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1. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 1

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
I. Die Zeit des Heidentums. 1. Land und Keule zur Urzeit. 1. Das Land. Vor mehr als 2000 Jahren sah es in unserer Heimat und unserem Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Städte und Dörfer, Äcker und Wiesen, Landstraßen und Eisenbahnen gab es noch nicht. Dichter Urwald, voll mächtiger Eichen und Buchen, bedeckte das Land. Rehe, Hirsche und Füchse hausten darin wie heute, aber auch Bären und Wölfe, Elentiere und Auerochsen. Wilde Pferde weideten auf sonnigen Waldblößen, und in Eichengründen wühlten Herden wilder Schweine. In Thälern und Niederungen sammelte sich Wasser in reicher Fülle zu Bächen und Flüssen: niemand dämmte sie ein und regelte ihre» Lauf; so entstanden Sümpfe, Flußarme und Werder, wo Fischotter und Biber ihr Wesen trieben. Die Luft war rauh und feucht, und oft lagerte dichter Nebel auf Berg und Thal. Manche Orts- und Flurnamen erinnern noch heute an den Zustand unseres Landes zur Urzeit. 2. Die Leute. In dieses Land sind unsere Vorfahren lange vor Christi Geburt eingewandert. Auch in unsere Gegend kamen Züge des wandernden Volkes: Mgnner, Frauen und Kinder. Sie waren groß von Gestalt, stark und schön, hatten eine weiße, reine Hautfarbe, frische rote Wangen und langes flachsgelbes Haar, das Männern und Frauen in reicher Fülle um den Nacken hing. Aus den gebräunten Gesichtern leuchteten blaue Augen voll Mut und Freiheitstolz. Die Männer trugen einen langen Leibrock aus Seinen oder Wolle, darüber das Fell eines wilden Tieres, mit dessen Schädelhaut sie ihren Kops bedeckten. Umgürtet waren sie mit kurzem Schwert; die rechte Hand hielt einen langen Wurfspeer, der linke Arm den Schild aus Lindenholz. Die Frauen trugen ein langes Leinenhemd, darüber einen Mantel, den eine Spange über der Brust zusammenhielt. Die Kinder waren barfuß, barhaupt und ähnlich gekleidet wie die Alten. Mit sich führten die Wanderer große Viehherden und Wagen voll Hab und Gut. Wochenlang ging die Fahrt durch den wilden, unwegsamen Wald, dahin an Flüssen und Bächen. 3. Die Sprache. Wir nennen unsere Vorfahren die alten Deutschen, obgleich sie selbst den Namen Deutsche noch nicht Tecklenburg, Deutsche Geschichte. 1

2. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 8

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
8 I. Die Zeit -es Heidentums geschah im Jahre 9 nach Christi Geburt. Man nennt diesen Kampf die Schlacht im Teutoburger Walde. — Später versuchten die Römer noch einige Male, unser Land zu erobern; es wollte ihnen aber nicht gelingen. Mit Recht wird daher Armin als der Befreier unseres Vaterlandes gepriesen. Ihm zu Ehren ist in unserer Zeit auf dem Teutoburger Walde bei Detmold das Hermannsdenkmal errichtet. Es zeigt die Gestalt Armins in mächtiger Größe mit erhobenem Schwerte, darauf stehen die Worte: „Deutschlands Einheit meine Stärke, meine Stärke Deutschsands Macht." 3. Der friedliche Verkehr mit den Römern. Nach der Kriegszeit entwickelte sich zwischen Römern und Deutschen ein friedlicher Verkehr. Aus den römischen Standlagern und Niederlassungen am Rhein und an der oberen Donau entstanden Städte, am Rhein: Basel, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln u. a.; im Gebiete der Donau-Augsburg, Salzburg und Wien. Von Baden-Baden bis nach Aachen hinab war fast jede warme und heilkräftige Quelle bekannt, benutzt und meist schon überbaut. Eisenbergwerke wurden ausgebeutet und Reben an den sonnigen Ufern der Mosel und des Rheins gepflanzt. Die veredelten Apfelarten, Birnen. Pflaumen, Quitten, die meisten Gartenfrüchte, wie Erbsen, Linsen, Bohnen und Kohl, dazu einen vollkomm-neren Ackerbau verdanken wir den Römern. Der römische Kaufmann gelangte auf wenig gebahnten Handelswegen sogar bis zur Nord- und Ostsee; mit ihm sind auch die ersten Juden zu uns gekommen. Im Innern Deutschlands handelte der Römer Pferde und Rinder, Pelzwerk und Felle, Daunen, Wolle, ja von den Friesen selbst Wollengewebe ein; Rauchfleisch, Honig, Rüben und Rettige von riesiger Größe wurden nach Rom versandt, auch Spargel vom Rhein, Fische aus deutschen Flüssen und seltenes Geflügel. Die Ostseeküste lieferte den wertvollen Bernstein. Mit deutschem Goldhaare schmückten sich römische Frauen. Die Deutschen besamen dagegen von Rom den viel begehrten Gold- und Silberschmuck, feinere Kleidung, südliche Weine und schöne Waffen. Römisches Geld wurde bei diesem Handel das mehr und mehr gangbare Tanschmiltel. 6. Uölkerlmndmjse und Völkerwanderung. 200—500. 1. Völkerbündnisse. Durch den Andrang der Römer und anderer mächtiger Nachbaren wurden die alten Deutschen genötigt, sich enger aneinander zu schließen. Aus den Völkerschaften gingen daher nach und nach größere Völkerbündnisse hervor. Aus diese Weise entstand am Oberrhein der Bund der Alemannen, am Niederrhein der Bund der Franken, an Weser und Unterelbe der Sachsenbund und weit hinter der Oder und Weichsel bis zum Schwarzen Meere der Bund der Goten. Die Friesen an den Küsten der Nordsee blieben für sich. In diesen Verbänden bildeten sich besondere Stammeseigentümlichkeiten aus, die in späterer Zeit das Entstehen der Staaten begünstigten. 2. Die Völkerwanderung, a) Anlaß. Oft geschah es, daß Völkerschaften durch die Unfruchtbarkeit des Landes, durch zu große Volkszahl oder auch durch feindliche Nachbarn gezwungen wurden, mit Weib und Kind und fahrender Habe auszuwandern, um bessere Wohnplätze zu suchen. Auch in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt waren noch stets einige Völkerschaften auf der Wanderfahrt. Einen neuen

3. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 31

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Iii. Die Zeit der Lehen-berrschaft. 31 19. Das Ordensland Preußen. 1230. 1. Die heidnischen Preußen. Das alte deutsche Reich erstreckte sich im Osten bis zur Elbe. Durch die Kämpfe, die Albrecht der Bär und Heinrich der Löwe jenseit der Elbe geführt hatten, war die Grenze bis in die Odergegend vorgeschoben und auch das Christentum in den Gebieten zwischen Elbe und Oder ausgebreitet worden. Die alten Preußen, die an der Ostsee zwischen Weichsel und Memel wohnten, waren jedoch erbitterte Feinde der Christen und der Deutschen; sie opferten ihren heidnischen Göttern, erschlugen die Boten des Christentums und unternahmen in die deutschen Gebiete verheerende Einfälle und Streifzüge. Kaum konnten sich die umwohnenden Christen der unruhigen Nachbarn erwehren. 2. Preußen wird deutsch und christlich. Um diesem Zustande ein Ende zu machen, zog im Jahre 1230 ein Heer deutscher Ordensritter gegen die Preußen. Dieser Zug galt als Kreuzzug, so daß viele Kreuzfahrer sich den Rittern anschlossen. Tapfer kämpften die alten Preußen für ihren Glauben und ihre Freiheit; dennoch ward ein Stamm nach dem anderen unterworfen. An der Weichsel legten die Ordensritter feste Burgen und Plätze an, aus denen die Städte Thorn, Kulm, Marienburg. Elbing, Marienwerder u.a. entstanden sind. Auch die Stadt Königsberg wurde in dieser Zeit durch den Böhmenkönig Ottokar gegründet. In den erbitterten Kämpfen, die mehr als 50 Jahre dauerten, wurde die altpreußische Bevölkerung fast gänzlich aufgerieben, so daß ihr Land später durch Kolonisten aus dem Westen Deutschlands neu besiedelt werden mußte. Nun wohnten Deutsche bis an die Ufer der Memel. Deutsche Sprache, deutsche Sitte und Art breitete sich durch sie in dem fremden Lande aus; deutsche Orte entstanden, und ihre deutschen Namen, wie Friedland, Osterode, Momngen, Hohnstein, Strasburg u. ct. verraten noch heute, woher die Besiedler jener Gegenden gekommen sind. Mit dem Deutschtum hatte auch das Christentum im alten Preußenlande eine Stätte ge- sunden. 3. Das Ordensland Prenszen. Der Kaiser hatte dem Ritterorden das Preußenland als Eigentum versprochen, falls es erobert würde. So kam es unter die Herrschaft des Ordens und hieß Ordens- land Preußen. Der Ordensmeifter war der Herrscher des Landes; er nahm seinen Sitz in der Marienburg, die an der Nogat gar prächtig erbaut wurde. Heute noch zeugt die Burg nebst der Ordenskirche von der ehemaligen Macht des Ordens. Nach dem weißen Mantel mit schwarzem Kreuz, den die Ordensritter trugen, galt fortan Schwarz-Weiß als Landesfarbe in Preußen. Der Name des Landes sollte in späterer Zeit noch besondere Bedeutung erlangen.

4. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 42

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
42 V. Oie Zeit der Reformen. Festlande vor Amerika; er nannte sie San Salvador, d.h. Erlöserinsel. Die Eingeborenen waren von kupferroter Hautfarbe und gingen unbekleidet. Voll Staunen sahen sie die weißen fremden Männer. Von San Salvador aus fuhr Kolumbus weiter und fand die großen Inseln Kuba und Haiti. Dann kehrte er zurück und ward in Spanien als Entdecker einer neuen Welt mit großem Jubel empfangen. Noch dreimal hat Kolumbus die gefährliche Reife gemacht und fand bei der letzten Fahrt auch die Küste des Festlandes von Mittelamerika. Daß er einen neuen Erdteil aufgefunden, wußte Kolumbus nicht; er hielt das Land für einen Teil Indiens; daher führen die Inseln Mittelamerikas noch heute den Namen Westindien. — Später haben andere Entdecker den Erdteil weiter durchforscht und erobert und ihm den Namen Amerika gegeben. 3. Folgen der Entdeckung, a) Änderungen im Verkehr. Die Entdeckung Amerikas ist auch für uns von der größten Bedeutung geworden. Die Gewächse Indiens wurden nach dem neuen Erdteile verpflanzt und gediehen daselbst wie in ihrer Heimat. Die Handelsleute holten nunmehr die kostbaren Schätze aus dem näheren Westen und versorgten unser Land über Holland, Hamburg und Bremen mit den fremdländischen Erzeugnissen. Seitdem verödeten die alten Handelsstraßen im Süden unseres Vaterlandes; Augsburg, Nürnberg u. a. Städte verloren ihre Bedeutung. b) Änderungen in der Lebensweise. Amerika bot aber auch eigenartige Erzeugnisse: Tabak und Kartoffeln. Obwohl das Tabakrauchen anfangs als Unsitte verboten wurde, verbreitete es sich doch immer mehr. Der Tabak wurde auch in unserm Vaterlande angebaut und ist seitdem für manche Gegenden eine wichtige Pflanze geworden. Die Kartoffel ist erst nach vielen Jahren in Europa und Deutschland heimisch geworden, und es hat viel Mühe gekostet, ehe sich der Bauer dazu verstand, sie, die jetzt ein so wichtiges Nahrungsmittel ist, auf seinem Acker anzubauen. Auch das Gold ist in reichem Maße von Amerika nach Europa gekommen und hat die Anwendung des Goldgeldes gefördert. Fremde Gewürze, Reis, Thee und Kaffee waren bis dahin dem deutschen Dorfe fremd, wenn sie auch in der Stadt von den Reichen gebraucht wurden. Nach und nach hat aber auch auf dem Dorfe der Kaffee die Morgensuppe verdrängt, und die Baumwolle Amerikas ist vielfach an die Stelle des deutschen Flachses getreten. Viele Deutsche sind im Laufe der Zeit nach der neuen Welt ausgewandert, und es giebt jetzt wenig Leute in deutschen Landen, die nicht Verwandte und Bekannte in Amerika haben, und Briefe von dort bekommen und dahin schreiben. 27. Kaiser Maximilian 1. und seine Einrichtungen. 1500. 1. Der letzte Ritter. Im Jahre 1493 wurde Maximilian I. deutscher Kaiser. Er war aus dem Geschlechte der Habsburger.

5. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. VI

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Vi vorwsrt. es erlebt haben, wie an der unterrichtlichen Herausarbeitung dieses Bildes die Schüler voll Aufmerksamkeit und Interesse sich beteiligen, um das Richtige dieser Maßnahmen ganz zu würdigen. Von diesem besonderen Bilde ist dann der Schluß auf die Beschaffenheit des gesamten Vaterlandes, also auf die Allgemeinheit, auf das Abstraktum, ohne Schwierigkeiten zu machen. Und wenn dann, am Ende des Unterrichtsganges, der Schüler im stände ist, auf Grund des Durch- und Erarbeiteten, abstrahierend von den heimischen Einzelheiten, in großen Zügen eine Beschreibung von dem Urzustände Deutschlands überhaupt zu geben, so hat eine solche Unterrichtsstunde geleistet, was sie leisten soll: sie hat nach psychologischen Grundsätzen vom Besonderen zum Allgemeinen geführt, hat den Schüler mitarbeiten lassen, also seine Kraft gebildet, hat das Verständnis für gegenwärtige Erscheinungen angebahnt und im Schüler an alledem Freude und Interesse erweckt. Das Ergebnis der Unterrichtsstunde ist ein Abstraktum und gehört daher auf die Stufe der Zusammenfassung oder des Systems.*) Das Unterrichtsresultat ist in Nr. 1, Abs. 1 des vorliegenden Buches enthalten und kann nun dem Schüler zur Befestigung durch häusliche oder Schullektüre überlassen werden. Die Art und Weise der Erarbeitung des Stoffes gewährleistet, daß bei der Wiederholung, Übung und Anwendung der Schüler stets die konkreten heimatlichen Grundlagen vor Augen hat, er also vor leerem Wortwissen bewahrt bleibt. Auf dem gewonnenen heimatlichen Schauplatze mußte nun die für die Gegend in Frage kommende Völkerschaft mit ihren Sippen, Mark-und Gaugenossenschaften handelnd auftreten. Demgemäß lasse ich z. B- eine Sippe der Cherusker in die Göttinger Gegend einwandern: der Schüler sieht den altgermanischen Völkerzug auf ungebahnten Wegen ins Land einziehen; dabei hat er Gelegenheit, der Einwanderer Gestalt, Aussehen, Tracht, Gebühren, fahrende Habe u. s. w. zu bewundern, das Aufschlagen und die Einrichtungen des Lagers zu beobachten und die Männer von den Gefahren und Vorteilen der Gegend reden zu hören. Mit den Einwanderern sucht der Schüler nach einem passenden Platze zur Ansiedlung und findet die Stätte des benachbarten Dorfes Grone, das nachweislich eine der ältesten cheruskischen Siedelungen ist, vortrefflich geeignet. Damit ist der Schauplatz für die folgenden Partien noch genauer bezeichnet. Hier, wo Wald, Weide, Wasser vorhanden, wo Wald und Weide leicht eine genügende Ackerflur gewinnen ließen, sieht der Göttinger Knabe, wie fein cheruskifcher Vorfahr, ein Edeling oder Freier, für den ich ruhig einen Namen erfinden darf, das Gehöft anlegt, das Haus baut, die Waldbäume umhaut, den Boden urbar macht, wie der Ansiedler in Gemeinschaft mit seiner Sippe die Ackerlose verteilt und Wald und Weide dem genossenschaftlichen Besitz überläßt. Im Hause setzt sich der Knabe mit der Hausgenossenschaft an das Herdfeuer, lernt dabei Sitten und Gebräuche kennen und lauscht *) Vergl. hierzu: Die organische Eingliederung u. s. w.. S. 73 ff., wo eine ausgeführte Lektion die Einzelheiten zeigt.

6. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. VII

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Vorwort. Vii den Worten der alten chernskischen Großmutter, die Sagen und Geschichten von Göttern und Helden erzählt. So oder doch ähnlich sollte sich in, jeder Gegend vor dem geistigen Auge des Schülers das Leben und Treiben der Haus- und Markgenossen entwickeln. Neben der einen Mark entstehen gleichzeitig andere; meistens sind sie durch die älteren Dörfer in jeder Gegend bezeichnet. Die benachbarten Markgenossenschaften haben gemeinsame Angelegenheiten zu besprechen, müssen die Grenzen bestimmen, die schädlichen Tiere des Waldes vertreiben, gemeingefährliche Bösewichter unschädlich machen und anderes mehr. Daraus ergiebt sich der Zusammenschluß der Dorfmarken zu einem Gau und das Bedürfnis nach einem Gau-Versamm-lungsplatz. Das ist die Mahlstätte. Sie ist hier durch eine uralte Linde bezeichnet; aber auch in anderen Gauen läßt sie sich nachweisen. Es ist nur natürlich, wenn im Unterricht diese Stätte den Schauplatz für die Verhandlungen und Besprechungen der Gaugenossen abgiebt, wenn dem Schüler daselbst — ist es möglich an Ort und Stelle — ein anschaulich-ausführliches Bild altgermanischer Rechtspflege entrollt wird, wenn er dort den Heerbann sich versammeln und den jungen Krieger wehrhaft werden sieht. Durch diese Art der Verwendung des typischen Geschichtsberichts*) wird es möglich, fast jede Seite des Kulturlebens unserer Vorfahren auf dem Boden der Heimat vor dem Auge des Schülers lebendig werden zu lassen, und die Errungenschaften der Germanistik setzen uns ja hierzu aufs beste in den Stand. Man wird hier vielleicht einwenden: was ich wolle, sei mehr eine dichterische Betrachtung und Darstellung der historischen Vorgänge, die in ihren Einzelheiten nicht stets der Wirklichkeit entspreche. Allerdings. Aber ist sie darum weniger wahr? Ist sie deshalb unberechtigt? Hat die Schule die Aufgabe, die Ergebnisse der Wissenschaft ohne weiteres in ihrer abstrakten Form dem Schüler einzuprägen? Mit nichten! Wie der Dichter das Recht und die Pflicht hat, in einer historischen Dichtung die Ergebnisse der kulturellen Seite der Geschichtswissenschaft frei zu formen, so darf auch der Lehrer einen Teil dieses künstlerischen Ge-staltens für sich in Anspruch nehmen; ja, er muß es sogar, will er im Unterricht Leben zeigen und Leben wecken. Dies Verfahren, den typischen Geschichtsbericht dort anzuwenden, wo ein spezieller Bericht nicht vorhanden ist, hat daher seine Geltung namentlich für den ersten Unterricht in der deutschen Geschichte und dürfte für Volks- und Mittelschulen und die unteren Klassen höherer Schulen völlig ausreichen. Um aber auch einen Vertreter der Geschichtswissenschaft über die Verwendung des typischen Geschichtsberichts zu hören, führe ich hier das Urteil des Historikers Professor Dr. Ernst Bernheim in Greifswald an, der in einer in den Pommerschen Jahrbüchern veröffentlichten Abhandlung über „Lokalgeschichte und Heimatkunde in ihrer Bedeutung für Wissenschaft und Unterricht" sagt, indem er *) Vergl. hierzu: Die organische Eingliederung, S. 23 u. 69.

7. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 2

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
2 I Die Zeit des lieifcentums. kannten. Auch ihre Sprache wurde noch nicht als die deutsche bezeichnet; sie hatte in den verschiedenen Gegenden besondere Mundarten. Aus den Mundarten des Südens ist das Ober- oder Hochdeutsche, aus denen des Nordens das Nieder- oder Plattdeutsche entstanden. 2. Das altdeutsche Haus und seine Kewohner. 1. Haus und Hof. Hatten die Einwanderer eine Stätte gefunden, wo hinreichend Weide und Wasser vorhanden, und wo der Waldboden gutes Ackerland verhieß, so ließen sie sich daselbst nieder und schlugen ihr Lager auf, um sich anzusiedeln. Die Waldbäume sielen unter den Axthieben der Ansiedler; es entstand eine Lichtung. Dann wurden Plätze für Hans und Hof bestimmt. Jeder Hausvater baute sein Haus selbst mit eigenen Leuten und mit Hilfe der Nachbarn ans gewaltigen Baumstämmen. Die Wände bestanden aus Fachwerk. Die Fächer wurden mit Holz ausgeflochten und dann mit Lehm überkleidet; der Giebel ward hellfarbig und bunt getüncht. Schilf oder Stroh deckten das Haus, und im Winter verdichtete eine Lage Dünger das Dach. Fenster gab es noch nicht; kleine Windlöcher, die mit Läden versehen oder mit Tüchern verhängt wurden, dienten als solche. In der Mitte des Hauses war ein großer Raum, die Diele. Sie diente als Versammlungsraum bei. Festen und Beratungen. An den Seiten derselben waren für die Frauen besondere Gelasse eingerichtet. Hinten aus der Diele stand der Herd, ans rauhen Feldsteinen zusammengefügt und von einfachen Bänken aus Holz oder Stein umgeben. Neben dem Wohn-haufe legten die Ansiedler Vorratspeicher, Viehställe und eine kellerartige Vertiefung für die Winterfrüchte an. Rings um das Haus lag der Hof. Er wurde mit einem Holzzaune oder mit einem Erdwalle eingefriedigt. 2. Hausgenossen und Haushaltung. Der Hausvater galt als Herr über Weib Und Kind, Knechte und Mägde. Der Herr und feine Angehörigen waren frei, Knechte und Mägde unfrei; diese waren ganz in die Gewalt des Herrn gegeben und dursten ihn nur verlassen, wenn er ihnen die Freiheit schenkte. Der Freie zog am liebsten in den Wald hinaus, um gegen wilde Tiere oder unliebsame Nachbaren zu kämpfen; die Pflege des Viehes und die Bestellung des Ackers überließ er den Unfreien. Die Frau und unfreie Mägde besorgten die Haushaltung. Eine Magd drehte die Handmühle; eine andere bereitete aus dem Mehl einen steifen Brei und röstete ihn auf heißen Steinen; das war das Brot unserer Vorfahren; eine dritte Magd zog das Butterfaß, andere halfen beim Bier- und Metbereiten. Wieder andere hatten mit der Spindel zu spinnen, am Webstuhle zu weben, oder Kleider zu fertigen. — Speise und Trank bestanden aus den Erzeugnissen des Ackerbaues und der Viehwirtschaft, aus Mehlfuppe, Hafermus, Eiern, Milch, Butter und Käse; dazu kam Schweine- und Pferdefleisch, Wildbret und Fisch, Met und Bier. Das hauptsächlichste Gewürz war Salz; es wurde gewonnen, indem man die Sole über glühende Eichenholzkohle goß.

8. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 17

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Iii. Die Zeit der Lehen-herrschaft. 17 die alten Volks-und Heldensagen, die bis dahin nur mündlich überliefert morden, sammeln und aufschreiben. Ans seinen Gütern ließ sich Karl alle Rechnungen vorlegen; dann überzählte er Einnahme und Ausgabe, als wäre er nichts als ein Landmann. Ec starb im Jahre 814. Über seine Grabstätte ist nichts Genaues bekannt. Im Münster zu Nachen wird sein Grabstein, der die Aufschrift „Carolo Magno“ trägt, gezeigt. Iii. Die Feit der Lehensherrschaft. 11. Das alle deutsche Reich in seinen Anfangen. 843. 1. Der Zerfall des Frankenreiches. So lange Karl der Große lebte und für Recht und Ordnung sorgte, erging es dem. Volke wohl. Sein Sohn und Nachfolger, Ludwig der Fromme, konnte aber das große Frankenreich nicht zusammenhalten. Nicht einmal seine Söhne konnte er zum Gehorsam zwingen; sie empörten sich gegen den eigenen Vater, so daß dieser voll Schmerz darüber starb. Endlich teilten die Brüder das Land unter sich. Das geschah im Jahre 843 im Vertrage zu Verdun. Der eine erhielt das Land westlich vom Rhein, das heutige Frankreich, der andere das Land östlich vom Rhein und der dritte, Lothar, einen breiten Streifen zwischen beiden, das später den Namen Lotharingen erhielt. Jeder der Brüder schaltete nun in seinem Lande, wie er wollte. 2. Der Anfang des deutschen Reiches. 843. Der Bruder, der den östlichen Teil des Frankenreiches erhielt, hieß Ludwig. Sein Land reichte vom Rhein bis zur Elbe und Saale und zum Böhmer Wald, von der Nordsee bis zu den Alpen. Nach Art der Franken betrachtete sich Ludwig als König der Ostfranken. Bald sollte jedoch Land und Volk einen andern Namen bekommen. Die Sachsen, Bayern, Schwaben und Franken hatten seit Karl dem Großen ihre besonderen Herzöge verloren und gelernt, einem Könige zu gehorchen. Sie redeten dieselbe Sprache, und manche Sitten waren ihnen gemeinsam. Daran merkten die verschiedenen Stämme und Völkerschaften, daß sie als ein Volk zusammengehörten. Weil nun das Volk die eigene Sprache wohl verstand, nicht aber die Sprache der südlichen und westlichen Nachbarn, die vieles in ihrer Sprache von den Römern angenommen hatten, auch nicht die Sprache der Geistlichen, denn diese redeten ganz lateinisch, so nannten die'ostfranken ihre Sprache die deutsche, d. h. die deutliche, die volkstümliche, da jedermann im Volke sie verstehen konnte. Alle, die diese Sprache redeten, fühlten sich als ein Volk, nannten sich Deutsche und das Land, das sie bewohnten, Deutschland. Ludwig, der erste König des deutschen Reiches, erhielt den Beinamen „der Deutsche". 3. Die alten Herzogtümer. Die einzelnen Stämme im Reiche strebten nun danach, ihre alte Selbständigkeit wieder zu erlangen. Namentlich wollten die Nachkommen der alten Stammesherzöge die Herzogswürde wieder herstellen. Dies gelang um so leichter, als räuberische Tecklenburg, Deutsche Geschichte. 2

9. Deutsche Geschichte für evangelische Volksschulen - S. 1

1901 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
I. Die Zeit des Heidentums* 1. Kand und Leute zur Urzeit. 1. Das Land. Vor mehr als 2000 Jahren sah es in unserer Heimat und unserem Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Städte und Drfer, cker und Wiesen, Landstraen und Eisenbahnen gab es noch nicht. Dichter Urwald, voll mchtiger Eichen und Buchen, bedeckte das Land. Rehe, Hirsche und Fchse hausten darin wie heute, aber auch Bren und Wlse, Elentiere und Auerochsen. Wilde Pferde weideten auf sonnigen Waldblen, und in Eichengrnden whlten Herden wilder Schweine. In Thlern und Niederungen sammelte sich Wasser in reicher Flle zu Bchen und Flssen; niemand dmmte sie ein und regelte ihren Lauf; so entstanden Smpfe, Fluarme und Werder, wo Fischotter und Biber ihr Wesen trieben. Die Luft war rauh und feucht, und oft lagerte dichter Nebel auf Berg und Thal. Manche Orts- und Flurnamen erinnern noch heute an den Zustand unseres Landes zur Urzeit. 2. Die Leute. In dieses Land sind unsere Borfahren lange vor Christi Geburt eingewandert. Auch in unsere Gegend kamen Zge des wandernden Volkes: Männer, Frauen und Kinder. Sie waren groß von Gestalt, stark und schn, hatten eine weie, reine Hautfarbe, frische rote Wangen und langes flachsgelbes Haar, das Mnnern und Frauen in reicher Flle um den Nacken hing. Aus den gebrunten Gesichtern leuchteten blaue Augen voll Mut und Freiheitstolz. Die Männer trugen einen langen Leibrock aus Leinen oder Wolle, darber das Fell eines wilden Tieres, mit dessen Schdelhaut sie ihren Kopf bedeckten. Um-grtet waren sie mit kurzem Schwert; die rechte Hand hielt einen langen Wurfspeer, der linke Arm den Schild aus Lindenholz. Die Frauen trugen ein langes Leinenhemd, darber eiueu Mantel, den eine Spange der der Brust zusammenhielt. Die Kinder waren barfu barhaupt und hnlich gekleidet wie die Alten. Mit sich fhrten die Wanderer groe Viehherden und Wagen voll Hab und Gut. Wochen-lang ging die Fahrt durch den wilden, unwegsamen Wald, dahin an Flssen und Bchen. 3. Die Sprache. Wir nennen unsere Vorfahren die alten Deutschen, obgleich sie selbst den Namen Deutsche noch nicht Tecklenburg, Dentsche Geschichte. 1
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