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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 209

1881 - Danzig : Boenig
209 zur Gemahlin erkoren. Sie war ein Bild der Anmut und Freundlichkeit, und in ihrem Gemüte wohnte Frömmigkeit und Wohlwollen gegen jedermann. Im Jahre 1794 wurde sie Kron- prinzessin von Preußen. Das war ein Jubel in Berlin, als der Kronprinz an ihrer Seite seinen Einzug hielt. Hätten sie Blumen gehabt in den kalten Dezembertagen, sie hätten ihnen den Weg damit reichlich bestreut. Sie ließen es auch so nickt fehlen, das junge Paar festlich zu empfangen, und das ganze Land freute sich mit. Denn so ist es immer gewesen in Preußen: die Festtage des hohen Fürstenhauses sind auch die Festtage des Volkes. Das neuvermählte Paar führte eine glückliche und ge- segnete Ehe. Nirgends weilten sie lieber als daheim in ihrer Häuslichkeit. An den Festlichkeiten, die man wohl an Fürsten- höfen feiert, hing ihr Herz nicht. — Dem Volk gefiel es, daß Luise ein Herz für die Leiden und die Not der Armen hatte; ihre Leutseligkeit und ihr mildes Wesen gewann ihr aller Herzen. Das hohe Paar verkehrte auch gern mit gewöhnlichen Leuten. Das blieb so, als der Kronprinz König geworden war. Nicht weit von Potsdam liegt das Gut Paretz. Dort ver- weilten Friedrich Wilhelm und Luise oft und gern und verlebten da vergnügliche Tage. Der König ließ sich gern als den „Schulzen von Paretz" ansehen, und seine Gemahlin hieß „die gnädige Frau von Paretz." Die hohe königliche Frau verkehrte gar leutselig mit den schlichten Landleuten. Wenn sie in Paretz die Garben eingebracht hatten und das Erntefest bei Spiel und Tanz feierten, so hielt sie sich nicht für zu hoch, sondern mischte sich unter die lustigen Tänze der Landleute, tanzte auch wohl einmal mit. Auch sonst, wenn sie ein Dorffest feierten, verkehrte sie fröhlich mit den Bauersleuten, und die liebe Dorfjugend um- ringte sie jubelnd, wenn sie von Bude zu Bude ging, um Ge- schenke einzukaufen für die Kinder, die hinter ihr her schrien: „Mir auch was, Frau Königin!" Büttner. 262. Die Jahre der Trübsal. Napoleon, welcher sich 1804 zum Kaiser der Franzosen ge- macht hatte, strebte nach der Weltherrschaft. In seinem Über- mute verletzte er vielfach die Friedensbedingungen. Da schlossen England, Rußland und Österreich ein großes Bündnis gegen ihn. Wie der Blitz brach er in Deutschland ein und besiegte Rußland und Österreich in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz 1805. Er vereinigte 16 deutsche Fürsten zu dem schimpflichen „Rheinbünde" und nannte sich ihren „Beschützer." Willenlos thaten sie, was der Gewaltige wünschte. Kaiser Franz legte die deutsche Krone 1806 nieder und nannte sich Kaiser von Öster- Lesebuch für katholische Volksschulen. 14

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 219

1881 - Danzig : Boenig
219 Preußen groß und glücklich zu machen, kräftig unterstützten. Schon als Prinzregent hatte er eine umfassende Umgestaltung des Heerwesens begonnen, die er nun als König vollendete. Diese hatte den Zweck, die Zahl der kriegsbereiten Truppen zu vermehren und überhaupt die Wehrkraft des Volkes zu erhöhen. In den drei folgenden Kriegen hat sich die Vortrefflichkeit seiner neuen Einrichtung erprobt und bewährt. 273. Der dänische Krieg (1864). Als im Jahre 1863 der König Christian Ix. den dänischen Thron bestieg, legte er Hand an, den geschlossenen Verträgen zu- wider Schleswig mit Dänemark zu einem Staate zu verbinden. Österreich und Preußen aber beschlossen, sich dem mit der Gewalt der Waffen zu widersetzen. Das kleine Dänemark, in der Hoff- nung, von andern Mächten unterstützt zu werden, nahm den Kampf auf. Während ein österreichisches Heer unter Gablenz in der Mitte des Landes einrückte, die Dannewerke nahm und bis in den Norden der Halbinsel eindrang, zogen die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl an der Ostseeküste entlang. Der Insel Alien gegenüber, durch den Alsensund von ihr geschieden, liegt die Halb- insel Sundewit zwischen dem Golf von Apenrade und dem von Flensburg. Auf ihr hatten die Dänen die mächtigen Düppeler Schanzen angelegt. Diese, durch zahlreiches Geschütz und mehrere Kriegsschiffe verteidigt, hemmten den Vormarsch der Preußen. Sie zu nehmen war eine harte Arbeit; es mußten Parallelgräben gezogen und die Schanzen lange beschossen werden, ehe man zum Sturm übergehen konnte. Endlich am 18. April erfolgte dieser. Heldenmütig drangen die Truppen die Schanzen hinauf und brachten sie trotz des Feuers der feindlichen Geschütze in ihre Gewalt. Der Opfermut, den Ofsiziere wie Gemeine gezeigt hatten, die Kriegstüchtigkeit wie die vorzügliche Bewaffnung des Heeres (Zündnadelgewehr) erregten allgemeine Bewunderung. Nachdem die Truppen des Prinzen am 29. Juni auf Booten nach Alsen übergesetzt waren und die Dänen von dort vertrieben hatten, entschlossen sich diese endlich zum Frieden. Sie traten die Herzogtümer Schleswig-Holstein an Österreich und Preußen ab. — Mit Jubel wurden die siegreichen preußischen Truppen in der Heimat empfangen. Schillmam^ 273. Der österreichische Krieg (1866). Ein Zwiespalt wegen der Verhältnisse von Schleswig-Hol- stein und wegen der unhaltbaren Zustände des damaligen deut- schen Bundes führte im Juni 1866 einen Krieg zwischen Preußen und Österreich herbei, in welchem die mächtigsten deutschen

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 211

1881 - Danzig : Boenig
211 363. Preußens Wiedergeburt. Der König Friedrich Wilhelm fand in dem schweren Un- glücke, welches ihn betroffen hatte, nur Trost in dem gläubigen Vertrauen auf Gott und in der Seelenstärke seiner edlen Ge- mahlin. Auch tüchtige Männer standen ihm mit Rat und That zur Seite. An die Spitze der Verwaltung trat der hochbegabte Freiherr von Stein. Durch diesen geschah es damals, daß die Bauern das Recht erhielten, sich Grundeigentum zu erwerben und als freie Männer zu besitzen. Die Erbunterthänigkeit, wo sie noch bestand, wurde aufgegeben. Den Städten gab er durch die Städte-Ordnung das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu beraten und ihre Behörden selbst zu wählen. — Scharnhorst und Gneisenau arbeiteten an der Umgestaltung des Heerwesens. Von Scharnhost ging der Rat aus, daß jeder preußische Mann, wenn er einen gesunden und starken Körper habe, im Heere dienen solle. Man nannte das die allgemeine Wehrpflichtigkeit. Wer einige Jahre gedient hatte, wurde in seine Heimat entlassen und trieb das Geschäft weiter, das er erlernt hatte. Aber wenn der König ihn rief, mußte er unter die Fahne eilen. Auch den Bürgerlichen sollten die Offizierstellen zugänglich sein. So wurde in einigen Jahren hinter dem Rücken des kleinen Heeres eine große, unsichtbare Armee geschaffen, die in den Befreiungskriegen so berühmt gewordene Landwehr. — An allen Bestrebungen, das Vaterland aus seiner Bedrückung wieder zu erheben, nahm die Königin Luise mit ganzer Seele anteil. Doch sie sollte den Morgenglanz der Freiheit nicht mehr schauen. Im Jahre 1810, mitten in der Nacht der äußersten Knechtschaft, hauchte die fromme Dulderin im tiefen Schmerze um Deutschlands Erniedrigung ihr Leben aus. Aber ihr hohes Vorbild, ihre warme vaterländische Gesinnung wirkte fort unter dem preußischen Volke. 264. Gottes Strafgericht in Russland. Fast alle europäischen Staaten waren nach und nach von Napoleon abhängig geworden. Portugal und Spanien hatte er seinem Bruder Joseph, Holland seinem Bruder Louis, Neapel seinem Schwager Murat, das neu errichtete Königreich Westfalen seinem Bruder Hieronymus gegeben; der Papst war gefangen, der Kirchenstaat von den Fran- zosen besetzt; Österreich und Preussen waren durch grosse Länderverluste geschwächt. Napoleon stand auf dem Gipfel seiner Macht; aber seine Ländergier kannte keine Grenzen und bereitete ihm bald einen schmachvollen Untergang. In seinem Übermute wollte Napoleon auch Russland demütigen. Alle von ihm abhängenden Länder mussten Hülfstruppen stellen; auch Preussen war gezwungen, 20,000 Mann zu 14*

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 130

1881 - Danzig : Boenig
130 Warenfabriken, also besonders in Oberschlesien, Westfalen und in der Rheinprovinz. In der Verfertigung von Metallwaren, namentlich von Stahlwaren zeichnen sich die Städte Solingen, Iserlohn, Remscheid und Altena, durch Gewehrfabriken Suhl, Potsdam und Spandau aus. Eisengießereien und Maschinenfabriken sind vor- nehmlich bedeutend in Berlin, in Oberschlesien, Sachsen. Hannover, Westfalen und der Rheinprovinz. Weltberühmt sind die Krupp 'schen Stahlwerke bei Essen, aus denen namentlich die schweren gezogenen Geschütze hervorgehen. 4. Auch der Handel ist in Preußen sehr bedeutend und noch in stetigem Aufschwünge begriffen. Viele Waren werden ins Aus- land verkauft und dagegen andere wieder eingekauft. Die Fortschaffung der Waren geschieht zu Wasser durch die Schiffahrt und zu Lande aus Landstraßen und Eisenbahnen. Die Wasser- und Landstraßen sowie die Eisenbahnen verbinden die entferntesten Teile des Staates mit einander, und die an den Ufern und Mündungen der Flüsse oder an den Landstraßen und Eisenbahnen gelegenen großen Städte treiben gewöhnlich bedeutenden Handel. Die Haupthandelsplätze des Staates sind Köln. Elberfeld, Aachen, Frankfurt a. M., Hannover, Emden, Altona, Magdeburg, Berlin, Frankfurt a. d. O., Breslau, Stettin, Danzig und Königsberg. 5. Kein anderes Land in Europa besitzt so viele und so wohl eingerichtete Bildungsanstalten, als Preußen. Von der Elementar- bis zur Hochschule ist für den Unterricht in umfassendster Weise gesorgt, so daß das Kind des Geringsten wie des Vornehmsten sich in diesen Schulen eine seinen Verhältnissen entsprechende Bildung er- werben kann. Selbst für Blinde und Taubstumme sind öffentliche Schulen errichtet worden. 6. Ausgezeichnet hat sich das Heerwesen Preußens bewährt. Das Kriegsheer besteht aus dem stehenden Heere und aus der Landwehr. Das stehende preußische Heer wird gebildet durch 12 Armeekorps, von denen jedes auf dem Kriegsfuße zwischen 30 und 35,000 Mann enthält. Jeder gesunde, wohlgewachsene Preuße ist zum Eintritt in das Heer verpflichtet und gehört demselben 7 Jahre lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 28. Lebensjahre an, und zwar die ersten 3 Jahre bei den Fahnen, die letzten 4 Jahre in der Reserve, alsdann die folgenden 5 Lebens- jahre zur Landwehr. Die Kriegs-Marine (Kriegsflotte) in der Nord- und Ostsee ist dazu bestimmt, die Gewässer und Küsten sowie den Seehandel zu schützen. Der Ki eler Hafen und der Jahdebusen finden Kriegs - Häfen bestimmt. Ebendaselbst sind auch Werste d. h. Schiffsbau- plätze, errichtet worden. Ein älteres Schiffswerft befindet sich zu Danzig.

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 141

1881 - Danzig : Boenig
141 liegt Charlottenburg, mit einem königlichen Schlosse, in dessen Nähe das herrliche Grabmal (Mausoleum) des Königs Friedrich Wilhelm Iii. und der Königin Luise sich befindet. Vier Meilen von Berlin, an der Havel, liegt Potsdam, die Hauptstadt des Regierungsbezirks und die zweite Residenz des Königs. In der Nahe liegen die königlichen Lustschlösser: Sanssouci (spr. Sangßußi) d. h. „ ohne Sorgen", der Lieb- lingsaufenthalt Friedrichs des Großen, daß Marmor-Pa- lais (spr. Paläh), das von Friedrich Wilhelm Iv. erbaute prachtvolle Orangeriehaus, und das reizend eingerichtete Schloß des Königs Wilhelm I., Babelsberg. — Von den übrigen Städten der Provinz sind noch zu merken: Spandau am Ein- fiusse der Spree in die Havel, eine Festung mit einer Gewehr- fabrik — Brandenburg an der Havel, die älteste Stadt der Provinz — Frankfurt a. b. Oder, eine ansehnliche Stadt mit bedeutenden Messen (Märkten), — und die Festung Küstrin, in deren Nähe Zorndorf liegt, wo 1758 Friedrich der Große die Russen besiegte. Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und Deutsch- lands und die Residenz des deutschen Kaisers, liegt an beiden Seiten der Spree in einer flachen und sandigen Gegend. Aus kleinen Anfängen ist sie rasch zu der ersten ^Ltadt Deutschlands emporgewachsen. Der große Kurfürst fand erst 6000 Ein- wohner vor; er erbaute einen neuen Stadtteil, und seine Ge- mahlin Dorothea pflanzte mit eigener Hand die erste Linde zu den schönen Baumgängen, an denen sich später die prächtige Straße „Unter den Linden" erhoben hat. Seinen Nachfolgern, den Königen, lag die Pracht und die Größe ihrer Residenz sehr am Herzen. Immer neue Straßen mit glänzenden Palästen und ganze Stadtviertel wurden angelegt. Jetzt ist Berlin eine der schönsten und größten Städte Europas, mit mehr als 1 Mill. Einwohner. Sie steht durch ein Netz von Eisenbahnen und Ka- nälen mit allen Teilen des Landes und sogar mit dem Meere in guter Verbindung; 9 Eisenbahnen mit 9 Bahnhöfen vereinigen sich in Berlin. Hier ist der Hauptsitz des Fabrikwesens im Staate; berühmt sind vor allen die Eisengießereien und Ma- schinenbau-Anstalten daselbst. Alle obersten Behörden des Landes sind in Berlin vereinigt. Wegen seiner vielen Bildungsanstalten und großen Männer besitzt Berlin den Ruhm einer Gelehrten- und Künstlerstadt ersten Ranges. u a- 218. Die Provinz Schlesien. 731 □ 9jí.; 3,800.000 Einw. Die Provinz Schlesien, welche seit 1740 zum preußischen Staate gehört, erstreckt sich vom Sudetengebirge über die Oder

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 204

1881 - Danzig : Boenig
204 wie die Geschichte von dem Müller in Sanssouci (Sangßußi) bezeugt. Seine Zeit teilte er sorgsam ein und nutzte sie aus. „Nichts sieht dem Tode ähnlicher als Müßiggang!" sagte er. Um 3 Uhr morgens stand er auf, las Berichte und bemerkte seine Meinung am Rande, arbeitete mit den Ministern, schrieb Briefe, gab Bittstellern Gehör und ging auf die Promenade. Bei der Mittagstafel sprühten Geist und Heiterkeit. Nachmittags empsing er Gelehrte und Künstler, las oder schrieb. Nach der Abendtafel ergötzte er sich an der Musik, und erst Mitternacht endete sein Arbeitstag. Im Mai unternahm er Reisen durchs Land, auf denen er alles sah, hörte und ordnete. Am liebsten weilte er in Sanssouci bei Potsdam, und am liebsten verkehrte er mit gebildeten Franzosen. Friedrichs letzte Jahre waren freudlos. Noch zweimal hat er das Schwert gezogen, das erste Mal bei der Teilung Polens 1772, von dem er Westpreußen erhielt, das zweite Mal in dem baierischen Erbfolge- oder Kartoffelkriege, um der Er- oberungslust des österreichischen Kaisers Josef Ii. zu wehren. Friedrich der Große starb den 17. August 1 786, tief betrauert in Palästen und Hütten. In der Garnisonkirche zu Potsdam liegt er begraben. Nach Polack. 257. Der alte Fritz. Friederikus Rex, der grosse Held, kam siegreich aus dem Kriegesfeld; und wenn er durch die Strassen ritt, so liefen alle Kinder mit. Sie stellten sich wohl auf die Zeh'n, den lieben Vater Fritz zu seh'n. Sie fassten ihn an Pferd und Rock; doch Vater Fritz erhob den Stock und sagte lächelnd: „Habet acht, dass ihr mein Pferd nicht böse macht !'e Doch einst ein wilder Knabenschwarm den Kopf ihm machte gar zu warm; da hat er böse drein geseh'n: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gell nf Da sprach ein dicker Bube: „Ach, heut ist ja Mittwoch Nachmittag!“ Der ganze Chor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein, und weiss nicht mal, dass dieser Frist des Mittwochs keine Schule istf Der König stille vor sich lacht und hat in seinem Sinn gedacht:

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 218

1881 - Danzig : Boenig
218 Vertretern seines Volkes. Und dieses Bekenntnis hat er treulich gehalten. Den Wissenschaften gewährte er jegliche Unterstützung. Und was die Förderung der Künste betrifft, so war er es, der ausser vielen anderen Bauwerken die schönste und erhabenste deutsche Kirche, den Kölner Dom, seiner Vollendung nahe führte und in Berlin seinem Ahnherrn, Friedrich dem Grossen, das grossartigste Stand- bild errichten liess, das die deutsche Bildhauerkunst hervor- gebracht hat. Am 31. Januar 1850 gab er dem Lande eine Verfassung, nach welcher es seitdem regiert wird. Während seiner Regierung kaufte Preussen von Oldenburg einen Teil des Jahdebusens und machte daraus einen Kriegshafen. Im Jahre 1849 traten die Fürsten von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen gegen anderweitige Entschädigung ihre Länder an Preussen ab. Als der König im Jahre 1857 schwer erkrankte, übertrug er die Regierungsgeschäfte sei- nem ältesten Bruder Wilhelm, dem Prinzen von Preussen. Nach Andrä. 371. Wilhelm (1861 bis jetzt). Am 2. Januar 1861 starb der König Friedrich Wilhelm Iv., nachdem er seine drei letzten Lebensjahre in schwerer Krankheit verbracht hatte. Ihm folgte, da er ohne Kinder war, sein Bruder, der bisherige „Prinz von Preußen," als König Wilhelm 1. aus dem Throne. Dieser ist der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Königin Luise und am 22. März 1797 geboren. Schon in seiner frühesten Jugend zeigte er große Liebe zum Soldatenstande, und in den Befreiungskriegen nahm er an mehreren Schlachten und Gefechten persönlichen Anteil. Wegen seines mutigen Verhaltens im dichtesten Kugelregen erhielt er das eiserne Kreuz. Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, einer Fürstin von hoher geistiger Begabung und edelster vaterländischer Gesinnung. Der einzige Sohn unseres Königs, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, geboren am 18. Oktober 1831, hat sich mit Viktoria, der ältesten Tochter der Königin von England, vermählt; die einzige Tochter, Prinzessin Luise, wurde die Gemahlin des Groß- herzogs von Baden. Das Ansehen, welches Preußen gegenwärtig in der ganzen Welt genießt, die Macht, welche es entfaltet, die Größe und Aus- dehnung unseres Vaterlandes, das alles haben wir vorzüglich der weisen und kräftigen Regierung unseres jetzigen Königs zu ver- danken. Gleich im Anfange derselben umgab er sich mit aus- gezeichneten Männern, wie der Fürst Bismarck, die Generale von Moltke und von Roon u. a., die ihn in dem Streben,

8. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 384

1880 - Sondershausen : Eupel
384 würdigste Denkmal aber hat das evangelische Volk dem edlen Glaubens- helden in der segensreichen Gustav-Adols-Stiftung errichtet. Andeä. 36. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, wurde im Jahre 1620 geboren; seine Jugend fällt also in die Zeit des dreißig- jährigen Krieges. Als der Knabe sieben Jahre alt geworden war, ließ ihn sein Vater, der Kurfürst Georg Wilhelm, der Kriegsunruhen wegen in die schützende Festung Küstrin bringen. Allein fünf Jahre später hatten die Kriegsverhältnisse einen so bedrohlichen Charakter angenommen, daß selbst Küstrin nicht mehr sicher schien; man flüchtete mit dem Prinzen daher nach Pommern. Hier sah er die Leiche seines Onkels, des Schwedenkönigs Gustav Adolf, als sie gerade eingeschifft wurde, um nach Schweden überge- führt zu werden. Der traurige Anblick machte auf das Gemüt des Knaben einen unauslöschlichen Eindruck. Einige Jahre später bezog er zu seiner- weiteren Ausbildung die berühmte niederländische Universität Leyden. Von hier ging er nach dem Haag, der niederländischen Residenz, und ließ sich von den dort weilenden Gesandten der fremden Mächte in die Staatskunst einweihen. Dort versuchte man, ihn zu einem üppigen, ausschweifenden Leben zu verleiten, aber vergeblich; er verließ den Haag und eilte zu seinem Vetter, dem Prinzen Heinrich von Oranien, welcher gerade die von den Spaniern besetzte Festung Breda belagerte. Oranien erkannte sofort mit klarem Blick, daß diese That des Jünglings ein Vorzeichen künftiger Größe sei, und sprach die prophetischen, bedeutungsvollen Worte: „Vetter, ihr habt einen schöneren Sieg erfochten, als wenn ich Breda eroberte! Ihr habt das gethan, ihr werdet mehr thun!" Im Jahre 1640 starb der Kurfürst Georg Wilhelm, und nun bestieg der Prinz den Thron. Das Land, welches er regieren sollte, war durch den blutigen Krieg entvölkert, verwüstet und gänzlich verarmt. Allein der junge Fürst verzagte nicht. Zunächst suchte er seinem Lande den Frieden wiederzugeben; er schloß daher mit den Schweden einen vorläufigen Vertrag, nach welchem sie nur noch in einigen festen Plätzen seines Landes Besatzungen halten durften. Dann wirkte er für die Herbeiführung eines endgültigen Friedens, der auch endlich im Jahre 1648 zu stände kam und dem furcht- baren dreißigjährigen Kriege ein Ziel setzte. Die eingetretene Friedenszeit benutzte der Kurfürst, um in seinem Lande Ordnung zu machen, den wider- spenstigen Adel zu bündigen und den darniederliegenden Gewerben auf jede Weise aufzuhelfen. Er gab zu dem Ende weise Gesetze, die sich trefflich bewährten. Nebenbei richtete er auch sein Augenmerk aus die Vergrößerung des Kurfürstentums, und es gelang ihm auch mit Hilfe seines tapferen, von ihm gebildeten Heeres, sowie durch kluges Verhandeln mit anderen Fürsten, diesen Zweck zu erreichen. Namentlich erwarb er die große und wertvolle Provinz Ostpreußen, die seinem Reiche später den Namen geben sollte, als unabhängiges Herzogtum. Das hervorragendste Ereignis in dem Leben des großen Kurfürsten war die Schlacht bei Fehrbellin. Als er nämlich im Vereine mit anderen deutschen Fürsten gegen die Franzosen ins Feld gerückt war, fielen die Schweden, durch den französischen König Ludwig Xiv. dazu bewogen, in

9. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 394

1880 - Sondershausen : Eupel
Preußen aber ist das Bild des „einzigen Friedrich" lebendig geblieben bis auf den heutigen Tag. Audrä. 42. Friedrich Wilhelm Iii. und Luise. Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, die sich Preußens Kron- prinz zu seiner Gemahlin erwählt hatte, erfüllte gleich Weihnachten 1793, da sie als Braut in Berlin einzog, die ganze Stadt mit dem Rufe ihrer Schönheit und Anmut. Bald wurde ihre Ehe mit dem gleichgesinnten Kronprinzen das Vorbild eines wahrhaft deutschen Familienlebens, das weithin durch das Land leuchtete. Ein Leben in solcher wechselseitigen Liebe und Treue war damals an deutschen Fürstenhöfen leider sehr selten ge- worden. Allgemein redeten damals vornehme Eheleute einander mit Sie an; der Kronprinz und die Kronprinzessin nannten einander mit dem ver- traulichen Du. Sie lebten nur für einander, und gleichwie Luise sich nach- her als eine wahrhaft deutsche Königin bewährte, so stand sie als Kron- prinzessin ihrem Gemahl als eine echt deutsche Hausfrau zur Seite. Nicht bei Hofe, sondern nur zu Hanse fühlten beide sich recht heimisch. Wenn sie ans dem Geräusche eines Festes in ihr stilles, kleines Schloß heimkehrten und wenn dann Luise die Prachtkleider und den Schmuck wieder abgelegt hatte, dann sagte der Kronprinz oft: „Gott sei Dank, daß du wieder meine Frau bist!" „Wie?" fragte Luise lächelnd, „bin ich denn das nicht immer?" „Ach nein," versetzte Friedrich Wilhelm mit einem Seufzer, „du mußt nur zu oft Kronprinzeß sein!" Am 10. März 1794 feierte Luise als Kronprinzessin ihren ersten Geburtstag in Berlin. König Friedrich Wilhelm Ii., der seine Schwieger- tochter sehr lieb hatte und hoch hielt, schenkte ihr das Lustschloß in Oranien- burg. Aber je froher die Kronprinzessin dabei war, desto mehr wünschte sie, auch andere zu erfreuen. Der König fragte sie, ob sie noch einen Wunsch hätte. Da wünschte sie sich noch eine Hand voll Gold, um die Armen von Berlin eben so froh zu machen. Lächelnd fragte Friedrich Wilhelm Ii.: „Wie groß denkt sich denn das Geburtstagskind diese Hand voll Gold?" „So groß wie das Herz des gütigsten von allen Königen," war die Antwort; und so erhielten die Armen eine reiche Spende. So hielt Luise auch als Königin stets daran fest, daß sich andere mit freuen mußten, wo sie sich freute. Friedrich Wilhelm und Luise fühlten sich indessen in Oranienburg doch nicht recht behaglich. Das Schloß war ihnen zu groß, die Umgebung zu geräuschvoll. Sie sehnten sich nach einem schlichteren Landsitze, nach einer stilleren Häuslichkeit. Darum kaufte der Kronprinz das Landgut Paretz in der Nähe der Havel bei Potsdam. Er ließ das alte Wohnhaus des Gutsherrn niederreißen und baute sich selbst ein neues ganz einfaches Haus. Dort verlebte er den Sommer mit seiner Gemahlin und seinen Kindern und nannte sich oft scherzend den „Schulzen von Paretz," wie Luise sich die „gnädige Frau von Paretz" nannte. Dort feierten sie das Erntefest mit ihren Hofleuten und Arbeitern. Mit dem Erntekränze zogen die Schnitter und Garbenbindcrinnen vor das Schloß. Der könig- liche Gutsherr trat heraus; er hörte die Rede der Großmagd freundlich an und schickte diese dann mit dem Kranze ins Schloß zu seiner Gemahlin. Vor dem Schlosse selbst begann dann der Tanz, und die Herren und

10. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 395

1880 - Sondershausen : Eupel
395 Damen vom königlichen Hose mischten sich mit dem Königspaare selbst unter die Landleute, bis der Tanz der Arbeiter später aus dem Wirt- schaftshofe fortgesetzt wurde. Darum zog denn auch alt und jung von nah und fern zum Erntefeste nach Paretz; eine Stadt von Buden, ein wahrer Jahrmarkt entstand und wimmelte von Käufern und Verkäufern. Unter ihnen erschien die Königin selbst in dem fröhlichen Gedränge. Sie kaufte Körbe voll Eßwaaren für die Kinder, die sich um sie drängten, und von allen Seiten riefen fröhliche Stimmen: „Frau Königin, mir auch was! mir auch was!" bunt durch einander. Auch als Friedrich Wilhelm 1797 König geworden war, bezog er mit feiner Gemahlin nicht das stattliche königliche Schloß in Berlin. Sic be- gnügten sich mit dem prunklosen Palais, das bisher die Stätte ihres häus- lichen Glückes gewesen war. Friedrich Wilhelm sagte: „Mein Großonkel (Friedrich der Große) hat gesagt: Ein tüchtiger Schatz ist die Stütze und Grundlage des preußischen Staates. Nun haben wir aber nichts als Schulden. Ich will so sparsam sein, als es möglich ist. Der König wird mit den Einkünften des Kronprinzen auskommen müssen." Er wie Luise blieben schlicht und einfach in ihrer Lebensweise. Als der Kammerdiener vor dem neuen Könige beide Flügelthüren aufriß, da fragte dieser: „Bin ich denn jetzt so dick geworden, daß eine Thüre für mich zu enge ist?" Als der Küchenmeister zwei Gerichte mehr auf den Tisch brachte, weil der Kronprinz nun König wäre, da sagte dieser: „Man glaubt wohl gar, ich habe seit gestern einen größeren Magen bekommen." Nach wie vor gingen Friedrich Wilhelm und Luise in Berlin oft Arm in Arm unter den Linden und im Thiergarten spazieren ohne alles Gefolge; nur das Volk drängte sich jauchzend um das junge Königspaar. Den berliner Weihnachtsmarkt besuchten beide Majestäten mit ihren Kindern; sie kauften Spielzeug und Pfefferkuchen und beschenkten Kinder oder Mütter, die für ihre Kinder einkauften. Während der König mehr zurückhaltend und wortkarg blieb, war Luise freundlich und liebreich gegen jedermann. Oft hob sie Kinder, die am Wege spielten, liebevoll zu sich empor und herzte sie. Sie neigte sich zu dem Bettler und zu dem alten Mütterchen am Wege, und wo eine Gabe nicht nötig war, da hatte sie für jeden ein freundliches Wort. Einst lief ihr im Schloßgarten zu Eharlottenburg ein Knabe aus Berlin beim Pferdspielen in die Hände, weil er sie nicht gesehen hatte. Die Hofdame, die die Königin begleitete, wollte ihn tüchtig ausschelten; aber die Königin unterbrach sie mit den Worten: „Lassen sie nur. Ein Knabe muß wild sein." Und zu dem Kleinen sagte sie: „Renne nur, mein Söhnchen, aber falle nicht und bestelle einen schönen Gruß von mir an deine Eltern." So wurde das königliche Haus mit seiner ehelichen Liebe und Treue wie mit seiner Kinderzucht der Stolz und die Freude des ganzen Landes, ein Vorbild, dem viele nachlebten. Aber diese sonnigen Tage stillen Glückes gingen bald zu Ende. Mit dem Jahre 1806 brach durch Napoleon das Unglück über das Land und die Königsfamilie herein. Und ehe noch Preußen sich erhob und das Joch des Zwingherrn abschüttelte, war die Königin schon 1810 zu ihrer Ruhe eingegangen. Im Schloßgarten zu Eharlottenburg liegt sie begraben. Nach Adami.
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TM Hauptwörter (200)200

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