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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 16

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 16 — Tie kleine Osper (Espe) fließt bei Petershagen in die Weser. Die Große Aue entsteht aus der Vereinigung mehrerer Bäche, die vom nördlichen Abhange des Wiehengebirges im Kreise Lübbecke kommen, fließt durch Moore und flaches Land bis zur nördlichen Grenze dieses Kreises. Kurz vor der Grenze nimmt sie die Kleine Aue oder die Große Tiek von Westen und von Osten die Wickeriede aus den Mindener Mooren, die an der Ostgrenze des Kreises Lübbecke und des Regierungsbezirks Hannover entlang lausend, unterhalb Ströhen auf. Von Osten sließt der Weser die andere Aue fast Petershagen gegenüber und die Gehle nebst der Ilse südlich Schlüssel- bürg gegenüber zu. Die Strecke der Weser von Münden bis Minden ist besonders lieblich durch die schönen Höhen mit ihren Wäldern, Schlössern und Ruinen, durch die Thalkessel mit ihren Wiesen, reichen Feldern und freundlichen wohlhabenden Ortschaften. Die Schifffahrt ist nicht unbedeutend. Viele historische Erinnerungen reizen und befriedigen unsere Wißbegierde. Freilich Schiller, der nie dort war, wußte von der Anmut und Bedeutung der Weser. In seinen Distichon über die deutschen Flüsse steht unter der Überschrift Weser: Leider von mir ist garnichts zu sagen; auch zu dem kleinsten Epigramme, bedenkt, geb' ich der Muse nicht Raum. Aber wenn Karl Büchner in seinem „Liede von den deutschen Strömen" diese am Schlüsse auffordert: So rauscht, ihr Ströme, denn zusammen In ein gewaltig Heldenlied, Zum Himmel schlagt, ihr hellen Flammen, Die ihr im tiefsten Herzen glüht; Eins wollen wir uns treu bewahren, Doch eins erwerben auch zugleich: Du, Herr, beschütz es vor Gesahreu, Und zu uns komm dein freies Reich! fo hat er vorher preisend auch die Weser mit den Worten begrüßt: So nah dem hochbeglückten Lande, Wo Zwingherrn-Blnt die Erde trank

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 20

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 20 — nordwestlicher Richrung nach der Kreisstadt Wiedenbrück. Bei Rheda führt eine Brücke der Köln-Mindener Eisenbahn über sie, von da ab wendet sie sich anfangs nach Norden, dann nach Nordwesten. Nach ihrem Eintritt in das Münsterland ist ihr Lauf westlich gerichtet. So gelangt sie zu der Kreisstadt Warendorf und von dort mit einer leichten Wendung gegen Norden nach Telgte. Bis unterhalb Telgte erhält die Ems fast alle ihre größern Zuflüsse auf der rechten Seite. Sie kommen sämtlich vom Tento- burger Walde oder aus seiner Nähe. Der bedeutendste ist die Dalke, an der die Stadt Gütersloh liegt, mit ihrem Zuflüsse der Wappel und deren Nebenflusse, dem Ölbache. Auch die Lutter aus dem Lutter- kolke bei Bielefeld und die kleine Leibach und die Hassel, die beide am Teutoburger Walde, die eine bei Halle, die andere bei der Ravensburg, entspringen, kommen ihr von rechts zu. Von links empfängt sie eine aus den Stromberger Höhen oberhalb Waren- dorfs, die Axel oder den Axtbach nebst deren Zufluß, den Geisterbach. Eine Stunde von Telgte aber nimmt sie noch auf der linken Seite einen ansehnlichen Nebenfluß auf, nämlich die Werse. Diese ent- springt gleichfalls auf den Stromberger Höhen und schleicht über Beckum, Ahlen und Drensteinfurt der Ems bei Haskenau, einer alten sächsischen Wallburg, nordöstlich von Münster zu. Sie hat noch einen langsamern Lauf als die Ems, fließt aber zumeist durch fruchtbare Gegenden, was bei der Ems nicht der Fall ist. Rechts nimmt sie beim Dörfchen Angelmodde die Angel, die auch vom Stromberge kommt, links die Emmer auf. Bei dem Dorfe Greven empfängt die Ems, gleichfalls au ihrem linken Ufer, die Münstersche Act. Diese hat ihre Quelle auf der nordöstlichen Seite der Baumberge. Sie durchfließt die Stadt Münster von Süden nach Norden. Im Sommer sehr arm an Wasser, überschwemmt sie im Winter die Wiesen, die südlich von Münster liegen, und bildet einen kleinen See, dessen glatte Eisfläche den Bewohneru von Münster prächtige Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen giebt. Am rechten Ufer der Ems nennen wir noch die kleine Bever und die Glane nebst dem Mühlenbache, alle vom Teutoburger Walde, unweit des Osnabrückschen Iburg, und die Bevergerner Aa, ebenfalls vom

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 21

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 21 — Teutoburger Walde, unweit Tecklenburgs. Von Greven aus gelangt die Ems über Emsdetten nach Rheine. Sie gilt eigentlich schon von Greven aus für schiffbar, wird aber selten von großen Kähnen, sogenannten Pünten, von dort schon befahren; von Rheine ab sieht man diese häufiger. Unterhalb Rheine verläßt die Ems Westfalen und tritt in die Provinz Hannover ein. Wenn schon ihr Laus in Westfalen kein schneller ist und ihre Ufer wenig Schönes aufweisen können, so ist das in Hannover noch weniger der Fall. Zu beiden Seiten liegen große Torfmoore, die den Bewohnern nicht nur Torf zum Brennen, sondern mittels der Versenuug auch Ackerboden liefern müssen. Oberhalb der Stadt Lingen bei Ellbergen vereinigt sich die Jbbenbürener Aa, die in der Nähe von Tecklenburg entspringt, nebst ihrem Zuflüsse, der Hopstener Aa, die vom Nordrande der Schafberge kommt, mit der Ems. Über Lingen fließt die Ems nach Meppen, wo sie die Hase aufnimmt. Tiefe kommt von der Nordseite des Teutoburger Waldes, aus derselben Quelle, der die Else, der Nebenfluß der Werre im Wesergebiete, entstammt. An der Haase liegt die große und schöne Stadt Osnabrück. Von Meppen ab wird der Lauf der Ems zwar immer langsamer, aber ihr Bett auch immer breiter und tiefer, so daß sie größere Schiffe tragen kann. Das ist wichtig für den Handel der beiden Städte Papenburg und Leer, die weiter abwärts an der Ems liegen. Bei Leer, wo am rechten Ufer die Leda mündet, können die Seeschiffe bis an die Stadt fahren und ihre Waren vor den Fenstern der Handelshäuser ausladen. Weiter nördlich geht die Ems durch den Dollart in die Nordsee. Nahe am Dollart liegt die alte Handelsstadt Emden, die durch einen Kanal mit ihm verbunden ist. Wo jetzt sich der Tollart befindet, da war früher fruchtbares Land mit vielen Ortschaften. Vor 600 Jahren brach die Nordsee da herein und setzte die ganze Gegend unter Wasser. Hier liegt das Land überall so niedrig, daß man es durch große Dämme gegen das Meer schützen muß. Die Ems hat in den letzten Jahren für Westfalen dadurch eine größere Bedeutung gewonnen, daß ihr unterer, schiffbarer Lauf durch einen Kanal mit dem Kohlenbezirke Westfalens verbunden

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 117

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 117 — schließt. Der Bezirk bildet den nordöstlichen Teil der Provinz und streckt sich, abgesehen von starken Ein- und Ausbiegungen, ungefähr in der Gestalt eines Hufeisens dahin, dessen innere Rundung nach Osten durch das Fürstentum Lippe ausgefüllt wird. Norwestlich und nördlich von der Provinz Hannover, nordöstlich vom Fürstentum Schaumburg-Lippe und einem Teil der Provinz Hessen-Nassan, öft- lich vom Fürstentum Lippe und von Teilen der Provinz Hannover, sowie des Herzogtums Braunschweig, südöstlich von der Provinz Hessen-Nassau, südlich vom Fürstentums Waldeck und dem Regie- rungsbezirke Arnsberg und südwestlich gleichfalls von dem letzteren, westlich vom Regierungsbezirk Münster begrenzt, ist er 5246 qkm groß, während der Regierungsbezirk Münster einen Flächeninhalt von 7200 qkm und der Regierungsbezirk Arnsberg 7700 qkm umfaßt. Nach seiner Bodenbeschaffenheit zersällt er in vier Gelände: 1. Der kleine Teil der norddeutschen Tiesebene nördlich vom Wesergebirge bis zur Grenze des Bezirks in den Kreisen Minden und Lübbecke, mit allmählichem Übergange vom Gebirge zur Fläche, nicht ohne fruchtbaren Boden an beiden Seiten der Weser, aber auch mit öden Moor- und Sandgegenden. 2. Das Gebiet des Wesergebirges und des Teutoburger Waldes mit dem dazwischen liegenden fruchtbaren Hügellande in den Kreisen Minden, Lübbecke, Herford, dann Stadt- und Landkreise Bielefeld und dem Kreise Halle. 3. Der Ausschnitt aus der westfälischen Bucht in den Kreisen Halle, Bielefeld Land, Wiedenbrück und Paderborn am Südabhange des Teutoburger Waldes, im Westen der Ausläufer des Eggegebirges. Dort liegt die Senne mit ihrem Sand und Moor, ihrer Heide, nur fruchtbar an den Bächen, wenig angebaut, aber nicht unkultivier- bar, wie die Kolonie Wilhelmsdorf zeigt. 4. Das Gebirgs- und Höhenland in den südlichsten Kreisen Paderborn, Höxter, Büren und Warburg, mit fruchtbaren Thälern und Bergabhäugen, aber auch mit öden Flächen, namentlich dem Sintfelde. Von den gesegneten Landstrichen verdienen das Delbrücker Land und die Warburger Börde besondere Erwähnung. Tie Bewässerung des Bodens gehört drei Flnßsystemen an.

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 141

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 141 — samtbevölkerung beträgt 22 289. Die günstige Lage an beiden Seiten des Flusses, die Haupteisenbahnen nach Hannover und Bremen, nach Köln, die Kleinbahn nach Uchte, die guten Chansseen nach allen Seiten, die mächtige Weserbrücke und die bunte Brücke, der letztere Name entweder, weil sie früher rot angestrichen war, oder als Buten = Außenbrücke, alles erleichtert das Gewerbe, den Handel und Verkehr. Eine große Anzahl Tabak- und Cigarren-Fabriken, mehrere Brauereien, Glasfabriken und wichtige andere Industrie-- anlagen zeigen den gewerblichen Aufschwung der Stadt. Die Umgebung hat manche Reize; besonders der Höhenrücken nördlich am linken Weserufer mit den Gartenanlagen auf dem Rosethale, der Lust und dem Feldschlößchen, nach Osten die Chaussee nach Vückeburg mit der Aussicht auf den Nordabhang der Wefer- gebirgskette, am meisten aber der Weg nach der Porta rechts- und linksseitig der Weser; nach Porta-Barkhausen führt uns eine sehr viel benutzte Damps-Straßenbahn nach dem Kaiserhofe zum Auf- stieg auf das Kaiserdenkmal und den Wittekindsberg. Nördlich von Minden liegen am rechten Weserufer die Kirch- dörfer Tankersen, das eine Heilquelle besitzt, mit 1355, Lahde mit 616, Windheim mit 877, Heimsen mit 655 Eingesessenen im Amte Windheim. Dankersen soll seinen Namen erhalten haben, als Ludolf, der siebenunddreißigste Bischof von Minden (1295—1304), die Grafen von Lippe und von dem Berge durch den tapferen Beistand der Mindener Bürgerschaft in der Sandfurt besiegt hatte. Er ließ dort eine Kapelle erbauen, darinnen dem Höchsten durch Gebet und Gesang gedankt werden sollte. Aus den dabei gebrauchten Worten: „den Tank wir singen" entstand Dank-wir-sen, Dankersen. Bei Windheim, so erzählt die Sage, gewann Karl der Große eine Schlacht gegen Wittekind. Nach einem Gelübde vorher erbaute er die nach drei Windrichtungen gelegenen Kirchen zu Windheim, Oren- stadt, Buchholz. In der Kirche zu Windheim befindet sich noch über dem Eingange zur Kanzeltreppe ein bemaltes Holzbildnis des Kaisers mit Schwert und Schild; darunter die Unterschrift: Carolus M. fundator Ecclesiae — Karl der Große, Stister der Kirche. Im ganzen Amte ist namentlich nahe der Weser fruchtbarer

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 151

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 151 — Heere gegen Westfalen vor. Am 3. Juli stand Ferdinand bei Dissen, er zog Nordost noch Osnabrück, Contades rückte bis Bielefeld vor, von Broglio zog die Weser stromab gen Minden, sie wollten das alliierte Heer von dort abdrängen. In Minden kommandierte General von Zastrow 1400 Mann. Kanonen wurden auf der Herforder- straße aufgestellt. Broglio forderte vergeblich Übergabe. Ein ver- räterischer Bauer Sander in Aulhausen zeigte eine Furt nach Haus- berge. Broglio erscheint am rechten Ufer der Weser. Überrumpelung der Stadt, schreckliche Plünderung in der Nacht. Der General Zastrow, 27 Offiziere, 1400 Unteroffiziere und Gemeine nebst 22 schweren Kanonen und der Uberrest des Magazins fiel in die Hände Broglios. Die Hilfe, welche Herzog Ferdinand in dem Erbprinzen gesandt, kam zu fpät und das alliierte Heer mußte nun, um Hannover zu decken, Osnabrück aufgeben und sich auf die Weser zurückziehen. Am 14. Juli 1759 traf Ferdinand in Stolzenau ein. Am 12. Juli war das Koips Broglios bei Minden vereinigt. Contades setzte sich am linken Weserufer füdlich von der Bastau sest. Herzog Fer-- dinand ließ sich nicht verlocken, auf das rechte Ufer zu kommen, sondern rückte von Stolzenau in der Nacht vom 15.—16. Juli bis Petershagen und nahm seine Stellung in den Nachbardörfern 7 Todtenhausen, Kutenhausen, Südhemmern, Hille. Die Schanzen des Grafen von Bückebnrg waren bei Todtenhausen. Nach Contades Plan sollte zuerst das Waugenheimsche Korps, das sich abgesondert hatte, angegriffen werden, worauf ein Angriff auf die linke Flanke Ferdinands beabsichtigt war. Der rechte Flügel des französischen Heeres wurde von Broglio gebildet. Die Reserve stand unter dem Herzog von Brissae weiter im Süden, bei Rehme und Gohfeld. Zur Beobachtung derselben hatte sich der Erbprinz von Braunschweig mit einem abgesonderten Korps bei Quernheim aufgestellt. Tie Zurüstungen zur Schlacht vermochte der Herzog von Braun- schweig in aller Ruhe zu treffen. Das hatte er einem ehrlichen Bürgersmanne aus Minden, Jobst Heinrich Lohrmann genannt, zu danken. Der Marschall Contades hatte nämlich von dem Bürger- meister zu Minden einen zuverlässigen Boten verlangt, der dem Herzog von Brissac nach Herford ein Paar Schuhe als Muster für

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 154

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 154 — nach England berufen, vor ein Kriegsgericht gestellt und seiner Würden entsetzt; auch strich König Georg Ii. seinen Namen mit eigner Hand aus der Liste der geheimen Staatsräte aus, und das erbitterte Volk drohte, ihn in Stücke zu zerreißen. Trotz alledem wurde er späterhin, als er beim Antritt der väterlichen Erbschaft schon den Namen Lord Sackville angenommen hatte, durch Georg Iii. wieder zum Minister für die englischen Kolonien ernannt; — die verunglückten Kriegsunternehmungen gegen Amerika, welche die Be- freiung der Vereinigten Staaten herbeiführten, sind hauptsächlich sein Werk. Die englischen Jnsanterie-Regimenter Napiers, Kingskley, Welsch Füsiliers, Brndnel und Home führen wegen ihrer Tapferkeit am 1. August 1759 in ihren Fahnen den Namen Minden. Von der Bravheit der Hannoveraner erzählt der französische Bericht über die Schlacht, daß der Sieg gewiß würde errungen sein, wenn les troupes Manteaux, die ihnen in die Flanken gefallen wären, ihnen denselben nicht wieder entrissen hätten. Tas Hannover-- sche Bataillon Hardenberg ermutigte sich beim Bajonettangriff gegen die französische Kavallerie: „Man drupp! Man tau!" und der Berichterstatter, der kein Platt verstand, hatte aus den beiden letzten Worten Truppen gemacht. Nach Südwesten vom Amte Petershagen dehnt sich das von Hartum bis zur Stadtgrenze von Minden aus; in ihm die Kirch- dörser Hartum, zugleich Amtssitz, mit 1136 und Hille mit 1230 und das Tors Hahlen mit 1806 Bewohnern. Das Hartumer und Hiller Moor erstreckt sich weithin und es wird viel Torf gestochen und vertrieben. Anmutiger und auch fruchtbarer, als die nördlich von Minden gelegenen vier Ämter, sind die drei südlichen: links an der Weser Dützen und Rehme, rechts Hausberge. In dem Amtssitz Dützen, einem Dorfe von 1261 Einwohnern, liegt nebst anderen Ortschaften, westlich dem Hiller Moore angegrenzt Rothenuffeln mit 1059, südöstlich Böhlhorst mit 573 und das Kirch- dorf Barkhausen mit 1186 Bewohnern an dem fruchtbaren Nordmasch des Wiehengebirges. Hier thut sich die Westfälische Psorte, porta Westfalica, die Weserscharte, wie die Landleute noch sagen, aus.

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 168

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 168 — Wittekind und galten als Nachkommen des großen Sachsenherzogs. Ter Stammsitz dieser Herren scheint einst eine Burg auf dem Wittekindsberge, da etwa, wo jetzt der Turm steht, gewesen zu sein. Um die nahe Bahnstation Porta hat sich eine lebhafte Industrie entwickelt: Glas-, Cement-, Cigarrenfabriken, Holzschneiderei, Ziege- leien, Kalköfen und die braunen, eisenhaltigen Sandsteinbrüche. Ter Jakobsberg, der westliche Pfeiler der Porta, mit herrlichen Spaziergängen und Aussichten, hat seinen Namen von einem In- validen Jakob, der nach dem siebenjährigen Kriege sich dort eine Hütte und an dem Südabhange einen Weinberg baute, auch einmal seinen großen König dort mit seinem Weine bewirtet haben soll. Früher hieß der Berg Thöniesberg, Berg des Eremiten Antonius, von dem die Sage erzählt, er habe den Fischen, die aufmerksamer als die Menschen waren und auf der Oberfläche erschienen, das Evangelium gepredigt und die Weser mit einem Reichtum von Fischen gesegnet. Am Nordabhange des Jakobsberges liegt das Kirchdorf Lerbeck mit 1523 und Kleinbremen mit 1216 Eingesessene»:. In der Nähe des erstereu Tors und Bad Nonne, in letzterem die Rettungsanstalt Gotteshütte. Ter Name Kleinbremen soll daher rühren, daß einst Bremer Schiffer sich dort ansiedelten. Südlich vom Gebirge dehnen sich lieblich gelegen die reichen Kirchdörfer Holzhausen mit 1499 und Holtrup mit 523 Bewohnern im Osten, Beltheim mit 1347 und Eisbergen (Eisenbergen) mit 1789 im Westen aus. 3) Im Kreise Lübbecke. Ter Kreis Lübbecke ist der nordwestliche des Regierungsbezirks Minden und grenzt im Norden an die Provinz Hannover, im Osten ebenso, im Süden an den Kreis Herford, im Westen an den Kreis Minden und die Provinz Hannover. Seine Größe umfaßt 563 qkm. Er wird durch die große Aue, die vom Wiehengebirge kommt und oberhalb der hannoverschen Stadt Nienburg in die Weser fällt, mit ihren Beiflüssen, der rechtsseitigen kleinen Aue und anderen Bächen, der Länge nach in eine östliche und westliche Hälfte geteilt. In der letzteren ist der Oberlauf der Bastau. Im Süden lagert sich das Wiehengebirge mit seinen fruchtbaren Abhängen. Im Norden davon ist Flachland mit Sand und Moor. Doch ist dieses vielfach in Kultur-

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 169

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 169 — land umgearbeitet. Auch wird die Tiefe durch die 230 m über dem Meeresspiegel aufsteigenden Stemmwedder Berge unterbrochen. Dieser mit Wald bestandene Höhenzug, der von Südwest nach Nord- oft sich hinzieht, endigt in der Höhe des Klei bei Tielingen und im Osterberge bei Oppendorf. Etwa 2/s des Bodens ist Ackerland, V5 Wiese, 7<j Waldung. Tie Landwirtschaft ist Hauptbeschäftigung. Ter Boden liefert Marmor und Kalk. An einigen Stellen finden sich Schwefelquellen. Tie Industrie ist unbedeutend. Seit 1. Oktober 1899 ist eine Nebenbahn von Löhne über Bünde nach Lübbecke und Rahden in Betrieb. Tie sonst guten Chausseen und Straßen reichten für den Verkehr nicht mehr aus. Tie Einwohnerzahl beträgt 48 000, fast völlig evangelischen Glaubens, in der Stadt Lübbecke und in den sieben Ämtern Alswede, Dielingen, Gehlenbeck, Hüllhorst, Levern, Prenßisch-Oldendorf, Rahden mit sechsundvierzig Landgemeinden und den fünf Guts- bezirken Benkhausen, Ellerburg, Haldem, Hollwinkel, Hüffe. Die Kreisstadt Lübbecke, schön am Nordabhange des Wiehenge- birges gelegen, bestand in seinen Anfängen schon zur Zeit Karls des Großen. Dort, damals Glidbeki geheißen, überfielen 775 die Sachsen eine zurückgelassene fränkische Heeresabteilung bei Nacht, wurden dann aber von dem herbeieilenden Kaiser besiegt. Im Mittelalter war sie eine größere und blühende Hansastadt und besaß seit 1354 Stadt- recht. Vor dem Haupteingange der evangelischen Kirche, einer der ältesten Westfalens, steht ein Stein mit der Inschrift: „Im Jahre 1350, als die Pest war, die Geißlerscharen umherzogen und die Juden niedergemetzelt wurden, ist diese Kirche erweitert." Tie Stadt zählt jetzt 3189 meist evangelische Bewohner, hat außer der evan- gelischen eine katholische Kirche und eine Synagoge, ist Sitz des Amtsgerichts, hat eine ziemlich entwickelte Industrie mit Cigarren- fabriken, einer großen Brauerei, Papierfabrik, Weberei und bedeuten- den Konfektionsgeschäften. Über der Stadt liegt ein spitzer Berg, die Babilonie genannt und gleichfalls dem Andenken Wittekinds gewidmet. Tie einzelnen «steine, Mauerstücke und die Spitzen eines dreifachen Walles sollen die Trümmer seiner Burg sein, wo er gestorben ist und die nun versunken ihn noch beherbergt; einst aber, wenn seine Zeit ge-

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 171

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 171 — kam, schlug das Eisenthor mit solcher Gewalt hinter ihm zu, daß ihm die Ferse abgeschlagen wurde. Ten östlichen Teil des Kreises durchziehen von Süden nach Norden die Ämter Hüllhorst, Gehlenbeck und Rahden. Das Amts- und Kirchdorf Hüllhorst, am Südabhange des Wiehengebirges in lieblicher Lage, wie eingehüllt von den Wäldern, mit 810 Ein- wohnern, hat ein Schwefelbad. Ter nahe Reineberg erzählt uns abermals von Wittekind. An einer Quelle im Gebirge soll er rein vom Aussatz sich gewaschen und dann eine Burg dort gebaut haben. Aber auch die letzten Überreste sind jetzt verschwunden und nur ein verschütteter Brunnen und ein paar alte weit schirmende Linden sind noch geblieben. Immer aber noch wallfahrtet die Um- gegend gern dahin und erfreut sich der herrlichen Aussicht. Nördlich die freundlichen Waldhöhen und die belebte, lachende Flur, nach Osten das eintönige Moor, nach Westen der Stemmer Berg und zuletzt die endlose Heide des Nordlandes, und auf der Rückseite das vom fernen Osning begrenzte, vielgestaltige, hügelreiche Angerer- land. Im Reineberge, so erzählt man dort, steht auch die silberne Wiege Wittekinds; der Eingang zu ihr, oft gesucht, ist aber bisher noch nicht gesunden. Südöstlich liegt das zweite Kirchdorf, im Amte Schnathorst, mit 691 Einwohnern, in fruchtbarster Gegend. Tas Amts- und Kirchdorf Gehlenbeck am Nordfuße des Wiehen- gebirges mit 1500 Bewohnern besitzt Eigarrensabriken, Kalkbrenne- reien und bedeutende Steinbrüche. Zu diesem Kreise gehören noch in der gesegneten Bergmarsch die Dörfer Eilhausen mit nur 335 und Nettelstedt mit 1133, nördlich das Kirchdorf Isenstedt am großen Lübbecker-Mindener Moore und Frotheim, beide je mit 1500 Bewohnern. Ter Amts- und Gerichtssitz, das Kirchdorf Rahden in ebener Gegend mit sandigem Boden, der durch sorgfältige Kana- lisatiou zum Acker- und Wiesenland teilweise umgewandelt ist, zählt 3650 Einwohner, besitzt Eigarrensabriken, eine Wollspinnerei, Eisen- gießerei, Tampfsägemühle, Ziegeleien, Webereien und treibt leb- haften Handel mit Vieh, Fettwaren und Geräten aus Holz, die dort kunstvoll angefertigt werden. Aus der älteren Zeit wird in der Kirche eine Altardecke aus dem 11. und ein Tanfstein aus dem 15. Jahrhundert gezeigt, und an sie mahnt die Rahdener Burgruine
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