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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 311

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
51. Der große deutsche Vrieg von 1866. 311 Glatz her durch tiefe Hohlwege und Schluchten in Böhmen eingerückt, und der tapfere General von Steinmetz hatte bei Nachod und Skalitz herrliche Siege über die Österreicher erfochten; der General von Bonin war freilich bei Trau- ten au von Gablenz zurückgedrängt, aber schon am folgenden Tage ward Gablenz bei demselben Orte von den Garderegimentern unter dem Prinzen August vou Württemberg vollständig geschlagen. Die beiden Abteilungen der zweiten Armee konnten sich nun vereinigen, und da Prinz Friedrich Karl jetzt auch die sogenannte eiserne Brigade bei Münchengrätz vernichtete und den glänzenden Sieg über die vereinigten Österreicher und Sachsen bei Gitschin errang, so war Benedek außer stände, die Vereinigung des gesamten preußischen Heeres noch länger zu hindern: er mußte sich zurückziehen, um seine Vorbe- reitungen für die Hauptentscheidungsschlacht zu treffen. 5. Sobald die Kunde von diesen glänzenden Waffeuersolgen sich verbreitet hatte, ertönte in ganz Preußen ein unbeschreiblicher Jubel: so wunderbare Siege hatte niemand zu hoffen gewagt. König Wilhelm eilte aber jetzt trotz seiner siebenzig Jahre nach Böhmen, um für die bevorstehende Hauptschlacht selbst den Oberbefehl zu übernehmen. Am 2. Juli traf er in Gitschin ein; in seinem Gefolge befanden sich Graf Bismarck, General von Moltke und der Kriegsminister von Roon. Benedek hatte eine äußerst feste Stellung auf den Hügeln eingenommen, die sich südöstlich von Sadowa, jenseit des Baches Bistritz, bis in die Nähe der Elbfestung Königgrätz hinziehen; auf eine Linie von etiva 2 Bteilen Aus- dehnung hatte er seine gesamte Macht, ungefähr 250 000 Mann, zusammen- gezogen. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli empfing der König die sichere Nachricht, daß Benedek einen Angriff auf die erste Armee unternehmen wolle. Er hätte seinen durch die Schlachten und die Märsche erschöpften Truppen gern einige Rasttage gegönnt, aber nun galt es, dem Feinde zuvorzukouimen. Prüiz Friedrich Karl, der den Österreichern zunächst stand, sollte frühmorgens den ersten Angriff machen; General Herwarth sollte den Feind an seinem linken Flügel packen, wo die Sachsen standen; der Kronprinz aber, dessen Truppen fast einen ganzen Tagemarsch entfernt lagen, sollte schließlich von Osten her eingreifen und wo möglich die Entscheidung bringen. Der verhängnisvolle Tag brach an: dunkle Wolken bedeckten den Himmel, den ganzen Tag hielt ein starker Regen an, der die Wege fast bodenlos machte. 11m 7 Uhr fiel von Sadowa her der erste Kanonenschuß, und der große Kampf begann. Der König selbst übernahm die Oberleitung der Schlacht. Ruhig und majestätisch saß er hoch zu Rosse; der Anblick dieser Heldengestalt erfüllte die Seinigen mit Begeisterung. Auf der ganzen Linie tobte die Schlacht, am blutigsten vor Sadowa und den: dichten Gehölz, aus dem ein furchtbares Geschützfeuer die anstürmenden Preußen empfing. Diese nahmen eine Höhe nach der andern, aber um Mittag stand die Schlacht: vorwärts konnten die Preußen nicht weiter, rückwärts woll- ten sie nicht. Sehnsuchtsvoll schauten sie alle nach der linken Seite hin, woher der Kronprinz kommen sollte. Da zeigten sich endlich um 1 Uhr weit links hinter den Anhöhen aufschießende Rauchwölkchen! „Der Kronprinz, der Kron- prinz, er ist es!" so lief es von Mund zu Mund, und neuer Mut und neue Kraft durchströmte die ermatteten Preußen.

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 80

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
145. Soldatengeschichten. 80 3- Die erste Fahne. Vor Nachod, am 27. Juni 1866, wurde die erste Fahne erbeutet. Bei dem Flankenangriff auf die österreichischen Küras- siere sah der Dragoner-Lieutenant von Raven plötzlich die feindliche Stan- darte vor sich. Sofort warf er sich mit einigen seiner Reiter ans deren Träger, der sich mit äußerster Entschlossenheit verteidigte. Aber der preußische Offizier läßt nicht ab; den Säbel in der Faust, ringt er mit dem tapferen Gegner, bis es ihm endlich gelingt, diesen vom Pferde zu stoßen und ihm das teure Kleinod zu entreißen. Dem Dragoner-Lieutenant v. Raven war es darum auch vergönnt, die Siegesbeute von Nachod in Berlin abzuliefern. Ans den Händen der Königin empfing der Tapfere einen Lorbeerkranz. 4. Ein Braver unterm nsern Gegnern. Ein schwerverwundeter österreichischer Fähnrich bleibt bei Königgrätz (3. Juli 1866) am Rande einer Pfütze liegen. Nach dem Gefecht bemühen sich die preußischen Kranken- träger, ihn auf einen Wagen zu heben, um ihn ins Lazarett zu fahren. Er aber bittet und fleht, man möge ihn liegen lassen; durch das Wasser könne er seine Wunde kühlen. Sie gehen weiter. Ans der Rückkehr wenden sie sich noch einmal zu dem Fähnrich; — er ist bereits verschieden. Sie heben die Leiche auf und finden unter ihr — die Fahne, die der brave Soldat mit seinem Leibe gedeckt hat. 5. Ein kühner Ritt. Bei Gitschin (29. Juni 1866) war die zweite Schwadron der Blücherschen Husaren stundenlang voll dem feindlichen Kartätschenfeuer belästigt worden. Da reißt endlich dem Sergeanten Fischer die Geduld. Mit vier unverzagten Reitern macht er einen verwegenen An- griff auf den Feind, der solche Kühnheit nicht zu fassen vermag und hinter den fünfen noch viele andere Husaren vermutet. Mittlerweile treiben die Reiter ganze Scharen von Österreichern in die Flucht; ihrer 350 bitten um Pardon und werden von dem Sergeanten gefangen genommen. Hohes Lob wurde den Tapfern zil teil; die noch lebende Tochter des Fürsten Blücher, von dem das Regiment seinen Namen trägt, beschenkte sie reichlich. • 6. Aus der Schlacht von Langensalza am 27. Juni 1866. Das hannoversche Heer hatte mit überlegenen Streitkräften die Preußen zurückgedrängt: von beiden Seiten war mit heldenmütiger Tapferkeit gekämpft worden, aber leider! war dies eine Schlacht zwischen deutschen Brüdern, die so oft früher miteinander verbündet gekämpft hatten. Unter den zuriick- weichenden Preußen war ein nur noch 600 Mann starkes Bataillon schlesi- scher Grenadiere Nr. 11. Ihr Führer Oberstlieutenant des Barres läßt Halt machen und ein Viereck bilden. Da erhebt sich plötzlich eine leichte Staubwolke, und man sieht einen hannoverschen Offizier heransprengen. Er schwingt den Säbel, an dessen Spitze ein weißes Tuch befestigt ist. Offiziere und Soldaten richten ihr An- gesicht auf den Führer; dieser lächelt. — Der Hannoveraner hält vor der Front. „Herr Kamerad", ruft er, „vermeidm Sie unnützes Blutvergießen. Ihre Leute haben sich tapfer geschlagen. Ergeben Sie sich. Im Namen meines Generals bitte ich um Ihren Degen." Jetzt furcht sich manche Stirn der Grenadiere. Was wird der Führer antworten? — Dieser hat still zugehört; mit ruhigem Tone antwortet er: „Meinen Degen? Bitte, Herr Kamerad, den

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 289

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
36. Aus dem siebenjährigen Kriege. 289 Ein erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht, unter Tausenden von Leichen! Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfrende teil und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal achtziglausend Mann." Hahn. 4. Hochkirch. Es war am 13. Oktober 1758 in der Nacht, als alle Kolonnen der österreichischen Armee ihr Lager verließen, um die Preußen zu überfallen. Es befanden sich bei dem Vortrabe freiwillige Grenadiere, die hinter den Kürassieren aufsaßen, vor dem preußischen Lager aber von den Pferden sprangen, sich in Haufen formierten und so vorwärts drangen. Die Zelte blie- den im österreichischen Lager stehen, und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden sorgfältig unterhalten. Eine Menge Arbeiter mußten die ganze Nacht Bäume zu einem Verhau fällen, wobei sie sangen und einander zuriefen. Durch dieses Getöse wollten sie die preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen preußischen Husaren aber entdeckten doch die Bewegung des Feindes und gaben dem Könige sogleich Nachricht davon. An- fangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber wiederholte Berichte solche bestätigten, so vermutete er eine andere Ursache derselben, nur keinen förmlichen Angriff. Seydlitz und Zielen befanden sich eben beim Könige und erschöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen; sie brachten es auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden geschickt wurden, aufzustehen, wobei mehrere Regimenter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten. Dieser Befehl wurde aber gegen Morgen wieder aufgehoben, und der jetzt unbe- sorgte Soldat überließ sich dem Schlafe ohne alles Bedenken. Der Tag war noch nicht angebrochen, und es schlug int Dorfe Hochkirch 5 Uhr, als der Feind vor dem Lager erschien. Es kamen ganze Haufen auserwählter Soldaten zu den preußischen Vorposten und meldeten sich als Überläufer. Ihre Anzahl wuchs so schnell und stark, daß sie bald Vorposten und Feldwachen überwältigen konnten. Die österreichische Armee rückte kolonnenweise von allen Seiten in das preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eigenen Kanonenkugeln vom Schlafe aufgeschreckt; denn die anrückenden Feinde, die großenteils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fanden aus den schnell eroberten Feldwachen und Batterieen Kanonen und Munition, und mit diesen feuerten sie ins Lager der Preußen. Nie fand sich ein Heer braver Soldaten in einer so schrecklichen Lage, wie die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlafenden Preußen, die nun auf einmal im Innersten ihres Lagers von einem mächtigen Feinde angegriffen und durch Feuer und Stahl zum Todesschlafe geweckt wurden. Es war Nacht, und die Verwirrung über allen Ausdruck. Welch ein Anblick für die Krieger! Die Österreicher, gleichsam aus der Erde hervorgestiegen, mitten unter den Fahnen der Preußen, im Heiligtume ihres Lagers! Viele Hunderte wurden in ihren Zelten erwürgt, noch ehe sie die Augen öffnen konnten; andere liefen halb nackt zu ihren Waffen. Die wenigsten konnten sich ihrer eigenen bemächtigen; ein jeder ergriff das Gewehr, das ihm zuerst in die Hand fiel, und floh damit in Vaterländisches Lesebuch. 19

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 282

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
282 36. Aus dem siebenjährigen Kriege. Stellung erwartete. Friedrich rückte nun weiter auf der Straße gegen Kollin vor, um den Punkt ausfindig zu machen, wo der Feind anzugreifen wäre. Um 10 Uhr erreichte man ein auf der Straße gelegenes Wirtshaus, bessert obere Fenster einen vollkommenen Überblick über die Stellung der Österreicher verstatteten. Hier entwarf Friedrich den Plan zur Schlacht. Der linke Flügel der Feinde war durch tiefe Abhänge geschützt, auch das Mitteltreffen schien dem Angriff bedeutende Schwierigkeiten entgegenzustellen; der rechte Flügel aberschien durch kein Hindernis des Bodens verteidigt. Auf diese Stelle beschloß Friedrich alle Kräfte zu konzentrieren; der Feind sollte hier umgangen und dann mit voller Macht von der Seite angefallen werden. Bis Mittag ließ Friedrich feine Truppen, die durch die Hitze des Tages und den Marsch schon angegriffen waren, rasten; dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. Aber der österreichische Feldherr bemerkte die Absicht Friedrichs und bemühte sich, feinen schwachen rechten Flügel zu verstärken. Der Vortrab der Preußen begann den Kampf. Die Zietenschen Husaren und die Grenadiere, die den Vortrab ausmachten, fielen dem Feind in die Seite und gewannen ihm, trotz der heftigsten Gegenwehr, bedeutende Vorteile ab. Aber plötzlich änderte Friedrich selbst den Plan. Er befahl, daß die Infanterie des linken Flügels gerade von vorn den feindlichen Reihen entgegenrücken solle. Prinz Moritz von Dessau, der das Haupttreffen kommandierte, suchte ihn auf die Gefahr, der man sich aussetze, aufmerksam zu machen. Der König blieb bei feinem Befehl; aber der Prinz wiederholte seine Einwendungen und sagte end- lich: ohne seine Pflicht zu verletzen und ohne die schwerste Verantwortung auf sich zu laden, könne er diesem Befehl nicht genügen. Dieser Widerspruch reizte den Zorn des Königs; mit entblößtem Degen ritt er auf den Prinzen zu und fragte ihn mit drohender Stimme, ob er gehorchen wolle oder nicht? Der Prinz fügte sich, und seine Regimenter rückten gegen den Feind. Und es schien, als hätte der König dem Heldenmut seiner Krieger nicht zuviel zugemutet. Sie drangen, trotz des schmetternden Geschützfeuers, gegen die Reihen der Österreicher empor, sie vereinigten sich mit den Regimentern des Vortrabes und warfen mit diesen vereint eine furchtbare feindliche Batterie. Der rechte Flügel des Feindes wankte, der Sieg schien sich auf die Seite der Preußen zu neigen; schon ließ Daun auf einem mit Bleistift geschriebenen Zet- tel den Befehl zum Rückzüge durch seine Armee laufen. Doch einer von seinen Oberoffizieren bemerkte zur rechten Zeit, daß die Schlacht sich wiederum gün- stiger gestalte, und hielt den Zettel an. Denn jetzt hatte sich das Mitteltressen der Preußen, durch einen allzu heftigen General geführt, verleiten lassen, gegen den ausdrücklichen Befehl des Königs teil an der Schlacht zu nehmen. Es rückte gegen ein Dorf vor, das von Kroaten besetzt war, trieb diese hinaus und versuchte nun gegen die Österreicher emporzustürmen. Aber auf dem abhängigen Boden, der mit glattem, ausgedörrtem Grase bedeckt war, ver- sagte jeder Tritt, und von dem Berge herab sprühte ihnen ein fürchterlicher Kartätschenregen entgegen. Reihenweise wurden hier die tapferen Preußen hingestreckt. Durch dies uuzeitige Unternehmen war den Regimentern des linken Flügels und dem Vortrab der Preußen die nächste nötige Unterstützung geraubt.

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 322

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
322 53. Das Gottesgericht in Frankreich unter Trommelschlag, ohne daß von unserer Seite ein Schuß fiel, einen Abschnitt nach dem andern und warf auch auf diesem Flügel den Feind in die Festung zurück. Bis 10 Uhr abends behaupteten alle preußischen Abteilungen das Schlacht- feld, dann zogen sie, ohne vom Gegner belästigt zu werden, in ihre Biwachten. Diesem erfolgreichen Angriff war es zu verdanken, daß Bazaine erst am 15. August nach Westen abziehen und auch jetzt noch sein erschüttertes Heer nur langsam vorwärts bringen konnte. So gelang es dem Prinzen Friedrich Karl, am Morgen des 16. August bei Mars la Tour und Viouville jetwa 2 Mei- len westlich von Metz) mit den Spitzen seines Heeres von Südosten her die Flanke des Feindes zu erreichen und ihn durch kühnen Angriff zum Stehen zu bringen. Zwar war es zunächst nur das dritte Armeeeorps (Brandenburger) unter General von Alvensleben, das an den Feind herankommen konnte, aber obwohl es drei französiche Armeeeorps und die Kaisergarden zu bekämpfen hatte (45 000 gegen 180 000), hielt es dennoch mit bewunderungswürdiger Tapferkeit, wenn auch unter schweren Verlusten, acht Stunden lang die feindliche Armee fest. Endlich um 41/2 Uhr nachmittags kam zur Unterstützung das 10. Armeeeorps (Hanno- veraner) heran; es hatte ohne Befehl, nur dem Kanonendonner folgend, seinen Marsch hierher gerichtet. Prinz Friedrich Karl übernahm jetzt selbst das Kommando, und nach blutigem Ringen, worin Infanterie, Kavallerie und Artil- lerie wetteiferten das Höchste zu leisten, gelang es der unwiderstehlichen preußi- schen Tapferkeit, die Hauptmasse der feindlichen Armee in der Richtung auf Metz zurückzudrängen. Unsere Truppen erbeuteten 2 Adler und 7 Geschütze und machten 2000 Gefangene, aber die Verluste an Toten und Verwundeten waren ans beiden Seiten ungeheuer groß, man schätzte sie ans je 16 000 Mann. Unsere Opfer waren also nicht minder schmerzlich, wie die des Feindes, aber Prinz Friedrich Karl hatte seinen Zweck erreicht und dem französischen Heer den geraden Weg nach Verdun und Chalons verlegt. Aber noch galt es den Entscheidungskampf zu bestehen. König Wilhelm erschien am 17. August selbst auf dem Schlachtfelde und benutzte diesen Tag, da der Feind nicht anzugreifen wagte, dazu, soviele Truppen wie nur irgend möglich heranzuziehen, um die Franzosen nochmals anzugreifen und völlig in Metz hineinzudrängen. Aber auch diese verwandten den Ruhetag, um steh in einer ansgesucht günstigen Stellung auf steilen Höhen möglichst stark zu ver- schanzen. — Als nun der Morgen des 18. August anbrach, kam es westlich von Metz bei Gravelotte zur blutigsten und grimmigsten Schlacht. König Wilhelm selbst führte den Oberbefehl. Von deutscher Seite kamen zunächst die Garde, die Sachsen und Hessen-Darmstädter und die Schleswig-Holsteiner ins Feuer, später die Westfalen und die Rheinländer, zuletzt auch die Pommern; auf feindlicher Seite stand die ganze Hauptarmee in fast unüberwindlichen, festungsähnlichen Stellungen. Unsere Heere stürmten mit der Front nach Deutsch- land, die Franzosen waren gegen Westen gerichtet. Lang und schwer wogte der Kampf an den verschiedenen Punkten. Am linken Flügel (am weitesten nörd- lich) kämpften die Sachsen und die Garde, namentlich um den steilen Hang des hoch oben liegenden Dorfes St. Privat, in dessen steinernen Häusern sieh der Feind unangreifbar wähnte; weiter südlich, um Verueville, die Schleswig- Holsteiner; ans dem rechten Flügel, bei Gravelotte, die Rheinländer und die

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 323

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
und die Wiederherstellung des deutschen Reiches. 323 Westfalen, doch griff vom jenseitigen Moselufer her auch eine Abteilung der Ostpreußen in den Kampf ein. Alle Truppen, Preußen, Sachsen und Hessen, gingen mit unvergleichlicher Tapferkeit gegen die verschanzten Höhen an, Unzählige fielen, aber das befeuerte nur die heilige Wut der Überlebenden. Gegen 7 Uhr- abends war auf dem linken Flügel und im Zentrum der Sieg errungen; nur bei Gravelotte, wo die von den Märschen ermüdeten preußischen Truppen bei einem Vorstoß gegen den kunstreich verschanzten Feind furchtbar gelitten hatten, schwankte noch der Kampf, und doch hing unendlich viel, vielleicht das Schicksal des ganzen Krieges, davon ab, daß auch hier der Sieg errungen würde. General von Moltke wußte, daß von Süden her das pommersche Armee- corps, das schon um 3 Uhr morgens aufgebrochen war, kommen müsse. Mit schmerzlicher Ungeduld schaute er ihnen entgegen, nur ihr rechtzeitiges Eintreffen konnte zu einem völligen Siege auch am rechten Flügel noch helfen. Endlich erschienen die Pommern, Moltke sofort ihnen entgegen. Wie er bei ihnen anlangt und die Vordersten ihn erkennen, zieht er rasch den Degen, ruft einige Worte in die Reihen hinein und sprengt dann voraus auf die Höhen zu, dem Feind entgegen. Eine unbeschreibliche Begeisterung erfüllt die braven Truppen. Durch die tiefen Kolonnen hindurch zieht sich ein tausendstimmiges Hurra. „Moltke mitten im Handgemenge?" rufen die Offiziere. Alan eilt ihm nach, der Sturmschritt der Pommern wird trotz der Strapazen des Tages zum Wettlauf, und so dringt alles in unbegreiflich kurzer Zeit stürmend von einer Höhe zur andern: der Tag ist entschieden. Als es den Adjutanten gelang, Moltke ans dem Feuer heraus- zubringen, war der Sturm der Pommern, unter persönlicher Führung ihres Generals von Fransecky, im wesentlichen vollbracht, und gemessenen Schrittes ritt Moltke der Stelle zu, wo er seinen königlichen Feldherrn vermuten mußte: „Majestät, der Sieg ist unser, der Feind ist an allen Punkten geschlagen." Und so war es. Die drei Schlachten um Metz, eine zwar immer blu- tiger, aber auch immer siegreicher als die andere, hatten den ungeheuren Erfolg, daß Bazaine sich mit dem ganzen Rest seines Heeres, etwa 160 000 Mann, in die Festung Metz hineinwerfen und sich hier von allen Verbindungen abschneiden lassen mußte. Wohl standen unserem Heere und ihrem königlichen Führer noch größere Triumphe bevor, aber die Hauptentscheidnng des ganzen Krieges lag doch in diesen drei Schlachten um Metz: die Tage vom 14., 16. und 18. August sollen uns unvergeßlich sein. 6. Die Tage von Beaumont, Noisseville und Sedan. — Die nächste Aufgabe war nun, die in Metz hineingedrängten Massen von Franzosen im Westen und Osten durch Verhaue und Schanzen so einzuschließen, daß sie gleichsam festgekeilt und vernagelt würden. Denn in diesem Fall war voraus- zusehen, daß die starke Festung, die für solche Trnppenzahl nicht ausreichende Lebensmittel habe, sich bald ergeben müsse. Diese Aufgabe fiel der ersten und der zweiten Armee unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl zu; doch wurden die Garden und das 4. und 12. Armeecorps (aus der Provinz und aus dem Königreich Sachsen) von jenen Truppen abgezweigt und als vierte Armee unter den Oberbefehl des erprobten sächsischen Kronprinzen Albert gestellt, um gemeinsam mit der dritten Armee weiter gegen Westen zu ziehen. Während also Prinz Friedrich Karl die schwere und an Opfern reiche Wacht 21 *

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 326

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
326 53. Das Gottesgericht in Frankreich Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitu- lationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchery stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfeld um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan ver- lassen habe und auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe vor Sedan an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavalleriestabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir entgegenkam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor drei Jahren Napo- leon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben. Nach dieser Begegnung beritt ich von 21/, —T1/^ Uhr die ganze Armee vor Sedan. Der Empfang der Truppen, das Wiedersehen der stark mitgenom- menen Garden — das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben; ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung. Nun lebe wohl mit bewegtem Herzen am Schlüsse eines solchen Briefes. Wilhelm." Durch die Kapitulation von Sedan fielen in die Hände der Deutschen: 106 000 Gefangene, darunter der Kaiser Napoleon, der verwundete Marschall Mae Mahon und 4000 Offiziere; ferner 400 Feldgeschütze, 150 Festungs- kanonen und 10 000 Pferde. Der kriegerische Triumph war ein beispielloser, dabei aber war es eine besonders günstige Fügung, daß er gemeinsam von den Preußen, den Sachsen, den Bayern und den Württembergern errungen war. Die deutsche Einigkeit hatte diesen glorreichen Sieg errungen: das gemeinsam vergossene Blut und die alle durchdringende Begeisterung führten die Herzen der deutschen Stämme noch näher zu einander, und in alten erwachte das helle und sichere Bewußtsein, daß jetzt das deutsche Reich in seiner alten Herrlichkeit wieder erstehen und im Friedensschlüsse die schmählich geraubten Provinzen Elsaß und Deutsch-Lothringen wiedergewonnen werden müßten. 7. Der Kampf um Paris. — Die glorreichen Siege der deutschen Waffen hatten in vier Wochen die Streitkräfte des übermütigen Feindes dergestalt zertrümmert, daß eine französische Armee, die das offene Feld hätte halten können, nicht mehr existierte. Hütte Frankreich eine geordnete und kundige Regierung gehabt, die aus das Wohl des Landes und seine Zukunft gesehen hätte, so wäre es bei der hoffnungslosen Lage deren Pflicht gewesen, die gemäßigten Bedin- gungen des Siegers anzunehmen und Frieden zu schließen. Aber kaum war die Nachricht von dem ungeheuren Ereignis vor Sedan nach Paris gekommen, da fand die Kaiserin keinen Gehorsam mehr. In Preußen hatte sich nach dem großen Unglück der Jahre 1806 und 1807 das Volk nur um so enger an das geliebte Königspaar angeschlossen: bei den leicht erregten und wankelmütigen Franzosen war das anders. Alle Schuld am Geschehenen ward jetzt auf den Kaiser und seine Familie gewälzt; die Kaiserin mußte sich mit ihrem Sohn nach England flüchten, und mehrere begabte und vaterlandsliebende, aber dabei hoch-

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 80

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
80 145. 5oldatengeschichten. 3. Die erste Fahne. Vor Nachod, am 27. Juni 1866, wurde die erste Fahne erbeutet. Bei dem Flankenangriff auf die österreichischen Kürassiere sah der Dragoner-Lieutenant von Raven plötzlich die feindliche Standarte vor sich. Sofort warf er sich mit einigen seiner Reiter auf deren Träger, der sich mit äußerster Entschlossenheit verteidigte. Aber der preußische Offizier läßt nicht ab; den Säbel in der Faust, ringt er mit dem tapfern Gegner, bis es ihm endlich gelingt, diesen vom Pferde zu stoßen und ihm das teure Kleinod zu entreißen. Dem Dragoner-Lieutenant v. Raven war es darum auch ver- gönnt, die Siegesbeute von Nachod in Berlin abzuliefern. Ans den Händen der Königin empfing der Tapfere einen Lorbeerkranz. 4. Ein Braver unter unsern Gegnern. Ein schwerverwundeter österreichischer Fähnrich bleibt bei Königgrätz (3. Juli 1866) am Rande einer Pfütze liegen. Nach dem Gefecht bemühen sich die preußischen Kranken- träger, ihn auf einen Wagen zu heben, um ihn ins Lazarett zu fahren. Er aber bittet und fleht, man möge ihn liegen lassen; durch das Wasser könne er seine Wunde kühlen. Sie gehen weiter. Auf der Rückkehr wenden sie sich noch einmal zu dem Fähnrich; — er ist bereits verschieden. Sie heben die Leiche auf und finden unter ihr — die Fahne, die der brave Soldat mit seinem Leibe gedeckt hat. 5. Ein kühner Ritt. Bei Gitschin (29. Juni 1866) war die zweite Schwadron der Blücherschen Husaren stundenlang von dem feindlichen Kartätschenfener belästigt worden. Da reißt endlich dem Sergeanten Fischer die Geduld. Mit vier unverzagten Reitern macht er einen verwegnen Angriff auf den Feind, der solche Kühnheit nicht zu fassen vermag und hinter den fünfen noch viele andere Husaren vermutet. Mittlerweile treiben die Reiter ganze Scharen von Österreichern in die Flucht; ihrer 350 bitten um Pardon und werden von dem Sergeanten gefangen genommen. Hohes Lob wurde den Tapfern zu teil; die noch lebende Tochter des Fürsten Blücher, von dem das Regiment seinen Namen trägt, beschenkte sie reichlich. 6. Aus der Schlacht von Längensalza am 27. Juni 1866. Das hannoversche Heer hatte mit überlegenen Streitkräften die Preußen zurückgedrängt: von beiden Seiten war mit heldenmütiger Tapferkeit gekämpft worden, aber leider! war dies eine Schlacht zwischen deutschen Brüdern, die so oft früher mit einander verbündet gekämpft hatten. Unter den zurückweichenden Preußen war ein nur noch 600 Mann starkes Bataillon schlesischer Grenadiere Nr. 11. Ihr Führer Oberstlieutenant des Bar res läßt Halt machen und ein Viereck bilden. Da erhebt sich plötzlich eine leichte Staubwolke, und man sieht einen hannoverschen Offizier heransprengen. Er schwingt den Säbel, an dessen Spitze ein weißes Tuch befestigt ist. Offiziere und Soldaten richten ihr Angesicht auf den Führer; dieser lächelt. — Der Hannoveraner hält vor der Front. „Herr Kamerad", ruft er, „vermeiden Sie unnützes Blutvergießen. Ihre Leute haben sich tapfer geschlagen. Ergeben Sie sich. Im Namen meines Generals bitte ich um Ihren Degen." Jetzt furcht sich manche Stirn der Grenadiere. Was wird der Führer antworten? — Dieser hat still zugehört; mit ruhigem Tone antwortet er: „Meinen Degen? Bitte, Herr Kamerad, den brauche ich selbst." — Ein lautes Gelächter ertönt im ganzen Viereck. Der Hannoveraner

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 282

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
282 36. Aus dem siebenjährigen kriege. Zügen aufs neue die feindliche Armee vor sich, die ihn, zum Kampfe bereit, in der vorteilhaftesten Stellung erwartete. Friedrich rückte nun weiter auf der Straße gegen Kollin vor, um den Punkt ausfindig zu machen, wo der Feind anzugreifen wäre. Um 10 Uhr erreichte man ein auf der Straße gelegenes Wirtshaus, dessen obere Fenster einen vollkommenen Überblick über die Stellung der Österreicher verstatteten. Hier entwarf Friedrich den Plan zur Schlacht. Der linke Flügel der Feinde war durch tiefe Abhänge geschützt, auch das Mitteltreffen schien dem Angriff bedeutende Schwierigkeiten entgegenzustellen; der rechte Flügel aber schien durch kein Hindernis des Bodens verteidigt. Auf diese Stelle beschloß Friedrich alle Kräfte zu konzentrieren; der Feind sollte hier umgangen und dann mit voller Macht von der Seite angefallen werden. Bis Mittag ließ Friedrich feine Truppen, die durch die Hitze des Tages und den Marsch schon angegriffen waren, rasten; dann gab er das Zeichen zum Aus- bruch. Aber der österreichische Feldherr bemerkte die Absicht Friedrichs und bemühte sich, seinen schwachen rechten Flügel zu verstärken. Der Vortrab der Preußen begann den Kamps. Die Ziethenschen Husaren und die Grenadiere, die den Vortrab ausmachten, sielen dem Feind in die Seite und gewannen ihm, trotz der heftigsten Gegenwehr, bedeutende Vorteile ab. Aber plötzlich änderte Friedrich selbst seinen Plan. Er befahl, daß die Infanterie des linken Flügels gerade von vorn den feindlichen Reihen entgegen- rücken solle. Prinz Moritz von Dessau, der das Haupttreffen kommandierte, suchte ihn auf die Gefahr, der man sich aussetze, aufmerksam zu machen. Der König blieb bei seinem Befehl; aber der Prinz wiederholte seine Ein- wendungen und sagte endlich: ohne seine Pflicht zu verletzen und ohne die schwerste Verantwortung auf sich zu laden, könne er diesein Befehl nicht genügen. Dieser Widerspruch reizte den Zorn des Königs; mit entblößtem Degen ritt er auf den Prinzen zu und fragte ihn mit drohender Stimme, ob er gehorchen wolle oder nicht? Der Prinz fügte sich, und seine Regimenter rückten gegen den Feind. Und es schien, als hätte der König dem Heldenmut seiner Krieger nicht zuviel zugemutet. Sie drangen, trotz des schmetternden Geschützfeuers, gegen die Reihen der Österreicher emporf sie vereinigten sich mit den Regimentern des Vortrabes und warfen mit diesen vereint eine furchtbare feindliche Batterie. Der rechte Flügel des Feindes wankte, der Sieg schien sich auf die Seite der Preußen zu neigen; schon ließ Daun aus einem mit Bleistift geschriebenen Zettel den Befehl zum Rückzüge durch seine Armee laufen. Doch einer von seinen Oberosfizieren bemerkte zur rechten Zeit, daß die Schlacht sich wiederum günstiger gestalte, und hielt den Zettel an. Denn jetzt hatte sich das Mittel- treffen der Preußen, durch einen allzu heftigen General geführt, verleiten lassen, gegen den ausdrücklichen Befehl des Königs teil an der Schlacht zu nehmen. Es rückte gegen ein Dorf vor, das von Kroaten besetzt war, trieb diese hinaus und versuchte nun gegen die Österreicher emporzustürmen. Aber aus dein abhängigen Boden, der mit glatten:, ausgedörrtem Grase bedeckt war, versagte jeder Tritt, und von dem Berge herab sprühte ihnen ein fürchterlicher Kartätschenregen entgegen. Reihenweise wurden hier die tapferen Preußen hin- gestreckt. Durch dies unzeitige Unternehmen war den Regimentern des linken Flügels und den: Vortrab der Preußen die nächste nötige Unterstützung geraubt.

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 289

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
36. Aus dem siebenjährigen Kriege. 289 Ein erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht, unter Tausenden von Leichen! Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfreude teil und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal achtzigtauscnd Mann." Hahn. 4. Hochkirch. Es war am 13. Oktober 1758 in der Nacht, als alle Kolonnen der österreichischen Armee ihr Lager verließen, um die Preußen zu überfallen. Es befanden sich bei dem Vortrabe freiwillige Grenadiere, die hinter den Kürassieren aufsaßen, vor dem preußischen Lager aber von den Pferden sprangen, sich in Haufen formierten und so vorwärts drangen. Die Zelte blie- den im österreichischen Lager stehen, und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden sorgfältig unterhalten. Eine Menge Arbeiter mußten die ganze Nacht Bäume zu einem Verhau fällen, wobei sie sangen und einander zuriefen. Durch dieses Getöse wollten sie die preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen preußischen Husaren aber entdeckten doch die Bewegung des Feindes und gaben dem Könige sogleich Nachricht davon. An- fangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber wiederholte Berichte solche bestätigten, so vermutete er eine andere Ursache derselben, nur keinen förmlichen Angriff. Seydlitz und Ziethen befanden sich eben beim Könige und erschöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen; sie brachten es auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden geschickt wurden, aufzustehen, wobei mehrere Regimenter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten. Dieser Befehl wurde aber gegen Morgen wieder aufgehoben, und der jetzt unbe- sorgte Soldat überließ sich dem Schlafe ohne alles Bedenken. Der Tag war noch nicht angebrochen, und es schlug im Dorfe Hochkirch 5 Uhr, als der Feind vor dem Lager erschien. Es kamen ganze Hausen auserwählter Soldaten zu den preußischen Vorposten und meldeten sich als Überläufer. Ihre Anzahl wuchs so schnell und stark, daß sie bald Vorposten und Feldwachen überwältigen konnten. Die österreichische Armee rückte kolonnenweise von allen Seiten in das preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eigenen Kanonenkugeln vom Schlafe aufgeschreckt; denn die anrückenden Feinde, die großenteils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fanden aus den schnell eroberten Feldwachen und Batterieen Kanonen und Munition, und mit diesen feuerten sie ins Lager der Preußen. Nie fand sich ein Heer braver Soldaten in einer so schrecklichen Lage, wie die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlafenden Preußen, die nun aus ein- mal im Innersten ihres Lagers von einem mächtigen Feinde angegriffen und durch Feuer und Stahl zum Todesschlafe geweckt wurden. Es war Nacht, und die Verwirrung über allen Ausdruck. Welch ein Anblick für die Krieger! Die Österreicher, gleichsam aus der Erde hervorgestiegen, mitten unter den Fahnen der Preußen, im Heiligtums ihres Lagers! Viele Hunderte wurden in ihren Zelten erwürgt, noch ehe sie die Augen öffnen konnten; andere liefen halb nackt zu ihren Waffen. Die wenigsten konnten sich ihrer eigenen bemächtigen; ein jeder ergriff das Gewehr, das ihm zuerst in die Hand fiel, und floh damit in Vaterländisches Lesebuch. 9
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