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Taunusgebirge und Vogelsberg aus, legten zur Befestigung derselben feste
Ztandlager oder Kastelle an und zwangen die deutschen Völkerstämme zur
Zahlung von Tribut. Die Mattiaker, ein chattisches Volk, welche nach
dem Rheine hin vorgedrungen waren, gerieten in Abhängigkeit von den
Römern. Ihre Hauptstadt war Mattiäcum, das heutige Wiesbaden, dessen
warme Quellen den Römern schon bekannt waren. Niemals vermochten
indes die Römer das Land der Chatten ans die Dauer unter ihre Herr-
fchaft zu bringen; deshalb finden sich auch im nördlichen Hessen nirgends
Reste römischer Bauwerke.
Römische Überreste.
Ein großartiges Werk der Römer war der Grenzwall oder Pfahlgraben, dessen
Spuren heute noch auf weite Strecken zu sehen sind. Er überschritt Berge und Täler,
lief vom Rheine aus über den Taunus, durch die Wetterau und am Vogelsberg her
bis an die Mündung der Kinzig. Derselbe bestand aus einem tiefen Graben mit
einem Erdwalle, der oben mit Pfählen oder Pallisaden besetzt war. Auf der inneren
Seite befanden sich in gewissen Entfernungen von einander Wachtposten, Türme und
Kastelle. Die Grundmauern eines Kastells sind noch heute bei Großkrotzenburg zu
sehen. Der Pfahlgraben sollte das römische Gebiet gegen Überfälle der Germanen
schützen. Bei Großkrotzenburg und an anderen Orten hat man römische Altertümer
ausgegraben und zwar: Waffen, Werkzeuge, -Tongefäße, Münzen, Steine mit Inschriften
u. dergl.
Als die Römer bis an die Weser vordrangen, und der römische
Statthalter Varus den Germanen römische Sprache, Sitten und Gesetze
aufzwiugen wollte, da vereinigten sich mehrere Völkerschaften unter Hermann
dem Cheruskerfürsten zum Widerstaude. Varus wurde iu der dreitägigen
Schlacht im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) vollständig geschlagen, und
Deutschland war bis zu dem Rheine und dem Psahlgraben wieder srei.
An dem Befreiungskampfe nahmen auch Chatten teil. Diese mußten dafür
später die Rache der Römer empfinden. Der römische Feldherr Germanicus
fiel im Jahre 15 n. Chr. in ihr Land ein, zerstörte ihren Hauptort
Mattium und nahm die Gemahlin ihres Fürsten Arpus gefangen. Hiermit
endeten die Kriegszüge der Römer ins innere Deutschland. Diese konnten
auf die Dauer ihre Grenzen nicht behaupten. Im fünften Jahrhundert
hörte ihre Herrschaft am Rheine auf.
Die Kranken. Feste Wohnsitze. Gauverfassung.
Im vierten Jahrhundert begann die große Völkerwanderung, ein
beständiges Hin- und Herziehen der meisten deutschen Völker. Dieses
Wandern hörte erst auf, als gegen Ende des fünften Jahrhunderts die
Völkerschaften feste Wohnsitze einnahmen. Die Franken, ein mächtiger
Volksstamm, der durch die Vereinigung der Chatten und Sigambrer ent-
stand, wurden Herren unserer Gegend. Aus dem Namen Chatten bildete
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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Extrahierte Personennamen: Varus Hermann Varus Germanicus
Extrahierte Ortsnamen: Vogelsberg Rheine Wiesbaden Hessen Rheine Taunus Wetterau Großkrotzenburg Deutschland Rheine Deutschland Rheine
— 66 —
die Gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschule in Kassel,
die Baugewerkschule in Kassel,
die Handwerksschule in Kassel,
die Schule für Holzschnitzerei in Poppenhausen,
die Ackerbauschule in Beberbeck,
die Landwirtschaftliche Winterschule in Fulda,
die Haushaltungsschule in Treysa.
Besondere Unterrichts- und Erziehungsanstalten:
die Taubstummenanstalt in Homberg,
die Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder bei Elm,
die kath. Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben in Sannerz,
die Erziehungs- und Besserungsanstalt in Wabern,
die Bewahranstalt für Mädchen und Jdiotenanstalt in Treysa,
die Waisenhäuser in Kassel und Hanau.
Andere Anstalten:
die Jrrenheilanstalt in Marburg,
das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Männer in Haina,
das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Frauen in Merxhausen,
die Korrektions- und Landarmenanstalt in Breitenau,
die Strafanstalten in Kassel, Wehlheiden und Ziegenhain.
Bedeutende Männer des Regierungsbezirks.
Philipp der Großmütige, der bedeutendste Landgraf von Hessen, Förderer
der Reformation, geb. zu Marburg.
Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm, Sprachforscher und Märchen-
dichter, geb. zu Hanau.
Burkhard Waldis, Fabeldichter, geb. zu Allendorf a. d. Werra.
Karl Wilhelm, Tondichter, Komponist der „Wacht am Rhein" und anderer
Lieder, geb. zu Schmalkalden.
Philipp Reis, Erfinder des Telephons, geb. zu Gelnhausen.
Daten aus der Geschichte.
54 v. Chr. die ersten Römer auf deutschem Boden.
12—9 t>. Chr. führt Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, Krieg
gegen die Chatten und Sigambrer.
9 n. Chr. die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde.
15 Germanieus, der Sohn des Drusus, fällt in das Land der Chatten
ein und zerstört ihren Hauptort Mattium.
4. Jahrhundert Anfang der Völkerwanderung.
5. „ die Römerherrschaft am Rhein hört auf. — Die Franken
nehmen feste Wohnsitze ein und werden Herren unserer Gegend. —
Der Name Chatten verschwindet.
722 Bonisacius gründet zu Amöneburg die erste christliche Ansiedelung in
Hessen.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Jakob Wilhelm_Grimm Wilhelm Burkhard_Waldis Karl_Wilhelm Karl Wilhelm Philipp_Reis Philipp Drusus Augustus
4c4
Dritter Zeitraum.
173.
Casar in Gallien.
Calar war in dieser Zeit zwar von Rom abwesend;
durch sein Geld leitete aber eine mächtige Parthei die öffent-
lichen Angelegenheiten nach seinen Absichten. — Mit glan-
zendem Erfolge bezeichnete er seine Vorschritte in Gallien.
Nicht nur, daß er hier ein Heer bildete und übte, auf wel-
ches er sich verlassen konnte, und daß er hier Reichthümer
erwarb, die ihn von seinen Schulden befreiten und ihm für
die Zukunft neue Kraft zu politischen Unternehmungen dar-
boten; er brachte auch das Schrecken des römischen Namens
in Gegenden, wo er bisher noch unbekannt gewesen war.
Die helvetische n Völkerschaften versuchten damals, Wohn-
sitze in Gallien sich zu verschaffen; allein Casar schlug sie
zurück, vereinte die Bvjcr mit den in Gallien wohnenden
Aeduern, und befahl den Helvetiern, die in ihrem
Vaterlande zerstöbten Städte wieder aufzubauen.
Da baten ihn die gallischen Völkerschaften an der Loire
und Saone um Hülfe gegen den mächtigen Anführer (König)
1 e u t sch e r Horden, den A r i o v i ff, der sich auf Kosten der
Arverner und Seguaner zwischen dem Rheine und der
Saone ausgebreitet hatte. Die Römer hatten wenig Nei-
gung, gegen die mit unerschütterlicher Tapferkeit kämpfenden
Teutschen zu stehen; auch erlitt Casar zwei Niederlagen;
als er aber von neuem den Muth seiner Legionen belebte,
warf er sich kwi Besançon auf das befestigte Lager des
Ariovist, rieb 80,000 Teutsche auf, und verjagte den Rest
über den Rhein, über welchen Ariovist selbst in einem
Kahne sich siüchtere. Nach dieser Niederlage ward A r i o v i st s
Name in der Geschichte nicht weiter genannt.
Um Rom naher zu seyn, hielt Casar (67) die nächsten
Winterquartiere zu Lucca. P o m p e j u s und C r a ssu s
sahen nicht ohne Eifersucht der Thätigkeit der cäsarianischen
Parthei in Rom zu, und gingen nach Lucca, um dort mit
dem Cäsar ihr Interesse auszugleichen. Sie erneuerten hier
(56) ihre bereits abgeschlossene Verbindung auf die Bedin-
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Extrahierte Personennamen: Muth Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Rom Gallien Gallien Gallien Rheine Rhein Lucca Rom Lucca
Rom.
465
gungen, daß Cäsar seine Statthalterschaft auf neue fünf
Jahre erhalten, Po mp ejus und Crassus aber im näch-
sten Jahre die consularische Würde wieder bekleiden, und
dem erste r n die Provinzen Spanien und Afrika, dem
letztern die Provinz Syrien auf fünf Jahre zugetheilt
werden sollten. Doch dieses zweite Consulat des Pom-
pejus und Crassus (.55) konnte nicht mehr durch Be-
stechung erworben, es mußte mit Gewalt ertrotzt werden,
ein Beweis, daß es damals in Rom noch nicht ganz an Män-
nern fehlte, welche die Plane der Triumvirn durchschauten,
wenn sie auch in die geheimen Bedingungen ihres Bundes
nicht eingeweiht waren, und daß selbst die rauhe Tugend
des strengen Republikaners Cato noch Verehrer und An-
hänger fand, welche mit ihm gemeinschaftlich, obschon ver-
geblich, gegen die sich bildende Oligarchie anstrebten.
174.
Fortsetzung.
Casar war nach Gallien zurückgekehrt, wo die Bel-
gier, in seiner Abwesenheit, zu einem allgemeinen Aufstande
zusammengetreten waren. Er führte neugeworbene Truppen
nach Gallien, und drückte die Belgier, nach einem hart-
näckigen Widerstände, in ihre Wohnsitze aus Gallien zurück.
Ob er nun gleich seine Winterquartiere gewöhnlich in Ita-
lien nahm; so mußte er doch mehrmals den Krieg gegen die
germanischen Stämme erneuern, welche über den Rhein
in Gallien einfielen. Nun ging er selbst über den
Rhein, und stand zum erstenmale mit römischen
Legionen auf teutschem Boden. Er blieb nur 18
oder 20 Tage daselbst, worauf er sich nach Britannien
einschiffte, von welcher Insel die Gallier Hülfstruppen er-
halten hatten. Zwar besiegte er hier die Eingebohrnen; ein
Sturm hatte aber seine Flotte so zerstreut, daß er, um Win-
terquartiere in Gallien zu machen, schnell dahin zurückkehte.
Die gallischen Völkerstämme sahen wohl, daß ihre Freiheit
an die Römer verrathen sey, und konnten sich unmöglich
an den Druck der Römer gewöhnen; sie brachten auch den
Pölit; Weltgeschichte l. 4te Au fl. ,30
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cato
Extrahierte Ortsnamen: Rom Spanien Afrika Rom Gallien Gallien Gallien Ita- Rhein Gallien Rhein Britannien Gallien
4<>6
Dritter Zeitraum.
Unterfeldherren des Casar nicht selten empfindliche Nieder-
lagen bei. Doch Casar wußte immer, mit kluger Umsicht
der Verhältnisse, auf die einzelnen Völkerstamme sich zu
werfen, und ihre Verbindung mit den germanischen Völker-
schaften jenseits des Rheins zu verhindern; auch nahm er
Teutsche in sein Heer auf, die ihm die Besiegung der
Gallier vollenden halfen. — Als es ihm endlich in acht
Feldzügen gelungen war, die gallischen Völkerschaften zu
unterjochen, hatte er sich unermeßliche Summen durch Er-
pressungen verschafft, mit denen er die Unterjochung seines
Vaterlandes ausführen wollte. Damals erkannte das
ganze jenseits der Alpen gelegene Gallien, Belgien,
Helvetien und selbst Teutsch land bis an den Rhein
die Oberhoheit Roms an; der Rhein war die natürliche
Grenze zwischen den Römern und den unbesiegten germani-
schen Stammen, unter welchen die Sueven als der mäch-
tigste Volksstamm erschienen, der damals den großen Erd-
strich zwischen der Elbe und Weichsel bewohnte. Die ger-
manischen und gallischen Völkerschaften hielten in diesem
Zeitalter nur hordenweise zusammen, ohne zu größer«
Verbindungen sich zu vereinigen; denn sonst hatte Casar
wohl nicht (nach dem Plutarch) dreihundert Na-
tionen Rom unterwerfen können. — Die beiden Einfalle
des Casar in Britannien (oder Alb ion) aber, dessen
erste Bewohner gallische Völkerstamme waren, zu welchen
kurz vordem Casar belgische Stamme kamen, bewirk-
ten damals noch keine bleibende Besitznehmung dieser Insel.
175.
Krieg gegen die Part her.
Wenn Crassus, der (55) zugleich mit dem Pompejus
(nach der Verabredung der Triumvirn zu Lucca) Cónsul ge-
worden war, im Kriege gegen die Parther ähnliche
Siege erkämpfen wollte, wie Casar gegen die Gallier; so
hatte er ein Mann von Casars Talenten seyn müssen.
Seine Geldbegierde schwelgte schon in der Aussicht, die
Schatze Asiens in der Plünderung Syriens, Par-
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8
Werter Zeitraum.
Dann trat Drusus in Gallien auf, wo ihn sein
Stiefvater zurück ließ, der mit dem Tibcrius nach Rom
zurückkehrte, worauf Liberi us seine Gemahlin Agrip-
pina verstieß, und die verworfene Tochter des August,
Julia, heirathete, welche August in der Folge selbst aus
Rom verweisen mußte.
Drusus gewann die mißvergnügten Gallier von neuem
für das römische Interesse; dann wagte er (seit 12 v. C.)
seine Kampfe mit den Teutschen diesseits des
Rheins. Der Schauplatz des Krieges blieb Nieder-
teutsch l a n d (W e st p h a l e n, N i e d e r s a ch se n und H e s-
se n), weil die Angriffe vom Niederrheine her, theils zu Lande,
theils zur See, durch die Mündungen der Ems, Weser und
Elbe, geschahen, weshalb auch die Römer sich durch Bünd-
nisse mit den Batavern, Friesen und Chaucen den
Kampf gegen die Teutschen zu erleichtern suchten. Drusus
drang nach den Niederlagen, die er den Cheruskern,
Tencterern und Catten beibrachte, bis an die Weser
(10 v. C.) vor, und ließ für die Sicherstellung seiner Erobe-
rungen zwei Festungen, die eine im Lande der Catten am Rheine
(Drusenheim), die andere an der Lippe in Westphalen
anlegen; auch verband er durch den drustschen Kanal den
Rhein mit der alten Vssel. In diesem jugendlichen Helden
erglühte das Feuer, die Kraft und der Freiheitssinn der alten
Römer, und Liberius scheint durch sehr unbrüderliche
Aeußerungen den August gegen ihn gestimmt zu haben.
Im Jahre 9 vor Christo erneuerte Drusus den Kampf
gegen die Teutschen, und drang über die Weser bis an
die Elbe vor. Auv Mangel an Lebensmitteln sah er sich
aber zur Rückreise genöthigt, worauf er, in der Nahe des
Rheins, vom Pferde stürzte, und in seinem Lager bei Mainz,
ein kräftiger Mann von noch nicht völlig dreißig Jahren, an
den Folgen eines Beinbruches starb. — Er hinterließ zwei
S ohne, den D r u s u s Ge r m a n i c u s und den nachmali-
gen Kaiser Claudius.
Tiber ins reifete darauf an den Rhein, nachdem ihn
August, dem Wunsche der Livia gemäß, adoptirt und
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Extrahierte Personennamen: Drusus August Julia August Drusus Drusus August Christo Claudius August
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Rom Rom Rheins Rheine Drusenheim Rhein Rheins Mainz Rhein
10
Vierter Zeitraum.
wo sich Varus rings von Teutschen umgeben sah, und noch
überdies mit Hunger und rauhem.wetter zu kämpfen hatte.
Hier (9 n. C.) war es, wo der römische Aoler der Kraft der
Teutschen erlag; hier rettete H ermann die Freiheit Leutsch-
lands. Varus stürzte in sein eignes Schwert, und der
Kern der römischen Truppen, der unter seinen Befehlen
stand, ward von den Teutschen fast ganz aufgerieben.
In Rom wirkte die Nachricht von dieser Niederlage all-
gemeine Bestürzung; tief fühlte August den Verlust seiner
Legionen. Er entließ sogleich seine teutsche Leibwache, und
schickte den Tiberius nebst dem Germanicus nach
Teutschland, um die Schmach der römischen Waffen zu ra-
chen. Beide unternahmen aber Anfangs blos Streifereien
und Verwüstungen in dem jenseits des Rheins gelegenen
Teutschlande, bis Germanicus (14 —16 n. C.) wieder tie-
fer ins Land bis in die Nahe der Weser vordrang, aber
ungeachtet des Sieges bei Jdistavisus (bei Minden) auf
dem Rückwege seine Flotte und einen Theil seines Heeres
durch Sturm verlor, und darauf durch des Tiberius Ei-
fersucht abgerufen ward. Seit dieser Zeit geschahen von
dieser Seite keine neuen Angriffe auf die Teutschen.
217.
Octavians Tod.
Drei Jahre vor seinem Tode (11 I. n. C.) nahm Au-
gust, mit Zustimmung des Senats, seinen Stiefsohn Ti-
berius zum Mitregenten an. Er starb (am 9 August 14
ri. C.) im 76sten Jahre seines Lebens, nicht ohne den Ver-
dacht, daß Livia durch vergiftete Feigen seinen Tod beschleu-
nigt habe, damit er sich nicht etwa mit seinem Enkel
Agrippa aussöhnen, und dem Tiberius die Regierung
entziehen möchte. Augusts öffentliche Todtenfeier, die Ver-
brennung seines Leichnams, geschah auf dem Marsfelde.
Ein Adler stieg, als Zeichen seiner Vergötterung, aus dem
Scheiterhaufen empor, und ein Senator bekräftigte es mit
einem Eide, daß er den August habe zum Himmel aufstei-
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Extrahierte Personennamen: Varus C. Varus August Tiberius Germanicus C. Tiberius August C. Agrippa Tiberius Augusts August
Extrahierte Ortsnamen: Rom Teutschland Rheins Minden
Vierter Zeitraum.
16
Je starker die Furcht und Unzufriedenheit der Römer
gegen den Liberins war; desto allgemeiner war ihre Anhäng-
lichkeit an den Germaniens, den Bruderssohn des Kai-
sers. Auf diesem ruhte der Heldengeist und der Römerstnn
seines Vaters Drusus. Er war es, der, nach wiederherge-
stellter Disciplin in dem römischen Heere am Rheine, die
Legionen über diesen Fluß führte, um in Teutschland die
unter Varus erlittene Niederlage zu rachen. Kein teutscher
Volksstamm konnte sein Vordringen aufhalten; überall ver-
breitete er Sieg, Schrecken und Verheerung. Er besuchte
die Wahlstadte im Teutoburger Walde, und ließ die zerstreu-
ten Gebeine der getödteten Römer der Erde übergeben. An
der Weser besiegte er die Cherusker unter Hermann,
führte mehrere von den Teutschen erbeutete römische Adler
zurück, demüthigte die Marser und Catten, und berei-
tete sich eben zu einem neuen Feldzuge gegen die Teutschen
vor, als er von dem-eifersüchtigen Tiber nach Rom beru-
fen ward. Hier feierte er zwar einen ehrenvollen Triumph;
allein Tiber sandte ihn nun in den Orient, — um dort
sein Grab zu sinden. Kappadocien ward (17 I. n. C.) durch
ihn römische Provinz, auch stellte er den König von Arme-
nien her; doch sein Hauptseind war ihm von dem Kaiser
in dem Pi so zugegeben. Dieser, zum Statthalter von
Syrien ernannt, hob, wahrend der Abwesenheit des Ger-
maniens in Aegypten, alle Verordnungen desselben in Sy-
rien auf, und reizte dadurch den edlen Feldherrn. Germa-
niens tadelte Piso's Betragen, starb aber zu (19 n. C.) zu
Antiochien am Gifte, das ihm sein Gegner beibrachte. Eine
allgemeine Trauer verbreitete die Nachricht von seinem Tode
über das ganze römische Reich.
220.
Fortsetzung.
Wahrend dieser Zeit kämpfte Drusus, des Tibers
einziger Sohn, mit Erfolg gegen die Teutschen an der
Donau. Er ward mehr geliebt, als der Vater, ob er
gleich ein ausschweifendes Leben führte. Tiber ernannte
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Extrahierte Personennamen: Drusus Varus Hermann C. C. Drusus
Extrahierte Ortsnamen: Germaniens Rheine Teutschland Rom Syrien Donau
Vierter Zeitraum.
54
aber die gesunkenen Sitten, das Hauptvcrderben des Rei-
ches, vermochte er nicht zu verbessern!
246.
Claudius. P r o b u S. Aurelius Carus.
Nach einer halbjährigen Thronerledigung besetzte der
Senat, auf Ansuchen des Heeres, den Thron, und zwar
aus seiner Mitte, mit dem Claudius Tacitus, einem
fünf und siebenzigjahrigen Greise, der nach einer sechsmo-
natlichen Regierung (25 Sept. 275 — Apr. 276) auf einem
Zuge gegen die Gothen starb.
Die syrischen Legionen erhoben darauf den Au re lins
Probus (Apr. 276—Aug. 282) auf den Thron, welchem
der in Rom bereits anerkannte Bruder seines Vorgängers,
Florian, weichen mußte. Probus, ein gebohrner Illy-
rier, hatte im Heere von unten herauf gedient, und seine
nicht gemeinen Eigenschaften eben so am Rheine und an
der Donau, wie am Euphrate, am Nile und in Pontus
entwickelt. Mit vier und vierzig Jahren bestieg er in dem
Vollgefühle männlicher Kraft den Thron; er huldigte aber
dem Ansehn des Senats sogleich bei feinem Regierungsan-
tritte und in der ganzen Zeit seiner Staatsverwaltung.
Seine Siege gegen die Teutschen am Rheine und an der
D»nau, und gegen die Perser verwischten in ihm jene Mäßi-
gung selbst gegen seine Feinde nicht, die unter seine wesent-
lichsten Vorzüge gehörte. In seiner Schule bildeten sich
neue Helden, die aber, als Usurpatoren der höchsten Macht,
nach seinem Tode sich gegenseitig bekämpften.
Unter Aurelians Regierung hatte hauptsächlich Gal-
lien von den Angriffen der Franken und Burgunder
gelitten. Die ersten, mit denen sich Bataver und Friesen
verbürgen hatten, trieb er in die batavischen Moraste zu-
rück; die letzten mußten mit Wiedererstattung ihres ganzen
Raubes den Rückzug erkaufen. 2lm Neckar und selbst an
den Ufern der Elbe pflanzte er seine unüberwindlichen Adler
auf; denn, wie er dem Senate schrieb, war es wirklich
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Claudius Aurelius_Carus Claudius_Tacitus Florian
Claudius. Probus. Äurelius Carus. öö
seine Absicht, ganz Germanien zur Provinz zu
machen. In Gallien entriß er 70 von den Teutschen be-
setzte Städte denselben; zwischen dem Neckar und der Do-
nau, von Wimpfen bis Regensburg, ließ er gegen die Ein-
falle der germanischen Horden eine große Mauer aufführen;
16,000 teutsche Jünglinge vertheilte er als Rekruten zur
Ergänzung unter die römischen Legionen, doch in so kleinen
Haufen und in so verschiedenen Gegenden, daß, nach sei-
ner Absicht, die Republik wohl die Hülfe, die sie von den
Barbaren erhielt, fühlen, nicht aber sehen müsse. Nach
Britannien verpflanzte er einen beträchtlichen Haufen Van-
dalen, die bald mit den Eingebohrnen zu Einem Ganzen
verschmolzen. Seine Soldaten gewöhnte er an sirenge Disci-
plin; auch ließ er durch sie neue Städte bauen, Moraste
austrocknen und die Weinberge am Rheine und an der Do-
nau anlegen. Ja er soll die Absicht gehabt haben, die
stehenden Heere ganz aufzuheben, und die alte
Verfassung wieder herzustellen, wo jeder Bürger zum
Kampfe für das Vaterland verpflichtet war. Dieser Ge-
danke, und die Unzufriedenheit der bei der Austrocknung
der Sümpfe in der Nahe von Sirmium von der Sonnenhitze
gedrückten und ermatteten Soldaten bewirkte (Aug. 182)
die plötzliche Ermördung desselben in einem wilden Auf-
stande. Was half es, daß sie diesen Schritt beweinten,
als er geschehen, und einer der edelsten und thätigsten Im-
peratoren ermordet war, der binnen sechs Jahren in einem
völlig zerrütteten Reiche für die Herstellung des innern
Staatslebens mehr ausgeführt hatte, als andere, die das
Greisesalter erreichten!
Nach der Ermordung des Probus ward der Anfüh-
rer der kaiserlichen Garde, Äurelius Car ns (Aug. 282
— 283), von dem Heere zur höchsten Würde erhoben, der
seine beiden sehr ungleichen Söhne, den Äurelius Cari-
nn s, einen der verworfensten Menschen, und den sanften
durch Wissenschaften ausgebildeten Äurelius Numeria-
nus zu Casaren ernannte. Carus schlug zwar die Go-
then, und vertrieb die Neuperser aus Mesopotamien; er starb
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Extrahierte Personennamen: Claudius Äurelius_Carus