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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 52

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 52 — Taunusgebirge und Vogelsberg aus, legten zur Befestigung derselben feste Ztandlager oder Kastelle an und zwangen die deutschen Völkerstämme zur Zahlung von Tribut. Die Mattiaker, ein chattisches Volk, welche nach dem Rheine hin vorgedrungen waren, gerieten in Abhängigkeit von den Römern. Ihre Hauptstadt war Mattiäcum, das heutige Wiesbaden, dessen warme Quellen den Römern schon bekannt waren. Niemals vermochten indes die Römer das Land der Chatten ans die Dauer unter ihre Herr- fchaft zu bringen; deshalb finden sich auch im nördlichen Hessen nirgends Reste römischer Bauwerke. Römische Überreste. Ein großartiges Werk der Römer war der Grenzwall oder Pfahlgraben, dessen Spuren heute noch auf weite Strecken zu sehen sind. Er überschritt Berge und Täler, lief vom Rheine aus über den Taunus, durch die Wetterau und am Vogelsberg her bis an die Mündung der Kinzig. Derselbe bestand aus einem tiefen Graben mit einem Erdwalle, der oben mit Pfählen oder Pallisaden besetzt war. Auf der inneren Seite befanden sich in gewissen Entfernungen von einander Wachtposten, Türme und Kastelle. Die Grundmauern eines Kastells sind noch heute bei Großkrotzenburg zu sehen. Der Pfahlgraben sollte das römische Gebiet gegen Überfälle der Germanen schützen. Bei Großkrotzenburg und an anderen Orten hat man römische Altertümer ausgegraben und zwar: Waffen, Werkzeuge, -Tongefäße, Münzen, Steine mit Inschriften u. dergl. Als die Römer bis an die Weser vordrangen, und der römische Statthalter Varus den Germanen römische Sprache, Sitten und Gesetze aufzwiugen wollte, da vereinigten sich mehrere Völkerschaften unter Hermann dem Cheruskerfürsten zum Widerstaude. Varus wurde iu der dreitägigen Schlacht im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) vollständig geschlagen, und Deutschland war bis zu dem Rheine und dem Psahlgraben wieder srei. An dem Befreiungskampfe nahmen auch Chatten teil. Diese mußten dafür später die Rache der Römer empfinden. Der römische Feldherr Germanicus fiel im Jahre 15 n. Chr. in ihr Land ein, zerstörte ihren Hauptort Mattium und nahm die Gemahlin ihres Fürsten Arpus gefangen. Hiermit endeten die Kriegszüge der Römer ins innere Deutschland. Diese konnten auf die Dauer ihre Grenzen nicht behaupten. Im fünften Jahrhundert hörte ihre Herrschaft am Rheine auf. Die Kranken. Feste Wohnsitze. Gauverfassung. Im vierten Jahrhundert begann die große Völkerwanderung, ein beständiges Hin- und Herziehen der meisten deutschen Völker. Dieses Wandern hörte erst auf, als gegen Ende des fünften Jahrhunderts die Völkerschaften feste Wohnsitze einnahmen. Die Franken, ein mächtiger Volksstamm, der durch die Vereinigung der Chatten und Sigambrer ent- stand, wurden Herren unserer Gegend. Aus dem Namen Chatten bildete

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 66

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 66 — die Gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschule in Kassel, die Baugewerkschule in Kassel, die Handwerksschule in Kassel, die Schule für Holzschnitzerei in Poppenhausen, die Ackerbauschule in Beberbeck, die Landwirtschaftliche Winterschule in Fulda, die Haushaltungsschule in Treysa. Besondere Unterrichts- und Erziehungsanstalten: die Taubstummenanstalt in Homberg, die Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder bei Elm, die kath. Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben in Sannerz, die Erziehungs- und Besserungsanstalt in Wabern, die Bewahranstalt für Mädchen und Jdiotenanstalt in Treysa, die Waisenhäuser in Kassel und Hanau. Andere Anstalten: die Jrrenheilanstalt in Marburg, das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Männer in Haina, das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Frauen in Merxhausen, die Korrektions- und Landarmenanstalt in Breitenau, die Strafanstalten in Kassel, Wehlheiden und Ziegenhain. Bedeutende Männer des Regierungsbezirks. Philipp der Großmütige, der bedeutendste Landgraf von Hessen, Förderer der Reformation, geb. zu Marburg. Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm, Sprachforscher und Märchen- dichter, geb. zu Hanau. Burkhard Waldis, Fabeldichter, geb. zu Allendorf a. d. Werra. Karl Wilhelm, Tondichter, Komponist der „Wacht am Rhein" und anderer Lieder, geb. zu Schmalkalden. Philipp Reis, Erfinder des Telephons, geb. zu Gelnhausen. Daten aus der Geschichte. 54 v. Chr. die ersten Römer auf deutschem Boden. 12—9 t>. Chr. führt Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, Krieg gegen die Chatten und Sigambrer. 9 n. Chr. die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde. 15 Germanieus, der Sohn des Drusus, fällt in das Land der Chatten ein und zerstört ihren Hauptort Mattium. 4. Jahrhundert Anfang der Völkerwanderung. 5. „ die Römerherrschaft am Rhein hört auf. — Die Franken nehmen feste Wohnsitze ein und werden Herren unserer Gegend. — Der Name Chatten verschwindet. 722 Bonisacius gründet zu Amöneburg die erste christliche Ansiedelung in Hessen.

3. Bis zum Interregnum - S. 35

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 35 — Reiterei und Fußvolk in der Weise her, daß jedem Reiter ein behender, leichtbewaffneter Jüngling beigegeben wurde, der, an der Mähne des Pferdes sich festhaltend, mitlief und so beim Angriff schnell mit vor die Front des Feindes gelangte. Später ging die Reiterei an Zahl zurück, was zum Teil darin begründet sein mochte, daß bei der Ausdehnung des Ackerbaues das Pferd als Zugtier benutzt und militärisch unbrauchbarer wurde. Auch wird nach Einführung des Christentums, das die Pserdeopfer verbot und das Pferdefleischessen als heidnisch bezeichnete, der Pferdebestand zurückgegangen sein. Die Kämpfer unterstanden dem Besehl des Gauobersten. Da aber jeder Führer eifersüchtig über seine Stellung wachte und keiner dem andern sich unterordnen wollte, so fehlte in der Heeresleitung oft die notwendige Einheitlichkeit. Durch mancherlei Schlappen belehrt, wählten sie daher für einen Feldzug aus den verbündeten Gaukönigen einen ober auch zwei Oberfeldherren, Herzöge genannt. Die Wahl und die bamit verbunbene Erhebung auf den Schilb erfolgte in der Volksversammlung. Nach beenbetem Felb-, zuge mußte eiu solcher Oberselbherr seine Amtsgewalt nieberlegen; berat wie auch das Beispiel Armins lehrt, argwöhnte man allzuleicht ein Streben nach größerer Herrschaft, und beirt trat man auf jebe Weise entgegen. Der Gehorsam gegen die Führer war daher in der ältesten Zeit gering; die tollkühne Kampfeslust ließ sich durch Befehle nicht einbämmen. So verbot z. B. Armin seinen Cheruskern die Bestürmung des festen Römerlagers; sie taten es trotzbem und würden blutig zurückgeschlagen. d) Kampfesweise. Für den Angriff in der Schlacht nahm man in Keilform Aufstellung; die Spitze bilbete der König und sein Gefolge, baran schlossen sich die Geschlechter des alten Volksabels und dann in breiter, anschwellenber Reihe die Gemeinfreien. Die Anwenbung der Keilform war verschieben. Bei geringer Stärke des Heeres und bei einem durch Bergzüge eingeengten Kampfplatz würde die gesamte Mannschaft in einem Keil vereinigt. Im offenen Gelänbe hingegen stauben mehrere berartige Angriffshaufen nebeneinanber, und bei Vereinigung mehrerer Völkerschaften im Kriege bilbete jebe einen besonberen Keil. Jeber hatte seine eigenen Felbzeichen, wozu namentlich Tierbilber (Bär, Eber) verwenbet würden, die man im Frieden in heiligen Hainen aufbewahrte. 3*

4. Bis zum Interregnum - S. 43

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 43 — gaben, z. B. zur Herstellung von Wegen, Brücken, Dämmen, deren alle Nachbarn bedurften und die durch das Zusammenwirken aller zweckmäßiger und billiger hergestellt werden konnten. So diente der Gemeindeverband vorzugsweise" inneren, friedlichen Zwecken. Die weitere Ausdehnung des Einigungsgedankens führte zum Gaustaat, der mehrere Gemeinden zu einer Einheit zusammenschloß. Jeder Gau konnte selbständig über Bündnisse, über Krieg und Frieden entscheiden. An seiner Spitze stand der Gaufürst. Der Gaustaat war vorherrschend zur Zeit Christi. Aber die Überlegenheit der römischen Weltmacht, der drohende Verlust der nationalen Freiheit durch die Römer drängte zu noch größerer Einheit. Schon Armin suchte die einzelnen hadernden Gaue der Cherusker unter einheitlicher Leitung zu einen und zwischen den benachbarten Völkerschaften ein Bündnis herzustellen; aber die Zeit war dazu noch nicht gekommen. Der erste große germanische Staatsmann erlag dem Widerwillen der Germanen gegen straffe staatliche Zucht. Erst allmählich reifte sich der Gedanke Armins zur Frucht aus, und so entstand die Völkerschaft (lat. civitas), deren Zweck und Einrichtung vor allem militärisch war; denn ihre mündigen Glieder bildeten das Heer, und die Volksversammlung, die die Entscheidung über alle wichtigen Angelegenheiten sällte, war zugleich Heeresmusterung. Die Not führte etwa vom 3. Jahrhundert an unter benachbarten Völkerschaften zu umfassenderen Verbänden, zu den Völkerbündnissen, die zunächst nur auf Zeit, etwa zur Abwehr besonderer Kriegsgefahren, geschloffen wurden und darauf wieder zerfielen. Aber die beständige Kriegsnot drängte zu steter Erneuerung der Bündnisse, die dadurch dauernde Einrichtungen wurden. So entstanden die Großvölker, z. B. der Alamannen (d. i. Gesamtmänner), Franken, Sachsen, Bayern, Friesen, Thüringer. In diesen Namen sind dann die einzelnen Stammesnamen aufgegangen, und das Gefühl der Zusammengehörigkeit ging von den Einzelvölkern auf diese Völkerbünde über. Daher betrachteten sich diese, als es später ein Reich der Deutschen gab, als die uralten Stämme des deutschen Volkes. Veranlassung zu der Einigung gab aber vor allem die Erkenntnis, daß der fortwährende innere Hader die Germanen unfähig machte zum erfolgreichen Kampfe gegen die äußeren Feinde, die Römer. Die Not wies also den unbändigen Freiheitssinn in seine Schranken, wirkte somit erzieherisch und führte den staatlichen Zusammenschluß herbei.

5. Bis zum Interregnum - S. 71

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 71 — Volk niederhauen. Doch die Germanen unternahmen keinen Rachekrieg. Vielfach uneins unter sich, waren sie froh, wenn sie in ihren Wohnsitzen nicht beunruhigt wurden. c) Kaiser Anguftus. Auch Kaiser Augustus, unter dem die Feindseligkeiten erneut einen ernsteren Charakter annahmen, hatte zunächst nicht die Absicht, seine Macht über den Rhein hinaus auszudehnen. Als aber die Unruhen an der Grenze und die Versuche der Germanen, nach Gallien einzudringen, nicht aufhörten, als auch die Römer eine derbe Schlappe erlitten hatten, beschloß Augustus, das germanische Land bis an die Elbe in Besitz zu nehmen, mit dadurch Gallien als römische Provinz zu sichern. Nachdem zunächst das Alpenland und dessen nördliches Vorland bis an die Donau unterworfen worden war, trugen die Römer unter den Feldherren Drufus und Tiberins ihre Feldzeichen tief in das innere deutsche Land hinein. Straßen und feste Orte wurden angelegt, am Rhein und an der Donau Stationen für die römische Flotte. Mainz wurde als Wasfen-und Hafenplatz und somit als Stützpunkt für die römischen Unternehmungen vortrefflich ausgebaut und befestigt. Noch heute erinnert daran die Vorstadt Kastel. Weitere Befestigungen entstanden im Taunus, so daß dort die Römer ungehindert die heilkräftigen Quellen trinken konnten. An der Lippe legte man Aliso an, ebenso in anderen Gebieten zahlreiche Kastelle und Stationen. Drusus gelangte aus seinem Siegeszuge bis an die Elbe. Auf dem Rückwege ereilte ihn nach einem Sturz vom Pferde ein früher Tod. Tiberins suchte Germanien weniger mit Gewalt zu erobern, sondern auf friedlichem Wege für Rom zu gewinnen; denn er hatte wohl erkannt, daß die Germanen durch römische Angriffe aus ihrer nationalen Trägheit aufgerüttelt würden und sich zu gemeinsamem Widerstände einigen könnten, daß sie aber im Frieden sich gern an römische Verhältnisse gewöhnten. Nur gegen Marbod, den klugen Markomannenfürsten, war diese Politik nutzlos. Infolge der von Mainz aus geführten römischen Feld-züge hatte er fein Volk ans dem Maingebiet in das von keltischen Bojern verlassene, nach ihnen benannte Vojuhämnm (Böhmen) geführt, wo er ein selbständiges Königtum mit der Herrschaft über germanische Elbvölker errichtete. Der Angriff des Tiberins auf fein Reich war erfolglos, und Marbod dehnte seine Macht über das ganze Land zwischen Elbe und Oder aus. Gegen Rom unternahm er jedoch nichts.

6. Bis zum Interregnum - S. 72

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 72 - d) Armin. Auch das übrige germanische Volk vermochte sich zunächst nicht zu einer kühnen Tat gegen die römische Herrschaft aufzuraffen, es war im Gegenteil dank der zurückhaltenden Politik des Tiberius den Römern schon überaus fügsam geworden. Man hatte sich viel zu sehr an den Glauben von Roms Unüberwind-lichkeit gewöhnt. Daher glaubte es der herrschsüchtige und kurzsichtige Varus, der den Oberbefehl in Germanien erhalten hatte, wagen zu können, im Gebiet zwischen Weser und Elbe germanische Freiheit völlig zu unterdrücken. Römische Verfassung wurde eingeführt, an die Stelle der germanischen Volksversammlung trat römische Obrigkeit, und römische Richter saßen nach römischem Brauch über die Deutschen zu Gericht. Mit Schatzungen und Besteuerungen wurde das Volk bedrückt. Varus freute sich seiner Tätigkeit und empfand bei seinen Rechtshändeln große Genugtuung, Da wuchs im geheimen im ganzen Volke tiefer Groll gegen die fremden Bedrücker, vor allem in der Seele des jungen Cheruskerfürsten Armin. Wie andere hatte er in römischen Diensten gestanden, hatte sich durch Bildung und ritterliches Wesen ausgezeichnet, war daher mit römischen Ehren überhaust worden, war auch der Liebling des Varus, der ihm unbedingtes Vertrauen schenkte und nie glaubte, daß ihn ein Germane überlisten könnte. Aber römische Ehren hatten in Armin die Liebe zur Heimat nicht ersticken können, und so stellte er sich jetzt in der Zeit der Bedrängnis an die Spitze der freiheitlichen Bewegung. Im stillen Wirken suchte er seine Landsleute zu überzeugen, daß es recht wohl möglich sei, die Römer zu überwinden, und als erst dieser Gedanke Wurzel gefaßt hatte, wurde fein Anhang immer größer. Zudem hörte man, daß Marbod einen Freundschaftsband mit den Römern geschlossen habe, was die Gefahr für die germanische Freiheit nur erhöhte. So vereinigte er durch Klugheit, Umsicht und List verschiedene Völkerschaften trotz einzelner Eifersüchteleien zu einem geheimen Kriegsbunde. Dann gelang es ihm, den sorglosen Varus zur Niederwerfung eines Aufstandes in Wald und Moor zu locken. Nichts ahnend brach er ans seinem Lager bei Minden aus. Um fortzukommen, mußte man durch Dickicht Wege bahnen, Bäume durchsägen, Brücken bauen. Nur langsam schleppte sich der Zug vorwärts. Dazu setzte Regen ein, der Wind sauste in den Bäumen, gebrochene Äste fielen krachend nieder. Da befiel das römische Heer in dieser Wildnis Ermattung und Verzagtheit. In dieser Lage wurde es von den Germanen

7. Bis zum Interregnum - S. 73

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 73 — unvermutet angegriffen, und nach dreitägigem Kampfe erlitt es im Jahre 9 n. Chr. im Teutoburger Walde eine völlige Niederlage. Groß war der Sieg. Die Mehrzahl der Römer lag tot auf dem Schlachtfelde. Die Überlebenden gerieten in germanische Gefangenschaft. Auf dem Kriegsschauplätze feierten die Germanen unter Armins Leitung ein Opferfest, wobei namentlich die Vornehmen der Gefangenen den Göttern geweiht wurden. Die andern mußten als Knechte den germanischen Acker bestellen. Wohl war der Sieg mit einem Treubruch des Armin verbunden, und unter Anwendung einer Kriegslist sielen die römischen Legionen in die Hände der aus dem Hinterhalt hervorbrechenden Feinde. Aber germanische Offenheit und Vertrauensseligkeit war gar oft mit römischer Hinterlist erwidert worden, und so vergalten die Germanen einmal, was sie von den Römern wiederholt erfahren hatten. Auch war es Armin nur dadurch möglich, die römische Zwiugherrschast zu brechen. Armins Sieg gab dem deutschen Volke ferne Freiheit wieder, und der Rhein bildete von neuem die Grenze römischer Herrschaft. Für Augustus aber und die Weltmacht Roms war die Varusschlacht ein furchtbarer Unglückstag. Der Traum der Unterwerfung Germaniens zerrann, und schort fürchtete man den Einfall der Germanen in Italien selbst; aber diese dachten auch jetzt nicht daran, zum Angriff gegen das römische Weltreich vorzugehen. Sie begnügten sich damit, ihr Land von den Römern zu säubern. Augustus unterließ es, mit neuen Streitkräften die Unterwerfung Germaniens zu versuchen. Nur Germaniens drang noch einmal in das Innere Deutschlands vor, es gelang ihm anch, die römische Waffenehre herzustellen, er begrub auch im Teutoburger Walde die Gebeine der in der Varusschlacht gefalleneu Römer, nachdem sie sechs Jahre dort gebleicht hatten; dann aber wurde er abberufen. Kaiser Augustus erhöhte zwar die Zahl der Rheinlegionen und hatte fast den dritten Teil der gesamten Armee an der germanischen Grenze, ein Beweis, wie sehr man die nordische Gefahr fürchtete; Germanien aber blieb frei. Für Rom war jedoch die nordische Gefahr damals noch nicht groß. Die Germanen hatten noch zu viel mit sich selbst zu tun, waren zu sehr durch innere Fehden beschäftigt, als daß sie sich zu einheitlicher Politik gegen die Römer hätten aufschwingen können.

8. Bis zum Interregnum - S. 74

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
_ 74 — Armin suchte zwar auch nach der Varusschlacht die Einigung deutscher Stämme aufrecht zu erhalteu und weiter auszudehnen, aber dabei geriet er in Streit mit dem Markomannenkönig Marbod, so daß es zwischen beiden sogar zum Kriege kam, in dem Marbod unterlag. Später durch Katwalda vertrieben, snchte er Schutz bei den Römern. Sein Reich siel auseinander.' Auch Armins Versuch, die Kräfte Germaniens zu einheitlichem Handeln zusammenzufassen, schlug fehl. Unter seinen nächsten Verwandten fanden sich Neider und Verleumder, und zuletzt fiel der Befreier Deutschlands etwa 12 Jahre nach der Varusschlacht durch Meuchelmord. Seine Tat aber blieb unvergessen, und im Heldenliede lebte er fort. Als sichtbares Zeicheu der Dankbarkeit gilt das ihm im Lande seines Sieges errichtete Denkmal. Nach der Befreiung vom Römerjoche folgte zwar eine längere Zeit äußeren Friedens; aber innere Kämpfe hörten nie gauz auf, namentlich war's die Landnot, die die Völker nie zur Ruhe kommen ließ. Auch die Römer griffen später gern wieder in deutsche Streitigkeiten ein und waren immer befliffen, die einzelnen Stämme gegen einander aufzuhetzen; denn allein dadurch war es ihnen möglich, die Germanen zu besiegen Bei diesen Kämpfen „wurden mehr als einmal römische Legionen vernichtet, aber auch die Völker zwischen Rhein und Elbe wurden zerrieben und verkleinert. Mit fast periodischer Regelmäßigkeit ward das Männerblut auf deutschem Gruude vergossen, Weiber, Kinder und Herden in die römischen Standlager getrieben, deutsche Söldnerscharen in römischen Dienst genommen und für Erhaltung des Staates verbraucht. So gelang es dem Schwert und Gold der Südländer durch fast hundert Jahre, nicht Germanien zu beherrschen, aber wenigstens den Überschuß deutscher Kraft, der vorher über die Grenzen geflutet hatte, im Lande selbst zu vernichten". (G. Freytag.) e) Der Limes. Lange Zeit blieben Rhein und Donau die Grenzen zwischen Römern und Germanen. Um auch das noch unbesetzte Dreieck, das sich zwischen Schwarzwald und Jura am Oberlauf der beiden Flüsse einschiebt, vor germanischer Überflutung zu schützen, wurde in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts eine feste Grenzwehr, der Limes, errichtet. Von Kehlheim an der Donau, in der Nähe der Altmühlmündung, erstreckte er sich bis zum Main, der im westlichen Teile seines letzten großen Bogens als natürliche Grenze eine große Strecke die Befestigung

9. Bis zum Interregnum - S. 32

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 32 — eine Periode, in der das Kriegführen als Lebenszweck erscheint. Erst der Übergang zu fleißigem, seßhaftem Ackerban läßt den kriegerischen Zug in der Regel zurücktreten. Bei den Germanen war es nicht anders. Während aber andere Völker vielfach den Krieg um des Krieges willen, getrieben von Raub- und Beutesucht, führten, waren die germanischen Kriegszüge doch anderer Natur. Die Germanen waren Viehzüchter und niedere Ackerbauer. Dazu bot aber das deutsche Waldland nicht ausreichende anbaufähige Fluren. Darum waren sie bei der starken Volksvermehrung veranlaßt, sich auszubreiten und neue Kulturländer zu suchen. Solche fanden sie im sonnigen Süden, wo sie aber auf den Widerstand der Römer trafen. Zu dem Ausbreitungsbedürfnis der Germanen kamen Roms unbegrenzte Herrschergelüste, die sich auch auf das germanische Land erstreckten und die Bewohner zur Verteidigung nötigten. Das waren die beiden Ursachen germanischer Kriege. Schon der Zusammenstoß mit den Kelten und die dabei errungenen Erfolge gaben den Germanen das Gefühl der Kraft, und die späteren endlosen Kämpfe mit den Römern konnten sie darin nur bestärken. Sie erkannten den verweichlichten Südländern gegenüber ihre Überlegenheit und waren stolz daraus. Selbstbewußt erklärte daher ein Gesandter der Friesen in Rom, daß kein Volk tapfrer fei als sie. In solchem Gefühl schätzten die freien Germanen die Arbeiten in Haus und Feld gering und überließen sie den Frauen und Unfreien. Ihre Arbeit war der Krieg, was nicht sagen will, daß er unausgesetzt ihr Leben ausgefüllt hätte; im Gegenteil, dies verrann gar manchem ohne Kriegs lärm und Feldgefchrei, aber immer erfreute sich kriegerische Tätigkeit bei ihnen der höchsten Wertschätzung. Daher wurden eben auch nur die Freien der Teilnahme am Kriege für würdig erachtet. Wenn der Germane in den Kampf zog, so erfüllte ihn glühende Begeisterung, da wollte er feine heiligsten Gefühle austoben lassen. Die Schlacht war für ihn ein Fest, dem er sich mit ganzer Leidenschaft, mit wahrem Genuß hingab, fühlte er doch auch im Kampfe die Nähe der Götter; denn nach feiner Meinung nahmen sie unsichtbar daran teil. Selbst der Tod hatte nichts Schreckhaftes für ihn, in der Schlacht zu fallen, galt vielmehr als ehrenhaft. So war der Kampf durch religiöse Anschauungen geweiht; in Heldenliedern wurde er verherrlicht. Ein Fest war es darum für den Jüngling, wenn er in der Volksversammlung die Waffen erhielt und für kampffähig erklärt wurde. Daß die

10. Bis zum Interregnum - S. 36

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 36 — Die Kraft des Keils lag in dem wilden Anstürmen. Mit einem rauhen Kriegsgeschrei, das durch Vorhalten der Schilde noch verstärkt wurde, raunten die Germanen todesmutig gegen die Feinde und brachten deren Schlachtreihe gewöhnlich in Unordnung; denn eines solchen Angriffs waren die Römer ungewohnt, und gegen solche Tapferkeit versagte zuerst römische Kriegskunst. Gar oft waren daher die trotzigen Germanen der Schrecken der Römer, und manche schwere Niederlage haben sie ihnen dadurch beigebracht. Aber die Römer Zogen daraus auch manche Lehre. Sie stellten das Heer in drei Abteilungen auf, deren letzte die Kerntruppen bildeten. Die erste wurde vom Anstürmen der Germanen regelmäßig durchbrochen, vielfach auch die zweite; aber die dritte, etwa einen Kilometer weiter zurück aufgestellte, sollte nun die Entscheidung bringen. Begingen die Germanen den Fehler und rannten sie auch gegen diese im Sturmlauf vor, fo kamen sie in der Regel halb erschöpft an den Feind, und die frischen, ungeschwächten Streitkräfte vermochten dem Anstürmen der Germanen in der Regel Halt zu gebieten. Kam aber die Schlacht zum Stehen, so war sie vielfach für die Germanen verloren. Nun schwenkten auch die durchbrochenen ersten und zweiten Glieder ein und nahmen die Germanen in die Mitte, so daß es für sie nur die Wahl zwischen Siegen oder Sterben gab. Sie setzten eben im Kampfe alles zu sehr auf einen Wurf, sie unterließen es, sich den Rückzug zu decken. Ohne Vorsicht und Überlegung, ohne kluge Benutzung des Schlachtgeländes stürmten sie wild gegen die Feinde. Darauf beruhten ihre Siege, aber auch ihre Niederlagen und furchtbaren Menschenverluste. Eiu Beispiel für die Unvorsichtigkeit der Germanen ist die Schlacht bei Straßburg i. I. 357; dort zogen die Alamannen ungehindert über den Rhein und begannen, den Fluß irrt Rücken, die Schlacht. Als an der dritten Schlachtreihe der Angriff abprallte, wurde der reißende, breite Strom ihnen zum Verderben, denn es fehlte an allem, was ihnen Rettung bringen konnte, an Brücken und Booten, und fo fanden in den Fluten viele ihr Grab. Erfolgreicher als in der Schlacht waren die Germanen, wenn sie die Feinde zu ermatten suchten. Da sie lange Feldzüge und anhaltende Schlachten nicht zu führen vermochten, suchten sie die Gegner zu fortwährenden Hin- und Herzügen in Sumpf- und Waldgebieten zu veranlassen. Dabei wichen sie vor ihnen zurück, brachten ihre Habe und die Wehrlosen in sichere Waldverstecke
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