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Es wurde in der Kirche aus dem Altare von jedem nach seinem Vermögen
dargebracht.
Am Michaelistage, 29. September, singen die Kinder abends, indem
sie in Scharen von Haus zu Haus ziehen:
Micheel, Micheel is'n Hilgesmann,
de ns wat vertellen kann
van Appel nn van Biren,
de lat sik wol vertiren,
de Nötte, de sind ank al god,
de smit wi in nsen Sülverhod.
Sülverling, Sülverlang!
Wenn de Frn na Kerken geht,
wenn de Rock in Faulen steht,
wenn de Kamern knappet,
giäwet ns doch 'en paar Appel!
Schöne Jungfer, giäwet us wat,
lat us nich so lange stahn,
wi möt't na dertig Milen gähn,
dertig Milen is so wit,
giäwet us wat, so werd' j'us quit.
Danach wird gesungen:
Martin Luther, Martin singen wir,
wir treten dafür, vor reichen Mannes Tür.
Wer uns was gibt und nicht vergißt,
der kriegt eine goldene Krone,
die Krone, die geht so weit und breit,
geht über die ganze Christenheit.
Empfangen die Kinder etwas, dann verabschieden sie sich mit den
Worten:
Gut'n Abend, bis an den heiligen Abend!
Erhalten sie nichts, dann singen sie:
Gire, Gire, Bettelgire, wollt us nix to friäten giäwen.
An Hermann, den Befreier Deutschlands, erinnert noch:
Hermann schlog Lermen,
leit piep'n, leit drnmmen.
De Cherusker sint knmmen
met Hamer un Stangen,
woll'n Varus uphaugen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Micheel Hilgesmann Appel Martin_Luther Martin Hermann Hermann Varus
erkennen daraus, daß die Menschen damals ihre Toten verbrannten. Bei
Gütersloh und bei Jsselhorst hat man früher Urnen gefunden. Heute gibt
es am Fuße der Hünenburg noch Hünengräber. Die ältesten Urnen sollen
schon 300 bis 500 Jahre vor Christi Geburt beigesetzt sein. Man glaubt,
daß sie von den Kelten, die vor den Germanen, nnsern Vorfahren, in
unsrer Gegend wohnten, stammen.
Die Germanen kamen als Hirten in unser Land.
Als Jesus Christus geboren wurde, da wohnten schon nnsre Vor-
fahren hier. Sie waren aus dem Norden und Osten von den Gestaden
der Ostsee gekommen. In den frühesten Zeiten kannten sie den Ackerbau
noch nicht. Sie waren Viehzüchter oder Hirten. Mit ihren Herden
zogen sie von Weide zu Weide. Familienweise kamen sie ins Land ge-
zogen. Immer neue Familienverbände oder Sippen folgten. Auf ur-
alten Heerwegen waren sie von der Ostsee durch die Westfälische Pforte
und den Bielefelder Paß in unsre Gegend gekommen. Von Bielefeld aus
führte ein alter Heerweg durch uuser Gütersloh bis an den Rhein. Als
man im Jahre 1819 die Bielefelder Straße baute, fand man bei Schiede-
brück, da, wo die Brücke über den Olbach führt, eine bronzene Lanzen-
spitze. Sie wird im Bielefelder Museum aufbewahrt.
Von den Cheruskern, Brnkterern und altgermanischen Burgen.
Wo heute Bielefeld, Paderborn und Herford liegen, da wohnte ein
germanischer Stamm, der hieß die Cherusker. Ihren heldenhaften Führer
Armin, deu Befreier Deutschlands vom römischen Joch, kennt ihr alle.
Bis zum Harz erstreckte sich das Land des tapfern Volkes. In unsrer
Gegend wohnten die Brnkterer. Oben auf der Hünenburg, auf der wir
heute den Dreikaiserturm erblicken, war eine alte germanische Burg aus
Steinblöcken errichtet, in der die Frauen und Kinder und das Vieh Schutz
suchten, wenn feindlicher Überfall drohte. Auch die Grotenbnrg bei
Detmold, auf der jetzt das Hermannsdenkmal steht, war eine altgermanische
Befestigung. Die mächtigen Hünenringe zeugen noch davon.
Die Römer im Lande.
Dann kamen die Römer in unser Land. Von dem heutigen Tanten
am Rhein aus zogeu sie über Haltern an der Lippe nach dem Teutoburger
Walde und weiter zur Weser. Da sind auch durch unsre Gegend die schwer-
gepanzerten, eisenbewehrten Legionen der Römer gezogen. Mit ihrem
Feldherrn Varus fanden sie in den Wäldern am Teutoburger Walde
ihren Tod. Germauiens Söhne vernichteten das stolze Heer des welt-
beherrschenden Roms.
Die Kelten übermittelten den Germanen ihre Kultur.
Als das Volk wuchs und die Weideplätze knapp wurden, da siedelten
sich die Germanen an und trieben Ackerbau. Seit jenen alten Zeiten
wohnen in unsrer Gegend die Bauern einzeln auf ihren Höfen. Diese
Einzelhöfe findet man nur im nordwestlichen Deutschland, d. h. westlich
9*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Christi Jesus_Christus Armin Varus Germauiens_Söhne
Iv. Die Bevölkerung.
17
diese Teile sogar von einzelnen Wölfen (von W her) heimgesucht. In allen
Flüssen und Bächen ist ergiebiger Fischfang, mit Ausnahme der wenigen, aus
denen die Tiere von einer zu lebhaften Industrie verscheucht sind.
Das Rheintal bildet eine der wichtigsten Zugstraßen für die Zugvögel, die so
für Pflanzenverbreitung sorgen.
In der Rheinprovinz gab es i. I. 1907 205571 Pferde, 1298 Esel und Maul-
esel, 1238484 Stück Rindvieh, 1 124743 Schweine, 303586 Ziegen, 110893 Schafe,
außerdem 5367631 Stück Federvieh und 125628 Bienenstöcke. Der Viehstand
hatte i. I. 1900 einen Verkaufswert von 467 Mill. J& (in ganz Preußen das Zehnfache)').
Namentlich auf den fetten Weiden am Niederrhein blüht die Rindviehzucht- im
Industriebezirk, besonders im Bergischen, ist die Ziege „die Kuh des kleinen Mannes".
Iv. Die Bevölkerung.
Geschichtliche Entwicklung, jetzige Verteilung und Beschäftigung.
Als die Vulkane am Neuwieder Becken noch tätig waren, lebten - scheint es —
dort schon Menschen, die mit Steinwaffen der Jagd oblagen- daraus deutet wenigstens
ein merkwürdiger Fund unter dortigen Bimssteinmassen2).
Ohne erkennbaren Zusammenhang aber mit diesen Ureinwohnern aus der Steinzeit,
als Fremdlinge von 0 her in das Land eingezogen und beim Anfang unsrer
Beschichte bereits in der Eisenzeit stehend, sind die seßhaften Kelten auf der
linken Rheinseite3) und die n.ö. wohnenden, Jagd, Fischfang, Viehzucht und Ackerbau
treibenden Germanen.
Die Kelten, an die noch manche Fluß- und Ortsnamen erinnern, haben vermutlich
die großen Ringwälle angelegt (f. S. 27), während die „Hünengräber" (z. B. bei
Duisburg und am Errensberge, vgl. S. 8) wohl sicher germanischen Ursprungs sind.
Die Römer unterwarfen die Kelten staatlich und sprachlich (Trier als Hauptstadt!)-
aber die Versuche, über den Rhein in germanisches Land einzudringen und auch dort
festen Fuß zu fassen (Cäsar, 55 und 53 v. Chr., Drusus, Tiberius, Varus, Germanikus),
scheiterten auf die Dauer nicht bloß am deutschen Widerstande, sondern auch an der
Unzugänglichkeit des waldigen Schiefergebirges. Schon damals aber drängten
germanische Völker nach W: die Ubier siedelten sich unter Augustus auf dem linken
Rheinufer an und sahen später (50 n. Chr.) ihre Stadt zur Colonia Agrippinensis
(Köln) werden4), und auch die Sigambrer blieben nicht auf das rechte Ufer beschränkt.
Die schon 10 v. Chr. und später am Rhein angelegten römischen Standlager und
Festungen (Bingen, Boppard, Koblenz, Andernach, Sinzig, Remagen, Bonn, Köln
[Altebwg: Station der »Classis germanica«], Worringen [Buruncum], Neuß [Castra
nova oder Novaesium], Gellep [Gelduba], Asberg [Asciburgium], Tanten [Castra
vetera]6) u. a.), von denen aus sich der römische Heeresdienst, Handel und Landbau
(Weinbaus unter Kaiser Probus um 280 n. Chr.) unter den Westgermanen verbreitete,
vermochten aber beim Verfall des Römerreiches dem erneuten Vordringen der Deutschen
nicht mehr Einhalt zu tun.
1) Vgl. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1903, 1906 und 1910.
2) Über den homo primigenius des älteren Diluviums vgl. S. 11, Anm. 2.
3) 3n der vorgeschichtlichen Zeit war auch das Land zwischen Weser und Rhein
keltisch; die Menapier zogen i. I. 56 v. Chr. als die letzten Kelten über den Nieder-
rhein, vertrieben von den germanischen Usipetern und Tenchterern.
4) Hier wurde nämlich Agrippina geboren, die spätere Mutter Neros. - Die
alte Römermauer ist noch zu verfolgen, vgl. Merz im Progr. d. Ober-Realschule zu
&olttf 1883.
6) Noch heute ist die „Römerstraße" Köln — Neuß — Tanten wiederzuerkennen.
6) Die Namen Oberwinter und Königswinter am Rhein erinnern an das
lateinische vinitorium.
Pahde, Landeskunde der preußischen Rheinprovinz, k. Aufl. 2
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Drusus Tiberius Varus Germanikus Augustus Agrippina
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 2 -
sind bis zu uns nicht gekommen: sie mutzten uns verschonen, seit sie durch die
Cherusker im Teutoburger Walde zurückgeschlagen waren. Aber Beutestücke und
Handelswaren gelangten von ihnen zu uns: man hat z. B. Münzen aus der
Kaiserzeit bei Königslutter gefunden, und bei Hildesheim hob man 1868 einen
großartigen römischen Silberschatz, wahrscheinlich ein Beutestück aus der Varus-
schlacht. (Nach R. Andree.)
4. Ein Völkername ist aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit uns nicht
übermittelt worden; nur Ausgrabungen unterrichten über jene schriftlose Zeit. Als
die alten Griechen und Römer ihre Blütezeit erlebten, sah es in unseren Gegenden
noch sehr unwirtlich aus.
Zur Zeit Christi wohnten östlich von der Weser die Cherusker, deren An-
führer (Herzog) Armin wir die Befreiung von dem Römerjoch verdanken. Sie
verschmolzen später mit den von Holstein vordringenden Sachsen (benannt nach
dem Sahs oder Sax, ihrem kurzen Schwert), Chauken und anderen Stämmen,
die dann das Gebiet zwischen Niederrhein und Elbe inne hatten und in Westfalen,
Engern (zu beiden Seiten der Weser) und Ostfalen (von der Leine bis zur unteren
Elbe) zerfielen. Mit ihnen verschmolzen auch Nordthüringer und trugen bei zur
Bildung der Bevölkerung des heutigen Braunschweigs in seinem nordöstlichen Teil.
Dann drangen von O. her Slaven (Wenden) bis in die Gegend von Gifhorn
und Helmstedt; aber Wenden, Wendeburg usw. waren nicht „wendische" Dörfer.
Durch Karl den Großen wurden die Sachsen der fränkischen Herrschaft unter-
worfen (um 800) und zum Christentum bekehrt. Ludwig der Fromme gründete
die Bistümer Hildesheim und Halberstadt, deren Sprengel durch die Oker (vom
Harze bis zur Mündung der Schunter) geschieden waren, so daß die Grenze
mitten durch die Stadt Braunschweig ging. Nach Ludgerus wurde jenes Kloster
benannt, um das später die Stadt Helmstedt entstand.
5. Eine größere Einheit erlangte das Land der Sachsen erst, als die Nach-
kommen des zur Zeit Ludwigs des Deutschen lebenden mächtigen Grafen Ludolf,
die Ludolfinger, die Herzogswürde in Sachsen erhielten. Von den Ludolfingern wurde
in Brunshausen bei Gandersheim das erste Nonnenkloster des Landes gegründet,
das aber bald nachher nach Gandersheim verlegt wurde. Der Sage nach grün-
dete Ludolfs Sohn Bruno Vraunschweig. Aus diesem Geschlecht stammen auch
Heinrich I., der Städtegründer, und Kaiser Otto der Große. Das Herzogtum kam
(1106) an Lothar von Süpplingenburg; durch Heirat mit Richenza gewann er
auch die braunschweigischen Güter und wurde der mächtigste Fürst von Nord-
deutschland. Seinen Schwiegersohn Heinrich den Stolzen, aus dem Geschlecht der
Welfen, der schon das Herzogsamt in Bayern übte, belehnte er später als Kaiser
mit dem Herzogtum Sachsen.
6 Dieser hinterließ einen 10jährigen Sohn, Heinrich den Löwen (1139 bis
1195), den glänzendsten Vertreter des welfischen Hauses, den kraftvollen Förderer
der Stadt Vraunschweig. Von seiner Mutter und Großmutter war er aufs sorg-
fälligste erzogen. In dem Frieden zwischen Hohenstaufen und Welfen wurde ihm
nur Sachsen zugesprochen. Als er aber auf dem ersten Romzuge dem Kaiser Fried-
rich Barbarossa, seinem Vetter, durch Entschlossenheit und Tapferkeit das Leben
gerettet hatte, erhielt er auch Bayern zurück. Nun dehnte der ehrgeizige, von
stolzen: Selbstgefühl beseelte und rücksichtslos energische Welfe seine Macht im
Nordosten des Reiches aus. Er unterwarf die noch heidnischen Bewohner Osthol-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Andree Christi Armin Karl Karl Ludwig Ludgerus Ludwigs Ludolf Bruno_Vraunschweig Heinrich_I. Heinrich_I. Otto Lothar_von_Süpplingenburg Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Barbarossa Barbarossa
d. Das Fürstentum Lippe-Detmold (V33 v. Brand. — 120 T.) liegt am Teuto-
burger Walde; Hauptstadt ist Detmold ilot.), Hauptfabrikstadt Lemgo.
1. Das Hermannsdenkmal. Etwa ajt
Stunden von Detmold erhebt sich auf einer Höhe
des Teutoburger Waldes, der Grotenburg, das
riesenhafte und großartige Hermannsdenkmal.
Die gewaltige Figur steht auf einem 30 m
hohen Unterbau. Das Standbild selbst ist bis
zur Schwertspitze 27 m hoch, so daß das Ganze
eine Höhe von über 57 m erreicht. In stolzer,
kühner Haltung erhebt Hermann sein 7 m langes
Schwert in die Luft: die linke Hand stützt sich
auf den 10 w langen Schild. Mit dem linken
Fuß tritt er den römischen Adler nieder. Der
Körper des Helden ist so gewaltig, daß in dem
einen Beine desselben eine Treppe angebracht
ist, welche bis oben in das Haupt hinaufführt.
In diesem ist so viel Raum, daß 9 Mann
darin um einen Tisch sitzen können. Auf dem
Hermannsdenkmal. Schilde steht die sinnreiche Inschrift „Treufest",
und auf dem Schwerte: „Deutsche Einigkeit
meine Stärke, meine Stärke Deutschlands Macht."
e. Das Fürstentum Waldeck (Vs6 v. Brand. — 60 T.). Im größeren, süd-
lichen Teile die Hauptstadt Arolsen, im nördlichen kleineren Teile der berühmte
Badeort Pyrmont.
' 4. Die Mringschen Staaten.
a. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar (*/n v. Brand. — über 300 T>),
wird vom Thüringer Walde (S. 6) durchzogen und besteht aus 3 größeren und 24
kleineren Teilen. Die Hauptstadt ist Weimar (22 T.); an der Saale liegt die
Universitätsstadt Jena; Schlacht 1806. Bei Eisenach erhebt sich die Wartburg;
südlich davon liegt Ruhla, bekannt durch seine Messer und Meerschaumpseisenköpfe.
Mitten durch R. geht die Grenze des Landes, so daß weimarische und gothaische Unter-
thanen sich hier nachbarlich die Hand reichen.
1. Weimar (Lü T-X an der Ilm, ist die freundliche Hauptstadt des Großherzog-
tums. Das Residenzschloß enthält u. a. die mit herrlichen Malereien ausgestatteten
4 Dichterzimmer, welche Goethe, Schiller, Herder und Wieland gewidmet sind. Diese
Dichter lebten in Weimar unter dem kunstsinnigen Herzog Karl August. Am Goethe-
platze steht Goethes, an der Schillerstraße Schillers Wohnhaus. Eine Tafel an
letzterem trägt die Inschrift: „Hier lebte und starb Schiller." Man sieht hier noch
das enge, niedrige Stüblein, wo Schiller wohnte und so viele herrliche Dichtungen
schuf. Auch sein Arbeitstisch steht noch da. Auf demselben liegen 2 Briefe von seiner
Hand. Die Bettstelle, in welcher Schiller starb, ist reich mit Kränzen geschmückt.
Neben dem Bette steht auf einem Tischchen Schillers Dose und Tasse. Auf dem
Theaterplatze erhebt sich das eherne Doppelstandbild Goethes und Schillers, die beide
im Leben durch innige Freundschaft verbunden waren. Auch die Standbilder Herders
und Wielands zieren verschiedene Plätze der Stadt. In der Fürstengruft zu Weimar
stehen die Särge Goethes und Schillers nahe bei dem Sarge ihres fürstlichen Freundes
Karl August.
2. Die Wartburg, am nordwestlichen Ende des Thüringer Waldes gelegen, er-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Ruhla Goethe Schiller Karl_August Karl August Goethes Schiller Schiller Schiller Goethes Goethes Karl_August Karl August
232
Die deutschen Landschaften.
mehr kettenförmig. Das Weser-ßergland gehört nur in seiner
südlichen Hälfte der Trias formation an, während die
nördlichen Erhebungen aus Jurakalk bestehen. In dem
Triasgebiete sind ausser dem Buntsandstein auch der Muschel-
kalk und der Keuper, namentlich westlich von der Weser, an
der Oberflächenbildung beteiligt.
Auf der rechten Weserseite erheben sich zunächst die
h och gewölbt en Berg m ass en des Solling (a.ahd. sulinga =
Morast). Nach Norden folgt der Hils, der den Westrand der
Hilsmulde bildet. Die nördlichsten Erhebungen sind der Deister,
der Siintel und die Bückeberge. Sie zeigen eine vorherrschende
Längenausdehnung, streichen in w e s t n or d w e stl ic h er
Richtung hin und werden zusammen als die zerstückelte Weser-
kette bezeichnet.
Auf der linken W e s ers e ite wollen wir zunächst die west-
liche Fortsetzung der zuletzt genannten Höhenzüge verfolgen. Nur
das ausgenagte Weser thai, die westfälische Pforte (Porta
Westphalica genannt), bildet heute die Scheide zwischen diesen und
dem Wieliengebirge, das sich als ein schmaler, niedriger
Flöhen zag auf der andern Seite der Weser bis zur Haas e
erstreckt. In ungefähr glei c h er Richtung wie das Wiehengebirge
zieht sich etwas südlicher der Teutoburger Wald oder Osning
hin. Er ist ebenfalls ein langer, schmaler Höhenzug, der
aus zwei bis drei Parallelketten besteht und daher auch
Längst h äler hat. An mehreren Stellen befinden sich Ein-
schnitte in dem Gebirge, die als bequeme U e b e rgä 11 g e schon
den Römern dienten. Der bekannteste und wichtigste ist die
Bielefelder Klause. Die Höhe des Teutoburger Waldes ist
eine bedeutendere (höchster Punkt 455 m) als die des Wiehen-
gebirges. An das Ostende des Teutoburger Waldes setzen sich
nach Süden die breitgewölbten Bergrücken des Egge-Ge-
birges an, und an dessen Südende schliessen sich wieder nach
Westen die Ausläufer des Haarstrauges (s. S. 187) an.
In dem Waldesdickicht des Teutoburges Wades vernichtete der Cherus-
kerfürst Hermann die Legionen des römischenl Feldherrn .Varus. Die
Grotenburg (385 m), ein bei Detmold gelegener Berg, trägt auf ihrer
von einem doppelten Hünenringe umgebenen Spitze das Hermannsdenkmal,
das zur Erinnerung an die Befreiung des alten Gennaniens von dei' römischen
Herrschaft errichtet wurde. Eine andere Sehenswürdigkeit sind die am nörd-
lichen Rande des Teutoburger Waldes bei Horn aus ebener Umgebung her-
vorragenden Exsternstei ne, fünf riesige,seltsam geformte Sand-
stein f e 1 s e n der Kreideformation von grauweisser Farbe, von denen der Wan-
derer verwundert stehen bleibt. In dem nördlichsten und höchsten (fast
40 m hohen) Felsen befindet sich eine umfangreiche Grotte, die im Mittelalter
als Wallfahrtskapelle benutzt wurde. An seiner äussern Wand erblicken wir
ein grosses Relief, das die Kreuzabnahme des Heilandes dar-
stellt. Mehrere der Felsen sind durch Treppen zugänglich gemacht, und von ihrer
Spitze lassen wir unsere Blicke weit in das lippische Land hinein schweifen.
Zwischen den genannten Bergzügen der linken und rechten
Weserseite breiten sich entweder grössere Thalebenen aus,
oder es ist der Zwischenraum mit niedrigen Erhebungen aus-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Porta
Westphalica Hermann
61
von wilden Beeren und Wurzeln, wozu ihm nur von Zeit zu Zeit
die notwendigste Zukost aus den Klöstern überbracht wird.
Jetzt lebt es sich besser bei den Erternsteinen, und den ganzen
Sommer hindurch sind die beiden geräumigen Gasthäuser wegen der
schönen Umgebung mit Sommerfrischlern vollständig besetzt.
Von den Externsteinen wandern wir weiter durch das enge Berle-
becker Thal und erreichen in 3 Stunden unser zweites Reiseziel, das
Hermannsdenkmal, auf dem Berge „Grotenburg" gelegen. In
dem Gasthause auf dem Bergesgipfel erfrischen wir uns mit Speise
und Trank und halten dann von der Gallerte des Denkmals Rund-
schau über die Berge und Thäler des Teutoburger Waldes.
Dabei lassen wir uns hier die Kriegesgeschichten aus der Römer-
zeit, 9 Jahre nach Chr. Geb., durch deu Sinn gehen. Ringsum auf
den Bergen und in den Thälern erschallt Waffengeklirr, und Hermann
an der Spitze seiner Cherusker vernichtet in wilder Schlacht die über-
mutigen, römischen Eindringlinge, so daß der Kaiser Augustus in Rom
verzweiflungsvoll ausruft: „O, Varus, Varus, gieb mir ineine Legionen
wieder!"
Ein Dichter beschreibt die Schlacht in dem bekannten Bnrschenliede:
1. „Als die Römer frech geworden,
Zogen sie nach Deutschlands Norden
Vorne mit Trompetenschall
Ritt der General Feldmarschall
Herr Onintilius Varus.
2. In dem Teutoburger Walde
Huh, wie pfiff der Wiud so kalte.
Raben flogen durch die Luft,
Und es war ein Moderduft
Wie von Blut und Leichen, n. s. w.
Vom Denkmale gehen wir hinunter nach dem freundlich gelegenen
Detmold und fahren mit der Eifenbahn nach Hameln zurück.
Fünfter Tag:
Bon Hameln bis nach der Porta.
Unterhalb von Hameln ist das fruchtbare Weserthal, welches sich
hier etwas erweitert, au der rechten Seite eingefaßt von dem steil ad-
fallenden Süntel und links von dem Lipper-Berglande. Die Thal-
wände sind anch hier schroff, aber das Thal ist nicht mehr eng. Die
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Augustus Augustus Varus Varus Onintilius_Varus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschlands Detmold Hameln Bon_Hameln Hameln
Regionen (OPAC): Lippe, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschichtliche Entwickeluna.
13
Y. Geschichtliche Gntwicketung.
1. Römerzeit.
Die Römer bringen uns die erste Kunde über die ehemaligen Be-
wohner Westfalens. Schon Julius Cäsar rückte an die Südgrenze West-
falens (Sigambernland) vor; in den Jahren 12 bis 9 v. Chr. eroberte Drnsus
das Land zwischen Rhein und Weser, und unter der Statthalterschaft des
Tiberins 9 vor bis 8 nach Chr. haben die Römer die westfälische Ebene bis
zum Osning nahezu als Provinz besessen und teilweise kultiviert. Reste ihrer
Festungen, Staudlager, Heerstraßen und Grenzwälle sind, besonders an beiden
Ufern des Lippeflusses, zahlreich vorhanden.
Bewohner der nordlippeschen Ebene, des heutigen Münsterlandes, waren
die Brukterer, des südlippeschen Gebirgslandes die Sigambern (Marsen,
Attuarier, Tenkterer); Insassen der Weserlandschaft des linken Ufers zwischen
dem Flnße und dem Osning-Eggegebirge waren Weststämme des mächtigen
Cheruskervolkes. Diese drei Volksstämme entledigten sich im Bunde mit
den südlichen Chatten (Hessen) im Spätsommer des Jahres 9 nach Chr. durch
den Überfall und die gänzliche Vernichtung der unter dem Oberbefehl des
Qnintilins Varus stehenden Rheinarmee im Teutoburger Walde der
römischen Herrschaft für immer. Die Rachezüge des Germanicns, (Drusus'
Sohn), in den Jahren 14, 15 und 16 n. Chr. haben das ganze westfälische
Land zwar fürchterlich mit Mord und Brand heimgesucht, aber die Wieder-
eroberuug Westfalens nicht herbeiführen können. Die damaligen Bewohner
Westfalens find unter des Cheruskerfürsten Arminius Führung die Befreier
der Nation geworden*). Zwar haben die Römer Westfalen nicht wieder-
gewinnen können, aber in tödlichem Haß gegen die Tentobnrgvölker haben
sie deren einheimische Feinde, besonders die damaligen Bewohner des
heutigen Ostfrieslands, Oldenburgs, Osnabrücks und Nordhannovers, nämlich
die Chanken und Angrivarier auf Brukterer, Cherusker und
Marsen gehetzt und mit ihren Heeren vom Rhein aus unterstützt. In der
Brnktererschlacht um das Jahr 95 sielen von diesem Volke 69 999; aber völlig
vernichtet, wie Tacitus irrtümlich angiebt, sind sie nicht. Gegen Ende des
I. Jahrh. n. Chr. verschwindet zwar der Name der Altvölker vom
westfälischen Boden; die siegreichen Nordstämme, zusammengedrängt in den
Namen Angrivarier —Engern, erweitern ihre Marken südlich sast über
den ganzen westfälischen Boden, sowie auch über das Land ostwärts der Weser.
Aber was damals nicht vernichtet und verknechtet wurde, wanderte süd-
wärts und westwärts unter Gestattung und Anweisung der Römer aus
an den Saum des rechtsrheinischen Römergebiets! Chernskische Stämme
nach Salland in die römischen, bis dahin leeren, Asselmarken
zwischen Friesen und Batavern; Attuarier (Marseu-Sigambern) und Brukterer
ins südliche Gebirge und abwärts an Lippe, Ruhr, Wupper, Agger, Sieg.
Regelmäßige Sold- und Hülsstruppen der Brukterer und Ämstvarier
werden im 2. Jahrh. von römischen Schriftstellern mehrfach genannt;
*) Nur ein hier breiterer, dort schmalerer Landsaum am rechten Rheinufer von der
Issel bis zur Siegmündung verblieb den Römern, durch Trajan erweitert, bis zur Frankenzeit.
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Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
20 Allgemeine Landeskunde.
gießereien, Cementfabriken, Dampfziegeleien, Kohlensteinfabriken, Papier- und
Pappfabriken, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Fabriken von
Kaffeesurrogaten und Konserven, Fabriken künstlicher Mineralwasser, Strumpf-
und Strickwarenfabriken und große Mühleuaulagen Erwähnung. Nicht
unbedeutend sind Bierbrauereien und Brennereien. Überhaupt ist der Ge-
werbefleiß iu dieseu Kreisen äußerst rege und vielseitig.
Nicht unerwähnt darf bleiben das Schiffahrtsgewerbe. Dasselbe wird in
den meisten an der Elbe und Saale belegenen Orten und Dörfern betrieben.
In einigen Orten, wie Aken, Schönebeck und Breitenhagen, hat dieses Gewerbe
einen ziemlich erheblichen Umfang angenommen. Zur Beförderung der Fahr-
zeuge dienen, soweit sie nicht durch Segelschiffe möglich ist, auf der Elbe
und auf der Saale vou der Müuduug bis Calbe Kettendampfer, auf der Elbe
auch zahlreiche Raddampfer. Das Ziehen der Kähne durch Menschenhand findet
nur noch auf der Saale oberhalb Calbe statt, wo noch keine Dampfbeför-
dernng besteht. Zur großen Bedeutung hat sich iu den letzten Jahren der
Elbschiffahrts-Güter-Verkehr bei Schönebeck emporgeschwungen.
6. Bewohner.
1. Schon viele Jahre vor Christi Geburt war uusere Gegend von den
Germanen oder Deutschen bewohnt. Zur Zeit der Geburt unseres Heilandes
hatten hier die Lougobarden ihre Wohnsitze. Ihr Gebiet erstreckte sich vom
Harze bis zur Elbe. Die ländersüchtigen Römer ließen die Langobarden in
ihren Wohnsitzen nicht unbehelligt; bald gerieten sie mit ihnen in Streit.
Kaiser Augustus sandte seinen Stiefsohn Drusus, um die Langobarden in
ihrem Lande anzugreifen. Siegreich durchzog Drusus ihre wälderreicheu
Gaue, sie selbst aber flohen über die Elbe. (Sage von der Wole, weisen
Frau.) Noch heutigen Tages weist der Name „Börde" aus dieses mächtige
Volk zurück. Zur Zeit der Völkerwanderung erfaßte die Longobarden anch
der Wandertrieb, und sie zogen nach Italien.
2. Nach Abzug der Longobarden nahmen die Sachsen von unserer
Heimat Besitz. Einige Geschichtsschreiber erblicken in den Sachsen die Ver-
einignng der Völkerstämme der Käuzen (Chaucis) und der Katten (Chatten).
Der Name „Sachsen" schreibt sich von einer uuter diesem Volke geführten
Waffe, dem kurzen Schwerte, welches sie Sahs nannten. Die Sachsen waren
Heiden, und Karl der Große bemühte sich, sie zum Christentum zu bekehren.
30 Jahre hindurch kämpften sie mit Zähigkeit, Ausdauer, List und Grau-
samkeit für ihre Freiheit und ihre Götter. In welcher Weise das Heer des
großen Kaisers ausgerüstet war, ersehen wir am besten ans dem Schreiben
Karls des Großen vom Jahre 802 an den Abt des Klosters Niederalteich.
„Wir gebieten Dir, Dich am 17. Juni in Staßfnrt an der Bode als
dem festgesetzte« Sammelorte pünktlich einzufinden. Du sollst aber mit Deinen
Leuten vorbereitet dahin kommen, daß Dn von da, wohin immer der Befehl
ergeht, schlagfertig ziehen kannst, nämlich mit Waffen und Gerät und andern
Kriegserfordernissen an Lebensmitteln und Kleidern, daß jeder Reiter Schild
und Lanze, ein zweihändiges und ein kurzes Schwert, Bogeu und Köcher mit
Pfeilen habe. Dann, daß Ihr habet auf Eurem Wagen: Hacken, Keile,
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Extrahierte Ortsnamen: Calbe_Kettendampfer Italien Sachsen Sachsen Karls Niederalteich Staßfnrt
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Kreis Oschersleben. 75
kommen werde. Und siehe! nach langen Jahren vergeblichen Harrens kehrt der
tapfere Horst, auf der Walstatt einft halbtot zu Boden gestreckt, leidend und abgezehrt
vom giftigen Pfeilschuß, im Geleite eines Arztes nach mühseligem Umherirren auf
zweirädrigem, vou Ochsen bespanntem Fuhrwerk wirklich zur Heimat zurück und findet,
vom Bruchsee langsam herwandernd, in jenem Hüttchen am Kämerkenberge seine
Gattin und seine Kinder.
„Matt entstieg er dem Wagen und trat in das Hüttchen der Seinen, laut auf-"
chluchzend umarmt er Guudeika, den Sohn und die Tochter. Also weinten all in
gegenseitiger Wehmut."
In aller Morgenfrühe entfandte Horst, ungeachtet seiner Wunden und seiner
durch ein solches Wiedersehn noch mehr erschütterten Gesundheit, seinen mit-
gebrachten Gefährten zu Kattwald, ihn wegen seines begangenen Raubes zum Zwei-
kämpf zu fordern. Dieser, zu welchem schon abends zuvor die Schreckenskunde von
der unerwarteten Heimkehr des tot geglaubten Helden gedrungen, und der in schlaf-
loser Nacht deshalb schon mit sich zu Rate gegangen war, was zu thun fei, hüllte
sich schnell in die Haut des Büffels und eilte ohne Schwert und Waffen, in Be-
gleitung seines Sohnes Rudolf und seiner Tochter Lindls in das Hüttchen des
Kämerkenberges, umarmte unter Thränen den edle» Horst und dessen Gattin und
Kinder und bat:
„Laß mich nicht kämpfen mit dir, mein Bruder! Wie bluten die Wunden dir,
dem Erblaßten, welche du rühmlich empfingst von den Römern, unsere Gaue zu
sichern!" —
Er entschuldigte, so gut er konnte, sein Raubwerk, indem er hervorhob, wie er
Horst habe sallen sehen in: Schlachtfelde, und um so mehr nach Verlauf einer längeren
Zeit hätte wähnen müffen, er kehre niemals zurück. Er stellte dann weiter vor, wie
er seitdem den Humberg bepflanzt, das wilde Gesträuch getilgt, die moorigen Sümpfe
getrocknet und die Thäler bebaut habe, und bat, daß Horst ihn nun auch die Früchte
genießen lasse und das Seinige nicht zurücknehme. „Doch" — setzte er dann zuletzt
noch hinzu —, „damit ich vor den Göttern dich sühne,
„Geb ich der Hornahnsa den Rudolf, und Lindla dem Heinrich; statte sie
reichlich aus und baue den Kindern am Bruchsee Burgen, dem Heinrich mit Lindla
südlich, und nördlich dem Rudolf, wie du vom Berg hier die liebliche Gegend be-
schauest. Gewähr' es! Heinrich, mein Eidam, erlege die Wölf und benenne die Burg
sich Wulserstedt, und Hornahnsa erlabe das Hornvieh dort im schattigen Wald und
am See; und ihr zum Gedächtnis nenne, mein Rudolf, zur Ehre der Gattin die
Burg Hornhausen."
Die Kinder reichten sich die Hände zum Bündnis, und Horst, während dieses
Gespräches immer mehr erblassend und den nahenden Tod fühlend, gewährte die
Bitte und sprach: „Nun geh ich versöhnt!" Dann hauchte er nach wenigen Augen-
blicken seine Heldenseele aus.
Mathilde von der Asseburg.
(3. Sage.)
Zur Zeit des dreißigjährige Krieges besaßen die von Bornstedt das Schloß
Hornhausen. In den unruhigen und unsicher» Zeiten dieses schrecklichen Krieges
suchte Brigitte von Bornstedt mit ihrer Tochter Mathilde sichern Schutz in einem
Kloster zu finden. Wenige Wochen vor der Abreise schlugen aber Streifzüge von dem
Heere des Herzogs vou Braunschweig in Hornhausen ihre Quartiere auf. In diefem
Heere diente Gotthard von der Asseburg,, eiu naher Verwandter der Mathilde. Er
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