24
fung und jährliche Abgaben versprach. Doch die verheißenen Ab-
gaben wurden nicht entrichtet und mit Ausnahme jener Geiseln wa-
ren die Britten wieder so frei wie vorher. Erst der Kaiser Clau-
dius erneuerte 43 n. Chr. den Versuch Britannien zu unterwer-
fen. Dieses Land wurde eine Palästra für die römischen Legionen;
doch richtete bereits Claudius das südöstliche England als römische
Provinz ein. Von den Statthaltern von Britannien verdient be-
sonders Julius Agricola, einer der tüchtigsten römischen Feldherrn
und Staatsmänner, Erwähnung, welcher gegen das Ende von Ves-
pasian's Regierung nach Britannien geschickt wurde. Er eröffnete
seine Wirksamkeit als Statthalter mit einem Angriff auf die Insel
Mona (Anglesea), welche ein Hauptsitz der Druiden war. Die
Schnelligkeit und Kühnheit seines Angriffs machten ihn zum Herrn
der Insel. In den zwei folgenden Feldzügen dehnte er die Grenze
seiner Provinz bis zum Fluß Taus (Tay) aus. Den vierten Som-
mer wendete er dazu an, durch eine Linie von Schanzen zwischen
den einander sehr nahe gelegenen Meerbusen Clota und Bodotria
das römische Britannien gegen die Einfälle der wilden Kaledonier
zu schützen. Später drang er sogar noch weiter in Schottland vor.
Aber ruhmvoller als seine Eroberungen war die Ordnung, die er
mit Milde und Gerechtigkeit in allen Zweigen der Verwaltung ein-
führte. Er suchte den Britten durch Verbreitung römischer Kultur
einen Ersatz für die verlorne Freiheit zu verschaffen, und es gelang
ihm schon in einer Zeit von drei Jahren, eine völlige Aenderung
in der öffentlichen Meinung und in dem Wesen der Britten zu
Stande zu bringen. Sie beeiferten sich, die Sprache und Sitten
der Römer anzunehmen; sie begannen nicht nur Städte, sondern
auch Tempel, Säulengänge, Bäder und andere öffentliche Gebäude
nach römischem Muster zu erbauen, und England wurde durch Agri-
cola's Bemühung in kurzer Zeit ebenso römisch, wie es Gallien
seit Cäsar's Zeit allmälig geworden war. Die staatskluge und weise
Verwaltung des Agricola gab dem größeren Theile Britanniens die-
jenige Form, in welcher es mehrere Jahrhunderte verwaltet wurde,
und dadurch zugleich die Veranlassung zu der politischen Trennung
der beiden Theile dieses Landes, welche von späteren Einwanderern
die Namen England und Schottland erhalten haben. Die römische
Sprache und Bildung scheint besonders in dem östlichen Theile von
England Eingang gefunden zu haben, während jenseits des Eng-
land durchschneidenden Gebirges die Erhaltung der keltischen Sprache
in Wales, Cornwall und auf den Inseln Anglesea und Man auf
die reinere Erhaltung der brittischen Volksstämme schließen läßt.
Der Kaiser Hadrian hielt es für rathsam, die von Agricola
in Schottland befestigte Grenzlinie aufzugeben und zwischen dem
Fluß Tyne und dem Solway- Meerbusen einen mit einem Gra-
den versehenen Wall, den noch jetzt sechs Fuß hohen Piktenwall,
auszuwerfen, welcher die eigentliche Provinz schützen sollte. — Die
Seeräubereien der Sachsen, welche als Inhaber der Inseln an der
Elbemündung und der gegenüberliegenden Länder Holstein und Ha-
veln bezeichnet werden, bewogen die Kaiser Diocletian und Maxi-
mian, zum Schutze der römischen Nordseeküste in der Person des
Menapiers Carausius einen Befehlshaber zu ernennen. Diese Stel-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Claudius Julius_Agricola Hadrian Agricola Diocletian Carausius
Extrahierte Ortsnamen: England Britannien Britannien Meerbusen_Clota Bodotria Britannien Schottland England Gallien Britanniens England Schottland England Wales Cornwall Schottland Solway-_Meerbusen Sachsen Holstein
42
Handel.
Ackerbau und
Grundbesitz.
Das Dorf, die
Hundertschaft,
der Gau.
auch am leichtesten, wenn sie sich nämlich der Waffenehre des freien
Mannes würdig bewiesen, die Freiheit zu erlangen, doch scheint
man sie nicht sogleich unter die vollkommen Freien aufgenommen,
sondern erst in eine Mittelstufe zwischen ihrem früheren Zustande
und dem der eigentlichen Glieder des Volkes gesetzt zu haben.
Jemehr die Germanen mit gebildeteren Völkern in Berührung
kamen, desto mehr mußte sich auch bei ihnen ein Bedürfniß nach
größerer Zierde und Bequemlichkeit des Lebens entwickeln. So ent-
stand während der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung ein ziem-
lich lebhafter Verkehr mit den Römern; römische und gallische Kauf-
leute drangen bis in die inneren germanischen Länder mit ihren
Waaren, ihren feinen Stoffen, ihren Schmucksachen, mit Wein und
anderen Erzeugnissen milderer Himmelsstriche. Dafür bekamen sie
nicht Geld — das lernten die Germanen erst durch die Römer
kennen — sondern feines Pelzwerk, Felle, Flaumfedern, auch
wohl hier und da Schlachtvieh und am häufigsten Kriegsgefangene,
welche sie dann um sehr hohen Preis als Sklaven in das römische
Reich verkauften. Ein sehr gesuchter und theuer bezahlter Handels-
artikel war in den Küstengegenden der Ostsee der Bernstein.
Städte, wie die Römer sie hatten, fanden sich bei den Ger-
manen nicht. Die festen Plätze, Kastelle und Burgen, die hier
und da erwähnt werden und die im Kriege als Zufluchtsstätten
dienten, waren keine Städte. Später gaben wohl solche Orte,
Landungsplätze an den Küsten und Ueberfahrtsorte an den Flüssen
Veranlassung zur Entstehung städtischer Anlagen. Die Germanen
waren städtischem Zusammenleben abgeneigt, nicht weil sie wild
und nomadenartig umherzogen, sondern weil sie hauptsächlich dem
Ackerbau oblagen. Cäsar (veil. Gail. Vi, 22) sagt zwar: „Keiner
hat ein bestimmtes Maß Ackers oder eigene Grenzen, sondern die
Obrigkeiten und Fürsten vertheilen auf ein Jahr den Geschlechtern
und durch Verwandtschaft verbundenen den Acker, so viel und wo
es ihnen gut dünkt, und nöthigen sie alljährlich den Besitz zu wech-
seln;" allein diese Darstellung bezieht sich auf den eigenthümlich or-
ganisirten militärischen Staat der Sneven, dessen besondere Verhält-
nisse solche Einrichtungen zweckmäßig erscheinen ließen. Man hat
daher Unrecht die Nachricht auf die Germanen überhaupt zu bezie-
hen und diesen allen festen Grundbesitz oder gar allen ordentlichen
Ackerbau abzusprechen. Die Germanen wohnten theils in dorfähn-
lichen Ansiedelungen, theils in Einzelböfen. Wie die Ansiedelung
einer Dorfschaft geschah und die Vcrtheilung des Grund und Bo-
dens von den Mitgliedern vorgenommen wurde, ist uns in neuerer
Zeit aus den nordischen Quellen und mit besonderer Rücksicht auf
dänische Verhältnisse nachgewiesen worden. Hatte sich eine Anzahl
von Familien vereinigt, so wählten sie den Ort zur neuen Ansiede-
lung; sie nahmen den Platz für das Dorf und die Feldmark in Besitz;
im Dorf empfing jeder den Raum für Haus, Hof und Garten; die
Feldmark wurde nach ihrer Beschaffenheit in mehrere Theile und je-
der dieser in schmale Aecker vertheilt, und jeder Ansiedler empfing
von jedem Theile seinen Acker. So erhielt jeder an gutem und
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Die Kämpfe
des Drusus
und Tiberius.
76
res. Erst 102 v. Chr. erschienen die Barbaren wieder an den
Grenzen des römischen Reiches. Aus unbekannten Gründen hatten
sie sich getrennt. Die Cimbern zogen wieder am Nordrande der
Alpen hin und drangen durch Tyrol iu Oberitalien ein; die Teuto-
nen versuchten von der heutigen Provence aus den Alpenübergang
zu erzwingen. In einer zweitägigen Schlacht wurden 102 v. Chr.
bei Aqua Sextiä zuerst die Ambronen und dann die Teutonen
geschlagen. Im folgenden Jahre, 101 v. Chr., wurden von Ma-
rius und seinem Kollegen Lutatius Catulus die Cimbern auf der
raudischen Ebene bei Verona fast gänzlich aufgerieben.
Einen neuen Krieg mit Germanen führte Cäsar. In einem
Kriege zwischen den gallischen Völkerschaften der Aeduer und Se-
quaner hatten die Letzteren Germanen zu Hülfe gerufen, und es
war von diesen unter einem Fürsten Ariovist eine Schaar von
120,000 Mann über den Rhein gezogen und hatte sich in Gallien
festgesetzt. Bald waren sie aber, da immer neue Schaaren aus den
Rheingegenden nachströmten, ihren gallischen Bundesgenossen lästig.
Die Sequaner wandten sich, um die lästigen Gäste loszuwerden, an
Cäsar, und dieser schlug 58 v. Chr. die Germanen bei Beson-
tio (Besanyon). Ariovist erlitt eine völlige Niederlage und floh
mit dem Rest seiner Schaaren über den Rhein zurück. Noch ein-
mal, 55 v. Chr., kämpfte Cäsar in Gallien mit deutschen Schaa-
ren. Gegen 400,000 Tenchtherer und Usipeten waren in das
gallische Belgien eingebrochen, um sich in Gallien anzusiedeln. Cä-
sar trieb sie über den Rhein zurück und überschritt zweimal den
Mittelrhein, um die Germanen in ihrem eigenen Lande anzugrei-
fen. Er traf dort eine Reihe kleiner Völkerschaften, welche sich zu
einem militärisch - organisirten Bundesvolke vereinigt und sich den
gemeinsamen Namen Sueven gegeben hatten.
Zur Sicherung der Nordgrenze von Italien ließ Augustus 15
v. Chr. von seinen beiden Stiefsöhnen Drusus und Tiberius
die größtentheils von keltischen Völkern bewohnten Länder südlich
von der Donau unterwerfen und unter den Namen Rhätien, Vin-
delicien als römische Provinzen einrichten. Darauf übertrug Au-
gustus dem Drusus den Krieg gegen die Germanen. Drusus
führte den Krieg von Gallien aus gegen die Niederdeutschen und
versuchte auch von der Nordsee aus in Deutschland einzubringen.
Er ist der erste römische Feldherr, welcher mit einer Flotte die nörd-
lichen Küsten Deutschlands bis in die Nähe der Wesermündung be-
fahren hat. Von dem jetzigen Mainz an bis zur Mündung des
Rheins wurden mehr als fünfzig befestigte Lager mit ständigen Be-
satzungen, bewaffneten Flotillen und allen möglichen Kriegsgeräthen
errichtet. Auch warb Drusus nicht nur einzelne germanische Söld-
nerschaaren, sondern gewann auch ganze Völker, namentlich die
Bataver und Friesen zum Beistand. Drusus unternahm von 12
bis 9 v. Chr. vier Feldzüge gegen die Germanen. Der letzte war
der blutigste und galt zunächst den Chatten. Drusus schlug diesel-
den und drang unter hartnäckigen Gefechten bis nach Thüringen
vor, wo die Hermunduren wohnten. Von hier wandte er sich
nordwestlich gegen den Harz hin in das Land der Cherusker. Un-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Tiberius Lutatius_Catulus Cäsar Cäsar Cäsar Augustus Drusus Tiberius Drusus Drusus Drusus Drusus
77
ter stetem Sengen und Brennen drang er bis an die Elbe vor.
Von hier kehrte er aber, durch den herannahenden Winter bewo-
gen, wieder nach dem Rhein zurück. Durch einen Sturz mit dem
Pferde brach er den Schenkel und starb nach dreißig Tagen, noch
ehe er den Rhein erreicht hatte, im dreißigsten Jahre seines Lebens
(9 v. Chr.).
Nach Drusus übernahm sein Bruder Tiberius den Oberbe-
fehl am Rhein. Er wandte sich vorzugsweise gegen die im Nord-
westen von Deutschland in der Nähe der Nordsee wohnenden Völ-
kerschaften. Er unternahm keine größeren Feldzüge, sondern suchte
die Volkerbündnisse der Germanen aufzulösen, durch Bestechungen und
Ehrenbezeugungen die einflußreichsten Häupter der einzelnen Völ-
kerschaften zu gewinnen und bewog junge Germanen aus den an-
gesehensten Familien sich nach Rom zu begeben und dort sich mit
römischer Bildung bekannt zu machen. Viele Germanen nahmen
Kriegsdienste bei den Römern, und Augustus errichtete sich eine
eigene Leibwache von Germanen. Unter den Germanen, die im rö-
mischen Heere dienten, erhielten später zwei Männer eine große
Bedeutung, der Cherusker-Fürst Arminius oder Hermann, dem
sogar die Würde eines römischen Ritters ertheilt wurde, und Mar-
li ob, ein Fürst der Markomannen. Allmälig wurde ein großer
Theil von Norbdeutschland in römisches Land umgewandelt und die
Bewohner des Landes zwischen Weser und Rhein unter dem Na-
men von Bundesgenossen zu Unterthanen des römischen Kaisers ge-
macht, an römische Bedürfnisse und Bequemlichkeiten, an römisches
Gericht und Recht gewöhnt. In aller Stille und in kurzer Zeit
wurden an allen das Land beherrschenden Stellen römische Kastelle
erbaut und Straßen und Kanäle durch unwegsame Gegenden an-
gelegt. Tiberius führte seine Truppen noch über die Weser hinaus
bis zur Elbe und beugte auch die kleinen Völker, welche zwischen
beiden Flüssen wohnten, unter die römische Botmäßigkeit. Die
Verfahrungsweise des Tiberius wurde auch von seinen Nachfolgern
im Oberbefehl beibehalten.
Von dem Ziele, welches die Römer im nördlichen Germanien Marbod. Dae
errungen hatten, waren sie im südlichen noch weit entfernt. In
dem Lande zwischen dem Rhein, Main und der Donau waren die
älteren keltischen Bewohner durch eingewanderte suevische Völker
verdrängt worden. Bereits Cäsar hatte diese kriegerischen Germa-
nen kennen gelernt und Drusus hatte in den Maingegenden mit
den Markomannen gefochten, die zu den Sueven gehörten. Aus
einem kriegerischen Bündniß suevischer Völkerschaften war seit der
Zeit des Drusus ein Staat entstanden, der viel von seinem mili-
tärischen Ursprünge behalten hatte. Sein Stifter war Marbod,
der, aus adligem Geschlechte der Markomannen entsprossen, mit
einem starken Körper und ungestümen Geiste einen hohen Grad von
Verstand und Bildung vereinigte. Als Jüngling hatte er in Rom
gelebt und bei Augustus in Gunst gestanden; er hatte das römische
Kriegswesen und die despotische Herrschaftsweise kennen gelernt.
Als Drusus auf seinem letzten Zuge in Germanien auch gegen die
Markomannen siegreich gefochten hatte, wurde Marbod zum Heer-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Drusus Tiberius Augustus Hermann Tiberius Tiberius Cäsar Drusus Augustus Drusus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Rhein Deutschland Nordsee Rom Rhein Rhein Main Donau Rom Germanien
Varus Nie-
derlage im
teutodurger
Walde.
78
führer gewählt. Sein erstes Unternehmen war, seine Landsleute
und andere, welche sich anschlossen, aus der Nähe der Römer fort-
zuführen und in dem von Gebirgen umschlossenen und beschützten
Bojohemum anzusiedeln. Mit den Waffen in der Hand hatte man
die neuen Sitze von Böheim erkämpft und die Bojer vertrieben,
mit den Waffen mußte man den gewonnenen Boden behaupten.
Die Eingewandcrten blieben ein stehendes Heer, dessen Führer sich
auch zum Herrn der Nachbarvölker erhob. So ward durch Mar-
bod ein großes suevisches Reich gegründet, das sich weit über Bö-
heim hinaus erstreckte, dessen Kern aber die Markomannen waren.
Von der militärischen Vorstandschaft stieg Marbod zum Haupte die-
ses Reichs mit königlicher Gewalt empor. Er erbaute sich eine
Burg, umgab sich mit einer Leibwache und nahm den Königs-
titel an.
Das schnell entstandene suevische Reich, welches immer mehr
zunahm an Ausdehnung und innerer Kraft, bildete eine hemmende
Kluft zwischen dem Römerbesitz am südlichen Ufer der Donau und
am Rhein. Auch erregte Marbods zweideutige Gesinnung gegen
Rom Argwohn. Der Schlaue vermied jeden Anlaß zu einem of-
fenen Bruch. Oft schickte er Gesandte nach Nom, aber diese em-
pfahlen ihn heute als einen Schutzsuchenden dem Augustus und re-
deten morgen mit dem Kaiser von Marbod wie von einem Gleichen.
Der König behandelte zwar die Römer, welche seine Hauptstadt
besuchten, mit Auszeichnung, aber auch jeder Feind der Römer fand
in seinem Reiche ein Asyl. Besorgnisse erregte zu Nom besonders die
große stehende Streitmacht des Königs^ 70,000 Mann zu Fuß und
4000 Reiter übte Marbod nach römischer Kriegskunst in beständi-
gen Kriegen gegen benachbarte Völker. Mit Recht hielt Augustus
diese kleineren Kriege für eine Kriegsschule zu einem großen Unter-
nehmen. Genug Anlaß für Rom zu einem Kriege. Mit einem
Heer von zwölf Legionen sollte Marbods Reich im Frühling 6 n.
Chr. vernichtet werden. Schon im Winter hatte Tiberius zu Car-
nutum an der Donau Truppen zusammengezogen, und ein anderes
römisches Heer sollte durch den hercynischen Wald einen Weg hauen
und von Westen gegen Böheim vordringen. Bereits hatten sich
beide Heere bis auf fünf Tagereisen den Vorposten der Feinde ge-
nähert und sollten in wenigen Tagen sich vereinigen, als ganz Pan-
nonien und Dalmatien sich in einem gemeinschaftlichen Aufstande
gegen die Römer erhoben. Die römischen Legionen waren zur Be-
ruhigung dieser Provinzen durchaus erforderlich, und Tiberius schloß
deshalb Frieden mit Marbod. Das Verhältniß zwischen Rom und
Marbod blieb nun noch einige Jahre so lau und zweideutig, wie
es bisher gewesen war.
Ihren Besitz im nordwestlichen Germanien hielten die Römer
bereits für gesichert, und die dortigen Völker schienen fähig und
geneigt zu einer völligen Romanisirung. Die römischen Stand-
und Waffenplätze waren hier und da zu Ortschaften erwachsen, de-
ren Märkte die Umwohner zu regem Verkehr lockten. Die dorti-
gen Germanen nahmen mehr und mehr römische Sitte und Lebens-
weise an und dienten immer häufiger in den römischen Heeren.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Varus Marbod Marbods Augustus Augustus Marbods Tiberius Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Böheim Donau Rhein Rom Rom Donau Dalmatien Rom Marbod Germanien
81
ferì. Varus stürzt sich in sein Schwert, die Schlackt ist völlig ver-
loren. Nur wenigen Römern gelang es, nach Aliso zu entkom-
men. Der Niederlage folgte die Eroberung aller römischen Kastelle
zwischen Rhein und Weser. Nur bei den Friesen, Chaucen und ei-
nigen anderen Stämmen an der Nordsee, welche an dem Aufstande
keinen Theil genommen hatten, dauerte das befreundete Verhältniß
zu den Römern fort. Die Nordküste ausgenommen, bildete der Rhein
wieder die Grenze Germaniens gegen die Römerherrschafl. Und
das war Armins Werk.
Augustus und die Römer wurden durch die Nachricht von Va-
rus Niederlage in den größten Schrecken versetzt. Man wähnte, und Germa-
die Germanen wären über den Rhein vorgedrungen, die Gallier mcué*
im Aufstande, und sah im Geiste schon Italien und Rom bedroht.
Wachen müssen Nom durchziehen, alle Gallier und Germanen die
Stadt verlassen. Augustus suchte der drohenden Gefahr eiligst zu
begegnen und die in der Nähe von Rom befindlichen Legionen so
schnell als möglich vollzählig zu machen. Bei der Aushebung neuer
Truppen mußten die härtesten Zwangsmittel, selbst die Todesstrafe
angewendet werden. Mit den auf diese Weise zusammengebrachten
Truppen schickte Augustus 10 n. Chr. seinen Stiefsohn Tiberius an
den Rhein. Tiberius schützte die Grenzen und versicherte sich der
Treue Galliens. Im Jahre 11 n. Chr. hielt er sich ehrenhalber
verpflichtet, den Rhein zu überschreiten; aber er that dieses mit der
größten Vorsicht und drang auf bekannten Wegen sicherlich nicht
weit vor. Im Jahre 12 n. Chr. erhielt Germanicus, der Sohn
des Drusus und der Neffe des Tiberius, den Oberbefehl am Rhein.
Er ging 14 n. Chr. über den Rhein und verheerte die Gaue der
Marsen. Einen umfassenderen Plan führte er 15 n. Chr. aus.
Zwei Heere durchzogen die Gebiete der Chatten und Cherus-
ker. Die Umstände waren günstig. Zwiespalt trennte die Germa-
nen; Segest hatte seinen Schwiegersohn Armin und dessen Gat-
tin gefangen genommen, Armin aber hatte sich bald wieder befreit
und belagerte Segest in dessen Burg. Dieser rief die Römer zu
Hülfe und ergab sich dem Germanicus, der ihm mit seiner Familie
Schutz und Wohnsitze am linken Rheinufer verhieß. Bei Segest's
Unterwerfung gerieth mit vielen anderen germanischen Männern und
Frauen auch dessen Tochter Thusnelda, die schwangere Gattin Ar-
min's, in die Gewalt der Römer. Bei der Nachricht, daß sein
Weib in die Knechtschaft fortgeführt worden sei, durcheilte Armin
die Gaue der Cherusker und rief auf zur Rache und zu den Waf-
fen gegen die verrätherischen Römer. Als nun nicht nur die Che-
rusker, sondern auch die benachbarten Völker dieser Mahnung folg-
ten und sich erhoben, beschloß Germanicus, der schon wieder über
den Rhein zurückgegangen war, vor allen die Cherusker zu ver-
nichten. Während ein römisches Heer durch das Land der Brukte-
rer zur Ems zog, die Reiterei an den Grenzen der Friesen gegen
den Fluß vorrückte, schiffte Germanicus vier Legionen auf dem Zuy»
der-See ein. An der Ems vereinigten sich die drei Heeresabthei-
lungen. Der Verwüstungszug traf die Gegenden zwischen der Ems
und der Lippe. Das römische Heer gelangte bis zum teutoburger
6
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Varus Aliso Augustus Augustus Augustus Tiberius Tiberius Germanicus Tiberius Armin Armin Germanicus Thusnelda Armin Germanicus Germanicus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Nordsee Rhein Germaniens Rhein Italien Rom Rom Rhein Galliens Rhein Rhein Rhein
10
Die Alpcnlän-
der, Rhcitien,
Dinbelicien
u. Noricum.
völkerung Spaniens hat sich unvergänglichen Ruhm erworben durch
die unbeugsame Tapferkeit, die sie den römischen Eroberern entge-
gensetzte. Schon im zweiten finnischen Kriege wurde Spanien von
den Römern großentheils unterworfen, aber noch dauerte es fast
zweihundert Jahre, bis die spanischen Völker sich dem römischen
Joch fügten. Denn erst, durch die Besiegung der Kantabrer und
Asturer unter Augustus (19 v. Chr.) ward die Unterwerfung Spa-
niens vollendet. Schon früher war eine Anzahl römischer und la-
teinischer Kolonien gegründet worden, seit der gänzlichen Unterwer-
fung Spaniens nahm die Umbildung zu römischer Sprache und
römischer Sitte einen raschen Fortgang. Gerichtswesen und Ver-
waltung waren römisch, und dazu kam noch eine planmäßige Be-
nutzung des römischen Militärwescns; durch Verlegen spanischer
Truppen in lateinische Länder, lateinischer nach Spanien wurde die
lateinische Sprache durch alle Schichten der Gesellschaft verbreitet.
Durch den Segen des Friedens vermehrte sich die Bevölkerung, die
Gewerbe blühten, und das ganze Land wurde mit großartigen An-
lagen versehen. Als die Germanen 409 in Spanien einbrachen,
fanden sie das ganze Land in. Sprache, Recht und Sitte romani-
sirt. Nur in dem kleinen Berglande der Basken hat sich der Nach-
welt ein ehrwürdiger Ueberrest iberischer Sprache erhalten.
Von den Alpenvölkern unterwarfen die Römer zuerst die Li-
gurer und eröffneten sich die westlichen Alpenpässe und den Küsten-
weg über Genua nach Nizza nach der unteren Rhone. Die Kolo-
nie Augusta Taurinorum diente als Station für den Paß über
Susa und den Mont Cenis. Auf der Ostseite Italiens erstreckte
sich das römische Gebiet bis zur Zeit des Augustus nur bis an den
Fuß der carnischen Alpen, die Römer waren hier mehr auf Unter-
haltung des Verkehrs nach Jllyrien, als auf Eindringen in die
nördlichen Alpenländer bedacht. Doch überschritten einzelne Feld-
herrn das römische Gebiet, so im I. 171 v. Chr. der Cónsul Cas-
fius und im I. 113 v. Chr. Papirius Carbo, als die Cimbern
und Teutonen in Noricum eingefallen waren. Bis zur Eroberung
der Alpen verging noch ein Jahrhundert. Die Pässe über den groß-
ßen und kleinen Bernhard brachte zwar schon um 147 v. Chr. der
Cónsul Appius Claudius an die Römer, sie waren jedoch unsicher
wegen der Räubereien der Salasser, welche erst 25 v. Chr. gänz-
lich unterworfen wurden.
Die Rhätier, Vindeliker und Noriker wurden 15 v.
Chr. durch Augusts Stiefsöhne Drusus und Tiberius unterworfen
und das römische Gebiet bis zur obern Donau ausgedehnt. Die
streitbaren Männer wurden weggeführt, doch blieben so viele zurück,
daß sie, mit den Bewohnern der in diesen Ländern im Verlaufe
der Zeit angelegten römischen Städte verschmolzen, ein stattliches
Geschlecht bildeten und bis in die spätere Kaiserzeit tapfere Krieger
zu den Legionen sandten. Nach und nach entstanden in diesen Ge-
genden eine große Zahl Städte: Culaja (Cilly), Acmona (Lai-
bach), Virunum, Carnuntum, Vindobona (Wien), Ce-
tium, Laureacum (Lorch), Ovilaba (Wels), Lentia (Linz),
Patava castra (Passau), Regina castra (Regensburg), Ju-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Bernhard Augusts Stiefsöhne_Drusus Tiberius Cilly) Regina_castra
13
den, und keine hatte ihre natürliche Unruhe stillen, ihren Hang zur
Parteiung befriedigen können. Der Grund hiervon lag keineswegs
in einer zu niedrigen Stufe der Gesittung, sondern die innere Ur-
sache dieses zerristenen Zustandes ist in dem Charakter des keltischen
Stammes, der schrankenlosen Ausdehnung der Individualität und
dem Nebeneinandersteheu einer zahllosen Menge kleiner Völkerschaf-
ten zu suchen. Als Cäsar in Gallien eindrang, bestanden, obgleich
in immerwährendem Schwanken begriffen, unter den verschiedenen
keltischen Völkern alle nur möglichen politischen Verfassungen, unter
denen jedoch die monarchische die schwächste und unbeliebteste gewe-
sen zu sein scheint. Cäsar sagt, daß das gallische Volk aus drei
Ständen bestehe, den Druiden oder Priestern, den Rittern oder
Kriegern und einer leibeigenen Menge. Das Verhältniß der Ritter
zu den Leibeigenen vergleicht Cäsar mit dem römischen Patronat
und der Klientel; es war ein Klansverhältuiß, dem Lehnswesen
ähnlich, jedoch ohne dessen großartige und systematische Einheit.
So wie einzelnen ausgezeichneten Kriegern sich zahlreiche Klienten
als Gefolge anschlossen, so begaben sich wiederum kleinere Staaten
unter den Schutz eines größeren. Die Averner, Aeduer und Segua-
ner standen gewöhnlich an der Spitze der einzelnen Konföderationen,
um die sich die schwächeren Völker gruppirten. Die einzelnen Staa-
ten führten fast immer Krieg mit einander. Diese beständige innere
Unruhe bewirkte, daß oft die kleinsten Umstände die größte Bedeu-
tung erlangten. Die Verbindungen der einzelnen Stämme verän-
derten sich sehr, und das erhielt den gesellschaftlichen Zustand in be-
ständiger Unruhe und bewirkte bei dem Mangel eines großartigen
politischen Mittelpunktes die Auflösung der gallischen Nationalität.
Auch das Klansverhältniß begann schon vor der römischen Erobe-
rung zu sinken, das Ansehen und die Macht der Ritter wurde in
den Städten durch eine demokratische Bewegung geschwächt, und
man fing an die öffentlichen Angelegenheiten nach den Wünschen
der Masse zu entscheiden. Dieser tiefe Riß in dem bisherigen Le-
den der Nation schwächte die Kraft des Widerstandes zur Zeit Cä-
sars. Ganz Gallien war zu Cäsars Zeit in Parteien getheilt, und
die Meinungen und Gesinnungen in jeder Stadt, fast in jeder Fa-
milie waren verschieden. Lange vor der Eroberung der Römer hat-
ten die Gallier aufgehört, in bewaffneten Schaaren auszuwandern,
und man sieht deutlich, daß sie sich der Einfälle in die Länder an-
derer Völker aus Schwäche und nicht aus Mäßigung enthielten.
Die gallische Nationalität war schon vor Cäsar ein morsches Ge-
bäude geworden, das bei einem mächtigen Stoß zusammenfallen
mußte.
Den unruhigen und unsicheren politischen Zuständen wurde durch
eine theokratische Verfassung einiger Halt verliehen. An der Spitze
der theokratischen Verfassung stand eine eigene Priesterklasse, die
Druiden. Dieser Stand der Druiden war keine durch die Geburt
geschlossene Kaste, die Druiden suchten aber dem Mangel der Erb-
lichkeit ihrer Würde, die den Theokratien am Ganges und Nil so
große Macht und Dauer gegeben hat, dadurch abzuhelfen, daß sie
die Vorbereitungen zum Eintritt in ihren Orden viele Jahre, oft
Druiden,
Priesterinnen
und Barden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
17
der Verschiedenheit ihrer beiden großen Zweige, des Gallischen und
Kymrischen, erhalten. Die Römer haben über kein fremdes Volk
so viel geschrieben als über die Gallier, theils weil sie gegen kein
anderes so lange und gefährliche Kriege geführt, theils weil kein
anderes der römischen Natur so fremd und verschiedenartig gegen-
übergestanden hat. Denn wie die Römer das beharrlichste, so sind
die Gallier das wandelbarste und beweglichste Volk gewesen. Die
Römer waren das kriegerischste, gesehkundigste, consequenteste, mit
einem Worte das disciplinirteste und ernsteste Volk; welch' seltsames
und überraschendes Schauspiel muß ihnen daher die grenzenlose Un-
gebundenheit und planlose Unruhe des gallischen Lebens gewahrt ha-
den. Welchen Eindruck muß nicht der Ungestüm, der Leichtsinn
und die Prahlerei der alten Gallier auf den phantasielosen Ver-
stand und das feste, von dem Gefühl seiner Ueberlegenheit erfüllte
Herz des Römers gemacht haben. Die Alten fanden in der körper-
lichen Gestalt und Farbe der Kelten und Germanen eine große
Aehnlichkeit. Dagegen schildert Cäsar das Gallien seiner Zeit kei-
neswegs als so rauh und unwirthbar wie Tacitus 150 Jahre nach-
her Germanien. Die Gallier erscheinen nicht nur weit reicher an
Heerden und Metallen, im Besitze eines lebhaften Handels auf den
großen Strömen ihres Landes, sondern in jeder materiellen Ver-
feinerung des Lebens den alten Deutschen bedeutend überlegen. Man
sieht, daß sie auf dem Boden, den sie bewohnen, sich schon seit
viel längerer Zeit eingerichtet haben. Dies gilt besonders von den
im Süden wohnenden Galliern, die seit der frühesten Zeit mit Phö-
niciern und Karthagern, später mit Griechen und Römern in Ver-
bindung gewesen und weit gebildeter waren, als ihre nördlichen
Brüder, unter welchen Cäsar besonders die Beigen als ein äußerst
rauhes und kriegerisches Volk schildert.
Die Gallier waren von hoher Gestalt, blond und von einer
Konstitution, die mehr zu einem augenblicklichen Andränge, als zu
einem ausdauernden Widerstände geeignet war. Sie lebten meist in
Dörfern und nicht wie die alten Deutschen in einzelnen Höfen, lieb-
ten die Nähe tiefer Schatten und stießender Wasser, besaßen aber
zugleich viele Städte, die ihnen zu Mittelpunkten ihres politischen
Lebens, zu Handelsmärkten und im Falle der Noth, bei den im-
merwährenden Kämpfen der einzelnen Völkerschaften, zu befestigten
Asylen dienten.
Pofidonius, der im zweiten Jahrhundert v. Chr. im Abend-
lande gereist war, erzählt, daß sie bei ihren Mahlzeiten um niedrige
Tische saßen, wenig auf einmal, aber häufig tranken. Jeder wählte
sich einen Theil des aufgetragenen Thieres, den er ganz aufaß.
Nach dem Essen forderten sie sich häufig zum Scherz zu einem Waf-
fengange heraus. Auch erzählt Pofidonius Manches von ihrem wil-
den Kriegerstolze, daß sie z. B. mit den Schädeln ihrer erschlagenen
Feinde ihre Häuser verzierten und dergleichen mehr. Als eigentliche
Fehler des gallischen Charakters werden von den Alten Leidenschaft-
lichkeit, Leichtsinn, Prahlerei und Uebermuth erwähnt. Cäsar stellt
die Gallier als das geselligste Volk hin, das in immerwährender Verbin-
dung unter sich und mit Fremden lebt, neugierig, fröhlich, Leichtsinnig,
nur den Augenblick erfassend. Sie halten, erzählt er, die Reisenden auf
2
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
18
den Landstraßen an und zwingen sie still zu stehen, um von ihnen zu
erfahren was anderswo vorgeht. Während Tacitus bei den Germanen
nichts so sebr bewundert zu haben scheint als die Innigkeit des
häuslichen Lebens, deutet Cäsar auf den Mangel des Familien-
lebens bei den Galliern hin. Die gallischen Väter verkehrten öf-
fentlich mit ihren Söhnen nicht eher, als bis diese das waffenfähige
Aller erreicht hatten. Die Frauen standen in der letzten Zeit der
gallischen Unabhängigkeit tief unter den Männern. Sie wurden
bei dem Tode derselben, wenn die Verwandten des Mannes den
geringsten Verdacht auf sie warfen, mit den Sklaven gefoltert und
umgebracht. Früher halten die gallischen Frauen eine ehrenvollere
Stelle eingenommen. Die Gallier waren blutdürstig und grausam,
wie die vielen Menschenopfer beweisen. Wenn ein Gallier krank
oder in Gefahr war, so gelobte er sogleich blutige Opfer. Wäh-
rend in Tacitus Schilderung die Idee der Treue als das eigentliche
Element des germanischen Lebens hervortritt, sagten die Römer von
den Galliern.- sie brechen lachend ihre Versprechungen.
Das Streben der ersten römischen Kaiser, besonders des Tibe-
rius und Claudius, nach der Eroberung Galliens, den Einfluß des
Druibismus, der einzigen Stütze der Nationalität, auf das gallische
Volk abzuhalten, war ihnen vollkommen gelungen, und die Gal-
lier neigten sich dem römischen Leben ohne Widerstand, selbst mit
Vorliebe zu. Hierzu kam noch das gewöhnliche Mittel der Römer,
Kolonien anzulegen, welche die alten Einwohner durch den Schein
einer höheren Gesittung für ihre Sprache und ihre Einrichtungen
gewannen. Die Verwaltung und Rechtspflege in lateinischer Sprache
machte die Erlernung derselben für die Einwohner unerläßlich, und
die kluge Politik der Kaiser, die vornehmen Gallier durch Erthei-
lung des Bürgerrechts, der Ritterwürde, ja selbst durch Aufnahme
in den Senat an die römischen Interessen zu fesseln, machte die
lateinische Bildung in den Städten nach wenigen Generationen all-
gemein und beschränkte die keltische Sprache und Sitte auf die nie-
dern Klassen der Nation. Hierzu kamen noch die den Römern ei-
genthümlichen imposanten Formen ihres politischen Lebens, die
Wurde und Hoheit, mit der alle öffentlichen Handlungen von ihnen
vollzogen wurden, der Glanz der Künste, die Verfeinerung und
Verschönerung des äußeren Daseins, die Sicherheit, Festigkeit und
Klarheit ihres ganzen Thuns. Auf eine sinkende Nationalität, wie
eg die gallische schon vor der Eroberung gewesen war, auf ein so
sinnliches, bewegliches Volk mußte das Beispiel der Römer von groß-
ßem Einfluß sein und sie zur Nachahmung römischer Formen und
Gebräuche anreizen. Auch die Akademien und gelehrten Schulen
in Burdigala, Tolo sa, Augustodunum u. s. w. dienten da-
zu, den keltischen Geist in römische Formen zu kleiden. Die Gal-
lier fingen allmälig an sich durch ihre Kelten geehrt zu fühlen.
Nachdem der Einfluß der Druiden gebrochen war, verschmolzen die
Gallier ihre religiösen Vorstellungen mit den Bildern und Gestal-
ten des römischen Polytheismus, machten von diesen Göttern Ab-
bildungen und bauten ihnen Tempel. In dieser Vermischung ist
aber der Einfluß der druidischen Ideen lange sichtbar und erst
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]