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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 12

1855 - Heidelberg : Winter
12 §. 7. Die Inder. Von den Schriften der alten Inder sind besonders die in der Sanskrit- (d. h. geheiligten) Sprache geschriebenen vier Veda's zu merken als die Religionsurkunden dieses Volkes. Ihre Gottheiten sind Naturkräste. Die Sonne ist das Abbild des höchsten, körperlosen Urwesens, Brahma ge- nannt , aus welchem alles Andere geflossen ist. Es erscheint unter den Namen Brahman, Wischnu und Siwa als leuchtende, befruchtende und zer- störende Kraft der Sonne, und wird so als Licht, Master und Feuer verehrt. Von der mensch lich en Se ele aber glauben die Inder, daß sie zur Strafe für Vergehungen, welche sie in einem früheren Dascyn begangen, im menschlichen Leibe sey; daß die Seele des Weisen und Tugendhaften nach Oben durch die Gestirne in das Paradies gehe, während die des Lasterhaften zuerst in der Hölle büßen und von dort zu ihrer Läuterung eine Wanderung durch verschiedene Thier- und Pflanzenleiber antreten müsse, bis sie ganz gereinigt sich auch nach Oben wenden und mit der göttlichen Weltseelc ver- mischen könne. Außer den vier Veda's haben die Inder noch eine Menge Schriften über Wissenschaft und Kunst, besonders über Naturkunde, Mathematik (ihnen verdankt man das Zehnersystem), Rechtswissenschaft und Philosophie, Musik und Dichtkunst. Sie besitzen eine große Zahl von heiligen Dichtungen, in welchen Götter in Menschengestalt austreten, die aber mit dazu beitrugen, die Brahnia-Religion zu dem sinnlosesten und abenteuerlichsten Götzendienst herabzudrücken. Ihre Staatsverfassung war aus vier Kasten gegründet: 1. die Prie- ster, Brahma n a s oder Br a h m i n e n (Abkömmlinge des Brahman) genannt, die ihre Herrschaft so sehr über alles verbreiteten, daß nicht das Geringste auch im gemeinen Leben ohne ihre Mitwirkung unter- nommen werden konnte; 2. die Krieger, von welchen die heutigen Mahratten abstammen; 3. die Ackerbauer, deren Felder unter besonderem Schutz standen; 4. die Handwerker, Nachkommen der Ureinwohner, welche sich an die Inder anschloßen. Der niederste, kasten- lose Stamm sind die Paria's, Nachkömmlinge der wilden Urbewohner, welche durch unmenschliche Behandlung in noch größere Rohheit ver- sanken. Ueber das ganze Land regierten mehrere Könige ans der Brah- manen- oder Kriegerkaste, und zwar.— wie die alten Inder sagen — so gut, daß das ganze Volk mit Liebe an seinen Königen hieng, daß das Land überall wie ein Garten angebant war, und Handel und Ge- werbe in unzähligen Städten blühte. Neben den: Brahmaisnms, der jetzt noch ungefähr 60 Millionen Anhänger zählt, kam zwischen 1000 — 600 v. Ehr. G. der Bud- dhismus auf, eine Verbesserung des alten in Indien einheimischen Aberglaubens, gestiftet von einem weisen Königssohn B u d dh a. Seine Anhänger wurden aber später von den Brahminen blutig verfolgt, so daß sich die Buddhisten aus Vorderindien zurückzogen. Gegenwärtig

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 120

1855 - Heidelberg : Winter
120 §. 121. Das russische u. mongol. Reich. §. 122. Das griech. Kaiserthum. ein Wahlreich geworden und kam unter die Negierung von Fürsten aus der französischen Dynastie Anjou, dann später durch Heirath an den Kaiser Sigisnnind und durch dessen Schwiegersohn Albrecht Ii. an Oester- reich, und darnach an den König Wladislav von Böhmen, der gegen die Türken Lei Varna fiel (1444). Darauf stand es, da Ladislaus, der unmündige Sohn Albrechts Ii., König wurde, unter der vormund- schaftlichen Regierung des Fürsten von Siebenbürgen, Johunn Hun- nycrdes, welcher durch seine Tapferkeit 1456 Ungarn gegen die Türken rettete und so lang er lebte, ein Schild der Christenheit gegen sie war. Nach seinem und des jungen Ladislaus Tode wählten die Ungarn den Sohn Hunnyades, Matthias Corvinus (1457—1490) zu ihrem Kö- nige , einen heldenmüthigen Feldherrn und weisen Staatsmann, der die Moldau und Walachei, Mähren, Schlesien und die Lausitz für sich ge- wann und den Kaiser Friedrich Iii. ans Wien vertrieb. Er stiftete die Universität Ofen und beförderte Ackerbau und Gewerbe; aber nach seinem Tode sank Ungarns Macht wieder und die Magnaten rissen alle Gewalt an sich. 7. Das russische Reich und das Reich der Mongolen. §. 121. Das russische Reich war im Jahr 862 durch drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Ruß. Der älteste derselben, Rurik, pstanzte die Dynastie fort. Seines Sohnes Wittwe Olga trat 955 zum Christenthum über und sein Urenkel Wladimir der Große nahm 988 die griechisch-katholische Religion an. Nach seinem Tode verlor das Reich durch Erbtheilnngen seine Einheit und zerfiel in viele Fürstenthümer. Die meisten derselben kamen zu Anfang des 13. Jahrhunderts in die Abhängig- keit von den Mongolen. Erst der kraftvolle Iwan Iii. Wasiljewitsch (1462—1505) machte Rußland von der Herrschaft der Mongolen frei. Sein Enkel Iw an Vi. der Schreckliche nahm den Titel Cz a r an: er errichtete die Strelitzen, vereinigte Kasan und Astrackan und nannte sich „Selbstherrscher aller Reußen". Mit Feodor I. erlosch der Mannsstamm Ruriks 1598. Die Mongolen, welche seit dem 13. Jahrhundert dem Osten Europa's so gefährlich wurden, hatten durch ihren D sch in gisch an, d. h. allgemeinen Chan, Temudschin 1206 ein mächtiges Reich ge- gründet, das aber 1294 wieder zerfiel. Erst 1369 wurde das Mongo- lenreich von dem grausamen Eroberer Timur oder Tamerlan wie- der ausgerichtet, löste sich aber nach dessen Tode alsbald wieder ans. 8. Das griechische Kaiserthum und die Herrschaft der Osmancn. §. 122. Das griechische Kaiserthum konnte sich von den schweren Schlägen, welche es von den Muhammedanern und später von den

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 5

1873 - Heidelberg : Winter
Kap. 3. Die Noachiten. (Sprachenscheidung.) 5 Sndfluth, nach ihrer Allgemeinheit mit dem Worte Sintfluth bezeichnet, eine allgemeine war, zeigt sich an den Ueberresten von zum Theil riesigen Thieren und Pflanzen, die sich der alle Theile der Erde hin unter Gerll und Kiesablagerungen begraben finden. Eben so lt sich erkennen, da manche ehemals zusammenhngende Lnder vom Gewsser durchbrochen und zerrissen und der Zusammenhang mancher Meere durch das Emporsteigen neuen Landes getrennt wurde. Auch lebt bei allen Hauptvl-kern der Erde die, wenn auch entstellte, Erinnerung an den Untergang des ersten Men-schengeschlechis und an die Erhaltung eines oder mehrerer Menschenpaare. (2.) Von dem armenischen Gebirg Ararat, wo nach dem ersten Verlaufen der Gewsser die Arche stehen blieb und Noah nach einem feierlichen Shn- und Dankopfer einen neuen Bund mit Gott schlo, sollte sich das neue Menschengeschlecht auf der in ihrer Oberflche gnzlich vernderten^Erde wieder mehren und ausbreiten. Dies geschah durch Noah's drei Shne e>em, Ham und Japhet, denen der Patriarch das Geschick ihrer Stmme im Voraus andeutete. Denn Ijam, der Vater Kanaans, wurde der Stammvater der hamitischen Vl-ker der heien Zone in Sdasien und Afrika, die bis heute den Fluch der Knechtschaft tragen, den nur das Christenthum wegzunehmen vermag. Sein wurde der Stammvater der semitischen Völker in Westasien, von welchen besonders das Volk Israel der nheren Offenbarungen Gottes gewrdigt wurde. Iaphet (b. i. der Ausgebreitete) wrbe der Stammvater der nordasiatischen und der meisten europischen Völker, die in der Folge (nach dem Abfall Israels vom Buudesgotte) in die Htten Sem's" d. i. in den Bund Gottes aufgenommen werden sollten. (3.) Aber auch bei Noah's Nachkommen, welche im Lande Sinear (zwischen dem Euphrat und Tigris) wohnten, nahm mit dem Wachsthum der Bevlkerung das -sndige Verderben wieder berhand. Das Land fate die Menge nicht mehr, aber die Fruchtbarkeit des Bodens fesselte sie, und das Bestreben, sich zusammen zu halten, trieb sie zur Erbauung eines hohen Thurmes, der ihnen zu einem Sammelplatz und zugleich zu einem Denkmal eigenen Ruhms dienen sollte. Weil aber dieses eigenwillige Beisammenleben wider den gttlichen Heilsplan war, dem gem sich das Menschengeschlecht der die ganze Erde ausbreiten sollte, so lie es Gott zu einer Völker- und Sprachenscheidung kommen. Durch sie entstanden je nach dem Charakter der Abstamm-ung, der klimatischen Verschiedenheit der Wohnsitze und der dadurch bedingten Lebensweise die verschieden gearteten Völker mit ihren eigentmlichen Sprachen. Dennoch ist, ungeachtet der verschiedenen Rassen und ihrer Abweichungen in der Kopf- und Gesichtsbildung, ungeachtet der verschiedenen Sprachen und ihrer unzhligen Mundarten die Einheit der gemeinsamen Abstamm-ung der Menschheit nicht zu verkennen. Man unterscheidet fnf Menschenrassen: die kaukasis che (weie), die mongolische (gelbe), die thiopisch e (schwarze), die australische (braune), die amerikanische (rothe). Zur kaukasischen Rasse gehren die Völker Europa's (mit Ausnahme der Lappen), des sbwestlichen Asiens und der Kstenlnber Norb-Asrika's. An die Geschichte dieser Völker ist die Entwickelung der Menschheit geknpft. Völker, die sich in fruchtbaren Ebenen und Fluth le r n nieberlieen, betrieben den Sitten milbernben Ackerbau, welcher zur Grnbung von Orts chafte n und S tbten fhrte, in benen sich das Gewerbwesen und der Lanbhanbel (durch Caravamn) und allmhlich auch Kunst und Wissenschaft ausbilbete. Völker, die cm wohl-gelegenen Meresksten ihre Sitze aufschlugen, verfielen auf Schifffahrt und See-Handel, welcher entfernte Lnder einander nhert und neben dem Austausch der Pro-bucte auch die Befriebigung geistiger Bedrfnisse frdert. Völker bagegen, welche in

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 9

1845 - Heidelberg : Winter
§. 3. Die Noachiten. 9 oder weniger abgeschlossenen, auf sich selbst beschränkten Hal- tung die Aufgabe liegt, zuerst die eigenen Kräfte zu üben und auszubilden, und dadurch sie zu späterer freier Wieder- vereinigung mit den andern geschickt zu machen, damit zu- letzt Eine Heerde unter Einem Hirten werde. ' Aus Iaphet's Geschleckt entstanden die Völker indi- scher, griechischer, lateinischer, germanischer, slavischer und verwandter Zunge; aus Scm's Geschlechtc die Völker chaldäischer, syrischer, hebräischer, arabischer und verwand- ter Sprache; aus Ham's Geschlechte die Völker kanaani- tischen, mongolischen, (zum Theil) äthiopischen und ägyp- tischen, so wie sonst afrikanischen Bluts. Sämmtliche Sprachen japhetitischen Ursprungs nennt man auch den indogermanischen S p r a ch st a m m, der sich von der Südspitze Vorderindiens in nordwestlicher Richtung bis Island hinzieht, und zu welchem die Vorderindier, die Perser und alle Europäer (mit Ausnahme der Türken, Un- garn, Lappen, Finnen und Basken) gehören. Dem semi- tischen S p r a ch st a m m e gehört das Hebräische, Arabische und Aramäische an, welches letztere in's Syrische und Chal- däische zerfällt. Andere Sprachstämme sind der nro n go- tische, mit dem das Türkische zusammenhängt; der fin- nische, dem das Ungarische zugehört; der chinesische, mit dem die hinterindischen Sprachen Zusammenhängen; end- lich die afrikanischen und amerikanischen Sprachstämme. So verschieden die Wohnsitze waren, die sie bei ihrem Weiterwandern wählten oder fanden, so verschieden bildeten sich auch in größeren Familien und Volksstämmen ihre Lebens- weisen und Schicksale aus. Die sich in fruchtbaren Ebenen (wie in Mesopotamien) oder in Flußthälern (wie am Euphrat, am Ganges,, am Jordan, am Nil re.) niederließen, fanden sich allmählig zum A ck e r b a u und zu dem mit ihm verbundenen ruhigen und bequemen Städteleben mit seinen Gewerben und Künsten, jo wie zu dem damit verbundenen Land- (Ka- rawanen-) Handel eingeladen.

5. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 25

1845 - Heidelberg : Winter
§. 8. Die Äthiopen. 25 hundert vor Christo die noch weiter verbreitete Secte des B u d d h a i s m u s auf, der, als eine Art Reform des vor der Einwanderung des Brahmaismus in Indien einheimisch gewesenen Aberglaubens, zunächst aus dem Wischnudienst her- vorgieng. Obgleich er einen vollen Gegensatz gegen den Brah- maismus bildete, verwendete er doch die ganze Mythologie desselben zur Einkleidung seiner philosophischen Grundsätze und entwickelte einen überaus glänzenden Cultus. Weil er aber durch seine Nichtachtung der Kasteneinrichtung die brah- mahnische Staatsverfassung gefährdete, brach eine allgemeine Verfolgung gegen ihn aus. Er mußte endlich ganz Vorder- Indien räumen und sich in fremde Länder flüchten, so daß er sich nun mit seinen 150 Millionen Anhängern von Ceylon nach Hinterindien, Tübet, China, Japan, der Mongolei und dem nordöstlichen Sibirien hinzieht. Die Äthiopen. 8. Aas heutige Nubien war in den ältesten Zeiten im Besitze vieler Negerstämme, von denen einige als wilde Iägervölker die Ufer des heutigenatbar's, eines östlichen Nebenflusses des Nils, andere als rohe Fischervölker (Ichthyphagen) die Küste des arabischen Meerbusens, wieder andere als halbgesittete Hirtenvölker die Thäler und Höhlengrotten des vom Nil östlich gelegenen Gebirgs be- wohnten und daher von den Griechen Troglotyden ge- nannt wurden. Nachher wanderten aus Indien oder von der Nordküste des persischen Meerbusens her, vertriebene indische und zwar ku- sch i t i s ch e Priester- und Kriegerstämme ein, von deren griechi- schem Namen Äthiopen das Land Äthiopien (in der Bibel Kusch) genannt ward. Diese Einwanderer stifteten, wahrscheinlich nach vielen Kämpfen mit den Ureinwohnern, zwischen dem östlichen der beiden den Nil bildenden Flüsse und dem Anfang des Nils

6. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 28

1845 - Heidelberg : Winter
28 §. 9. Die Ägypter. Die Ägypter. §. 9. ^Per Namen Ägypten (in der Bibel Mizraim ge- nannt) bezeichnte zunächst das durch die jährliche Überschwem- mung des Nils fruchtbare Thalland, welches im Westen durch einen mäßigen Felsdamm gegen den Sand der libyschen Wüste geschützt, und im Osten längs des arabischen Meer- busens von schroffen Gebirgszügen begränzt ist. Sein mitt- lerer und unterer Theil war einst Meeresboden und wurde erst nach und nach durch das Zurücktreten des Meeres frei. Ursprünglich war es gleichfalls von nomadischetl Völkerstäm- men bewohnt, die der Negerraye angehörten. Allmählig wurde es von Meroö aus, und zwar zuerst Obcrägypten, später Mittelägypten, endlich das zuletzt vom Meer verlassene Unterägypten, durch Priestercolo< nieen besetzt, von welchen die bildungsfähigeren unter jenen nomadischen Völkern unterworfen, nach Abstammung und Beschäftigung kastenartig geordnet und beherrscht wurden. Die Verachtung, die nachher auf dem Nomaden- oder Hir- tenstande ruhte, hatte ihren Ursprung eben in dem Bestreben jener ersten Landesgesetzgeber, die Einwohner des Landes an den Ackerbau und dadurch an feste Wohnsitze zu gewöhnen und ihnen den Gegensatz zu den, das Nilthal von beiden Seiten umgebenden, aller Bildung abgeneigten Nomaden- stämmen recht fühlbar zu machen. Die strenge Auseinander- haltung der Kasten selbst aber (deren Zahl sich bei den Ägyptern allmählig auf sieben vermehrte) wurzelte, wie in Indien und Äthiopien, in dem Bestreben, den obern Ka- sten die Reinheit des kaukasischen Blutes und zugleich die Herrschaft über die untern Kasten zu sichern. Eine der ältesten Priestercolonieen war Thebüis mit der Stadt Theben in Oberägypten, wovon noch Tempel- reste vorhanden sind. Anfangs hatte jede dieser Priesterniederlassungen in dem zu ihrem Tempel gehörigen Bezirke ihre eigene Herrschaft welche von den Priestern durch einen, vielleicht anfangs

7. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 13

1845 - Heidelberg : Winter
§. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. 13 einrichteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten und einflußreichsten derselben gezeigt werden. Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt, wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des Zusammenlebens der Menschen, welche man Familie heißt, deren Haupt der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familien- glieder durch die von seinem Willen ausgehende Hausordnung und Haussitte zusammenhält und als Versorger und Erzieher der Seinigen zugleich ihr Regent und häuslicher Priester ist. In weiterer Entwicklung erwuchs aus der Familie, und zwar aus den herangewachsenen, neue Familien bildenden Gliedern, welche beisammenblieben und die im Vaterhaus geübte Lebens- art fortführten,— ein Geschlecht oder Stamm, an dessen Spitze der Geschlechts- odep Stammälteste steht. Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und findet lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt und unbehindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hoch- ebenen und in Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Der- gleichen Völker mit patriarchalischer Verfassung haben (wie noch heute die Beduinen in Arabien, die Horden der In- dianer in Amerika :c.) keine eigentliche Geschichte. Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, frei- willig oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammenge- drängt, vorzüglich in fruchtbaren Niederungen und Fluß- thälern, sich ansiedeln. Denn von da an erst tritt der Mensch mit der Natur in thätigen Kampf, um ihr seinen Unterhalt abzuzwingen, und zugleich mit seinem Nach- bar in Verein, um mit seiner Hülfe die Hemmnisse der Natur, z. B. Regen und Kälte (durch schützendes Obdach), ausgetretene Flüsse (durch Eindämmung), ausgedürrten Boden (durch Bewässerung) und ähnliche Übel, denen er vorher bei seinem Wanderleben mehr hatte ausweichen können, leichter zu besiegen, theils um Beeinträchtigungen anderer, feindlicher Stämme kräftiger abzuweisen. Mit der Entstehung einer Niederlassung ergab sich eine

8. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 23

1845 - Heidelberg : Winter
tz. 7. Die Inder. 23 verletztheit durch die empörendsten Strafen, ihre Herrschaft durch die unerhörtesten Vorrechte zu sichern, und hatten auf alle erdenklichen Fälle des bürgerlichen Lebens tiefst eingrei- fenden Einfluß. Die Priester- und die Kriegerkafte enthalten die Nachkommen derer, die bei der frühesten Einwanderung das Land eroberten, — die beiden untern Klassen die Nachkommen derer, die als unterjochte Urbewohner jenen dienten und sich der neuen Ordnung und Bildung gelehrig fügten. Beweis dafür ist die weiße Haut und kaukasische Gesichtsbildung der obern Kasten, dagegen die dunklere Farbe und minder edle Gesichtsbildung der unteren Kasten. Die Vermischung dieser vier Kasten mit einander wurde als ein Abfall von der Urvollkommenheit angesehen. Durch Verheirathung von Gliedern einer höhern Kaste mit Gliedern einer nieder« entstanden mindergeachttte Mittelklassen; durch Verheirathung aber eines Mannes der letzten Klasse (d. i. der Handwerker oder S o u d r a s sspr. Schudris) mit einem Weibe aus einer der drei obern Kasten entstand eine völlig unreine, verachtete Kaste. — Wer sein Fortkommen in seiner Kaste nicht fand, durfte nur zum Gewerbe der nächst niedern Kaste greifen, so daß einer aus der Kaste der Handarbeiter oder Soudra's sich zu einem Gewerbe der unreinen Kaste entschließen mußte. Der verworfenste Volksstamm der Inder sind die Paria's, d. i. der Abkömmlinge derjenigen Ur- einwohner Indiens, die in der Urzeit von den Einwanderern als wild vorgefunden worden waren und, weil sie sich keiner Kultur fügen wollten, mit unmenschlicher Verachtung behan- delt und dadurch großcntheils nur zu noch tieferer Rohheit hinabgedrückt wurden. Ursprünglich waren die Könige (Fürsten), deren das große Land stets mehrere zugleich hatte, bloß aus der Bra- minenkaste; nachher kamen Könige aus der Kriegerkaste em- por, die aber von den Priestern abhängig waren. Königen aus einer niederen Kaste durften die Brammen keine Ehr- furcht bezeugen. — Der König setzte über jede Provinz ein

9. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 237

1845 - Heidelberg : Winter
§. 86. Das Reich der Osmanen. 237 kinder gehört, die alle fünf Jahre im osmanischen Reiche aus- gehoben und im Islam erzogen wurden, und von denen ein Theil zu niedrigen Diensten, ein Theil zu Ianitfcharen be- stimmt wurde, — die begabtesten aber in den Serai's in strenger Zucht heranwuchsen und dann entweder in die ersten Schaaren der Pforten-Sipahi's, d. i. der kaiserlichen Leib- wache oder in die Klaffe der Staatsbeamten eintraten. Auf dieser Einrichtung beruhte die Hauptkraft der osmanischen Macht: denn bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts hin bestund das Heer der Ianitfcharen, so wie die Klasse der höhern Staatsbeamten, nur aus jenen christlich geborenen und im Serai erzogenen Sclaven, und daß man nachher von diesem echt türkischen Grundsatz abgieng, war eine von den Hauptursachen, welche diesen Staat allmählig in Verfall brachten.) Jener Znuhamrned Ii war es alsdann, der dem schwa- chen Überreste des griechischen Reichs dtzrch die Eroberung von Constantinopel 1453 (s. §. 84 a. E.) ein Ende machte, nach Scanderbeg's Tode 1467 Albanien in Besitz nahm, das türkische Reich vollends befestigte und cs durch ein Gesetzbuch ordnete. Von nun an wurde die T ü r k e n m a ch t durch ihre beständigen verheerenden Streifzüge nach Ungarn und Öster- reich für die Christenheit eine furchtbare Geisel. Das schöne Land der unterjochten Griechen aber wurde durch den wil- den Sinn seiner kriegerischen Bezwinger zum größten Theil fast eine menschenleere Wüste. Während die vornehmen Griechen meist vor ihren Unterdrückern krochen, lebte das gemeine Volk in tiefster Armuth und Knechtschaft, und nur auf den Inseln erhielten sich Reste der edleren griechischen Natur.

10. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 180

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
180 Bäume. Er ist der höchste von allen, und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächst auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt' er, und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umfasset die Felsen der Erde, und er tauchet sein Haupt in die Bläue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er stehet unerschiittert, frei wie ein Gott, und ohne die Bedürfnisse des niedern Thales. Darum heißt er auch ein Baum Gottes, den Iehovah gepflanzt hat — und stehet ein Bild des Gesalbten des Höchsten." „Eins nur fehlet ihm," sagte Hiram, — „die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht." Da lächelte Salomo und sprach: „Redest Du im Scherz, Hiram, oder als der Beherrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Königin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbt sie nicht die Paläste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Iehovah's. — Mein Freund, es gibt edlere Früchte, als welche der Gaumen verlangt." Indem sie also redeten, rollte plötzlich ein Gewitter hinauf gen Libanon, und es donnerte gewaltig. Die Könige aber standen im Dickicht des Waldes schweigend und voll Ehrfurcht. Da kam ein Strahl aus dem Gewölk und zerriß eine Eeder von dem Gipfel bis an die Wurzel und krachend stürzte sie am Abhang des Gebirges hernieder. Das Gewölk aber zog brausend vorüber. Da traten die Könige zu der gefallenen Ceder und sprachen unter einander: „Was ist alle irdische Größe vor dem Angesicht des Erhabenen? — Er rollt die Himmel zusammen, wie ein Gewand, und die Erde ist vor ihm, wie ein Tropfen am Eimer. — Wer mag bestehen vor dem König der Könige?" Nach einem langen, stillen Nachdenken, während sie vor der zerschmetterten Ceder standen, sprach Hiram: „Wenn man die Natur iu ihrer furchtbaren Größe gesehen hat, dünkt es beinahe thöricht, dem Herrn der Schöpfung einen Tempel bauen zu wollen. Wozu bedürfte er des Tempels von Menschenhänden gemacht?" „Nicht Er," antwortete Salomo, „aber der Mensch bedarf dessen. Das unermeßliche Werk der Schöpfung beugt ihn nieder und gesellt ihn zu dem Staube, aus welchem sein Leib gebildet ward. Sein eigenes Werk — als ob es den Unsichtbaren, Allgegenwär- tigen umschlösse und begrenze — soll ihn erheben. — Nicht das beinerne und fleischerne Gewölbe der Brust ist der Geist des Menschen. Hiram, auch wir sind göttlichen Geschlechts!"
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