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allen bekannten Vorschriften in größter Ordnung und Ruhe zur Besetzung der Außenwälle und inneren Stadtmauer ihrer Viertel ab. Für den ersten Augenblick standen der Stadt wohl gegen 2000 Bürger zur Verfügung. Rüstung und Waffen hatte jeder auf eigene Kosten zu beschaffen, und wurden diese alljährlich vor dem 1. Mai auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die reichen Bürger, namentlich die Stadtjunker, erschienen ganz in ritterlicher Ausstattung. Die Biereigen und wohlhabenden Handwerker führten als Waffen anfänglich die Armbrust, später vorwiegend Büchsen; den Leib schützten sie durch Harnisch, Kettenhemd und Eisenhut. Tie übrigen hatten nur Spieß, Eisenhut und Joppe, ein leichtes Kettenhemd.
War eine Belagerung vorauszusehen, dann wurde auch das Landvolk aufgeboten, und in Notfällen griff man fogar auf die Handwerksgesellen, die Juden und selbst auf die Geistlichen zurück. Türme, Tore und die hölzernen Bohl- oder Bollwerke auf den Außenwällen besetzten die Armbrust- und Büchsenschützen. Die weniger gefährdeten Wallabschnitte und die innere Befestigung wurden den leichter bewaffneten Bürgern und Bauern anvertraut. Einige von ihnen mußten auch die Türme besetzen, um bei einem etwaigen Sturmangriff Kalk und Steine herabzuschleudern. Für den Fall eines Brandes durch feindliches Feuer war bestimmt, daß die Frauen und Lehrjungen in den Häusern Wasser zum Löschen und Kessel und andere Geräte zum Ersticken der Pechkränze und Brandpfeile bereit zu halten hatten.
An einem Ausfall beteiligten sich auch die Söldner. Für alle bildete dann das Stadtbanner, das weiße Rad im roten Felde, den Sammelpunkt. Die Rettung des Banners war Ehrensache: sein Verlust war das Zeichen zum Rückzug oder zur Flucht.
Das Zeughaus: Das städtische Zeughaus enthielt einen
großen Vorrat von Schutz- und Trutzwaffen. Es war zuerst im Blydenhofe, später in einem Hintergebäude des Rathauses eingerichtet. Als letzter Rest des ehemaligen Waffenvorrates der Stadt sind neben der Armbrust noch eine größere Zahl Schilde, mit denen sich die Schützen deckten, erhalten geblieben. Sie bilden ein ebenso seltenes, wie wertvolles Besitztum des städtischen Museums. Nahe dem Blydeuhofe stand auch einer der städtischen Kornhöfe (heute Magazin des Kgl. Proviantamtes), eine der großen Vorratskammern der Stadt zur Zeit des Krieges. (Nach Prof. Dr. Karl Beyer, Major Vollrath u. a.)
22. Rudolf von ßcibsburg in Erfurt 1289 — 1290.
Um auch Thüringen den langersehnten Landfrieden zu bringen, entschloß sich König Rudolf, selbst nach Norddeutschland zu kommen. Er erkor sich Erfurt für die Dauer seines Aufenthaltes
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Extrahierte Personennamen: Karl_Beyer Karl Major_Vollrath Rudolf_von_ßcibsburg Rudolf König_Rudolf Rudolf
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galtst hielt gute Kameradschaft mit studierenden adeligen ^unfern die Geld hatten, und trieb viele und mancherlei Kurzweil zu' ihrer und des Volkes Belustigung. Durch das engste Gcißchen Ersnrts, dergleichen man nur in Venedig sieht, snhr er mit einem zweispännigen Fuder Heu, wodurch dieses Gaßchen fm alle Seiten den Namen „Doktor Fausts Gäßcheu" erhielt l'^chloiier-straße». Einst kam Faust aus einem Pserde geritten, das sort und fort sratz und nicht zu sättigen war, ein anderes Mal zapfte er allerlei Weine aus einem hölzernen Tische und gaukelte den trunkenen Sechgesellen Trauben vor, die sie abschneiden wollten, uu Faust aber die Blendung schwinden ließ, hatte einer des anderen Nase statt der Weintraube in den Fingern. Ein Han^ in der Schlössergasse soll oben im Dache immer noch eine Oefsnung haben, die nie mit Ziegeln zugelegt werden kann, weil Faust durch dieselbe seine Mantelsahrten zu richten pflegte.
Solche Künste weckten freilich manches Mißtrauen. Man witterte etwas teuflischen Schwefelduft um den Magus (Zauberer) und sandte ihm einen gelehrten Mönch, Dr. Klinge genannt, aus den Hals, mit dem er sich unterredete und der ihn so in Harnisch brachte, t,af? er ausrief: „Wenn einem der Teufel das Wort halt, 10
muß man auch dem Teufel das Wort halten!" Da verwünschte Dr. Klinge Fausten und bewog Stadtrat und Universität, den gefährlichen Mann auszuweifen. Bei der Ausweisung selbst spielte Faust aber dem Rat noch einen Streich, indem er sich hartnäckig weigerte, die Stadt zu verlassen. Als man ihn darauf fangen und mit Gewalt aus der Stadt bringen wollte, ritt Faust auf einem feurigen Rappen über die Köpfe feiner Bedränger hinweg und fetzte dabei über das verschlossene Sckmidtstedtertor. Seitdem soll nie wieder zu Erfurt ein Herenmeister aufgekommen
W. Bechstein.
lern.
47. Das Erfurter liand im Dreißigjährigen Krieg.
Wie feiten eine Stadt hat Erfurt unter den Plagen des
Großen Krieges zu leiden gehabt. Die Fruchtbarkeit feiner Umgebung, der ausgedehnte Handel feiner Kaufleute, kurz der
Ruf feines Reichtums lockte immer wieder neue Kriegsscharen zur Einlagerung herbei.
Böhmische Ausreißer im Erfurter Gebiet: Kaum war
der böhmische Aufstand vorüber, da erschienen auchjehon Ausreißer und Abgelohnte von dort im Erfurter Gebiet. Sie machten die Landstraßen unsicher, brandschatzten die Wanderer und raubten dem Bauern das Pserd vom Pfluge. Der Rat sah sich daher ge-
zwungen, seine Reisigen gegen sie auszusenden. Ltnrmgelänt von den Türmen der Dorskirchen und Notschüsse von weit ins Land schauenden Bergeshöhen mußten ihr Nahen verkünden.
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Einlagerung der Truppen des Kurfürsten von Lachsen:
schlimmer wurde es, als Kurfürst Johann Georg von Sachsen, der ^chutzlierr der Stadt, einen Teil seiner Reiterei und seines Fußvolkes in die Dörfer der fruchtbaren Geraaue flußabwärts von Erfurt einlagerte. Zwar sollte der von der Stadt in die Lorfer gelieferte Mundvorrat bezahlt und das Brot aus geliefer tem Mehl gebacken werden, doch die Landleute mußten die Sol baten mit ihren eigenen Vorräten verpflegen und die Stadt ihre Getreideböden für das ganz unnütze Kriegsvolk des Schutzherrn leeren, Ilnnütz war es; denn es gab nichts zu schützen. Nirgends war ein ^emd zu sehen. Besser wäre es gewesen, der Rat hätte mit den Vorräten die darbenden Stadtarmen speisen können. Leren gab es damals gerade sehr viele, da die Lebensmittelpreise auf zwölffacher Höhe standen. Ein Mäßlein Salz kostete 16 Gro sehen, ein Psund Butter 1 Gulden, 1 Käse 15 Pfennige, ein Paar Ferkel 20 24 und ein Paar Winterläuser 50 Gulden. Ter Reichs-
taler^galt 10—12 Gulden und das Kopsstück 2% Gulden.
Dazu kam, daß eine große Münznot eintrat. Das gute, volle ^ilbergeld verschwand mit einem Male, lind statt seiner bekam man Silberlinge in die Hände, die schon nach kurzem Gebrauch rotbäckig wurden. Aus der dünnen Versilberung schaute das Kupfer über all durch. Mit solch' schlechtem Kupferzeug war das Land über schwemmt, die guten Erfurter Münzen dagegen hatte man ins Ausland gebracht (Kipper und Wipper = Münzver schlechter er) -1) Niemand wollte es in Zahlung nehmen. Nicht einmal mit bitten den Worten konnten es die Armen an den Mann bringen. Die Bäcker und Fleischer hielten ihre Lüden geschlossen. Höchst selten fand sich einmal ein barmherziger Verkäufer, der aufs Kerbholz schnitt oder sich mit einem „Zettel", einer Vertröstung auf bessere Zeiten, begnügte.
Während so in der Stadt große Not herrschte, seierten die müßigen Kriegsknechte die üppigsten Festgelage. Und um die Not noch zu vergrößern, zertraten sie aus Mutwillen die Schotenselder, holten das geschnittene Heu der Gerawiesen in ihre Quartiere und ließen von ihren Weibern, Kindern und Troßbuben vorzei tige Lese in den Weinbergen halten.
Die Söldner des Herzogs Friedrich von Altenburg aus Erfurter Grund und Boden: Noch schlimmer wurde es, als
Herzog Friedrich von Altenburg seine Scharen in die Erfurter Dörfer einlagerte. Lüstern nach Kriegsruhm, wollte er mit ihnen gegen die protestantischen Niederlande ins Feld ziehen (1622).
1 j Selbst der Rat der Stadt hatte Anteil an der Münzverschlechterung, denn »Von dem im May in diesem Jahre (1629) zu Leipzig gehaltenen Ober-Sächsischen Kreiss-Tage, ward unter andern dem Rath zu Erffurth, weil er zu leicht gemüntzet, durch ein Schreiben solches verwiesen, und ihm auferleget hiervon bey der in den Reichs-Abschieden benannten Straffe abzustehen, damit man nicht Ursache habe solche von ihnen, auf dem wiedrigen Fall einbringen zu lassen.* Falckensteins „Historie von Erffurth.“
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_von_Sachsen Johann Friedrich_von_Altenburg Friedrich Friedrich_von_Altenburg Friedrich Erffurth
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von ihren Quartiergebern nur „Service", d. H. Licht, Feuerung, Salz und Lagerstatt, zu fordern, doch sie schmausten und tranken an deren Tischen, als wären sie die Herren des Hauses, meldst in den Schenken konnten sich die Ersnrter Bürger bald mcht mehr sehen lassen, wenn sie nicht die hohe Ehre genießen wollten, die große Zeche der stets durstigen Soldatenkehlen zu zahlen. Die Taschen der Söldner waren immer leer; das reiche Verpslegungs-aeld, welches die Stadt als Löhnung zahlte und das auch unter die Soldaten verteilt wurde, rann unter ihren Fingern wie Sand dahin Es war eine Summe von monatlich 14 Ooo Talern, welche die Stadt für diesen Zweck ausbringen mußte. Sie konnte freilich nur in den ersten Monaten erschwungen werden; später vermochte man nur noch 6000 Taler zu zahlen. Um solche <summn auszubringen, mußte die L^tadt besondere Abgaben einführen, z. ^ . die Mahl- und Schlachtsteuer.
geben und Treiben der Schweden: Die schwedische Be-
satzung sreilich fühlte sich wohl in Ersnrts Mauern. Nach der Sitte der damaligen Zeit lebten manche der Soldaten, Offiziere wie Gemeine, in der Ehe. Da wurden denn Kindlausen gefeiert und achtzehn Gevattern geladen. Fünfzig Gäste saßen an der Fest tasel, die der Erfurter Bürger, mochte er ein „Reicher" oder ein einfacher Handwerksmeister sein, mit mindestens 10 Gerichten beladen mußte. Andere wieder machten sich das Vergnügen, in den Stadtgräben zu sischeu und seifte Karpfen auf dem Fifchmarkt gegen gutes Geld zu verkaufen. Und wen von den Soldaten der Befehl traf, mit an eins der drei geöffneten Tore aus Wache zu ziehen, der benutzte die Gelegenheit, den Fremden, die auf den Markt wollten, erst die angefahrene oder angefchleppte Warenlast etwas zu erleichtern, ehe der Paßzettel vom Musterschreiber ausgestellt wurde.
Die glänzende Hofhaltung des schwedischen Ltatthalters:
Am schwersten belastete der schwedische Statthalter und „General-Lieutenant" des Königs, Wilhelm von Weimar, den Stadtsäckel. Er regierte wie ein großer Fürst in Erfurt. Nachmittags 3 Uhr schlugen vor seinem Palais (Anger 10) die Trommler „auf die Wache". Der Herzog nahm die Parade ab, freute sich der echt königlichen Ehrung durch die 50 Mann starke Hauptwache und ließ noch zu höherem Glanze täglich um 4 Uhr 40 Reiter seiner Leibkompanie ans Nachtwache ziehen. Um die Weihnachtszeit wurden in seiner Hosküche innerhalb von 14 Tagen 1195 Pfund Rindfleisch, das Psund zu 15 Pf., und 3919 Pfund Schöpsenfleisch, das Psund zu 13 Pf., verbraucht. Und als dann der Fleischer die bestellten 102 Psund Speckseiten lieferte, bekam er einen papiernen Gutschein statt der Zahlung, dieweil ansetzt kein Geld vorhanden wäre. Daran mangelte es dem Herzog immer, obwohl er sich von den katholischen Geistlichen sür gewährten „königlichen Schutz" eine Summe von 5500 Talern hatte zahlen lassen. Da Bargeld in dieser Höbe nicht beschafft
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Rückgang der Bevölkerung: Gleich schlimm war es um
die Einwohnerzahl bestellt. Von den 286 Seelen des Dorfes Dachwig im Jahre 1640 waren drei Jahre später nur noch 109 am Leben. Pfarrer Ludwig, der Chronist, fügt seinem Berichte die ernsten Worte bei: „Da hieß es recht, wir sind fast dünne worden." Ein einziger Schulknabe war im Ort, der bei Begräbnissen vor dem Geistlichen und Lehrer hergehen, das Kreuz tragen und singen mußte, was er nur konnte, denn „das war die ganze Reihe". — In der Stadt selbst sah es nicht besser aus. Ihre Einwohnerzahl betrug beim Ausbruch des Krieges wohl gegen 20000, von denen 1632 noch 13 593 am Leben waren, wie die damalige „Volkszählung" ergab. In den Jahren 1635—1639 hatte bei einer Geburtenzahl von 3026 die Totenziffer eine Höhe von 8307. Der Tod hatte eine reiche und leichte Ernte gehalten in dem kurzen Zeitraum von vier Jahren; dazu war die Stadt noch mit Kranken, Elenden und Obdachlosen überfüllt. Ueber die Hälfte der Gestorbenen hatte kein eigenes Heim; im Armenhaus stand für sie die Totenbahre.
Grotze Not der Bevölkerung: Von Jahr zu Jahr hatte
sich die Not gesteigert. Der obengenannte Chronist singt uns sein eigenes Klagelied: „Mir ging's über dem gar elendiglich, und
habe ich manche Predigt getan, habe aber keinen Bissen Brot gewußt, auch wohl bis gegen Abend mit den Meinigen auf Brot warten müssen." Kornbrot war eine Seltenheit. Statt dessen wurde Hafer- und Gerstenbrot gebacken, und froh war über die Matzen der, welcher allzeit satt und genug daran hatte. Viele mußten sogar mit Hirseustaub, Kleie und Leinkuchen sürlieb nehmen. Fleisch war zuletzt ganz unbekannt, nachdem auch die Katzen und Hunde ausgezehrt waren. Das letzte Pferd wurde zu Dachwig im Jahre 1639 verzehrt; ein Schönheitsfehler — es war „krumb-halsig" — hatte es bisher vor der Mitnahme durch die Soldaten bewahrt. Als es starb, konnte der Abdecker kaum Ruhe haben, bis die Haut herunterkam. Noch in seinem Beisein wurde das Fleisch gekocht und gebraten und dann gegessen.
Verwüstung der Fluren: Die üppigen Fluren der Erfurter Dörfer lagen vollständig verwüstet da. Schon im Jahre 1639 waren von der ganzen Dachwiger Dorfflur nur noch 72 Acker bestellt. Ihre Fruchtbarkeit neu zu erschließen, gebrach es an Menschenhänden und an Vieh. Statt daheim hungern zu müssen, zeitweise wohl gar Gras oder Laub zu zehren, hatte die halbwüchsige Dorfjugend die heimatliche Scholle verlafsen und war der Werbetrommel gefolgt. Selbst die Alten wurden noch ihrem Grund und Boden, auf dem der Anbau mehr kostete, als die Ernte einbrachte, untreu; auch sie dachten:
„Frisch gewagt, beherzt und wacker,
Der scharfe Säbel ist mein Acker,
Und Beutemachen ist mein Pflug,
Damit gewinn ich Geld genug."
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Dorfts Gottes Berlin Berlin Itlolsdorf
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borgen und wurde von ihm sehr übel vermerkt. Er erteilte darum den Befehl, die kurfürstlich mainzischen Staaten wie Feindesland zu behandeln. Der rheinische Hauptteil des Mainzer Gebietes lag für diesen Zweck zu weit ab, umso bequemer aber hatten es die preußischen Truppen mit dem Erfurter Land. Von Sachsen aus konnten sie jederzeit und ohne große Mühe ins mainzifche Erfurt einfallen und dadurch den Kurfürsten und seine Untertanen empfindlich strafen.
1. Einmarsch derpreutzen: Am Fronleichnamstage (19. Juni) 1757, an dem alljährlich eine große Prozession in Erfurt abgehalten wird^ erschienen die Preußen zum ersten Male vor den .toren der Stadt. Zu dem Feste war bereits eine ungeheure Zahl Fremder herbeigeströmt. Auch hatte man in allen Straßen, durch welche der feierliche Auszug ging, schon die Altäre errichtet, mit grünen Zweigen besteckt und mit frischem Laub und Blumen überstreut. Da erschienen m der Frühe des Festtages einige Offiziere mit einem Trommler vor dem Krämpfertor und forderten Einlaß. Alles geriet in Aufruhr. Die herrlich geschmückten Altäre wurden wieder abgerissen und der Umzug nur im Dom abgehalten. Die zahlreichen Fremden verließen durch die anderen Tore eiligst die Stadt.
Nach einigen Verhandlungen wurde der preußische Offizier Major v. Marwiz eingelassen. Er verlangte, zum Statthalter geführt zu werden. Dort angekommen, erklärte er im Namen des Königs, daß dieser gezwungen wäre, die Lasten des Krieges auf Erfurt zu legen. Zugleich überbrachte er einen Brief feines königlichen Herrn. Der Statthalter verweigerte die Annahme. Da öffnete Major v. Marwiz den Brief und las ibn laut vor. Er enthielt die Bedingungen des Königs. Sie lauteten: Einräumung
der Stadt und Entwaffnung und Gefangennahme der kaiserlichen und mainzifchen Besatzung. Hierauf wollte der Statthalter nicht eingehen. Er verlangte die Abfchickung eines Eilboten an den
Kurfürsten nach Mainz, damit dieser selbst entscheiden könne. Major v. Marwiz schlug diese Forderung ab. Endlich einigte man sich aus freien Einzug der Truppen in die Stadt und Verbleib der Festung in den Händen der früheren Befatznng.
Kurz nach 3 Uhr nachmittags rückte der Vortrab der Preußen ein und wurde bei den Bürgern einquartiert. Am folgenden Tage kam die Hauptmacht nach. Alle Soldaten, weit über 2000, hielten vortreffliche Manneszucht. Die Bürger waren, obwohl mancher vier Mann in feinem Hanfe beherbergte, sehr mit ihnen zufrieden und bewirteten sie mit vielem Vergnügen.
Wenige Tage darauf wurde Generalmarfch geschlagen, und nachmittags um 4 Uhr verließen die Preußen mit Sack und Pack die Stadt. Der Marsch ging wieder zum Krämpfertor hinaus. Einige angesehene Bürger aber und zwei der vornehmsten katholischen Geistlichen mußten als Geiseln mitziehen, da die ausgelegte
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zur Residenz, das dadurch fast ein Jahr des Deutschen Reiches Hauptstadt wurde.
Ankunft: Am 14. Dezember 1289 hielt der König mit einem glänzenden Gefolge von Fürsten und Edelleuten seinen Einzug. Er selbst trug nur das gewohnte schlichte Gewand, das mächtig gegen die herrlichen Waffenrüstungen und bunten Wappenschilde seiner Begleiter abstach. Trotzdem ruhten aller Blicke aus ihm, dem langen, hageren Mann, dessen blasses Gesicht mit der gewaltigen Adlernase so freundlichen Auges die Menge anblickte. Auf seine schon bewährte Regentenkraft fetzten die fo übelgeplagten Erfurter und Thüringer, sür welche die kaiserlose, die schreckliche Zeit noch immer nicht zu Ende war, ihre letzte Hoffnung.
Erste Taten: Sie wurde auch erfüllt. Kaum waren die
Jubelgesänge zum Empfange in der Domkirche verklungen, da rückten auf König Rudolfs Befehl die streitbaren Bürger Erfurts mit den Rittern über die Schneefelder nach dem Thüringer Walde zu aus. Sie wollten dem strengen Landfriedensgebote Achtung verschaffen. Und schon am 20. Dezember wurden 29 Raubritter, die man auf der lustigen Ausfahrt in Ilmenau gefangen batte, auf dem Rabenstein hingerichtet. Vor solchem Ernst zerstoben die Wegelagerer und Raubburg-Jusassen gar bald und brachten ihren Hals in Sicherheit. Damit ihnen aber die Lust zur Wiederkehr auf lange Zeit verging, erließ der König am 12. März 1290 an Ritter und Volk innerhalb und außerhalb des Erfurter Weichbildes das Aufgebot zum Niederreißen der etwa 66 Raubburgen, in welchen sich hauptsächlich das sriedhässige Gesindel barg. Außerdem gelang es dem Könige, Frieden zwischen dem Thüringer Landgrafen Albrecht dem Unartigen und seinen Söhnen zu stiften. Dadurch wurde der eigentliche Herd des Unfriedens, ans dem sich nur zu oft die Fehdelust im ganzen Lande entzündet hatte, zerstört. Leider dauerte die Einigkeit nur bis nach dem Tode Rudolfs. Ferner stellte der König das Landfriedensgericht wieder her, das unter dem Vorsitze des Landfriedenshauptmannes mit 12 Land-friedenspflegeru als Beisitzern über alle Fälle von Landsriedens-brnch urteilte. Dazu rechnete man selbst unbefugte Erhebung von Zoll und Geleit, unberechtigte Münzprägung, Hehlerei, unbefugtes Waffentragen und unbefugte Pfändungen. Das Gericht konnte Abbruch von Burgen anordnen, die Landesacht verhängen und Landstreicher ausweisen. Zn seiner Erhaltung schrieb Rudolf eine Steuer aus, zu welcher ganz Thüringen, Klöster und Kirchen nicht ausgenommen, beisteuern mußten.
Der Reichstag: Auf den Weihnachtstag des Jahres 1289
hatte der König einen Reichstag in Erfurts Mauern anberaumt. Aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes strömten darum die geistlichen und weltlichen Großen zusammen, und die Erfurter hatten in diesen Tagen manche Augenweide. So sahen sie den Thüringer Landgrafen Albrecht friedlich neben feinen Söhnen
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Extrahierte Personennamen: Rudolfs Ernst Albrecht Albrecht Rudolfs Rudolf Rudolf Albrecht
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bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78).
Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not-
wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79).
Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80).
Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich.
Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon März Napoleon Henneberg
Extrahierte Ortsnamen: Petersberg Frankreich Möbisburg Heinernannschen_Hause Erfurt Frankreich Erfurts Belle-Allianee Frankreich Sachsen Merseburg Nieder- Magdeburg Mühlhausen Erfurt
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Die Horden, über die kein Mensch Herr mar, bedrückten das Land unsäglich. In manchem Bauernhaus lagen mehr als ein Dutzend von ihnen. Jeder verlangte eine volle Schüssel, einen vollen Humpen und unter dem Teller einen blanken Reichstaler. Da es Winter war, wurde der Erntewagen zerkleinert und wanderte mit Pslug, Egge und abgesägten Hausbalken in den Kachelofen. Die Gemeinen schlugen alle Kisten und Kasten aus, um versteckte Barschaft zu finden, und die Offiziere vergriffen sich am silbernen Kirchengerät. Die Dorsschenie wurde zur Wachtstube. In ihr geschahen die schlimmsten Dinge. In Büßleben schüttete man einem Bauern Pulver in Mund, Nase und Ohren und zündete es an. Dann durchstach man dem Gemarterten beide Beine, nagelte ihm die Hände fest und wars ihn, ohne sich weiter um seine Person zu kümmern, auf den Hof.
Mit solchen Taten war aber das Maß der Greuel voll. Die Bauern singen an, sich ihrer Haut zu wehren. Man überfiel die absichtlich trunken gemachten Unholde und stach sie am Zechtifch nieder. Auch fanden zwischen den auf freiem Felde lagernden Soldaten und den Bauern ordentliche Gefechte statt. Selbst in der Stadt nahm die Erregtheit der Bürger zu. Ost entspannen sich zwischen ihnen und den Soldaten schlimme Austritte. Zuletzt mußte der Rat den Soldaten den Eingang durch die Stadttore verbieten. Die Walle wurden zum Schutz bewehrt, und jeden Nachmittag zog die Bürgerwehr mit Pulver, Blei und Lunte zur Wache auf den Wall.
Die Plage hörte erst mit Beginn des neuen Jahres ans. Was den verschiedenen Beschwerden des Rates nicht gelungen war, ermöglichte der fehlende Sold. Dem Herzog blieb die ersehnte Löhnung aus, und so lief die Horde unter dem Abfingen von Spottliedern aus den „Fritz mit den leeren Taschen" auseinander.
Tie Kroaten im Erfurter Land: Am härtesten aber wurde das Land geplagt, als Graf Merode, ein Feldherr Wallensteins, mit 12 000 Mann einrückte (1627—1628). Die Greueltaten der altenbnrgifchen Banden wiederholten sich in noch höherem Grade, war doch unter den Wallensteinern ein ganzes Regiment Kroaten, d. h. teuflischer Menschen. In ihrem orientalischen Aufputz, einen Wald von Federn auf dem Hute, die bunte Schärpe über der Brust und an der Seite den krummen Türkensäbel in silberner Scheide, brachten sie tagtäglich geraubtes Bauerngut zur Stadt. Der Spottvers
„Mutter, tu die Hühner rein, s' kommt ein Trupp Soldaten!
Hab'n sie rote Mänteln an,
Sind sie wie Kroaten," ist damals entstanden. Die Kroaten plünderten ihre Quartiergeber rein aus und verhängten zu ihrer eigenen Freude die schlimmsten Strafen über sie. Mancher Bauer wurde von ihnen, wenn er
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