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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 78

1855 - Heidelberg : Winter
78 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos. Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter, die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden. Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum. Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg. Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch. Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen, welche er nie mehr ablegte. Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an- dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan- delbarer Treue anhiengen. Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil- deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb- lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen, den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be- sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per- son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver- loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!" setzt der Römer Tacitus hinzu. In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr- sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst- gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl. Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher kein Uebel mehr ist. Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v. Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe. Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 80

1873 - Heidelberg : Winter
80 Kap. 79. Weltefte Cultur der Germanen. Berhrung mit den Rmern. benes Linnengewand mit dem Grtel. Der Mann war in Felle wilder Thiere, oder auch in gewobenen Stoff gekleidet; Manche hatten auch Rstungen von Eisen und Stahl. Ruhten sie von Krieg oder Jagd, fo verkrzten sie sich die Zeit mit Trinken und Spielen, was die beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen waren. Besonders liebten sie das Wrfelspiel so leidenschaftlich, da mancher Germane sogar seine Person und Freiheit auf den letzten Wurf fetzte, und wenn er ihn verlor, sich gutwillig in die Knechtschaft ergab. Das nennen sie Treue!" fetzt Tacitus in dem deutschen Sittenspiegel hinzu, den er seinen Rmern vorhielt. Die Beschftigung des Germanen im Frieden war Viehzucht und Jagd; die letztere diente ihm als Vorbung fr den Krieg; denn Krieger zu fein und im Kampfe zu sterben, war fem hchster Wunsch und Ruhm. Wehrfhig wurde der Freie mit dem zwanzigsten Jahre, und dann durfte er am Gericht und an der Volks-Versammlung Theil nehmen. Waffen waren die lange Lanze mit kurzer Eisenfpitze, Frame genannt, Schwert, Streithammer, Streitaxt, Keule, Bogen und Pfeil, bemalte Schilde von Weidengeflecht oder von Holz. Zu einem allgemeinen Krieg wurde der Heerbann aufgeboten. Davon der schieden war der freiwillige Zusammentritt junger Mannschaft zu einem Beutezug auer Land; und davon wieder verschieden war das Gefolge, das sich als Waffengenossenschaft um einen Kriegsherrn schaarte und sich ihm auf Tod und Leben verpflichtete. Frei war der Germane, wenn er ein Allod oder festes Eigenthum hatte und fr wehrhaft erklrt war; dinglich hrig, wenn er einem Freien fr ein Lehensgut (Feod) oder um sonstigen Unterhalt diente; leibeigen war, wer kein eigenes Recht hatte. Bei vielen germanischen Stmmen fand sich ein Adel, aus welchem die Gra-den oder Gaurichter, die Herzoge oder Kriegsfhrer und die Oberpriester gewhlt wurden. Könige gab es nur bei wenigen germanischen Vlkern. Die Religion der alten Deutschen war ursprnglich ein ernster Naturdienst mit hervortretenden sittlichen Zgen. Die Grundzge ihrer Gtterlehre sind in der Edda, einer Sammlung altnordischer Sagenlieder, enthalten, lieber dem ganzen All stand der unsichtbare, sich selbst gleiche Schpfer desselben, Allfadur genannt, aus welchem ein von ihm abhngiges Gttergeschlecht und die Welt hervorgieng. Die zwlf Götter, mit Wodan an der Spitze, Asen genannt, sind nicht ewig, so wenig als die Welt, sondern Allvater wird durch den Weltbrand jene Götter sammt der Welt zertrmmern und eine neue Welt schaffen, in welcher kein Hebel ist; dann werden die Afen wiedergeboren in den Himmel zurckkehren, die Bsen aber im Reiche der Hela (Hlle) bleiben. Die Seelen der im Kampfe Gefallenen werden von den Walkyren (Kriegsgttinnen) nach Walhalla gefhrt, wo sie die Lieblingsbeschftigungen ihres Lebens, Kampf und Gelag, fortsetzen. Ihre Götter stellten sie weder in Menschengestalt dar, noch verehrten sie dieselben in Tempeln; vielmehr waren die Sttten der Verehrung nur Wlder und Haine. (2.) Csar hatte im ersten Jahr seiner Statthalterschaft in Gallien (s. Kap. 73) den Fürsten der Sueven, Ariovist, der den Rhein zurckgedrngt und die germanischen Stmme der Triboker, Nemeter, Vangionen (zwischen Rhein und Vogesen), sowie die Ubier (in der Gegend von Kln) der rmischen Herrschaft unterworfen. Dann hatte er zweimal das germani-sche Gebiet auf der rechten Rheinseite betreten und war in den Gau der Sigambrer (zwischen Lippe und Sieg) eingedrungen, ohne etwas auszu-richten. Er hatte daher den Rhein als Grenze gegen die Germanen festge-halten. Als Augustus das rmische Weltreich neuordnete, wurde das linke Rheinufer, das sogenannte Klein-Germanien, in zwei Provinzen getheilt. Germanien rechts vom Rhein nannten die Rmer Gro-Germanien. Seit-dem suchten die Rmer die Rhein grenze gegen die Einflle der Germanen zu befestigen, und August's edler Stiefsohn Drusus schtzte den Rhein von Mainz bis zur Insel der Bataver (zwischen W.ial und Maas) mit fnfzig Castellen. Auch drang er (12 bis 9 v. Chr.) auf vier Zgen in den nordwestlichen Theil Deutschlands ein, wo die Gaue der Friesen, Br.ukterer,

3. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 13

1845 - Heidelberg : Winter
§. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. 13 einrichteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten und einflußreichsten derselben gezeigt werden. Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt, wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des Zusammenlebens der Menschen, welche man Familie heißt, deren Haupt der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familien- glieder durch die von seinem Willen ausgehende Hausordnung und Haussitte zusammenhält und als Versorger und Erzieher der Seinigen zugleich ihr Regent und häuslicher Priester ist. In weiterer Entwicklung erwuchs aus der Familie, und zwar aus den herangewachsenen, neue Familien bildenden Gliedern, welche beisammenblieben und die im Vaterhaus geübte Lebens- art fortführten,— ein Geschlecht oder Stamm, an dessen Spitze der Geschlechts- odep Stammälteste steht. Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und findet lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt und unbehindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hoch- ebenen und in Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Der- gleichen Völker mit patriarchalischer Verfassung haben (wie noch heute die Beduinen in Arabien, die Horden der In- dianer in Amerika :c.) keine eigentliche Geschichte. Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, frei- willig oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammenge- drängt, vorzüglich in fruchtbaren Niederungen und Fluß- thälern, sich ansiedeln. Denn von da an erst tritt der Mensch mit der Natur in thätigen Kampf, um ihr seinen Unterhalt abzuzwingen, und zugleich mit seinem Nach- bar in Verein, um mit seiner Hülfe die Hemmnisse der Natur, z. B. Regen und Kälte (durch schützendes Obdach), ausgetretene Flüsse (durch Eindämmung), ausgedürrten Boden (durch Bewässerung) und ähnliche Übel, denen er vorher bei seinem Wanderleben mehr hatte ausweichen können, leichter zu besiegen, theils um Beeinträchtigungen anderer, feindlicher Stämme kräftiger abzuweisen. Mit der Entstehung einer Niederlassung ergab sich eine

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 178

1845 - Heidelberg : Winter
178 §. 66. Die Deutschen und die Völkerwanderung. 4. Die Deutschen und die Völkerwanderung. 66. ¿Pk Germanen — mit denen die Römer zuerst zu Marius und Cäsar's Zeit zusammengetroffen waren (§. 56 a. E.), denen dann Drusus und Tiberius zum Theil die Freiheit genommen (§. 60 a. E.), die hierauf den Varus vernichtet und dem Germanicus widerstanden hatten (§. 63 a. E.), bald nachher aber den Römern selbst in's Gebiet fielen (§. 64 a. E.) und zuletzt den Umsturz des römischen Reiches herbeiführten, — lebten in dem damals noch rauhen, mit Urwäldern bedeckten Deutschland als ein unvermischtes Stammvolk, das aus vielen Völker- schaften bestand, die sich körperlich und geistig vor allen andern Völkern vortheilhaft auszeichneten; — wie ihm denn auch unter den übrigen Völkern der Erde für die Zu- kunft die höchste Aufgabe* von der Vorsehung zugedacht war. Bei von Natur unverdorbeneren Sitten und Gewohn- heiten hatten sie zur Religion einen ernsten Natur- und Götterdienst, in welchem Odin oder Wodan als Allvater, so wie die Lehre vom Untergang der sichtbaren Welt als eigenthümlich hervortritt. — Bei jeder Völker- schaft theilte das Volk sich in Freie und Nichtfreie, und nur die Freien waren wehrfähig und bildeten die gesetzgebende Volksversammlung. Manche unter ihnen ragten durch die Macht eines großen Gefolges hervor und bildeten den Adel, aus dessen Gliedern, die R i ch t e r (Grafen) die H e rz ö g e und die O b e r P r i e st e r gewählt wurden. — Alle Freien waren kriegs- pflichtig und mußten bei allgemeinen Kriegen dem Heerbanne folgen. Einzelne Kriegshelden unternahmen mit ihrem Ge- folge besondere Beute- und Eroberungszüge, auf denen manchmal das Gefolge zu einem Völkerhaufen, der Anführer selbst zu einem Heerkönige heranwuchs. Solche Heerkönige mit ihren Völkerhaufen waren es eben, mit denen es die Römer schon frühe zu thun hatten. Seit vollends die deutschen Völker in geschlossene Bünd- nisse (unter denen zuerst der markomannische, dann der

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 180

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
180 Bäume. Er ist der höchste von allen, und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächst auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt' er, und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umfasset die Felsen der Erde, und er tauchet sein Haupt in die Bläue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er stehet unerschiittert, frei wie ein Gott, und ohne die Bedürfnisse des niedern Thales. Darum heißt er auch ein Baum Gottes, den Iehovah gepflanzt hat — und stehet ein Bild des Gesalbten des Höchsten." „Eins nur fehlet ihm," sagte Hiram, — „die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht." Da lächelte Salomo und sprach: „Redest Du im Scherz, Hiram, oder als der Beherrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Königin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbt sie nicht die Paläste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Iehovah's. — Mein Freund, es gibt edlere Früchte, als welche der Gaumen verlangt." Indem sie also redeten, rollte plötzlich ein Gewitter hinauf gen Libanon, und es donnerte gewaltig. Die Könige aber standen im Dickicht des Waldes schweigend und voll Ehrfurcht. Da kam ein Strahl aus dem Gewölk und zerriß eine Eeder von dem Gipfel bis an die Wurzel und krachend stürzte sie am Abhang des Gebirges hernieder. Das Gewölk aber zog brausend vorüber. Da traten die Könige zu der gefallenen Ceder und sprachen unter einander: „Was ist alle irdische Größe vor dem Angesicht des Erhabenen? — Er rollt die Himmel zusammen, wie ein Gewand, und die Erde ist vor ihm, wie ein Tropfen am Eimer. — Wer mag bestehen vor dem König der Könige?" Nach einem langen, stillen Nachdenken, während sie vor der zerschmetterten Ceder standen, sprach Hiram: „Wenn man die Natur iu ihrer furchtbaren Größe gesehen hat, dünkt es beinahe thöricht, dem Herrn der Schöpfung einen Tempel bauen zu wollen. Wozu bedürfte er des Tempels von Menschenhänden gemacht?" „Nicht Er," antwortete Salomo, „aber der Mensch bedarf dessen. Das unermeßliche Werk der Schöpfung beugt ihn nieder und gesellt ihn zu dem Staube, aus welchem sein Leib gebildet ward. Sein eigenes Werk — als ob es den Unsichtbaren, Allgegenwär- tigen umschlösse und begrenze — soll ihn erheben. — Nicht das beinerne und fleischerne Gewölbe der Brust ist der Geist des Menschen. Hiram, auch wir sind göttlichen Geschlechts!"

6. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 191

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Jnfuflonsthiere. 191 stehen, sind steif, doch biegsam, nach unten breiter, nach oben in schmale Aestlein zertheilt, die sich in noch kleinere, mit zwei Spitzen enden. Die innere Fläche ist hohl, grün und zugleich ins Röth- liche fallend, glatt, die hügliche Außenfläche ist bleichfarbig (weiß- lich oder grünlich gelb). Am bitteren Geschmacke, der sehr stark ist, kennt man aber das isländische Moos am besten. In Aus- zehrungen und Brnstkrankheiten ist es ein vortreffliches Mittel, welches oft noch Rettung verschafft. In Krain mästet man Schweine damit; magere Pferde und Ochsen, so wie manche kranke Schaafe werden, wenn mau sie isländisches Moos fressen läßt, ganz feist davon. Die Isländer schätzen es fast so hoch als das Mehl, indem sie Brod davon backen, oder es mit Milch gekocht genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig hervor- bringenden Lande kaum leben ohne das isländische Moos, welches daselbst alle nackten Felsen überzieht, auf denen sollst kein anderes Kraut wachsen könnte, uild mit Recht von dem dortigen Landmann höher geachtet wird, als alle Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn im Anfang, ehe Island von Pflanzen bewohnt war, die Meereswellen, so wie sie es jetzt daselbst noch öfters thun, von einer fernen Küstengegend einen edlen Baum, z. B. einen guten Obstbaum, und auf seiner Rinde das arme unscheinbare isländische Moos heran an die Iilsel getrieben hätten und beide hätten reden können, da würde wohl der Baum großsprecherisch zu in kleinen Moos gesagt habein „Da komme ich nun, geführt von den Wellen des Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an diese Insel und bald werden meine schönen Blüthen und herrlichen Früchte von Allen, die da wohnen, das gebührende Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du, elendes, verächtliches Moos? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten!" Das arme kleine Moos hätte sich dann geschämt und geschwiegen. Aber siehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen. Denn der schöne Baum, den die Einwohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde gepflanzt hatten, kam dort nicht fort, während das von ihnen gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürre Felsen hinwegzog, und nun den Tausenden, die dort wohnen, ihr tägliches Brot gab. v. Schubert. Die Infusionsthiere. Wenn man auf Pslanzensaamen etwas Wasser schüttet und dieß einige Zeit stehen läßt, oder wenn man das verdorbene Wasser aus dem Trinknäpfchen eines Vogels, und überhaupt jedes ver-

7. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 288

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
288 Der Prinzenraub. zu werden; denn an allen Orlen läutete man die Sturmglocken; Eilboten flogen nach Leipzig zu dem Kurfürsten, und Reiter jagten den Räubern nach, womöglich diese» auf die Spur zu kommen. In der Waldgegend bei Grünhain bat Albert den Ritter, er möchte ihn doch absteigen lassen, weil er von dem schnellen Reiten und vor Hunger zu sehr ermüdet sei. Kunz, der sich völlig sicher glaubte, gestattete es ihm, und ließ ihn Waldbceren suchen. Fünf andere Ritter waren bereits über die Böhmische Grenze, und bloß Schweinitz und ein Knappe befanden sich bei ihm. Sie stiege» sämmtlich von ihren Pferden. Unbemerkt saß in ihrer Nähe ein Kohlen- brenner, welcher sei» Mittagsbrod verzehrte. Diesem fiel es auf, in dieser unwegsame» Gegend Reiter zu sehen; er ging daher auf sie zu und fragte sie, wohin sie mit dem Knaben wollten. Kaufungen antwortete: „Es ist ein böser Bube, der seinem Herr» entlaufen ist, und ich will ihn wieder zurückbringen." Der Köhler, dem dieß ausfiel, und der schon durch das Läuten der Sturmglocken aufmerksam geworden war, schlich sich daher näher zu dem Knaben und fragte ihn, wer er sei. Sogleich sagte dieser heimlich: „Ich bin der Prinz von Sachsen, rette mich, mein Vater wird Dir's gut vergelten." Diese Worte hörte der Ritter Schweinitz; er hielt die ganze Sache für verrathen und wollte de» Prinzen mit dem Schwerte nieder- hauen. Allein der Köhler fing den Hieb mit seinem großen Schürbaunic auf und hetzte seinen Bullenbeißer aus den Gegner. Kunz sah den Kampf, und wollte rasch zu Hülse tommen; indeß er blieb im Gesträuch hängen, sein darüber scheu gewordenes Pferd zog ihn hin und her, und er fiel endlich zu Boden. Auf ihn und auf Schweinitz schlug nun der Köhler so wacker mit seinem Schürbaum los, daß er ihn todt geschlagen haben würde, hätte ihn nicht Albert mit seinen Bitten davon abgehalten. Durch das Lärme» der Kämpfenden und durch das Bellen des Hundes kam des Köhlers Weib herbei. Kaum sah sie die Gefahr, in welcher ihr Man» sich befand, als sie den Köhlern durch das Schlagen auf die Holzart ein Zeichen gab, daß Noth vorhanden sei. Alle eilten mit ihren Schurbäumen und Waldärten zu Hülfe, und in Kurzem machten sie Kunz und seinen Begleiter zu Ge- sangenen. Kaufunge» bot den Köhlern vieles Geld, daß sie ihn freilassen sollten, aber umsonst. Sie führten die Räuber erst nach Grünhain und dann nach Zwickau. Schon am !>. Juli geleitete man den geretteten Albert nach Altenburg. Der Köhler, welcher der eigentliche Netter des Prinzen war, sein Name ist Georg Schmidt, ging mit seinem schwarzen Köhler- gesicht an der Spitze des Zuges voran, und das Volk, das von allen Seiten herbeiströmte, bewunderte ihn. Wie weinten jetzt die Aeltern vor herzlicher Freude, ihre» Sohn wieder zu haben! Wie dankten sie dem armen Köhler, der, mit seinem Schürbanme in der Hand, den Hergang der Sache treu- herzig erzählte, daß er ihnen ihr Kind wieder zugeführt hatte. — Allein noch fehlte der ältere Prinz Ernst. -Wilhelm von Mosen und von Schvu- felö halten mit diesem den Weg über Zwickau genommen, und sich, da sie von allen Seiten die Sturmglocke» hörte», in eine tiefe Felsenhöhle an der Mulde, die noch jetzt die Prinzenhöhle heißt, geflüchtet, wo sie drei rage und drei Nächte blieben. Bor der Zeit des Prinzeiiraubeo führte dieser £ rt den Name» Teufelsklust. Hier mußte sich Ernst sehr schlecht behelfen; Waldbeeren, Wurzeln und faules Wasser waren seine Nahrung. Durch Holzarbeiter, die in der Nähe der bewachsenen Höhle Bäume fällten, erfuhren die Räuber, wie es dem Kaufungen ergangen war. Sie schickten daher einen ihrer Knechte an den Amtshauptmann zu Zwickau mit der Meldung, sie würden de» Prinzen ausliefern, wenn sie die Versicherung er-

8. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 328

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
328 August der Starke. August Ii. wird gewöhnlich August der Starke genannt, weil er eine außerordentliche Körperkraft besaß. Wer jetzt auf der Leipziger oder Schlesischen Eisenbahn Dresdess besucht und sich dann von den Bahnhöfen nach der Hauptstraße Dresden-Neustadts wendet, der erblickt alsbald auf hohem Postament ein großes ehernes Pferd und auf demselben das eherne Bild eines großen Herren, und dieser große Herr ist eben A u g u ft der Starke. Der Künstler, der diese Reiterstatue verfertigt hat, gab dem Bilde des Königs eine solche Stellung, als wären feine'blicke nach Polen zu gerichtet. Ja, nach diesem Lande blickte dieser Fürst viel zu sehr und erkaufte den Besitz dieses Königreichs um einen theuern, ach, viel zu theuern Preis! Es ist bekannt, daß er nicht blos große Summen auf- wendete , sondern auch zur römisch-katholischen Kirche übertrat, um König in Polen werden zu können. Von seiner großen Körperftärke erzählt man sich manches Merkwürdige. Als er sich z. B. einst in Wien befand und daselbst den hohen Stephansthnrm bestieg, nahm er absichtlich zwei Trom- peter mit sich hinauf. Kaunl war er auf de», höchsten Altan des Thurmes angelangt, als er den einen Trompeter auf feine linke, den zweiten auf seine rechte Hand nahm und beide eine geraume Zeit ins Freie hinaushielt. Zugleich befahl er ihnen, in dieser gefährlichen Stellung zu trompeten. Als er ferner einmal in Spanien war und einem Sticrgefechte beiwohnte, .das bekanntlich in Spanien öfters vorkomint, so bat er, man möge ihm die Schranken anfthü», er wolle auf den stärksten Stier loögehen und ihn tödten. Gesagt, gethan! Er betrat den Kampfplatz, schritt beherzt auf den wildesten Stier los, und schlug demselben den Kopf mit einem Hiebe ab. — Einmal war August in Ungarn. Sein Pferd hatte die Hufeisen verloren und er ritt daher zu einem Schmied, der ein Paar neue aufschlagen sollte. Der Schmied brachte die Hufeisen, aber August nahm sie in seine Hand, zerbrach sie in kleine Stücke und warf sie mit den Worten auf die Erde: „Was für elendes Eisen habt ihr hier zu Lande!" Sowohl der Meister als der Gesell machten große Augen und schlugen andere Eisen auf. Sie bekamen dafür zwei Speeiesthaler. Der Schmiedegesell aber, ebenfalls ein sehr kraftvoller Mensch, nahm die Speeiesthaler, zerbrach jeden mit seinen bloßen Händen in zwei Stücke, warf diese auf die Erde, und sprach: „Was für elendes Silber ist doch zu diesem Gelde." August gewann dadurch diesen Menschen gleich so lieb, daß er ihn in seine Dienste nahm. Dieser Kurfürst August, den man den Starken nennt, wünschte nun, als er König von Polen geworden war, Licfland, das doch Carl Xii. ge- hörte, mit Polen vereinigen zu könne». Dieß wäre allerdings für ihn und für fein Polen gar nicht übel gewesen und er würde sich dadurch die Gunst Vieler in Polen, die ihm nicht günstig waren und es gar nicht gern ge- sehen hatten, daß er König geworden war, erworben haben. Auch konnte es August nicht vergessen, daß, als er König von Polen geworden war, der Schwedische Hof diese Wahl nicht hatte gut heißen wollen. Endlich baten auch die Lieflänoer, welche ein gewisser llefländischer Edelmann, Pa tknl, gegen die Schwedische Negierung aufgehetzt hatte, August möge zusehen, daß er Tiefland von Schweden loßreißen könne. Der zweite Gegner Carls Xii. war Friedrich Iv., König von Dänemark, ein feuriger Herr, damals von 23 Jahren, welcher viel Lust und Anlage zum Kriegführen hatte. Besonders merkwürdig ist aber der dritte Gegner des Schwedenkönigs, Zar Peter, ein Fürst, welcher sein Rußland, wo es damals noch sehr wild aussah, gern zu einem gebildeteren und mächtigeren Staate erhoben

9. Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Geographie - S. 141

1864 - Regensburg : Manz
Mittel-Europa. Die karpalhischen Mittelgebirge. 141 höchsten Gipfeln desselben gehören die L om n itz er-Spitze und der Eisthaler-Thurm, beide über 8000' hoch. Nördlich von dem Tatra liegen die Beskiden, von denen südwestwärts die kleinen Karpathen bis zur Donau hin auslaufen. Südlich von Tatra breitet sicb das ungarische Erzgebirge aus, welches aus meh- reren Berghaufen besteht. 2. Die Tiefebenen, welche hier betrachtet wer- den, gehören der Donau an, und zwar die beiden ersten ihrem Mittlern, die letzte ihrem untern Laufe. a) Die obere oder kleine ungarische Ebene; sie beginnt da, wo die kleinen Karpathen und auf der andern Seite Alpen-Ausläufer an die Donau treten. Ihre Höhe beträgt an 400'; sie ist fruchtbar und schön und enthält den seichten Neusiedlersee. b) Die untere oder große ungarische Ebene ist von der vorigen theils durch Karpathen-Ausläufer, theils durch den B a k o n y e r - W a l d, einem Alpen- Zweige, getrennt. Sie ist um 100' niedriger und enthält den Platten-See. Westlich der Donau sind noch anmuthige Hügellandschaften, östlich aber steppenartige Grasfluren und Sumpfstrecken. e) Die walachisch-bulgarische Ebene ist im Allgemeinen steppenartig wie das vorige; doch ent- hält sie längs der Donau fruchtbare Stellen, am Meere aber undurchdringliche Sümpfe. 3. Die Donau bildet den Hauptstrom; die Neben- flüsie, welche ihr hier zukommen, theilen sich nach den genannten drei Tiefebenen ein, in denen sie münden. a) In der obern Ebene empfängt sie die Raab;

10. Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Geographie - S. 203

1864 - Regensburg : Manz
Nord-Amerika. 203 2) In Nordamerika findet sich nur ein getrenntes Gebirge, nämlich das Kettengebirge der Apalachen oder der Alleghany (spr. Allegeni), welches parallel den Ostküsten zieht und verschiedene Namen (z. B. blaue Berge) führt. Seine mittlere Höhe beträgt 3000'. 3) Ebenen sind weniger vorhanden, als in Süd- Amerika. Südöstlich von den Alleghanys breitet sich die atlantische Küsten-Terrasse aus, das gesegnetste Kultur- land Nord-Amerikas. — Vom Ostfuße der Ost-Cordillere an bis zum Mis- sisippi hin nennt man die Ebenen Savanen oder Prai- rien; sie sind im Norden grasreich, im Süden sandig und pflanzenarm. Den noch übrigen nördlichen Theil von Nordamerika erfüllen die Polarniederungen, rauhe, von Klippen- reihen durchzogene Ebenen. 4) Ein Blick auf die Karte zeigt den Ungeheuern Reichthum Nord-Amerikas an fließenden und stehenden Gewässern. a) Zum Gebiet des nördlichen Eismeeres ge- hört: der Mackenzie; er entsteht aus dem großen Sklaven-See und nimmt auf der rechten Seite den Abfluß des großen Bären-Sees auf. d) Im Gebiet des atlantischen Ozeans sind wichtig: a) Der St. Lorenzo-Strom, er kommt aus den 5 kanadischen Seen, und mündet 20 Meilen breit unter 50° N. 50° W. Von Quebeck abwärts kann er mit den größten Seeschiffen befahren werden. — Die 5 zusammenhängenden Seen bedecken einen Flächenraum von 4600 ^Meilen (— der Hälfte von Frankreich) und
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