209
zur Gemahlin erkoren. Sie war ein Bild der Anmut und
Freundlichkeit, und in ihrem Gemüte wohnte Frömmigkeit und
Wohlwollen gegen jedermann. Im Jahre 1794 wurde sie Kron-
prinzessin von Preußen. Das war ein Jubel in Berlin, als
der Kronprinz an ihrer Seite seinen Einzug hielt. Hätten sie
Blumen gehabt in den kalten Dezembertagen, sie hätten ihnen
den Weg damit reichlich bestreut. Sie ließen es auch so nickt
fehlen, das junge Paar festlich zu empfangen, und das ganze
Land freute sich mit. Denn so ist es immer gewesen in Preußen:
die Festtage des hohen Fürstenhauses sind auch die Festtage des
Volkes. Das neuvermählte Paar führte eine glückliche und ge-
segnete Ehe. Nirgends weilten sie lieber als daheim in ihrer
Häuslichkeit. An den Festlichkeiten, die man wohl an Fürsten-
höfen feiert, hing ihr Herz nicht. — Dem Volk gefiel es, daß
Luise ein Herz für die Leiden und die Not der Armen hatte; ihre
Leutseligkeit und ihr mildes Wesen gewann ihr aller Herzen.
Das hohe Paar verkehrte auch gern mit gewöhnlichen Leuten.
Das blieb so, als der Kronprinz König geworden war.
Nicht weit von Potsdam liegt das Gut Paretz. Dort ver-
weilten Friedrich Wilhelm und Luise oft und gern und verlebten
da vergnügliche Tage. Der König ließ sich gern als den
„Schulzen von Paretz" ansehen, und seine Gemahlin hieß „die
gnädige Frau von Paretz." Die hohe königliche Frau verkehrte
gar leutselig mit den schlichten Landleuten. Wenn sie in Paretz
die Garben eingebracht hatten und das Erntefest bei Spiel und
Tanz feierten, so hielt sie sich nicht für zu hoch, sondern mischte
sich unter die lustigen Tänze der Landleute, tanzte auch wohl
einmal mit. Auch sonst, wenn sie ein Dorffest feierten, verkehrte
sie fröhlich mit den Bauersleuten, und die liebe Dorfjugend um-
ringte sie jubelnd, wenn sie von Bude zu Bude ging, um Ge-
schenke einzukaufen für die Kinder, die hinter ihr her schrien:
„Mir auch was, Frau Königin!" Büttner.
262. Die Jahre der Trübsal.
Napoleon, welcher sich 1804 zum Kaiser der Franzosen ge-
macht hatte, strebte nach der Weltherrschaft. In seinem Über-
mute verletzte er vielfach die Friedensbedingungen. Da schlossen
England, Rußland und Österreich ein großes Bündnis gegen
ihn. Wie der Blitz brach er in Deutschland ein und besiegte
Rußland und Österreich in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz
1805. Er vereinigte 16 deutsche Fürsten zu dem schimpflichen
„Rheinbünde" und nannte sich ihren „Beschützer." Willenlos
thaten sie, was der Gewaltige wünschte. Kaiser Franz legte die
deutsche Krone 1806 nieder und nannte sich Kaiser von Öster-
Lesebuch für katholische Volksschulen. 14
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Paretz Paretz Paretz England Deutschland
219
Preußen groß und glücklich zu machen, kräftig unterstützten.
Schon als Prinzregent hatte er eine umfassende Umgestaltung des
Heerwesens begonnen, die er nun als König vollendete. Diese
hatte den Zweck, die Zahl der kriegsbereiten Truppen zu vermehren
und überhaupt die Wehrkraft des Volkes zu erhöhen. In den
drei folgenden Kriegen hat sich die Vortrefflichkeit seiner neuen
Einrichtung erprobt und bewährt.
273. Der dänische Krieg (1864).
Als im Jahre 1863 der König Christian Ix. den dänischen
Thron bestieg, legte er Hand an, den geschlossenen Verträgen zu-
wider Schleswig mit Dänemark zu einem Staate zu verbinden.
Österreich und Preußen aber beschlossen, sich dem mit der Gewalt
der Waffen zu widersetzen. Das kleine Dänemark, in der Hoff-
nung, von andern Mächten unterstützt zu werden, nahm den
Kampf auf.
Während ein österreichisches Heer unter Gablenz in der Mitte
des Landes einrückte, die Dannewerke nahm und bis in den Norden
der Halbinsel eindrang, zogen die Preußen unter dem Prinzen
Friedrich Karl an der Ostseeküste entlang. Der Insel Alien
gegenüber, durch den Alsensund von ihr geschieden, liegt die Halb-
insel Sundewit zwischen dem Golf von Apenrade und dem von
Flensburg. Auf ihr hatten die Dänen die mächtigen Düppeler
Schanzen angelegt. Diese, durch zahlreiches Geschütz und mehrere
Kriegsschiffe verteidigt, hemmten den Vormarsch der Preußen.
Sie zu nehmen war eine harte Arbeit; es mußten Parallelgräben
gezogen und die Schanzen lange beschossen werden, ehe man zum
Sturm übergehen konnte. Endlich am 18. April erfolgte dieser.
Heldenmütig drangen die Truppen die Schanzen hinauf und
brachten sie trotz des Feuers der feindlichen Geschütze in ihre
Gewalt. Der Opfermut, den Ofsiziere wie Gemeine gezeigt
hatten, die Kriegstüchtigkeit wie die vorzügliche Bewaffnung des
Heeres (Zündnadelgewehr) erregten allgemeine Bewunderung.
Nachdem die Truppen des Prinzen am 29. Juni auf Booten
nach Alsen übergesetzt waren und die Dänen von dort vertrieben
hatten, entschlossen sich diese endlich zum Frieden. Sie traten die
Herzogtümer Schleswig-Holstein an Österreich und Preußen ab.
— Mit Jubel wurden die siegreichen preußischen Truppen in
der Heimat empfangen. Schillmam^
273. Der österreichische Krieg (1866).
Ein Zwiespalt wegen der Verhältnisse von Schleswig-Hol-
stein und wegen der unhaltbaren Zustände des damaligen deut-
schen Bundes führte im Juni 1866 einen Krieg zwischen Preußen
und Österreich herbei, in welchem die mächtigsten deutschen
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ix Friedrich_Karl Friedrich Karl
211
363. Preußens Wiedergeburt.
Der König Friedrich Wilhelm fand in dem schweren Un-
glücke, welches ihn betroffen hatte, nur Trost in dem gläubigen
Vertrauen auf Gott und in der Seelenstärke seiner edlen Ge-
mahlin. Auch tüchtige Männer standen ihm mit Rat und That
zur Seite. An die Spitze der Verwaltung trat der hochbegabte
Freiherr von Stein. Durch diesen geschah es damals, daß die
Bauern das Recht erhielten, sich Grundeigentum zu erwerben
und als freie Männer zu besitzen. Die Erbunterthänigkeit, wo
sie noch bestand, wurde aufgegeben. Den Städten gab er durch
die Städte-Ordnung das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu
beraten und ihre Behörden selbst zu wählen. — Scharnhorst
und Gneisenau arbeiteten an der Umgestaltung des Heerwesens.
Von Scharnhost ging der Rat aus, daß jeder preußische Mann,
wenn er einen gesunden und starken Körper habe, im Heere
dienen solle. Man nannte das die allgemeine Wehrpflichtigkeit.
Wer einige Jahre gedient hatte, wurde in seine Heimat entlassen
und trieb das Geschäft weiter, das er erlernt hatte. Aber wenn
der König ihn rief, mußte er unter die Fahne eilen. Auch den
Bürgerlichen sollten die Offizierstellen zugänglich sein. So wurde
in einigen Jahren hinter dem Rücken des kleinen Heeres eine
große, unsichtbare Armee geschaffen, die in den Befreiungskriegen
so berühmt gewordene Landwehr. — An allen Bestrebungen, das
Vaterland aus seiner Bedrückung wieder zu erheben, nahm die
Königin Luise mit ganzer Seele anteil. Doch sie sollte den
Morgenglanz der Freiheit nicht mehr schauen. Im Jahre 1810,
mitten in der Nacht der äußersten Knechtschaft, hauchte die fromme
Dulderin im tiefen Schmerze um Deutschlands Erniedrigung ihr
Leben aus. Aber ihr hohes Vorbild, ihre warme vaterländische
Gesinnung wirkte fort unter dem preußischen Volke.
264. Gottes Strafgericht in Russland.
Fast alle europäischen Staaten waren nach und nach
von Napoleon abhängig geworden. Portugal und Spanien
hatte er seinem Bruder Joseph, Holland seinem Bruder
Louis, Neapel seinem Schwager Murat, das neu errichtete
Königreich Westfalen seinem Bruder Hieronymus gegeben;
der Papst war gefangen, der Kirchenstaat von den Fran-
zosen besetzt; Österreich und Preussen waren durch grosse
Länderverluste geschwächt. Napoleon stand auf dem Gipfel
seiner Macht; aber seine Ländergier kannte keine Grenzen
und bereitete ihm bald einen schmachvollen Untergang. In
seinem Übermute wollte Napoleon auch Russland demütigen.
Alle von ihm abhängenden Länder mussten Hülfstruppen
stellen; auch Preussen war gezwungen, 20,000 Mann zu
14*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Joseph Louis Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Gottes Russland Spanien Holland Neapel Fran- Russland
130
Warenfabriken, also besonders in Oberschlesien, Westfalen und in der
Rheinprovinz. In der Verfertigung von Metallwaren, namentlich
von Stahlwaren zeichnen sich die Städte Solingen, Iserlohn,
Remscheid und Altena, durch Gewehrfabriken Suhl, Potsdam
und Spandau aus. Eisengießereien und Maschinenfabriken sind vor-
nehmlich bedeutend in Berlin, in Oberschlesien, Sachsen. Hannover,
Westfalen und der Rheinprovinz. Weltberühmt sind die Krupp 'schen
Stahlwerke bei Essen, aus denen namentlich die schweren gezogenen
Geschütze hervorgehen.
4. Auch der Handel ist in Preußen sehr bedeutend und noch
in stetigem Aufschwünge begriffen. Viele Waren werden ins Aus-
land verkauft und dagegen andere wieder eingekauft. Die Fortschaffung
der Waren geschieht zu Wasser durch die Schiffahrt und zu Lande
aus Landstraßen und Eisenbahnen. Die Wasser- und Landstraßen sowie
die Eisenbahnen verbinden die entferntesten Teile des Staates mit
einander, und die an den Ufern und Mündungen der Flüsse oder an
den Landstraßen und Eisenbahnen gelegenen großen Städte treiben
gewöhnlich bedeutenden Handel. Die Haupthandelsplätze des Staates
sind Köln. Elberfeld, Aachen, Frankfurt a. M., Hannover,
Emden, Altona, Magdeburg, Berlin, Frankfurt a. d. O.,
Breslau, Stettin, Danzig und Königsberg.
5. Kein anderes Land in Europa besitzt so viele und so wohl
eingerichtete Bildungsanstalten, als Preußen. Von der Elementar-
bis zur Hochschule ist für den Unterricht in umfassendster Weise
gesorgt, so daß das Kind des Geringsten wie des Vornehmsten sich in
diesen Schulen eine seinen Verhältnissen entsprechende Bildung er-
werben kann. Selbst für Blinde und Taubstumme sind öffentliche
Schulen errichtet worden.
6. Ausgezeichnet hat sich das Heerwesen Preußens bewährt.
Das Kriegsheer besteht aus dem stehenden Heere und aus der
Landwehr. Das stehende preußische Heer wird gebildet durch
12 Armeekorps, von denen jedes auf dem Kriegsfuße zwischen
30 und 35,000 Mann enthält. Jeder gesunde, wohlgewachsene Preuße
ist zum Eintritt in das Heer verpflichtet und gehört demselben 7 Jahre
lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 28.
Lebensjahre an, und zwar die ersten 3 Jahre bei den Fahnen, die
letzten 4 Jahre in der Reserve, alsdann die folgenden 5 Lebens-
jahre zur Landwehr.
Die Kriegs-Marine (Kriegsflotte) in der Nord- und Ostsee
ist dazu bestimmt, die Gewässer und Küsten sowie den Seehandel zu
schützen. Der Ki eler Hafen und der Jahdebusen finden Kriegs -
Häfen bestimmt. Ebendaselbst sind auch Werste d. h. Schiffsbau-
plätze, errichtet worden. Ein älteres Schiffswerft befindet sich zu
Danzig.
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141
liegt Charlottenburg, mit einem königlichen Schlosse, in
dessen Nähe das herrliche Grabmal (Mausoleum) des Königs
Friedrich Wilhelm Iii. und der Königin Luise sich befindet.
Vier Meilen von Berlin, an der Havel, liegt Potsdam, die
Hauptstadt des Regierungsbezirks und die zweite Residenz
des Königs. In der Nahe liegen die königlichen Lustschlösser:
Sanssouci (spr. Sangßußi) d. h. „ ohne Sorgen", der Lieb-
lingsaufenthalt Friedrichs des Großen, daß Marmor-Pa-
lais (spr. Paläh), das von Friedrich Wilhelm Iv. erbaute
prachtvolle Orangeriehaus, und das reizend eingerichtete Schloß
des Königs Wilhelm I., Babelsberg. — Von den übrigen
Städten der Provinz sind noch zu merken: Spandau am Ein-
fiusse der Spree in die Havel, eine Festung mit einer Gewehr-
fabrik — Brandenburg an der Havel, die älteste Stadt der
Provinz — Frankfurt a. b. Oder, eine ansehnliche Stadt mit
bedeutenden Messen (Märkten), — und die Festung Küstrin,
in deren Nähe Zorndorf liegt, wo 1758 Friedrich der Große
die Russen besiegte.
Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und Deutsch-
lands und die Residenz des deutschen Kaisers, liegt an beiden
Seiten der Spree in einer flachen und sandigen Gegend. Aus
kleinen Anfängen ist sie rasch zu der ersten ^Ltadt Deutschlands
emporgewachsen. Der große Kurfürst fand erst 6000 Ein-
wohner vor; er erbaute einen neuen Stadtteil, und seine Ge-
mahlin Dorothea pflanzte mit eigener Hand die erste Linde zu
den schönen Baumgängen, an denen sich später die prächtige
Straße „Unter den Linden" erhoben hat. Seinen Nachfolgern,
den Königen, lag die Pracht und die Größe ihrer Residenz sehr
am Herzen. Immer neue Straßen mit glänzenden Palästen
und ganze Stadtviertel wurden angelegt. Jetzt ist Berlin eine
der schönsten und größten Städte Europas, mit mehr als 1 Mill.
Einwohner. Sie steht durch ein Netz von Eisenbahnen und Ka-
nälen mit allen Teilen des Landes und sogar mit dem Meere
in guter Verbindung; 9 Eisenbahnen mit 9 Bahnhöfen vereinigen
sich in Berlin. Hier ist der Hauptsitz des Fabrikwesens im
Staate; berühmt sind vor allen die Eisengießereien und Ma-
schinenbau-Anstalten daselbst. Alle obersten Behörden des Landes
sind in Berlin vereinigt. Wegen seiner vielen Bildungsanstalten
und großen Männer besitzt Berlin den Ruhm einer Gelehrten-
und Künstlerstadt ersten Ranges. u a-
218. Die Provinz Schlesien.
731 □ 9jí.; 3,800.000 Einw.
Die Provinz Schlesien, welche seit 1740 zum preußischen
Staate gehört, erstreckt sich vom Sudetengebirge über die Oder
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Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburg Berlin Potsdam Sanssouci Marmor-Pa- Babelsberg Spandau Berlin Deutschlands Berlin Europas Berlin Berlin Berlin
204
wie die Geschichte von dem Müller in Sanssouci (Sangßußi)
bezeugt. Seine Zeit teilte er sorgsam ein und nutzte sie aus.
„Nichts sieht dem Tode ähnlicher als Müßiggang!" sagte er.
Um 3 Uhr morgens stand er auf, las Berichte und bemerkte seine
Meinung am Rande, arbeitete mit den Ministern, schrieb Briefe,
gab Bittstellern Gehör und ging auf die Promenade. Bei der
Mittagstafel sprühten Geist und Heiterkeit. Nachmittags empsing
er Gelehrte und Künstler, las oder schrieb. Nach der Abendtafel
ergötzte er sich an der Musik, und erst Mitternacht endete sein
Arbeitstag. Im Mai unternahm er Reisen durchs Land, auf
denen er alles sah, hörte und ordnete. Am liebsten weilte er in
Sanssouci bei Potsdam, und am liebsten verkehrte er mit
gebildeten Franzosen.
Friedrichs letzte Jahre waren freudlos. Noch zweimal hat
er das Schwert gezogen, das erste Mal bei der Teilung
Polens 1772, von dem er Westpreußen erhielt, das zweite Mal
in dem baierischen Erbfolge- oder Kartoffelkriege, um der Er-
oberungslust des österreichischen Kaisers Josef Ii. zu wehren.
Friedrich der Große starb den 17. August 1 786, tief betrauert
in Palästen und Hütten. In der Garnisonkirche zu Potsdam
liegt er begraben. Nach Polack.
257. Der alte Fritz.
Friederikus Rex, der grosse Held,
kam siegreich aus dem Kriegesfeld;
und wenn er durch die Strassen ritt,
so liefen alle Kinder mit.
Sie stellten sich wohl auf die Zeh'n,
den lieben Vater Fritz zu seh'n.
Sie fassten ihn an Pferd und Rock;
doch Vater Fritz erhob den Stock
und sagte lächelnd: „Habet acht,
dass ihr mein Pferd nicht böse macht !'e
Doch einst ein wilder Knabenschwarm
den Kopf ihm machte gar zu warm;
da hat er böse drein geseh'n:
„Wollt ihr wohl gleich zur Schule gell nf
Da sprach ein dicker Bube: „Ach,
heut ist ja Mittwoch Nachmittag!“
Der ganze Chor fiel jubelnd ein:
„Der alte Fritz will König sein,
und weiss nicht mal, dass dieser Frist
des Mittwochs keine Schule istf
Der König stille vor sich lacht
und hat in seinem Sinn gedacht:
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Josef_Ii Friedrich August Fritz Fritz Fritz
218
Vertretern seines Volkes. Und dieses Bekenntnis hat er
treulich gehalten. Den Wissenschaften gewährte er
jegliche Unterstützung. Und was die Förderung der Künste
betrifft, so war er es, der ausser vielen anderen Bauwerken
die schönste und erhabenste deutsche Kirche, den Kölner
Dom, seiner Vollendung nahe führte und in Berlin seinem
Ahnherrn, Friedrich dem Grossen, das grossartigste Stand-
bild errichten liess, das die deutsche Bildhauerkunst hervor-
gebracht hat. Am 31. Januar 1850 gab er dem Lande eine
Verfassung, nach welcher es seitdem regiert wird. Während
seiner Regierung kaufte Preussen von Oldenburg einen Teil
des Jahdebusens und machte daraus einen Kriegshafen. Im
Jahre 1849 traten die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen
und Sigmaringen gegen anderweitige Entschädigung ihre
Länder an Preussen ab. Als der König im Jahre 1857
schwer erkrankte, übertrug er die Regierungsgeschäfte sei-
nem ältesten Bruder Wilhelm, dem Prinzen von Preussen.
Nach Andrä.
371. Wilhelm (1861 bis jetzt).
Am 2. Januar 1861 starb der König Friedrich Wilhelm Iv.,
nachdem er seine drei letzten Lebensjahre in schwerer Krankheit
verbracht hatte. Ihm folgte, da er ohne Kinder war, sein Bruder,
der bisherige „Prinz von Preußen," als König Wilhelm 1. aus
dem Throne. Dieser ist der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii.
und der unvergeßlichen Königin Luise und am 22. März 1797
geboren. Schon in seiner frühesten Jugend zeigte er große Liebe
zum Soldatenstande, und in den Befreiungskriegen nahm er an
mehreren Schlachten und Gefechten persönlichen Anteil. Wegen
seines mutigen Verhaltens im dichtesten Kugelregen erhielt er das
eiserne Kreuz. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der
Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, einer Fürstin von hoher
geistiger Begabung und edelster vaterländischer Gesinnung. Der
einzige Sohn unseres Königs, der Kronprinz Friedrich
Wilhelm, geboren am 18. Oktober 1831, hat sich mit Viktoria,
der ältesten Tochter der Königin von England, vermählt; die
einzige Tochter, Prinzessin Luise, wurde die Gemahlin des Groß-
herzogs von Baden.
Das Ansehen, welches Preußen gegenwärtig in der ganzen
Welt genießt, die Macht, welche es entfaltet, die Größe und Aus-
dehnung unseres Vaterlandes, das alles haben wir vorzüglich der
weisen und kräftigen Regierung unseres jetzigen Königs zu ver-
danken. Gleich im Anfange derselben umgab er sich mit aus-
gezeichneten Männern, wie der Fürst Bismarck, die Generale
von Moltke und von Roon u. a., die ihn in dem Streben,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm Andrä Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Viktoria Luise Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Oldenburg Preussen Sachsen-Weimar England Baden
384
würdigste Denkmal aber hat das evangelische Volk dem edlen Glaubens-
helden in der segensreichen Gustav-Adols-Stiftung errichtet.
Andeä.
36. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, wurde
im Jahre 1620 geboren; seine Jugend fällt also in die Zeit des dreißig-
jährigen Krieges. Als der Knabe sieben Jahre alt geworden war, ließ ihn
sein Vater, der Kurfürst Georg Wilhelm, der Kriegsunruhen wegen in die
schützende Festung Küstrin bringen. Allein fünf Jahre später hatten die
Kriegsverhältnisse einen so bedrohlichen Charakter angenommen, daß selbst
Küstrin nicht mehr sicher schien; man flüchtete mit dem Prinzen daher nach
Pommern. Hier sah er die Leiche seines Onkels, des Schwedenkönigs
Gustav Adolf, als sie gerade eingeschifft wurde, um nach Schweden überge-
führt zu werden. Der traurige Anblick machte auf das Gemüt des Knaben
einen unauslöschlichen Eindruck. Einige Jahre später bezog er zu seiner-
weiteren Ausbildung die berühmte niederländische Universität Leyden. Von
hier ging er nach dem Haag, der niederländischen Residenz, und ließ sich
von den dort weilenden Gesandten der fremden Mächte in die Staatskunst
einweihen. Dort versuchte man, ihn zu einem üppigen, ausschweifenden
Leben zu verleiten, aber vergeblich; er verließ den Haag und eilte zu seinem
Vetter, dem Prinzen Heinrich von Oranien, welcher gerade die von den
Spaniern besetzte Festung Breda belagerte. Oranien erkannte sofort mit
klarem Blick, daß diese That des Jünglings ein Vorzeichen künftiger Größe
sei, und sprach die prophetischen, bedeutungsvollen Worte: „Vetter, ihr
habt einen schöneren Sieg erfochten, als wenn ich Breda eroberte! Ihr habt
das gethan, ihr werdet mehr thun!"
Im Jahre 1640 starb der Kurfürst Georg Wilhelm, und nun bestieg
der Prinz den Thron. Das Land, welches er regieren sollte, war durch
den blutigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich verarmt. Allein der
junge Fürst verzagte nicht. Zunächst suchte er seinem Lande den Frieden
wiederzugeben; er schloß daher mit den Schweden einen vorläufigen Vertrag,
nach welchem sie nur noch in einigen festen Plätzen seines Landes Besatzungen
halten durften. Dann wirkte er für die Herbeiführung eines endgültigen
Friedens, der auch endlich im Jahre 1648 zu stände kam und dem furcht-
baren dreißigjährigen Kriege ein Ziel setzte. Die eingetretene Friedenszeit
benutzte der Kurfürst, um in seinem Lande Ordnung zu machen, den wider-
spenstigen Adel zu bündigen und den darniederliegenden Gewerben auf jede
Weise aufzuhelfen. Er gab zu dem Ende weise Gesetze, die sich trefflich
bewährten. Nebenbei richtete er auch sein Augenmerk aus die Vergrößerung
des Kurfürstentums, und es gelang ihm auch mit Hilfe seines tapferen,
von ihm gebildeten Heeres, sowie durch kluges Verhandeln mit anderen
Fürsten, diesen Zweck zu erreichen. Namentlich erwarb er die große und
wertvolle Provinz Ostpreußen, die seinem Reiche später den Namen geben
sollte, als unabhängiges Herzogtum.
Das hervorragendste Ereignis in dem Leben des großen Kurfürsten
war die Schlacht bei Fehrbellin. Als er nämlich im Vereine mit anderen
deutschen Fürsten gegen die Franzosen ins Feld gerückt war, fielen die
Schweden, durch den französischen König Ludwig Xiv. dazu bewogen, in
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Heinrich_von_Oranien Heinrich Georg_Wilhelm Wilhelm Ludwig
Preußen aber ist das Bild des „einzigen Friedrich" lebendig geblieben
bis auf den heutigen Tag. Audrä.
42. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise.
Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die sich Preußens Kron-
prinz zu seiner Gemahlin erwählt hatte, erfüllte gleich Weihnachten 1793,
da sie als Braut in Berlin einzog, die ganze Stadt mit dem Rufe ihrer
Schönheit und Anmut. Bald wurde ihre Ehe mit dem gleichgesinnten
Kronprinzen das Vorbild eines wahrhaft deutschen Familienlebens, das
weithin durch das Land leuchtete. Ein Leben in solcher wechselseitigen Liebe
und Treue war damals an deutschen Fürstenhöfen leider sehr selten ge-
worden. Allgemein redeten damals vornehme Eheleute einander mit Sie
an; der Kronprinz und die Kronprinzessin nannten einander mit dem ver-
traulichen Du. Sie lebten nur für einander, und gleichwie Luise sich nach-
her als eine wahrhaft deutsche Königin bewährte, so stand sie als Kron-
prinzessin ihrem Gemahl als eine echt deutsche Hausfrau zur Seite.
Nicht bei Hofe, sondern nur zu Hanse fühlten beide sich recht heimisch.
Wenn sie ans dem Geräusche eines Festes in ihr stilles, kleines Schloß
heimkehrten und wenn dann Luise die Prachtkleider und den Schmuck
wieder abgelegt hatte, dann sagte der Kronprinz oft: „Gott sei Dank, daß
du wieder meine Frau bist!" „Wie?" fragte Luise lächelnd, „bin ich denn
das nicht immer?" „Ach nein," versetzte Friedrich Wilhelm mit einem
Seufzer, „du mußt nur zu oft Kronprinzeß sein!"
Am 10. März 1794 feierte Luise als Kronprinzessin ihren ersten
Geburtstag in Berlin. König Friedrich Wilhelm Ii., der seine Schwieger-
tochter sehr lieb hatte und hoch hielt, schenkte ihr das Lustschloß in Oranien-
burg. Aber je froher die Kronprinzessin dabei war, desto mehr wünschte
sie, auch andere zu erfreuen. Der König fragte sie, ob sie noch einen
Wunsch hätte. Da wünschte sie sich noch eine Hand voll Gold, um die
Armen von Berlin eben so froh zu machen. Lächelnd fragte Friedrich
Wilhelm Ii.: „Wie groß denkt sich denn das Geburtstagskind diese Hand
voll Gold?" „So groß wie das Herz des gütigsten von allen Königen,"
war die Antwort; und so erhielten die Armen eine reiche Spende. So
hielt Luise auch als Königin stets daran fest, daß sich andere mit freuen
mußten, wo sie sich freute.
Friedrich Wilhelm und Luise fühlten sich indessen in Oranienburg
doch nicht recht behaglich. Das Schloß war ihnen zu groß, die Umgebung
zu geräuschvoll. Sie sehnten sich nach einem schlichteren Landsitze, nach
einer stilleren Häuslichkeit. Darum kaufte der Kronprinz das Landgut
Paretz in der Nähe der Havel bei Potsdam. Er ließ das alte Wohnhaus
des Gutsherrn niederreißen und baute sich selbst ein neues ganz einfaches
Haus. Dort verlebte er den Sommer mit seiner Gemahlin und seinen
Kindern und nannte sich oft scherzend den „Schulzen von Paretz," wie
Luise sich die „gnädige Frau von Paretz" nannte. Dort feierten sie das
Erntefest mit ihren Hofleuten und Arbeitern. Mit dem Erntekränze
zogen die Schnitter und Garbenbindcrinnen vor das Schloß. Der könig-
liche Gutsherr trat heraus; er hörte die Rede der Großmagd freundlich
an und schickte diese dann mit dem Kranze ins Schloß zu seiner Gemahlin.
Vor dem Schlosse selbst begann dann der Tanz, und die Herren und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise_von_Mecklenburg-Strelitz Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Berlin Oranienburg Paretz Potsdam Paretz
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Damen vom königlichen Hose mischten sich mit dem Königspaare selbst
unter die Landleute, bis der Tanz der Arbeiter später aus dem Wirt-
schaftshofe fortgesetzt wurde. Darum zog denn auch alt und jung von nah
und fern zum Erntefeste nach Paretz; eine Stadt von Buden, ein wahrer
Jahrmarkt entstand und wimmelte von Käufern und Verkäufern. Unter
ihnen erschien die Königin selbst in dem fröhlichen Gedränge. Sie kaufte
Körbe voll Eßwaaren für die Kinder, die sich um sie drängten, und von
allen Seiten riefen fröhliche Stimmen: „Frau Königin, mir auch was!
mir auch was!" bunt durch einander.
Auch als Friedrich Wilhelm 1797 König geworden war, bezog er mit
feiner Gemahlin nicht das stattliche königliche Schloß in Berlin. Sic be-
gnügten sich mit dem prunklosen Palais, das bisher die Stätte ihres häus-
lichen Glückes gewesen war. Friedrich Wilhelm sagte: „Mein Großonkel
(Friedrich der Große) hat gesagt: Ein tüchtiger Schatz ist die Stütze und
Grundlage des preußischen Staates. Nun haben wir aber nichts als
Schulden. Ich will so sparsam sein, als es möglich ist. Der König wird
mit den Einkünften des Kronprinzen auskommen müssen." Er wie Luise
blieben schlicht und einfach in ihrer Lebensweise. Als der Kammerdiener
vor dem neuen Könige beide Flügelthüren aufriß, da fragte dieser: „Bin
ich denn jetzt so dick geworden, daß eine Thüre für mich zu enge ist?"
Als der Küchenmeister zwei Gerichte mehr auf den Tisch brachte, weil der
Kronprinz nun König wäre, da sagte dieser: „Man glaubt wohl gar, ich
habe seit gestern einen größeren Magen bekommen."
Nach wie vor gingen Friedrich Wilhelm und Luise in Berlin oft
Arm in Arm unter den Linden und im Thiergarten spazieren ohne alles
Gefolge; nur das Volk drängte sich jauchzend um das junge Königspaar.
Den berliner Weihnachtsmarkt besuchten beide Majestäten mit ihren Kindern;
sie kauften Spielzeug und Pfefferkuchen und beschenkten Kinder oder Mütter,
die für ihre Kinder einkauften. Während der König mehr zurückhaltend
und wortkarg blieb, war Luise freundlich und liebreich gegen jedermann.
Oft hob sie Kinder, die am Wege spielten, liebevoll zu sich empor und
herzte sie. Sie neigte sich zu dem Bettler und zu dem alten Mütterchen
am Wege, und wo eine Gabe nicht nötig war, da hatte sie für jeden ein
freundliches Wort. Einst lief ihr im Schloßgarten zu Eharlottenburg ein Knabe
aus Berlin beim Pferdspielen in die Hände, weil er sie nicht gesehen hatte.
Die Hofdame, die die Königin begleitete, wollte ihn tüchtig ausschelten;
aber die Königin unterbrach sie mit den Worten: „Lassen sie nur. Ein
Knabe muß wild sein." Und zu dem Kleinen sagte sie: „Renne nur, mein
Söhnchen, aber falle nicht und bestelle einen schönen Gruß von mir an
deine Eltern."
So wurde das königliche Haus mit seiner ehelichen Liebe und Treue
wie mit seiner Kinderzucht der Stolz und die Freude des ganzen Landes,
ein Vorbild, dem viele nachlebten. Aber diese sonnigen Tage stillen Glückes
gingen bald zu Ende. Mit dem Jahre 1806 brach durch Napoleon das
Unglück über das Land und die Königsfamilie herein. Und ehe noch
Preußen sich erhob und das Joch des Zwingherrn abschüttelte, war die
Königin schon 1810 zu ihrer Ruhe eingegangen. Im Schloßgarten zu
Eharlottenburg liegt sie begraben. Nach Adami.
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