§13. Österreich - Ungarn.
79
der Eisenbahn, die durch das Thal der Olsa über den Jablnnkapaß *
nach Ungarn führt.
12. Böhmen. Die niedrigere, daher wärmere Ebene im N. hat zu-
gleich den fruchtbarsten Boden, zwar nur unbedeutenden Weinbau an der
dortigen Elbe, aber bei Leitmeritz (zwischen^der Egermündung und dem
Mittelgebirge), im „böhmischen Paradies" ausgezeichneten Weizenbau.
Fast 3/io des Landes sind noch waldbedeckt; in den waldreichen Grenz-
gebirgen, zumal im Böhmerwald, sind noch wie vor alters große Glas-
Hütten in Betrieb (wegen der Billigkeit des Holzes zum Feuern der Schmelz-
öfen). Zuckerrübenbau ist ebenso wie in Mähren die Grundlage für be-
trächtliche Zuckerfabrikation, Hauptindustrie jedoch auch hier Weberei. —
Hst. Prag, 3 Ht. E., also zweitgrößte Stadt Österreichs, mit der älte-
sten (1348 gegründeten) deutschen und einer'^böhmischen Universität;
natürliche Verkehrsmitte Böhmens an der schiffbaren Moldau, wo die
meridionale Diagonale des böhmischen Vierecks von der wö. gekreuzt wird,
die vom Fichtelgebirge nach Mähren zieht; auf dem l. Flußufer der hohe
Hradfchin (Schloßbezirk) mit dem Blick auf die (zumeist r. gelegene) türm-
reiche Stadt. Alle anderen Städte sind sehr viel kleiner. Auf der Straße
von Prag nach Sw. zum Tauser Paß durch die Mitte des Böhmerwaldes
die berühmte Bierbraustadt "Pilsen an der Beraun, einem der vier
Zuflüsse der Moldau; in der Nähe wertvoller Steinkohlenbergbau. Vor
dem Fichtelgebirge Eger an der Eger, in deren Gebiet mehrfach heiße
Quellen Anlage von Badeorten veranlaßten; der besuchteste unter ihnen
ist nö. Karlsbad an der Eger (zugleich mit großer Porzellanfabrikation).
Von letzterem n. am Abhang des Erzgebirges Joachimsthal^ mit Silber-
bergbau. Im Nw. des Mittelgebirges, zwischen ihm und dem Erzgebirge
Töplitz, wieder ein Badeort mit heißen Heilquellen. In der Umgebung
des Mittelgebirges werden die massenhaften böhmischen Braunkohlen
gewonnen, die zu Wasser wie aus der Eisenbahn weit im Österreichischen
und weit nach Norddeutschland verfahren werden. An dem s. fließenden
Elbstück Königgrätz. Innerhalb des vom Elbbogen umschlossenen Lan-
desteils vor den Sudeten die Hauptwebereibezirke: Reichenberg, Mittel-
punkt der Wollweberei, nw. Rumbur g im böhmischen N.-Zipsel, Mittel-
punkt der Leineweberei; in dieser Gegend steigt die Volksdichte auf mehr
denn 150.
Ii. Die Südosthälfte.
^N. - Ende des Golfs von Trieft 45^/13^. Marchmündung 48^/17. Oder-
biegung gen Nw. 50/18l/3. N.-Ende Rumäniens 48l/,/26. Durchbruch der Donau
bei Orsova 4472/22 72.] Budapest 47^/19.
1. Königreich Ungarn. Die ungarische Tiefebene wird um-
schlössen inl S. von den Bergländern 'der Balkan-Halbinsel, im W.
von den Alpen, im N. und O. vom Karpatensystem. Die eigent-
1 Nach ihm wurden die Thaler genannt (abgekürzt aus Joachimsthaler Stücke).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Elbstück_Königgrätz
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Leitmeritz Böhmerwald Prag Prag Fichtelgebirge_Eger Eger Karlsbad Erzgebirge
Töplitz Norddeutschland Reichenberg Rumäniens Donau Orsova Budapest Ungarn
Iii. Deutschland.
gebirge wie Reinhardsbrunn am Thüringerwald, sw. Warmbrunn mit
Schwefelthermen, Schlesiens besuchtester Badeort unfern des Kynast,
eines mit Burgresten gekrönten Granitkegels am Rand des Gebirges.
Das Riesengebirge vereinigt die Züge des deutschen Mittelgebirges
mit mancher alpinen Eigentümlichkeit. Der Holzreichtum und das Wasser-
gefalle wird am Gebirgsfuß in Schneidemühlen verwertet, Glashütten
stehen in Betrieb wie in Böhmen, die Bergwiesen nähren Rinder, Schafe
und Ziegen; auf dem Riesenkamm wohnen die Viehzüchter in sennhütten-
artigen Holzhäusern, den Bauden, die jedoch nur teilweise im Winter
verlassen werden und zugleich als Gasthäuser dienen. Auf den Bergwiesen
wachsen schon manche Alpenkräuter, in zwei schlundartigen Vertiefungen
an der N.-Seite des Kammes, den Schneegruben, hält sich (allein hier
im außeralpinen Deutschland) eine größere Schneemasse den Sommer hin-
durch; das großartige Wetterspiel aus dem in die Wolken ragenden Gebirge
hat zur Sage vom Berggeist Rübezahl Stoff gegeben.
Landeshut am Bober vor dem Aufstieg zu dem Übergang nach dem
oberen Elbthal Böhmens, der daher auch wohl Landeshuter Paß ge-
nannt wird und so wichtig von jeher war, weil die langen Reihen des
benachbarten Riesen- und Jsergebirges den Wagenverkehr zwischen Schle-
sien und Böhmen über ihre Kämme kaum zulassen. Waldenburg im
Bergland gl. N., Mittelpunkt des niederschlesischen ^ Steinkohlenbergbaues,
durch den sich neuerer Zeit die Textilindustrie der Sudeten (maschinenmäßig)«
so gehoben hat und durch den selbst die lausitzer Wollweberei mit Kohlen«
versorgt wird; n. der Badeort Salzbrunn.
Der Glatzer Gebirgskessel bildete ehemals eine eigene Grafschaft,
benannt nach dem Burgsitz ihres Grafen, der jetzigen Stadt Glatz [gläz]
an der Glatzer Neiße, ehe dieselbe sich dem Durchbruch von Wartha zu-
wendet. Das Glatzer Land nimmt an dem Heilquellenreichtum der Su-
deten teil (Badeort Landeck sö. von Glatz im freundlichen Gebirgsthal),
zu seiner Leinweberei ist neuerdings starke Baumwollweberei getreten (so
namentlich am Außenrand des Eulengebirges in dem 7 1cm langen Dorf
Langenbielau). Von Glatz w. Reinerz am Aufstieg zum Paß gl. N.,
s. Mitteliüaide nahe der Neißequelle vor dem nicht ganz 500 in hohen
Übergang (jetzt Eisenbahn), dem niedrigsten aller Pässe über die Sudeten
zwischen Reichenberg und der mährischen Pforte, zugleich an der Wasser-
scheide zwischen Elbe-, Oder- und Marchgebiet, also zugleich an der zwi-
schen Nordsee, Ostsee und schwarzem Meer.
§ 10.
Norddeutsches Tiefland.
1. Östlicher Teil des Norddeutschen Tieflandes.
Die Grenzlinie gegen das Bergland verläuft ziemlich geradlinig
in der Richtung der Sudeten. Die Ostseeküste ist dagegen reich an
1 Dem Laus der Oder folgend teilt man die preußische Provinz Schlesien in
Niederschlesien (deu Nw.) und Oberschlesien (den So.).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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§ 5. Rheinisches Schiefergebirge.
191
Laacher See selbst durch einen solchen Ausbruch entstanden ist (als Ex-
plosionskessel). S. vom See die großen Steinbrüche von Niedermendig,
wo man aus dem Inneren eines ungeheuren Stroms basaltischer Lava
(unterirdisch) die festesten Steine, namentlich zur Herstellung von Mühl-
steinen, gewinnt. Koblenz, Rbz.-Hst., im spitzen Winkel zwischen Rhein
und Mosel; gegenüber auf dem r. Rheinufer die Festung Ehrenbreit-
stein, gleich den Befestigungen von Koblenz selbst bestimmt gegen etwaige
Angriffe die Mosel herab zu schützen. Im Sw., wo das weinreiche
Zackenthal der Mosel durch das Schiefergebirge an das bei weitem weniger
gewundene Thalstück durch die lothringische Triasplatte sich anschließt,
Trier [trt-er], Rbz.-Hst., in einer Erweiterung des Moselthals, uralte
Stadt der keltischen Trewerer*, oftmals Residenz römischer Kaiser gewesen,
die von hier aus in sicherer Deckung die von den Germanen stets bedrohte
Rheinlinie überwachen konnten (daher reicher an römischen Altertümern als
irgend eine andere deutsche Stadt, im N. noch der massive Steinbau des
„schwarzen Thores", der porta nigra), nachmals Stadt des nächst dem
Mainzer vornehmsten Erzbischos-Kurfürsten. Im S. das höchst ausgiebige
Steinkohlenfeld an der Saar bei Saarbrücken. An der Nahe Kreuz-
nach, Badeort mit jodhaltigen Solquellen. — Das Rheinthal von Bingen
bis Bonn ist das reizvollste deutsche Stromthal: bis auf die obstreiche
Koblenzer Thalweitung eng eingeschlossen von den Schieferfelsmauern, auf
deren dunklem, die Sonnenwärme gut ausnehmenden Boden die Wein-
berge den Abhang in steilen Terrassen hinanziehen; der grüne Strom, der
auch im Sommer (durch die Gletscher und die Schneeschmelzwasser der
Alpen) sehr wasserreich bleibt, stets belebt von Schleppdampfern, die Last-
schiffe aus- oder niederführen, stattlichen Passagierdampfern und kleineren
Booten, an seinen beiden Ufern Eisenbahnen und zwischen Strom und
Berghang eingeengte freundliche Örtchen mit Schieferdächern, öfters von
Burgruinen oder schönen Landhäusern (Villen) überragt. — Zur Rhein-
provinz gehört auch der vorderste Teil des Westerwalds und des Sauer-
lands; in letzterem, einst das Herzogtum Berg bildend, der äußerst dicht
bevölkerte Jndustriebezirk des Wupperthals. Die Wupper (unterhalb
Köln in den Rhein mündend) beschreibt im w. Sauerland ein gen S. offenes
Hufeisen; am Hufeifenbogen liegt ""Bärmen-Elberfeld, zwei mit ein-
ander verwachsene, stundenlang ausgedehnte Städte (über 1/i Mill. E.),
mit einer Menge von Fabrikschornsteinen (vorzüglich Baumwoll- und Leine-
weberei, doch auch umfangreiche Seidenindustrie nebst großer Färberei;
die schwunghafte Maschinenweberei auch hier entwickelt aus alter Hand-
weberei, die anknüpfte an die Garnbleicherei auf dem Rasen neben der *
Wupper, dessen klares Wasser damals zum Besprengen benutzt wurde,
während es jetzt von Färbereiabflüssen stellenweise ganz dunkelfarbig fließt);
1 Die Kelten pflegten die Hauptorte ihrer Stämme mit dem Stammesnamen
selbst zu bezeichnen (wie Paris gekürzt wurde aus Parisier, Metz aus Mediomatriker,
so Trier aus Trewerer [tretuerer]).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Trier
Extrahierte Ortsnamen: Niedermendig Koblenz Rhein Koblenz Trier Bonn Rhein Paris
200
Iii. Deutschland.
und in die mehrteilige Oberherrschaft im So. Thüringens. An jeder der
beiden haben die zwei Linien, in die sich das schwarzburgische Fürstenhaus
spaltet, ihren Anteil.
a) Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. Hst. Son-
dershausen vor dem N.-Abhang der Hainleite, ssö. von Nordhausen.
Im kleineren, zur Oberherrschaft gehörigen Gebietsteil Arnstadt an der
Gera, ssw. von Erfurt.
d) Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Hst. Rudolstadt
dicht unterhalb des westlichen Knies der Saale und des Einflusses der
Schwarza (l.) in dieselbe (das Thal der Schwarza mit dem Stammschloß
des Fürstenhauses, Schwarzburg, wieder eins der tief und windungs-
reich in Grauwackengestein eingeschnittenen). Im kleineren Anteil an der
Unterherrschaft das kleine, schön bewaldete Kiffhäufergebirge am S.-
Rand der goldnen Aue, onö. von Sondershausen, mit der Ruine der alten
Kaiserburg, dem Kiffhäuser^, wo nun das Denkmal unseres Reichs-
gründers, Kaiser Wilhelms I., steht.
§ 8.
Das sächsische Bergland.
Das eigentliche sächsische Bergland bildet ein rechtwinkliges Dreieck
mit dem Kamm des Erzgebirges als Hypotenuse; die O.-Spitze reicht
nicht weit über das r. Elbufer, die N.- Kathete nicht weit über den
51. Parallelkreis. Im Gebiet der Elster, eines r. Zuflusses der Saale
Ähnlich einem ostwärts geöffneten stumpfen Winkel), ist das Gebirge
plattenförmig, aus Grauwacke gebildet und nur durch die Saale von
dem gleichartigen Frankenwald geschieden (Estergebirge). Im Ge-
biet der beiden spitzwinklig sich vereinigenden Mulden erhebt sich das
Gebirge (auch noch plattenartig) allmählich gen So. zu einem schroff
nach Böhmen allfallenden Kamm von gleicher Höhe wie der des Thü-
ringerwaldes, besteht aus Granit, Glimmerschiefer, hauptsächlich aber
aus Gneis und führt wegen seines mannigfachen Erzgehaltes 2 auf seiner
fichtengrünen Höhe den Namen des Erzgebirges. In dasselbe haben
sich tiefe Thäler eingenagt die w. oder Zwickau er Mulde (mit der
Chemnitz [Kemnitz] r.) und die ö. oder Freiberger Mulde (mit der
Zschopau l.). Im Quellgebiet der Zschopau erreicht der wellige Kamm
n. vom böhmischen Joachimsthal seine höchsten Gipfel (Keilberg und
Fichtelberg), 100 m höher noch als der Brocken. Zwischen dem Erz-
1 Ursprünglich hieß die Burg nach dem Gebirge, auf dem sie erbaut war,
Knsese [füfefe] (vielleicht „Zelt" bedeutend, da das Gebirge, von So. gesehen,
einem Zelt ähnelt); daraus ist nachmals, als man jenes veraltete Wort nicht mehr
verstand, durch bloße Entstellung Kuffhauseu, Kiffhäuser oder Kyffhänser entstanden,
ein Name, der also mit „Haus" (Kaiserburg) gar nichts zu thuu hat.
* Darunter auch Zinnerz, das vor Entdeckung der Zinnschätze des malaiischen »
Archipels (S. 150,1) sonst nur von England (S. 48, Mitte) bekannt war.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
202
Iii. Deutschland.
oberhalb des Scheitels des Elsterwinkels, samt kleinen Städten seiner
Umgebung sehr gewerbfleißig, besonders in feinen Wollwaren, die von
hier bis in fremde Erdteile verfahren werden.
b) Fürstentum Reuß ältere Linie, das nahezu kleinste Fürsten-
tum Europas. Hst. Greiz an der Elster oberhalb Gera.
3. Herzogtum Altenburg, noch mit zu den sächsisch-ernestinischen
Herzogtümern gehörig, von dem Saalthal abwärts von Rudolstadt gen 0.
ausgedehnt bis über die mittlere Pleiße seinen rechten Zufluß der Elster),
jedoch durch den reußischen Besitz um Gera in zwei Hauptteile zertrennt.
Im ö. Hauptteil d.h. im Pleißegebiet die Hst. Altenburg, links abseits
der Pleiße in fruchtbarer Ackerbaugegend; die Altenburger Bauern be-
kannt durch ihre eigentümliche Tracht.
4. Königreich Sachsen, alles übrige umfassend; nächst den König-
reichen Preußen und Bayern der volkreichste Staat des Deutscheu Reichs,
mit einer Dichte von 253 E. auf 1 qkm der dichteftbevölkerte von allen
^abgesehen von den drei Freistadtgebieten Hamburg, Bremen, Lübeck).
^Leipzig an der Mündung der Pleiße in die Elster, n. von Altenburg,
-wichtigste Handelsstadt des mittleren Deutschland (jährlich drei große
Messen), mit Halle in der schlachtenberühmten südwestlichen Einbuchtung
des norddeutschen Tieflands ins Mittelgebirgsland gelegen, auf welche
deshalb naturgemäß Waren- wie Heereszüge aus No. und Sw. zu-
streben; drittgrößte Universität des Deutschen Reichs, mit 4 Ht. E.
mertgrößte Stadt desselben (fast genau so volkreich wie München), Sitz
des Reichsgerichts. 'Plauen im Vogtland an der Elster oberhalb Greiz,
Hauptsitz der Fabrikation feiner weißer Baumwollwaren (Musselin, Mull,
Gardinenstoffe). Davon nö. das ausgiebigste sächsische Steinkohlenfeld mit
den Hauptorten der sächsischen Großindustrie (Spinnerei und Weberei in
Wolle und Baumwolle, Färberei, Maschinen- und chemische Fabriken):
Zwickau an der Zwickauer Mulde, weiter abwärts Glauchau, davon ö.
^Chemnitz am Fluß gl.n., das „deutsche Manchester". Auf der Höhe
des Erzgebirges eine Menge kleiner Orte bis über die Grenze des Ge-
treidebaus, wo das Hausgewerbe den Lebensunterhalt schaffen muß, viele
Tausende von Spitzenklöppelei leben, wofür der Mittelpunkt Annaberg
n. vom Keilberg. Freiberg l. abseits der ö. Mulde, mit Silbergruben
und berühmter Bergakademie. Die anziehende Berglandschaft um die Elbe
nach ihrem Eintritt aus Böhmen wird sächsische Schweiz genannt; in-
mitten derselben das Städtchen Schandau oberhalb des Liliensteins (und
des eine kaum einnehmbare Bergfeste tragenden Königsteins); am Austritt
der Elbe aus der sächsischen Schweiz l. Pirna, von wo der Elbsandstein
<Quadersandstein) der letzteren, ausgezeichnet für Bauten, Mühlsteine,
Bildhauerarbeit, weithin verfahren wird. * Dresden zu beiden Seiten
der Elbe in der geräumigsten Ausweitung des sächsischen Elbthals, eine
der schönsten Städte Deutschlands durch Lage und Bauart, deshalb und
wegen seiner großen Kunstschätze (Gemäldegallerie) das „deutsche Florenz"
genannt, Sitz einer technischen Hochschule, 31/3 Ht. E. In diesem sommer-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Gera Freiberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Greiz Rudolstadt Gera Altenburg Sachsen Hamburg Bremen Altenburg Deutschland Zwickau Glauchau Annaberg Keilberg Schandau Pirna Dresden Deutschlands
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
64. Bergmannsleben.
351
noch hin und wieder. Von Haustieren sind im Harz Ziegen und Schafe, mehr
noch Schweine, besonders aber Rindvieh zu nennen.
4. Die größten Reichtümer des feaxfrez aber bestehen in Metallen,
welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in
Hanimerwerken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer, Blei,
Zink, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Die bedeutendste Silbergrube
ist bei Andreasberg in der Berghauptmannschaft Klausthal. Trotzdem werden
die Bergleute und das Volk des Gebirges nicht reich. Die Bergwerke gehören
den Regierungen (Preußen, Braunschiveig, Anhalt) oder reichen Privatleuten.
Wer mit eigenen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die
Mühe und nicht den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als
wäre sie fein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am
Ende doch der Reichste.
5. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind
das Beerenlesen, das Holzhauen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei. Die
Beerenleser suchen die gelichteten Stellen des Waldes aus, wo sie Erd- und
Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf austragen. — Die Köh-
ler führen ein den Sennhirten ähnliches Leben. Ist der Schnee in den Bergen
geschmolzen, so ziehen sie mit ihren zweiräderigen Kohlenkarren fort von Weib
und Kind und kehren erst kurz vor Anbruch des Winters wieder heim. Sie
sind unter allen Harzbewohnern diejenigen, die am längsten im Walde verweilen.
Der Köhlermeister hat wie der Sennhirt seine Handbuben, die ihn bei der
Arbeit unterstützen; auch Glocken klingen beständig um ihn; es sind die Glocken
seiner Pferde, die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem
Walde herbeischaffen. Eine einfache Hütte aus jungen Tannenstämmen ist die
Wohnung der Köhler. In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem
eisernen Haken ein Kessel häiigt. Einige Kisten mit Brot, Mehl, Kartoffeln re.
und breite Bänke als Lagerstätten, auf denen Moossäcke statt der Betten liegen,
vollenden den Hausrat. Mittwochs und Sonnabends kommen gewöhnlich die
Frauen der Köhler, um die nötigen Nahrungsmittel zu bringen. Scheibensuppe,
aus Brot, Wasser, Salz, Butter und Kümmel bestehend, ist die gewöhnliche
Abendspeise. Ein glattes Buchenbrett, das zwischen zivei Stricken in der Schwebe
hängt, und woran mit einem hölzernen Hammer geschlagen wird, dient als
Tischglocke. — Die Vogelsteller verfolgen die armen Vögel mit Leimruten,
Vogelherden und Schlingen. Der Vogelherd besteht aus Netzen, die man in
Rahmen spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von zwei
Seiten wie ein geteilter Deckel auf den an der Erde stehenden Kasten fallen
können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach einem Häuschen,
in 'welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen Dompfaffen, Zeisigen
und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben. Kutzner.
64. Bergmannsleben.
1. Der ist der Herr der Erde,
wer ihre Tiefen misst
und jegdicher Beschwerde
in ihrem Schoss vergisst;
2. wer ihrer Eelsenglieder
geheimen Ban versteht'
und unverdrossen nieder
zu ihrer Werkstatt geht.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
360
70. Die Tprolcr.
weggerissen. Das Helle Blau des Lauerzer Sees verwandelte sich plötzlich in eine
widrige Lehmfarbe, seine sanften Wellen in tobende Meereswogen/ welche mit
reißender Gewalt gegen das Dorf Semen hinauf sich wälzten, hier Häuser aus
ihrem Grunde hoben und dort weit von ihrer Stelle versetzten. Auf dem See
selbst trieben Balken, Gerätschaften, Heuschober, Obstbäume und Trümmer von
Gebäuden in milder Unordnung umher. In Lauerz stellte sich nach dieser grauen-
vollen Verwüstung die herrlichste und die ödeste Natur in einem herzerschüttern-
den Gegensatze dar; denn der Erdstrom war zwar bis tief in das Dorf und
auf die Höhe der Kirche vorgedrungen, hatte aber hier plötzlich seine Kraft ver-
loren, und durch dies glückliche „Bis hierher und nicht weiter!" wurden die
äußersten Häuser des Dorfes, wie durch ein Wunder der göttlichen Allmacht,
vor dem Untergange bewahrt. Noch stehen diese Wohnungen unberührt und
unbeschädigt nach wie vor zwischen schattenreichen Fruchtbäumen neben einander
und erinnern an das alte anmutige Lauerz. Aber so wie man sich wendet,
und kaum drei Schritte von dieser belebten Stelle, eröffnet sich der Schauplatz
jener grauenvollen Verheerung. Mitten unter den Ruinen und wie in einer
furchtbaren Wüste stehend zeigt sich der Kirchturm, losgerissen von der eingestürz-
ten, nicht mehr sichtbaren Kirche. Ein tiefes Schweigen ruht aus dieser trau-
rigen Einöde. Um das Dach des zusannnengestürzten Beinhauses und unter den
Trümmern des Kirchengerätes und der Heiligenbilder liegen die Totengebeine
umher. Die herausgeschleuderten Glocken stehen aus der Erde, und der Zeiger
der Turmuhr weist unbeweglich auf fünf hin." Tschudi.
Das Wort „Gletscher" hängt nicht unmittelbar mit unserem „glatt" zusammen,
sondern stammt (vermittelt durch das französische glacier) aus dem lateinischen glacies,
Eismasse. — Die richtige Form „Lawine" kommt vom mittelalterlich-lateinischen lavina,
das, wie man meint, herzuleiten ist von dem lateinischen Verbum ladt, d. h. gleiten, rutschen.
70. Die Tyroler.
^ie Tyroler sind ein treuherziger, offener, frommer, vaterlandsliebender,
Js tüchtiger, geschickter und heiterer Menschenschlag. Von Figur sind sie
hoch, breitschulterig, kräftig. Die schönsten Tyroler sind die Zillerthaler, die
stärksten die Passeier. Alle lieben Musik und Dichtkunst, sind freiheitstolz und
Freunde des Weidwerks. Die Fröhlichkeit ihres Temperamentes giebt sich
überall kund; von allen Bergen, hinter jedein Pftuge, hinter jedem Fenster hört
man es jodeln und pfeifen. Ihre Beschäftigungen sind Seidenzucht, Seiden-
weberei, Mais- oder Reisbau, Alpenwirtschaft, Weinbau im Süden, Getreide-
bau im Unter-Jnnthale; andere treiben Baumwollen- und Teppichweberei,
andere reisen mit Handschuhen, Messern, Hosenträgern u. s. w. in der Welt
umher; in einem Waldthale beschäftigt man sich mit der Zucht von Kana-
rienvögeln.
In seinen Belustigungen ist der Tyroler ein derber Bursche. Kegel
schiebt er nur mit gewaltigen Kugeln, die er mit Leichtigkeit handhabt; dabei
ist er Meister im Hosenrecken und Hackeln, wobei einer den andern am Mittel-
finger faßt und an sich zu ziehen sucht, so wie im Scheibenschießen.^ Im
klnter-Jnnthale und im Zillerthale sind die Nobler oder Raufer zu Hause.
Mit einem gellenden Schrei, den er ins Gebirge sendet, fordert der Nobler
seine unbekannten Gegner auf, welche den Schrei erwidern und den Heraus-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
64. Bergmannsleben,
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noch hin und wieder. Von Haustieren sind in. Harz Ziegen und Schafe, mehr
noch Schweine, besonders aber Rindvieh zu nennen.
4. Die größten Reichtümer des Harzes aber bestehen in Metallen,
welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in
Hammerwerken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer, Blei,
Zink, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Die bedeutendste Silbergrube
ist bei Andreasberg in der Berghauptmannschast Klausthal. Trotzdem werden
die Bergleute und das Volk des Gebirges nicht reich. Die Bergwerke gehören
den Regierungen (Preußen, Braunschweig, Anhalt) oder reichen Privatleuten.
Wer mit eigenen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die
Mühe und nicht den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als
wäre sie sein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende
doch der Reichste.
5. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind
das Beerenlesen, das Holzhauen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei. Die
Beerenleser suchen die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sie Erd- und
Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf austragen. — Die Köh-
ler führen ein den Sennhirten ähnliches Leben. Ist der Schnee in den Bergen
geschmolzen, so ziehen sie mit ihren zweiräderigen Kohlenkarren fort von Weib
und Kind und kehren erst kurz vor Anbruch des Winters wieder heim. Sie
sind unter allen Harzbewohnern diejenigen, die am längsten im Walde verweilen.
Der Köhlermeister hat wie der Sennhirt seine Handbuben, die ihn bei der
Arbeit unterstützen; auch Glocken klingen beständig um ihn; es sind die Glocken
seiner Pferde, die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem
Walde herbeischaffen. Eine einfache Hütte aus jungen Tannenstämmen ist die
Wohnung der Köhler. In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an eineni
eisernen Haken ein Kessel hängt. Einige Kisten mit Brot, Mehl, Kartoffeln rc.
und breite Bänke als Lagerstätte, aus denen Moossäcke statt der Betten liegen,
vollenden den Hausrat. Mittwochs und Sonnabends kommen gewöhnlich die
Frauen der Köhler, um die nötigen Nahrungsmittel zu bringen. Scheibensuppe,
aus Brot, Wasser, Salz, Butter und Kümmel bestehend, ist die gewöhnliche
Abendspeise. Ein glattes Buchenbrett, das zwischen zwei Stricken in der Schwebe
hängt, und woran mit einem hölzernen Hammer geschlagen wird, dient als
Tischglocke. —- Die Vogelsteller verfolgen die arinen Vögel mit Leimruten,
Vogelherden und Schlingen. Der Vogelherd besteht aus Netzen, die man in Rah-
men spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von zwei Seiten
wie ein geteilter Deckel auf den an der Erde stehenden Kasten fallen können.
Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach einem Häuschen, in welchem
der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen
wird ein bedeutender Handel getrieben.
Kutz rier.
64. Bergmamisleben.
1. Der ist der Herr der Erde,
wer ihre Tiefen misst
und jeglicher Beschwerde
in ihrem Schoss vergisst;
2. wer ihrer Felsenglieder
geheimen Bau versteht
und unverdrossen nieder
zu ihrer Werkstatt geht.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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65. Bergmannsleben.
noch hin und wieder. Von Haustieren sind im Harz Ziegen und Schafe, mehr
noch Schweine, besonders aber Rindvieh zu nennen.
4. Die größten Reichtümer des Harzes aber bestehen in Metallen, welche
durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in Hammer-
werken und Fabriken verarbeitet werden. Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink,
Schwefel, Vitriol ist reich vorhanden. Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreas-
berg in der Berghauptmannschast Klausthal. Trotzdem werden die Bergleute
und das Volk des Gebirges nicht reich. Die Bergwerke gehören den Regierungen
(Preußen, Braunschweig, Anhalt) oder reichen Privatleuten. Wer mit eigenen
Händen Erzadern sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die Mühe und nicht den
Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als wäre sie sein; denn er
ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende doch der Reichste.
5. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind
das Beerenlesen, das Holzhauen und die Kohlenbrennerei. Die Beerenleser suchen
die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sie Erd- und Himbeeren in Menge
finden, die sie dann zum Verkauf austragen. — Die Köhler führen ein den
Sennhirten ähnliches Leben. Ist der Schnee in den Bergen geschmolzen, so
ziehen sie mit ihren zweirädrigen Kohlenkarren fort von Weib und Kind und
kehren erst kurz vor Anbruch des Winters wieder heim. Sie sind unter allen
Harzbewohnern diejenigen, die am längsten im Walde verweilen. Der Köhler-
meister hat wie der Sennhirt seine Handbuben, die ihn bei der Arbeit unter-
stützen; auch Glocken klingen beständig um ihn; es sind die Glocken seiner Pferde,
die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem Walde herbeischaffen.
Eine einfache Hütte aus jungen Tannenstämmen ist die Wohnung der Köhler.
In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem eisernen Haken ein Kessel
hängt. Einige Kisten mit Brot, Mehl, Kartoffeln rc. und breite Bänke als
Lagerstätten, auf denen Moossäcke statt der Betten liegen, vollenden den Haus-
rat. Mittwochs und Sonnabends kommen gewöhnlich die Frauen der Köhler,
um die nötigen Nahrungsmittel zu bringen. Scheibensuppe, aus Brot, Wasser,
Salz, Butter und Kümmel bestehend, ist die gewöhnliche Abendspeise. Ein
glattes Kuchenbrett, das zwischen zwei Stricken in der Schwebe hängt und woran
mit einem hölzernen Hammer geschlagen wird, dient als Tischglocke. — Ehemals
war der Harz auch durch die Vogelstellerei berühmt. Die Vogelsteller verfolgten
die armen Vögel mit Leimruten, Vogelherden und Schlingen. Ein Vogelherd
bestand aus Netzen, die man in Rahmen spannte und so an einen offenen Kasten
befestigte, daß sie von zwei Seiten wie ein geteilter Deckel auf den an der Erde
stehenden Kasten fallen konnten. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel ging
nach einem Häuschen, in dem der Vogelsteller saß. Mit den gefangenen Dom-
pfaffen, Zeisigen und Hänflingen wurde ein bedeutender Handel getrieben. Heute
ist dies schädliche Gewerbe durch die Behörden streng untersagt. Kutzner.
65. Bergmannsleben.
1. Der ist der Herr der Erde,
wer ihre Tiefen misst
und jeglicher Beschwerde
in ihrem Schoss vergisst,
2. wer ihrer Felsenglieder
geheimen Bau versteht
und unverdrossen nieder
zu ihrer Werkstatt geht.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
§ 34. Nordhälfte des Inittelgebirg-landes,
241
¥
4. Königreich Sachseil umfaßt alles übrige; nächst den Königreichen Preußen Kgr. Sachsen,
und Bayern der volkreichste Staat des Deutschen Reichs, ist er mit einer Dichte von
301 E. auf 1 qkm der dichiestbevölkerte von allen, abgesehen von den drei Freistadt-
gebieten Hamburg, Bremen, Lübeck. * Leipzig an der Mündung der Pleiße in die
Elster, n. von Altenburg, ist die wichtigste Handelsstadt des mittleren Dentschland
^jährlich drei große Messen); denn wie Halle liegt es in der schlachtenberühmten süd-
westlichsten Einbuchtung des Norddeutschen Tieflandes ins Mittelgebirgsland, auf die
deshalb naturgemäß Waren- wie Heereszüge aus No. und Sw. zustreben, und diese
Gunst der natürlichen Lage wurde durch außerordentliche Vorrechte, die Kaiser
Maximilian I. der Stadt erteilte, noch verstärkt; Leipzig wurde auch eine Stadt an-
geregten geistigen Lebens, größte Universität des Deutschen Reichs nach Berlin und
München, Sitz des Reichsgerichts, einer emsigen Musikpflege, eiues umfangreichen
Buchhandels, mit J/2 Mill. E. fünftgrößte Stadt Deutschlands? "'Plauen im Vogtland
an der Elster oberhalb Greiz ist Hauptsitz der Fabrikation feiner, weißer Baumwollwaren
(Musselin. Mull, Gardinenstoffe). Davon nö. das ausgiebigste sächsische Steinkohlenfeld //„:
mit den Hauptorten der sächsischen Großindustrie mit Spinnerei und Weberei in Wolle "
und Baumwolle, Färberei, Maschinen- und chemische Fabriken: 'Zwickau 'an der „
Zwickauer Mulde, weiter abwärts Glauchau, davon ö. *6fj_emnitz am Fluß gl. N.,
das „deutsche Manchester". Auf der Höhe des Erzgebirges eiue Menge kleinerer Orte' 5
bis über die Grenze des Getreidebaues, wo das Hausgewerbe den Lebensuuterhalt
schaffen muß; viele Tausende leben von Spitzenklöppelei, für die der Mittelpunkt Anna-
berg n. von Keilberg ist. Freiberg, l. abseits der ö. Mulde, mit Silbergruben und
berühmter Bergakademie. Die anziehende Berglandschaft um die Elbe uach ihrem
Eintritt aus Böhmen wird Sächsische Schweiz genannt; inmitten das Städtchen
Schandau oberhalb des Liliensteins und des eine kaum einnehmbare Bergseste '
tragenden Königsteins; am Austritt der Elbe aus der Sächsischeu Schweiz l. Pirna,
von wo der in ihr gebrochene Elbsandstein (Quadersandstein), ausgezeichnet geeignet
für Bauten, Mühlsteine, Bildhauerarbeit, weithin verfahren wird. * Dresden zu
££ beiden Seiten der Elbe in der geräumigsten Ausweitung des sächsischen Elbtals gilt
eine der schönsten Städte Deutschlands durch Lage und Bauart und beherbergt
als Residenzstadt große Kuustschätze (Gemäldegalerie), so daß es das „deutsche Florenz"
genannt wird; Sitz einer technischen Hochschule, über 72 Mill. E. In diesem sommerlich
heißen Stück des Elbtals einiger Weinbau au den einschließenden Gehängen bis nach
dem altertümlichen Meißens das im 10. Jahrhundert als Burgsitz der deutschen
Markgrafen im alten Slawenland gegründet wurde und seit 1710 durch die älteste,
jetzt außerhalb der Stadt verlegte Porzellaufabrik Europas - berühmt ist. Abwärts
davon Riesa, wo die Eisenbahn durch die ackerbauende Ebene nach Leipzig von der
Elbbahn abzweigt. Die angrenzenden Flußgebiete der Spree und Neisse bildeten einst
weit über die gegenwärtige sächsisch preußische Grenze hinaus die Markgrafschaft
Lausitz, nach dem Slawenvolk der Lusitzer benannt; im S. liegt die Ober-, im N.
die flachere Niederlaufitz. Hier hat sich um-die alte, nun längst deutsche Stadt
^ Bautzen an der Spree auf dem Lande noch die flawifche (wendische) Sprache der
Lusitzer erhalten, nächst verwandt der böhmischen. Zittau, freundlich gelegen vor
* Danach hieß das sächsische Elbgebiet die Mark Meißen. — * Sie wurde vou
Böttger, dem Erfinder der abendländischen Pvrzellanbereitnng, begründet. Bis dahin
kannte man in Europa das Porzellan nur als eine chinesische Merkwürdigkeit
Kirckkiokk ^rf>utn.i,wrtnh4» w
Kirchhoff Schulg«ographie, v *• \' ' /c lfi
it i K Vt* , fvc/4/ Oitjz^ v
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]