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1. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 20

1845 - Heidelberg : Winter
20 §. 7. Die Inder. Geschichte theils großartige religiöse Bauwerke, theils eine reiche alte Literatur vielfache Andeutungen geben. Zu jenen Bauwerken gehören die unterirdischen Grot- tentempel mit ihren Bildwerken und Inschriften (z. B. auf der Insel Elephante im Meerbusen von Bombay, auf S a l se t t e bei Bombay, und vorzüglich zu E l l o r e in der Mitte Vorderindiens, wo ein ganzer Porphyrberg stockwerkartig ausgehöhlt und mit unzähligen, aus Felfen ge- hauenen Tempeln angefüllt ist, an deren Vollendung Jahr- hunderte gearbeitet haben); — ferner die über der Erde in Felsen gehauenen Bauten, besonders die Palast- und Tempel-Trümmer von Mavalipuram, einer ganz in Felsen gehauenen Königsstadt auf der Küste Koromandel, in der Nähe von Madras, die durch ein plötzliches Austreten des Meeres verödet worden zu seyn scheint; — endlich gewisse freistehende Pagoden, d. i. dunkle, von Lampen erhellte Tempel mit mannigfaltigen, zur Bequemlichkeit der Wall- fahrer eingerichteten Nebengebäuden (wie z.b. diemahadeva- Pagode zu Benares). Zu jener Literatur gehören vorzüglich die in der Sanskritsprache geschriebenen heiligen und profanen Schrift- werke. Die Sanskrit (deren ältere Mundarten Prakrit und Pali heißen) ist zwar keine lebende Sprache mehr, wird aber, wie bei uns das Latein, von den dortigen Priestern noch heute studiert und verstanden, und hat in ihrem Baue eine große Vollendung. In ihr sind besonders die vier ältesten Religionsurkunden der Inder, die Vedas geschrieben, deren Anlegung neuere Forscher in's 14. Jahrhundert v. Ehr., die Inder selbst aber in eine noch höhere Zeit verlegen. Die in diesen heiligen Büchern vorkommenden Gottheiten sind Naturkräfte, und der ganzen Religion liegen, wie beim Zendvolke, astronomische und astrologische Ideen zum Grunde. Das höchste körperlose Urwesen ist Brahma (zu deutsch: das Große), in welchem alle Dinge, als Ausflüsse von ihm, ihren Grund und Bestand haben. Als der durch „sich selbst Seyende" (parsisch: Choda) und nicht Darstellbare tritt er nie

2. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 13

1845 - Heidelberg : Winter
§. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. 13 einrichteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten und einflußreichsten derselben gezeigt werden. Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt, wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des Zusammenlebens der Menschen, welche man Familie heißt, deren Haupt der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familien- glieder durch die von seinem Willen ausgehende Hausordnung und Haussitte zusammenhält und als Versorger und Erzieher der Seinigen zugleich ihr Regent und häuslicher Priester ist. In weiterer Entwicklung erwuchs aus der Familie, und zwar aus den herangewachsenen, neue Familien bildenden Gliedern, welche beisammenblieben und die im Vaterhaus geübte Lebens- art fortführten,— ein Geschlecht oder Stamm, an dessen Spitze der Geschlechts- odep Stammälteste steht. Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und findet lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt und unbehindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hoch- ebenen und in Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Der- gleichen Völker mit patriarchalischer Verfassung haben (wie noch heute die Beduinen in Arabien, die Horden der In- dianer in Amerika :c.) keine eigentliche Geschichte. Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, frei- willig oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammenge- drängt, vorzüglich in fruchtbaren Niederungen und Fluß- thälern, sich ansiedeln. Denn von da an erst tritt der Mensch mit der Natur in thätigen Kampf, um ihr seinen Unterhalt abzuzwingen, und zugleich mit seinem Nach- bar in Verein, um mit seiner Hülfe die Hemmnisse der Natur, z. B. Regen und Kälte (durch schützendes Obdach), ausgetretene Flüsse (durch Eindämmung), ausgedürrten Boden (durch Bewässerung) und ähnliche Übel, denen er vorher bei seinem Wanderleben mehr hatte ausweichen können, leichter zu besiegen, theils um Beeinträchtigungen anderer, feindlicher Stämme kräftiger abzuweisen. Mit der Entstehung einer Niederlassung ergab sich eine

3. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 61

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all' gl Almosen zu erflehen; oder nicht das Glück hatten, so viel zu be- kommen, wie der kleine Bergmannsknabe. Auf jene Weise erhielt sich und Andere der verirrte Knabe während der ganzen Zeit der großen Theurung, die indessen im höheren Erzgebirge von Monat zu Monat so heftig zugenommen hatte, daß an der aus dieser Noth entstehenden Seuche ungemein viele arme Familien ganz ausstarben und viele arme Hütten ihre ganzen Bewohner verloren. Nachdem er lange in der Stadt und dann auch, da er aus Liebe zur Veränderung sie verließ, außer ihr seinen täglichen Unterhalt gefunden, reichlicher als je- mals in der armen Hütte seiner Aeltern, kommt er einmal an einem Herbstabend, da eben die Sonne über den Thürmen einer auf der nahen Anhöhe liegenden Stadt untergehen wollte, ans eine Berghöhe, von der er unten im Thale ein Dorf mit einer kleinen Kirche liegen sieht. Das Dorf und die Kirche kommen ihm so bekannt vor und, nun schon dreister geworden, fragt er einen Bauer, der auf der Anhöhe ackert, wie der Ort heiße. Der antwortet: Ober-S. Da läuft der Kleine, vor Freude außer sich, den Berg hinunter und kommt noch in der Dämmerung in'ö Dorf Er sindet gar bald die wohlbekannte, liebe Hütte seiner Aeltern, klopft an die Thüre an, aber die ist und bleibt verschlossen. Aber an der hintern Seite des Hänschens, nach oben, befand sich ein Laden, der gewöhnlich (denn Diebe fürchtet ein armer, guter Berg- mann nicht) immer offen staub. Auch jetzt war er geöffnet, und der Kleine klettert hinauf, wie er sonst öfters seine älteren Brüder hatte hinauf klettern sehen. Aber innen im Hause war Alles still, und der Knabe, der glaubt, es schlafe schon Alles, legt sich auch ganz still in einen oben auf dem Boden stehenden offnen Kasten, worin alte Kleider und Lumpen lagen. Zum ersten Male wieder in dem Hause seiner lieben Mutter, erwacht er am andern Morgen überaus froh und heiter, springt herunter, öffnet Hausthüre und Fensterläden und sieht sich nun im ganzen Hanse um. Aber das ist still und leer. Das Bette, worin sonst seine Aeltern schliefen, war nicht mehr da, auf sein Rufen antwortet Niemand. Endlich kommt ein Nachbar, verwundert, wer in dem einsamen Hanse sei. Da der den Kleinen erkennt, sagt er: ,,Du böses Kind, wo bist Du gewesen? Deine Aeltern und Deine Geschwister, bis auf eine Schwester, sind alle an der Noth und an der Seuche gestorben, und die Sorge um Dich hat Deine Mutter noch in ihren letzten Stunden bekümmert." Da fängt der arme Junge bitterlich an zu weinen, daß er seine Mutter, von der er ja gar nicht gerne weggelaufen war,

4. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 180

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
180 Bäume. Er ist der höchste von allen, und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächst auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt' er, und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umfasset die Felsen der Erde, und er tauchet sein Haupt in die Bläue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er stehet unerschiittert, frei wie ein Gott, und ohne die Bedürfnisse des niedern Thales. Darum heißt er auch ein Baum Gottes, den Iehovah gepflanzt hat — und stehet ein Bild des Gesalbten des Höchsten." „Eins nur fehlet ihm," sagte Hiram, — „die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht." Da lächelte Salomo und sprach: „Redest Du im Scherz, Hiram, oder als der Beherrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Königin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbt sie nicht die Paläste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Iehovah's. — Mein Freund, es gibt edlere Früchte, als welche der Gaumen verlangt." Indem sie also redeten, rollte plötzlich ein Gewitter hinauf gen Libanon, und es donnerte gewaltig. Die Könige aber standen im Dickicht des Waldes schweigend und voll Ehrfurcht. Da kam ein Strahl aus dem Gewölk und zerriß eine Eeder von dem Gipfel bis an die Wurzel und krachend stürzte sie am Abhang des Gebirges hernieder. Das Gewölk aber zog brausend vorüber. Da traten die Könige zu der gefallenen Ceder und sprachen unter einander: „Was ist alle irdische Größe vor dem Angesicht des Erhabenen? — Er rollt die Himmel zusammen, wie ein Gewand, und die Erde ist vor ihm, wie ein Tropfen am Eimer. — Wer mag bestehen vor dem König der Könige?" Nach einem langen, stillen Nachdenken, während sie vor der zerschmetterten Ceder standen, sprach Hiram: „Wenn man die Natur iu ihrer furchtbaren Größe gesehen hat, dünkt es beinahe thöricht, dem Herrn der Schöpfung einen Tempel bauen zu wollen. Wozu bedürfte er des Tempels von Menschenhänden gemacht?" „Nicht Er," antwortete Salomo, „aber der Mensch bedarf dessen. Das unermeßliche Werk der Schöpfung beugt ihn nieder und gesellt ihn zu dem Staube, aus welchem sein Leib gebildet ward. Sein eigenes Werk — als ob es den Unsichtbaren, Allgegenwär- tigen umschlösse und begrenze — soll ihn erheben. — Nicht das beinerne und fleischerne Gewölbe der Brust ist der Geist des Menschen. Hiram, auch wir sind göttlichen Geschlechts!"

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 267

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Heinrich, der Vogelsteller. 267 sich nun erst langsam ein Haufe deutscher Krieger wider sie und sing an, sich in Marsch zu setzen, daun waren sie sammt ihren Leuten schon lange wieder fort, weit, weit! über alle Berge. —■ Und von Nordosten her kamen zu Zeiten die Wenden und machten's eben so. Das war eine traurige Zeit. — Was that da der weise, der bedächtige Heinrich? ■ Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den gefährlichen Ungarn und gelobte ihnen einen jährlichen Tribut. Dafür sollten sie dann nicht mehr nach Deutschland kommen und das Vieh wegtreiben. Sie waren das auch zufrieden. Und nun begann im ganzen deutschen Reiche eine bessere Zeit, überall ein reges und thätiges Leben, lleberall sing man an, Häuser zu bauen und hie und da einen Haufen derselben mit einer Mauer zu umziehen und mit einem Wassergraben. Solch eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg und ihre Bewohner Bürger. Aber die Städte waren noch leichter zu bauen als Bewohner darein zu finden; beim die Deutschen liebten das Wohnen ans dem Lande und sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen? Die Städte sind. nichts Anderes als Gräber." Da befahl Heinrich: Die Leute,sollten loosen und je Einer aus Rennen, den das Loos treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen Damit sie das aber um so lieber thun möchten, gab er den Städten viele Vorrechte, so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier wurden als die Bauern, welche damals ihren Edelleuten oder den Klöstern als Leibeigene dienen mußten. Nun sing auch in den Städten Einer an, und machte für Alle die Kleider; ein Anderer für Alle die Schuhe; ein Dritter bauete Häuser für die Andern; — natürlich aber das Alles nicht umsonst! Mit einem Worte: cs entstanden-die verschiedenen Ha n dw e r ker. Bis dahin hatte näm lich jeder sein eigner Schneider, Schuster, Maurer, also alles Mögliche selbst sein müssen. Und das ging gerade nicht sehr gut. In den Städten ging'ö nun natürlich besser. Und doch merkten es die Städter noch immer nicht, daß sie es besser hatten. Als aber nach 9 Jahren die Ungarn wieder kamen, und die Bauern nun ihr Vieh und ihre sonstigen Habseligkeiten in die ummauerten Städte flüchten konnten, wo die Ungarn nicht hinein- zudringen vermochten; und als Heinrich mit (Lottes Hülfe diese Räuber bei Merseburg dermaßen besiegte, daß sie, so lange er lebte, nicht wiederkamen: da jubelte Alles „dem Städtecrbaner" entgegen und freute sich seines Königs. — Nicht lange darnach brachte Heinrich auch die Wenden zur Ruhe. Mitten im Winter nahete er sich ihrer Hauptstadt B r e n n a b o r. Sie zagten aber

6. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 332

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
332 Das Erdbeben von Lissabon. zeichen von irgend einem Naturereignisse zu spüren, das eine so blü- hende , reiche, bevölkerte Stadt zu einem Schauplatze der furchtbarsten Schrecknisse, der iirgbten Verwüstung machen sollte. Zwischen 9 und 10 Uhr dieses schönen Morgens sass Braddock am Schreibtische, eben einen Brief beendigend, als sein Papier, sein Tisch eine Bewegung machte, die ihn ziemlich überraschte. Indem er noch nachsann, was denn wohl die Ursache davon wäre, erzitterte das Haus von oben bis unten, unter der Erde bebte ein Donner, als ob sich ein Gewitter in grosser Ferne entlüde; es liess sich ein furchtbares Geprassel hören, als ob alle Gebäude in der Stadt zusammenstürzten. Auch das Haus des Engländers ward so erschüttert, dass die obersten Stockwerke ein- stürzten, und die Zimmer, welche er bewohnte, hin und her schwank- ten, so dass alles Geräth umfiel und es Mühe kostete, sich auf den Füssen zu erhalten. Die Mauern wankten hin und her, borsten an mehreren Stellen, und aus den Eugen stürzten grosse Steine heraus, ln derselben Zeit verfinsterte sich der vorher so heitere Himmel, so dass sich kein Gegenstand mehr genau erkennen liess. Endlich erhellte sich die Nacht wieder, die Gewalt der Stösse liess nach, der Eng- länder blickte umher, und das Erste, was ihm in die Augen fiel, war eine Mutter, die mit einem Kinde auf dem Boden sass, bleich, mit Staub bedeckt, zitternd wie Espenlaub. Er fragte sie, wie sie hierher gekom- men, allein die furchtbare Bestürzung gestattete ihr keine Antwort. Das arme Weib richtete nur die Frage an ihn: ob diese nicht das Ende der Welt bedeute'? Zugleich klagte sie, dass ihr der Athem fohle und bat um einen Trunk Wasser. Der Engländer ging in ein Nato- zimmer, wo er ein grosses Gefäss mit Trinkwasser hielt, das in Liwa- von ziemlich selten ist, allein es war zerbrochen, und so sagte er ihr, dass sie jetzt nicht daran denken möchte, ihren Durst zu löschen, das Haus würde über ihren Köpfen zusammenstürzen, sobald ein zweiter Erdstoss käme, und sie beide unter den Trümmern begraben; sie sollte sich an seinen Arm hängen, er würde suchen, sie an einen sichern Ort zu geleiten. Sie gingen auf die Strasse, welche nach dem Tajo führt. Ueberall war sie von Trümmern bedeckt und hier und da bis zum zweiten Stockwerk gesperrt. Es war unmöglich, darüber fortzukom- men, und so versuchte er einen andern Weg zu gewinnen, was unter tausend Gefahren geschah. Er half erst dem Weibe über einen grossen Haufen von Trümmern, dann bat er sie, ihn losszulassen, um mit Hän- den und Füssen den Weg über einen zweiten zu finden, und kaum hatte er einen Schritt vorwärts begonnen, als eine Steinmasse von oben herab auf sie und das Kind stürzte, so dass Beide im Augenblicke zerschmettert waren. Er hatte jetzt eine lange, enge Strasse zu durch- eilen , zu deren beiden Seiten die Häuser vier bis fünf Stock hoch waren. Die meisten stürzten oben zusammen, oder waren schon in Trümmern, von denen bedeckt Todte, Sterbende, Verwundete überall herumlagen. Es schien nicht möglich, hier mit dem Leben davonzu- kommen, und er wünschte nur, gleich tödtlich getroffen zu werden. Doch eilte er so schnell als möglich fort und kam glücklich durch den Höllenpfad hindurch. Da stand er auf dem freien Kirchhofe der St. Pauls- kirche und staunte den ungeheuren Haufen Trümmer an, zu welchem sie zusammengesunken war. Noch vor wenig Minuten konnte sie für ein Meisterstück der (Baukunst gelten, welches Maler.(und Bildhauer wett- eifernd geschmückt hatten. Jetzt sah man eine ungeheure Steinmasse

7. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 22

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
22 keinen Schaden noch Leid thun, Herzog Leopold von .Braunschweig. Am unglücklichen 27 April des Jahres 1785 durchbrach die furchtbar angeschwollene Oder die Dämme bei Frankfurt, ititb über fluthcte schon die Dammvorstadt, und bedrohte sic mit schnellem Untergange. Ungeheure Eisblöcke zertrümmerten zwei Joche der Brücke und schnitten hierdurch jene Vorstadt von aller Hülfe ab. Ein Haus stürzte nach dem andern ein. Die Einwohner flüchteten nach dem hohen und festen Gebäude der Seidenfabrik, dem letzten Nettnngsorte. Man sah wohl von der Stadt aus die mit jedem Augenblicke zunehmende Gefahr der Hülfeflehenden, wußte aber nicht, wie man ihnen Hülfe senden sollte, da der wüthende, mit Eisschollen treibende Strom nicht mehr durchrudert werden konnte. Dennoch wollte der menschenfreundliche, unerschrockene Leopold, der schon bei mancher Feuersnoth sein Leben daran gesetzt hatte, sich durch eine Gefahr, wovor alle klebrigen zurückschauderten, nicht aufhalten lassen. Zuerst wollte er von der Gubener Vorstadt ans mit zwei Kähnen sich durcharbeiten. Nathshcrren, die ihn be- gleiteten, boten Alles auf, ihn zurückzuhalten. Er antwortete: „Bin ich nicht ein Mensch, wie jene? Wir müssen hier Menschen retten!" Nun aber warfen sich zwei seiner Soldaten vor ihm ans die Kniee, umfaßten die seinigcn und fleheten, er möchte doch sein Allen so theures Leben hier nicht in den augenscheinlichen Tod stürzen, sondern desselben zur Stütze und Freude so vieler Tausende schonen. Dieses herzliche Flehen, womit sich die Bitten aller Umstehenden vereinigten, bewog endlich den Herzog, wieder aus dem Kahne zu treten und sich in die (Stadt zu begeben, um dort Alles zur Mit- hülfe aufzubieten. Während dessen — Mittags 12 Uhr — hatte sich'ein Schiffer entschlossen, vom Fischerthore ans nach dem Damme sich durchzuarbeiten. Da er aber hierzu die Hülfe zweier Knechte nöthig hatte, deren einer ein Soldat war, so eilte dieser zu dem Herzoge, um sich zu dem Wagstücke die Erlaubniß zu erbitten. Da loderte in dem menschenfreundlichen Herzen plötzlich das edle Feuer wieder ans; er eilte mit dem Soldaten ungesäumt zum Fischer- thore, stieg, ohne ein Wort zu reden, rasch in den Kahn, und stieß ihn, ehe noch der Schiffer selbst herankam, vom Lande ab. kaum gewann dieser noch Zeit, nachzuspringen und wollte durch- aus nicht einwilligen, daß sich der Herzog in diese schreckliche Gefahr stürze, und versuchte — außer sich vor Bestürzung — die Ueber- fahrt zu verhindern. „So werde ich, entgegnete Leopold mit fester Stimme, ohne euch, mit euren beiden Knechten allein hinüber-

8. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 191

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Jnfuflonsthiere. 191 stehen, sind steif, doch biegsam, nach unten breiter, nach oben in schmale Aestlein zertheilt, die sich in noch kleinere, mit zwei Spitzen enden. Die innere Fläche ist hohl, grün und zugleich ins Röth- liche fallend, glatt, die hügliche Außenfläche ist bleichfarbig (weiß- lich oder grünlich gelb). Am bitteren Geschmacke, der sehr stark ist, kennt man aber das isländische Moos am besten. In Aus- zehrungen und Brnstkrankheiten ist es ein vortreffliches Mittel, welches oft noch Rettung verschafft. In Krain mästet man Schweine damit; magere Pferde und Ochsen, so wie manche kranke Schaafe werden, wenn mau sie isländisches Moos fressen läßt, ganz feist davon. Die Isländer schätzen es fast so hoch als das Mehl, indem sie Brod davon backen, oder es mit Milch gekocht genießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig hervor- bringenden Lande kaum leben ohne das isländische Moos, welches daselbst alle nackten Felsen überzieht, auf denen sollst kein anderes Kraut wachsen könnte, uild mit Recht von dem dortigen Landmann höher geachtet wird, als alle Bäume und Kräuter seines Landes. Wenn im Anfang, ehe Island von Pflanzen bewohnt war, die Meereswellen, so wie sie es jetzt daselbst noch öfters thun, von einer fernen Küstengegend einen edlen Baum, z. B. einen guten Obstbaum, und auf seiner Rinde das arme unscheinbare isländische Moos heran an die Iilsel getrieben hätten und beide hätten reden können, da würde wohl der Baum großsprecherisch zu in kleinen Moos gesagt habein „Da komme ich nun, geführt von den Wellen des Oceans, als ein künftiger Wohlthäter an diese Insel und bald werden meine schönen Blüthen und herrlichen Früchte von Allen, die da wohnen, das gebührende Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du, elendes, verächtliches Moos? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten!" Das arme kleine Moos hätte sich dann geschämt und geschwiegen. Aber siehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen. Denn der schöne Baum, den die Einwohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde gepflanzt hatten, kam dort nicht fort, während das von ihnen gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürre Felsen hinwegzog, und nun den Tausenden, die dort wohnen, ihr tägliches Brot gab. v. Schubert. Die Infusionsthiere. Wenn man auf Pslanzensaamen etwas Wasser schüttet und dieß einige Zeit stehen läßt, oder wenn man das verdorbene Wasser aus dem Trinknäpfchen eines Vogels, und überhaupt jedes ver-

9. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 285

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Der Bruderkrieg. 285 sittenverderbende Druckschriften feil geboten ^und gekauft werden. Der Freund Gottes und Jesu beklagt diesen Mißbrauch, freut sich aber doch auch, daß es mit Hülfe der Buchdruckertunst möglich ge- worden ist, das theure Wort Gottes um einen geringen Preis in die Hände selbst der Armen zu bringen. Auch dürfen wir nicht vergessen, daß diese Kunst in der Hand Gottes zugleich eilt Mittel geworden ist, das große Werk der Neformation zu befördern. . N a ch B r e d o w und Kappe. Der Bruderkrieg. Friedrich der S a nftmüthige und Wilhelm der Dritte oder der Tapfere regierten die von ihrem Vater, Friedrich dem Streit bare», geerbten Länder anfangs gemeinschaftlich. Dasselbe thaten sie auch noch einige Zeit, als sie im Jahre 1440, nach dem Lode ihres Oheims, Friedrich des Friedfertig e n, die Landgrafschaft Thüringen er- hielten. Allein Wilhelm war ein unruhiger Fürst, der das Wohlleben liebte, nicht aber die Friedfertigkeit. Er drang daher <415, in seinem Bruder, die Länder zu theile», Friedrich willigte ein, und man kam dahin überein, daß d'er jüngere Bruder die Besitzungen gleichmäßig theilen, der ältere aber zwischen beiden Theilen zuerst wählen sollte. Wilhelm hatte die Theilung jo vorgenommen, daß ans die eine Seite Meißen, und auf die andere ganz .Thüringen fiel. Nun wählte Friedrich das schöne Meißnerland, wbriiber Wilhelm, der dasselbe gern für sich gehabt hätte, höchst unzufrieden war. Anstatt also dadurch die Einigkeit zu fördern, entstand gerade das Gegen theil, und die Brüder blieben der väterlichen Ermahnnngen so wenig ein gedenk, daß ein sechsjähriger Krieg von 1440 bis 1451 entstand, welcher in der Geschichte der Bruderkrieg genannt wird und unerhörtes Unglück über die Bewohner von Meißen und Thüringen brachte. Dazu kam, daß Wilhri» der Tapfere an Apel von Vitzthum einen treulose» Rathgeber besaß, der durch diesen Zwist immer mehr Güter zu gewinne» hoffte und auch wirklich gewann. Ja, er brachte seinen Fürsten gegen de» Bruder so sehr.' in Erbitterung, daß jener den Entschluß faßte, seine Besitzungen nn seinen' Schwager Ladislaw, König von Böhme», zu verschenken, sobald er bei seinem Tode keinen Erben hinterlassen sollt ' Friedrich erfuhr solche Bosheit, und verlangte deshalb von seinem Bruder, den Unruhstifter Apel von Bitz thun; zu entfernen. Allein Wilhelm gab ihm zur Antwort, daß er eher selbst das Land räumen wolle, als seinen treuen Vitzthum entlassen, pinn drang der Kurfürst Friedrich mit 18,000 Mann in Thüringen .ei». ' Soldaten ließen es an nichts fehlen, was den Krieg für die armen Tt/fi ringer schrecklich machte; den» die Kirchen wurden geschändet, die Städ> " und Dörfer in Asche gelegt und die Bewohner abscheulich gemißhandelt Ein Ritter, Namens Herr mann von Harras, welcher auf Friedriche Seite stand, lies; im feindlichen Lande 60 Dörfer an einem Tage anbrennen. Man kann leicht denken, daß die Gegner ein Gleiches thaten, Bie steckte". Städte und Dörfer in Brand; vorzüglich litten Naumburg und Ze;p. Vor allem aber mußte die Stadt Gera das Elend des Krieges empsinden. Mnthig vertheidigten sich die Bürger bei dem ersten Angriffe der Feinde; allein als diese denselben wiederholten, so siel die Stadt den 30. Oktober 1400 in ihre -bände. Das war ein Jammer-tag für die Bürger zu Gera. Ohne alles Erbarmen steckten die wilden Krieger die Stadt in Brand; mehr als

10. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 260

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
260 Die Zerstörung Jerusalems. mit Glück führen. Sie feierten daher in aller Ruhe das Oster- fest, zu dessen Feier sich, wie dieß gewöhnlich war, eine große Menge Juden aus allen Gegenden eingefundcn hatte. Mit Nahrungsmitteln war die Stadt nicht versehen; die Hungersuoth nahm schon jetzt ihren Anfang. Da schloß Titus Jerusalem plötzlich mit 60,000 Mann ein. Die Juden versuchten mehrmals, sich durchzuschlagen; allein umsonst. Titus bot ihnen mehrmals den Frieden an, sie verwarfen aber diese Anträge und wollten lieber Alles daransetzen, um nur die Freiheit von dem Joche der Römer zu erringen. Jetzt stieg die Hungersuoth immer höher; Leder und andere unnatürliche Nahrungsmittel wurden von den unglücklichen Belagerten genossen, aber an eiuo Uebergabe der Stadt war nicht zu denken. Viele suchten sich in dieser Noth durch die Flucht zu retten; allein sie fielen alle in die Hände der Römer und wurden von denselben gekreuzigt; ja, man schnitt ihnen wohl gar den Leib auf, weil im römischen Lager sich die Nachricht ver- breitet hatte, die Juden hätten Gold verschluckt. In Jerusalem selbst wüthete noch außerdem der Biirgerkrieg, weil sich unter den Bewohnern mehrere Parteien gebildet hatten. Hunger und Pest raubte Tausenden das Leben. Die Leichname konnten nicht mehr begraben werden; mau warf sie zu der Stadtmauer herab. Ja, eine vornehme Jüdin soll sogar in dieser Zeit ihr eigenes Kind geschlachtet und gegessen haben. Als diese That Titus erfuhr, erhob er die Hände zürn Himmel und rief Gott zum Zeugen an, daß er nicht schuld sei an dieser großen Noth, entschloß sich nun aber auch, Jerusalem mit Sturm einzunehmen, was aber große Anstrengung kostete. War doch diese Stadt von der Natur schon so stark befestigt und lag auf zwei hohen Bergen, welche erst erstiegen werden mußten; außerdem war sie noch mit starken und hohen Mauern umgeben. Jedoch es gelang dem Titus, am 12. Mai des Jahres 70 n. Chr zuerst den Theil der Stadt zu erobern, welcher Antonia hieß und ebenfalls ziemlich befestigt war. Jetzt ließ der menschenfreundliche Feldherr noch einmal Gnade anbieten, — umsonst. Die Juden wagten im Gegentheil noch mehrere Ausfälle auf die Römer, und nun bestürmte Titus auch den Theil der Stadt, wo der Tempel stand. Dieses herr- liche Gebäude zu schonen war sein fester Entschluß. Gott wollte es aber anders. Ein römischer Soldat warf einen Feuerbrand nach dem Tempel, und in wenigen Augenblicken stand ein be- trächtlicher Theil dieses majestätischen Gebäudes in Flammen. Das Feuer war nicht mehr zu löschen, so sehr auch von Seiten deö Titus Anstalten dazu getroffen wurden. Von den Kostbarkeiten,
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