424
•mit heiligen Bildern zu schmücken, aber nur g Malte waren gestattet.
Später kamen auch geschnitzte und gehauene Bilder hinein, wie man
sie in den heidnischen Tempeln gehabt hatte, und wie es zur Heiden-
zeit gewesen; man schrieb allmählichdiesen Biloern Wunderkräfte zu,
als ob sie heilen, helfen könnten, als ob das vor ihnen ausgesprochene
Gebet kräftiger und besonders verdienstlich sei. Auch die Reliquien
(Überbleibsel heiliger Personen) wurden Gegenstände unchristlicher Ver-
ehrung. Schon Muhamed konnte die Christen, und nicht mit Unrecht,
der Götzendienerei zeihen. Die Geistlichkeit ließ es geschehen; denn
schon hatte das Salz angefangen, dumm zu werden. Verständige
Priester wollten dem abergläubischen Unfug steuern; da brachen furcht-
bare Empörungen aus; man schrie, als sei das Christenthum in Ge-
fahr, die Christen wütheten gegen einander, wie es kaum je die Heiden
gegen sie gethan, bis endlich der Bilderdienst den Sieg davon trug,
und zu Ehren dieses Sieges ein Fest der „Rcchtgläubigkeit" eingesetzt
wurde (842). Das kam daher, weil weder das Volk, noch auch die
Geistlichkeit im Allgemeinen ihre Nahrung aus der heiligen Schrift
schöpften, und das Volk sich ganz der Leitung der Geistlichkeit überließ,
diese aber nur darauf bedacht war, die unwissende Menge durch einen
prunkvollen Gottesdienst an sich zu fesseln, und aus ihrem Aberglauben
den möglichsten Vortheil zu ziehen. Für die Geistesbildung des Volkes
geschah fast gar nichts mehr; wenn es nur treulich die heiligen Cere-
monien mitmachte und vor Priestern und Mönchen sich verneigte, so
war's genug. Der edle Kaiser Karl der Große wollte es gern anders
haben; aber was er für den Volksunterricht that, verschwand wieder
nach seinem Tode. Denn nun wurde der Gottesdienst im ganzen
Abendlande in lateinischer Sprache gehalten, die selbst manche Geist-
liche nicht verstanden, und die Predigt fiel allmählich ganz aus, da man
an deren Stelle das sogenannte Meßopfer setzte.
Unter den Geistlichen im Abendlande erfreute sich der Bischof
von Rom eines vorzüglichen Ansehens. Denn derselbe behauptete,
er sei der Nachfolger des Apostels Petrus, und den h. Petrus habe
der Herr zum Fürsten der Apostel eingesetzt, und darum sei er der
vornehmste unter allen Bischöfen; er nannte sich deshalb Papa
(Papst), d. h. Vater (der Christenheit). Das glaubte man leicht, weil
man die h. Schrift nicht kannte, die ja solchen Behauptungen geradezu
widerspricht (Luc. 9, 46—48). Zudem war der Bischof von Nom
von den christlichen Kaisern immer sehr begünstigt worden, weil sein
Ansehen ihrer Herrschaft sehr förderlich sein konnte. Als nun Pipin
auf des Papstes Rath seinen König des Thrones beraubt und sich
zum Könige der Franken gemacht hatte, da ehrten ihn die fränkischen
Könige auf alle Weise und schenkten ihm den ganzen Kirchenstaat.
Endlich erkannten England, Deutschland und die skandinavischen Reiche
ihn als ihren geistlichen Oberherrn an, da sie in seinem Namen be-
kehrt worden waren. Anfangs war in jener rohen Zeit dies hohe
Ansehen des Papstes der Kirche ein mächtiger Schutz; aber es machte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Apostels Petrus Apostel
3
meinen einige, komme her von einer Waffengattung, welche unter ihnen am häu-
figsten im Gebrauch gewesen, einer Art langen Dolchs oder Messers, Sachs ge-
nannt. Und in der That wissen wir von einem Anruf, mit dem Hengist, welcher
mit seinem Bruder Horsa die sieben angelsächsischen Königreiche gründete, seinen
Genossen zum Kampfe sich fertig zu machen befahl. Er sprach: Nim et Eure
Taxen! — Andere leiten den Namen von dem Umstande her, daß sie keine Nei-
gung zu Wanderungen hatten, sondern lieber in festen Wohnplätzen saßen oder
seßhaft waren.
Mit dem veränderten Namen waren aber weder die Eigenthümlichkeiten des
Landes, welches sie inne hatten, noch der Bewohner Bedürfnisse, Sitten und Ge-
wohnheiten andere geworden. Derselbe Geist des Volkes blieb, dieselbe Liebe zur
Freiheit und Unabhängigkeit von der Gewalt einheimischer Könige und fremder
Eroberer; derselbe Drang nach Thaten, bei denen es Gefahr und'beute gab; der-
selbe Widerwille gegen die stilleren Beschäftigungen des häuslichen Lebens, des
Ackerbaues und der Viehzucht. Der kriegerische Muth suchte zu Land und See
Gelegenheit, sich zu erweisen, so daß die Römer ihre Grenzprovinzen am Rhein
und an der Schelde von den Deutschen oft bedroht sahen und eine eigene Flotte
zur Deckung der benachbarten Küstenländer halten mußten. Im sechsten Jahr-
hundert zerstörten die Sachsen das Königreich Thüringen, welches damals im mitt-
leren Deutschland berühmt war, und nahmen die nördlichen Gegenden des erober-
ten Landes ein. Auch bis nach Italien drangen sie in Verbindung mit den eben-
falls sehr kriegerischen Langobarden, die an der Elbe ihre Stammsitze gehabt, im
Laufe der Zeit ihnen noch näher gerückt waren und in Ober-Italien die nach
ihnen benannte Lombardei eroberten.
Von der Elbe bis zum Rhein und von der Nordsee bis zur Unstrut dehnten
sich jetzt die Sachsen aus, welche nach ihren verschiedenen Wohnsitzen in drei
große Stämme zerfielen. Diejenigen, welche an der Ems, Lippe und Ruhr hau-
seten, hießen Westfalen; jene, welche von der Weser ostwärts bis zur Elbe
hin, im jetzigen Hannoverschen, ihre Niederlassungen hatten, nannte man Ost-
falen; und die, welche an beiden Seiten der Weser bis an die Nordsee hinab
wohnten, wurden Engern genannt.
Wenn die Noth am größesten war und die Angriffe mächtiger Feinde, na-
mentlich der fränkischen Könige, ihnen die Gefahr zeigte, in welcher das heilige Gut
der Freiheit schwebte, schlossen sich die Stämme fester an einander. Besondere
Berathungsplätze, z. B. Markloh oder Marsloh an der Weser, versammelten die
Häupter des Volkes, wo gemeinschaftliche Beschlüsse zur Vertheidigung des Landes
oder zur Aufrechterhaltung des Rechts unter den Insassen gefaßt wurden; denn
ihre alte Verfassung blieb ihnen werth und theuer. Als freie Männer wollten sie
niemandes Unterthanen sein und die alten Sitten bewahren. Dabei war es aber
nicht zu vermeiden, daß einzelne, die sich durch Einsicht, große Besitzungen und
Kriegsruhm hervorgethan, ausgezeichneten Einfluß erhielten. Es bildeten sich des-
halb unter den Sachsen nach und nach drei Hauptstände: Edle, Freie und
Leibeigene oder Hörige.
Die Edeln des Volkes verdrängten zwar den gemeinfreien Wehr-
mann nicht aus seinem Rechte, aber dennoch bildete sich ein Unterschied zwischen
1"
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]