*1. Die alten Deutschen.
Das Land. Deutschland hatte vor 2000 Jahren ein anderes Aussehn als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte, fruchtbare Felder und belebte Straßen erblicken, war damals ein einziger großer Urwald, welcher nur von Sümpfen unterbrochen wurde. Mühsam bahnt sich der Wanderer seinen Weg durch den deutschen Wald, in dem uralte Eichen, Buchen und Birken mit ihren Zweigen den Boden beschatten. Nur spärlich vermögen die Sonnenstrahlen das dichte Laubdach zu durchdringen. Daher ist die Waldluft feucht und kühl. Rauhe Winde und kalte Nebel durchziehen das Land. Die Schlupfwinkel des Waldes gewähren wilden Tieren einen trefflichen Aufenthaltsort. Hier hausen Wölfe, Bären, Elenüere und Auerochsen.
Gestalt und Kleidung. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, waren von hohem Wuchs und starkem Körperbau. Die Haut war weiß, das Haar blond, und stolz blickten ihre blauen Augen. Um ihre Schultern trugen sie die Felle erbeuteter Jagdtiere, oder sie bewaffneten sich mit künstlichen Rüstungen aus Eisen. Später kamen auch leinene Gewänder in Gebrauch, welche die deutschen Frauen geschickt zu weben verstanden.
Wohnung. Das Zusammenleben in Städten war den Deutschen verhaßt. Ein jeder ließ sich da nieder, wo es ihm am besten gefiel. Die Hütten waren aus Baumstämmen und Lehm gebaut, die Wände weiß getüncht oder mit einer bunten Erdart bemalt, die Dächer mit Stroh gedeckt. Unter dem Hause befand sich der Vorratskeller. Um das Haus herum lag der Hofraum und das zum Hanse gehörige Land.
Werkzeuge und Waffen. Die Werkzeuge und Waffen verfertigten die Deutschen in ältester Zeit aus Stein, später aus Eisen. Schon früh entstand daher die Schmiedekunst. Aus der Schmiede kamen die Ackergerätschaften (welche?) und die Kriegswaffen. Die furchtbarste Waffe der Deutschen war der Wurfspeer, mit dem sie aus weiter Ferne ihren Feind sicher treffen konnten. Auch Schwerter. Äxte, Bogen und Pfeile wurden im Kampfe gebraucht. Zum Schutze gegen den Angriff der Feinde diente ein aus Weiden geflochtener Schild. Außer mit dem Helme bedeckten die Deutschen ihr Haupt auch wohl mit der Kopfhaut
Wischmeyer u. Stork, Geschichtsbilder. \
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I. Die Zeit des Heidentums.
1. Land und Keule zur Urzeit.
1. Das Land. Vor mehr als 2000 Jahren sah es in unserer Heimat und unserem Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Städte und Dörfer, Äcker und Wiesen, Landstraßen und Eisenbahnen gab es noch nicht. Dichter Urwald, voll mächtiger Eichen und Buchen, bedeckte das Land. Rehe, Hirsche und Füchse hausten darin wie heute, aber auch Bären und Wölfe, Elentiere und Auerochsen. Wilde Pferde weideten auf sonnigen Waldblößen, und in Eichengründen wühlten Herden wilder Schweine. In Thälern und Niederungen sammelte sich Wasser in reicher Fülle zu Bächen und Flüssen: niemand dämmte sie ein und regelte ihre» Lauf; so entstanden Sümpfe, Flußarme und Werder, wo Fischotter und Biber ihr Wesen trieben. Die Luft war rauh und feucht, und oft lagerte dichter Nebel auf Berg und Thal. Manche Orts- und Flurnamen erinnern noch heute an den Zustand unseres Landes zur Urzeit.
2. Die Leute. In dieses Land sind unsere Vorfahren lange vor Christi Geburt eingewandert. Auch in unsere Gegend kamen Züge des wandernden Volkes: Mgnner, Frauen und Kinder. Sie waren groß von Gestalt, stark und schön, hatten eine weiße, reine Hautfarbe, frische rote Wangen und langes flachsgelbes Haar, das Männern und Frauen in reicher Fülle um den Nacken hing. Aus den gebräunten Gesichtern leuchteten blaue Augen voll Mut und Freiheitstolz. Die Männer trugen einen langen Leibrock aus Seinen oder Wolle, darüber das Fell eines wilden Tieres, mit dessen Schädelhaut sie ihren Kops bedeckten. Umgürtet waren sie mit kurzem Schwert; die rechte Hand hielt einen langen Wurfspeer, der linke Arm den Schild aus Lindenholz. Die Frauen trugen ein langes Leinenhemd, darüber einen Mantel, den eine Spange über der Brust zusammenhielt. Die Kinder waren barfuß, barhaupt und ähnlich gekleidet wie die Alten. Mit sich führten die Wanderer große Viehherden und Wagen voll Hab und Gut. Wochenlang ging die Fahrt durch den wilden, unwegsamen Wald, dahin an Flüssen und Bächen.
3. Die Sprache. Wir nennen unsere Vorfahren die alten Deutschen, obgleich sie selbst den Namen Deutsche noch nicht
Tecklenburg, Deutsche Geschichte. 1
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I. Die Zeit des Heidentums*
1. Kand und Leute zur Urzeit.
1. Das Land. Vor mehr als 2000 Jahren sah es in unserer Heimat und unserem Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Städte und Drfer, cker und Wiesen, Landstraen und Eisenbahnen gab es noch nicht. Dichter Urwald, voll mchtiger Eichen und Buchen, bedeckte das Land. Rehe, Hirsche und Fchse hausten darin wie heute, aber auch Bren und Wlse, Elentiere und Auerochsen. Wilde Pferde weideten auf sonnigen Waldblen, und in Eichengrnden whlten Herden wilder Schweine. In Thlern und Niederungen sammelte sich Wasser in reicher Flle zu Bchen und Flssen; niemand dmmte sie ein und regelte ihren Lauf; so entstanden Smpfe, Fluarme und Werder, wo Fischotter und Biber ihr Wesen trieben. Die Luft war rauh und feucht, und oft lagerte dichter Nebel auf Berg und Thal. Manche Orts- und Flurnamen erinnern noch heute an den Zustand unseres Landes zur Urzeit.
2. Die Leute. In dieses Land sind unsere Borfahren lange vor Christi Geburt eingewandert. Auch in unsere Gegend kamen Zge des wandernden Volkes: Männer, Frauen und Kinder. Sie waren groß von Gestalt, stark und schn, hatten eine weie, reine Hautfarbe, frische rote Wangen und langes flachsgelbes Haar, das Mnnern und Frauen in reicher Flle um den Nacken hing. Aus den gebrunten Gesichtern leuchteten blaue Augen voll Mut und Freiheitstolz. Die Männer trugen einen langen Leibrock aus Leinen oder Wolle, darber das Fell eines wilden Tieres, mit dessen Schdelhaut sie ihren Kopf bedeckten. Um-grtet waren sie mit kurzem Schwert; die rechte Hand hielt einen langen Wurfspeer, der linke Arm den Schild aus Lindenholz. Die Frauen trugen ein langes Leinenhemd, darber eiueu Mantel, den eine Spange der der Brust zusammenhielt. Die Kinder waren barfu barhaupt und hnlich gekleidet wie die Alten. Mit sich fhrten die Wanderer groe Viehherden und Wagen voll Hab und Gut. Wochen-lang ging die Fahrt durch den wilden, unwegsamen Wald, dahin an Flssen und Bchen.
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Tecklenburg, Dentsche Geschichte. 1
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273
127. Pie alten Deutschen.
Die alten Deutschen waren um die Zeit der Geburt Christi, wie '
ihr Land, voll edler Kräfte, aber noch rauh und unverfeinert. Sie
theilten sich in mehrere Stämme, von denen die vornehmsten waren x
die Sweven (Schwaben), die Saren oder Sassen (Sachsen), die Boyern
(Bayern) und die Franken, welche letztere ursprünglich mehr eine Kriegs-
gesellschaft als einen eigentlichen Volksstamm bildeten. Sie alle zu-
sammen nannten stch Di et oder Dio t, das ist das Volk, woraus
das Wort deutsch (diotisk), d. h. zum Volke gehörig, entstanden, ist.
Ihre Haare waren blond oder röthlichgelb, bei den Schwaben oder
Sweven auf dem Wirbel in einen Knoten zusammengebunden, bei den
andern Stämmen meist geschnitten. Die Kleidung war nicht künstlich
noch köstlich; ein als Mantel übergeworfenes Stück wollenen Tuchs, oder
das rauhe, ungegerbte Fell eines Bären oder eines Wolfs, sogar die
Haut eines wilden Schweins deckte die Männer; ihr Helm war dann
wohl eines solchen Thieres Kopf, ein Anblick, der den Römern Grauen
erweckte. Die Weiber hatten ein langes, leinenes Gewand an , das Hals
und Arme frei ließ. Die Augen der alten Deutschen waren blau und
groß, von scharfem und durchdringendem Blick. Ihre Waffen waren un-
gleich. Einige, besonders die Reiter, hatten eiserne Helme von wunder-
barer Gestalt, dem Nachen wilder Thiere ähnlich, ferner auch Harnisch,
Schild und Schwert; daneben zwei Wurfspeere, die ste geschickt zu schleu-
dern wußten. Solche Bewaffnung war aber die seltenere. Die Meisten
trugen nichts als einen hölzernen, oder auch aus Weidenruthen gefloch-
tenen Schild an ihrem linken Arm, und einen Spieß, zum Wurf
wie zum Stoß geschickt, in der rechten* Hand. Arme und Beine waren
unbedeckt und zeigten die außerordentliche Kraft der Muskeln. Denn die
Deutschen richteten von Jugend auf ihre Sorge auf Abhärtung des Kör-
pers, auf Stärke und Schnelligkeit aller Gliedmaßen. Ohne Windeln
und Wiege und Federbetten wuchsen die Kinder kräftig heran und üb-
ten früh, fast gänzlich nackt, den Gebrauch ihrer Glieder. Durch die
gesunde Kraft ihrer Nerven wurde ihnen die Kleidung ersetzt und wi-
derstanden sie den Veränderungen der Luft, der Hitze und Kälte, dem
Regen und dem Schnee. Eine Bären- oder Wolfshaut, auf die Erde
gebreitet, war ihr Lager; dieselbe Haut, wenn der Knabe heranwuchs,
sein Mantel, der kühle Bach seine Erfrischung, so gut im Winter als
im Sommer; die einfachsten Speisen, Milch und Brod, und das Fleisch
von Rindvieh, Wildpret, wohl auch von Pferden seine Nahrung. Bogen
Lesebuch. lg
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Schwaben Sachsen Schwaben
Aus der Geschichte.
1. Die Deutschen um die Zeit von Christi Geburt.
*eber Sinnesart, Lebensweise und Sitten unserer Vorfahren vor
18—19 Jahrhunderten haben wir von ihnen selbst keine Berichte, denn
sie konnten weder lesen noch schreiben; aber die Römer, welche damals auf
der Höhe ihrer Macht und Bildung standen, drangen von dem eroberten
Gallien (jetzt Frankreich) aus häufig in Deutschland ein, und da sic also
vielfach in friedliche oder in feindliche Berührung mit den Bewohnern
desselben geriethen, so hatten sie Gelegenheit genug, die Germanen, wie sic sie
nannten, kennen zu lernen. Sie betrachteten das rohe Naturvolk mit einem
aus Furcht und Bewunderung gemischten Gefühl, und so kam es, daß ihre
Schriftsteller demselben bald eine ganz besondere Beachtung widmeten.
Das Land war damals größtentheils noch mit Urwald bedeckt, doch
hatte die Axt schon begonnen, wette Flächen urbar zu machen. Im Dickicht
der Wälder häuften Auerochsen, Elennthiere, Bären, Eber, Wölfe und zahl-
loses Hochwild. Städte gab es nirgends, auch nicht gebahnte Wege und
Brücken. Die Bewohner des Landes waren vor allen Völkern ausgezeichnet
durch ihre blauen Augen, ihr röthlich gelbes Haar und ihren riesenhaften
Wuchs: sie sollen durchweg sieben Fuß hoch gewesen sein. Eine unbändige
Kraft lebte in ihnen. Uebermüthig wie Knaben fuhren sic auf ihren Holz-
schilden die beeisten Abhänge der Berge herab, über sechs Rosse hinweg-
springen zu können war ihnen ein hoher Ruhm, und die größte Kricgsehrc
sahen sie darin, mit der Faust die Stärksten erlegt zu haben. Daher be-
seelte sic ein stolzes Unabhängigkeitsgefühl: niemandem zu gehorchen, keines
andern zu bedürfen, ganz auf sich allein angewiesen zu sein, war ihnen die
größte Lebensfreude. Namentlich im Norden mieden sie cs deshalb, gesellig
in Dörfern zu wohnen; am liebsten häufte jede Familie für sich auf dem
einsamen Gehöft, umgeben von ihren Wiesen, Aeckern und Wäldern. Wo
sie aber, wie es weiter im Süden mannigfach vorkam, in Dörfern wohnten,
da besaß jeder Grundbesitzer als freies Eigenthum nur Haus, Hof, den
umzäunten Garten und seine Herde, dagegen waren Wald, Weide und Acker-
flur Eigenthum der ganzen Dorfgemeinde, und der Einzelne hatte nur das
Recht, in Gemeinschaft mit seinen Flurgenoffen sie zu benutzen. Aber dies
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Gallien Frankreich Deutschland
803
Das europäische Rußland, welches einen Flächenraum von
90,000 Quadratmeilen und 60 Millionen Bewohner hat, ist von
vielen Flüssen (Dwina, Onega, Newa, Düna, Don, Dniepr, Dniester)
durchschnitten, von denen die Wolga, welche in das kaspische Meer
mündet, der bedeutendste, ja der größte Strom in ganz Europa ist.
Von den vielen Seen in Rußland sind, außer dem kaspischen Meere,
der Ladoga- und Onegasee die bedeutendsten. 15 Meilen östlich
von der Mündung der Wolga liegt der Salzsee Elton, der im
Sommer mit einer dicken Salzkruste bedeckt ist, welche die Regierung
dann losbrechen läßt. Die Karpathen, an der Grenze von Ungarn,
und der 300 Meilen lange Ural sind die merkwürdigsten Gebirge, von
denen das letztere die Grenze zwischen Europa und Asien bildet.
Jsks in Rußland kalt oder warm? — fruchtbar oder unfruchtbar? —
Gegen das Eismeer, nach den Leiden Inseln Spitzbergen und
Neu'sembla hin, am äußersten Norden, ist es so kalt, daß die
Erde dort nichts mehr als Moos und hier und da niedriges Birken-
gestrüpp hervorbringt, und trotzdem ist diese Gegend nicht ganz
von Menschen leer, die jedoch nur ein kümmerliches Dasein fristen;
denn schon über Petersburg hinaus kommt das Getreide nur in
wenigen Gegenden zur Reife, und noch weiter nach Norden giebt
es auch keine Garten- und Baumfrüchte mehr. Dagegen sind diese
öden Landstriche reich an Pelzthieren, Federvieh und Fischen. —
In dem mittlern Theile Rußlands ist die Luft gemäßigt und der
Boden fruchtbar, fast wie bei uns. Es fehlt da nicht an Feld-,
Garten- und Baumfrüchten, an fetten Triften, Wäldern,
Wild, Fischen und Hausthieren. In dem südlichen Theile
(Klein-Rußland) ist die Witterung so warm, daß dort Tabak
und Wein, ja sogar Südfrüchte gedeihen, wie sie in Italien wach-
sen. Hier giebt es fast keine Waldungen, aber unabsehbare Step-
pen (hochliegende grasreiche Landstriche), in denen nomadische
Stämme (Hirtenvölker) mit ihren Viehheerden umherirren und große
Gutsbesitzer zahlreiche Schafheerden halten.
An Getreide hat Rußland im Ganzen einen großen Überstuß,
und alle Lebensmittel sind sehr wohlfeil. Es giebt dort aber auch
in Menge Störe, Hausen, Karpfen, Lachse, Hechte und andere
trefstiche Fische. In den Wäldern leben Rennthiere, Elenthiere,
Marder, Zobel, Hermeline, schwarze und weiße Füchse, Wölfe,
Bären und andere Pelzthiere, so wie eine große Anzahl Vögel.
Auch hält man eine Menge zahmes Vieh: Schafe, Schweine,
Rindvieh und Pferde. Die Bergwerke, besonders im Ural, sind
sehr ergiebig an Gold, Platina, Silber, Kupfer und Eisen;
auch fehlt es nicht an Marmor, Schwefel und Salz.
Rußland hat zwei Hauptstädte: Moskau und Petersburg.
Moskau ist der Mittelpunkt des Landhandels und der russischen
Industrie; seit dem Brande im Jahre 1812 ist es schöner, als es
vorher war, wieder aus der Asche gestiegen und hat jetzt 360,000
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Extrahierte Personennamen: Dwina Düna Zobel
Extrahierte Ortsnamen: Onega Newa Europa Rußland Ungarn Europa Asien Spitzbergen Italien Hausen Moskau Petersburg Moskau
300
Balkangebirge mit seinen Nebengebirgen liefert Gold, Silber, Eisen,
Kupfer, Schwefel, Steinsalz, Meerschaumstein und Marmor.
Auch an schönem Vieh ist kein Mangel. Man hat edle Pferde,
Esel, Maulthiere, Kamele, Schafe, Ziegen, Wildpret, und
die See liefert Fische im Überfluß. Schweinefleisch darf der Türke
nach , seinem Koran nicht essen, und Wein nicht trinken, weßhalb Wein
und Schweine seltene Produkte in diesem Lande sind.
Von dem großen türkischen Reiche, das einst den christlichen Völ-
kern in Europa furchtbar war, ist das prächtig gelegene Konstantinopel
(türkisch Stambul) die Haupt-und Residenzstadt, eine sehr wich-
tige Handelsstadt mit ij2 Million Einwohnern und einem Seehafen an
der Meerenge, welche das schwarze Meer mit dem Meere Mar-
mors verbindet. Das Meer ist durch die Dardanellenstraße
mit dem Archipelagus oder Jnselmeer verbunden. An diesem
liegt die Stadt Salonichi (früher Tessalonich).
Bis in das zweite Jahrzehend dieses Jahrhunderts gehörte zum
türkischen Reiche auch das in alten Zeiten durch seine Weltweisen,
Dichter, Staatsmänner, Baukünstler und Maler, wie durch
Heldenmuth aller seiner Bewohner berühmte Griechenland, welches
aus dem Festlande und aus vielen Inseln im ägeischen oder grie-
chischen Meere besteht. Im Jahre 1821 erhoben sich die Griechen
gegen die Türken, erkämpften im Jahre 1829 ihre Unabhängigkeit und
wählten sich 1632 den bairischen Prinzen Otto zum Könige. Die
Städte im Lande sind nicht bedeutend, denn die Haupt- und Residenz-
stadt Athen zählt nur 35,000 Einwohner; die einst so blühende Stadt
Corinth, in der Paulus lehrte, findet ihr hier am Meerbusen von
Corinth. Von Sparta und Theben find nur noch Trümmern da.
14. Der Olymp.
Nördlich von Larissa, im türkischen Thessalien, streckt sich ein roman-
tischer, aber öder Landstrich dem Meere zu. Schweigen und Einsamkeit
beherrschen ihn so, wie einst der Lärm der Menschen, die sich auf diesem Boden
drängten. Man sieht hie und da Überreste griechischer Straßen, wo kein Fuß
mehr wandelt. Einige Mais seid er in den Thälern und kümmerliche Oliven-
pflanzungen sind die einzigen Zeichen gegenwärtiger Cultur. Zerstörte Dörfer
und verwilderte Baumpflanzungen deuten auf eine noch vor Kurzem reichere
Bevölkerung hin.
Dort erhebt sich der Olymp, ein Berg von 6500 Fuß Höhe. Die ältesten
Griechen hielten ihn für den höchsten Berg, für den Mittelpunkt der Erde. Dort
oben, meinten sie, sei die Behausung der zwölf obersten Götter, deren Haupt sie
Zeus, die Römer Jupiter nannten. Versetzen wir uns auf seinen Gipfel!
Welch ein Umblick! Ein Land breitet sich vor uns aus, in dem ehemals zwanzig
berühmte Völkerschaften lebten. Dies jetzt so entvölkerte Thessalien und jenes
verwüstete Altgriechenland, sie zählten einst über hundert mächtige Städte;
ihre blühenden Felder waren mit Dörfern und Flecken bedeckt; überall drängten
sich Wohnungen, Tempel und die Denkmäler des Gedeihens, des Überflusses, der
Gesittung und Bildung. — Der Griechen Unternehmungsgeist, ihr Sinn und ihre
Kraft höhlten an diesen Küsten tiefe Häfen aus, trockneten pesthauchende
Sümpfe und bedeckten die verödeten Gewässer mit chren Schiffen, deren Flaggen
alle damals bekannten Meere beherrschten. Was ist geworden aus alll diesem in
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Extrahierte Personennamen: Otto Larissa
Extrahierte Ortsnamen: Meerschaumstein Europa Konstantinopel Stambul Griechenland Athen Sparta Theben Thessalien Thessalien
Aus der Geschichte.
1. Die Deutschen um die Zeit von Christi Geburt.
(Aeber Sinnesart, Lebensweise und Sitten unserer Vorfahren vor
18—19 Jahrhunderten haben wir von ihnen selbst keine Berichte, denn
sie konnten weder lesen noch schreiben; aber die Römer, welche damals auf
der Höhe ihrer Macht und Bildung standen, drangen von dem eroberten
Gallien (jetzt Frankreich) aus häufig in Deutschland ein, und da sie also
vielfach in friedliche oder in feindliche Berührung mit den Bewohnern
desselben gericthen, so hatten sie Gelegenheit genug, die Germanen, wie sie sie
nannten, kennen zu lernen. Sie betrachteten das rohe Naturvolk mit einem
aus Furcht und Bewunderung gemischten Gefühl, und so kam cs, daß ihre
Schriftsteller demselben bald eine ganz besondere Beachtung widmeten.
Das Land war damals größtentheils noch mit Urwald bedeckt, doch
hatte die Axt schon begonnen, weite Flächen urbar zu machen. Im Dickicht
der Wälder häuften Auerochsen, Elennthicre, Bären, Eber, Wölfe und zahl-
loses Hochwild. Städte gab es nirgends, auch nicht gebahnte Wege und
Brücken. Die Bewohner des Landes waren vor allen Völkern ausgezeichnet
durch ihre blauen Augen, ihr röthlich gelbes Haar und ihren riesenhaften
Wuchs: sie sollen durchweg sieben Fuß hoch gewesen sein. Eine unbändige
Kraft lebte in ihnen. Uebcrmüthig wie Knaben fuhren sie auf ihren Holz-
schilden die beeisten Abhänge der Berge herab, über sechs Rosse hinweg-
springen zu können war ihnen ein hoher Ruhm, und die größte Kriegsehre
sahen sie darin, mit der Faust die Stärksten erlegt zu haben. Daher be-
seelte sic ein stolzes Unabhängigkeitsgcfühl: niemandem zu gehorchen, keines
andern zu bedürfen, ganz auf sich allein angewiesen zu sein, war ihnen die
größte Lebensfreude. Namentlich im Norden mieden sie es deshalb, gesellig
in Dörfern zu wohnen; am liebsten haus'te jede Familie für sich auf dem
einsamen Gehöft, umgeben von ihren Wiesen. Aeckern und Wäldern. Wo
sie aber, wie es weiter im Süden mannigfach vorkam, in Dörfern wohnten,
da besaß jeder Grundbesitzer als freies Eigenthum nur Haus, Hof, den
umzäunten Garten und seine Herde, dagegen waren Wald, Weide und Acker-
siur Eigenthum der ganzen Dorfgemeinde, und der Einzelne hatte nur das
Recht, in Gemeinschaft mit seinen Flurgenossen sic zu benutzen. Aber dies
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