausitz) wohnen Wenden mit eigner Sprache, meist evangelisch1). Sie sollen Nachkommen der Milziener sein und bilden wie die an der Westgrenze Sachsens wohnenden, aber deutsch redenden Altenburger einen Rest der sorbischen Bevölkerung, welche seit Karl dem Großen (771 — 814) und Heinrich I. (919—936) unterworfen und der deutschen Bevölkerung untermischt wurden Die Südgrenze bildet das zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörige Kronland Königreich Böhmen, die Ostgrenze: Königreich Preußen mit der Provinz Schlesien, die Nordgrenze: Königreich Preußen mit der Provinz Schlesien und Sachsen, die Ostgrenze: 1) Im ganzen Sachsenlande ergab die Volkszählung 1885 zusammen 49,916 Wenden, davon wohnten in der Kreishauptmannschaft Bautzen 37,134, in der Kreishauptmannschaft Dresden 2339, in der Kreishauptmannschaft Leipzig 304, in der Kreishanptmannschaft Zwickau 139 Wenden.

5. Königreich Sachsen - S. 98

1889 - Dresden : Huhle
98 Die Bewohner der Lausitz. Auf einem solchen Volksboden, der das alte Wort vom Beten und Arbeiten seht nennt, wachsen feine Bettler und zerlnmpten Leute, feine Umstürzler und feine wilden, unzufriedenen Schreier. Obgleich die Arbeitslöhne niedriger sind, als fast allerwärts, fennt man doch noch das Sparen und der schlichteste, ärmste Häusler bringt sich und seine Leute mit Ehren durch. Ju der Schulbildung ist das Weudeuvolf allen seinen slavischen Bruderstämmen voraus. Die Kinder lernen Wendisch und Deutsch lesen und schreiben. Feruer giebt es jetzt, im Gegensatz zu früher, viele wendische Bücher und einige Zeitschriften. Trotzdem aber wird die fleine Sprachinsel der Wenden immer kleiner und verliert besonders an den Grenzen immer mehr an einheitlicher Geltung; wird sie doch mächtig umwogt von der deutschen Kultursprache und von den Fäden deutschen Verfehrs und deutschen Lebens überwebt und umsponnen. Im Jahre 1861 zählte man noch 53,973, 1871 noch 52,017, 1880 noch 51,410 Wenden. 1885 aber war die Zahl auf 49,916 herabgesnnfen. Von diesen lebten 47,134 in der Bantzner K'reishauptmannschast. In 15 Dörfern, die früher ganz wendisch waren, bilden die Deutschen heute die Mehrheit. Rein wendische Dörfer giebt es nach der letzten Volkszählung nur noch vier. In 110 wendifchen Dörfern bilden die Deutschen 20 — 50 Prozent, in 63 Dörfern 11 — 20 Prozent und in 81 wendischen Dörfern 1 bis 10 Prozent der Bevölkerung. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind an der deutschen Sprachgrenze ganz deutsch geworden die Dörfer Hausdorf und Bernbruch bei Kamenz, Demitz, Thnmitz und Schmölln bei Bischofswerda, Diehmen bei Ganßig, Carlsbrunn, Georgewitz, Lautitz und Unwürde bei Löban. In vielen anderen Orten, wie in Biehla, Jesau, Zschornan, Spittel, Oßling,,, Skaska und Deutsch-Baselitz bei Kamenz, in Kittlitz, Maltitz, Ölsa und Altlöban bei Löban, in Arnsdorf, Hainitz, Halbendorf, Kirschan, Naundorf, Pohla, Stacha und Wilthen im Süden der Bantzner Amtshauptmannschaft ist die wendische Sprache seit einigen Jahrzehnten sehr schnell im Absterben begriffen. Immerhin aber steckt im Wenden das Zeug, noch eine lange Zeit sein Volkstum vor dem gänzlichen Untergänge zu bewahren auf einem Boden, der dem Deutschen nicht allzuviel Lockendes zu bieten vermag. Das Wesen der lausitzer Weberbevölkeruug bietet fast keine Anklänge an das wendische Volfstnm. Jedenfalls sind die Berg-nnd Hügellandschaften, welche die Heimat der lausitzer Weber bilden, von Slaven nur dünn besiedelt gewesen und ihre geringe Menge ist im Dentschtume spurlos aufgegangen. Wenn auch beiden Bevölkerungsschichten ein eiserner Fleiß, wenig lohnende, aber harte Arbeit bei einfacher oder schmaler Kost, die Genügsamkeit und die Tugend der Sparsamkeit gemeinsam sind, bilden doch beide, unmittelbar nebeneinander gehalten, große Gegensätze. Landluft und Stnbenluft, die

6. Das Königreich Sachsen - S. 73

1874 - Dresden : Huhle
Wendci. <ö Morgenlandes; im Jahre 1666 brachte Friedrich Lange die Kunst dieser Weberei nach Großschönau und die mit wunderbarer Kunst ge- webten, kostbaren Tecken zieren die Tafeln von Kaiser und Königen der Erde. So stellt der wackere Lausitzer den Reichen und den Armen, den feingebildeten Europäer mit den hochkünstlerischen Mustern seiner Damast- tücher, den rohen Afrikaner mit den schreienden Farben seiner Gewebe zufrieden. Auch die Türken sind den Lausitzern tributpflichtig; denn in Bautzen wird der lange, schmale Baumwollenstoff fabricirt, aus dem die Türken ihren Feß oder Turban verfertigen. Band, Schnuren, Knöpfe aber, wie sie Pulsnitz und Umgegend liefern, braucht man in der ganzen Welt. Im Spreethale aber findet der Wandrer einen Kupferhammer, mehrere Pulvermühleu und Papierfabriken. W e n d e i. Die sächsische Wendei nimmt den nordöstlichsten Winkel unsers Vaterlandes ein und schließt sich im Norden an das preußische Wenden- gebiet an. Ziehen wir von Weißenberg am Löbauer Wasser herab eine Linie bis kurz vor Löbau, dann westlich bis kurz vor Bischofswerda, dann nördlich in der Richtung von Elstra-Kamenz (doch so, daß beide Städte noch westlich von der Linie bleiben) bis an die Landesgrenze, so haben wir das Gebiet der sächsischen Wendei räumlich bezeichnet. Die Wenden, 52,900 Köpfe an der Zahl, wohnen in kleinen Dörfern, von denen gewöhnlich zwölf erst ein Kirchspiel bilden. Es giebt 399 Ge- meinden; 322 davon sind protestantisch mit 26 Kirchen und 56 Schulen, 77 Gemeinden katholisch mit 6 Kirchen und 12 Schulen. Die Bauart der wendischen Dörfer nähert sich der kleiner Landstädte, indem alle mit der Giebelseite nach der Straße zugekehrten Häuser ziemlich dicht neben- einander stehen und straßenähnlich sich aufreihen. Meist sind die Ge- bäude mit Stroh gedeckt, bestehen nur aus einem Erdgeschoß und haben keine Verzierungen, doch ihre Sauberkeit und Nettigkeit machen auch auf den verwöhnten Städter einen erquickenden, freundlichen Eindruck. Um- sonst späht jedoch unser Auge nach einem vollblumigen, wohlgepflegten Gärtchen; die Wenden haben für Blumenzucht nicht den Sinn wie die gemüthstieferen Deutschen. Die Dächer der Häuser springen weitschattend nach der Hofseite zu vor. Die Hausthür besteht aus zwei Hälften, aus einer oberen und aus einer unteren. Der obere Theil ist gewöhnlich wie ein Fensterladen zurückgeschlagen und gestattet den Einblick in die Hausflur; der untere, mit einer Klinke versehene Theil sperrt den Ein- gang, um dem Hausgeflügel oder den Hunden den Zutritt zu wehren. Der Boden der Hausflur ist ungedielt und besteht aus hartgestampftem Lehm. Der Hintergrund der geräumigen Flur wird von einem mäch- tigen Heerd ausgefüllt und dient zugleich als Küche. Die eine Thür führt in den mit stattlichen Rindern und prächtigen Pferden wohl ver- sehenen Stall, die andere in das geräumige Wohnzimmer. In dieser Wohnstube herrscht eine ausfällige Sauberkeit. Ein mächtiger, bunt- kacheliger Ofen nimmt den vierten Theil des ganzen Raumes ein; er ist von Bänken und Trockengerüsten umgeben. Das Schüsselbret, der

7. Das Königreich Sachsen - S. 7

1874 - Dresden : Huhle
Sachsen. ®aä Königreich Sachsen hat eine Größe von 272 □Sieileti*) (14989 V2 ^.Kilometer). Die Bevölkerung betrug 1871: 2,556,244 Seeleu. Davon sind 2,480,000 evangel. - luther. mit 1200 Kirchen, 9350 reformirt mit 2 Kirchen (Dresden und Leipzig), 53,500 römisch-kathol. mit 30 Kircheu, 3000 deutsch-kathol., 600 griech.-kathol. mit 2 Kircheu (Dresden und Leipzig), 450 Auglikauer mit 1 Kirche (Dresden), 3350 Juden mit je einer Synagoge iu Dresden und Leipzig. Am dichtesten ist die Bevölkerung in den Schöuburg'scheu Herr- schasteu, also im westlichen Theile unseres Landes, wo 19,900 Einw. auf die ^Meile kommen. Die Einwohner sind zum größten Theil Deutsche von fränkischer oder thüringischer Abstammung mit obersächsischem, übrigens unter sich wieder verschiedenem Dialecte. Im Osten und Nordosten des Landes (Oberlausitz) wohnen 52.000 Wenden mit eigner Sprache, eigenthüm- licher Sitte und Tracht, meist katholisch. Sie sollen Nachkommen der Milzieuer, eines sorbischen Stammes, sein und bilden wie die an der Westgrenze Sachsens wohnenden, aber deutsch redenden Nienburger einen Rest der sorbischen Bevölkerung, welche seit Karl dem Großen (771—814) und Heinrich I. (919—936) unterworfen und der deutschen Bevölkerung untermischt wurden. Der Umfang der Grenze beträgt 163 ^2 Meilen. Die Südgrenze bildet das zum Kaiserthum Oesterreich gehörende Kronland Böhmen aus einer Strecke von 64 Meilen, die O st g r e n z e: Preußen mit der Provinz Schlesien \ die preußische „ Nord grenze: „ „ „ „ Schles. u. Sachsen/ Grenzstrecke „Westgrenze: „ „ „ „ Sachsen ^betr. 57 Meil., Herzogthum Altenburg. Großherzogthum Weimar, Fürsteuthümer Reuß, zusammen eine Strecke von 38 Meilen, Königr. Bayern, Strecke von 4 Meilen. Mit Ausnahme einiger, im Großherzogthum Weimar und im Her- zogthum Altenburg liegender Euclaveu oder Parzellen (Ziegelheim und Liebschwitz mit Taubenpreskeln) bildet das Königreich ein geschlossenes Ganzes. Die größte Längenausdehnung von West nach Ost betrügt 30, die größte Breitenausdehuuug von Süd nach Nord 20 Meilen. — (Die geogr.-mathemat. Greuzeu sind: 50° 10' —51° 28'45" nördl. Breite und 29° 32' 46 " — 32° 43' 40 " östl. Länge.) *) Siehe Petermann's Mitthell. Ergänzungsheft Nr. 35, 1874.

8. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und preußischen Geschichte - S. 21

1911 - Dresden : Huhle
— 21 — Pferden und auch Kriegsgefangenen waren gebräuchlich. Einige Völkerschaften verehrten den Swantowit als Sonnen- und Erntegott, einige den Bielebog, den guten Gott, und den Tschernebog, den schwarzen oder schlechten Gott, den Teufel. Außerdem glaubten sie an Gespenster, Drachen, Hexen, Kobolde usw. Dieser Glaube lebt noch heute hier und da als Aberglaube fort. . 4. Heinrichs Kämpfe mit den Wenden. Gegen die Wenden hatte Heinrich viele Kriege zu führen. Zunächst besiegte er die Heveller, die an der Havel die große, von Sümpfen geschützte Festung Brennabor (Brandenburg) hatten. Mitten im Winter brang er mit seinem Heere über die eiebebeceten Sümpfe und eroberte die Festung in kurzer Zeit. Um das Land vor weitern Einfällen der Wenden zu schützen, legte er zwischen der Elbe, Havel und Spree die Nordmark an, woraus später die Mark Brandenburg, der Anfang des preußischen Staates, hervorging. Sodann zog er 928 gegen die Daleminzier und eroberte ihre Festung Gana bei Lommatzsch. Die Männer . ließ er erschlagen, die Frauen und Kinder führte er gefangen nach Thüringen. In diesem Lande legte Heinrich die feste Burg Meißen an, „davor die Feinde einen Abscheu und das Land gewissen Schutz hatte." Ein Burggraf erhielt den Oberbefehl über die deutsche Besatzung. Außerdem schlug noch ein Grenz- oder Markgraf hier sein Hoflager auf und sicherte mit seiner Kriegsmannschaft das ganze Land gegen feindliche Einfälle und etwaige Aufstände der unterjochten Sorben. Nach der Burg Meißen nannte man dies Grenzland die Mark Meißen. 5. Die Mark Meißen. Die Grenze der Mark Meißen bildete später im Westen die Saale, im Osten die Pulsnitz, im Süden das Erzgebirge, im Norden eine Linie, die von Halle bis zur Mündung der Pulsnitz geht. Nachmals reichte sie bis nach Schlesien hinein. Ein Markgraf mußte sie mit einem Heere verteidigen. Den größten Teil des sorbischen Ackerlandes bekamen die deutschen Krieger, zumeist Reiter, als Lehn. Ihre Güter nannte man später Rittergüter. Die zurückgebliebenen Sorben wurden Hörige und wohnten später meist für sich beisammen. Späterhin kamen viele Deutsche nach der Mark Meißen und gründeten meistens neue Wohnorte, deren Namen gewöhnlich auf -bach, -berg, -tat, -brunn, -dorf, -kirch, -grün oder -reut enden, so z. B. Reichenbach, Markneukirchen. Die Sorben wurden allmählich zum Christentum bekehrt und lernten auch mit der Zeit die deutsche Sprache. Es hat jedoch noch viele Kriege gegeben, ehe sich die Slawen mit den Deutschen vertrugen und verbanden. Erst nach etwa 400 Jahren ward die sorbische Sprache als Gerichtssprache verboten. Die Wenden in der Wendei aber haben noch heute ihre wendische Sprache, Sitte und Tracht. 6. Heinrichs Ende. Auch gegen die Dänen zog Heinrich und nahm die von Karl dem Großen gegründete dänische Mark (bis an die Eider) wieder in Besitz. Im Jahre 936 starb Heinrich und ward in Quedlinburg begraben. Heinrich I. hat für Deutschland die größte Bedeutung. Er schuf die deutsche Reiterei, Vertrieb die Feinde des Reiches, erweiterte und befestigte die Grenzen des Landes, legte Burgen uni> Marken an und sorgte so für einen kräftigen Landesschutz. Wichtig war, daß er mit der Mark Meißen und der Nordmark den Grund zu den beiden Königreichen Preußen und
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